König Ohne Tempel, 2 Sam 7
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£ Vetus
Testamentum
Abstract
In 2 Sam 7 old theological ideas are interpreted in a new way. David s wish to build the
is sufficient to constitute the promise of his eternal dynasty in itself. Yet, in the later strata o
text the relation between the king and JHWH has been revised: By entering into the co
not only the king, but also the people of Israel are elected. The people s destination and
lies in the cult and the worship of the Second Temple. In the discussion about God s presen
the temple the theology of his name acts as an intermediary between extreme positions. F
2 Sam 7 is part of a net of reference texts (cf. 2 Sam 6; 24) on the way towards the Chron
picture of David.
Keywords
2 Sam 7, David, Salomon, kingship, ark, temple, divine presence
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T. A. Rudnig/Vetus Testamentum 61 (2011) 426-446 427
Zusammen mit Texten wie Ps 2:7; 89:27 1st er der Ausgangspunkt fur die
Entwicklung einer Theologie des Messianismus sowie der Gottsohnschaft Jesu
Chris ti.
Was sind die zentralen Aussagen von 2 Sam 7? Gehort der Text in ein friihes
Stadium der Davidtradition oder reagiert er bereits auf einen langeren theolo-
giegeschichtlichen Prozess? Angesichts einer komplexen Forschungslage erge-
ben sich erste Einsichten iiber die NathanverheiSung in der Auswertung
einiger kompositionskritischer Beobachtungen, mit denen ich beginnen
mochte. Denn zunachst fallt auf, dass die Zusagen von 2 Sam 7 in ihrem
unmittelbaren Kontext, also dem Samuelbuch und dem Beginn des Konige-
buches, keine oder nur eine ganz marginale Rolle spielen. Dort, wo es darum
geht, wie Salomo seinem Vater auf dem Throne folgt und sich damit die ein-
mal begonnene Dynastie erstmals festigt, wird an keiner Stelle auf eine friiher
ergangene Dynastieverheifiung substantiell Bezug genommen. Doch „gerade
beim Regierungsantritt Salomos hatte sich dies angeboten",1 so etwa Stefan
Seiler. Sparsame Vermerke, die wie 1 Reg 1:37, 47; 2:24 von Salomos Thron,
Namen oder Haus sprechen, konnten zwar als Bezugnahmen auf einzelne
Begriffe von 2 Sam 7 gedeutet werden, sie treffen aber jeweils nur Details und
sind in der Erzahllogik ihres Kontextes nicht verankert.2 Viele Exegeten sehen
deshalb und aus anderen Griinden in ihnen spate Eingriffe in den Text.3
Dieser Blick auf die Thronfolgetexte erlaubt nebenbei erste Riickschliisse
auf den terminus a quo der NathanverheiKung, auf die spater zuriikzukommen
sein wird. Es geht hierbei aber noch um etwas anderes. Denn beriicksichtigt
man die Stellung der Nathanverheifiung in ihrem weiteren Kontext, so zeigen
sich damit trotz der eben genannten Beobachtungen einige ihrer tragenden
theologischen Ideen.
0 Seiler, S. 286, ahnlich Albertz, 1996, S. 178; Waschke, S. 31. 1 Reg 2:4 ist anders als die
Verheifiungen in 2 Sam 7 mit Bedingungen versehen.
2) Bei 1 Reg 2:12, 45, 46b handelt es sich um mit der Wurzel kwn Ni. formulierte Hinweise auf
die Festigkeit von Konigsherrschaft und Thron Salomos, die in ihren jeweiligen Zusammenhang
hineinglossiert wurden. In 2:4 liegt gegen 2 Sam 7 eine Konditionierung vor, zudem ein anderer
Sprachgebrauch!
3) 1 Reg 1:35-37: Hentschel, 1984, S. 19fr; Veijola, S. 16-18 (DtrH), ahnlich Wiirthwein, S. 4,
I6f. Fiir Langlamet, S. 486 gehoren V.35, 37 zur prosalomonischen Redaktion und nach Ver-
meylen, S. 44 3, 553 gehen V.35, 37a auf SI zuriick.
1 Reg 1:46-48: Veijola, S. 16 (DtrH); Wiirthwein, S. 5, 19 (dtr); Langlamet, S. 490-494, 525
(S3); weiterhin Hentschel, 1984, S. 1 9fF; Kratz, S. 180 (DtrS). Vermeylen, S. 439ff, 553, 603
veranschlagt V.46, 47b, 48 fur SI und V.47a fur S2.
1 Reg 2:24: Veijola, S. 22 (Dtr), so auch Wiirthwein, S. 6 mit Anm. 14; Rogers, S. 399; Diet-
rich, 1997, S. 254f.
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Davids Aussage in V.2 „ich wohne in einem Hause von Zedern, die Lade Got-
tes aber wohnt inmitten der Zeltdecke" macht deutlich, dass mit der Situation
der Nathanverheifiung Zweierlei vorausgesetzt ist: Zum einen der Bau eines
Konigspalastes, zum anderen das Vorhandensein der Lade in Jerusalem. Was
den Palastbau betrifft, ist man auf die Informationen von 2 Sam 5:11 ange-
wiesen, wonach Konig Hiram von Tyrus David Baumaterial, auch Zedernholz
(sy rzym), lieferte sowie Fachleute schickte, die David einen Palast [byt)
bauten.4 Von der Uberfuhrung der Lade nach Jerusalem wird anschliefiend in
2 Sam 6 berichtet. Nach 6:17 wird sie in einem Zelt (%/) niedergesetzt, nach-
dem sie in feierlicher Kultprozession eingebracht worden ist.
Mit der Eroberung Jerusalems und der Uberfuhrung der Lade in die neue
Residenzstadt sind die Erzahlungen von Davids Aufstieg (nach Leonhard Rost
klassisch: „Aufstiegsgeschichte") beendet. Das auf die Nathanverheifiung fol-
gende Kapitel 2 Sam 8 enthalt ein Summarium von Davids allesamt erfolgrei-
chen Kriegen gegen Philister, Moabiter, Edomiter, Ammoniter, verschiedene
Aramaerstaaten und Amalekiter, das durch die Berichte von Ammoniter- und
Aramaerkriegen in c.10 und 12 erganzt wird. Diese sind ihrerseits mit der
Geburtsgeschichte Salomos verquickt. Bis 1 Reg 2 folgen Erzahlungen iiber
Auseinandersetzungen und Aufstande (nicht nur) im Hause Davids, die
schliefilich in Salomos Thronfolge miinden (nach Rost „Thronfolgege-
schichte").5 Damit ist die Nathanverheifiung jetzt das Scharnierstiick zwischen
Aufstieg und Thronfolge Davids, den sie und die sie im Riickblick oder Vor-
ausblick zu deuten scheint.
Doch die Placierung an ihren jetzigen Ort verfolgt noch ein anderes Ziel.
Es wurde beobachtet, dass David den Wunsch, dem Herrn einen Tempel zu
bauen, insofern verfriiht aufiert, als seine Herrschaft zu diesem Zeitpunkt
noch nicht gefestigt ist.6 Doch genau diese Vorwegnahme geht auf eine kom-
positorische Absicht zuriick. Die Tatsache, dass nicht David als der Dynastie-
griinder, sondern erst Salomo den Jerusalemer Tempel gebaut hat, rief
4) Bei V.ll handelt es sich um eine Antizipation von 1 Reg 5, wo die Figur Hirams fester im
Kontext verankert ist. Zum Nachweis, dass die Notiz von 1 Reg 5:15-26, 32 abhangig ist, vgl.
Donner, S. 50f. Nach V.9 liefi David sich in der Festung Zion nieder, die er „vom Millo aus nach
innen" ausgebaut hat. Die LXX liest statt MT wbyth „und sein Haus".
5) Dabei ist von den spaten Anhangen in 2 Sam 21-24 abzusehen. Sie setzen bereits die Biicher-
trennung in Sam und Reg voraus, da sie den Zusammenhang von 2 Sam lOff und 1 Reg If
unterbrechen. Das in ihnen vereinigte Material ist sehr disparat und hat nur wenig mit seinem
unmittelbaren Kontext zu tun.
6) Hertzberg, z.St.
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T. A. Rudnig/Vetus Testamentum 61 (2011) 426-446 429
Erklarungsbedarf hervor, ist doch die Sorge des Konigs fur Tempelbau und
Kultpflege eine theologische Grundvorstellung im Alten Orient, „die Verbin-
dung von Konigtum und Heiligtum [ist] geradezu unaufloslich",7 so Wolf-
gang Oswald. In der atl. Traditionsbildung finden sich zwei Erklarungen fiir
Davids „Tempellosigkeit", und die Stellung von 2 Sam 7 scheint ihnen oder
ihren Vorformen bereits Rechnung zu tragen. Nach 1 Reg 5:17 konnte David
wegen der Kriege,8 die ihn in Beschlag nahmen, dem Namen JHWHs keinen
Tempel bauen. Dies zeigt eine Rede Salomos an Hiram, die Teil einer spat-
oder postdtr Einschaltung zur Vorbereitung des Tempelbauberichtes ist (1 Reg
5:1 5-32) .9 Diese Erklarung wird in der chr Konzeption der Davidfigur erheb-
lich weiterentwickelt. Denn die Chronik verankert detaillierte Vorbereitungen
zu Bau, Einrichtung und Personal des Tempels bereits in den Planungen
Davids, den sie zum „Griinder des Tempels und des Gottesdienstes"10 macht.
Der Grund, warum David trotz dieser intensiven Vorbereitungen den Tempel
nicht gebaut hat, wird in 1 Chr 22:8; 28:3 genannt: Er hat Blut in Menge
vergossen und grofie Kriege gefiihrt. Die chr Erklarung besagt damit, dass an
den Handen dessen, der den Tempel erbaut, kein Blut kleben darf; dabei
bleibt gleich, ob man die Motivierung in kultischer (Verunreinigung) oder in
ethischer Hinsicht (Gewalt) deutet.11 Die unvermittelte Stellung von 2 Sam 7
in seinem Kontext deckt sich nicht nur mit der Angabe in 1 Reg 5, dass
die Kriege David nicht die notwendige Ruhe fiir den Bau ermoglicht haben.
Sondern sie scheint auch in die Richtung des spateren chr Erklarungsversu-
ches zu laufen.
Dabei ist zu beriicksichtigen, dass die Masse von Davids militarischen
Aktionen in 2 Sam 8 und 10 genannt werden. Abgesehen von lokal begrenz-
ten Kampfen, die David fiihrte, als er noch in Sauls Diensten stand, stehen
nur die Berichte von den Philisterkampfen 2 Sam 5:17-32 vor der Nathan ver-
heifiung.12 Denn die Philister stellten eine akute Bedrohung dar, der David
vordringlich Herr werden musste. Nach 2 Sam 7 folgen die Kriege, die David
7) Oswald, S. 45, vgl. a.a.O., S. 33-46. Hierzu aufterdem Kutsch, S. 137-153; Ishida, S. 81-99.
Die von a.a.O., S. 86f angefiihrten Gegenbeispiele aus der mesopotamischen Literatur sind
keine abschlagigen Bescheide bei einem Tempelbau. Der Hinweis auf die agyptische Konigsno-
velle (Herrmann, S. 133ff) erklart ferner nur einzelne Aspekte von 2 Sam 7; das gilt auch fiir
samtliche Parallelen zur assyrischen Konigsideologie.
8) Plur. mit einem Ms und Vrs.
9) Noth, 1968, S. 88f (Dtr); Wurthwein, S. 52f (DtrN); Kratz, S. 192 (DtrS).
,0) Wellhausen, S. 176.
n) Dazu Knoppers, S. 772-774.
12) Nach Veijola, S. 97ff wurden die Philisterkriegsberichte erst von DtrG eingebracht.
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in eigener Verantwortung als Konig von Israel und Juda gefuhrt hat. Dass er
in 2 Sam 7 seinen Wunsch, einen Tempel zu bauen, vor diesen Auseinander-
setzungen auSert, hat den Sinn, dass er hier noch nicht durch die Menge des
Kriegsblutes verunreinigt ist.13 Die Chronik reflektiert diese vorliegende Kapi-
telfolge und bringt im Leben Davids unter, was er noch zur Vorbereitung tun
konnte, nachdem ihm das eigentliche Bauansinnen abschlagig beschieden
worden war.
In einem ersten Fazit ist festzuhalten, dass die Nathanverheifiung nicht nur
an ihren Ort placiert wurde, um die Themen von Davids Aufstieg und seiner
Thronfolge zu verbinden, sondern auch verschiedenen Erklarungen Rechnung
zu tragen, warum David selber den Tempel nicht gebaut hat: Kriege haben ihn
aufgehalten, und letztendlich hat er sich mit Blut befleckt. Diese Erklarungen
miissen nicht bereits literarisch vorgelegen haben, sie waren aber auf dem
Wege ihrer gedanklichen Entwicklung. Dass David bei seinem Versuch, den
Tempel zu bauen, noch nicht die Masse seiner Kriege gefuhrt sowie die
bedrohlichen Aufstande bezwungen hat, tragt kulttheologischen Ideen Rech-
nung, die sich auch bei der naheren Analyse von 2 Sam 7 zeigen werden.
Eingangs konnte gezeigt werden, dass die Nathanverheifiung nur sehr locker
in ihren Kontext eingebunden ist. Weder laufen die Texte von Davids Aufstieg
auf sie zu, noch nehmen die Aufstands- und Thronfolgeerzahlungen auf sie
Bezug. Oswald wertet „2Sam 7 insgesamt" als „Zusatz zu den David-Erzah-
lungen des Samuelbuches".14 Nach ihm handelt es sich um einen zentralen
Text im DtrG, der die „Begriindung [sc. der dynastischen Hoffnung] unter
den politischen Bedingungen der zweiten Halfte des 6. Jh.s"15 zum Ziel hat.
Auch andere Ausleger wie Robert Pfeiffer, Christoph Levin, Steven McKenzie
oder Riidiger Lux konnen in der Nathanverheifiung keinen alten Text oder
Textbestand veranschlagen.16 Nach Lux „kommt" in ihr „ganz offensichtlich
eine spate Sicht zum Zuge, die den Konnex von Konigtum und Tempelbau
13) Zwar sind die Ereignisse, von denen bei Davids Aufstieg und seiner Thronfolge berichtet
wird, definitiv nicht unblutig, doch ist bei deren literarischer Darstellung (etwa in 2 Sam 1-5;
10-19) ein starkes apologetisches Interesse zu attestieren, in dem Davids Handlungsweisen
gerechtfertigt werden.
14) Oswald, S. 68.
,5) A.a.O., S. 46.
16) Pfeiffer, S. 371; Levin, S. 251-256; McKenzie, S. 152-178.
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T. A. Rudnig/Vetus Testamentum 61 (2011) 426-446 431
kritisch beurteilt".17 Dagegen steht eine grofiere Gruppe von Exegeten, die
zumindest einen vordtr. Kern herauslosen zu konnen meint.18
Mochte man den literarischen und theologiegeschichtlichen Ort der
Nathanverheifiung bestimmen, so sind einige literar- und redaktionskritische
Uberlegungen vorauszuschicken. Sie betreffen v.a. den Grundbestand des
Kapitels einschlieClich der Frage, ob die Themen von Tempel und Dynastie
von Anfang an zusammen gehort haben.
Auf der Suche nach dem Grundtext muss bei V.l-3 angesetzt werden, denn
ihre einleitenden Angaben sind fur die folgende Szenerie notwendig und
damit im Handlungsablauf fest verankert. Die Einleitungen aller anderen
Abschnitte setzen diese Ausgangssituation voraus.19
Die einzige Alternative bei der Suche nach dem Grundbestand ware, eine
miindliche Vorstufe des Kapitels zu postulieren, wie es etwa Walter Dietrich
oder Michael Pietsch tun. Beide erheben (im Anschluss an Manfred Weippert)20
im Bereich der V. lib- 16 ein altes, ehemals selbstandiges Konigsorakel, das
den Bestand der Dynastie verheifit. Fur eine solche Verheifiung gibt es zwar
Analogien in den neuassyrischen Konigsorakeln Assarhaddons (681-669
v. Chr.) und Assurbanipals (669-630 v. Chr.),21 doch lafit sich ihre Sondierung
in 2 Sam 7 literarisch nicht rechtfertigen. Ihr Text hinge in der Luft, da V. 1 lb
whgyd Ikyhwh ky byty'sh Ikyhwh „und JHWH verkiindet dir, da ss er/JHWH
dir ein Haus bauen wird" keinen befriedigenden Beginn darstellt. Das Tempus
kniipft an keinen vorhergehenden Kontext an, es werden weder Sprecher noch
Adressat genannt. Man ist also auf die V.l-3 gewiesen, die ihrerseits eine
Datierung ermoglichen.
In seinem Palast sitzend, tragt der Konig nach V. 1 -3 dem Propheten Nathan
seinen Wunsch vor, der Lade Gottes einen Tempel zu bauen. Diesen macht er
allerdings nicht explizit, sondern formuliert ihn in einer Andeutung, und zwar
mithilfe von zwei parallelen Nominalsatzen mit dem Qal-Partizip ywsb. Doch
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22) Vgl. 1 Sam 14:7; 1 Reg 8:17, 18; 1 Chr 22:7; 28:2; 2 Chr 6:7, 8; 24:4. Gegen Noth, 1966,
S. 343 handelt es sich nicht einfach um eine Hoflichkeitsaussage.
23) Soil hier bewusst noch etwas offen gehalten werden?
24) Ex 26:1-13; 36:8-17 ca. 44 Belege; Num 4:25; J es 54:2; Jer 4:20; 10:20; 49:29; Hab 3:7;
Ps 104:2; Cant 1:5; 1 Chr 1:17. In Jer 4:20; 10:20; Hab 3:7 als pars pro toto fur Zelt.
25) Dazu Levin, S. 252; Porzig, S. 174f. Zum Artikelgebrauch Gesenius, § 126, 4; Waltke/
O'Connor, § 13.5.1 e.
26) Gen 23:10; Jer 9:5; 29:32; 39:3, 14; 40:5, 6; Ez 31:17; Sach 5:7; Hi 2:8. Zur P-Wendung vgl.
Ex 25:8; 29:45f; 1 Reg 6:13; Ez 43:7, 9; Jes 33:5; Ps 78:60.
27) Fehlt in Peschitta.
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T. A. Rudnig/Vetus Testamentum 61 (2011) 426-446 433
In seiner Untersuchung iiber die Lade JHWHs hat Porzig aufierdem nach-
gewiesen, dass in 2 Sam 6 „[s]patdeuteronomistische Redaktoren - ob vor-
oder nachpriestergrundschriftlich - . . . fur die Einholung [sc. der Lade] nach
Jerusalem verantwortlich"29 zeichnen; dieses Urteil betrifft bereits die Grunder-
zahlung von 2 Sam 6, zu der V.17 nicht gehort.30 Doch auch wenn man diese
Grunderzahlung friiher datieren mochte, bleibt die Beobachtung, dass die
Notiz, nach der David ein Zelt fur die Lade aufschlagt, nicht zum Grundtext
gehort. Wie Wolfgang Zwickel zeigen konnte, wird durch den (nach ihm
nachexilischen) Zusatz V.15, 17-19* aus der Einholung der Lade eine grofie
Kultprozession gemacht.31
Zuriick zur Nathanverheifiung. Ein weiterer Hinweis zur Datierung ergibt
sich aus 2 Sam 7:1b. Wenn dieser in einem invertierten Verbalsatz „und
JHWH hatte ihm Ruhe verschafft, ringsum vor all seinen Feinden" den Hin-
tergrund oder die Voraussetzung der Szene benennt, so entspricht dies gutem
hebraischen Erzahlstil und braucht gegen eine grofiere Zahl von Auslegern
nicht als sekundar erklart zu werden.32 Zitiert wird mit V.lb die auf der Wur-
zel nwh hi. I basierende Ruheformel (vgl. V.l 1), deren dtr Konzeption Georg
Braulik herausgearbeitet hat.33 Sie begegnet hier im auch in Jos 22:4; 1 Reg
5:18 zu findenden uf-x-qatal der Verbform; das uf-qatal-xv on 2 Sam 7:1 1 hat
in Dtn 12: 10 eine Parallele, wo wie in 2 Sam 7: 1 , 11 die Erganzung „von alien
Feinden (mit Suffix)" folgt.34
Mit der Verwendung der Ruheformel wird ein weiter Bogen gespannt. Die
im dtn Zentralisationsgesetz verheifiene Ruhe vor den Feinden geht erst mit
dem Bau des Tempels durch Salomo in Erfiillung, vgl. 1 Reg 5:18 und ferner
8:56 mit dem Begriff der mnwhhP Mit dem Zitat der Ruhekonzeption eroff-
net sich weiterhin der Horizont eines von Dtn bis Reg reichenden Literatur-
werkes, wenn nicht des Enneateuch.
29) Porzig, S. 176, auf die Wiederaufnahme von 5:25 in 8:1 hinweisend.
30) Nach a.a.O., S. 171 sind V.5, 13f, 17-19 Erweiterungen, die aus dem Heraurholen der Lade
eine kultische Prozession machen und sich eilends auf dem Weg zu den Kultusvorstellungen der
chr Theologie befinden; vgl. auch die doppelte Notiz von der Einholung der Lade in V.l 2, 15
(Wiederaufnahme) !
31) Zwickel, S. 99.
32) So etwa gegen Budde, 1890, S. 244; ders., 1902, S. 234; van den Born, S. 156; Hentschel,
1994, S. 31 etc.
33) Braulik, S. 29-39.
34) Tempusbezeichnungen hier nach Braulik, S. 29-39.
35) Letztlich wird damit ein altes Mythenkonzept zitiert, das sich in Zionspsalmen und JHWH-
Konigspsalmen findet.
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434 T. A. Rudnig/Vetus Testamentum 61 (2011) 426-446
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T. A. Rudnig/Vetus Testamentum 61 (2011) 426-446 435
37) Dass in V. 1-3 eine eigene Ermachtigung Nathans fehlt, im Namen JHWHs zu sprechen, liegt
am knappen Stil der Szene, wahrend er ab V.4 sehr weitschweifig ist. V.3 gehort jedoch unbe-
dingt zum Grundtext, denn eine sekundare Vorschaltung des positiven vor dem negativen
Bescheid ist logisch schwer nachzuvollziehen.
38) Budde, 1902, S. 235; Hertzberg, S. 231; McCarter, S. 193; Hentschel, 1992, S. 25f. Vgl.
auch 1 Reg 3:13. Die dritte Person ist durch die besondere Situation der Prophetenrede bedingt.
Weitere Beispiele in anderen als der l.pers.: 2 Sam 24:23; Rt 4:3 (3.pers.); Gen 4:14 (2.pers.).
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436 T. A. Rudnig/Vetus Testamentum 61 (2011) 426-446
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T. A. Rudnig/Vetus Testamentum 61 (2011) 426-446 437
V.l-3 rechnet in neuerer Zeit Georg Hentschel. Ferner hatte Leonard Rost in
V. 1 lb, 16 den Nukleus der Nathanverheifiung gesehen: er deutete sie als Reste
eines alten Berichts, dessen literarische Herleitung ihm nicht mehr moglich
schienen.43
Doch V. 1 lb, 16a setzen V. 1-3 nicht nur literarisch, sondern auch inhaltlich
fort.44 Bei der weiteren Interpretation des Grundbestandes ist Folgendes zu
bedenken: Einerseits wird mit 2 Sam 7 die Vorbereitung zum Tempelbau klar
im Leben Davids verankert. Im Verbund mit 2 Sam 6* und 24:18ff* verfolgt
2 Sam 7 das Interesse, David den Bauwunsch zuzuschreiben. Der Konig hatte
mit der Uberfiihrung der Lade nach Jerusalem nicht nur die Zeit des Wiisten-
zeltes definitiv beendet (2 Sam 6), sondern auch den spateren Tempelplatz
erworben, der damit nicht auf heidnischem Gebiet errichtet wurde (2 Sam
24). Es ist deutlich, dass diese theologische Idee auf das Davidbild der Chro-
nikbiicher hinarbeitet. Diese Intention konnte auch fur die Placierung von 2
Sam 7 in ihren Kontext erhoben werden.
Andererseits wird in der Nathanverheifiung auch der Tempel neu begriin-
det und bewertet. Dabei ist v.a. zu beriicksichtigen, dass die Verheifiung der
ewigen Dynastie und des bestandigen Konigtums erst als Folge, als Lohn fur
Davids Bauansinnen ausgesprochen wird. Wie die verhaltene Formulierung
von V.3, die nur mit Andeutungen arbeitet, zeigt, weifi der Verfasser, dass
David den Tempel nicht gebaut hat. Trotzdem reicht der blofie Wunsch des
Konigs, um die Verheifiung von V.l lb, 16a zu begriinden.45
Auffallig ist jedoch die eigenartige Motivierung des Tempelbaus. Anders als
im alten Mythenkonzept der sog. Zions- oder JHWH-Konigspsalmen oder
der ihnen z.B. im ugaritischen Anat-Baal-Zyklus vorangehenden religionsge-
schichtlichen Paradigmen wird der Tempelbau nicht kosmologisch begriindet,
sondern auf eine merkwiirdige, in gewisser Weise profane Art. Denn es geht
um JHWHs Status neben dem Konig. Hat letzter einen Palast, so darf der
Gottheit keiner fehlen. Der Tempel erscheint als Reprasentationsbau JHWHs,
der hinter dem Konig nicht zuriickstehen darf. Gott und Konig treten als
Konkurrenten auf. Der Kontrast zwischen dem Privileg Gottes und dem des
43) Rost, S. 159-183. Bei Rosts Analyse ist problematisch, dass er Davids Gebet V.18AF zum
Ausgangspunkt macht. Doch das Gebet gehort anerkanntermafien nicht zum Grundbestand,
selbst nach Dietrich/Naumann, S. 155 „ist ab V.l 8 kein vor-dtr Satz mehr zu finden".
44) Dass die Themen Tempelbau und Dynastieverheiftung traditionsgeschichtlich zusammenge-
horen, zeigen mehrere altorientalische Parallelen, auf die Kutsch, S. 147-149 und Ishida,
S. 81-99. hingewiesen haben.
45) Dem entspricht, dass die Analyse mehrere Hinweise auf eine junge Datierungder Nathan ver-
heifiung erbracht hatte. Vgl. insgesamt auch 1 Reg 8:18f.
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438 T. A. Rudnig/ Vetus Testamentum 61 (2011) 426-446
irdischen Konigs erinnert an Texte wie den Gideonspruch Jdc 8:23 oder 1
Sam 8:7f.
Fazit 2 Sam 7:1-3, lib, 16a sind eine Stimme in der Diskussion um die
Bedeutung des Heiligtums in der Zeit des Zweiten Tempels.46 Diese Diskus-
sion wird in konigsloser Zeit deshalb an die Figur Davids riickgebunden, weil
sich gerade das Davidparadigma fur die Bestimmung des Verhaltnisses von
Religion und Politik eignete. Der Tempei erfahrt in der Grundidee der
Nathanverheifiung insofern eine besondere Wertschatzung, als Davids blofie
Absicht ausreicht, um die Dynastiezusage zu motivieren. Dieser Gedanke
kann auf das Gottesvolk ubertragen werden: Wer den Tempei bauen mochte,
erkennt Gottes (hohere) Wiirde an: Das Volk ist gut beraten, seine Identitat
auf den Zweiten Tempei zu griinden.
461 Nach Veijola, S. 68-81 gehort in 2 Sam 7 nichts mehr zum Grundbestand der Samuelbiicher.
Denn er sieht in V.la, 2-5, 7 und 8a, 9, 10, 12, 14, 15, 17 zwei vordtr Orakel, die nicht zur alten
Erzahlung gehorten. DtrG iiberarbeite sie mit 8b, lib, 13, 16, 18fP, um die gottliche Legitima-
tion des davidischen Konigtums hervorzuheben. Ihm folgt neuerdings Waschke, S. 53-61, der
wie Renaud, S. 5ff; George, S. 17ff; McKenzie, S. 173ff u.a. den ausschlaggebenden Charakter
der dtr Endgestalt von 2 Sam 7 hervorhebt. Nach Smend, S. 131 lafit sich ein vordtr Kern von
2 Sam 7 iiberhaupt schwer ausmachen.
47) Erst V.l 3 erdffnet die Moglichkeit, sie als Kontrastaussage gegeniiber Salomo zu lesen.
48) Vgl. die HeraufRihrungsformel in V.6.
49) Vgl. die klimaktische Steigerung der rhetorischen Frage!
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50) Sein Grundtext ist nach Wiirthwein, S. 91-103 dem nomistischen Deuteronomisten (DtrN)
zuzurechnen; er wurde mehrfach, auch nachdeuteronomistisch, iiberarbeitet.
5I) Vgl. noch V.36, 39, 43, 45, 49.
52) Vgl. auch Ps 2:4f; 33:13ft 103:19.
53) Berges, S. 52 Iff datiert den Spruch in die Phase fortlaufender Bauarbeiten am Tempel, die
er bis ins fiinfte Jahrhundert ansetzt. Steck, S. 96 dagegen denkt an die ptolemaische Tempel-
Staat-Konzeption und geht ins dritte Jahrhundert.
54) Erst 2 Sam 7:13, ein Zusatz zur zweiten Fortschreibung schafft den Ausgleich dieser Grund-
satzkritik mit Salomos Rolle als Tempelbauer.
55) Lande, Wendungen, S. 46-52; Brongers, Bemerkungen, S. 298.
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Konigsherrschaft festigen
Sohn sein".
56) Zum spaten, dichterisch gehobenen Begriff hzywn vgl. Jes 22:1, 5; Joel 3:1; Sach 13:4; Hi
4:13; 7:14; 20:8; 33:15.
57) zr 'hry „Same nach . . ." ist dtr und P-Terminus; und zr mit qwm hi. „aufrichten" ist nur
noch in Gen 38:8 belegt.
58) Vgl. ferner noch 2 Sam 16:1 1.
59) Zur Formulierung vgl. Jes 9:6 etc.
Ps 89:27 etc.
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61) So wird in Dtn 12:1 1 der Tempel in Jerusalem als von JHWH erwahlte Statte Iskn smw sm
„um seinen Namen dort wohnen zu lassen", vorgestellt. Nach Keller, S. 22-58, 106ff, 165-170
sind diese und ahnliche Formeln vom Wohnen des Namens ab der exilischen Zeit zu datieren.
Vgl. auch die mit dem Verbum sym „setzen" gebildete Formel Dtn 12:5, 21.
62) 1 Sam 13:13, 14; 15:23, 26; 28:17.
63) Vgl. v.a. die verbalen Wurzeln. Zu sbt vgl. Prov 10:13; 13:24; 22:8, 15; 23:13, 14; 26:3;
29:15. Zur Wurzel ykh bes. Prov 3:12; Hi 5:17; 22:4.
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4. Resiimee
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73) Zur alttestamentlichen Diskussion um JHWHs Gegenwart im Heiligtum vgl. Rudnig, 2007,
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74) Zu ahnlichen Tendenzen in weiteren Texten des Zweiten Samuelbuches vgl. Rudnig, 2006,
S. 183f, 26 If.
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