ATV Arminia zu Tübingen

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Akademische Turnverbindung Arminia zu Tübingen im ATB
Wappen der Akademischen Turnverbindung Arminia zu Tübingen
Wappen Zirkel
Basisdaten
Hochschule/n: Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Gründung: 25. April 1887
Gründungsort: Tübingen
Stiftungsdatum: 25. April 1887
Korporationsverband: Akademischer Turnbund
Farben: hellrot, weiß, karminrot
Art des Bundes: Männerbund
Stellung zur Mensur: nicht schlagend
Wahlspruch: 'Furchtlos und Treu!'
Feldgeschrei (Panier): 'Arminia sei's Panier'
Mitglieder insgesamt: ca. 160
Aktive: 22
Website: www.atv-arminia.de

Die Akademische Turnverbindung Arminia zu Tübingen ist eine nicht schlagende Sportverbindung an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Sie bekennt sich zum schwarzen Prinzip und verzichtet damit auf das Tragen von Farben – führt diese aber. Sie wurde am 25. April 1887 gegründet und ist Mitglied im Akademischen Turnbund. Während der ATB ein gemischter Dachverband ist, also sowohl Männer, als auch Frauen, aufnimmt, ist die ATV Arminia zu Tübingen eine reine Männerverbindung.

Allgemeines

Sport

Während bei anderen Studentenverbindungen das Fechten, auch Pauken genannt, das verbindende Element darstellt, ist das bei den ATB-Verbindungen der Sport. Bei der ATV Arminia zu Tübingen zeigt sich das vor allem im wöchentlichen Fußballtraining. Des Weiteren betreiben die aktiven Studenten normalerweise noch individuell weitere Sportarten. So finden sich neben Fußballer auch Handballer, Volleyballer, Schwimmer, Läufer, Turner und viele weitere Sportler zusammen. Unterstrichen wird die sportliche Ausrichtung im ATB durch diverse Turnierangebote innerhalb des Dachverbands. Die ATV Arminia zu Tübingen nimmt dabei vor allem regelmäßig an folgenden Turnieren statt:

Zudem findet alle 3 Jahre das ATB-Fest in unterschiedlichen Austragungsorten statt. Dabei finden sich alle ATB-Verbindung an einem Wochenende zusammen um sich in allen, im ATB ausgeübten Sportarten, zu messen.

Mitglieder

Aktive Mitglieder können alle männlichen Studenten der Eberhard-Karls-Universität Tübingen werden.

Wie im ATB üblich vergibt die ATV Arminia zu Tübingen Biernamen an ihre Füxe. Ausgewählt werden diese Namen durch einen besonderen Namensconvent. Mit der Annahme des Biernamens wird der Fux vollständig aufgenommen und zum Bursche. Historischer Hintergrund dieser Namensgebung ist das Überwinden bzw. Ausblenden von gesellschaftlichen Schichtungen und Privilegien und die Ebenbürtigkeit aller Mitglieder.

Etwas besonderes im Gegensatz zu herkömmlichen studentischen Verbindungen ist der im ATB gängige und praktizierte Duz-Comment. Ehemalige wie Aktive der ATV Arminia und des ATBs reden sich immer mit DU (und Biername) an. Dadurch existiert eine sehr familiäre Atmosphäre in der Korporation und neue Mitglieder werden schnell integriert. Empfängt eine ATB-Verbindung eine ATB-fremde Verbindung in ihrem Haus, so gilt für diese Situation in dem Haus ebenfalls der Duz-Comment. Auch wenn die andere Verbindung normalerweise jeden anderen Verbindungsstudenten siezt, so gilt dies nicht im Haus der ATV Arminia zu Tübingen.

Haus

Das Arminenhaus 2010

Wie die meisten Tübinger Verbindungen besitzt auch die ATV Arminia zu Tübingen ein Haus. Das Arminenhaus der dritten Generation liegt auf dem Österberg sehr zentral in Tübingen und ist umgeben von zahlreichen weiteren Verbindungshäusern.

Farben

Die ATV Arminia zu Tübingen ist nicht farbentragend, sondern farbenführend („schwarzes Prinzip“). Das bedeutet, dass ein Mitglied seine Zugehörigkeit nicht durch das Tragen von Mütze und Band ausdrückt. Dem gegenüber führt ein Mitglied diese Farben am Zipfel. Damit soll ausgeschlossen werden, dass sich die Mitglieder von der allgemeinen Studentenschaft durch auffällig getragene Farben hervortun. Zudem tragen sämtliche ATB-Angehörige die ATB-Anstecknadel am Anzug. Diese ist, dem schwarzen Prinzip entsprechend, schwarz und sehr klein gehalten. Die Farben der Verbindung sind, von unten nach oben gelesen: hellrot – weiß – karminrot.

Farbenlied

Als Farbenlied für die ATV Arminia zu Tübingen wurde das Studentenlied In allen guten Stunden von einem Alten Herren in seiner dritten und vierten Strophe verändert und als „Arminenhymne“ eingeführt. Dieses Lied beschreibt die Freude über das Zusammenkommen der alten und neuen Verbindungsbrüder und durch die Abänderung fließen noch Sportsgeist und Wettkampf ein.

Wappen

Das Wappen zeigt heraldisch rechts oben in weiß auf rot das Turnerkreuz, welches aus vier „F“s besteht, die für den Turner-Wahlspruch stehen: „frisch, fromm, fröhlich, frei“. Heraldisch links daneben befindet sich der Zirkel und das Gründungsjahr der Verbindung. Heraldisch rechts unten sind das württembergische Wappen und heraldisch links daneben die Farben der ATV Arminia zu Tübingen zu erkennen.

Stocherkahn

Arminen, rot-weiß kostümiert, während des Stocherkahnrennens 2009

Wie bei jeder Tübinger Korporation liegt auch ein Stocherkahn der ATV Arminia im Neckar vor Anker. Vom Hölderlinturm aus kann der Tübinger Neckar während der warmen Jahreszeiten von April bis Oktober befahren werden. Auch an dem jährlich stattfindenden Tübinger Stocherkahnrennen, bei dem mittlerweile über 50 Kähne von Vereinen, Fachschaften, Wohnheimen und Korporationen mitfahren, nimmt die ATV Arminia zu Tübingen teil.

Grundsätze

Jede Verbindung begründet sich auf gewisse Grundsätze: als offene und tolerante Verbindung, ist die ATV Arminia zu Tübingen politisch, religiös und ethnisch unabhängig. Drei Komponenten prägen die Verbindung:

  • Sportliche Komponente: Diese Komponente kam mit der studentischen Turnbewegung unter Turnvater Jahn auf. Damals noch als „Leibesübungen“ betitelt, erfüllen sie auch heute noch ihren Zweck: Sport fördert und prägt eine Gemeinschaft und auch den Charakter bzw. die Persönlichkeit des Einzelnen (Wahlspruch des ATBs „mens sana in corpore sano“, lt: „Ein gesunder Geist in einem Gesunden Körper“).
  • Akademische Komponente: Eine Studentenverbindung besteht, wie es der Name verrät, aus Studierenden, welche das Studium als ständige Aufgabe vor sich haben. Der eigene Anspruch, der Mitglieder der ATV Arminia zu Tübingen, an sich selbst, das Beste aus dem Studium herauszuholen, ist hierbei die Herausforderung. In der Gemeinschaft finden sie dazu Rückhalt und Unterstützung.
  • Gesellschaftliche Komponente: Das Verbindungsleben prägt und fördert menschliche und sittliche Beziehungen durch Veranstaltungen, Umgang mit Ehemaligen und dem Zusammenleben in einem Verbindungshaus. Im Verbindungsleben anfallende Aufgaben und organisatorische Herausforderungen bereiten zudem auf das Arbeitsleben nach dem Studium vor und fördern die Soziale Kompetenz.

Zu den Grundsätzen kommen noch einige Prinzipien:

Lebensbundprinzip

Innerhalb der Verbindung pflegt man das Lebensbundprinzip, eine Art Generationsvertrag, bei dem generations- und fachübergreifende Freundschaften entstehen. Es beinhaltet eine Mitgliedschaft, die über die Beendigung des Studiums hinausgeht, wobei die „Alten Herren“ (ehemalige Studierende) den Kontakt zu derzeit Studierenden (Aktiven) pflegen und sie an Lebens-/Berufserfahrungen teilhaben lassen und sie dabei auch finanziell unterstützen können.

Conventsprinzip

Das Conventsprinzip (auch Mehrheitsprinzip genannt) bedeutet, dass im Rahmen von Conventen alle Angelegenheiten der Selbstverwaltung der Aktivitas demokratisch beschlossen werden.

Geschichte

Chargenfoto im Vollwichs aus den Gründerzeiten

Das Jahr 1887

  • 25. April: Gründung der ATV durch sieben Burschen der ATV Gothania Jena, Germania München und der ATV zu Berlin mit Hilfe der Tübinger Turngemeinde (bereits ein Jahr später fanden sich schon 36 Aktive in dem ATV)
  • als Akademischer Turnverein Tübingen: „ATV Tübingen“.
  • 2. August: Beitritt zum ATB auf dem ATB-Tag in Jena
  • als Korporation in Tübingen wurden eigene Waffen (Säbel), Wichs, der Deutsche Biercomment, ein Trinkzwang und die unbedingte Satisfaktion eingeführt.

Die ersten Schritte

  • 23. Januar 1892: Erweiterung des Namens zu „ATV Arminia Tübingen“ und die Gründung des „Alt-Herren“-Verbandes
  • 17. Januar 1894 Ruhesteintreffen (der südlichen ATB-Korporationen)
  • Das Fechten wurde zur Pflicht gemacht und Waffen angeschafft. Hintergrund dazu war der Wunsch sich in der Verbindungsszene etablieren zu wollen (1895)
  • Das erste Haus in der Neckarhalde wird bezogen (WS 1902/03)
    1. Arminenhaus in der Neckarhalde 35 (ab 1902)
    Lage des 1. Arminenhauses am Neckar (vorne links im Bild)

Die Turnverbindung

  • 19. Juni 1911: erneute Namensänderungen zu „Akademische Turnverbindung Arminia zu Tübingen“
  • Die ATV genießt den Ruf der besten Turner unter den Korporationen und verwaltet die Kasse des Ausschusses Tübinger Korporationen. Aber auch für ihre erfolgreichen Säbelpartien kannte man die ATV Arminia zu Tübingen (WS 1912/13)
  • Der Biercomment wird dem Sport angepasst: Trinkzwang entfällt für diejenigen, die am nächsten Tag einen Wettkampf bestreiten (1912).
  • Zusätzliche Sportarten werden eingeführt: Leichtathletik und Ballspiele

Der Einfluss des Ersten Weltkriegs

Die Arminia hat viele Verluste zu beklagen: Der Verbindungsbetrieb wird mit verletzten Heimkehrern wieder aufgenommen. Durch eine großzügige Spende eines Alten Herren wird die Arminia vor dem Konkurs gerettet. Dennoch ging das Verbindungshaus verloren – die genauen Hintergründe dazu sind nicht mehr bekannt.

  • 1920/21 Die Kneipkultur nimmt ab, es wird mehr diskutiert.
  • 1927 (SoSe) wird bereits das zweite Haus, diesmal auf dem Österberg, bezogen (nahe der heutigen Österbergwiese)

Die 1930er Jahre

  • Unter Zwang muss das Conventsprinzip dem Führerprinzip weichen. Korporationen haben von nun an generell einen schweren Stand. Dadurch sinkt die Zahl der Aktiven rapide (1933)!
  • Wenige Verbleibende versuchen die Arminia zu erhalten, aber es folgte eine Zwangsverschmelzung mit den Verbindungen Luginsland und Lichtenstein zur Kameradschaft York und damit eine Zwangseingliederung in den Nationalsozialistischen deutschen StudentenBund (NSDStB), was die Auflösung der ATV Arminia zu Tübingen bedeutet. Couleurgegenstände und das Arminenhaus gingen in Besitz der Nationalsozialisten (1935).
Turn-Ehrenurkunde vom IV. ATB-Fest für die ATV in ihren Anfangsjahren

Nach dem Zweiten Weltkrieg

  • Wie jeder in Deutschland bekommt auch die Arminia das volle Ausmaß der Zerstörung und die vielen Opfer des Zweiten Weltkrieges zu spüren.
  • Ein Freund der Arminia, selbst kein Armine, versteckt den ganzen Krieg über einige wenige Couleurgegenstände, die nach dem Krieg wieder der Arminia zur Verfügung stehen.
  • Auch das Arminenhaus auf dem Österberg überlebt den Krieg nicht.
  • Erstes Treffen von verbliebenen Arminen auf der Rosenau – auf Initiative zweier Alten Herren. (1948)

Der Wiederaufbau

  • 24. Mai 1953 Neugründung des Alt-Herren-Verbandes der Arminia auf dem ATB-Tag in Minden.
  • 1. Mai 1954 erfolgte die Wiedergründung der Aktivitas mit der Unterstützung der bereits länger wiedergegründeten ATV Albertia Göttingen. Im Zuge des Neuaufbaus wurde auf das Fechten, Trinkzwang und auf Kneipen verzichtet. Mit dem Erwerb einer Baracke in der Lustnauer Allee, wurde für den Anfang wieder ein Haus bezogen.
  • 1955 kehrt die Arminia endgültig in den ATB zurück.
  • Die ATV Arminia zu Tübingen bezieht ihr drittes und heutiges Haus (sieht man von der Baracke einmal ab). Dies ist wieder einmal vor allem durch die Großzügigkeit vereinzelter Alten Herren möglich. Außerdem stellen die Arminen den Vorort im ATB (der zu diesem Zeitpunkt bereits wieder aus 29 Korporationen besteht). In diesem Jahr findet das XII. ATB-Fest mit 3000 Besuchern in Reutlingen statt (1957).
  • Ein eigener, an die Sportlichkeit der Verbindung angepasster, Biercomment wird eingeführt und sich damit vom „Allgemeinen deutschen Biercomment“ losgelöst (1959).

Die 1960er Jahre

Die ATV Arminia zu Tübingen hat sich vom Zweiten Weltkrieg erholt und erfährt dies auch in Form von zahlreichen sportlichen Erfolgen. Auch bei dem Tübinger Stocherkahnrennen werden in dieser Zeit die insgesamt einzigen drei Siege geholt. Im WS 66/67 wird die heutige Bierschwemme eingeweiht.

Die 1970er Jahre

  • Der studentischen Bewegung entsprechend, erfolgen mehrere Satzungsreformen (Betitelungen, Rechte und Pflichten werden „angepasst“). Die Damenfrage beschäftigt die Aktivitas.
  • Man trennt sich vom Chargenwichs, Schärpen, Leibverhältnissen und Kneipen (diese finden nur noch vereinzelt statt).

Die 1980er Jahre

  • Zu Beginn erreicht die Aktivitas einen zahlenmäßigen Tiefpunkt
  • Es wird angezogen: Fuxenstunden (damals: Tutorstunden), Leibverhältnisse und vereinzelte Pflichtveranstaltungen werden eingeführt (1988)

Die 1990er Jahre

  • Die Arminen sind erneut im Vorort des ATBs vertreten (1996)
  • Nach dem erneuten Aufkommen der Damenfrage (Damen aufzunehmen ist mittlerweile im ATB jeder Korporation erlaubt) und dem Versuch diese in die Arminia zu integrieren, setzt sich das Prinzip des Männerbundes durch und die Damenfrage kommt zum erliegen.
  • Kneipen finden nun wieder häufiger statt (u. a. auch Kreuzkneipen mit Tübinger und ATB-angehörigen Verbindungen).
  • Vom früheren Chargenwichs werden von jetzt ab nur noch die Schärpen zu hochoffiziellen Anlässen von den Chargen getragen.

Die 2000er Jahre

  • Einführung einer regelmäßigen Arminenparty für die Tübinger Studentenwelt (2004)
  • mehrere, aufeinanderfolgende und groß angelegte Renovierungen durch die Aktivitas im Verbindungshaus
  • Rückkehr zu den traditionellen Betitelungen (Tutor = Fuxmajor, Aktiver= Bursche, Mitgliedsversammlung = Convent,...) (2007).
  • Die Einführung einer Fuxenprüfung, auf großem Wunsch der Aktivitas und die Verankerung des Deutschen Sportabzeichens in der Satzung (als Leistung der Burschen) erfolgte 2010.

Heutiger Zustand

  • Die Aktivenzahl bleibt konstant und das Arminenhaus ist immer vollständig bewohnt. Im Gegensatz zu manchen anderen Korporationen finden sich bei der ATV Arminia zu Tübingen keine Nachwuchsprobleme bei den Aktiven. Auch die Alt-Herrenschaft hält sich in etwa konstant.
  • Der Sport steht in jeglicher Form gleich nach dem Studium im Mittelpunkt. Die Aktiven sind jedes Jahr in ganz Deutschland unterwegs um dort an Sportturnieren teilzunehmen.
  • Dabei werden Traditionen wie z. B. die Kneipen (bis zu drei im Semester) und regelmäßige Convente gepflegt und das theoretische Wissen dazu in Fuxenstunden und als Fuxenordner weitervermittelt und erhalten, ohne dabei das Moderne und Zeitgenössische zu vernachlässigen.

Literatur

  • Werner Kratsch (Hrsg.): Das Verbindungswesen in Tübingen. Eine Dokumentation im Jahre des Universitätsjubiläums 1977. Altherrenschaft der Tübinger Verbindungen, Tübingen 1977., S. 35–36.
  • Altherrenbund des ATB (Hrsg.): 100 Jahre Akademischer Turnbund 1883–1983. Melsungen 1983, S.348–349.