Benutzer:DinoKenner/Palaeoloxodon namadicus
Palaeoloxodon namadicus | ||||||||||||
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Lebendrekonstruktion (Zeichnung) | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Pleistozän | ||||||||||||
800.000 bis 56.000 Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Palaeoloxodon namadicus | ||||||||||||
(Falconer & Cautley, 1846) |
Der heute ausgestorbene Palaeoloxodon namadicus lebte im mittleren und oberen Pleistozän Ost- und Südasiens. Er gehört zu den echten Elefanten (Elephantidae), die sich durch die Reduktion der unteren Schneidezähne, die Bildung von langen Stoßzähnen aus den oberen Schneidezähnen und die Lamellenstruktur der Backenzähne auszeichnen. Aufgrund seiner Stoßzähne und seines damaligen Lebensraums wird er im englischen auch als Asian straight-tusked elephant bezeichnet.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mehrere Studien haben versucht, die Größe des P. namadicus sowie anderer prähistorischer Rüsseltiere zu schätzen. Dafür wird die Oberschenkelknochenlänge mit der Kenntnis der relativen Wachstumsrate verwendet, um die Größe eines unvollständigen Skelettes abzuschätzen. 1905 wurde in Indien ein Teilskelett gefunden, dessen Oberschenkelknochen auf 165 Zentimeter geschätzt wird. Das Tier müsste von dieser Größenangabe aus gesehen eine Widerristgröße von 4,5 Metern erreicht haben. Zwei teilweise erhaltene Oberschenkelknochen, die bereits im 19. Jahrhundert gefunden wurden, hätten eine Gesamtlänge von 160 cm erreicht. Ein weiteres Knochenfragment, dass in der Region um Narsinghpur gefunden wurde, war fast um ein Viertel größer. Die darauf basierende volumetrische Analyse ergab eine großzügige Größenschätzung eines Widerrist von 5,2 Metern und einem Gesamtgewicht von 22 Tonnen.[1]
Im Jahr 2015 deutete eine Studie auf der Grundlage umfangreicher Untersuchungen an fragmentarischen Beinknochenfossilien darauf hin, dass P. namadicus möglicherweise das größte Landsäugetier aller Zeiten war.[2] Es übertraf damit den größten rezenten Elefanten, den Afrikanischen Elefanten, die ausgestorbenen Rüsseltiere Steppenmammut, Präriemammut oder das Deinotherium sowie das als bisher geltende größte Landsäugetier, das Paraceratherium (früher Indricotherium).
Markant war ein auffälliger Kamm, der sich wie ein knöchernes Stirnband um den Schädel legte.[3][4] Bereits Hugh Falconer beschrieb den Schädel als „so grotesk konstruiert, dass sie wie die Karikatur eines Elefantenschädels mit einer Perücke aussieht“.[4] P. namadicus brachte es wie die modernen Elefanten auf 24 Backenzähne. Diese wachsen bei den Tieren phasenweise und der Prozess konnte sich über mehrere Jahrzehnte ziehen. Dadurch lässt sich das Alter eines Exemplares bestimmen. Dadurch fand man heraus, umso älter ein Tier war, desto ausgeprägter war der knöcherne Kamm. Bei großen Exemplaren konnte die Länge über 1,50 m betragen. Um den gewaltigen Schädel tragen zu können, bildeten die Tiere eine starke Nackenmuskulatur aus. Es ist außerdem zu beobachten, dass die Ausprägung des Kamms von Region zu Region unterschiedlich ist und Mitglieder der Palaeoloxodon-Gattung in Afrika und in Vorderasien kleinere Kämmere bildeten, die moderneren Arten in Indien und Europa jedoch größere Kämme hervorbrachten.[4]
Verbreitung und Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es wird heute angenommen, dass P. namadicus während des späten Pleistozäns ausgestorben ist. Palaeoloxodon gehört zu dem Teil der Megafauna, der im Zeitalter des Menschen verschwunden ist.[5][6] Vor ungefährt 56.000 Jahren war es von den Ufern des Dhasan River bis in die Ganga-Ebene im heutigen Uttar Pradesh heimisch.[7]
Systematik
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Innere Systematik der Elefanten nach Meyer et al. 2017[8]
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Der P. namadicus ist eine Art aus der Gattung Palaeoloxodon innerhalb der Familie der Elefanten (Elephantidae). Der Status als eigene Art wird Kontrovers gesehen. Aufgrund der extremen Ähnlichkeiten der Stoßzähne wurde die Art als Unterart von P. antiquus, dem Europäischen Waldelefanten, zugeordnet. Beide Schädelstrukturen unterscheiden sich von denen der modernene Elefanten. Die Gruppierung dieser Gattung wird durch kraniale Synapomorphien mit anderen Arten von Palaeoloxodon unterstützt:[9] Spätere Untersuchungen kamen jedoch zum Ergebnis, dass sich P. namadicus von P. antiquus durch seine weniger robusten Gliedmaßenknochen und den kräftigeren Schädel unterschieden ließe.[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jordi Augusti, Mauricio Antón: Mammoths, Sabertooths, and Hominids. 65 Million Years of Mammalian Evolution in Europe. Columbia University Press, New York NY u. a. 2002, ISBN 0-231-11640-3.
- Erich Thenius: Grundzüge der Faunen- und Verbreitungsgeschichte der Säugetiere. Gustav Fischer, Stuttgart 1980, ISBN 3-437-30312-0.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Acta Palaeontologica Polonica: Proboscideans: Shoulder Height, Body Mass and Shape von Asier Larramendi, 2015, doi=10.4202/app.00136.2014
- ↑ An Ancient Elephant May Have Been Biggest Land Mammal Ever, 17. Juli 2015. Abgerufen am 24. Oktober 2021 (englisch).
- ↑ a b Asier Larramendi, Hanwen Zhang, Maria Rita Palombo, Marco P. Ferretti: The evolution of Palaeoloxodon skull structure: Disentangling phylogenetic, sexually dimorphic, ontogenetic, and allometric morphological signals. In: Quaternary Science Reviews. 229. Jahrgang, Februar 2020, S. 106090, doi:10.1016/j.quascirev.2019.106090, bibcode:2020QSRv..22906090L (englisch).
- ↑ a b c Der Standard: Auf der Spur der letzten großen Elefanten-Emigration vom 13. März 2020, abgerufen am 24. Oktober 2021.
- ↑ A.M. Jukar, S.K. Lyons, P.J. Wagner, M.D. Uhen: Late Quaternary extinctions in the Indian Subcontinent. In: Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology. 562. Jahrgang, Januar 2021, S. 110137, doi:10.1016/j.palaeo.2020.110137 (englisch, elsevier.com).
- ↑ Samuel T. Turvey, Vijay Sathe, Jennifer J. Crees, Advait M. Jukar, Prateek Chakraborty, Adrian M. Lister: Late Quaternary megafaunal extinctions in India: How much do we know? In: Quaternary Science Reviews. 252. Jahrgang, Januar 2021, S. 106740, doi:10.1016/j.quascirev.2020.106740 (englisch, elsevier.com).
- ↑ Rupa Ghosh, R. K. Sehgal, Pradeep Srivastava, U. K. Shukla, A. C. Nanda, D. S. Singh: Discovery of Elephas cf. namadicus from the late Pleistocene strata of Marginal Ganga Plain. In: Journal of the Geological Society of India. 88. Jahrgang, Nr. 5, November 2016, ISSN 0016-7622, S. 559–568, doi:10.1007/s12594-016-0521-7 (englisch).
- ↑ Matthias Meyer, Eleftheria Palkopoulou, Sina Baleka, Mathias Stiller, Kirsty E. H. Penkman, Kurt W. Alt, Yasuko Ishida, Dietrich Mania, Swapan Mallick, Tom Meijer, Harald Meller, Sarah Nagel, Birgit Nickel, Sven Ostritz, Nadin Rohland, Karol Schauer, Tim Schüler, Alfred L Roca, David Reich, Beth Shapiro und Michael Hofreiter: Palaeogenomes of Eurasian straight-tusked elephants challenge the current view of elephant evolution. eLife 6, 2017, S. e25413, doi:10.7554/eLife.25413
- ↑ M.P. Ferretti: The dwarf elephant Palaeoloxodon mnaidriensis from Puntali Cave, Carini (Sicily; late Middle Pleistocene): Anatomy, systematics and phylogenetic relationships. In: Quaternary International. 182. Jahrgang, Nr. 1, Mai 2008, S. 90–108, doi:10.1016/j.quaint.2007.11.003, bibcode:2008QuInt.182...90F.
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