Zehn Jahre lang saß Thore Wilke (Moritz Führmann) wegen Vergewaltigung hinter Gittern, nun steht seine Entlassung an. Doch kaum hat er einen Schritt in die Freiheit getan, taucht jemand auf und schießt auf ihn. Wärter Manfred Kuhnert (Michael Grimm) wird dabei verletzt, ein anderer stirbt sogar, Wilke ist anschließend verschwunden. Vera Lanz (Katharina Böhm) und Paul Böhmer (Jürgen Tonkel) gehen der Sache nach. An Verdächtigen mangelt es dabei nicht, gerade das damalige Opfer Andrea Lehmann (Antonia Bill) und Marlies Hölling (Mona Pirzad) hätten ein Motiv. Aber auch Monika (Brigitte Hobmeier) und Peter Lührs (Nicholas Reinke) könnten in Frage kommen. Oder waren es doch die Leute, mit denen er seinerzeit eine erfolgreiche Datingplattform gegründet hat? Besonders schockierend für Lanz: Ihr Kollege Maximilian Murnau (Christoph Schechinger) hat eine eigene Verbindung zu dem Fall …
Persönliche Abgründe
Fans der ZDF-Krimiserie Die Chefin werden sich erst einmal gedulden müssen, bis es neue Folgen geben wird, werden auf jeden Fall einige Monate vergehen. Damit die Entzugserscheinungen aber nicht allzu groß werden, gibt es in der Zwischenzeit noch ein paar Wiederholungen. Genauer packt der Sender wieder einige Folgen der 12. Staffel aus, die 2021 gelaufen war. Zur Einstimmung gab es vergangene Woche Trugbild, dort ging es um einen älteren Mann, der in seiner Wohnung ermordet wurde, was sich niemand erklären konnte. Mit Murnau geht es jetzt weiter. Und wie der Titel schon ankündigt, steht dieses Mal Kollege Maximilian Murnau stärker im Fokus, der in der 9. Staffel hinzugestoßen war und sich bis zuletzt immer mal wieder mit Kollege Böhmer zoffte.
Die Polizei direkt in den Fall einzubauen, ist oft eine billige Methode, um mehr Anteilnahme zu erzeugen, das Ergebnis ist entsprechend konstruiert. Hier sieht das etwas besser aus. Zum einen ist die Verbindung ausnahmsweise mal essenziell, anstatt nur drüber gestülpt zu werden. Außerdem bleibt es nicht folgenlos, anders als bei den meisten Beispielen. Die Chefin: Murnau erzählt dabei eine tragische Geschichte, bei der irgendwie alle nur verlieren. Auch wenn zehn Jahre seit dem Verbrechen vergangen sind, wurden damals die Opfer so stark gebrochen, dass sie noch immer kein normales Leben führen können. Der Dramaanteil ist dadurch höher, als es normalerweise der Fall ist. Das Publikum soll mit den diversen Männern und Frauen mitfühlen, die alle auf ihre Weise zerstört wurden. Gleichzeitig sind sie nicht nur Opfer, die Grenze zum Täter ist schnell durchbrochen.
Emotional und spannend
Spannung gibt es dennoch. Nicht nur, dass herausgefunden werden muss, wer denn die Schüsse auf Wilke abgegeben hat, die Auswahl ist dabei beträchtlich. Es gilt auch, weiteres Unglück zu verhindern, wenn für mehrere Menschen Gefahr besteht. Eigentlich ist Die Chefin: Murnau damit eine recht gute Folge, besser als die meisten. Leider ist aber die Geschichte in mehrfacher Hinsicht so sehr konstruiert, dass es immer wieder zu Irritationen kommt. Manche fragwürdigen Punkte werden angesprochen, etwa die Freundschaft des Vergewaltigungsopfers und der Frau des Mannes, mit der es eine Affäre hatte. Bei anderen schert man sich nicht drum, wie unrealistisch das alles ist. Insofern gibt es leider auch mehrfach Anlass zum Ärger, was den Gesamteindruck schmälert. Nächste Woche ist die Folge Frage der Moral zu sehen.
OT: „Die Chefin: Murnau“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Grzegorz Muskala
Drehbuch: Timo Berndt
Musik: Johannes Brandt
Kamera: Michal Grabowski
Besetzung: Katharina Böhm, Christoph Schechinger, Jürgen Tonkel, Ernst Stötzner, Moritz Führmann, Brigitte Hobmeier, Nicholas Reinke, Michael Grimm, Christian Hockenbrink, Mona Pirzad, Antonia Bill, Till Firit, Barbara Romaner
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