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2016 · BAND 21 · HEFT 1 DAS MITTELALTER PERSPEKTIVEN MEDIÄVISTISCHER FORSCHUNG ZEITSCHRIFT DES MEDIÄVISTENVERBANDES KREUZZUG UND GENDER HERAUSGEGEBEN VON Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse HERAUSGEBER Ludger Lieb im Auftrag des Präsidiums des Mediävistenverbandes www.mediaevistenverband.de ABSTRACTED/INDEXED IN Celdes, NKI Scholar (China National Knowledge Infrastructure), CNPIEC, EBSCO - TOC Premier, EBSCO Discovery Service, Google Scholar, J-Gate, Naviga (Softweco), PhilPapers, rimo Central (ExLibris), Summon (Serials Solutions/ProQuest), TDOne (TDNet), WorldCat (OCLC) ISSN 0949-0345 · e-ISSN 2196-6869 Alle Informationen zur Zeitschrift, wie Hinweise für Autoren, Open Access, Bezugsbedingungen und Bestellformulare, sind online zu finden unter www.degruyter.de/journals/mial HERAUSGEBER Prof. Dr. Ludger Lieb, im Auftrag des Präsidiums des Mediävistenverbandes. Germanistisches Seminar der Universität Heidelberg, Hauptstraße 207-209, 69117 Heidelberg; Telefon: (0) 6221 54 34 34, E-Mail: ludger.lieb@gs.uni-heidelberg.de. REDAKTION Ricarda Wagner, M. A., E-Mail: ricarda.wagner@gs.uni-heidelberg.de; Luisa Christmann, E-Mail: lu.christmann@gmail.com Rezensionsvorschläge sind zu richten an Frau Dr. Jasmin Behrouzi-Rühl E-Mail: dasmittelalter.rezensionen@googlemail.com Das Logo des Mediävistenverbandes stammt von Walter Wolf, Riedstadt JOURNAL MANAGER Claudia Hill, De Gruyter, Genthiner Straße 13, 10785 Berlin, Germany, Tel.: +49 (0)30 260 05 – 172, Fax: +49 (0)30 260 05 – 250, E-Mail: claudia.hill@degruyter.com ANZEIGENVERANTWORTLICHER Claudia Neumann, De Gruyter, Genthiner Straße 13, 10785 Berlin, Germany. Tel.: +49 (0)30 260 05 – 226, Fax: +49 (0) 30 260 05 – 264 E-Mail: anzeigen@degruyter.com © 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston SATZ jürgen ullrich typosatz, Nördlingen DRUCK Franz X. Stückle Druck und Verlag e.K., Ettenheim Printed in Germany Offenlegung der Inhaber und Beteiligungsverhältnisse gem. § 7a Abs. 1 Ziff. 1, Abs. 2 Ziff. 3 des Berliner Pressegesetzes: Die Gesellschafter der Walter de Gruyter GmbH sind: Clara Cram Stiftung, Berlin; Cram, Gisela, Rentnerin, Berlin; Cram, Dr. Georg-Martin, Unternehmens-Systemberater, Stadtbergen; Cram, Maike, Berlin; Cram, Jens, Mannheim; Cram-Heydrich, Ingrid, Betriebsleiterin, Tuxpan / Michoacan (Mexiko); Cram-Heydrich, Sabina, Mexico, DF (Mexiko); Cram, Silke, Wissenschaftlerin, Mexico DF (Mexiko); Cram, Björn, Aachen; Cram, Ella Anita, Rentnerin, Berlin; Cram, Berit, Greifswald; Cram-Gomez, Susanne, Mexico DF (Mexiko); Cram-Heydrich, Walter, Mexico DF (Mexico); Cram-Heydrich, Kurt, Angestellter, Mexico DF (Mexico); Duvenbeck, Brigitta, Oberstudienrätin i.R., Bad Homburg; Gädeke, Gudula, M.A., Atemtherapeutin/Lehrerin, Tübingen; Gädeke, Martin, Einzelunternehmer, Würzburg; Lubasch, Dr. Annette, Ärztin, Berlin; Schütz, Dr. Christa, Ärztin, Mannheim; Schütz, Sonja, Berlin; Schütz, Juliane, Berlin; Schütz, Antje, Berlin; Schütz, Valentin, Berlin; Seils, Dorothee, Apothekerin, Stuttgart; Seils, Gabriele, Journalistin, Berlin; Seils, Dr. Clara-Eugenie, Oberstudienrätin i.R., Reppenstedt; Seils, Christoph, Journalist, Berlin; Siebert, John-Walter, Pfarrer, Oberstenfeld; Walter de Gruyter Stiftung, Berlin. Das Mittelalter 2016 | Band 21 | Heft 1 Inhalt Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung. Zielsetzung und Forschungsansätze  1 Auswahlbibliographie  19 Philippe Goridis Rex factus est uxorius. Weibliche und männliche Herrschaftsrollen in Outremer  22 Melanie Panse Sichtbare Macht. Herrschaftsinszenierung in Abwesenheit der Kreuzfahrer  40 Harald Wolter-von dem Knesebeck Mittelbare Partizipation am Kreuzzug. Nord- und mitteldeutsche Bildzeugnisse nach dem Fall Jerusalems 1187  61 Martha Keil Gender und Martyrium in hebräischen Erzählungen zum Ersten Kreuzzug 1096  83 Michael Grünbart Handelnde und Opfer. Frauen in byzantinischen Quellen der Kreuzfahrerzeit  102 Stefan Tomasek Frauen- und Männerrollen in mittelhochdeutscher Kreuzzugslyrik  123 Christoph T. Maier Gendermetaphorik in der Kreuzzugspropaganda des 13. Jahrhunderts  145 Christoph Auffarth Nonnen auf den Kreuzzügen. Ein drittes Geschlecht?  159 Das Mittelalter 2016 | Band 21 | Heft 1 Forum Mittelalter Nachwuchspreis des Mediävistenverbandes e. V. S. 177 – Karoline Döring, #histocamp – Das erste „BarCamp für alle, die an und mit Geschichte arbeiten“ S. 179 – Rezensionen S. 185: Bade / Freudenberg (Hgg.), Von Sarazenen und Juden, Heiden und Häretikern (Wolf) – Benz, Gesicht und Schrift (Däumer) – Boockmann, Schrift als Stigma (Düchting) – Czock, Gottes Haus (Beck) – Deutschländer, Dienen lernen, um zu herrschen (Föller) – Döring / Fuchs, Inkunabeln und Blockdrucke Leipzig (Henkel) – Felten / Müller / Ochs (Hgg.), Landschaft(en) (Wolfzettel) – Fischer, Schildgeld und Heersteuer (Gebhardt) – Fraeters / de Gier (Hgg.), Mulieres religiosae (Fößel) – Friede / Kullmann (Hgg.), Das Potenzial des Epos (Rieger) – Fuchs / Heinig / Wagendorfer (Hgg.), König und Kanzlist, Kaiser und Papst (Woelki) – Gantner, Freunde Roms und Völker der Finsternis (Goetz) – Herbers / Lehner (Hgg.), Unterwegs im Namen der Religion (Türck) – Herrin, Byzanz (Vučetić) – Huber-Rebenich et. al. (Hgg.), Mirabilia Urbis Romae (Daub) – Ingham, The Medieval New (Wedell) – Jäschke / Schrenk (Hgg.), Vieler Völker Städte (Schmieder) – Keller (Hg.), Der Ozean im Fingerhut / Dies. (Hg.), Die Stunde des Hundes / Wagner (Hg.), ,Der Borte‘ von Dietrich von der Glezze [3 Hörbücher] (Reichlin) – Kluge (Hg.), Handschriften des Mittelalters (Lesser) – Kolditz, Johannes VIII. Palaiologos und das Konzil von Ferrara-Florenz (1438/39) (Rickelt) – Kühnel / Noga-Banai / Vorholt (Hgg.), Visual Constructs of Jerusalem (Baumgärtner) – Mecham, Sacred Communities, Shared Devotions (Toussaint) – Mersiowsky, Die Urkunde in der Karolingerzeit (Vogtherr) – Oschema, Bilder von Europa im Mittelalter (Goetz) – Rebschloe, Der Drache in der mittelalterlichen Literatur Europas (Rieger) – Schieffer, Christianisierung und Reichsbildungen (Hess) – Schilling, Mögliches, Unwahrscheinliches, Fabelhaftes (Weltecke) – Schütz, Hüter der Wirklichkeit (Raffeiner) – Von Moos, Heiden im Himmel? (Hollick) – Zackor, Alexander der Große auf mittelalterlichen Weltkarten (Schüppel) Das Mittelalter 2016; 21(1): 1–18 Ingrid Baumgärtner* und Melanie Panse Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung. Zielsetzung und Forschungsansätze DOI 10.1515/mial-2016-0001 Auf den ersten Blick scheinen Kreuzzüge männlich dominierte Unternehmungen zu sein, die eine Genderdebatte bestenfalls unter dem Vorzeichen von Maskulinität erlauben. Bereits die klassische Kreuzzugsforschung folgte einem androzentrischen Ansatz, der Männer als religiöse, soziale und militärische Handlungsträger während der Reise in die zu erobernden Territorien oder während des Aufenthalts und der Gefechte in der Ferne in den Fokus stellte. Selbst als sich die Perspektive in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitete und man begann, die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Folgen zu erfassen und damit die Auswirkungen der Kreuzzüge in fast allen Lebensbereichen des hochmittelalterlichen Europa bis hin zum Nahen Osten sichtbar zu machen, blieb die weitgehende Fixierung auf männliche Protagonisten bestehen. Nur in wenigen Studien zu herausragenden Frauen, meist Königinnen und Fürstinnen sowie vereinzelt weiblichen Heiligen und Heldinnen, wurde dieses Muster durchbrochen – mit dem Ergebnis, dass sich das Bild der Kreuzzüge um wesentliche Facetten erweiterte. Das innovative Potential, das die Genderforschung auf die Kreuzzugsbewegung eröffnet, ist bislang wenig genutzt worden, obgleich erste Untersuchungen DG INGTON , Sarah vielfältige Ansatzmöglichkeiten bieten. So haben etwa Susan B. E DGINGTON L AMBERT , Sabine G ELDSETZER , Christoph T. M AIER und Deborah G ERISH aufgezeigt,1 1 Susan B. Edgington u. Sarah Lambert (Hgg.), Gendering the Crusades. Cardiff 2001; Sabine Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen 1096–1291. Darmstadt 2003; Christopher T. Maier, The Roles of Women in the Crusade Movement. A Survey. In: Journal of Medieval History 30:1 (2004), S. 61– 82; ders., Über die Rolle der Frauen in der Kreuzzugsbewegung. In: Andreas Meyer (Hg.), Päpste, Pilger, Pönitentiarie. Festschrift für Ludwig Schmugge zum 65. Geburtstag. Tübingen 2004, S. 253–281; Deborah Gerish, Gender Theory. In: Helen Nicholson (Hg.), Palgrave Advances in the *Kontakt: Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner, Mittelalterliche Geschichte/FB 05, Universität Kassel, Nora-Platiel-Straße 1, 34127 Kassel, E ˗ Mail: ibaum@uni-kassel.de Dr. Melanie Panse, Mittelalterliche Geschichte, Universität Essen, Universitätsstr. 12, 45117 Essen, E ˗ Mail: melanie.panse@uni-due.de 2 Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse dass nicht nur die Kriege selbst als klassische Männerdomäne, sondern auch die Handlungen daheimgebliebener Frauen reiches Material für genderhistorische Analysen bieten. Dabei stellt vor allem der Zuschnitt der Quellen eine methodische Herausforderung dar, und zwar insofern als die vornehmlich von männlichen Autoren verfassten Berichte und Urkunden nur zurückhaltend über das Mitwirken von Frauen berichten, Gender-Stereotypisierungen die tradierten Narrative beherrschen und Selbstzeugnisse aus weiblicher Hand weitgehend fehlen. Zur Zielsetzung Selbstverständlich geht es in der gegenwärtigen Diskussion um die Relation von Kreuzzug und Gender nicht einfach nur darum, Frauen aufzuspüren und den männlichen Kreuzfahrern additiv an die Seite zu stellen. Moderne Ansätze akzentuieren vielmehr die komplexen Beziehungen zwischen den Geschlechtern, für deren Erfassung das Wissen über die Akteurinnen und Akteure, ihr alltägliches Verhalten und ihre politische Handlungsmacht eine grundlegende Voraussetzung ist.2 Ausgangspunkt gendersensibler Analysen sind deshalb Diskurse um das Verhältnis von Geschlecht und Macht, um Geschlecht als kulturell konstruierte Markierung, als situativ variables Identitätskonzept und neuerdings auch als mehrfach relationale Kategorie, in der Differenzunterschiede wie Religion, ethnische Zugehörigkeit und Status berücksichtigt werden. Ein solcher Zugriff erlaubt es, gesellschaftliche Konstellationen, Deutungsmuster, kulturelle Zuschreibungen und Praktiken in ihrer mehrdimensionalen Überlappung zu untersuchen, die Relevanz geschlechtlicher Differenz in Krieg, Frieden und Alltagsleben sichtbar zu machen und dabei die wechselseitigen Abhängigkeiten und reziproken Verstärkungen der unterschiedlichen Faktoren angemessen einzubeziehen.3 Crusades. Basingstoke 2005, S. 130–47. Vgl. danach auch Natascha R. Hodgson, Women, Crusading and the Holy Land in Historical Narrative (Warfare in History). Woodbridge 2007. Erst nach Abschluss des Manuskripts ist erschienen: Helen J. Nicholson, Women’s Involvement in the Crusades. In: Adrian J. Boas (Hg.), The Crusader World. London, New York 2016, S. 54–67. 2 Zum Stand der Genderforschung vgl. u. a. Claudia Opitz-Belakal, Geschlechtergeschichte (Historische Einführungen 8). Frankfurt a. M., New York 2010. 3 Andrea Griesebner, Geschlecht als mehrfach relationale Kategorie. Methodologische Anmerkungen aus der Perspektive der Frühen Neuzeit. In: Veronika Aegerter (Hg.), Geschlecht hat Methode. Ansätze und Perspektiven in der Frauen- und Geschlechtergeschichte (Beiträge der 9. Schweizerischen Historikerinnentagung 1998). Zürich 1999, S. 129–137; Katharina Walgenbach, Gender als interdependente Kategorie. In: Katharina Walgenbach u. a. (Hgg.), Gender als interdependente Kategorie. Neue Perspektiven auf Intersektionalität, Diversität und Heterogenität. Opladen 2007, S. 23–65; Andrea Griesebner u. Susanne Hehenberger, Intersektionalität. Ein brauch- Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung 3 Ein Blick auf den aktuellen Forschungsstand zeigt, dass eine adäquate, beide Geschlechter berücksichtigende Genderperspektive nur zu erreichen ist, wenn es gelingt, die vielgestaltigen Funktionen, Tätigkeiten und Wahrnehmungen von Frauen und Männern im Kreuzzugskontext noch differenzierter ins Auge zu fassen und als komplementär zu begreifen. Ausgehend von der Annahme, dass die Geschlechterordnung als historisch variables soziales Konstrukt zu verstehen ist, ergibt sich aus der Frage, wie Gesellschaft, Religion und Kultur im Kreuzzugskontext zusammenwirkten, nicht nur die zwingende Notwendigkeit, beide Geschlechter in die Analyse einzubeziehen, sondern darüber hinaus auch die Verpflichtung, unterschiedliche Disziplinen am Diskurs zu beteiligen. Das vorliegende, interdisziplinär angelegte Themenheft versucht, diese verschiedenen Konzepte miteinander zu verbinden und zugleich die mediävistischen Fachkulturen in einen Dialog über die Genderdimensionen der Kreuzzüge zu bringen. Um dies zu ermöglichen, liegt einer der Schwerpunkte des interdisziplinären Zugriffs auf der Sichtbarmachung von Frauen im Kreuzzugskontext und der Erschließung sich daraus ergebender genderbasierter Fragehorizonte. Aus pragmatischen Gründen wird mit der Konzentration auf die Unternehmungen im Heiligen Land und deren Wechselwirkungen mit der Heimat von einem eng gefassten Kreuzzugsbegriff ausgegangen,4 und das im vollen Bewusstsein, dass solche Untersuchungen künftig auch auf alle anderen Kreuzzugsaktivitäten gegen Muslime, Häretiker und Heiden im Osten wie im Westen auszuweiten wären. Die Auseinandersetzung mit bisher angewandten Forschungsansätzen lässt jedoch erkennen, dass eine interdisziplinäre Kooperation leichter zu realisieren ist und zu tragfähigen Ergebnissen führt, wenn ein zeitlicher und regionaler Schwerpunkt gesetzt wird. Daher wurden die Palästinakreuzzüge des 12. und 13. Jahrhunderts als gemeinsamer Referenz- und Untersuchungsrahmen ausgewählt. bares Konzept für die Geschichtswissenschaften? In: Vera Kallenberg, Jennifer Meyer u. Johanna M. Müller (Hgg.), Intersectionality und Kritik. Neue Perspektiven auf alte Fragen. Wiesbaden 2013, S. 105–124. 4 Zur Kreuzzugsdefinition vgl. u. a. Christopher Tyerman, The Invention of the Crusades. Basingstoke, London 1998, bes. Kap. 1; Jonathan Riley-Smith, What were the crusades? 4. Aufl. Basingstoke 2009; Nikolas Jaspert, Die Kreuzzüge. 6. Aufl. Darmstadt 2013 mit Verweis auf Ernst-Dieter Hehl, Was ist eigentlich ein Kreuzzug? In: Historische Zeitschrift 259:2 (1994), S. 297–336 und Christopher Tyerman, Where there any Crusades in the 12th Century? In: English Historical Review 110 (1995), S. 553–577. 4 Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse Forschungsansätze Wenn wir die Relation von Kreuzzug und Gender erforschen wollen, sind sowohl die Ziel- als auch die Entsendegesellschaften in den Blick zu nehmen, da Menschen und Kulturen beider Regionen in einem dynamischen Austausch miteinander standen. Zu fragen ist also nicht nur nach den Kreuzfahrten selbst und den dadurch ausgelösten strukturellen Veränderungen und Geschehnissen in der Ferne, sondern auch nach den Ursprüngen und nicht zuletzt den vielschichtigen Rückwirkungen auf die europäischen Herkunftsländer. Die Vorgänge in beiden Räumen, im Nahen Osten wie in Europa, und ihre genderspezifischen Implikationen halten große Potentiale bereit, um die Materie weiter zu vertiefen. Dies gilt im Übrigen auch für andere Kreuzzugszielregionen, sei es im Vorderen Orient, auf der Iberischen Halbinsel, im nordeuropäischen Ostseeraum oder sogar im Inneren Europas, wo sich Kriegszüge gegen die Albigenser (in Südfrankreich), gegen andere Häretiker wie die Hussiten (in Böhmen) und politische Feinde der Kirche wie die Stedinger Bauern (in der Wesermarsch) richteten. In jedem Fall waren beide Geschlechter betroffen.5 Die Forschung hat sich mit den klassischen Palästinakreuzzügen bereits unter einer Frauen- und Genderperspektive auseinandergesetzt. So haben sich verschiedene Studien sowohl mit Pilgerinnen auf dem beschwerlichen Weg ins Heilige Land als auch mit Migrantinnen in den Kreuzfahrerstaaten beschäftigt und die damit verbundenen Handlungsmöglichkeiten sichtbar gemacht, sei es als aktive und passive Teilnehmerinnen an bewaffneten Pilgerfahrten und militärischen Feldzügen, als Objekte päpstlicher Kreuzzugspolitik, als beraubte, vergewaltigte und ermordete Opfer von Gewalt oder generell als Subjekte, deren Handlungsoptionen in Rechtsvorschriften geregelt, in Chroniken, Heiligenviten und Predigten wahrgenommen und von Zeitgenossen bewertet wurden. Einige Fürstinnen erlangten im Zuge der Kreuzzüge durchaus politischen Einfluss, wenn sie ihre Männer und Söhne vertraten oder sogar aus feindlicher Gefangenschaft 5 Zu anderen Zielregionen vgl. etwa Monique Zerner, L’épouse de Simon de Montfort et la croisade albigeoise. In: Femmes, mariages, lignages: 12e–14e siècles. Mélanges offerts à Georges Duby (Bibliothèque du moyen âge 1). Brüssel 1992, S. 449–470; Rasa J. Mazeika, “Nowhere was the Fragility of their Sex Apparent”. Women Warriors in the Baltic Crusade Chronicles. In: Alan V. Murray (Hg.), From Clermont to Jerusalem. The Crusades and Crusader Societies 1095–1500. Selected Proceedings of the International Medieval Congress University of Leeds, 10–13 July 1995 (International Medieval Research 3). Turnhout 1998, S. 229–248; Robert Ignatius Burns, Women in Crusader Valencia. A Five-Year Core Sample, 1265–1270. In: Medieval Encounters 12 (2006), S. 37– 47. Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung 5 auslösen mussten.6 Trotzdem blieben Frauen auf Kreuzzügen häufig namenlose Gestalten im Kollektiv, wenn nicht gerade einzelne Herrscherinnen wie Eleonore von Aquitanien7 die Aufmerksamkeit wirkungsvoll auf sich zogen. Einschlägige Publikationen beschäftigten sich bislang vor allem mit den Aufgaben und Funktionen von Frauen hinter den militärischen Frontlinien, etwa als Marketenderinnen, Wäscherinnen oder Dienstleisterinnen in anderen Gewerben.8 Selbst die kriegerisch-kämpferischen Qualitäten einzelner weiblicher Individuen wurden ausgiebig diskutiert.9 Die auf dieser Grundlage erkennbaren, bemerkenswert mannigfaltigen Frauenrollen innerhalb der Kreuzzugsheere bedürfen allerdings noch stärkerer Differenzierung, zumal das vorherrschende Bild gleichsam nachträglich an die Erwartungen einer männlichen Performanz angepasst wurde. Klerikale Befürchtungen, dass die christliche Mission durch weibliche Sexualität gefährdet würde, trugen überdies dazu bei, dass Frauen vielfach als Hindernis für die bewaffneten Pilgerreisen angesehen wurden. Gerade bei angeblichen Prostituierten sind aber Intentionen und Begrifflichkeiten der Chronisten nicht immer eindeutig.10 Dass die päpstliche Kreuzfahrtpolitik jedenfalls an einem 6 Vgl. Philippe Goridis, Gefangen im Heiligen Land. Verarbeitung und Bewältigung christlicher Gefangenschaft zur Zeit der Kreuzzüge (Vorträge und Forschungen. Sonderband 57). Ostfildern 2015. 7 Zusammenfassend vgl. Conor Kostick, Eleanor of Aquitaine and the Women of the Second Crusade. In: Conor Kostick (Hg.), Medieval Italy, Medieval and Early Modern Women. Essays in Honour of Christine Meek. Dublin 2010, S. 195–205. 8 James Powell, The Role of Women in the Fifth Crusade. In: Benjamin J. Kedar (Hg.), The Horns of Hattin. Proceedings of the Second Conference of the SSCLE, Jerusalem and Haifa 2–6 July 1987. Jerusalem 1992, S. 294–301; Sabine Geldsetzer, Frauen im Umfeld der Kreuzzüge des 12. Jahrhunderts. Einige vorläufige Überlegungen. In: Marita Krauss u. Holger Sonnabend (Hgg.), Frauen und Migration (Stuttgarter Beiträge zur historischen Migrationsforschung 5). Stuttgart 2001, S. 37–75; dies., Frauen auf Kreuzzügen. Möglichkeiten und Grenzen der Rekonstruktion weiblicher Kreuzzugspräsenz. In: Bea Lundt, Michael Salewski u. Heiner Timmermann (Hgg.), Frauen in Europa. Mythos und Realität (Dokumente und Schriften der Europäischen Akademie Otzenhausen 129). Münster 2005, S. 199–222. 9 James M. Blythe, Women in the Military. Scholastic Arguments and Medieval Images of Female Warriors. In: History of Political Thought 22:2 (2001), S. 242–270; Keren Caspi-Reisfeld, Women Warriors during the Crusades, 1095–1254. In: Edgington u. Lambert (Anm. 1), S. 94–107; Matthew Bennett, Virile Latins, Effeminate Greeks, and Strong Women. Gender Definitions on Crusade? In: Ebd., S. 16–30; Michael R. Evans, “Unfit to Bear Arms”. The Gendering of Arms and Armour in Accounts of Women on Crusade. In: Ebd., S. 45–58. 10 Conor Kostick, Women and the First Crusade. Prostitutes or Pilgrims? In: Christine E. Meek u. Catherine Lawless (Hgg.), Victims or Viragos? (Studies on Medieval and Early Modern Women 4). Dublin 2005, S. 57–68; James A. Brundage, Prostitution, Miscegenation and Sexual Purity in the First Crusade. In: Peter W. Edbury (Hg.), Crusade and Settlement. Papers read at the First 6 Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse leistungsstarken Heer interessiert gewesen sein dürfte, zeigt sich in der sich wandelnden Bewertung von Nichtkombattanten. Besonders deutlich wurde dies in der Reaktion auf die gescheiterten Kreuzzugsexpeditionen, die auf den Verlust Jerusalems 1187 an Saladin folgten. Vor allem Papst Innozenz III. (1198–1216) hob, unter anderem in der 1213 erlassenen Kreuzzugsbulle ‚Quia maior‘, die Bedeutung der spirituellen und liturgischen Unterstützung hervor,11 die alle für den Kampf ungeeigneten Personen leisten konnten. Indem er die Ablösung eines Kreuzzugsgelübdes mit Geldzahlungen ermöglichte und den Sündenablass auf alle ausdehnte, die auf eigene Kosten Wehrfähige entsandten, finanzielle Aufwendungen übernahmen oder religiöse Pflichten erfüllten, erweiterte sich das kreuzzugsbezogene Handlungsspektrum, so dass sich auch zuhause gebliebene Frauen wie Männer verstärkt im Dienste Christi verwirklichen konnten.12 Da sich ungeachtet der Maßgabe der Kirche Personen beiderlei Geschlechts den Kreuzzügen ins Heilige Land anschlossen und auch dort verblieben, griff auch die Forschung diese Aspekte auf. Sie widmete sich nicht nur den Menschen auf den Wegen in die Kreuzzugsgebiete, sondern auch den aus Europa stammenden Siedlern und Siedlerinnen in den dortigen Territorien.13 Fürstinnen wie Conference of the Society for the Study of the Crusades and the Latin East and presented to R. C. Smail. Cardiff 1985, S. 57–65; Alan V. Murray, Sex, Death and the Problem of Single Women in the Armies of the First Crusade. In: Ruthy Gertwagen u. Elizabeth M. Jeffreys (Hgg.), Shipping, Trade and Crusade in the Medieval Mediterranean. Studies in Honour of John Pryor. Farnham 2012, S. 255–270. 11 ,Quia maior‘. In: Georgine Tang, Studien zum Register Innocenz’ III. Weimar 1929, S. 88–97; vgl. u. a. Constance M. Rousseau, Home Front and Battlefield. The Gendering of Papal Crusading Policy (1095–1221). In: Edgington u. Lambert (Anm. 1), S. 31–44, hier S. 38 f.; Maier, The roles (Anm. 1). S. 73; ders., Über die Rolle (Anm. 1), S. 267–272. 12 Danielle Park, ‘Under Our Protection, That of the Church and Their Own’. Papal and Secular Protection of the Families and Properties the Crusaders left behind, c. 1095–1226. Diss. London 2013; Alexander Berner, Frauen und Arme auf Kreuzzügen. Zwischen Normen und sozialer Wirklichkeit. In: Konstantin Lindner, Ulrich Riegel u. Andreas Hoffmann (Hgg.), Alltagsgeschichte im Religionsunterricht. Kirchengeschichtliche Studien und religionsdidaktische Perspektiven. Stuttgart 2013, S. 83–98. 13 Sylvia Schein, Rulers and ruled. Women in the Crusader Period. In: Silvia Rozenberg (Hg.), Knights of the Holy Land. The Crusader Kingdom of Jerusalem (Catalogue. Israel Museum 422). Jerusalem 1999, S. 61–67; Sylvia Schein, Women in Medieval Colonial Society. The Latin Kingdom of Jerusalem in the Twelfth Century. In: Edgington u. Lambert (Anm. 1), S. 140–153; Alan V. Murray, Women in the Royal Succession of the Latin Kingdom of Jerusalem (1099–1291). In: Claudia Zey (Hg.), Mächtige Frauen? Königinnen und Fürstinnen im europäischen Mittelalter (11.–14. Jahrhundert) (Vorträge und Forschungen 81). Ostfildern 2015, S. 131–162; Bernard F. Hamilton, Women in the Crusader States. The queens of Jerusalem (1100–1190). In: Derek Baker (Hg.), Medieval Women. Dedicated and presented to Prof. Rosalind M. T. Hill on the Occasion of her Seventieth Birthday (Studies in Church History. Subsidia 1). Oxford 1978, S. 143–174; Bernard Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung 7 Königin Melisende von Jerusalem konnten, so die weit verbreitete Meinung, in den neu aufgebauten Kreuzfahrtterritorien offenbar leichter zur Herrschaft gelangen, als dies vielleicht anderweitig der Fall gewesen wäre.14 Damit gerieten erstmals komplexe Fragen zur rechtlichen und herrschaftlichen Stellung mächtiger Frauen in den Kreuzfahrerherrschaften sowie deren Aufgaben, Rollen und Handlungsmöglichkeiten in den Blick.15 Die erhaltenen Urkunden und Siegel geben darüber nur zu bereitwillig Auskunft, wobei die neueren Editionen und Zusammenstellungen noch nicht zufriedenstellend ausgewertet sind.16 Die Ausübung weiblicher Herrschaft scheint also zumindest recht gut dokumentiert. Dahinter muss die Erkundung des Alltags eher zurücktreten, da vergleichbar aussagekräftige textuelle, bildliche und materielle Quellen deutlich schwerer zu finden sind. Auf großes Interesse stößt indes seit einiger Zeit die Wahrnehmung und Darstellung von Frauen in der zeitgenössischen Kreuzzugschronistik.17 Gerade christliF. Hamilton, The Titular Nobility of the Latin East. The Case of Agnes of Courtenay. In: Peter W. Edbury (Hg.), Crusade and Settlement. Papers read at the First Conference of the Society for the Study of the Crusades and the Latin East and presented to R. C. Smail. Cardiff 1985, S. 197–203; Philippe Goridis, Gefährten, Regenten, Witwer. Männliche Herrschaft im Heiligen Land der Erbköniginnen. In: Claudia Zey (Hg.), Mächtige Frauen? Königinnen und Fürstinnen im europäischen Mittelalter (11.–14. Jahrhundert) (Vorträge und Forschungen 81). Ostfildern 2015, S. 163–197. 14 Vgl. Helen A. Gaudette, The Spending Power of a Crusader Queen. Melisende of Jerusalem. In: Theresa Earenfight (Hg.), Women and Wealth in Late Medieval Europe. New York 2010, S. 135– 148; Hans Eberhard Mayer, Studies in the History of Queen Melisende of Jerusalem. In: Dumbarton Oaks Papers 26 (1972), S. 93–182; Michel Balard, Mélisende, reine de Jérusalem. In: Sylvain Gougenheim (Hg.), Retour aux sources. Textes, études et documents d’histoire médiévale offerts à Michel Parisse. Paris 2004, S. 449–457; Jaroslav Folda, Melisende of Jerusalem. Queen and Patron of Art and Architecture in the Crusader Kingdom. In: Therese Martin (Hg.), Reassessing the Roles of Women as ‘makers’ of Medieval Art and Architecture. Bd. 1 (Visualising the Middle Ages 7:1). Leiden 2012, S. 429–477; Jaroslav Folda, Images of Queen Melisende in Manuscripts of William of Tyre’s ‘History of Outremer’: 1250–1300. In: Gesta 32 (1993), S. 97–112. 15 Sarah Lambert, Queen or consort. Rulership and Politics in the Latin East, 1118–1228. In: Anne Duggan (Hg.), Queens and Queenship in Medieval Europe. Proceedings of a Conference held at King’s College London April 1995. Woodbridge 1997, S. 153–169; Peter Edbury, Women and the Customs of the High Court of Jerusalem according to John of Ibelin. In: Damien Coulon u. a. (Hgg.), Chemins d’Outre-Mer. Études d’histoire de la Méditerranée médiévale offertes à Michel Balard. Paris 2004, S. 285–292. 16 Vgl. etwa Hans Eberhard Mayer u. Claudia Sode, Die Siegel der lateinischen Könige von Jerusalem (Monumenta Germaniae Historica. Schriften 66). Wiesbaden 2014. 17 Natascha R. Hodgson, The role of Kerbogha’s Mother in the ‘Gesta Francorum’ and Selected Chronicles of the First Crusade. In: Edgington u. Lambert (Anm. 1), S. 163–176; Natascha R. Hodgson, Nobility, Women and Historical Narratives of the Crusades and the Latin East. In: AlMasaq. Islam and the Medieval Mediterranean 17 (2005), S. 61–85; Hodgson (Anm. 1); Sarah Lambert, Crusading or Spinning. In: Edgington u. Lambert (Anm. 1); S. 1–15; Laura A. Brady, Essential and Despised. Images of Women in the First and Second Crusades, 1095–1148. Diss. 8 Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse che Historiographen veranschaulichten mit Vorliebe Gewalt, Gefangenschaft, Vergewaltigungen und Mord vor allem durch Andersgläubige, wobei die einschlägigen Narrative auch Stereotype bedienen, von wenigen Meistererzählungen abgeleitet sind und nicht zuletzt deshalb mit Vorsicht interpretiert werden müssen.18 Für die Kreuzzugsnarrative christlicher, hebräischer und muslimischer Chronisten gilt dabei gleichermaßen, dass sich Gender und Religion als Differenzkategorien vielfach überschneiden.19 Da es sich bei den Autoren in den meisten Fällen um männliche Geschichtsschreiber handelt, ist die einzige Historiographin Anna Komnene verstärkt in den Fokus gerückt, um ihre weibliche, allerdings auf männlichen Wegbereitern fußende Perspektive auf die Kreuzzüge und die Kreuzfahrer zu analysieren.20 In der mittelhochdeutschen (Abschieds)Lyrik hatten demgegenüber seit jeher die Frauen- und Männerrollen das Interesse auf sich gezogen, wobei das Zusammenspiel der Geschlechter in der Kreuzzugsspruchdichtung erst neuerdings Windsor 1992; Alexandra Cuffel, Reorienting Christian “Amazons”. Women Warriors in Medieval Islamic Literature in the Context of the Crusades. In: Alexandra Cuffel u. Brian Britt (Hgg.), Religion, Gender, and Culture in the Pre-Modern World (Religion, Culture, Critique). New York u. a. 2007, S. 137–166. 18 Yvonne Friedman, Captivity and Ransom. The Experience of Women. In: Edgington u. Lambert (Anm. 1), S. 121–139; Danielle Park, The Power of Crusaders’ Wives in Narrative and Diplomatic Sources, c.1096–1149. In: The Reading Medievalist 1 (2014), S. 18–31; Matthew Mesley, Episcopal Authority and Gender in the Narratives of the First Crusade. In: Patricia Helena Cullum u. Katherine J. Lewis (Hgg.), Religious Men and Masculine Identity in the Middle Ages (Gender in the Middle Ages 9). Woodbridge u. a. 2013, S. 94–111. 19 Derzeit noch weniger intensiv im muslimischen Kontext untersucht; vgl. Cuffel (Anm. 17), S. 137–166. Taef Kamal El-Azhari, The Muslim Chroniclers Perspective of the Near East during the Fourth Crusade. In: Crusades 6 (2007), S. 107–116 berücksichtigt diese Genderperspektive noch kaum, wenngleich er auch über ayyubidische Eunuchen arbeitet; ders., The Influence of Eunuchs in the Ayyubid Kingdom. In: Urbain Vermeulen u. Jo Van Steenberger (Hgg.), Egypt and Syria in the Fatimid, Ayyubid and Mamluk Eras. Bd. 4: Proceedings of the 9th and 10th International Colloquium organized at the Katholieke Universiteit Leuven in May 2000 and May 2001 (Orientalia Lovaniensia analecta 140). Leuwen 2005, S. 127–142. 20 Barry Baldwin, Bohemond’s Breathing. Problematic passage in Anna-Comnena description in book 13,10 of the ‘Alexiad’. In: Byzantine and Modern Greek Studies 15 (1991), S. 314–316; Leonora Neville, Lamentation, History, and Female Authorship in Anna Komnene’s ‘Alexiad’. In: Greek, Roman and Byzantine Studies 53 (2013), S. 192–218; Penelope Buckley, The Alexiad of Anna Komnene. Artistic Strategy in the Making of a Myth. Cambridge 2014; Peter Frankopan, Perception and Projection of Prejudice. Anna Comnena, the ‘Alexiad’, and the First Crusade. In: Edgington u. Lambert (Anm. 1), S. 59–76; Robert D. Thomas, Anna Comnena’s Account of the First Crusade. History and Politics in the Reigns of the Emperors Alexius I and Manuel I Comnenus. In: Byzantine and Modern Greek Studies 15 (1991), S. 269–312; Ralph-Johannes Lilie, Der erste Kreuzzug in der Darstellung Anna Komnene. In: Paul Speck u. a. (Hgg.), Varia II. (ΠΟΙΚΙΛΑ ΒΥZΑΝΤΙΝΑ 6). Bonn 1987, S. 49–148. Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung 9 tiefer ergründet wird.21 Erstaunlich ist dabei, dass auch genderorientierte bzw. frauengeschichtliche Untersuchungen eher das Kriegerische analysierten, während anderen Praktiken am Rande oder abseits des Kampfgeschehens weniger Beachtung geschenkt wurde. So gewann das ungemein reiche Forschungsfeld genderbezogener Auswirkungen der Kreuzzugsbewegung auf die Entsendegesellschaften (um den ebenfalls genutzten, aber einseitigen Begriff ‚Heimatfront‘ zu vermeiden)22 erst in den letzten zehn Jahren an Bedeutung. Dabei sind die im Zuge von Rückkopplungseffekten erfolgten Veränderungen in der Heimat, insbesondere im Bereich rechtlicher, sozialer, kultureller und herrschaftlicher Vorgaben, noch bei Weitem nicht befriedigend untersucht. Dadurch, dass die Positionen der Kreuzfahrer frei wurden, ergaben sich zeitlich begrenzte, aber oftmals auch lange andauernde Stellvertretungen in der Herrschaft, für die sich männliche wie weibliche Personen als Akteure anboten. Die Notwendigkeit, in Abwesenheit angemessen vertreten zu werden, führte in vielen Fällen dazu, vertrauten Ersatz im engsten Familienkreis zu suchen, darunter auch Mütter und Ehefrauen, so dass dies nicht nur die Geschlechterbeziehungen, sondern auch die Geschlechterrollen in der Herkunftsfamilie wie in der angeheirateten Verwandtschaft modifizierte. Einige wenige, aber gewichtige Forschungsbeiträge haben daher das soziale Gefüge der Crusading families und die Funktionen und Aufgaben ihrer weiblichen Angehörigen ergründet, sei es als Bindeglieder zwischen kreuzfahrenden Familien23 oder als maßgebliche Unterstützerinnen der Kreuzzugsunternehmungen hinsichtlich Rekrutierung und Finanzierung.24 In diesem Zusammenhang sind die wechselseitigen Beziehungen der Familien und insbesondere ihrer weiblichen 21 Vgl. Susanne Reichlin, Ästhetik der Inklusion. Inklusionsverfahren und Inklusionssemantiken in der mittelhochdeutschen Kreuzzugslyrik. Habilitationsschrift Zürich 2012; Stefan Tomasek, Minne, lâ mich vrî. Untersuchungen zur Kreuzzugslyrik des zwölften Jahrhunderts. Wiesbaden 2016. 22 Der in Anlehnung an die Forschungen zu den Weltkriegen des 20. Jhd. genutzte Begriff Home front bzw. Heimatfront bleibt zu problematisieren, da er eng gefasst vor allem auf die militärische Facette der Heimat abzuzielen scheint. Damit lässt er Bereiche des alltäglichen Lebens wie etwa religiöse Praktiken außen vor, die sich durch die Kreuzzüge veränderten. 23 Jonathan Riley-Smith, The First Crusaders, 1095–1131. Cambridge 1997, S. 130–135; ders., Family Traditions and Participation in the Second Crusade. In: Michael Gervers (Hg.), The Second Crusade and the Cistercians. New York 1992, S. 101–108. 24 Sabine Geldsetzer, Zwischen Enthusiasmus und Ablehnung. Reaktionen von Frauen auf Kreuzzugspläne (männlicher) Verwandter. In: Andreas Gestrich u. Marita Krauss (Hgg.), Zurückbleiben. Der vernachlässigte Teil der Migrationsgeschichte (Stuttgarter Beiträge zur historischen Migrationsforschung 6). Stuttgart 2006, S. 79–88; Brigitte Kasten, Liebe, Furcht und andere Gründe, nicht auf den fünften Kreuzzug (1217–1221) zu gehen. In: Ebd., S. 89–124; Kimberley A. LoPrete, Adela of Blois. Countess and Lord (c. 1067–1137). Dublin 2007. 10 Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse Mitglieder zu den Ritterorden und Reformklöstern wieder stärker in das Bewusstsein getreten. Gemäß familiären Traditionen oder auf der Grundlage eigener Motivationen unterstützten die Mäzeninnen tatkräftig Orden und Klöster, indem sie selbige mit Besitzungen und Stiftungen ausstatteten. Sie demonstrierten damit nicht nur ihre tiefe Religiosität, sondern kommunizierten gleichsam auch ihre politische Einstellung innerhalb der eigenen Herkunfts- und Zielfamilie sowie darüber hinaus.25 Angesichts des gemeinsamen Ideals der imitatio Christi erwiesen sich vor allem die wechselseitigen Verflechtungen mit den wirtschaftlich florierenden Zisterzienserklöstern als besonders effektiv. Nonnen wie Mönche, auch aus den Kreuzfahrerfamilien, beteten für die Reisenden und unterstützten sie dadurch, dass sie deren ferne Aktivitäten auf der spirituellen Ebene der Andacht widerspiegelten und ihnen metaphorisch beistanden. Dass die Angehörigen der Kreuzfahrer ihre Dankbarkeit dafür mit Schenkungen bekundeten, versteht sich von selbst.26 So oblag es den Daheimgebliebenen, den Anverwandten in der Ferne behilflich zu sein und die heimgesandten Reliquien in den Frömmigkeitsalltag zu integrieren.27 Weitere Studien konzentrieren sich auf die Vertreterinnen abwesender Kreuzfahrer, die nun die Sorge für die Ausübung und den Erhalt der Herrschaft, die Besitzverwaltung sowie Leib und Leben ihrer Untertanen zu tragen hatten.28 25 Zur Beziehung von Frauen und Ritterorden vgl. u. a. Jochen Schenk, Templar Families. Landowning Families and the Order of the Temple in France, c. 1120–1307 (Cambridge Studies in Medieval Life and Thought. Fourth Series 79). Cambridge 2012, S. 177–183; Helen J. Nicholson, The Head of St. Euphemia. Templar devotion to Female Saints. In: Edgington u. Lambert (Anm. 1), S. 108–120; dies., Women in Templar and Hospitaller Commanderies. In: Léon Pressouyre u. Anthony T. Luttrell (Hgg.), La commanderie. Institution des ordres militaires dans l’Occident médiéval. Actes du premier colloque internationale du Conservatoire Larzac templier et hospitalier (13 au 15 octobre 2000) (Mémoires de la Section d’Archéologie et d’Histoire de l’Art 14). Paris 2002, S. 125–134; Helen J. Nicholson, Templar Attitudes towards Women. In: Medieval History 1:3 (1991), S. 74–80; dies., The military Orders and their Relations with Women. In: Zsolt Hunyadi u. József Laszlovszky (Hgg.), The Crusades and the Military Orders. Expanding the Frontiers of Medieval Latin Christianity (CEU medievalia 2). Budapest 2001, S. 407–414. 26 Vgl. etwa Anne E. Lester, Creating Cistercian Nuns. The Women’s Religious Movement and its Reform in Thirteenth-Century Champagne. Ithaca, London 2011; dies., A Shared Imitation. Cistercian Convents and Crusader Families in Thirteenth-Century Champagne. In: Journal of Medieval History 35 (2009), S. 353–370. 27 Vgl. etwa Anne E. Lester, What Remains. Women, Relics and Remembrance in the Aftermath of the Fourth Crusade. In: Journal of Medieval History 40 (2014), S. 311–328. Aus kunsthistorischer Perspektive: Gia Toussaint, Kreuz und Knochen. Reliquien im Zeitalter der Kreuzzüge. Berlin 2011. 28 Térèse de Hemptinne, Les épouses des croisés et pèlerins flamands aux XIe et XIIe siècles. L‘exemple des comtesses de Flandre Clémence et Sibylle. In: Michel Balard (Hg.), Autour de la Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung 11 Vielfach mussten rechtliche Fragen geklärt werden, wie etwa die Bedeutung und Effektivität der mit der bewaffneten Pilgerfahrt verbundenen Privilegien oder die durch die Kreuzzüge entstandenen neuen Herausforderungen für das Ehe- und das Erbrecht.29 Ein eigener Untersuchungskomplex beschäftigt sich mit der grundsätzlichen Möglichkeit zur weiblichen Teilhabe an der Kreuzzugsbewegung, sei es dass den Frauen die privilegierte Mitreise verweigert wurde oder sie als Widerstand wahrgenommen wurden, wenn sie den geliebten Gatten am Aufbruch hinderten.30 Parallel dazu werden allerdings auch die Gefahren für Leib und Leben der in der Heimat Zurückgelassenen thematisiert.31 Bislang ist die daraus resultierende Situation dieser Kreuzfahrerfrauen samt der mit ihrem Status einhergehenden Rechte weder überregional noch länderübergreifend angemessen analysiert und dargestellt worden. Während die Quellenlage für Fürstinnen, die in Abwesenheit des Gatten plötzlich Macht und Herrschaft erlangten, durchaus gut ist, gilt dies nicht unbedingt für Bäuerinnen, die gezwungen waren, allein die Feldarbeit zu übernehmen, wenn ihr Ehemann den Herrn begleitete. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die meisten Untersuchungen disziplinär gebunden und an Einzelfragen oder Fallbeispielen orientiert sind, so dass sie kaum Aussagen über längere Wandlungsprozesse zulassen, obwohl das darin enthaltene Potential durchaus sichtbar wird. Es ist zudem zu konstatieren, dass die derzeit vorliegenden Ergebnisse größtenteils einseitig auf Männer oder Frauen ausgerichtet sind und damit die notwendige Integration beider Perspektiven vermissen lassen. Für künftige Forschungen wird es deshalb unumgänglich sein, première croisade (Byzantina Sorbonensia 14). Paris 1996, S. 83–95; vgl. auch Patrick Corbet, Entre Aliénor d’Aquitaine et Blanche de Castille. Les princesses au pouvoir dans la France de l’Est. In: Claudia Zey (Hg.), Mächtige Frauen? Königinnen und Fürstinnen im europäischen Mittelalter (11.–14. Jahrhundert) (Vorträge und Forschungen 81). Ostfildern 2015, S. 225–244; Park (Anm. 12). 29 Jessalynn L. Bird, Crusader’s Rights Revisited. The Use and Abuse of Crusader Privileges in Early Thirteenth-Century France. In: Ruth Mazo Karras, Joel B. Kaye u. E. Ann Matter (Hgg.), Law and the Illicit in Medieval Europe (The Middle Ages Series). Philadelphia 2008, S. 133–148; James A. Brundage, The Crusader’s Wife. A Canonistic Quandary. In: Studia Gratiana 12 (1967), S. 425– 442; James A. Brundage, The Crusader’s Wife Revisited. In: Studia Gratiana 14 (1967), S. 241–252; Park (Anm. 12). 30 Monique Zerner, L’épouse de Simon de Montfort et la croisade albigeoise. In: Femmes, mariages, lignages. 12e–14e siècles. Mélanges offerts à Georges Duby (Bibliothèque du moyen âge 1). Bruxelles 1992, S. 449–470; Charity Cannon Willard, Isabel of Portugal and the FifteenthCentury Burgundian Crusade. In: Barbara Nelson Sargent-Baur (Hg.), Journeys toward God. Pilgrimage and Crusade. Kalamazoo 1992, S. 206–214; Werner Schulz, Andreaskreuz und Christusorden. Isabella von Portugal und der burgundische Kreuzzug (Historische Schriften der Universität Freiburg 1). Freiburg 1976. 31 Vgl. etwa Christine Dernbecher, „Deum et virum suum diligens“. Zur Rolle und Bedeutung der Frau im Umfeld der Kreuzzüge (SOFIE 16). St. Ingbert 2003, S. 39. 12 Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse gerade diese genderübergreifenden und mithin mehrdimensionalen gesellschaftsrelevanten Auswirkungen der Kreuzzüge grundsätzlicher zu erfassen. Denn eine interdisziplinär angelegte, systematische, diachrone wie synchrone Erforschung von Relevanz, Formen und Dynamiken von Geschlecht im Kreuzzugskontext steht immer noch aus. Querschnitte Die Kreuzzüge aus der Perspektive der Gender Studies zu erforschen, bedeutet deshalb auch, verschiedene disziplinäre Ansätze zusammenzuführen und differente Fragestellungen zu berücksichtigen. Das vorliegende Themenheft kann dies nur exemplarisch verwirklichen. So zielen die folgenden Beiträge in erster Linie darauf, eine Sensibilisierung für das Thema zu erreichen und auf der Grundlage des jeweiligen Quellenbestandes disziplinäre Analyseansätze auszuloten. Beteiligt sind sechs unterschiedliche Disziplinen, darunter die Byzantinistik, die Germanistik, die Geschichtswissenschaft, die Jüdischen Studien, die Kunstgeschichte und die Religionswissenschaften, wodurch eine multiperspektivische Herangehensweise gewährleistet ist. Bereits bei dem angeregten Erfahrungsaustausch im Rahmen des Vorbereitungsworkshops (Januar 2015 an der Universität Kassel) sind die hieraus resultierenden Chancen und Herausforderungen deutlich geworden. Sie ergeben sich nicht nur aus den disziplinär divergierenden methodischen Zugriffen, sondern auch im Hinblick auf die Notwendigkeit einer gendersensiblen Quellenkritik, da Frauen in kreuzzugsrelevanten Texten und Bildern oftmals erst auf den zweiten Blick hervortreten. Dies gilt nicht nur für die Narrative der Chronistik, das traditionelle Genre einer Wahrnehmungs- und Vorstellungsgeschichte, sondern auch für die von weltlichen wie kirchlichen Autoritäten erlassenen Urkunden, Rechte und Vorschriften, für die realen und übertragenen Bilder sowie die Artefakte und materiellen Objekte, die Genderpraktiken im Kreuzzugskontext veranschaulichen. Gerade die Annahme von mehrfach relationalen Verflechtungen erwies sich dabei als außerordentlich anregend für alle Beiträge, da dadurch unterschiedliche Differenzkategorien wie Stand, Geschlecht und Religion eine neue Gewichtung erfuhren. Das Themenheft setzt klassisch bei der Ausübung von Herrschaft an, eröffnet jedoch mit der Erforschung der Ausgestaltung und Interdependenz genderbezogener Machtpositionen und prestigebezogener Visualisierungsstrategien neue Perspektiven. Bekanntlich fungierten die Kreuzfahrerherrschaften in Outremer als eine Zielgesellschaft, in der ein Mangel an männlichen Herrschaftsträgern dazu führte, dass Frauen vergleichsweise häufig die Regierungsgewalt übernahmen – sei es in eigenem Recht oder als Gefährtin, Regentin, Mutter und Witwe. Rechts- Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung 13 dokumente und historiographische Narrative ermöglichen, wie Philippe G ORIDIS veranschaulicht, nicht nur bemerkenswerte Einblicke in die damit verknüpften Herrschaftsformen, sondern bezeugen zudem, wie sich im Verlauf des 12. Jahrhunderts eine weibliche Erbfolge entwickelte und in den nachfolgenden Jahrzehnten verfestigte. Machtpolitische Implikationen hatten die Kreuzzüge auch für die in den heimischen Entsendegesellschaften Zurückbleibenden. In Frankreich war die Regentschaft von Kreuzfahrerfrauen in der Abwesenheit ihrer Männer ein durchaus verbreitetes Modell, wenngleich jede dieser Herrschaften eigenständig und differenziert zu beurteilen ist. Am Beispiel des gräflichen Hofes von Champagne zeigt Melanie P ANSE an Siegeln und Grabmälern ein großes Spektrum unterschiedlicher Praktiken, das zwei Regentinnen nutzten, um ihre Macht angesichts von Kontingenz medial vorzuführen und in der sinnlichen Erfahrung zu festigen. Allein diese beiden Beispiele lassen erkennen, dass der bislang vorherrschende Eindruck eines fragilen, liminalen Interims von Herrschaftsträgerinnen künftig kritisch zu hinterfragen ist. Man könnte sogar vermuten, dass auf einer weiblichen Regentschaft nicht unbedingt ein größerer Legitimationsdruck lastete als auf der Herrschaft männlicher Stellvertreter. In jedem Fall verstanden es Herrscherinnen in der Regel, ihre Macht in Urkunden und Siegeln eindrücklich zu kommunizieren. Wechselwirkungen zwischen den Ereignissen im Heiligen Land und der empathischen Unterstützung in den jeweiligen Herkunftsregionen der Kreuzfahrer offenbaren sich nicht nur auf der Ebene der Machtpolitik, sondern auch in anderen Bereichen wie etwa der Produktion religiöser und weltlicher Bildzeugnisse an mitteleuropäischen Kreuzfahrerhöfen. Die nach dem Fall Jerusalems entstandene Kreuztragung im Elisabethpsalter der thüringischen Ludowinger OL TER ER - VON DEM K NESEBECK zufolge, dieses Mitleiden der Dastilisiert, Harald W OLT heimgebliebenen auf höchst sublime Weise: Die Frauen scheinen das Kreuz Christi über die Berührung hinaus selbst zu tragen und damit auf gesellschaftliche Debatten darüber zu reagieren, wie eine weibliche Kreuzzugspartizipation auszusehen hätte. Einen erweiterten Handlungsspielraum spiegelt der nach 1240 am Welfenhof entstandenen Hl. Kreuz-Zyklus des Braunschweiger Doms, der am Beispiel der Anstrengungen Helenas bei der Kreuzsuche über die Verschränkung von Stand, Bildung, Religion und Geschlecht räsonieren lässt. Der angemessene Weg, den Gebetbücher und kirchliche Wandmalereien für das weibliche Kreuzzugsengagement entwarfen, war also eine spirituelle Anteilnahme, die im Kreuz (statt im Schwert) als Kampfinstrument ihren Ausdruck fand. Fast alle Autorinnen und Autoren des Themenheftes verdeutlichen überdies, dass – wenn wir die Zusammenhänge künftig besser verstehen wollen – außer dem Geschlecht noch andere relationale Differenzkategorien wie z. B. soziale 14 Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse Herkunft, die außer- wie innerfamiliäre Netzwerke determinierte, zu erforschen sind. Die Bedeutung solcher Intersektionen erschließt sich auch bei der Lektüre hebräischer Pogromschilderungen zum Jahr 1096, die jüdischen Handelnden in der Korrelation von männlichen und weiblichen Attributen bestimmte Rollen zuwiesen. Die zeitgenössischen Chronisten beschrieben nicht nur die Grausamkeiten der rituellen Selbsttötung, sondern auch die aktive Rolle der Jüdinnen, die es vorzogen, ihre eigenen Kinder eher selbst zu töten, als sie der Gefahr einer Zwangstaufe zu überlassen. Dabei gelingt es Martha K EIL , die in den narrativen Texten erzeugte Relation von Gender, Stand und Religion zu veranschaulichen. Die damals entwickelten Narrative weiblicher Heldenhaftigkeit und das genderübergreifende Bewusstsein, auserwählt zu sein, führten allerdings zu keiner anhaltenden Verbesserung der Position der Akteurinnen. Schon die nächste Textgeneration schildert die mutigen und entschlossenen Frauen als passive und verletzliche Opfer, obwohl die Gemeinschaft der Märtyrer eine gleichberechtigte Inklusion aller sozialen Gruppen vorsah. Andere Beiträge diskutieren die mehrfach relationale Verschränkung am Schnittpunkt von Gender und transkultureller Verflechtung, also im Aufeinandertreffen beider Geschlechter mit der aus dem Kreuzzug resultierenden Begegnung zweier Kulturen. Als diesbezüglich besonders aussagekräftig erweist sich, so Michael G RÜNBART , die byzantinische Wahrnehmung der Geschehnisse, die anfangs einer distanzierten Beobachtung entsprang. Die direkte Betroffenheit stellte sich erst ein, als die Lateiner 1204 in die Stadt eindrangen und, anschaulich dargestellt in der Chronik des Niketas Choniates, über die dort lebenden Frauen herfielen. Entsprechend wandelbar ist das Bild byzantinischer Historiographen von Akteurinnen und weiblichen Opfern, denn es konstituierte sich je nach der Qualität der Kontakte (friedlich oder kriegerisch) mit dem Westen. Ein weiteres genderrelevantes Forschungsfeld bietet nicht zuletzt die rhetorische Metaphorik, sowohl der mittelhochdeutschen Kreuzzugslyrik als auch der klerikalen Kreuzzugspropaganda in Predigten. Beides sind komplexe, nicht leicht zu interpretierende Quellengattungen, die sich vorwiegend an Männer als potentielle Kriegsteilnehmer richteten. Aus germanistischer Sicht untersucht Stefan T OMASEK nicht nur die aus der Abschiedslyrik bekannte bipolare Geschlechterstruktur, sondern auch die Frage nach der Vorrangstellung des klerikal motivierten Kreuzzugs gegenüber dem profan ausgerichteten Minnedienst. Denn der religiös begründete Aufbruch konfrontierte den Kreuzfahrer im Abschiedsschmerz mit dem Gegenbild der weltlich-laikalen Hofgesellschaft, seine auf das ewige Leben gerichtete Spiritualität mit der irdischen Körperlichkeit und Erotik, seinen vielleicht fernen Märtyrertod mit der gewiss vertrauten Minne. Während diese Gegenpole die Dichotomie männlich-weiblich in immer neuen Ausgestaltungen fortsetzten, entwerfen die Kreuzzugspredigten des 13. Jahrhun- Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung 15 derts andere Bildvergleiche. Sprachanalysen enthüllen die biblisch-inspirierten Genderallegorien sowie deren propagandistisch-kommunikative Wirkung. Exemplarische Frauenfiguren wie Mutter, Ehefrau, Witwe und Jungfrau wurden laut Christoph T. M AIER eingesetzt, um Emotionen auszulösen und dadurch die kognitiven Denkprozesse der Zuhörer in Richtung des gewünschten Verhaltens zu beeinflussen. In beiden Fällen, Spruchlyrik wie Predigten, formten die über Metaphorik, inhaltliche Kontraste und emotionale Anspielungen aufgebauten Genderkonzeptionen die Perspektive auf den Kreuzzug selbst. Unterschiedliche Beiträge lassen ferner die Fluidität der Konzepte von Virilisierung und Effeminisierung, von Körperlichkeit und Gendertransgressionen erahnen. In den hebräischen Quellen fassbar wird etwa, dass die ursprünglich männlich agierenden Jüdinnen, die entschlossen und grausam handelnden Vollstreckerinnen ihrer religiösen Überzeugung, in späteren Narrativen feminisiert wurden. Gerade in diesem Feld lassen sich allerhand interne Widersprüche fassen, wie etwa zeitgenössische Heiligland-Beschreibungen zeigen. Während die diplomatischen Zeugnisse ein wachsendes Selbstbewusstsein der Fürstinnen dokumentieren, sahen die zeitgenössischen Chronisten sie häufig eher nur als Regentinnen, etwa für ihre minderjährigen Kinder, denn als Herrscherinnen in eigenem Recht. Nichtsdestotrotz lassen sich zahlreiche Beispiele dafür finden, dass die Geschichtsschreiber die Virilisierung einflussreicher Herrscherinnen in der Regel positiv konnotierten, während sie deren Ehemänner, ebenso wie unfähige, charakterlich oder körperlich schwache Machthaber, effiminisierten, um sie abzuwerten. Dass weibliche und männliche Herrschaftsrollen sich dennoch gegenseitig ergänzten, sich in vielen Bereichen überschnitten und zu einem bestimmten Teil voneinander abhingen, belegen zuweilen dieselben Texte. Die Assimilation an das andere Geschlecht erfolgte nicht nur über einige in der mittelalterlichen Wahrnehmung als typisch zugewiesene Charaktereigenschaften und Handlungen, sondern auch über den Wechsel von Kleidung und Aussehen. Dies konnte recht divergierende Beweggründe haben. In der byzantinischen Gesellschaft, die nicht nur am Hof großen Wert auf genderbezogene Räume und Umgangsformen legte, galten Männer in weiblicher (Tarn)Kleidung als lächerlich. Indem sich hingegen Wallfahrerinnen, wie Christoph A UFFARTH erklärt, mit kurzen Haaren, männlicher Kleidung und einem entsprechenden Namen ausstatteten, hofften sie, auf ihrer Reise Schutz vor Übergriffen zu finden. Der Lebensweg Hildegunds von Schönau führte, gemäß ihrer Heiligenvita, sogar noch eine Stufe weiter, indem sie eine geistliche Geschlechtskonversion zum Mönch vollzog. Erahnen lassen sich solche Gendertransgressionen auch für Margarete von Jerusalem, wenn ihr eigener Bruder sie in Prosa und Distichen als amazonenhafte virago schildert, während er die Jungfrau Maria (virgo) zu ihrem Vorbild im Leiden stilisiert. Aus diesen Beispielen lässt sich ableiten, dass die 16 Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse Kreuzzugschronisten Gender immer wieder als rhetorisches Stilmittel und als Topos nutzten, um Stimmungen zu erzeugen und Denkprozesse zu steuern. Aber erst die soziale Anerkennung bewirkte, dass – denken wir nur an Hildegunds Wandlungsprozess bis zu ihrem Tod im Zisterzienserkloster – solche Markierungen zu einer historischen Wirklichkeit jenseits der Erzählung wurden. In mehreren Beiträgen erscheint demnach der Körper als Differenzkategorie, sei es als Resultat kultureller Zuweisungen und Diskurse oder als Objekt von Gewalt und Misshandlung. Anlässlich der Kreuzzüge erfuhren Frauen der jeweils als ,anders‘ betrachteten Religion, Christinnen, Jüdinnen und Musliminnen, nicht nur mentales Leid, sondern auch körperliche Demütigung und sexuelle Schändung. Eng mit dem Körper als soziokulturellem Bezugssystem verknüpft ist auch das Lebensalter, das relational zum familiären Status gerade bei Frauen mit dem persönlichen Stand als virgo, uxor, mater und vidua argumentativ zu fassen ist. Damit wurden in den Kreuzzugspredigten ganze Subtexte entworfen und in diplomatischen wie narrativen Zeugnissen Regierungsgewalten von Fürstinnen, sei es in der Heimat oder in Outremer, begründet. Dass aber die Vorstellung einer statisch binären gesellschaftlichen Geschlechterkonstruktion für das Mittelalter UF FARTH ARTH , wenn er Nonnen und womöglich zu kurz greift, thematisiert Christoph A UFF Mönche, die auf ihre Sexualität verzichteten, gar als ‚Drittes Geschlecht‘ bezeichnet. Demnach entsprach das soziale Geschlecht nicht unbedingt dem biologischen,32 wie es das Exemplum der Hildegund von Schönau verdeutlicht, deren anfangs nur äußerliche Virilisierung in der Transformation zum Mönch soziale Akzeptanz erfuhr und letztlich als neue Geschlechtsidentität zur Perfektion der Heiligkeit führte. Zusammenfassend zeigt sich, dass ein genderbasierter, mehrdimensional relationaler Zugriff auf Kreuzzüge äußerst gewinnbringend ist. Um die Diversität dieser religiös motivierten, bewaffneten Unternehmungen in ihrer vollen gesellschaftlichen Tragweite zu erfassen, scheint es unumgänglich, außer dem Geschlecht noch weitere kategoriale Bezugssysteme wie Stand, Religion, Körper und Bildung hinzuzuziehen. Ein solcher methodischer Ansatz setzt gewissermaßen die Anregungen von Deborah G ERISH fort, die unlängst dazu aufgefordert hat, die Kontinuität der mittelalterlichen Kreuzzugsnarrative von Männern über Männer zu durchbrechen und verstärkt relational zu argumentieren.33 In jedem Fall müssen Kreuzzüge künftig als Vorhaben gesehen werden, die aus dem gemein- 32 Zu Gender als sozialer Kategorie vgl. Andrea Griesebner, Geschlecht als soziale und analytische Kategorie. Debatten der letzten drei Jahrzehnte. In: Johanna Gehmacher u. Maria Mesner (Hgg.), Frauen- und Geschlechtergeschichte. Positionen / Perspektiven (Querschnitte 14). Wien 2003, S. 37–52. 33 Gerish (Anm. 1), S. 138–140. Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung 17 samen Planen und Zusammenwirken der Ehepaare wie der Familien hervorgegangen sind und Aufgabenteilungen vorsahen. Folgerichtig waren es Unternehmungen, die auf die gesamte Gesellschaft und auf jedes einzelne Individuum in spezifischer Weise einwirkten. Deshalb ist die Komplementarität der Geschlechter, aber auch ihrer Aktionsräume in Herrschaft, Kultur und Religion der Ziel- und Entsendegesellschaften fortan bewusster in den Blick zu nehmen. Jenseits grundsätzlicher Genderfragen zur mittelalterlichen Gesellschaft ist diesbezüglich auch das Kreuzzugstypische im Gegensatz zu anderen Militäraktionen noch genauer zu erforschen.34 So müssen hinfort nicht nur die Wechselwirkungen zwischen der Heimat und den in geographischer Distanz liegenden Schlachtfeldern stärker beachtet, sondern auch die kreuzzugsrelevanten Bedeutungsebenen von Weiblichkeit und Männlichkeit als historische und soziale Konstrukte intensiver analysiert werden. Dabei erstaunt, dass sich die modernen Männerstudien dieses Gegenstandes bislang noch kaum angenommen haben.35 Eine synchrone wie diachrone Ausweitung dieser methodischen Anstöße auf andere Kreuzzugsregionen würde es zudem ermöglichen, die Resultate in eine gesamtgesellschaftliche Kreuzzugshistoriographie münden zu lassen. Zu erarbeiten wäre dabei etwa ein systematischer Vergleich mit anderen Kriegsschauplätzen und Akteuren bzw. Akteurinnen, den bereits Christoph T. M AIER eingefordert hat.36 In diesem Sinne soll das Themenheft dazu anregen, diesen vielversprechenden Weg einer genderbasierten Perspektivierung der Kreuzzüge im inter- und transdisziplinären Austausch zwischen den Fachkulturen weiter zu verfolgen. Der Dank der Herausgeberinnen gebührt zuerst den Autorinnen und Autoren des Bandes, die sich bereitwillig dem fachübergreifenden Diskurs gestellt und die vielfältigen Anregungen wechselseitig rezipiert haben. Die materielle Unterstützung für den richtungsweisenden Workshop hat die Universität Kassel bereitgestellt. Am fachlichen Austausch beteiligten sich weitere Teilnehmer und Teilnehmerinnen, vor allem Margit M ERSCH (Kassel), deren Kurzbeitrag zu vormodernen Graffiti als Kommunikations- und Repräsentationsmedien einer Alltagskultur im Heiligen Land den zeitlichen Rahmen der vorliegenden Publikation überschritten hätte. Stefanie D ICK brachte ihre fachliche Expertise beratend ein. 34 Vgl. etwa Corbet (Anm. 28), S. 232–234 beim Versuch, eine Typologie mächtiger Frauen zu erstellen. 35 Zu hoffen ist, dass die Ergebnisse des für Frühjahr 2016 in Zürich angekündigten internationalen Workshops ‘Crusading Masculinities’, organisiert von Matthew Mesley (Universität Zürich), Natasha Hodgson (Nottingham Trent University, UK) und Katherine J. Lewis (University of Huddersfield, UK) (networks.h-net.org/node/73374/announcements/84394/crusading-masculinities-international-workshop; Zugriff am 31. Dezember 2015), zügig publiziert werden. 36 Maier, Über die Rolle (Anm. 1), S. 255–258. 18 Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse Aus zeitlichen Gründen verzichtete Stephan C ONERMANN (Bonn) auf die Verschriftlichung seiner Überlegungen aus Sicht der Islamwissenschaften. Kasseler Masterstudierende und angehende Doktoranden, darunter Daniel G ÖTTE , Tobias L ENK , ÜLLMER LMER , haben sich nicht nur bei der Vorbereitung des Marcus F ABER und Vivien K ÜL Workshops engagiert, sondern auch mit ihren Fragen und Ideen dazu beigetragen, gemeinschaftlich innovative Gedanken in angenehmer Atmosphäre zu entwickeln. Das Mittelalter 2016; 21(1): 19–21 Auswahlbibliographie DOI 10.1515/mial-2016-0002 Michel Balard, Mélisende, reine de Jérusalem. In: Sylvain Gougenheim (Hg.), Retour aux sources. Textes, études et documents d’histoire médiévale offerts à Michel Parisse. Paris 2004, S. 449–457. Alexander Berner, Frauen und Arme auf Kreuzzügen. Zwischen Normen und sozialer Wirklichkeit. 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