ADB:Adrian, Valentin
[124] Rückkehr wurde er 1823 als außerordentlicher Professor der neueren Sprachen und Litteratur nach Gießen berufen, zugleich mit dem Auftrage, die dortige Universitätsbibliothek wieder in Ordnung zu bringen, ein Geschäft, zu welchem er sich die Befähigung bei seinen Arbeiten an der Würzburger Universitätsbibliothek erworben hatte. Nachdem er ein Jahr darauf ordentlicher Professor geworden war und 1827 eine abermalige Reise nach England gemacht hatte, wurde er 1830 zum ersten Universitätsbibliothekar ernannt.
Adrian: Johann Valentin A., Dichter und Schriftsteller, geb. 17. Sept. 1793 zu Klingenberg bei Aschaffenburg, † 18. Juni 1864. Er besuchte 1806–10 die Schule zu Miltenberg, das Gymnasium zu Aschaffenburg und die dort neu errichtete Karlsuniversität, machte als Freiwilliger den Freiheitskrieg mit und blieb etwa 2 Jahre in Frankreich. Nach dem Friedensschlusse besuchte er nochmals die Universität und zwar Würzburg, um historische und philologische Studien zu treiben. Nachdem er während der J. 1816 und 1817 theils privatisirt, theils am Hoffmann’schen Erziehungsinstitute in Rödelheim bei Frankfurt a. M. als Lehrer gewirkt hatte, besuchte er 1819 die Schweiz und Italien und wurde 1820 Erzieher der Söhne des Grafen Winzingerode, legte jedoch später diese Stelle nieder, um sich nach Paris und London zu begeben. Nach seinerA. übersetzte Byron’s erzählende Gedichte und Einiges von Walter Scott, sowie Bandello’s Novellen und Alsieri’s Virginia. Ein Band eigener Erzählungen erschien 1820; andere Erzählungen und Gedichte sind theils in dem eine Reihe von Jahren hindurch von ihm herausgegebenen Rheinischen Taschenbuche (Frankfurt a. M. bei Sauerländer), theils in anderen Zeitschriften gedruckt. Eine Frucht seiner englischen Reisen waren die 1826–27 erschienenen 2 Bände „Bilder aus England“, „Neuestes Gemälde von London“, 1829, und „Skizzen aus England“, 1830, welche ihrer Zeit viel gelesen wurden. Seine „Grundzüge zu einer provençalischen Grammatik“, 1825, wurden bald durch die Forschungen Anderer überholt. In den letzten Jahrzehenten seines Lebens widmete A. seine Thätigkeit vorzugsweise der Gießener Universitätsbibliothek, deren von ihm gearbeiteter Handschriftenkatalog 1840 erschien und Zusätze dazu 1842. Derselben Beschäftigung entsprangen auch seine „Mittheilungen aus Handschriften und seltenen Drucken“.