All European Academies

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Die All European Academies (abgekürzt als ALLEA) ist ein Zusammenschluss von nationalen Akademien der Wissenschaften in Europa.

Organisation

Die All European Academies (ALLEA) wurde 1994 als Dachverband der europäischen Akademien der Wissenschaft gegründet. 2015 gehören inzwischen 58 europäische Akademien aus über 40 Ländern dazu, darunter zum Beispiel die [der deutschen Akademien der Wissenschaften].Die geographischen Grenzen beschränken sich weder auf die Eurozone noch auf die 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Sie folgen dem System des Europarates. Eine Besonderheit ist, dass ALLEA sowohl naturwissenschaftlich-medizinische als auch geistes- und gesellschaftswissenschaftliche, ferner einige technikwissenschaftlich ausgerichtete Akademien angehören. ALLEA wurde aus einem gemeinsamen Verständnis von Europa und der europäischen Idee heraus gegründet, um den europäischen Wissenschaftsakademien eine Stimme zu geben.

Mission und Strategie

ALLEA fördert die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsakademien, gibt Stellungnahmen zu wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Fragen ab, berät Politik, Wissenschaft und Gesellschaft und fördert den Austausch von Informationen und Erfahrungen zwischen den europäischen Akademien.

Die Aufgaben von ALLEA sind vielfältig: Der Zusammenschluss erstellt Stellungnahmen und unterhält Arbeitsgruppen zu für Europa wichtigen Fragen sowie zu für die europäische Wissenschaft relevanten Themen wie „Wissenschaft und Ethik“, „Urheberrecht“, „Europäische Wissenschaftspolitik“, „Wissenschaftliche Bildung“ oder zu „digitalen Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften“. Bereits aus dieser Aufzählung wird deutlich, dass ALLEA, obwohl es über seine Mitgliedsakademien weit mehr Themen umfasst, einen deutlichen Schwerpunkt auf die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften legt. Alle großen europäischen geistes- und sozialwissenschaftlichen Akademien sind Mitglied von ALLEA.

ALLEA fördert den Austausch von Informationen und Erfahrungen zwischen Akademien, strebt hohe ethische Standards im Bereich der Wissenschaften an und setzt sich für autonome Forschung, wissenschaftliche Institutionen sowie angemessene Arbeitsbedingungen für Wissenschaftler ein. ALLEA zielt darauf, die Bewahrung, den Schutz und die Interpretation europäischen Kulturerbes zu sichern und versucht zur Verbesserung der Konditionen wissenschaftlicher Forschung, beizutragen.

Hauptanliegen von ALLEA ist es, aktiv und unabhängig von politischen, kommerziellen und ideologischen Interessen einen Beitrag zur Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für Wissenschaft und Forschung in Europa zu leisten und somit ein für den wissenschaftlichen Fortschritt und für die Entwicklung von Innovationen geeignetes Umfeld zu schaffen.

Darüber hinaus berät ALLEA Politik, Wissenschaft und Gesellschaft durch grenzüberschreitend und interdisziplinär entwickelte Stellungnahmen von Ständigen und Ad-hoc-Arbeitsgruppen zu wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Fragen. Seit April 2012 ist der Präsident der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, Prof. Dr. Günter Stock, gleichzeitig auch Präsident von ALLEA.

All European Academies Madame de Staël Prize for Cultural Values

Den ersten All European Academies Madame de Staël Prize for Cultural Values verlieh ALLEA im April 2014 in Brüssel an Professor Luisa Passerini. Die Auszeichnung wurde von José Manuel Barroso, dem Präsidenten der Europäischen Kommission (2009 - 2014) vergeben. Die nächste Preisverleihung wird im April 2015 im Rahmen der ALLEA Generalversammlung in Lissabon stattfinden.

Der All European Academies Madame de Staël Prize for Cultural Values wurde nach Anne Louise Germaine Necker, Madame de Staël-Holstein (1766-1817) benannt. Sie gilt als ein Sinnbild für ein Europa, dass durch seine seit langer Zeit bestehenden geistigen und kulturellen Werte geprägt wurde.

Der Preis wird an herausragende Wissenschaftler verliehen, deren Arbeit einen signifikanten Beitrag zu den kulturellen und geistigen Errungenschaften Europas sowie zur Idee der Europäischen Integration leistet und damit ein facettenreiches intellektuelles Europa aufzeigt. Der Preis hebt weiterhin die Bedeutung nicht-technologischer Arbeit und Forschung für Europa hervor. Die Preisträger sind renommiert für ihre Leistungen auf den Gebieten der Geschichte, Politikwissenschaften, Sozialwissenschaften, Religion, Recht oder anderen geisteswissenschaftlichen Gebieten.

Obwohl in Europa bereits Preise an politische Führungspersonen, Intellektuelle oder Artisten verliehen werden, gelangte bisher kein Preis in den Fokus der Öffentlichkeit, der wissenschaftliche Beiträge zur geistigen Einheit und den kulturellen Werten Europas würdigt.

Der All European Academies Madame de Staël Prize for Cultural Values ist mit 25.000€ dotiert und wird von der Stiftung Mercator gefördert. Ein wissenschaftliches Komitee unter Vorsitz des Präsidenten der ALLEA, bestehend aus namhaften Mitgliedern Europäischer Akademien in den Feldern der Sozial- und Geisteswissenschaften, sichtet Nominierungen, bewertet die Leistungen und Errungenschaften der Kandidaten und ermittelt den Preisträger. Die Jury ist ebenfalls für die Wahl eines Laudators verantwortlich.

Aktivitäten

ALLEAs Wissenschaftspolitik beschäftigt sich mit Rahmenkonzepten für Wissenschaft und Forschung innerhalb der Eurozone. ALLEA berät die Europäische Gesellschaft und die Wissenschaftsgemeinschaft sowie eine Vielzahl von Entscheidungsträgern und Interessenvertretern der Wissenschaftspolitik auf Grundlage der Fachkenntnisse führender Wissenschaftler der ALLEA Mitgliedsakademien und akademischen Partnerorganisationen.

Die Positionen, die ALLEA vertritt werden von permanenten bzw. temporären Expertengruppen ausgearbeitet und reflektieren gesellschaftliche, technologische oder ökologische Fragestellungen, mit denen die Wissenschaft und Forschung konfrontiert werden. In diesem Zusammenhang zeigt ALLEA Perspektiven auf oder gibt Handlungsanweisungen, die nötig sind, um das europäische Wissenschaftsfundament aufrechtzuerhalten und auszuweiten. Die von ALLEA gegebenen Empfehlungen erscheinen in Form von analytischen Gutachten, Berichten oder Studien, Vermerken und Stellungnahmen, Artikeln und Abhandlungen.

ALLEAs Schwerpunktbereich beinhaltet das Europäische Forschungsgebiet, das EU-Förderprogramm Horizon 2020, die Digitalisierung, die Forschungsinfrastruktur, das Immaterialgüterrecht sowie Fragen die den freien Zugriff auf diese betreffen, Wissenschaft und Ethik, Wissenschaftsbildung, Sozial- und Geisteswissenschaften sowie die geistige und kulturelle Auffassung Europas.

Struktur

Die Generalversammlung ist ALLEAs höchste gesetzgebende Gewalt, innerhalb der alle Mitgliedsakademien Entscheidungen über die Strategien und Richtlinien, das Gremium sowie den Haushaltsplan des Dachverbandes treffen. Die ALLEA Mitgliedsakademien wählten den Präsidenten und den Vorstand. Diese sind für die operativen ALLEA Aktivitäten zuständig. Der Vorstand besteht aus 8 Mitgliedern zu denen zwei Vizepräsidenten zählen, die wiederum aus den Vorstandsmitgliedern gewählt wurden.

Die ALLEA Arbeitsgruppen bestehen aus führenden Experten der Mitgliedsakademien und beschäftigen sich mit ausgewählten Interessensgebieten. Die Arbeitsgruppen können sowohl von permanenter als auch begrenzter zeitlicher Dauer sein.

Das ALLEA Sekretariat mit Sitz in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin, unterstützt die verschiedenen ALLEA Gremien administrativ und fungiert als Mittelsperson zwischen ihnen.

Vorsitz (seit 2012) Präsident: Günter Stock, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften

Vize-Präsident: Daniela Jezova, Slovak Academy of Sciences

Vize-Präsident: Ed Noort, Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences

Arbeitsgruppen

Permanente Arbeitsgruppe Geistige Eigentumsrechte (Intellectual Property Rights) Geistige Eigentumsrechte, seien es Patente oder das Urheberrecht, haben in der Wissenschaft eine enorme Bedeutung. Seit ihrer Entstehung im Jahr 1990 wurden durch die Permanente Arbeitsgruppe Geistige Eigentumsrechte zahlreiche Reflexionen, Erklärungen und Empfehlungen zu den wichtigsten Fragestellungen der Themen im Bereich Geistige Eigentumsrechte vorbereitet und herausgegeben. Dazu gehört auch der freie Zugang (open access) zu wissenschaftlichen Publikationen, die Stammzellenforschung, das Gemeinschaftspatent oder die Schonfrist für wissenschaftliche Arbeiten (grace period).

Permanente Arbeitsgruppe Wissenschaft&Ethik (Science and Ethics) Die Permanente Arbeitsgruppe Wissenschaft & Ethik setzt sich mit einer großen Bandbreite an Problemen auseinander, sowohl intern (innerhalb der Wissenschaftsgemeinde) als auch extern (Beziehung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft). Die Aktivität der Arbeitsgruppe hat in den letzten Jahren stark zugenommen, um Themen wie u.a. Wissenschaftsintegrität, Verfehlungen im Forschungsverhalten oder ethische Bildung angemessen bearbeiten zu können.

Arbeitsgruppe Wissenschaftsbildung (Science Education) Die Arbeitsgruppe Wissenschaftsbildung engagiert sich sowohl für die Förderung von Wissenschaftsbildung als auch für deren Qualitätsverbesserung. Sie erzeugt ein Bewusstsein für diese Thematik nicht nur innerhalb der allgemeinen Öffentlichkeit sondern insbesondere bei politischen Entscheidungsträgern. Die Arbeitsgruppe unterstützt vor allem das Konzept einer auf Nachfragen beruhenden (sog. Inquiry-based) Wissenschaftsbildung, und will Lehrer auf allen Leveln – ob im Grundschulunterricht oder innerhalb eines Unterrichts einer weiterführenden Schule – angemessen schulen.

Arbeitsgruppe Digitale Geisteswissenschaften (E-Humanities) Die Arbeitsgruppe Digitale Geisteswissenschaften fördert ein Bewusstsein für und identifiziert die Vor- und Nachteile der Digitalen Geisteswissenschaften. Zudem trägt sie zum Vorhaben des freien Zugangs (open access) zu Wissenschaften aus Geistes- und Sozialwissenschaftlicher Perspektive bei und wirkt konsensbildend für gemeinsame Wissenschaftsstandards und die optimale Vorgehensweise für Forschung und Digitalisierung innerhalb der Digitalen Geisteswissenschaften.

Arbeitsgruppe Sozial- und Geisteswissenschaften (Social Sciences and Humanities) Der Zweck der Arbeitsgruppe Sozial- und Geisteswissenschaften liegt darin, sicherzustellen, dass die Interessen eben dieser Wissenschaften innerhalb der ALLEA-Mitgliedsakademien im Rahmen der Gestaltung und Förderung des EU-Programms Horizon 2020 angemessen repräsentiert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, führt die Arbeitsgruppe u.a. Gespräche mit Experten der ALLEA-Mitgliedsakademien und relevanten EU-Institutionen.

Bestandsaufnahme und Analyse geistes- und sozialwissenschaftlicher Grundlagenforschung an den europäischen Wissenschaftsakademien

Während auf nationaler Ebene zahlreiche Forschungsprojekte zu den Themen kulturelles Erbe und europäische Identität durchgeführt werden, mangelt es an einem europaweiten Programm zur Grundlagenforschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Um die Koordination und Integration europäischer Forschungsaktivitäten in Zukunft zu verbessern, hat die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit dem europäischen Akademienverbund ALLEA diese Bestandsaufnahme und –analyse der Langzeitforschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften initiiert.

Das Projekt läuft von August 2013 bis April 2015 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Das Projekt wird von einem wissenschaftlichen Beirat exzellenter Wissenschaftler aus mehreren europäischen Ländern begleitet. Die Ergebnisse des analytischen Berichts werden in gedruckter und digitaler Form zugänglich gemacht.

Mit diesem Projekt soll erstmalig eine Bestandsaufnahme und –analyse der Langzeitforschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften an den europäischen Wissenschaftsakademien durchgeführt werden. Die Ergebnisse sollen die Forschungsaktivitäten in diesen Bereichen transparenter machen und gleichzeitig Kooperationsmöglichkeiten der an vielen europäischen Standorten bearbeiteten Vorhaben aufzeigen. Mittelfristig wird angestrebt, ein gemeinsames europäisches geistes- und sozialwissenschaftliches Förderprogramm zum kulturellen Erbe und zur europäischen Identität zu initiieren und den europäischen Institutionen hierzu konkrete Vorschläge zu machen.


Mitgliedsorganisationen