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Book Reviews / CHRC93
(2013)303-331
CARL PFAFF, Nonnen
streben nach Autonomie. Das Frauenkloster Engelberg im
Spätmittelalter. Chronos Verlag, Zürich 2011, 287 S., 25 Abb. ISBN 978-30-3401054-2.643.
Im Jahr 1986 ist durch Eisanne Gilomen-Schenkel in der Forschung bekannt geworden, wie bedeutsam der zahlenmäßig ohnehin deutlich größere Frauenkonvent des Engelberger Doppelklosters gewesen sein dürfte.' Carl Pfaff versucht
mit der vorliegenden Arbeit aufgrund der bereits bei Gilomen-Schenkel erwähnten nekrologischen Quellen sowie weiterem urkundlichen Material das Beziehungsnetz des Frauenklosters zu rekonstruieren.
Die Arbeit besteht aus zwei Teilen. Teil A bildet den historischen Teil, bestehend aus vier Großkapiteln. Hier stellt sich Pfaff die Aufgabe die Geschichte des
Konvents vor allem unter dem Gesichtspunkt der Beziehung von Männer- zum
Frauenkonvent zu beleuchten. Durch die Quellensituation bietet sich besonders
das Spätmittelalter für die Beziehungen des Doppelklosters an. Die Abtei Engelberg im dreizehnten - fünfzehnten Jahrhundert (S. 13) beschreibt den status
quo sowie die Diskrepanz in Größe und Ausstattung des Doppelklosters. Die
starke Überbesetzung des Frauenkonvents zeigte einerseits die Attraktivität der
Einrichtung. Andererseits ließ es das Kloster an die Grenzen seiner materiellen
Grundlagen stoßen. Mit der Bewegung im Frauenkloster (S. 33) untersucht Pfaff
den massiven Eingriffvon königlicher Seite zugunsten der Nonnen. Vor allem die
in der Historiographie eher zurückhaltend beurteilte Königin Agnes griff massiv
in die inneren Verhältnisse zugunsten der Nonnen ein. Die internen Verhältnisse (S. 65) werfen einige interessante Fragen auf Die Fragen nach einem eigenen
Skriptorium oder einer eigenen Bibliothek wurden teilweise schon vorab von Susan Marti positiv beantwortet.^ Abschließend wird das Beziehungsnetz des Frauenklosters (S. 117) gezeichnet. Neben der klösterlichen Memoria geht Pfaff im
Anschluss auf die Landschaften mit den entsprechenden Familien ein.
Teil B ist der quellenkundliche Teil nebst Auswertung. Der Beschreibung der
nekrologischen Quellen (S. 161) folgt das Beziehungsnetz gemäß dieser Quellen
(S. 177). Unter die Beschreibungen subsumiert Pfaff auch die Arten der Stiftungen, etwa Pitanzen und Immobilien, und listet die Nennungen auf Hier wäre
eine Auswertung in größerer Breite wünschenswert, etwa über die Bedeutung
der Sachstiftungen und ihrem zeitlichen Wandel.^
') Eisanne Gilomen-Schenkel, Helvetica sacra, Abt. 3: Die Orden mit Benediktinerregel, Bd. i:
Frühe Klöster, die Benediktiner und Benediktinerinnen in der Schweiz (Bern, 1986).
^) Susann Marti, Malen, Schreiben und Beten. Die spätmittelalterliche Handschrißenproduktion im Doppelkloster Engelberg (Zürich, 1001).
" Gerhard Jaritz, ,Religiöse Stiftungen als Indikator der Entwicklung materieller Kultur im
Mittelalter', in Materielle Kultur und religiöse Stißung im Spätmittelalter [Veröffentlichungen
© Koninkiijke Brill NV, Leiden, 1013
DOI; 10.1163/18712428-13930209
Book Reviews / CHRC93 (2013) 303-331
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Dieses Beziehungsnetz ordnet Pfaff nach standesmäßigen und regionalen Gesichtspunkten. Es werden die einzelnen Stifter mit einer kurzen prosopographischen Auswertung genannt, wie es in der Forschung üblich ist. Zwei weitere Kapitel führen die Überschriften ,Bürgerliche und oberbäuerliche Geschlechter'
(S. 239) sowie ,Hochrhein und Oberrhein' (S. 249). Auch diese beiden Kapitel entsprechen vom Aufbau dem zuvor genannten. An dieser Stelle könnte man
allerdings eine Auswertung der Personengruppen erwarten, um die benannten
Strukturen in ihrer gesamten Tiefe zu erfassen.
Die Erstellung von Nekrologien mit entsprechender Auswertung ist in den
letzten Jahren stark forciert worden. Und dies völlig zu Recht, denn diese Quelle
bietet ein weites Feld an Interpretationsmöglichkeiten.* Der methodologische
Ansatz von Pfaff, die Aussagen des Engelberger Nekrologs mit urkundlichen
Quellen zu verknüpfen, um das Beziehungsnetz des Frauenklosters zu rekonstruieren, ist sehr vielversprechend. Jedes Kapitel für sich genommen zeigt durchaus
gute Ergebnisse auf Etwas schwer zu handhaben ist jedoch die prosopographische Auswertung in Verbindung mit einer geographischen Ausrichtung. Hier
verliert der Leser leicht den Überblick. Gleiches gilt für die Art der Zitierung
der Quellen, die den Lese- und Gedankenfluss stark unterbricht.
Dass Pfaff das von ihm gesteckte dennoch Ziel erreicht, eine Vernetzung des
Frauenkonvents darzulegen, spricht zum einen für die gute Quellengrundlage
der Untersuchung. Zum anderen gelingt es ihm, eine Verbindung der Quellen
untereinander zu schaffen, was auch bei anderen in jüngster Zeit erschienenen
Publikationen keine Selbstverständlichkeit ist.^ Inwieweit das im Titel inserierte
Autonomiestreben der Engelberger Nonnen eine treibende Kraft darstellt, bleibt
allerdings offen.
Anette Löffier
Threna
Anette.Loeffler@gmx.de
des Instituts für mittelalterliche Realienkunde Österreichs 11; Österreichische Akademie der
Wissenschaften, phil.-hist. Klasse, Sitzungsberichte 554] (Wien, 1990), S. 11-19, hier bes.
S. 16-19.
'*' Nicole Schmenk, Totengedenken in der Abtei Brauweiler. Untersuchung und Edition des
Necrologs von 1476 [Veröffentlichungen des Historischen Vereins für den Niederrhein NF 1]
(Köln, 1011). Bücher des Lebens - Lebendige Bücher, hg. von Peter Ergart und Jakob Kuratli
Hüeblin (St. Gallen, 1010).
5' Irmgard Haas, Leben im Kollegiatstifi St. Blasii in Braunschweig. Die liturgischen Stifiungen
und ihre Bedeutung für Gottesdienst und Wirtschafi [Braunschweiger Werkstücke, Reihe A,
Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv 54] (Braunschweig, 1011).
Copyright of Church History & Religious Culture is the property of Brill Academic
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