2016 · BAND 21 · HEFT 1
DAS MITTELALTER
PERSPEKTIVEN
MEDIÄVISTISCHER FORSCHUNG
ZEITSCHRIFT DES MEDIÄVISTENVERBANDES
KREUZZUG UND GENDER
HERAUSGEGEBEN VON
Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse
HERAUSGEBER
Ludger Lieb
im Auftrag des Präsidiums des Mediävistenverbandes
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ISSN 0949-0345 · e-ISSN 2196-6869
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Berit, Greifswald; Cram-Gomez, Susanne, Mexico DF (Mexiko); Cram-Heydrich, Walter, Mexico DF
(Mexico); Cram-Heydrich, Kurt, Angestellter, Mexico DF (Mexico); Duvenbeck, Brigitta, Oberstudienrätin i.R., Bad Homburg; Gädeke, Gudula, M.A., Atemtherapeutin/Lehrerin, Tübingen; Gädeke,
Martin, Einzelunternehmer, Würzburg; Lubasch, Dr. Annette, Ärztin, Berlin; Schütz, Dr. Christa,
Ärztin, Mannheim; Schütz, Sonja, Berlin; Schütz, Juliane, Berlin; Schütz, Antje, Berlin; Schütz,
Valentin, Berlin; Seils, Dorothee, Apothekerin, Stuttgart; Seils, Gabriele, Journalistin, Berlin; Seils,
Dr. Clara-Eugenie, Oberstudienrätin i.R., Reppenstedt; Seils, Christoph, Journalist, Berlin; Siebert,
John-Walter, Pfarrer, Oberstenfeld; Walter de Gruyter Stiftung, Berlin.
Das Mittelalter
2016 | Band 21 | Heft 1
Inhalt
Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse
Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung. Zielsetzung und
Forschungsansätze 1
Auswahlbibliographie 19
Philippe Goridis
Rex factus est uxorius. Weibliche und männliche Herrschaftsrollen in
Outremer 22
Melanie Panse
Sichtbare Macht. Herrschaftsinszenierung in Abwesenheit der
Kreuzfahrer 40
Harald Wolter-von dem Knesebeck
Mittelbare Partizipation am Kreuzzug. Nord- und mitteldeutsche
Bildzeugnisse nach dem Fall Jerusalems 1187 61
Martha Keil
Gender und Martyrium in hebräischen Erzählungen zum Ersten Kreuzzug
1096 83
Michael Grünbart
Handelnde und Opfer. Frauen in byzantinischen Quellen der Kreuzfahrerzeit 102
Stefan Tomasek
Frauen- und Männerrollen in mittelhochdeutscher Kreuzzugslyrik 123
Christoph T. Maier
Gendermetaphorik in der Kreuzzugspropaganda des 13. Jahrhunderts 145
Christoph Auffarth
Nonnen auf den Kreuzzügen. Ein drittes Geschlecht? 159
Das Mittelalter
2016 | Band 21 | Heft 1
Forum Mittelalter
Nachwuchspreis des Mediävistenverbandes e. V. S. 177 – Karoline Döring,
#histocamp – Das erste „BarCamp für alle, die an und mit Geschichte arbeiten“
S. 179 – Rezensionen S. 185:
Bade / Freudenberg (Hgg.), Von Sarazenen und Juden, Heiden und Häretikern (Wolf) – Benz,
Gesicht und Schrift (Däumer) – Boockmann, Schrift als Stigma (Düchting) – Czock, Gottes Haus
(Beck) – Deutschländer, Dienen lernen, um zu herrschen (Föller) – Döring / Fuchs, Inkunabeln
und Blockdrucke Leipzig (Henkel) – Felten / Müller / Ochs (Hgg.), Landschaft(en) (Wolfzettel) – Fischer, Schildgeld und Heersteuer (Gebhardt) – Fraeters / de Gier (Hgg.), Mulieres
religiosae (Fößel) – Friede / Kullmann (Hgg.), Das Potenzial des Epos (Rieger) – Fuchs / Heinig
/ Wagendorfer (Hgg.), König und Kanzlist, Kaiser und Papst (Woelki) – Gantner, Freunde
Roms und Völker der Finsternis (Goetz) – Herbers / Lehner (Hgg.), Unterwegs im Namen der
Religion (Türck) – Herrin, Byzanz (Vučetić) – Huber-Rebenich et. al. (Hgg.), Mirabilia Urbis
Romae (Daub) – Ingham, The Medieval New (Wedell) – Jäschke / Schrenk (Hgg.), Vieler Völker
Städte (Schmieder) – Keller (Hg.), Der Ozean im Fingerhut / Dies. (Hg.), Die Stunde des Hundes
/ Wagner (Hg.), ,Der Borte‘ von Dietrich von der Glezze [3 Hörbücher] (Reichlin) – Kluge (Hg.),
Handschriften des Mittelalters (Lesser) – Kolditz, Johannes VIII. Palaiologos und das Konzil
von Ferrara-Florenz (1438/39) (Rickelt) – Kühnel / Noga-Banai / Vorholt (Hgg.), Visual Constructs of Jerusalem (Baumgärtner) – Mecham, Sacred Communities, Shared Devotions (Toussaint) – Mersiowsky, Die Urkunde in der Karolingerzeit (Vogtherr) – Oschema, Bilder von
Europa im Mittelalter (Goetz) – Rebschloe, Der Drache in der mittelalterlichen Literatur Europas (Rieger) – Schieffer, Christianisierung und Reichsbildungen (Hess) – Schilling, Mögliches,
Unwahrscheinliches, Fabelhaftes (Weltecke) – Schütz, Hüter der Wirklichkeit (Raffeiner) – Von
Moos, Heiden im Himmel? (Hollick) – Zackor, Alexander der Große auf mittelalterlichen Weltkarten (Schüppel)
Das Mittelalter 2016; 21(1): 1–18
Ingrid Baumgärtner* und Melanie Panse
Kreuzzüge aus der Perspektive der
Genderforschung. Zielsetzung und
Forschungsansätze
DOI 10.1515/mial-2016-0001
Auf den ersten Blick scheinen Kreuzzüge männlich dominierte Unternehmungen
zu sein, die eine Genderdebatte bestenfalls unter dem Vorzeichen von Maskulinität erlauben. Bereits die klassische Kreuzzugsforschung folgte einem androzentrischen Ansatz, der Männer als religiöse, soziale und militärische Handlungsträger während der Reise in die zu erobernden Territorien oder während des
Aufenthalts und der Gefechte in der Ferne in den Fokus stellte. Selbst als sich die
Perspektive in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitete und man begann,
die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Folgen zu erfassen und
damit die Auswirkungen der Kreuzzüge in fast allen Lebensbereichen des hochmittelalterlichen Europa bis hin zum Nahen Osten sichtbar zu machen, blieb die
weitgehende Fixierung auf männliche Protagonisten bestehen. Nur in wenigen
Studien zu herausragenden Frauen, meist Königinnen und Fürstinnen sowie vereinzelt weiblichen Heiligen und Heldinnen, wurde dieses Muster durchbrochen –
mit dem Ergebnis, dass sich das Bild der Kreuzzüge um wesentliche Facetten
erweiterte.
Das innovative Potential, das die Genderforschung auf die Kreuzzugsbewegung eröffnet, ist bislang wenig genutzt worden, obgleich erste Untersuchungen
DG INGTON , Sarah
vielfältige Ansatzmöglichkeiten bieten. So haben etwa Susan B. E DGINGTON
L AMBERT , Sabine G ELDSETZER , Christoph T. M AIER und Deborah G ERISH aufgezeigt,1
1 Susan B. Edgington u. Sarah Lambert (Hgg.), Gendering the Crusades. Cardiff 2001; Sabine
Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen 1096–1291. Darmstadt 2003; Christopher T. Maier, The Roles
of Women in the Crusade Movement. A Survey. In: Journal of Medieval History 30:1 (2004), S. 61–
82; ders., Über die Rolle der Frauen in der Kreuzzugsbewegung. In: Andreas Meyer (Hg.), Päpste,
Pilger, Pönitentiarie. Festschrift für Ludwig Schmugge zum 65. Geburtstag. Tübingen 2004,
S. 253–281; Deborah Gerish, Gender Theory. In: Helen Nicholson (Hg.), Palgrave Advances in the
*Kontakt: Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner, Mittelalterliche Geschichte/FB 05,
Universität Kassel, Nora-Platiel-Straße 1, 34127 Kassel, E ˗ Mail: ibaum@uni-kassel.de
Dr. Melanie Panse, Mittelalterliche Geschichte, Universität Essen, Universitätsstr. 12,
45117 Essen, E ˗ Mail: melanie.panse@uni-due.de
2
Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse
dass nicht nur die Kriege selbst als klassische Männerdomäne, sondern auch die
Handlungen daheimgebliebener Frauen reiches Material für genderhistorische
Analysen bieten. Dabei stellt vor allem der Zuschnitt der Quellen eine methodische Herausforderung dar, und zwar insofern als die vornehmlich von männlichen Autoren verfassten Berichte und Urkunden nur zurückhaltend über das
Mitwirken von Frauen berichten, Gender-Stereotypisierungen die tradierten Narrative beherrschen und Selbstzeugnisse aus weiblicher Hand weitgehend fehlen.
Zur Zielsetzung
Selbstverständlich geht es in der gegenwärtigen Diskussion um die Relation von
Kreuzzug und Gender nicht einfach nur darum, Frauen aufzuspüren und den
männlichen Kreuzfahrern additiv an die Seite zu stellen. Moderne Ansätze akzentuieren vielmehr die komplexen Beziehungen zwischen den Geschlechtern, für
deren Erfassung das Wissen über die Akteurinnen und Akteure, ihr alltägliches
Verhalten und ihre politische Handlungsmacht eine grundlegende Voraussetzung ist.2 Ausgangspunkt gendersensibler Analysen sind deshalb Diskurse um
das Verhältnis von Geschlecht und Macht, um Geschlecht als kulturell konstruierte Markierung, als situativ variables Identitätskonzept und neuerdings auch als
mehrfach relationale Kategorie, in der Differenzunterschiede wie Religion, ethnische Zugehörigkeit und Status berücksichtigt werden. Ein solcher Zugriff erlaubt es, gesellschaftliche Konstellationen, Deutungsmuster, kulturelle Zuschreibungen und Praktiken in ihrer mehrdimensionalen Überlappung zu untersuchen,
die Relevanz geschlechtlicher Differenz in Krieg, Frieden und Alltagsleben sichtbar zu machen und dabei die wechselseitigen Abhängigkeiten und reziproken
Verstärkungen der unterschiedlichen Faktoren angemessen einzubeziehen.3
Crusades. Basingstoke 2005, S. 130–47. Vgl. danach auch Natascha R. Hodgson, Women, Crusading and the Holy Land in Historical Narrative (Warfare in History). Woodbridge 2007. Erst nach
Abschluss des Manuskripts ist erschienen: Helen J. Nicholson, Women’s Involvement in the
Crusades. In: Adrian J. Boas (Hg.), The Crusader World. London, New York 2016, S. 54–67.
2 Zum Stand der Genderforschung vgl. u. a. Claudia Opitz-Belakal, Geschlechtergeschichte (Historische Einführungen 8). Frankfurt a. M., New York 2010.
3 Andrea Griesebner, Geschlecht als mehrfach relationale Kategorie. Methodologische Anmerkungen aus der Perspektive der Frühen Neuzeit. In: Veronika Aegerter (Hg.), Geschlecht hat
Methode. Ansätze und Perspektiven in der Frauen- und Geschlechtergeschichte (Beiträge der 9.
Schweizerischen Historikerinnentagung 1998). Zürich 1999, S. 129–137; Katharina Walgenbach,
Gender als interdependente Kategorie. In: Katharina Walgenbach u. a. (Hgg.), Gender als interdependente Kategorie. Neue Perspektiven auf Intersektionalität, Diversität und Heterogenität. Opladen 2007, S. 23–65; Andrea Griesebner u. Susanne Hehenberger, Intersektionalität. Ein brauch-
Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung
3
Ein Blick auf den aktuellen Forschungsstand zeigt, dass eine adäquate, beide
Geschlechter berücksichtigende Genderperspektive nur zu erreichen ist, wenn es
gelingt, die vielgestaltigen Funktionen, Tätigkeiten und Wahrnehmungen von
Frauen und Männern im Kreuzzugskontext noch differenzierter ins Auge zu
fassen und als komplementär zu begreifen. Ausgehend von der Annahme, dass
die Geschlechterordnung als historisch variables soziales Konstrukt zu verstehen
ist, ergibt sich aus der Frage, wie Gesellschaft, Religion und Kultur im Kreuzzugskontext zusammenwirkten, nicht nur die zwingende Notwendigkeit, beide Geschlechter in die Analyse einzubeziehen, sondern darüber hinaus auch die Verpflichtung, unterschiedliche Disziplinen am Diskurs zu beteiligen.
Das vorliegende, interdisziplinär angelegte Themenheft versucht, diese verschiedenen Konzepte miteinander zu verbinden und zugleich die mediävistischen
Fachkulturen in einen Dialog über die Genderdimensionen der Kreuzzüge zu
bringen. Um dies zu ermöglichen, liegt einer der Schwerpunkte des interdisziplinären Zugriffs auf der Sichtbarmachung von Frauen im Kreuzzugskontext und der
Erschließung sich daraus ergebender genderbasierter Fragehorizonte. Aus pragmatischen Gründen wird mit der Konzentration auf die Unternehmungen im
Heiligen Land und deren Wechselwirkungen mit der Heimat von einem eng
gefassten Kreuzzugsbegriff ausgegangen,4 und das im vollen Bewusstsein, dass
solche Untersuchungen künftig auch auf alle anderen Kreuzzugsaktivitäten gegen Muslime, Häretiker und Heiden im Osten wie im Westen auszuweiten wären.
Die Auseinandersetzung mit bisher angewandten Forschungsansätzen lässt jedoch erkennen, dass eine interdisziplinäre Kooperation leichter zu realisieren ist
und zu tragfähigen Ergebnissen führt, wenn ein zeitlicher und regionaler Schwerpunkt gesetzt wird. Daher wurden die Palästinakreuzzüge des 12. und 13. Jahrhunderts als gemeinsamer Referenz- und Untersuchungsrahmen ausgewählt.
bares Konzept für die Geschichtswissenschaften? In: Vera Kallenberg, Jennifer Meyer u. Johanna
M. Müller (Hgg.), Intersectionality und Kritik. Neue Perspektiven auf alte Fragen. Wiesbaden 2013,
S. 105–124.
4 Zur Kreuzzugsdefinition vgl. u. a. Christopher Tyerman, The Invention of the Crusades. Basingstoke, London 1998, bes. Kap. 1; Jonathan Riley-Smith, What were the crusades? 4. Aufl. Basingstoke 2009; Nikolas Jaspert, Die Kreuzzüge. 6. Aufl. Darmstadt 2013 mit Verweis auf Ernst-Dieter
Hehl, Was ist eigentlich ein Kreuzzug? In: Historische Zeitschrift 259:2 (1994), S. 297–336 und
Christopher Tyerman, Where there any Crusades in the 12th Century? In: English Historical Review
110 (1995), S. 553–577.
4
Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse
Forschungsansätze
Wenn wir die Relation von Kreuzzug und Gender erforschen wollen, sind sowohl
die Ziel- als auch die Entsendegesellschaften in den Blick zu nehmen, da Menschen und Kulturen beider Regionen in einem dynamischen Austausch miteinander standen. Zu fragen ist also nicht nur nach den Kreuzfahrten selbst und den
dadurch ausgelösten strukturellen Veränderungen und Geschehnissen in der
Ferne, sondern auch nach den Ursprüngen und nicht zuletzt den vielschichtigen
Rückwirkungen auf die europäischen Herkunftsländer. Die Vorgänge in beiden
Räumen, im Nahen Osten wie in Europa, und ihre genderspezifischen Implikationen halten große Potentiale bereit, um die Materie weiter zu vertiefen. Dies gilt im
Übrigen auch für andere Kreuzzugszielregionen, sei es im Vorderen Orient, auf
der Iberischen Halbinsel, im nordeuropäischen Ostseeraum oder sogar im Inneren Europas, wo sich Kriegszüge gegen die Albigenser (in Südfrankreich), gegen
andere Häretiker wie die Hussiten (in Böhmen) und politische Feinde der Kirche
wie die Stedinger Bauern (in der Wesermarsch) richteten. In jedem Fall waren
beide Geschlechter betroffen.5
Die Forschung hat sich mit den klassischen Palästinakreuzzügen bereits
unter einer Frauen- und Genderperspektive auseinandergesetzt. So haben sich
verschiedene Studien sowohl mit Pilgerinnen auf dem beschwerlichen Weg ins
Heilige Land als auch mit Migrantinnen in den Kreuzfahrerstaaten beschäftigt
und die damit verbundenen Handlungsmöglichkeiten sichtbar gemacht, sei es als
aktive und passive Teilnehmerinnen an bewaffneten Pilgerfahrten und militärischen Feldzügen, als Objekte päpstlicher Kreuzzugspolitik, als beraubte, vergewaltigte und ermordete Opfer von Gewalt oder generell als Subjekte, deren
Handlungsoptionen in Rechtsvorschriften geregelt, in Chroniken, Heiligenviten
und Predigten wahrgenommen und von Zeitgenossen bewertet wurden. Einige
Fürstinnen erlangten im Zuge der Kreuzzüge durchaus politischen Einfluss, wenn
sie ihre Männer und Söhne vertraten oder sogar aus feindlicher Gefangenschaft
5 Zu anderen Zielregionen vgl. etwa Monique Zerner, L’épouse de Simon de Montfort et la
croisade albigeoise. In: Femmes, mariages, lignages: 12e–14e siècles. Mélanges offerts à Georges
Duby (Bibliothèque du moyen âge 1). Brüssel 1992, S. 449–470; Rasa J. Mazeika, “Nowhere was
the Fragility of their Sex Apparent”. Women Warriors in the Baltic Crusade Chronicles. In: Alan
V. Murray (Hg.), From Clermont to Jerusalem. The Crusades and Crusader Societies 1095–1500.
Selected Proceedings of the International Medieval Congress University of Leeds, 10–13 July 1995
(International Medieval Research 3). Turnhout 1998, S. 229–248; Robert Ignatius Burns, Women in
Crusader Valencia. A Five-Year Core Sample, 1265–1270. In: Medieval Encounters 12 (2006), S. 37–
47.
Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung
5
auslösen mussten.6 Trotzdem blieben Frauen auf Kreuzzügen häufig namenlose
Gestalten im Kollektiv, wenn nicht gerade einzelne Herrscherinnen wie Eleonore
von Aquitanien7 die Aufmerksamkeit wirkungsvoll auf sich zogen.
Einschlägige Publikationen beschäftigten sich bislang vor allem mit den
Aufgaben und Funktionen von Frauen hinter den militärischen Frontlinien, etwa
als Marketenderinnen, Wäscherinnen oder Dienstleisterinnen in anderen Gewerben.8 Selbst die kriegerisch-kämpferischen Qualitäten einzelner weiblicher Individuen wurden ausgiebig diskutiert.9 Die auf dieser Grundlage erkennbaren, bemerkenswert mannigfaltigen Frauenrollen innerhalb der Kreuzzugsheere bedürfen
allerdings noch stärkerer Differenzierung, zumal das vorherrschende Bild gleichsam nachträglich an die Erwartungen einer männlichen Performanz angepasst
wurde.
Klerikale Befürchtungen, dass die christliche Mission durch weibliche Sexualität gefährdet würde, trugen überdies dazu bei, dass Frauen vielfach als Hindernis für die bewaffneten Pilgerreisen angesehen wurden. Gerade bei angeblichen
Prostituierten sind aber Intentionen und Begrifflichkeiten der Chronisten nicht
immer eindeutig.10 Dass die päpstliche Kreuzfahrtpolitik jedenfalls an einem
6 Vgl. Philippe Goridis, Gefangen im Heiligen Land. Verarbeitung und Bewältigung christlicher
Gefangenschaft zur Zeit der Kreuzzüge (Vorträge und Forschungen. Sonderband 57). Ostfildern
2015.
7 Zusammenfassend vgl. Conor Kostick, Eleanor of Aquitaine and the Women of the Second
Crusade. In: Conor Kostick (Hg.), Medieval Italy, Medieval and Early Modern Women. Essays in
Honour of Christine Meek. Dublin 2010, S. 195–205.
8 James Powell, The Role of Women in the Fifth Crusade. In: Benjamin J. Kedar (Hg.), The Horns
of Hattin. Proceedings of the Second Conference of the SSCLE, Jerusalem and Haifa 2–6 July 1987.
Jerusalem 1992, S. 294–301; Sabine Geldsetzer, Frauen im Umfeld der Kreuzzüge des 12. Jahrhunderts. Einige vorläufige Überlegungen. In: Marita Krauss u. Holger Sonnabend (Hgg.), Frauen
und Migration (Stuttgarter Beiträge zur historischen Migrationsforschung 5). Stuttgart 2001,
S. 37–75; dies., Frauen auf Kreuzzügen. Möglichkeiten und Grenzen der Rekonstruktion weiblicher Kreuzzugspräsenz. In: Bea Lundt, Michael Salewski u. Heiner Timmermann (Hgg.), Frauen in
Europa. Mythos und Realität (Dokumente und Schriften der Europäischen Akademie Otzenhausen 129). Münster 2005, S. 199–222.
9 James M. Blythe, Women in the Military. Scholastic Arguments and Medieval Images of Female
Warriors. In: History of Political Thought 22:2 (2001), S. 242–270; Keren Caspi-Reisfeld, Women
Warriors during the Crusades, 1095–1254. In: Edgington u. Lambert (Anm. 1), S. 94–107; Matthew
Bennett, Virile Latins, Effeminate Greeks, and Strong Women. Gender Definitions on Crusade? In:
Ebd., S. 16–30; Michael R. Evans, “Unfit to Bear Arms”. The Gendering of Arms and Armour in
Accounts of Women on Crusade. In: Ebd., S. 45–58.
10 Conor Kostick, Women and the First Crusade. Prostitutes or Pilgrims? In: Christine E. Meek u.
Catherine Lawless (Hgg.), Victims or Viragos? (Studies on Medieval and Early Modern Women 4).
Dublin 2005, S. 57–68; James A. Brundage, Prostitution, Miscegenation and Sexual Purity in the
First Crusade. In: Peter W. Edbury (Hg.), Crusade and Settlement. Papers read at the First
6
Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse
leistungsstarken Heer interessiert gewesen sein dürfte, zeigt sich in der sich
wandelnden Bewertung von Nichtkombattanten. Besonders deutlich wurde dies
in der Reaktion auf die gescheiterten Kreuzzugsexpeditionen, die auf den Verlust
Jerusalems 1187 an Saladin folgten. Vor allem Papst Innozenz III. (1198–1216) hob,
unter anderem in der 1213 erlassenen Kreuzzugsbulle ‚Quia maior‘, die Bedeutung
der spirituellen und liturgischen Unterstützung hervor,11 die alle für den Kampf
ungeeigneten Personen leisten konnten. Indem er die Ablösung eines Kreuzzugsgelübdes mit Geldzahlungen ermöglichte und den Sündenablass auf alle ausdehnte, die auf eigene Kosten Wehrfähige entsandten, finanzielle Aufwendungen
übernahmen oder religiöse Pflichten erfüllten, erweiterte sich das kreuzzugsbezogene Handlungsspektrum, so dass sich auch zuhause gebliebene Frauen wie
Männer verstärkt im Dienste Christi verwirklichen konnten.12
Da sich ungeachtet der Maßgabe der Kirche Personen beiderlei Geschlechts
den Kreuzzügen ins Heilige Land anschlossen und auch dort verblieben, griff
auch die Forschung diese Aspekte auf. Sie widmete sich nicht nur den Menschen
auf den Wegen in die Kreuzzugsgebiete, sondern auch den aus Europa stammenden Siedlern und Siedlerinnen in den dortigen Territorien.13 Fürstinnen wie
Conference of the Society for the Study of the Crusades and the Latin East and presented to
R. C. Smail. Cardiff 1985, S. 57–65; Alan V. Murray, Sex, Death and the Problem of Single Women
in the Armies of the First Crusade. In: Ruthy Gertwagen u. Elizabeth M. Jeffreys (Hgg.), Shipping,
Trade and Crusade in the Medieval Mediterranean. Studies in Honour of John Pryor. Farnham
2012, S. 255–270.
11 ,Quia maior‘. In: Georgine Tang, Studien zum Register Innocenz’ III. Weimar 1929, S. 88–97;
vgl. u. a. Constance M. Rousseau, Home Front and Battlefield. The Gendering of Papal Crusading
Policy (1095–1221). In: Edgington u. Lambert (Anm. 1), S. 31–44, hier S. 38 f.; Maier, The roles
(Anm. 1). S. 73; ders., Über die Rolle (Anm. 1), S. 267–272.
12 Danielle Park, ‘Under Our Protection, That of the Church and Their Own’. Papal and Secular
Protection of the Families and Properties the Crusaders left behind, c. 1095–1226. Diss. London
2013; Alexander Berner, Frauen und Arme auf Kreuzzügen. Zwischen Normen und sozialer Wirklichkeit. In: Konstantin Lindner, Ulrich Riegel u. Andreas Hoffmann (Hgg.), Alltagsgeschichte im
Religionsunterricht. Kirchengeschichtliche Studien und religionsdidaktische Perspektiven. Stuttgart 2013, S. 83–98.
13 Sylvia Schein, Rulers and ruled. Women in the Crusader Period. In: Silvia Rozenberg (Hg.),
Knights of the Holy Land. The Crusader Kingdom of Jerusalem (Catalogue. Israel Museum 422).
Jerusalem 1999, S. 61–67; Sylvia Schein, Women in Medieval Colonial Society. The Latin Kingdom
of Jerusalem in the Twelfth Century. In: Edgington u. Lambert (Anm. 1), S. 140–153; Alan V. Murray, Women in the Royal Succession of the Latin Kingdom of Jerusalem (1099–1291). In: Claudia
Zey (Hg.), Mächtige Frauen? Königinnen und Fürstinnen im europäischen Mittelalter
(11.–14. Jahrhundert) (Vorträge und Forschungen 81). Ostfildern 2015, S. 131–162; Bernard F. Hamilton, Women in the Crusader States. The queens of Jerusalem (1100–1190). In: Derek Baker (Hg.),
Medieval Women. Dedicated and presented to Prof. Rosalind M. T. Hill on the Occasion of her
Seventieth Birthday (Studies in Church History. Subsidia 1). Oxford 1978, S. 143–174; Bernard
Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung
7
Königin Melisende von Jerusalem konnten, so die weit verbreitete Meinung, in
den neu aufgebauten Kreuzfahrtterritorien offenbar leichter zur Herrschaft gelangen, als dies vielleicht anderweitig der Fall gewesen wäre.14 Damit gerieten erstmals komplexe Fragen zur rechtlichen und herrschaftlichen Stellung mächtiger
Frauen in den Kreuzfahrerherrschaften sowie deren Aufgaben, Rollen und Handlungsmöglichkeiten in den Blick.15 Die erhaltenen Urkunden und Siegel geben
darüber nur zu bereitwillig Auskunft, wobei die neueren Editionen und Zusammenstellungen noch nicht zufriedenstellend ausgewertet sind.16 Die Ausübung
weiblicher Herrschaft scheint also zumindest recht gut dokumentiert. Dahinter
muss die Erkundung des Alltags eher zurücktreten, da vergleichbar aussagekräftige textuelle, bildliche und materielle Quellen deutlich schwerer zu finden sind.
Auf großes Interesse stößt indes seit einiger Zeit die Wahrnehmung und Darstellung von Frauen in der zeitgenössischen Kreuzzugschronistik.17 Gerade christliF. Hamilton, The Titular Nobility of the Latin East. The Case of Agnes of Courtenay. In: Peter
W. Edbury (Hg.), Crusade and Settlement. Papers read at the First Conference of the Society for the
Study of the Crusades and the Latin East and presented to R. C. Smail. Cardiff 1985, S. 197–203;
Philippe Goridis, Gefährten, Regenten, Witwer. Männliche Herrschaft im Heiligen Land der Erbköniginnen. In: Claudia Zey (Hg.), Mächtige Frauen? Königinnen und Fürstinnen im europäischen
Mittelalter (11.–14. Jahrhundert) (Vorträge und Forschungen 81). Ostfildern 2015, S. 163–197.
14 Vgl. Helen A. Gaudette, The Spending Power of a Crusader Queen. Melisende of Jerusalem. In:
Theresa Earenfight (Hg.), Women and Wealth in Late Medieval Europe. New York 2010, S. 135–
148; Hans Eberhard Mayer, Studies in the History of Queen Melisende of Jerusalem. In: Dumbarton
Oaks Papers 26 (1972), S. 93–182; Michel Balard, Mélisende, reine de Jérusalem. In: Sylvain
Gougenheim (Hg.), Retour aux sources. Textes, études et documents d’histoire médiévale offerts à
Michel Parisse. Paris 2004, S. 449–457; Jaroslav Folda, Melisende of Jerusalem. Queen and Patron
of Art and Architecture in the Crusader Kingdom. In: Therese Martin (Hg.), Reassessing the Roles
of Women as ‘makers’ of Medieval Art and Architecture. Bd. 1 (Visualising the Middle Ages 7:1).
Leiden 2012, S. 429–477; Jaroslav Folda, Images of Queen Melisende in Manuscripts of William of
Tyre’s ‘History of Outremer’: 1250–1300. In: Gesta 32 (1993), S. 97–112.
15 Sarah Lambert, Queen or consort. Rulership and Politics in the Latin East, 1118–1228. In: Anne
Duggan (Hg.), Queens and Queenship in Medieval Europe. Proceedings of a Conference held at
King’s College London April 1995. Woodbridge 1997, S. 153–169; Peter Edbury, Women and the
Customs of the High Court of Jerusalem according to John of Ibelin. In: Damien Coulon u. a. (Hgg.),
Chemins d’Outre-Mer. Études d’histoire de la Méditerranée médiévale offertes à Michel Balard.
Paris 2004, S. 285–292.
16 Vgl. etwa Hans Eberhard Mayer u. Claudia Sode, Die Siegel der lateinischen Könige von
Jerusalem (Monumenta Germaniae Historica. Schriften 66). Wiesbaden 2014.
17 Natascha R. Hodgson, The role of Kerbogha’s Mother in the ‘Gesta Francorum’ and Selected
Chronicles of the First Crusade. In: Edgington u. Lambert (Anm. 1), S. 163–176; Natascha
R. Hodgson, Nobility, Women and Historical Narratives of the Crusades and the Latin East. In: AlMasaq. Islam and the Medieval Mediterranean 17 (2005), S. 61–85; Hodgson (Anm. 1); Sarah
Lambert, Crusading or Spinning. In: Edgington u. Lambert (Anm. 1); S. 1–15; Laura A. Brady,
Essential and Despised. Images of Women in the First and Second Crusades, 1095–1148. Diss.
8
Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse
che Historiographen veranschaulichten mit Vorliebe Gewalt, Gefangenschaft, Vergewaltigungen und Mord vor allem durch Andersgläubige, wobei die einschlägigen Narrative auch Stereotype bedienen, von wenigen Meistererzählungen abgeleitet sind und nicht zuletzt deshalb mit Vorsicht interpretiert werden müssen.18
Für die Kreuzzugsnarrative christlicher, hebräischer und muslimischer Chronisten
gilt dabei gleichermaßen, dass sich Gender und Religion als Differenzkategorien
vielfach überschneiden.19 Da es sich bei den Autoren in den meisten Fällen um
männliche Geschichtsschreiber handelt, ist die einzige Historiographin Anna Komnene verstärkt in den Fokus gerückt, um ihre weibliche, allerdings auf männlichen
Wegbereitern fußende Perspektive auf die Kreuzzüge und die Kreuzfahrer zu analysieren.20 In der mittelhochdeutschen (Abschieds)Lyrik hatten demgegenüber seit
jeher die Frauen- und Männerrollen das Interesse auf sich gezogen, wobei das
Zusammenspiel der Geschlechter in der Kreuzzugsspruchdichtung erst neuerdings
Windsor 1992; Alexandra Cuffel, Reorienting Christian “Amazons”. Women Warriors in Medieval
Islamic Literature in the Context of the Crusades. In: Alexandra Cuffel u. Brian Britt (Hgg.),
Religion, Gender, and Culture in the Pre-Modern World (Religion, Culture, Critique). New York
u. a. 2007, S. 137–166.
18 Yvonne Friedman, Captivity and Ransom. The Experience of Women. In: Edgington u. Lambert (Anm. 1), S. 121–139; Danielle Park, The Power of Crusaders’ Wives in Narrative and Diplomatic Sources, c.1096–1149. In: The Reading Medievalist 1 (2014), S. 18–31; Matthew Mesley, Episcopal Authority and Gender in the Narratives of the First Crusade. In: Patricia Helena Cullum u.
Katherine J. Lewis (Hgg.), Religious Men and Masculine Identity in the Middle Ages (Gender in the
Middle Ages 9). Woodbridge u. a. 2013, S. 94–111.
19 Derzeit noch weniger intensiv im muslimischen Kontext untersucht; vgl. Cuffel (Anm. 17),
S. 137–166. Taef Kamal El-Azhari, The Muslim Chroniclers Perspective of the Near East during the
Fourth Crusade. In: Crusades 6 (2007), S. 107–116 berücksichtigt diese Genderperspektive noch
kaum, wenngleich er auch über ayyubidische Eunuchen arbeitet; ders., The Influence of Eunuchs
in the Ayyubid Kingdom. In: Urbain Vermeulen u. Jo Van Steenberger (Hgg.), Egypt and Syria in
the Fatimid, Ayyubid and Mamluk Eras. Bd. 4: Proceedings of the 9th and 10th International
Colloquium organized at the Katholieke Universiteit Leuven in May 2000 and May 2001 (Orientalia
Lovaniensia analecta 140). Leuwen 2005, S. 127–142.
20 Barry Baldwin, Bohemond’s Breathing. Problematic passage in Anna-Comnena description in
book 13,10 of the ‘Alexiad’. In: Byzantine and Modern Greek Studies 15 (1991), S. 314–316; Leonora
Neville, Lamentation, History, and Female Authorship in Anna Komnene’s ‘Alexiad’. In: Greek,
Roman and Byzantine Studies 53 (2013), S. 192–218; Penelope Buckley, The Alexiad of Anna
Komnene. Artistic Strategy in the Making of a Myth. Cambridge 2014; Peter Frankopan, Perception
and Projection of Prejudice. Anna Comnena, the ‘Alexiad’, and the First Crusade. In: Edgington u.
Lambert (Anm. 1), S. 59–76; Robert D. Thomas, Anna Comnena’s Account of the First Crusade.
History and Politics in the Reigns of the Emperors Alexius I and Manuel I Comnenus. In: Byzantine
and Modern Greek Studies 15 (1991), S. 269–312; Ralph-Johannes Lilie, Der erste Kreuzzug in der
Darstellung Anna Komnene. In: Paul Speck u. a. (Hgg.), Varia II. (ΠΟΙΚΙΛΑ ΒΥZΑΝΤΙΝΑ 6). Bonn
1987, S. 49–148.
Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung
9
tiefer ergründet wird.21 Erstaunlich ist dabei, dass auch genderorientierte bzw.
frauengeschichtliche Untersuchungen eher das Kriegerische analysierten, während anderen Praktiken am Rande oder abseits des Kampfgeschehens weniger
Beachtung geschenkt wurde.
So gewann das ungemein reiche Forschungsfeld genderbezogener Auswirkungen der Kreuzzugsbewegung auf die Entsendegesellschaften (um den ebenfalls genutzten, aber einseitigen Begriff ‚Heimatfront‘ zu vermeiden)22 erst in den
letzten zehn Jahren an Bedeutung. Dabei sind die im Zuge von Rückkopplungseffekten erfolgten Veränderungen in der Heimat, insbesondere im Bereich rechtlicher, sozialer, kultureller und herrschaftlicher Vorgaben, noch bei Weitem nicht
befriedigend untersucht. Dadurch, dass die Positionen der Kreuzfahrer frei wurden, ergaben sich zeitlich begrenzte, aber oftmals auch lange andauernde Stellvertretungen in der Herrschaft, für die sich männliche wie weibliche Personen als
Akteure anboten. Die Notwendigkeit, in Abwesenheit angemessen vertreten zu
werden, führte in vielen Fällen dazu, vertrauten Ersatz im engsten Familienkreis
zu suchen, darunter auch Mütter und Ehefrauen, so dass dies nicht nur die
Geschlechterbeziehungen, sondern auch die Geschlechterrollen in der Herkunftsfamilie wie in der angeheirateten Verwandtschaft modifizierte.
Einige wenige, aber gewichtige Forschungsbeiträge haben daher das soziale
Gefüge der Crusading families und die Funktionen und Aufgaben ihrer weiblichen
Angehörigen ergründet, sei es als Bindeglieder zwischen kreuzfahrenden Familien23 oder als maßgebliche Unterstützerinnen der Kreuzzugsunternehmungen hinsichtlich Rekrutierung und Finanzierung.24 In diesem Zusammenhang sind die
wechselseitigen Beziehungen der Familien und insbesondere ihrer weiblichen
21 Vgl. Susanne Reichlin, Ästhetik der Inklusion. Inklusionsverfahren und Inklusionssemantiken in der mittelhochdeutschen Kreuzzugslyrik. Habilitationsschrift Zürich 2012; Stefan Tomasek,
Minne, lâ mich vrî. Untersuchungen zur Kreuzzugslyrik des zwölften Jahrhunderts. Wiesbaden
2016.
22 Der in Anlehnung an die Forschungen zu den Weltkriegen des 20. Jhd. genutzte Begriff Home
front bzw. Heimatfront bleibt zu problematisieren, da er eng gefasst vor allem auf die militärische
Facette der Heimat abzuzielen scheint. Damit lässt er Bereiche des alltäglichen Lebens wie etwa
religiöse Praktiken außen vor, die sich durch die Kreuzzüge veränderten.
23 Jonathan Riley-Smith, The First Crusaders, 1095–1131. Cambridge 1997, S. 130–135; ders.,
Family Traditions and Participation in the Second Crusade. In: Michael Gervers (Hg.), The Second
Crusade and the Cistercians. New York 1992, S. 101–108.
24 Sabine Geldsetzer, Zwischen Enthusiasmus und Ablehnung. Reaktionen von Frauen auf
Kreuzzugspläne (männlicher) Verwandter. In: Andreas Gestrich u. Marita Krauss (Hgg.), Zurückbleiben. Der vernachlässigte Teil der Migrationsgeschichte (Stuttgarter Beiträge zur historischen
Migrationsforschung 6). Stuttgart 2006, S. 79–88; Brigitte Kasten, Liebe, Furcht und andere
Gründe, nicht auf den fünften Kreuzzug (1217–1221) zu gehen. In: Ebd., S. 89–124; Kimberley
A. LoPrete, Adela of Blois. Countess and Lord (c. 1067–1137). Dublin 2007.
10
Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse
Mitglieder zu den Ritterorden und Reformklöstern wieder stärker in das Bewusstsein getreten. Gemäß familiären Traditionen oder auf der Grundlage eigener
Motivationen unterstützten die Mäzeninnen tatkräftig Orden und Klöster, indem
sie selbige mit Besitzungen und Stiftungen ausstatteten. Sie demonstrierten damit
nicht nur ihre tiefe Religiosität, sondern kommunizierten gleichsam auch ihre
politische Einstellung innerhalb der eigenen Herkunfts- und Zielfamilie sowie
darüber hinaus.25
Angesichts des gemeinsamen Ideals der imitatio Christi erwiesen sich vor
allem die wechselseitigen Verflechtungen mit den wirtschaftlich florierenden
Zisterzienserklöstern als besonders effektiv. Nonnen wie Mönche, auch aus den
Kreuzfahrerfamilien, beteten für die Reisenden und unterstützten sie dadurch,
dass sie deren ferne Aktivitäten auf der spirituellen Ebene der Andacht widerspiegelten und ihnen metaphorisch beistanden. Dass die Angehörigen der Kreuzfahrer ihre Dankbarkeit dafür mit Schenkungen bekundeten, versteht sich von
selbst.26 So oblag es den Daheimgebliebenen, den Anverwandten in der Ferne
behilflich zu sein und die heimgesandten Reliquien in den Frömmigkeitsalltag zu
integrieren.27
Weitere Studien konzentrieren sich auf die Vertreterinnen abwesender Kreuzfahrer, die nun die Sorge für die Ausübung und den Erhalt der Herrschaft, die
Besitzverwaltung sowie Leib und Leben ihrer Untertanen zu tragen hatten.28
25 Zur Beziehung von Frauen und Ritterorden vgl. u. a. Jochen Schenk, Templar Families. Landowning Families and the Order of the Temple in France, c. 1120–1307 (Cambridge Studies in
Medieval Life and Thought. Fourth Series 79). Cambridge 2012, S. 177–183; Helen J. Nicholson,
The Head of St. Euphemia. Templar devotion to Female Saints. In: Edgington u. Lambert (Anm. 1),
S. 108–120; dies., Women in Templar and Hospitaller Commanderies. In: Léon Pressouyre u.
Anthony T. Luttrell (Hgg.), La commanderie. Institution des ordres militaires dans l’Occident
médiéval. Actes du premier colloque internationale du Conservatoire Larzac templier et hospitalier (13 au 15 octobre 2000) (Mémoires de la Section d’Archéologie et d’Histoire de l’Art 14). Paris
2002, S. 125–134; Helen J. Nicholson, Templar Attitudes towards Women. In: Medieval History 1:3
(1991), S. 74–80; dies., The military Orders and their Relations with Women. In: Zsolt Hunyadi u.
József Laszlovszky (Hgg.), The Crusades and the Military Orders. Expanding the Frontiers of
Medieval Latin Christianity (CEU medievalia 2). Budapest 2001, S. 407–414.
26 Vgl. etwa Anne E. Lester, Creating Cistercian Nuns. The Women’s Religious Movement and its
Reform in Thirteenth-Century Champagne. Ithaca, London 2011; dies., A Shared Imitation. Cistercian Convents and Crusader Families in Thirteenth-Century Champagne. In: Journal of Medieval
History 35 (2009), S. 353–370.
27 Vgl. etwa Anne E. Lester, What Remains. Women, Relics and Remembrance in the Aftermath
of the Fourth Crusade. In: Journal of Medieval History 40 (2014), S. 311–328. Aus kunsthistorischer
Perspektive: Gia Toussaint, Kreuz und Knochen. Reliquien im Zeitalter der Kreuzzüge. Berlin 2011.
28 Térèse de Hemptinne, Les épouses des croisés et pèlerins flamands aux XIe et XIIe siècles.
L‘exemple des comtesses de Flandre Clémence et Sibylle. In: Michel Balard (Hg.), Autour de la
Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung
11
Vielfach mussten rechtliche Fragen geklärt werden, wie etwa die Bedeutung und
Effektivität der mit der bewaffneten Pilgerfahrt verbundenen Privilegien oder die
durch die Kreuzzüge entstandenen neuen Herausforderungen für das Ehe- und
das Erbrecht.29 Ein eigener Untersuchungskomplex beschäftigt sich mit der
grundsätzlichen Möglichkeit zur weiblichen Teilhabe an der Kreuzzugsbewegung, sei es dass den Frauen die privilegierte Mitreise verweigert wurde oder sie
als Widerstand wahrgenommen wurden, wenn sie den geliebten Gatten am Aufbruch hinderten.30 Parallel dazu werden allerdings auch die Gefahren für Leib
und Leben der in der Heimat Zurückgelassenen thematisiert.31 Bislang ist die
daraus resultierende Situation dieser Kreuzfahrerfrauen samt der mit ihrem Status einhergehenden Rechte weder überregional noch länderübergreifend angemessen analysiert und dargestellt worden. Während die Quellenlage für Fürstinnen, die in Abwesenheit des Gatten plötzlich Macht und Herrschaft erlangten,
durchaus gut ist, gilt dies nicht unbedingt für Bäuerinnen, die gezwungen waren,
allein die Feldarbeit zu übernehmen, wenn ihr Ehemann den Herrn begleitete.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die meisten Untersuchungen disziplinär
gebunden und an Einzelfragen oder Fallbeispielen orientiert sind, so dass sie
kaum Aussagen über längere Wandlungsprozesse zulassen, obwohl das darin
enthaltene Potential durchaus sichtbar wird. Es ist zudem zu konstatieren, dass
die derzeit vorliegenden Ergebnisse größtenteils einseitig auf Männer oder Frauen
ausgerichtet sind und damit die notwendige Integration beider Perspektiven vermissen lassen. Für künftige Forschungen wird es deshalb unumgänglich sein,
première croisade (Byzantina Sorbonensia 14). Paris 1996, S. 83–95; vgl. auch Patrick Corbet,
Entre Aliénor d’Aquitaine et Blanche de Castille. Les princesses au pouvoir dans la France de l’Est.
In: Claudia Zey (Hg.), Mächtige Frauen? Königinnen und Fürstinnen im europäischen Mittelalter
(11.–14. Jahrhundert) (Vorträge und Forschungen 81). Ostfildern 2015, S. 225–244; Park (Anm. 12).
29 Jessalynn L. Bird, Crusader’s Rights Revisited. The Use and Abuse of Crusader Privileges in
Early Thirteenth-Century France. In: Ruth Mazo Karras, Joel B. Kaye u. E. Ann Matter (Hgg.), Law
and the Illicit in Medieval Europe (The Middle Ages Series). Philadelphia 2008, S. 133–148; James
A. Brundage, The Crusader’s Wife. A Canonistic Quandary. In: Studia Gratiana 12 (1967), S. 425–
442; James A. Brundage, The Crusader’s Wife Revisited. In: Studia Gratiana 14 (1967), S. 241–252;
Park (Anm. 12).
30 Monique Zerner, L’épouse de Simon de Montfort et la croisade albigeoise. In: Femmes,
mariages, lignages. 12e–14e siècles. Mélanges offerts à Georges Duby (Bibliothèque du moyen âge
1). Bruxelles 1992, S. 449–470; Charity Cannon Willard, Isabel of Portugal and the FifteenthCentury Burgundian Crusade. In: Barbara Nelson Sargent-Baur (Hg.), Journeys toward God.
Pilgrimage and Crusade. Kalamazoo 1992, S. 206–214; Werner Schulz, Andreaskreuz und Christusorden. Isabella von Portugal und der burgundische Kreuzzug (Historische Schriften der Universität Freiburg 1). Freiburg 1976.
31 Vgl. etwa Christine Dernbecher, „Deum et virum suum diligens“. Zur Rolle und Bedeutung der
Frau im Umfeld der Kreuzzüge (SOFIE 16). St. Ingbert 2003, S. 39.
12
Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse
gerade diese genderübergreifenden und mithin mehrdimensionalen gesellschaftsrelevanten Auswirkungen der Kreuzzüge grundsätzlicher zu erfassen.
Denn eine interdisziplinär angelegte, systematische, diachrone wie synchrone
Erforschung von Relevanz, Formen und Dynamiken von Geschlecht im Kreuzzugskontext steht immer noch aus.
Querschnitte
Die Kreuzzüge aus der Perspektive der Gender Studies zu erforschen, bedeutet
deshalb auch, verschiedene disziplinäre Ansätze zusammenzuführen und differente Fragestellungen zu berücksichtigen. Das vorliegende Themenheft kann dies
nur exemplarisch verwirklichen. So zielen die folgenden Beiträge in erster Linie
darauf, eine Sensibilisierung für das Thema zu erreichen und auf der Grundlage
des jeweiligen Quellenbestandes disziplinäre Analyseansätze auszuloten. Beteiligt sind sechs unterschiedliche Disziplinen, darunter die Byzantinistik, die
Germanistik, die Geschichtswissenschaft, die Jüdischen Studien, die Kunstgeschichte und die Religionswissenschaften, wodurch eine multiperspektivische
Herangehensweise gewährleistet ist. Bereits bei dem angeregten Erfahrungsaustausch im Rahmen des Vorbereitungsworkshops (Januar 2015 an der Universität
Kassel) sind die hieraus resultierenden Chancen und Herausforderungen deutlich
geworden. Sie ergeben sich nicht nur aus den disziplinär divergierenden methodischen Zugriffen, sondern auch im Hinblick auf die Notwendigkeit einer gendersensiblen Quellenkritik, da Frauen in kreuzzugsrelevanten Texten und Bildern
oftmals erst auf den zweiten Blick hervortreten. Dies gilt nicht nur für die Narrative der Chronistik, das traditionelle Genre einer Wahrnehmungs- und Vorstellungsgeschichte, sondern auch für die von weltlichen wie kirchlichen Autoritäten
erlassenen Urkunden, Rechte und Vorschriften, für die realen und übertragenen
Bilder sowie die Artefakte und materiellen Objekte, die Genderpraktiken im
Kreuzzugskontext veranschaulichen. Gerade die Annahme von mehrfach relationalen Verflechtungen erwies sich dabei als außerordentlich anregend für alle
Beiträge, da dadurch unterschiedliche Differenzkategorien wie Stand, Geschlecht
und Religion eine neue Gewichtung erfuhren.
Das Themenheft setzt klassisch bei der Ausübung von Herrschaft an, eröffnet
jedoch mit der Erforschung der Ausgestaltung und Interdependenz genderbezogener Machtpositionen und prestigebezogener Visualisierungsstrategien neue Perspektiven. Bekanntlich fungierten die Kreuzfahrerherrschaften in Outremer als
eine Zielgesellschaft, in der ein Mangel an männlichen Herrschaftsträgern dazu
führte, dass Frauen vergleichsweise häufig die Regierungsgewalt übernahmen –
sei es in eigenem Recht oder als Gefährtin, Regentin, Mutter und Witwe. Rechts-
Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung
13
dokumente und historiographische Narrative ermöglichen, wie Philippe G ORIDIS
veranschaulicht, nicht nur bemerkenswerte Einblicke in die damit verknüpften
Herrschaftsformen, sondern bezeugen zudem, wie sich im Verlauf des 12. Jahrhunderts eine weibliche Erbfolge entwickelte und in den nachfolgenden Jahrzehnten verfestigte.
Machtpolitische Implikationen hatten die Kreuzzüge auch für die in den heimischen Entsendegesellschaften Zurückbleibenden. In Frankreich war die Regentschaft von Kreuzfahrerfrauen in der Abwesenheit ihrer Männer ein durchaus
verbreitetes Modell, wenngleich jede dieser Herrschaften eigenständig und differenziert zu beurteilen ist. Am Beispiel des gräflichen Hofes von Champagne zeigt
Melanie P ANSE an Siegeln und Grabmälern ein großes Spektrum unterschiedlicher
Praktiken, das zwei Regentinnen nutzten, um ihre Macht angesichts von Kontingenz medial vorzuführen und in der sinnlichen Erfahrung zu festigen. Allein
diese beiden Beispiele lassen erkennen, dass der bislang vorherrschende Eindruck eines fragilen, liminalen Interims von Herrschaftsträgerinnen künftig kritisch zu hinterfragen ist. Man könnte sogar vermuten, dass auf einer weiblichen
Regentschaft nicht unbedingt ein größerer Legitimationsdruck lastete als auf der
Herrschaft männlicher Stellvertreter. In jedem Fall verstanden es Herrscherinnen
in der Regel, ihre Macht in Urkunden und Siegeln eindrücklich zu kommunizieren.
Wechselwirkungen zwischen den Ereignissen im Heiligen Land und der empathischen Unterstützung in den jeweiligen Herkunftsregionen der Kreuzfahrer
offenbaren sich nicht nur auf der Ebene der Machtpolitik, sondern auch in
anderen Bereichen wie etwa der Produktion religiöser und weltlicher Bildzeugnisse an mitteleuropäischen Kreuzfahrerhöfen. Die nach dem Fall Jerusalems
entstandene Kreuztragung im Elisabethpsalter der thüringischen Ludowinger
OL TER
ER - VON DEM K NESEBECK zufolge, dieses Mitleiden der Dastilisiert, Harald W OLT
heimgebliebenen auf höchst sublime Weise: Die Frauen scheinen das Kreuz
Christi über die Berührung hinaus selbst zu tragen und damit auf gesellschaftliche Debatten darüber zu reagieren, wie eine weibliche Kreuzzugspartizipation
auszusehen hätte. Einen erweiterten Handlungsspielraum spiegelt der nach 1240
am Welfenhof entstandenen Hl. Kreuz-Zyklus des Braunschweiger Doms, der am
Beispiel der Anstrengungen Helenas bei der Kreuzsuche über die Verschränkung
von Stand, Bildung, Religion und Geschlecht räsonieren lässt. Der angemessene
Weg, den Gebetbücher und kirchliche Wandmalereien für das weibliche Kreuzzugsengagement entwarfen, war also eine spirituelle Anteilnahme, die im Kreuz
(statt im Schwert) als Kampfinstrument ihren Ausdruck fand.
Fast alle Autorinnen und Autoren des Themenheftes verdeutlichen überdies,
dass – wenn wir die Zusammenhänge künftig besser verstehen wollen – außer
dem Geschlecht noch andere relationale Differenzkategorien wie z. B. soziale
14
Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse
Herkunft, die außer- wie innerfamiliäre Netzwerke determinierte, zu erforschen
sind. Die Bedeutung solcher Intersektionen erschließt sich auch bei der Lektüre
hebräischer Pogromschilderungen zum Jahr 1096, die jüdischen Handelnden in
der Korrelation von männlichen und weiblichen Attributen bestimmte Rollen
zuwiesen. Die zeitgenössischen Chronisten beschrieben nicht nur die Grausamkeiten der rituellen Selbsttötung, sondern auch die aktive Rolle der Jüdinnen, die
es vorzogen, ihre eigenen Kinder eher selbst zu töten, als sie der Gefahr einer
Zwangstaufe zu überlassen. Dabei gelingt es Martha K EIL , die in den narrativen
Texten erzeugte Relation von Gender, Stand und Religion zu veranschaulichen.
Die damals entwickelten Narrative weiblicher Heldenhaftigkeit und das genderübergreifende Bewusstsein, auserwählt zu sein, führten allerdings zu keiner
anhaltenden Verbesserung der Position der Akteurinnen. Schon die nächste Textgeneration schildert die mutigen und entschlossenen Frauen als passive und
verletzliche Opfer, obwohl die Gemeinschaft der Märtyrer eine gleichberechtigte
Inklusion aller sozialen Gruppen vorsah.
Andere Beiträge diskutieren die mehrfach relationale Verschränkung am
Schnittpunkt von Gender und transkultureller Verflechtung, also im Aufeinandertreffen beider Geschlechter mit der aus dem Kreuzzug resultierenden Begegnung
zweier Kulturen. Als diesbezüglich besonders aussagekräftig erweist sich, so
Michael G RÜNBART , die byzantinische Wahrnehmung der Geschehnisse, die anfangs einer distanzierten Beobachtung entsprang. Die direkte Betroffenheit stellte
sich erst ein, als die Lateiner 1204 in die Stadt eindrangen und, anschaulich
dargestellt in der Chronik des Niketas Choniates, über die dort lebenden Frauen
herfielen. Entsprechend wandelbar ist das Bild byzantinischer Historiographen
von Akteurinnen und weiblichen Opfern, denn es konstituierte sich je nach der
Qualität der Kontakte (friedlich oder kriegerisch) mit dem Westen.
Ein weiteres genderrelevantes Forschungsfeld bietet nicht zuletzt die rhetorische Metaphorik, sowohl der mittelhochdeutschen Kreuzzugslyrik als auch der
klerikalen Kreuzzugspropaganda in Predigten. Beides sind komplexe, nicht leicht
zu interpretierende Quellengattungen, die sich vorwiegend an Männer als potentielle Kriegsteilnehmer richteten. Aus germanistischer Sicht untersucht Stefan
T OMASEK nicht nur die aus der Abschiedslyrik bekannte bipolare Geschlechterstruktur, sondern auch die Frage nach der Vorrangstellung des klerikal motivierten Kreuzzugs gegenüber dem profan ausgerichteten Minnedienst. Denn der
religiös begründete Aufbruch konfrontierte den Kreuzfahrer im Abschiedsschmerz mit dem Gegenbild der weltlich-laikalen Hofgesellschaft, seine auf das
ewige Leben gerichtete Spiritualität mit der irdischen Körperlichkeit und Erotik,
seinen vielleicht fernen Märtyrertod mit der gewiss vertrauten Minne.
Während diese Gegenpole die Dichotomie männlich-weiblich in immer neuen
Ausgestaltungen fortsetzten, entwerfen die Kreuzzugspredigten des 13. Jahrhun-
Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung
15
derts andere Bildvergleiche. Sprachanalysen enthüllen die biblisch-inspirierten
Genderallegorien sowie deren propagandistisch-kommunikative Wirkung. Exemplarische Frauenfiguren wie Mutter, Ehefrau, Witwe und Jungfrau wurden laut
Christoph T. M AIER eingesetzt, um Emotionen auszulösen und dadurch die kognitiven Denkprozesse der Zuhörer in Richtung des gewünschten Verhaltens zu
beeinflussen. In beiden Fällen, Spruchlyrik wie Predigten, formten die über
Metaphorik, inhaltliche Kontraste und emotionale Anspielungen aufgebauten
Genderkonzeptionen die Perspektive auf den Kreuzzug selbst.
Unterschiedliche Beiträge lassen ferner die Fluidität der Konzepte von Virilisierung und Effeminisierung, von Körperlichkeit und Gendertransgressionen
erahnen. In den hebräischen Quellen fassbar wird etwa, dass die ursprünglich
männlich agierenden Jüdinnen, die entschlossen und grausam handelnden Vollstreckerinnen ihrer religiösen Überzeugung, in späteren Narrativen feminisiert
wurden. Gerade in diesem Feld lassen sich allerhand interne Widersprüche
fassen, wie etwa zeitgenössische Heiligland-Beschreibungen zeigen. Während die
diplomatischen Zeugnisse ein wachsendes Selbstbewusstsein der Fürstinnen dokumentieren, sahen die zeitgenössischen Chronisten sie häufig eher nur als
Regentinnen, etwa für ihre minderjährigen Kinder, denn als Herrscherinnen in
eigenem Recht. Nichtsdestotrotz lassen sich zahlreiche Beispiele dafür finden,
dass die Geschichtsschreiber die Virilisierung einflussreicher Herrscherinnen in
der Regel positiv konnotierten, während sie deren Ehemänner, ebenso wie unfähige, charakterlich oder körperlich schwache Machthaber, effiminisierten, um
sie abzuwerten. Dass weibliche und männliche Herrschaftsrollen sich dennoch
gegenseitig ergänzten, sich in vielen Bereichen überschnitten und zu einem
bestimmten Teil voneinander abhingen, belegen zuweilen dieselben Texte.
Die Assimilation an das andere Geschlecht erfolgte nicht nur über einige in
der mittelalterlichen Wahrnehmung als typisch zugewiesene Charaktereigenschaften und Handlungen, sondern auch über den Wechsel von Kleidung und
Aussehen. Dies konnte recht divergierende Beweggründe haben. In der byzantinischen Gesellschaft, die nicht nur am Hof großen Wert auf genderbezogene
Räume und Umgangsformen legte, galten Männer in weiblicher (Tarn)Kleidung
als lächerlich. Indem sich hingegen Wallfahrerinnen, wie Christoph A UFFARTH
erklärt, mit kurzen Haaren, männlicher Kleidung und einem entsprechenden
Namen ausstatteten, hofften sie, auf ihrer Reise Schutz vor Übergriffen zu finden.
Der Lebensweg Hildegunds von Schönau führte, gemäß ihrer Heiligenvita, sogar
noch eine Stufe weiter, indem sie eine geistliche Geschlechtskonversion zum
Mönch vollzog. Erahnen lassen sich solche Gendertransgressionen auch für Margarete von Jerusalem, wenn ihr eigener Bruder sie in Prosa und Distichen als
amazonenhafte virago schildert, während er die Jungfrau Maria (virgo) zu ihrem
Vorbild im Leiden stilisiert. Aus diesen Beispielen lässt sich ableiten, dass die
16
Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse
Kreuzzugschronisten Gender immer wieder als rhetorisches Stilmittel und als
Topos nutzten, um Stimmungen zu erzeugen und Denkprozesse zu steuern. Aber
erst die soziale Anerkennung bewirkte, dass – denken wir nur an Hildegunds
Wandlungsprozess bis zu ihrem Tod im Zisterzienserkloster – solche Markierungen zu einer historischen Wirklichkeit jenseits der Erzählung wurden.
In mehreren Beiträgen erscheint demnach der Körper als Differenzkategorie,
sei es als Resultat kultureller Zuweisungen und Diskurse oder als Objekt von
Gewalt und Misshandlung. Anlässlich der Kreuzzüge erfuhren Frauen der jeweils
als ,anders‘ betrachteten Religion, Christinnen, Jüdinnen und Musliminnen, nicht
nur mentales Leid, sondern auch körperliche Demütigung und sexuelle Schändung. Eng mit dem Körper als soziokulturellem Bezugssystem verknüpft ist auch
das Lebensalter, das relational zum familiären Status gerade bei Frauen mit dem
persönlichen Stand als virgo, uxor, mater und vidua argumentativ zu fassen ist.
Damit wurden in den Kreuzzugspredigten ganze Subtexte entworfen und in
diplomatischen wie narrativen Zeugnissen Regierungsgewalten von Fürstinnen,
sei es in der Heimat oder in Outremer, begründet. Dass aber die Vorstellung einer
statisch binären gesellschaftlichen Geschlechterkonstruktion für das Mittelalter
UF FARTH
ARTH , wenn er Nonnen und
womöglich zu kurz greift, thematisiert Christoph A UFF
Mönche, die auf ihre Sexualität verzichteten, gar als ‚Drittes Geschlecht‘ bezeichnet. Demnach entsprach das soziale Geschlecht nicht unbedingt dem biologischen,32 wie es das Exemplum der Hildegund von Schönau verdeutlicht, deren
anfangs nur äußerliche Virilisierung in der Transformation zum Mönch soziale
Akzeptanz erfuhr und letztlich als neue Geschlechtsidentität zur Perfektion der
Heiligkeit führte.
Zusammenfassend zeigt sich, dass ein genderbasierter, mehrdimensional
relationaler Zugriff auf Kreuzzüge äußerst gewinnbringend ist. Um die Diversität
dieser religiös motivierten, bewaffneten Unternehmungen in ihrer vollen gesellschaftlichen Tragweite zu erfassen, scheint es unumgänglich, außer dem Geschlecht noch weitere kategoriale Bezugssysteme wie Stand, Religion, Körper und
Bildung hinzuzuziehen. Ein solcher methodischer Ansatz setzt gewissermaßen
die Anregungen von Deborah G ERISH fort, die unlängst dazu aufgefordert hat, die
Kontinuität der mittelalterlichen Kreuzzugsnarrative von Männern über Männer
zu durchbrechen und verstärkt relational zu argumentieren.33 In jedem Fall
müssen Kreuzzüge künftig als Vorhaben gesehen werden, die aus dem gemein-
32 Zu Gender als sozialer Kategorie vgl. Andrea Griesebner, Geschlecht als soziale und analytische Kategorie. Debatten der letzten drei Jahrzehnte. In: Johanna Gehmacher u. Maria Mesner
(Hgg.), Frauen- und Geschlechtergeschichte. Positionen / Perspektiven (Querschnitte 14). Wien
2003, S. 37–52.
33 Gerish (Anm. 1), S. 138–140.
Kreuzzüge aus der Perspektive der Genderforschung
17
samen Planen und Zusammenwirken der Ehepaare wie der Familien hervorgegangen sind und Aufgabenteilungen vorsahen. Folgerichtig waren es Unternehmungen, die auf die gesamte Gesellschaft und auf jedes einzelne Individuum
in spezifischer Weise einwirkten. Deshalb ist die Komplementarität der Geschlechter, aber auch ihrer Aktionsräume in Herrschaft, Kultur und Religion der
Ziel- und Entsendegesellschaften fortan bewusster in den Blick zu nehmen.
Jenseits grundsätzlicher Genderfragen zur mittelalterlichen Gesellschaft ist
diesbezüglich auch das Kreuzzugstypische im Gegensatz zu anderen Militäraktionen noch genauer zu erforschen.34 So müssen hinfort nicht nur die Wechselwirkungen zwischen der Heimat und den in geographischer Distanz liegenden
Schlachtfeldern stärker beachtet, sondern auch die kreuzzugsrelevanten Bedeutungsebenen von Weiblichkeit und Männlichkeit als historische und soziale Konstrukte intensiver analysiert werden. Dabei erstaunt, dass sich die modernen
Männerstudien dieses Gegenstandes bislang noch kaum angenommen haben.35
Eine synchrone wie diachrone Ausweitung dieser methodischen Anstöße auf
andere Kreuzzugsregionen würde es zudem ermöglichen, die Resultate in eine
gesamtgesellschaftliche Kreuzzugshistoriographie münden zu lassen. Zu erarbeiten wäre dabei etwa ein systematischer Vergleich mit anderen Kriegsschauplätzen und Akteuren bzw. Akteurinnen, den bereits Christoph T. M AIER eingefordert
hat.36 In diesem Sinne soll das Themenheft dazu anregen, diesen vielversprechenden Weg einer genderbasierten Perspektivierung der Kreuzzüge im inter- und
transdisziplinären Austausch zwischen den Fachkulturen weiter zu verfolgen.
Der Dank der Herausgeberinnen gebührt zuerst den Autorinnen und Autoren
des Bandes, die sich bereitwillig dem fachübergreifenden Diskurs gestellt und
die vielfältigen Anregungen wechselseitig rezipiert haben. Die materielle Unterstützung für den richtungsweisenden Workshop hat die Universität Kassel
bereitgestellt. Am fachlichen Austausch beteiligten sich weitere Teilnehmer und
Teilnehmerinnen, vor allem Margit M ERSCH (Kassel), deren Kurzbeitrag zu vormodernen Graffiti als Kommunikations- und Repräsentationsmedien einer Alltagskultur im Heiligen Land den zeitlichen Rahmen der vorliegenden Publikation
überschritten hätte. Stefanie D ICK brachte ihre fachliche Expertise beratend ein.
34 Vgl. etwa Corbet (Anm. 28), S. 232–234 beim Versuch, eine Typologie mächtiger Frauen zu
erstellen.
35 Zu hoffen ist, dass die Ergebnisse des für Frühjahr 2016 in Zürich angekündigten internationalen Workshops ‘Crusading Masculinities’, organisiert von Matthew Mesley (Universität Zürich), Natasha Hodgson (Nottingham Trent University, UK) und Katherine J. Lewis (University of
Huddersfield, UK) (networks.h-net.org/node/73374/announcements/84394/crusading-masculinities-international-workshop; Zugriff am 31. Dezember 2015), zügig publiziert werden.
36 Maier, Über die Rolle (Anm. 1), S. 255–258.
18
Ingrid Baumgärtner und Melanie Panse
Aus zeitlichen Gründen verzichtete Stephan C ONERMANN (Bonn) auf die Verschriftlichung seiner Überlegungen aus Sicht der Islamwissenschaften. Kasseler Masterstudierende und angehende Doktoranden, darunter Daniel G ÖTTE , Tobias L ENK ,
ÜLLMER
LMER , haben sich nicht nur bei der Vorbereitung des
Marcus F ABER und Vivien K ÜL
Workshops engagiert, sondern auch mit ihren Fragen und Ideen dazu beigetragen, gemeinschaftlich innovative Gedanken in angenehmer Atmosphäre zu entwickeln.
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