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wollen

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch
Person Wortform
Präsens ich will
du willst
er, sie, es will
Präteritum ich wollte
Konjunktiv II ich wollte
Imperativ Singular
Plural
Perfekt Partizip II Hilfsverb
gewollt
wollen
haben
Alle weiteren Formen: Flexion:wollen
[4] Hinweisschild auf einer vernachlässigten Grabstelle, Text: „Angehörige wollen sich bei der Friedhofsverwaltung melden.“

Anmerkung:

Der sehr seltene, eher unübliche[1] Imperativ wolle![2][3] ist überwiegend veraltet. Plural veraltet: wollet.[3] Er hat appellierenden Charakter.

Worttrennung:

wol·len, Präteritum: woll·te, Partizip II: ge·wollt

Aussprache:

IPA: [ˈvɔlən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild wollen (Info), Lautsprecherbild wollen (Info), Lautsprecherbild wollen (Österreich) (Info)
Reime: -ɔlən

Bedeutungen:

[1] Modalverb: entschieden haben und deswegen vorhaben beziehungsweise den Vorsatz haben, etwas zu tun, um etwas zu erlangen oder zu erreichen
[2] Vollverb, transitiv: nur den Wunsch nach etwas haben, danach verlangen, es begehren, sich danach (nur) sehnen
[3] Modalverb, epistemisch: drückt Distanz/Zweifel an einer wiedergegebenen Aussage aus
[4] Modalverb, Konjunktiv I, höflich, formell, veraltend: freundlich auffordern, sollen (abgeschwächt), oft mit „bitte“, auch appellierend

Herkunft:

von mittelhochdeutsch wellen → gmh, wollen → gmh von althochdeutsch wellen → goh (8. Jahrhundert), aus germanisch *waljan, verwandt mit wählen, Wille und wohl sowie englisch will → en, schwedisch vilja → sv, altnordisch vilja → non, niederländisch willen → nl und gotisch wiljan → sv; von der indogermanischen Wurzel *u̯el- „wollen, wählen“, vergleiche velle → la „wollen, beabsichtigen“, altgriechisch ἔλδεσθαι (eldesthai→ grc „wünschen, verlangen“, russisch велеть (veletʹ→ ru „befehlen“, волить (volitʹ→ ru „wollen“, litauisch vélmi → lt, vélti → lt „wünschen, lieber wollen, erlauben“, altindisch vṛṇā́ti, vṛṇītḗ, vṛṇōti „wählt (aus), zieht vor, wünscht, liebt, mag“[4]

Synonyme:

[1] anstreben, anzielen, beabsichtigen
[2] mögen, wünschen
[3] behaupten
[4] mögen5 im Konjunktiv I

Gegenwörter:

[1] ablehnen, meiden, widerstreben

Beispiele:

[1] verkürzt: Ich will morgen zum Friseur. (Ich will morgen zum Friseur [gehen]/[fahren].)
[1] „Ich meine, er hat mir erzählt, was er hat wollen, nicht was ich habe wollen, aber im Großen und Ganzen hat er einen Kontakt mit mir gehabt.“[5]
[1] „Du kannst! So wolle nur! die Thür steht offen.“[6]
[1] „Wolle nur was du sollst, so kannst du was du willst.“[7]
[1, 2] „Wolle fromm, denke frei, handle froh, trage frisch.“[8]
[2] Kinder wollen ein Geschenk vom Weihnachtsmann.
[2] „Ich frage Leute auf der Straße, in der U-Bahn, im Büro, alle woll'n Computer haben, keiner weiß genau wieso.“[9]
[2] „Die große Mehrheit [hat] wie die meisten Menschen im Krieg nur eines gewollt: überleben.“[10]
[2] Euch kann man aber auch nichts anbieten! Wollt halt auch mal was!
[2] „Wolle die Wandlung.“[11]
[2] „Wolle das Gute, erkenne das Wahre, fühle das Schöne“[12]
[3] Er will 3 Jahre in Madrid gelebt haben.
[4] „Wollen Sie bitte meinen aufrichtigen Dank empfangen für Ihre Aussage über meinen Plan.“[13]
[4] „Ihre Aussage, die Drohnentechnik sei ethisch neutral, wollen Sie bitte nicht ernst gemeint haben, Herr Minister.“[14]

Redewendungen:

das will gelernt sein
das will mir nicht in den Kopf
das will nichts besagen
du hast hier gar nichts zu wollen
komme, was da wolle
koste es, was es wolle
mach, was du willst!
mir will scheinen
willst du wohl …!

Wortbildungen:

fortwollen, gewollt (zum Beispiel gewollt freundlich), gottgewollt, heimwollen, heranwollen, heraufwollen, herauswollen, hereinwollen, herüberwollen, herunterwollen, herwollen, hinaufwollen, hinauswollen, hineinwollen, hinüberwollen, hinunterwollen, hinwollen, hinzuwollen, hochwollen, mitwollen, übelwollen, wegwollen, weiterwollen, wiederwollen, Wille, Wohlwollen, zurückwollen

Übersetzungen

[Bearbeiten]
[1–4] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „wollen
[1–4] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „wollen
[1–4] Duden online „wollen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalwollen

Quellen:

  1. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „wollen“ Anmerkung 1: „Dieses Verbum hat keinen Imperativ“
  2. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Die Grammatik. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 6., neu bearbeitete Auflage. Band 4, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1998, ISBN 3-411-04046-7 Randziffer 243, Seite 144: Stichwort „wollen“
  3. 3,0 3,1 Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „wollen“ I. B. 6) und 6)d)
  4. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „wollen
  5. Wolfgang Büscher: Ich war Eichmanns Arzt. In: Welt Online. 11. September 1999, ISSN 0173-8437 (URL, abgerufen am 6. November 2015).
  6. Johann Wolfgang von Goethe: Faust. Eine Tragödie von Goethe. Der Tragödie erster Teil. Cotta, Tübingen 1808, Seite 304 (online auf Wikisource, abgerufen am 20. Dezember 2021), Zeile 4543.
  7. Friedrich Rückert: Die Weisheit des Brahmanen. Band 2, Nummer 256, Weidmann, Leipzig 1837, Seite 153 (Nummer 256 online im Deutschen Textarchiv, abgerufen am 20. Dezember 2021).
  8. Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexikon „Wollen (Verb.)“, Nummer 132.
  9. Der Plan: Gummitwist. Abgerufen am 30. Dezember 2017.
  10. Kerstin Schweighöfer: Judenverfolgung in den Niederlanden – „Nach dem Krieg wurde vieles unter den Teppich gekehrt“. In: Deutschlandradio. 5. Mai 2020 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Europa heute, Text und Audio, Dauer 04:41 mm:ss, online hörbar nur bis 05.11.2020, URL, abgerufen am 5. Mai 2020).
  11. Rainer Maria Rilke: Die Sonette an Orpheus. 1. Auflage. Insel, Leipzig 1923, Zweiter Teil. XII, Seite 46 (online auf Wikisource, abgerufen am 20. Dezember 2021).
  12. Die Schlossschule. Abgerufen am 20. Dezember 2021 (Inschrift an einer Schule, 1876).
  13. Victor Deznai: Wollen Sie bitte meinen... In: Einstein Archives Online. The Hebrew University of Jerusalem, 6. September 1929, abgerufen am 4. September 2020 (Brief an Albert Einstein).
  14. Hans-Peter Bartels: „Ihre Aussage, die Drohnentechnik sei ethisch neutral, wollen Sie bitte nicht ernst gemeint haben, Herr Minister.“. 31. Januar 2013, abgerufen am 4. September 2020.

Nebenformen:

gewollt

Worttrennung:

wol·len

Aussprache:

IPA: [ˈvɔlən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild wollen (Info), Lautsprecherbild wollen (Info), Lautsprecherbild wollen (Österreich) (Info)
Reime: -ɔlən

Grammatische Merkmale:

  • Partizip II des Verbs wollen, außerhalb Österreichs nur in bestimmten grammatischen Konstruktionen, meist unmittelbar nach einem Infinitiv
Positiv Komparativ Superlativ
wollen
Alle weiteren Formen: Flexion:wollen

Worttrennung:

wol·len, das wol·le·ne Tuch, keine Steigerung

Aussprache:

IPA: [ˈvɔlən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild wollen (Info), Lautsprecherbild wollen (Info), Lautsprecherbild wollen (Österreich) (Info)
Reime: -ɔlən

Bedeutungen:

[1] aus Wolle, dem spinnfähigenHaar“ beziehungsweise den Fasern vom Fell von Säugetieren bestehend

Herkunft:

abgeleitet von dem Substantiv Wolle

Synonyme:

[1] woll-, wollig, hären

Gegenwörter:

[1] baumwollen, leinen, linnen, halbleinen, schurwollen, seiden, halbseiden, kunstseiden

Beispiele:

[1] Die wollene Unterhose hält sehr warm.

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] wollenes Gewand, wollener Wams

Übersetzungen

[Bearbeiten]
[1] Wikipedia-Artikel „Wolle
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „wollen
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „wollen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalwollen

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Bollen, Dollen, Mollen, Pollen, Rollen, rollen, sollen, tollen, vollen, wallen, Wällen, wällen, Wellen, wellen, Willen, willen, Wolken, Wolle, wolle, wöllen, Wollin, zollen