Andreas von Aulock

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Andreas Maria Karl von Aulock (* 23. März 1893 in Kochelsdorf im Kreis Kreuzburg; † 23. Juni 1968 in Wiesbaden) war ein deutscher Oberst im Zweiten Weltkrieg, der durch seine Weigerung, sich im August 1944 den alliierten Einheiten als Festungskommandant von Saint-Malo zu ergeben, gewisse Bekanntheit erlangte.

Andreas war der Sohn des preußischen Leutnants Franz von Aulock (1856–1904) und dessen Ehefrau Antonie Schoenheyder (1864–1950).

Er heiratete am 24. Januar 1917 in Eisenach Martha Walther-Reuter (* 12. Juni 1894 Erlangen), mit der er eine Tochter hatte:

  • Charlotte (* 26. Februar 1920 Göttingen) ⚭ 1956 Wolfgang Huhle (* 26. Februar 1921)

Seine Brüder waren der spätere Generalmajor Hubertus von Aulock und Wilhelm, ein deutscher Ministerialbeamter.

Militärkarriere

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Nach dem Besuch der Kadettenanstalt trat Aulock Ende März 1912 als Leutnant in das 6. Thüringische Infanterie-Regiment Nr. 95 der Preußischen Armee ein. Mit der 3. Kompanie kämpfte Aulock zu Beginn des Ersten Weltkriegs an der belgischen Front bei Namur. Unter Versetzung zur 4. Kompanie, deren Führung er übernahm, kam er an die Ostfront. In Polen kämpfte das Regiment von Dezember 1914 bis März 1915 an der Frontlinie der Bzura bis Rawa Mazowiecka. Während des weiteren Kriegsverlaufs rückte Aulock in den Regimentsstab auf, kämpfte 1916/17 in der Schlacht um Verdun und der Dritten Flandernschlacht. Für sein Verhalten erhielt Aulock beide Klassen des Eisernen Kreuzes.

Nach Kriegsende und einem Aufenthalt in den Offiziersdurchgangslagern Hannoversch-Münden und Göttingen wurde Aulock Anfang April 1920 aus dem Heeresdienst entlassen. Anfang der 20er Jahre war er als Freikorpsführer tätig.

Aulock trat Mitte 1937 dem III. Bataillon des Infanterie-Regiments 87 der Wehrmacht im Rang eines Hauptmanns der Reserve bei. Im Dezember 1938 erhielt er die Beförderung zum Major und trat wieder in den aktiven Dienst ein. Im März 1939 wurde er Kommandeur des II. Bataillons des Infanterie-Regiments 212.

Während des Zweiten Weltkriegs übernahm Aulock als Oberstleutnant im August 1940 das Infanterie-Regiment 226, kämpfte mit diesem Regiment an der Ostfront und nahm ab August 1942 an der Schlacht von Stalingrad teil. Bereits am 27. Oktober 1941 hatte er das Deutsche Kreuz in Gold erhalten.[1] Nach der Schließung des Stalingrader Kessels durch die Rote Armee gehörte Aulock zu den ausgeflogenen Offizieren. Als Kommandeur einer Kampfgruppe der 79. Infanterie-Division erhielt er im November 1943 die Beförderung zum Oberst und das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes für Einsätze im Kuban-Brückenkopf.[1]

In der Folge versetzte ihn das Oberkommando des Heeres (OKH) zur Führerreserve. Nach einem Einsatz beim Wehrmachtbefehlshaber in den Niederlanden, General der Flieger Christiansen, versetzte ihn das OKH Anfang Januar 1944 zur Heeresgruppe D, wo er als Festungskommandant vorgesehen war. Am 15. Februar erfolgte die Ernennung zum Kommandanten von Saint-Malo. Er richtete sein Hauptquartier in der alten Zitadelle der Stadt ein. Deren starke Mauern konnten selbst von panzerbrechenden Granaten mit einem Geschossgewicht von 500 kg nicht durchschlagen werden.

Als die US-Amerikaner nach der alliierten Invasion und zu Beginn der Schlacht um die Bretagne Saint-Malo Anfang August drei Tage lang mit Artilleriefeuer belegt hatten, forderten Abgesandte der Zivilbevölkerung Aulock zur Kapitulation auf, die er aber strikt ablehnte. Nach der Einnahme und Sicherung der Stadt am 14. August wurde ein gefangengenommener deutscher Feldgeistlicher in die Zitadelle entsandt, um ihn zur Kapitulation zu überreden, doch er lehnte ab mit den Worten:

„Ein deutscher Soldat kapituliert nicht.“[2]

Durch seinen tagelange Weigerung, die Festung aufzugeben, musste St. Malo heftige Bombardements über sich ergehen lassen, die zahlreiche Gebäudeschäden hinterließen.[3] Er unterstützte auch die Evakuierung der Bevölkerung, die er später aber bedauerte.[4] Zwei Tage vor seiner Kapitulation erhielt er das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes (551. Verleihung).[1] Aulock ergab sich schließlich am 17. August 1944 mit 400 Soldaten den amerikanischen Streitkräften der 83. Division und wurde gefangen genommen. Am 18. August 1944 wurde Aulock namentlich im Wehrmachtbericht genannt: „Die Besatzung von St. Malo ist der feindlichen Übermacht erlegen. Unaufhörlich unter schwerstem Beschuß, konnte sie sich, nachdem sämtliche schweren Waffen ausgefallen waren, zuletzt nur noch mit Handwaffen zur Wehr setzen. Soldaten aller Wehrmachtteile, unter ihrem Kommandanten Oberst von Aulock, haben hier dem Ansturm stärkster feindlicher Kräfte in fast dreiwöchigem heldenhaftem Ringen standgehalten und dem Gegner hohe blutige Verluste zugefügt. Ihr Kampf wird in die Geschichte eingehen“.[5]

Gegen von Aulock wurde eine Anzeige wegen NS-Gewaltverbrechen erstattet. Er soll während des Russlandfeldzuges im Juli 1941 bei Kämpfen der 6. Armee in den rückwärtigen Gebieten im Raum Sokal, Dubno und Shitomir Willkürerschießungen angeordnet haben. Das Verfahren soll am 29. März 1965 eingestellt worden sein.[6]

  • Peyle, Eric: Andreas von Aulock : L'itinéraire d'un officier prussien dans l'Europe du XXème siècle. Saint-Suliac, Yellow Concept, 2010

Einzelnachweise

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  1. a b c Veit Scherzer: Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 196.
  2. Website zur Schlacht um Saint-Malo und Dinard – Abschnitt The Citadel. Abgerufen am 24. Juni 2006.
  3. HyperWar: US Army in WWII: The Breakout and Pursuit [Chapter 21]. Abgerufen am 22. Juni 2023.
  4. Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg?: Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44. Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-486-70741-0 (google.de [abgerufen am 22. Juni 2023]).
  5. Die Wehrmachtberichte 1939–1945. Band 3, S. 207.
  6. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg - Findbuch EL 48/2 I: Landeskriminalamt Baden-Württemberg - Strukturansicht. Abgerufen am 22. Juni 2023.