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der Landwirtschat stellt damals wie heute eine wichige Säule der Klosterkultur dar. Durch tradiionelle Vorstellungen übt das Thema einerseits Faszinaion aus und der Klostergarten wird zum Sehnsuchtsort, an dererseits konnten Klöster durch ihre ge sellschatliche Sonderstellung seit jeher als Klostergarten und Landwirtschat as Wirtschaten in Küche, Garten und in Vorreiter und Beispiel für nachhaliges und verantwortungsvolles Wirtschaten voran gehen. Der Band nimmt Klostergärten und Gestaltung von Kulturraum im Wandel der Zeit die Klosterlandwirtschat aus historischer aktuellen Entschleunigungssehnsüchten bis hin zur heuigen tourisischen Nutzung von Klostergärten. Zwischentöne novaionen in der Landwirtschat, immer Buschmann/Erdmann (Hg.) und heuiger Perspekive in den Blick und spannt den Bogen von mitelalterlichen In Klostergarten und Landwirtschat Herausgegeben von Lara Buschmann und Marin Erdmann Zwischentöne Beiträge zur Klosterkultur Klostergarten und Landwirtschat Gestaltung von Kulturraum im Wandel der Zeit Herausgegeben von Lara Buschmann und Martin Erdmann Impressum Herausgeber Lara Buschmann, Martin Erdmann Konzept und Gestaltung Lara Buschmann, Carolin Libuda, Martin Erdmann Förderer: Landwirtschatliche Rentenbank oice@rentenbank.de www.rentenbank.de Die Publikation wurde im Rahmen des Projektes »Land.Wirtschat ehemaliger und aktiver Klöster – Erbe und Tradition landwirtschatlichen Wirkens der Klöster als Chance für den ländlichen Raum.« realisiert. KLOSTERLAND e.V. erhielt zur Umsetzung des Projektes eine Projekförderung der Landwirtschatlichen Rentenbank. Partner: KLOSTERLAND e.V. info@klosterland.de ND KLOSTERLA www.klosterland.de Bildnachweise: Muster: Carolin Libuda (www.klosterland.de/Ornamente); Frontund Backcover sowie Seiten 24, 110, 111, 116: Felix Weckenmann; Seiten 16, 19: Grün Berlin GmbH; Seiten 44, 74, 90: Ralf Gebuhr; Seite 138: Eigenbetrieb Kloster Bronnbach. Portraits: Erdmann: Egbert Vorholt; Foraita: Jan Pröhl; Gebuhr: Fotoatelier Ketenbach; hier nicht genannte: privat. 1. Aulage 2016 Copyright © by EOS Editions Sankt Otilien mail@eos-verlag.de www.eos-verlag.de ISBN 978-3-8306-7812-0 Bibliographische Informationen der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliograie; detaillierte bibliograische Angaben sind im Internet unter htp://dnb.ddb.de abrubar. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotograie, Mikroilm oder ein anderes Verfahren) ohne schritliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Printed in Germany Inhaltsverzeichnis 1 Klostergärten – Mehr als Entschleunigungsoasen für müde Besucher Seite 9 Eine Einleitung Lara Buschmann 2 Der christliche Garten in Berlin-Marzahn Seite 15 Kleine Meditation zur Einleitung Martin Erdmann 3 Klostergärten als Arbeitsräume und symbolische Orte Seite 21 Ralf Gebuhr 4 Zelle, Garten, Welt Seite 29 Raum- und Zeitmodellierung im Dichten Alcuins Martin Erdmann 5 Mühlen und Teiche: Das Wasser als treibende Krat Seite 43 Ralf Gebuhr 6 Die Zisterzienser als Wegbereiter moderner Administrations- und Wirtschatsnetzwerke Seite 55 Vom Rechtsbruch zur europaweiten Innovation Helmut Flachenecker 7 Kloster: Märkte und Marken Seite 71 Ralf Gebuhr 8 Klosterkultur im Designkontext Kreative Produktentwicklung mit Studierenden der HAWK in Hildesheim Sabine Foraita Seite 79 9 Verwaltung: Schrit und Erinnerung Seite 87 Schritlichkeit als Motor kultureller und wirtschatlicher Entwicklung Ralf Gebuhr 10 Das älteste und reichste Nonnenkloster im Lande Seite 97 Die Wirtschatsregister des Klosters Sonnenkamp in Neukloster Cornelia von Heßberg 11 Das rechte Maß Seite 107 Ein Mönch auf der Suche Felix Weckenmann 12 Der Garten als Freizeitmetapher Seite 119 Von Albertus Magnus zu Entschleunigungssehnsüchten in der Gegenwart homas Eggensperger 13 Von der Vergangenheit in die Gegenwart Seite 133 Das Bronnbacher Gartensystem wird zum Mitelpunkt des Klosters Mathias Wagner Autoren dieses Buches Seite 145 Literaturempfehlungen Seite 153 Das älteste und reichste Nonnenkloster im Lande Die Wirtschatsregister des Klosters Sonnenkamp in Neukloster Cornelia von Heßberg Als »vorzüglichste ... weibliche ... Stiftung des Mittelalters in Meklenburg« bezeichnete Georg Christian Friedrich Lisch das zisterziensische Frauenkloster Neukloster, das als novum claustrum der circa Kilometer südöstlich von Wismar gelegenen Stadt Neukloster ihren Namen gab. Weiter fährt Lisch fort: » D as Cistercienserkloster Neukloster war das älteste und reichste Nonnenkloster im Lande und erfreute sich verhältnissmässig [sic!] einer ähnlichen Gunst der Landesherren und eines ähnlichen Ansehens, wie das Cistercienser-Mönchs-Kloster Doberan.«1 Die hohe Wertschätzung, die hier vom Vater der mecklenburgischen Landesgeschichte zum Ausdruck kommt, steht jedoch in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Beachtung dieses Klosters durch die (istoriker2. Das ist umso erstaunlicher, da die Quellenlage Sonnenkamps recht gut ist die Bezeichnungen Neukloster und Sonnenkamp wurden schon im Mittelalter abwechselnd gebraucht . So sind nicht nur fast alle Urkunden des Klosterbestandes im Original überliefert, sondern darüber hinaus sind auch weite Teile der ehemaligen Klostergebäude noch erhalten. So wird zum Beispiel die Klosterkirche heute als evangelisch-lutherische Pfarrkirche genutzt und kann mit bunten Glasfenstern des . Jahrhunderts als kunsthistorischer Rarität aufwarten. Zudem befinden sich im Klosterbestand eine (eberolle und mehrere Wirtschaftsregister des . Jahrhunderts, die im mecklenburgischen Vergleich ebenfalls sehr selten sind. Nach einem kurzen Exkurs zur Klostergeschichte wird auf diese Quellen weiter unten zurückzukommen sein. Das erste Frauenkloster Mecklenburgs wurde in zwei Anläufen gegründet. Der erste Standort befand sich bei Neubukow im Ort Par- Cornelia von (eßberg chow, der erstmals mit »jungfräulicher Zier« besetzt wurde3. kam es zu einer großen Verlegung in den slawischen Ort Kussin, der fortan Sonnenkamp heißen sollte. Zu diesem Anlaß wurden eigens zwei Gründungsurkunden ausgestellt, in denen das neue Kloster mit viel Besitz ausgestattet wurde4. Beteiligt waren neben dem mecklenburgischen Fürsten (einrich Borwin )., dessen Frau Adelheid und seinen beiden Söhnen, dem Schweriner Bischof Brunward, den Äbten von Doberan und Lübeck auch weitere hohe geistliche Vertreter der Schweriner Diözese und slawische Große. (öchstwahrscheinlich traf man sich für dieses große Gemeinschaftswerk in Doberan, wohin zeitgleich der Leichnam des Fürsten Pribislaw, des Vaters (einrich Borwins )., von Lüneburg aus überführt wurde . Bereits in seiner Anfangszeit strahlte Sonnenkamp ein gewisses Prestige aus. So wurde die Antoniter-Präzeptorei Tempzin von Neukloster aus gegründet, und in der ersten überlieferten Urkunde des Frauenklosters Rehna fungierte Neukloster als rechtliches Vorbild . Als benediktinisches Frauenkloster gegründet suchte es spätestens die Nähe zum Zisterzienserorden, indem die Priorin und der Propst mit dem Generalkapitel der Zisterzienser eine Verbrüderung eingingen. Bestärkt wird die Anlehnung an die Zisterzienser durch den Erwerb des privilegium commune , das Sonnenkamp alle Rechte und Privilegien des Zisterzienserordens zusprach . Die niedere und Teile der höheren Gerichtsbarkeit erwarb das Kloster / und . )m weiteren Verlauf des . Jahrhunderts verschuldete sich Sonnenkamp allerdings stark, wovon wir vor allem in einer Urkunde von erfahren9. Zahlreiche Testamente von Lübecker Bürgern zeugen parallel dazu von seiner ungebrochenen Beliebtheit in dieser Stadt, wenn es darum ging, in Vorbereitung auf den eigenen Tod Vorsorge für sein Gebetsgedenken und Seelenheil zu treffen. )m Zuge der Reformation wurde Sonnenkamp schließlich zusammen mit fast allen anderenmecklenburgischen Klöstern aufgehoben. Das älteste und reichste Nonnenkloster im Lande Aufbauend auf der großzügigen Gründungsausstattung vermehrte das Kloster seinen Besitz. Erkennbar sind die Besitzarrondierung im Kernbereich des Klosters selbst, ein vermehrtes Ausgreifen nach Norden Richtung Brunshaupten das heutige Kühlungsborn und Arendsee, nach Westen an Wismar vorbei Richtung Klützer Winkel und Grevesmühlen und nach Südosten Richtung Sternberg und Goldberg. Seinen Besitz sicherte sich Sonnenkamp mit (ilfe mehrerer landesherrlicher, bischöflicher und päpstlicher Bestätigungen , , , , , , , , und 140410 . Darüber hinaus wurde Ende des . Jahrhunderts ein Kopialbuch angelegt, in dem das Kloster seine bis dahin wichtigsten Urkunden noch einmal abschrieb und Sicherungskopien erstellte11. Neukloster verfügte demnach über Strategien, Besitz zu sichern und sich über ihn den Überblick zu verschaffen und zu behalten. Darin stellte es keine Ausnahme dar, da es sich hier um typische Vorgehensweisen klösterlicher Organisation und Verwaltung handelt. )n diesem Zusammenhang sind auch die oben erwähnten Register und die (eberolle zu sehen. Die (eberolle kann auf das Jahr datiert werden12. Als Hebung wird im allgemeinen eine grundherrliche Abgabe bezeichnet, die der (intersasse seinem (errn zu entrichten hatte. )m weiteren Sinne können darunter auch Erträge oder Einkünfte verstanden werden. )n einer (eberolle wurden Einkünfte verzeichnet, auf die der )nhaber einer Grundherrschaft Anspruch erhob. Es handelt sich insofern bei (eberollen nicht um die Auflistung der tatsächlich stattgefundenen Einkünfte. Weitere Begriffe für diese Art Quelle können Urbar, Zinsbuch oder auch Polyptychon sein. Anders verhält es sich bei den drei Registern, dem Futter-, dem Speck- und dem Lohn- und Wirtschaftsregister13, wobei es sich bei dem Lohn- und Wirtschaftsregister nur um ein einziges Register handelt. Zumindest bei den ersten beiden Registern wissen wir, dass der Verfasser Johannes (amel sie selbst mit computatio über99 Cornelia von (eßberg schrieb – Rechnung also. Wir haben es demnach mit tatsächlich stattgefundenen Ausgaben und Aufwendungen zu tun, die wohl vom November bis zum August getätigt wurden. Diese Feststellungen sind wichtig, um die Quellen angemessen interpretieren zu können. Weder erfahren wir aus der (eberolle, was Neukloster wirklich eingenommen hat, noch sind die Rechnungen als Einzelstücke aussagefähig genug, um die Entwicklung der klösterlichen (aushalte, (öfe und Ämter über einen längeren Zeitraum rekonstruieren zu können so wie es bei Rechnungsbüchern der Fall ist14. Nichtsdestoweniger kann auch aus den Neuklosterschen Quellen einiges herausgelesen werden, was vermehrt Aufschluss über die Wirtschaftsorganisation des Frauenklosters liefert. )n der (eberolle ist der Klosterbesitz nach Orten gegliedert. Die anfängliche Vermutung, dass die Orte anhand ihrer Entfernung zum Kloster beziehungsweise anhand der Reihenfolge aufgelistet sind, in der sie zum Zwecke der Abgabenerhebung aufgesucht wurden, hält einer genaueren Prüfung nicht stand. So kommt beispielsweise Wohlenhagen nördlich von Grevesmühlen gleich nach Warin südlich von Neukloster und fast noch zum Kernbereich gehörend. Ebenso erscheint es als ein Umweg, zuerst Schlowe und das heute wüst gefallene Nepersmühlen anzufahren zwischen Sternberg und Goldberg , sich dann nach Roggentin südöstlich von Rostock und anschließend nach Arendsee nordwestlich von Doberan zu begeben, obwohl man vorher mit dem Aufsuchen von Kamin schon die (älfte des Weges zurücklegt hatte. Es müsste demzufolge eine andere Methode der Ortsstrukturierung zur Anwendung gekommen sein. Es liegt nahe anzunehmen, dass die Klosterhöfe die Strukturierungseinheit des Klosterbesitzes darstellten und die einzelnen Orte der (eberolle in Abhängigkeit von den Klosterhöfen aufgelistet wurden, bei denen sie auch ihren Zins und die (ebungen entrichtet hatten. Da es bisher allerdings noch nicht möglich war, alle Kloster100 Das älteste und reichste Nonnenkloster im Lande höfe Sonnenkamps zu lokalisieren, kann dies nicht mit Sicherheitbehauptet werden. Unterstützung erhält diese Vermutung indessen durch die Anlage des Urbars der Eifelabtei Prüm, deren abgabepflichtigen Orte jeweils in der Nähe eines klösterlichen Zentralortes aufgelistet wurden . )nhaltlich finden wir in der (eberolle für jeden Ort seine Größe und die zu leistenden Abgaben: (ufenanzahl mit und ohne Zehnt, Angaben zur Anzahl der Rauchhühner (uhn, das vom Besitzer eines »eigenen Rauches«, also einer (erdstelle/eines (aushaltes, abgegeben werden musste , Abgaben aus den Mühlen und den Krügen, Bestimmungen zu Fischereirechten, zur Waldnutzung und Schweinemast sowie schließlich Auflistungen von speziellen Abgaben einzelner (intersassen. Als Abgabearten werden genannt Weizen, Gerste und (afer kein Roggen , Wachs und Flachs, Küken und Geld. Das Dorf Lüderstorf zinste beispielsweise Drömt Weizen Ein Drömt: vermutlich das Kleinmaß zu maximal Litern , Drömt Gerste, zehn ein halb Drömt (afer, fast sechs Mark und Küken. Techentin zinste hingegen an die Drömt Weizen, etwas mehr als Drömt Gerste, ½ Drömt (afer und von der Schmiede Küken und eine Mark. Klarer als bei der (eberolle ist die Bedeutung der klostereigenen (öfe bei den Registern erkennbar. Das Futterregister erfasste demgemäß den Futterverbrauch im Klosterhof Sonnenkamp selbst und nur dort. Das Speckregister, das auf die Rückseite des Pergaments des Futterregisters geschrieben wurde, bezieht sich nur auf die Küche in Neukloster und auf die umliegenden (öfe. Das Lohn- und Wirtschaftsregister schließlich listete nur die Löhne der Lohnarbeiter auf den Klosterhöfen auf. Ebenso wie die (eberolle sind auch die Register in sich strukturiert. Das Futterregister handelte wochenweise den Futterverbrauch im (of Neukloster ab. Meistens geht es dabei um (afer, und der durchschnittliche Futterverbrauch lag zwischen drei und fünf Drömt. )n den knapp sieben Monaten, 101 Cornelia von (eßberg die die Futterrechnung umspannt, war Neukloster siebenmal Gastgeber für hochrangigen Besuch, der – ebenfalls in der Rechnung dokumentiert – Neukloster als Ablager nutzte und entsprechend versorgt werden wollte. Als (einrich )). der Löwe von Mecklenburg beispielsweise übernachtete wurden allein in dieser Woche Drömt (afer verbraucht – also mehr als ganz Lüderstorf an (afer abgeben sollte. Es fällt schwer, den enormen Bedarf an Futter nur mit (ilfe der grundherrlichen Abgaben gedeckt zu sehen, und die Vermutung liegt nahe, dass Sonnenkamp diesen Bedarf durch seine Eigenwirtschaft auf den Klosterhöfen mit auffing. Deren Rolle für die Versorgung des Konvents und seiner Familia würde mit dieser Annahme vermehrt an Gewicht gewinnen. Und vielleicht wollte man im Gegenzug, dass es den (öfen nicht schlechtging. Zumindest was den Speck betraf, erfreuten sich die (öfe aus der Perspektive der zentralen Klosterverwaltung einer exponierten Stellung: Von Speckzuteilungen wurden die (öfe Mal bedacht – und das Kloster/claustrum nur einmal. Die (öfe selbst wurden nach Ausweis des Lohn- und Wirtschaftsregisters nicht grundherrlich betrieben, sondern in Eigenwirtschaft. Das ist Wirtschaft in Eigenregie, und im vorliegenden Fall umgesetzt mit (ilfe von Lohnarbeitern, während sich Konversen als Arbeiter auf den (öfen nicht finden lassen. Auf einem (of arbeiteten zwischen und Menschen, wovon die meisten Männer waren, es sind aber auch Mägde aufgeführt. )m Vergleich zur (eberolle, die an Viehwirtschaft und -haltung lediglich Kleinvieh, Fischereien und die Schweinemast erkennen lässt, gibt das Lohnund Wirtschaftsregister tiefere Einblicke: So sind normale Pferde und große Pferde wohl zum Ziehen von Karren und Reitpferde erwähnt, Kälber, Schafe, Rinder und die stets präsenten Schweine. Darüber hinaus gibt es einen Aussäer und einen Arbeiter, der dieFelder düngt. Ebenfalls wurden (andwerker, Schneider und Organisten bezahlt, und das Kloster musste Geld ausgeben für Webstühle, Pflüge, Kohle, Schleppnetze und Fässer. Alles in allem macht erst 102 Das älteste und reichste Nonnenkloster im Lande das Lohn- und Wirtschaftsregister die Vielfalt der Eigenwirtschaft und Selbstversorgung des Klosters mit (ilfe der Klosterhöfe, der Lohnarbeiter und weiteren eingekauften und bezahlten Notwendigkeiten deutlich. Auf welchen Säulen ruhte nun die Wirtschaft des zisterziensischen Frauenklosters hauptsächlich? Auf der Renten- Grundherrschaft oder der Eigenwirtschaft? Wie so oft muss diese Frage wohl vorerst unbeantwortet bleiben, was leider auch an der Quellensituation liegt, die uns hier nur kleine Schlaglichter gönnt. )mmerhin ist durch den glücklichen Überlieferungszufall der (eberolle und der Register die Bedeutung der Klosterhöfe in den Vordergrund gerückt und die Grundherrschaft als alleinige Wirtschaftsbasis des Klosters relativiert. Und so viel kann gleichwohl gesagt werden, dass Sonnenkamp in Neukloster strukturiert und bewusst wirtschaftete – und vielleicht war es wirklich nicht nur das älteste, sondern auch das »reichste Nonnenkloster im Lande« . Literaturangaben Bruch, Julia : Die Zisterze Kaisheim und ihre Tochterklöster. Studien zur Organisation und zum Wirtschaften spätmittelalterlicher Frauenklöster. Mit einer Edition des »Kaisheimer Rechnungsbuches«, Vita regularis/Editionen, Band , Berlin. Cordshagen, Christa/Schmidt, Roderich (rsg. : Mecklenburgische Reimchronik des Ernst von Kirchberg, Köln/Weimar/ Wien. (ofmann, Michael R. : »Die Ordenszugehörigkeit des Klosters Sonnenkamp zu Neukloster«. )n: Mecklenburgische Jahrbücher, Jg. , S. - . 103 Cornelia von (eßberg Lisch, Georg Christian Friedrich : Meklenburgische Urkunden. Zweiter Band. Urkunden des Klosters Neukloster, Schwerin. Lübben, August , ND : Mittelniederdeutsches (andwörterbuch. Nach dem Tode des Verfassers vollendet von Christoph Walther, Norden und Leipzig, ND Darmstadt. Rosenplänter, Johannes : Kloster Preetz und seine Grundherrschaft. Sozialgefüge, Wirtschaftsbeziehungen und religiöser Alltag eines holsteinischen Frauenklosters um Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-(olsteins, Band , Neumünster. Ruchhöft, Fred : »Die mecklenburgischen Getreidemaße«. )n: Mecklenburgische Jahrbücher, Jg. , S. - . )n: Mecklenburgische Jahrbücher, Jg. , S. - . Schwab, )ngo : »Das Prümer Urbar – Überlieferung und Entstehung«. )n: Reiner Nolden (rsg. : »anno verbi incarnati DCCCXCIII conscriptum«. )m Jahre des (erren geschrieben. Jahre Prümer Urbar, Geschichtsverein Prümer Land e.V., Trier, S. . Traeger, Josef : »St. M. im Sonnenkamp oder Neukloster. Das Gründungsdatum des Frauenklosters«. )n: CistercienserChronik/N. F., Jg. , S. - . Verein für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde (rsg. : Meklenburgisches Urkundenbuch, Schwerin. Anmerkungen 1 2 Lisch, Georg Christian Friedrich : ))). Zu den Klöstern Sonnenkamp und Zarrentin ist eine Dissertation durch die Verfasserin in Vorbereitung. 104 Das älteste und reichste Nonnenkloster im Lande 3 4 Cordshagen/Schmidt mit jungfrowlichir czire.« , Verse - : »Da besaszte her das clostir schire / geistlich Verein für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde , Nrn. Traeger : und - MUB, Band , Nrn. MUB, Band , Nrn. 9 : MUB, Band Band , Nr. rin, . - / und . . Dazu auch (ofmann , Band , Nr. , Nr. 10 MUB, Band , Nr. . und MUB, Band , Nr. , Band , Nrn. , Band , Nr. Kloster Neukloster, Nr. : - . . , , Band . , . 13 MUB, Band , Nrn. , und . 14 Siehe zu Rechnungsbüchern jüngst: Bruch Schwab : - . Siehe den Eintrag »rokhon« in: Lübben Nach Lübben demaß von , Band , Nr. . Wie Anm. . , Kloster Neukloster, Nr. . . . : Eintrag »dromet, dromt, droment, dramet« ist ein Drömt ein Getrei- Scheffeln. Dazu auch: Ruchhöft : - . Es könnte sich bei unseren Bei- spielen um das auch in Wismar gebräuchliche Kleinmaß gehandelt haben bis. ca. ebd.: - und Landeshauptarchiv Schwe- sowie Rosenplänter , ND . ). Band. . , Band , Nr. , Nr. 11 Diplomatarium, Landeshauptarchiv Schwerin, . - / 12 MUB, Band , Nr. - im folgenden MUB . Liter , Autoren dieses Buches Lara Buschmann M.A. »Das Thema Klöster erfährt seit einigen Jahren wieder zunehmende Relevanz in der Gesellschaft. Als touristische Attraktionen stehen die Architekturdenkmäler hoch im Kurs, ebenso großen Anklang findet aber die Klosterkultur mit ihren unterschiedlichen Schnittstellen zur Gesellschaft. Besondere Faszination geht von den Klostergärten aus, vermutlich, da ihnen das traditionelle Klosterleben ebenso inhärent ist wie die aktuellen Themen Selbstversorgung, Gesundheit, analoge Arbeit verbunden mit dem Aspekt der Entschleunigung und sicherlich auch die Spiritualität, die im Klostergarten zwar offensichtlich einen christlichen Rahmen hat, dieser aber unter freiem Himmel offener ist als anderswo.« Lara Buschmann studierte Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Kulturgeschichte und Sozialwissenschaften und Kulturmanagement und Kulturtourismus an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Seitdem ist sie als freie Kulturmanagerin, Beraterin, Dozentin und Moderatorin tätig. )m Auftrag des Vorstandes ist sie seit für die strategische Entwicklung und Projektleitung der zentralen Vorhaben des KLOSTERLAND e.V. verantwortlich. hat sie die Leitung der Berliner Geschäftsstelle der projekt2508 GmbH übernommen. folgte eine Ausbildung zur Moderatorin bei der artop GmbH in Berlin. Martin Erdmann M.A. »Der Aspekt der Enttäuschung ist sehr interessant. Er könnte auch dazu beigetragen haben, dass die Krise der Klöster eingetreten ist. Denn auch diejenigen, die in ein Kloster eintreten, sind oft enttäuscht, da sie dieselben Vorstellungen haben wie die Klosterbesucher und diese auf geschichtlichen Bildern basieren. Diese gewisse ästhetische Welt, die man verinnerlicht, bevor man ins Kloster kommt, ist dann oftmals nicht vorhanden. In diesem Sinne kann eine Enttäuschung auch heilsam sein.« Martin Erdmann widmete sich von dem Postulat und Noviziat in der Benediktinerabtei Gerleve, anschließend folgte ein Magisterstudium der Slavistik, der Byzantinischen Kunstgeschichte und des Mittellateinischen in Göttingen. Einige Jahre war er Mitarbeiter am Seminar für Slavische Philologie ebendort und publizierte zu literarischen und geistlichen Themen. Seit ist Martin Erdmann für den Kreativen Einkauf und den Katalog »Gutes aus Klöstern« bei der Manufactum GmbH & Co. KG in Waltrop verantwortlich. )m (erbst gründete er mit Lara Buschmann das »Zentrum für Klosterkultur«, seit Frühjahr ist er Beiratsmitglied von KLOSTERLAND e.V. Prof. Dr. homas Eggensperger OP »Was sind die Motive von Menschen, die mit der Kirche nichts zu tun haben, an Wallfahrtsorte oder in Kirchen und Klöster zu gehen? Ich glaube, dass es das Interesse an der ›Andersheit‹ ist, es geht darum, ein bestimmtes Lebenskonzept zu entdecken, das anders ist als ihres. Sie schauen hinter das, was sie kennen, was war da mal und was ist da heute noch? Und oft sind sie überrascht, dass im Kloster noch echtes Leben stattfindet. Das ist wohl die Suche nach dem Anderen.« Thomas Eggensperger absolvierte sein Noviziat bei den Dominikanern in Warburg/Westfalen. Es folgten ein Theologiestudium an der Universität Bonn und ein Studium der Philosophie, der Spanischen Sprache und der Katholischen Religion an der Universität zu Köln sowie die Promotion in Fribourg. Derzeit ist Thomas Eggensperger Professor für Sozialethik an der PT( Münster und Geschäftsführender Direktor des Institut M.-Dominique Chenu Berlin, ein vom Dominikanerorden getragenes eigenständiges philosophischtheologisches Forschungszentrum. Außerdem Studienregens der Dominikaner-Provinz Teutonia, Schriftleiter der Dominikanischen Zeitschrift »Wort und Antwort« und Mitglied der »Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Freizeit und Tourismus« der Deutschen Bischofskonferenz. Prof. Dr. Helmut Flachenecker »Klöster waren seit dem Frühmittelalter nicht nur Orte des immerwährenden Gebetes, sondern auch wirtschaftliche und administrative Zentren. Sie haben einen erheblichen Beitrag zur Einführung neuer Techniken bei der Feldbearbeitung wie beim Einsatz von Mühlen geleistet. Dieser Ansatz wurde dann von den Zisterziensern im 12. Jahrhundert noch einmal mit einer Innovationsoffensive durch administrative Schriftlichkeit sowie effektive Bewirtschaftungsstrategien im Verbund mit asketischer Demut akzentuiert.« (elmut Flachenecker studierte Geschichte, Germanistik, Geographie und Philosophie an den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Eichstätt und promovierte . folgte die (abilitation, eine Umhabilitation an die Universität Göttingen. Bis war (err Flachenecker wissenschaftlicher Leiter des Forschungsprojektes Germania Sacra am Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen, seitdem ist er )nhaber des Lehrstuhls für Fränkische Landesgeschichte in Würzburg sowie zwischenzeitlich Gastprofessor an der Kent State University, Ohio, und Flagler College, St. Augustine in Florida. Stipendien für Forschungsaufenthalte am Campo Santo Teutonico im Vatikan, an der Huntington Library in San Marino, California und am Harry Ransom Research Center in Austin, Texas. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören u.a. die Themen Städte, Märkte und Klöster, hier insbesondere die Benediktiner, Zisterzienser und Karmeliten in Franken. Prof. Dr. Sabine Foraita »Die Klosterlandwirtschaft ist seit jeher hochinnovativ, weshalb ich nicht nur im Erhalt, sondern insbesondere in der Weiterentwicklung dieser Tradition großes Potential sehe. Denn der Bedarf ist da: Es findet in der Gesellschaft ein Umdenken bezüglich Gesundheit und Ernährung statt und Klöster könnten sowohl in der nachhaltigen Produktion als auch im Konsumverhalten als Vorbild fungieren.« Sabine Foraita machte ihr Diplom im »)ndustrial Design« an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Darauf folgten verschiedene Tätigkeiten in der )ndustrie, ein Aufbaustudium in Kunst und Design und Lehraufträge an verschiedenen (ochschulen. promovierte Sabine Foraita zum Thema »Borderline – das Verhältnis von Kunst und Design aus der Perspektive des Design«, seit hat sie die Professur »Designwissenschaft und Designtheorie« an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim inne, im Jahr wurde sie in den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Designtheorie und -forschung gewählt. Cornelia von Heßberg M.A. »Klöster waren früher Orte des Gebets, der Kultur und Wissenschaft. Sie waren Zentren von Herrschaft und Wirtschaft. Diese zentrale gesellschaftliche Stellung haben Klöster im 21. Jahrhundert verloren. Dennoch kann die Beschäftigung mit ihrer Geschichte oder die Nähe zu heutigen Klöstern – je nach jeweiliger Mentalität – helfen, aktuelle Fragen zu beantworten, wie z.B.: Arbeiten mit und ohne Gewinnstreben, nachhaltiges Wirtschaften, (Un-)Gleichheit in Gemeinschaften oder auch die Frage nach einem guten Leben.« Cornelia von (eßberg studierte von Geschichte und Philosophie in Erlangen, Oldenburg und Leipzig und arbeitete währenddessen als studentische (ilfskraft u.a. am »Mecklenburgischen Klosterbuch« mit. Nach dem Magisterabschluss ging sie nach Berlin und war von an der Freien Universität Berlin wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte mit dem Schwerpunkt (och- und Spätmittelalter. Nach einer Tätigkeit als freie Mitarbeiterin bei der (istory Marketing Firma Neumann & Kamp Historische Projekte GbR ist sie seit 2014 Fallbearbeiterin bei der GEN Gesellschaft für Erbenermittlung mbH. Parallel dazu arbeitet sie an einer Dissertation über zisterziensische Frauenklöster des südlichen Ostseeraums im Spätmittelalter. 149 Ralf Gebuhr M.A. »Als Historiker finde ich es interessant, wenn sich das Verhältnis dreht; das heißt nicht, dass Kloster einen Garten hat, sondern der Garten ein Kloster. Ein Beispiel hierfür wäre der Park Glienicke, in dem der Preußische Prinz sich ein byzantinisches Kloster nachbauen ließ. Wiederum geht es um die Aufladung mit Bedeutung, hier aber in umgekehrter Weise. Ein Phänomen ohne Ende, könnte man sagen...« Ralf Gebuhr war zunächst als Maschinenbauer und Schlosser tätig, später studierte er Philosophie, Kulturwissenschaften, Geschichte und Archäologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Magisterarbeit »Burg und Landschaft« wurde mit dem (umboldt-Preis ausgezeichnet. Nach dem Studium folgten Grabungstätigkeit und Projektarbeit an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, von bis die wissenschaftliche Mitarbeit am Lehrstuhl für Landesgeschichte der (umboldt-Universität. Seit ist er freiberuflich als (istoriker, Kurator, Dozent und wissenschaftlicher Projektleiter tätig. Dr. Mathias Wagner »Wir müssen uns die Frage stellen, was wir in 40 Jahren von der Klosterkultur vermitteln möchten, wenn die Bezugsgeneration – also in diesem Fall Menschen, die eine aktive Ordensgemeinschaft erlebt haben oder Teil von ihr waren – nicht mehr zur Vermittlung zur Verfügung steht. Aus diesem Grunde ist es umso wichtiger, dass die heutigen Ordensgemeinschaften ihre Traditionen aktiv pflegen, weiterentwickeln und lebendig halten.« Matthias Wagner studierte Volkskunde, Geschichte und Kunstgeschichte und promovierte anschließend in Volkskunde. Später folgte ein Kulturmanagementstudium am Institut für Kulturmanagement der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Nach verschiedenen selbstständigen Tätigkeiten im Kulturbereich wur-de er Kulturamtsleiter der Stadt Wertheim. Seit ist er Kulturmanager und seit zusätzlich Betriebsleiter des Eigenbetriebs Kloster Bronnbach. Br. Felix Weckenmann OSB »Ich habe einen Klostergarten vor Augen: Er muss keine Kreuzform haben, aber vielleicht bietet sich diese an. Er hätte verschlungene Wege und wäre gestalterisch sehr divers. In diesem Garten käme Wasser vor, der Brunnen würde sich aber nicht im Zentrum befinden. In meinem Garten gäbe es viel Grün, freie Flächen, Orte, an denen man sich verstecken kann, also ungesehen ist, und die Orte mit Wasser. Und er müsste zur Muße anregen, nach dem Beispiel der Katzen, nichts zu tun.« Felix Weckenmann absolvierte eine Ausbildung zum Gärtner und trat in die Erzabtei St. Martin zu Beuron im Tal der jungen Donau ein. Nach den Jahren der klösterlichen Ausbildung besuchte er die Gartenbauschule in (eidelberg und schloss diese Ausbildung mit der Prüfung zum staatlich geprüften Wirtschafter für Gartenbau und Gärtnermeister ab. Seit leitet er die Klostergärtnerei, welche sich neben der Pflege der Gartenanlagen anfangs hauptsächlich dem Anbau von Gemüse und Blumen widmete. Seit werden im Klostergarten verschiedene Kräuter angebaut und für entsprechende Produkte eingesetzt. der Landwirtschat stellt damals wie heute eine wichige Säule der Klosterkultur dar. Durch tradiionelle Vorstellungen übt das Thema einerseits Faszinaion aus und der Klostergarten wird zum Sehnsuchtsort, andererseits konnten Klöster durch ihre gesellschatliche Sonderstellung seit jeher als Klostergarten und Landwirtschat Das Wirtschaten in Küche, Garten und in Vorreiter und Beispiel für nachhaliges und verantwortungsvolles Wirtschaten vorangehen. Der Band nimmt Klostergärten und Gestaltung von Kulturraum im Wandel der Zeit die Klosterlandwirtschat aus historischer novaionen in der Landwirtschat, immer aktuellen Entschleunigungssehnsüchten bis hin zur heuigen tourisischen Nutzung von Klostergärten. ISBN 978-3-8306-7812-0 Buschmann/Erdmann (Hg.) und heuiger Perspekive in den Blick und spannt den Bogen von mitelalterlichen In- und Landwirtschat Herausgegeben von Lara Buschmann und Marin Erdmann