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M. Marx, München - Moosach. Eine früh- bis hochmittelalterliche Siedlung vor der Stadtwerdung. Archäologische Staatssammlung München. Abhandlungen und Bestandskataloge digital 2 (München 2020).

2020, M. Marx, München - Moosach. Eine früh- bis hochmittelalterliche Siedlung vor der Stadtwerdung. Archäologische Staatssammlung München. Abhandlungen und Bestandskataloge digital 2 (München 2020).

Mit der Neuerscheinung "München-Moosach" wird nach Band 1 zum frühmittelalterlichen Gräberfeld von München-Giesing ein weiteres Fenster in die Frühzeit Münchens vor der Stadtwerdung geöffnet. Die Arbeitsgemeinschaft Archäologie München ermöglicht mit diesen und weiteren geplanten Veröffentlichungen zukünftig einem breiten Publikum einen einfachen Zugang zur Archäologie in der Landeshauptstadt. Die Ausgrabungen im Stadtteil Moosach, der erst 1913 eingemeindet wurde, stellen eine Seltenheit dar, da sich mittelalterliche Siedlungskerne durch die ständige Bebauung und Nachverdichtung in München kaum erhalten haben. Die bereits 815 erstmals erwähnte Moosacher Kirche markiert einen Wendepunkt in der Siedlungsdynamik am Übergang der von Mobilität und Migration geprägten Merowingerzeit hin zur Karolingerzeit: Die Genese eines Ortskernes und somit letztendlich die "Steinwerdung" des heutigen Ortskernes; Ergraben wurden die bearbeiteten Siedlungsfunde in den Jahren 2011 und 2012 von der Firma SingulArch, die wissenschaftliche Auswertung erfolgte schließlich im Rahmen des Projekts Archäologie München. Die wichtigsten Befunde sind neben diversen Hausgrundrissen, Gruben und Öfen vor allem die zum Teil holzverschalten früh- bis hochmittelalterlichen Brunnen. Die Dendrologie erlaubt hier teils präzise Aussagen zur Datierung und hilft, die bisher nur schwer zu fassende Keramik am Beginn der Karolinger- und Ottonenzeit präziser einzuordnen. Zusammen mit Erkenntnissen aus der Dendrologie (Franz Herzig, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege) und jenen aus der Anthropologie (Bernd Trautmann, Staatsammlung für Anthropologie und Paläoanatomie) verdichtet sich das Wissen um die Siedlungskonstanz von mehr als 1.200 Jahren in München-Moosach.

2 Abhandlungen und Bestandskataloge digital Melanie Marx München-Moosach Eine früh- bis hochmittelalterliche Siedlung vor der Stadtwerdung archäologische staatssammlung münchen 1 München-Moosach Eine früh- bis hochmittelalterliche Siedlung vor der Stadtwerdung Abhandlungen und Bestandskataloge der Archäologischen Staatssammlung digital, Band 2 herausgegeben von Rupert Gebhard München-Moosach Eine früh- bis hochmittelalterliche Siedlung vor der Stadtwerdung Melanie Marx Mit Beiträgen von Ronny Friedrich, Franz Herzig, Andrea Seim und Bernd Trautmann Archäologische Staatssammlung München Himbselstr. 1, D- 80538 München Umschlaggestaltung: Susanne Scherff, München (unter Verwendung der Keramik Kat.-Nr. 27, Foto: Stefanie Friedrich, Archäologische Staatssammlung München) Text- und Bildredaktion: Dr. Arno Rettner, Archäologische Staatssammlung München Bildbearbeitung, Satz und Layout: Susanne Scherff, München ISBN: 978-3-927806-47-4 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ohne Zustimmung der Autorin und der Archäologischen Staatssammlung ist unzulässig. © 2020 by Archäologische Staatssammlung – Museum für Vor- und Frühgeschichte Inhalt Vorwort Rupert Gebhard 9 Danksagung 10 Einleitung 11 Topographie und Geschichte des Fundortes 13 Die Ausgrabung 17 Die früh- bis hochmittelalterlichen Befunde 19 Brunnen 19 Hausstrukturen 37 Einzelpfosten ohne erkennbare Hausgrundrisse 41 Ofen 42 Keramik 43 Rätische Knickwandschale 44 Rauwandige, nachgedrehte Ware 44 Goldglimmerware 47 Rauwandige, helle Ware mit Reduktionskern 47 Hoch- bis spätmittelalterliche Keramik 47 Fazit: Moosach wird „sesshaft“ – Hof, Kirche und Friedhof 49 Dendrologie 51 Verschiedene Holzbefunde aus der Grabung 2010 Franz Herzig und Andrea Seim 51 Brunnen verschiedener Zeitstellung aus der Grabung 2011 Franz Herzig 56 Anthropologie zu Befund 195 (2011) 66 Anthropologische Untersuchung des Skeletts Bernd Trautmann 66 14 67 C-Analyse des Skeletts Ronny Friedrich Katalog 69 Anhang 93 Literaturverzeichnis 93 Bildnachweis 96 Verwendete Abkürzungen 97 Autoren 97 7 Vorwort Mit der Vorlage der Keramik aus der Siedlungsgrabung im alten Ortskern von München-Moosach setzt die Archäologische Staatssammlung die Reihe digitaler Veröffentlichungen fort, die mit der Vorlage des frühmittelalterlichen Gräberfelds im Stadtteil Giesing begann. Innerhalb des 2014 initiierten Projektes „Archäologie München“ öffnen beide Publikationen ein Fenster in die frühe Vergangenheit der Besiedlung außerhalb des mittelalterlichen Stadtkerns von München. Während Giesing, die Au und Haidhausen bereits 1854 nach München eingemeindet wurden und damit ihren Status als eigenständige Kommunen verloren, konnte Moosach bis 1913 seine Unabhängigkeit bewahren. Beginnend mit Funden aus der Glockenbecherzeit, bietet Moosach eine reiche und fast kontinuierliche vorgeschichtliche und römische Besiedlungsgeschichte und fügt sich damit ganz in das Bild ein, das wir von der gesamten Münchner Schotterebene kennen. Relativ wenig hat sich aber von den ursprünglichen mittelalterlichen Siedlungskernen erhalten, da diese durch die nachfolgende Bebauung vielfach oft vollständig überbaut sind. Von den frühmittelalterlichen Siedungsresten in Englschalking abgesehen, stellen die Ausgrabungen im alten Ortskern von Moosach eine Seltenheit innerhalb der immer dichter besiedelten und in jüngster Vergangenheit stark nachverdichteten bayerischen Landeshauptstadt dar. Es fanden sich nicht nur über 1200 Jahre alte Hausstrukturen, Siedlungs- und Ofenreste, vor allem die Holzkastenbrunnen stellen eine Seltenheit dar. Diese ließen sich durch dendrochronologische Untersuchungen auf das Jahr genau datieren, wodurch sich die aus den Verfüllungen stammenden Keramikscherben nunmehr zeitlich viel präziser einordnen lassen als dies früher möglich war. Dies bringt für die bislang nicht so einfach zu fassende, frühe Phase der Karolinger- und Ottonenzeit einen deutlichen Wissenszuwachs. Der Autorin Melanie Marx ist für ihr Engagement, womit sie sich dem – auf den ersten Blick – spröden Material angenommen hat, zu danken. Dank der Beiträge von Kollegen aus der Dendrochronologie und Anthropologie ließen sich in der Synthese bemerkenswerte Ergebnisse erzielen. Franz Herzig, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Thierhaupten), und Dr. Bernd Trautmann, Staatsammlung für Anthropologie und Paläoanatomie (München), sei an dieser Stelle für ihre Kooperation herzlich gedankt. Kritische Durchsicht und Redaktion lagen in den bewährten Händen von Dr. Arno Rettner aus unserem Haus. Die Übernahme des Manuskripts in die neue Publikationsreihe hatte die Abteilungsleiterin Dr. Brigitte Haas-Gebhard angeregt und in die Wege geleitet. Die Farbfotos fertigte Stefanie Friedrich an, die Montage der Tafeln besorgte die Autorin selbst. Susanne Scherff schließlich bearbeitete die Bildvorlagen, setzte den Text und schuf das gelungene Layout. Allen Genannten sei ein herzliches Dankeschön für diesen neuen Einblick in die Frühzeit Münchens ausgesprochen. Prof. Dr. Rupert Gebhard Leitender Sammlungsdirektor 9 Danksagung Für ihre Unterstützung geht Dank an folgende Kolleginnen und Kollegen der Archäologischen Staatssammlung München: In wissenschaftlichen Fragestellungen hat mich allen voran Frau Dr. Brigitte Haas-Gebhard beraten, die Redaktion übernahm Herr Dr. Arno Rettner. Bei den fotografischen Aufnahmen wurde ich von Frau Dipl. Fotodesignerin Stefanie Friedrich tatkräftig unterstützt. Für die restauratorische Fachkompetenz möchte ich mich insbesondere bei Frau Constanze Schaaff sowie Frau Dipl.-Rest. Cristina Mazzola bedanken. Mit der Auswertung der Dendrodaten hat sich Herr Franz Herzig vom Dendrolabor des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege befasst. Für die anthropologische Untersuchung konnte ich Herrn Dr. Bernd Trautmann, Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie München, gewinnen. Abschließender Dank gilt den Familien Frank und Sabukosek für die Finanzierung der Ausgrabung und die Fundüberlassung sowie Herrn Stefan Biermeier M. A. von der Grabungsfirma SingulArch für die angenehme, stets reibungslose Zusammenarbeit und die herausragende Dokumentation der Ausgrabung. Seinen Bericht M-2018-2142-2 zur Nachgrabung von 2018 hat er der Verfasserin zur Verfügung gestellt, als sich das vorliegende Werk bereits in der Redaktion befand. Auf eine ausführliche Bearbeitung wird deshalb verzichtet, der Fund weiterer frühmittelalterlicher Strukturen sowie Hofgrablegen ist aber für die Interpretation des Gesamtkontextes wichtig und wird daher im Schlusskapitel kurz erwähnt. Diese Arbeit entstand im Rahmen des Projektes „Archäologie München“, das seit 2014 von der Landeshauptstadt München finanziell unterstützt wird. Vertragspartner sind dabei das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, die Archäologische Staatssammlung München, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und das Institut für Vor- und Frühgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität. Die Federführung übernahm die Archäologische Staatssammlung München, wo das umfangreiche Material verwahrt wird. Beteiligt sind ferner das Münchner Stadtmuseum, das Stadtarchiv München, die Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie, die Untere Denkmalschutzbehörde München sowie das Büro für Denkmalpflege Regensburg. Die Institutionen schlossen sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen und verwalten, konservieren sowie bearbeiten die Funde aus dem Stadtgebiet München wissenschaftlich. Gefördert wird insbesondere die Erschließung der Erkenntnisse für die breite Öffentlichkeit. Melanie Marx Einleitung Zielsetzung dieser Arbeit ist die Vorlage der früh- bis hochmittelalterlichen Befunde und Funde aus den Grabungen, die 2010 und 2011 im Zentrum von München-Moosach (FranzFihl-Straße 10/11) durchgeführt worden sind. Dabei sollen vor allem die Fragestellungen der Siedlungskontinuität und Ortskonstanz ab dem frühen Mittelalter im Mittelpunkt stehen. Aufsehen erregende Funde wie das Grab der „Ältesten Münchnerin“1 schärfen das Bewusstsein der Bevölkerung, dass Münchens Geschichte nicht erst mit der frühesten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1158 aus dem Nichts heraus beginnt2. Der älteste historische Nachweis für eine archäologische Fundstätte in München ist die Darstellung eines Grabhügels in der Nähe des heutigen Tiroler Platzes auf einer Karte der Stadt von 16923. Eine erste Besiedelung der Münchner Schotterebene ist in Unterföhring jedoch bereits ab dem Mittelneolithikum im 5. Jahrtausend v. Chr. nachweisbar4. Von primärer Bedeutung für die Aufsiedelung war die Wasserversorgung: Siedlungen entstanden in der Nähe von Flüssen und Bächen sowie in solchen Lagen, wo der Grundwasserspiegel eine Tiefe von 4,5 m ab rezenter Oberfläche unterschritt. Am Hachinger Bach und an der Würm bildeten sich Kernzonen heraus, die Isar hingegen war nur an wenigen Stellen überquerbar und somit eher trennend als verbindend. Bereits zur Zeit der Glockenbecherkultur waren große Teile der zentralen Ebene besiedelt5. Bekannte Fundstellen im Münchner Stadtgebiet sind Pasing6, Moosach7, Zamdorf8 und Berg am Laim9. Wohl in Zusammenhang mit dem Fernhandel verstärkte sich die Siedlungsaktivität in der Bronzezeit, und ein ausgedehntes System an Siedlungen und Friedhöfen umfasste fast die ganze Schotterebene. Erwähnenswert sind vor allem die Grabfunde aus Obermenzing10 sowie ein bedeutender Altmetallfund aus der Widenmayerstraße im Lehel11. Ohne Unterbrechung, wenn auch weniger intensiv, setzte sich die Besiedelung während der Eisenzeit12 bis zur Römerzeit fort. Bedeutende keltische Funde des 4. bis 2. Jahrhunderts v. Chr. stammen aus Obermenzing13 und Allach-Untermenzing14. Die römische Besiedelung orientierte sich an überregionalen Fernverkehrsverbindungen, wie der Straße von Augsburg nach Salzburg, die südlich der jetzigen Stadt vorbeiführte, und Nebenrouten dieser Verbindung nördlich der Stadt. Während es bei Denning15 eine Sied- lung gab, sind Reste ländlicher Anwesen aus Aubing16, Berg am Laim17 und Oberföhring18 bekannt. Kennzeichen der vom 5. bis 7. Jahrhundert nachweisbaren frühen Bajuwaren ist deren Bestattung in Reihengräberfeldern, die im heutigen Münchner Stadtgebiet in Aubing19, Sendling20, Feldmoching21, Menzing, Pasing22, Giesing23, Kirchtrudering24, Denning25 und Schwabing ausgegraben wurden. Die Toten wurden geordnet und mit mehr oder weniger Beigaben – zumeist Schmuck und Trachtbestandteilen – bestattet. Die Beisetzung erfolgte innerhalb einer sesshaften Gemeinschaft. Ortskonstanz bezeugen somit die teilweise über mehrere Jahrhunderte belegten Gräberfelder. Im Gegensatz zu diesen war es bis in das 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Zufällig wurden im Mai 2014 bei Kanalbauarbeiten im Apothekenhof der Residenz die Überreste eines bronzezeitlichen Brandgrabes aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. entdeckt. Bernstein/Görl/Käppner 2011, 51. Wagner 1958, 57. Siedlungsreste der Rössener und Münchshöfener Kultur, vgl. Wagner 1958, 12. Ausführlich zur Besiedelungsgeschichte der Münchner Schotterebene in der Vorgeschichte: Schefzik 2001. ASM Inv.-Nr. 1923,224–226. Grab mit beigegebenem Glockenbecher: ASM Inv.Nr. 1908,153. ASM Inv.-Nr. 1934,79–80. Wagner 1958, 64: vier Hockergräber zwischen Echardinger- und St. Michaelstraße. ASM Inv.-Nr. 1924,268–294. ASM Inv.-Nr. 1900,86–110; 1913,40–50. Grabhügel am Flughafen Riem, vgl. Wagner 1958, 15 Abb. 4. ASM Inv.-Nr. 1910,203–221; 1911,70–72; 1912,753– 754; 1913,374–405; 1914,1113. ASM Inv.-Nr. HV 2188–2198. Wagner 1958, 61–63. Ebd., 49 f.; Bender 1981, 136 f. Siedlungsgrube des 2. Jahrhunderts n. Chr., Ellingerweg 10; zwölf Skelettgräber, St. Veit-Straße: ASM Inv.-Nr. 1936,5; 1956,1165–1173. „Offenbar größere kaiserzeitliche Straßenstation, von der wir leider nur einige, allerdings sehr bezeichnende Streufunde besitzen“ (Wagner 1958, 53). Dannheimer 1998. Suhr 2010; Schreiber/Suhr/Muhle 2007. Dannheimer/Ulbert 1956. Monatsschr. Hist. Ver. Oberbayern 4, 1895, 184; aktuelle Grabung von 2016 (M-2016-354-2): Haberstroh u. a. 2016. Furtmayr 2017. Fundnotiz in Bayer. Vorgeschbl. 22, 1977, 239. Niemela 2004. 11 8. Jahrhundert hinein üblich, Gehöfte immer wieder neu anzulegen – möglicherweise beim Übergang von einer Generation zur anderen – und solche auch zu verlegen26. Während es bereits zahlreiche Publikationen zu den frühmittelalterlichen Gräberfeldern in der Schotterebene gibt, ist weitgehend unklar, welche Siedlungsdynamik vom mobilen, frühmittelalterlichen Gehöft mit dem zugehörigen, ortskonstanten Reihengräberfeld zur „Steinwerdung“ und damit zur Ortskonstanz eines Dorfes oder einer Stadt führte. Die bereits 815 erstmalig erwähnte, archäologisch aber noch nicht belegte Moosacher Kirche ist ein Indiz für solch einen Wendepunkt, wie er am Übergang der von Mobilität und Migration geprägten Merowingerzeit zur Karolingerzeit mit zunehmender Dauerhaftigkeit der Ansiedlungen bis in die heutige Zeit zu suchen ist. Dieser Wandel hin zur Siedlungskontinuität manifestiert sich auch in den archäologischen Zeugnissen anderer Besiedelungen im Großraum München, wie beispielsweise in den Erdinger Ortsteilen Aufhausen und Bergham27, in den Kirchenbauten Aschheims28 und – etwas weiter entfernt – in Ergolding29. Im heutigen Stadtgebiet Münchens ist Moosach bislang ein einzigartiges Beispiel für die Genese eines Ortskerns mit Kirchenbau in der Karolingerzeit und deshalb von herausragender Bedeutung für die archäologische Forschung in der Landeshauptstadt. 26 27 28 29 12 Steuer 2004. Biermeier/Gerhardt/Päffgen 2013. Dannheimer 1988, 114–119; eine kritische Interpretation der Datierungen: Later 2014, 572–576. Unpublizierter Grabungsbefund; frdl. Hinweis Armin May, München. Topographie und Geschichte des Fundortes Die beiden Grabungsflächen der Jahre 2010 und 2011 befinden sich im Zentrum des Altortes von München-Moosach, etwa 7 km Luftlinie vom Marienplatz entfernt. In geologischer Hinsicht ist der Fundort Teil der „Münchner Schotterebene“. Es handelt sich dabei um einen überwiegend ebenen, eher schwach gegliederten Naturraum, der zu den Isar-InnSchotterplatten zählt30. Eine detailliertere Grenzziehung findet sich bei Schefzik31. Das Gebiet besteht zum Großteil aus eiszeitlichen Schottern, Kiesen und Sanden. Dazwischen liegen Lehmschichten, die aus den jeweiligen Zwischeneiszeiten stammen. Die eiszeitlichen Schotter überlagern die grundwasserstauenden Sedimente einer im Jungtertiär entstandenen Schlammschicht, die so genannte Flinzschicht. Die Münchner Ebene ist bis auf die Moose im Norden eher arm an Oberflächengewässern. Die Grundwassertiefe beträgt im Süden oft mehr als 20 m und nimmt nach Norden hin stetig ab. Moosach liegt auf einer nicht besonders fruchtbaren Ebene im Nordwesten von München zwischen Neuhausen und Garching, hydrogeographisch zwischen der Isar und dem Dachauer Moos, auf einer Höhe von 504 bis 513 m ü. NN32. Der Name „Moosach“ stammt vom einstmals bedeutenden gleichnamigen Gewässer, das heute zum so genannten Reigersbach verkümmert ist. Die Bezeichnungen auf „-ach“, indogermanisch akwa, lateinisch aqua, althochdeutsch aha und mittelhochdeutsch ahe, bedeuten so viel wie fließendes Gewässer. Der alt- bzw. mittelhochdeutsche Begriff mos steht für Moos oder Moor33.Die ehemals eigenständige Gemeinde (Abb. 1) ist seit dem 30 31 32 33 Bodenkarte, LFU Bayern, M. 1:25.000. Schefzik 2001, 11–29. Bodenkarte, LFU Bayern, M. 1:25.000; Laturell/ Mooseder 1980, 10–19. Laturell/Mooseder 1993, 7. 13 Abb. 1 Topographische Karte von München im Jahr 1860. Markiert: Moosach, Lage des Fundortes. M. ca. 1:75.000. 1. Juli 1913 ein Bezirk der Landeshauptstadt München. Die Gemeinde Moosach war anfangs fast doppelt so groß wie zu ihrer Eingemeindung 1913. Bevor die Ansiedlung 1818 eine eigene Gemeinde wurde, gehörte im Norden sogar Ludwigsfeld dazu. Große Teile von Moosach wurden im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert nach Milbertshofen umgemarkt. In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts drängte die Münchner Bevölkerung in die Vororte, was schließlich zum Ende der Selbstständigkeit Moosachs und zur Eingemeindung in das Stadtgebiet Münchens führte34. Auf eine vorgeschichtliche Siedlungstätigkeit im näheren Umfeld der Ausgrabung verweisen zahlreiche, zumeist zufällig bei Baumaßnahmen entdeckte Überreste. In dieser Zusammenstellung werden lediglich die wichtigsten – zum Teil in der Archäologischen Staatssammlung München verwahrten – Funde kurz angesprochen35: Die ältesten davon da- Abb. 2 München-Moosach. Romanische Apsis der Pfarrkirche St. Martin. 14 tieren um ca. 2300 v. Chr. in die so genannte Glockenbecherkultur. Im Jahr 1908 wurde in einer Kiesgrube auf dem Gelände der Joseph Rathgeberschen Waggonfabrik an der Untermenzinger Straße 1 ein Grab mit beigegebenem Glockenbecher gefunden36. Im Gebiet rund um Moosach konnten sowohl bronzezeitliche Grabhügel als auch urnenfelderzeitliche Bestattungen nachgewiesen werden37. 1939 wurden unmittelbar neben der heutigen Feldmochinger Straße nördlich von Moosach sieben Grabhügel der Hallstattzeit untersucht. 1912 kam auf dem Gelände der damaligen Fabrik J. Göggl und Sohn, in der Flur Zur grünen Eiche, eine latènezeitliche Siedlung zu Tage38. 1936 wurde in der Sickingerstraße 7 beim Ausheben einer Baugrube ein römisches Brandgrab mit Resten einer Terra-Sigillata-Bilderschüssel gefunden. Zwei Skelettgräber aus der frühen Römischen Kaiserzeit stammen aus dem Bereich der Fasanerie. Obwohl es sich bei Moosach bereits um eine bajuwarische Gründung handeln könnte, fehlt bisher das zur Siedlung gehörige Gräberfeld. Das nächstgelegene frühmittelalterliche Gräberfeld befindet sich mehr als 5 km entfernt in Feldmoching und war sicher nicht zur Ansiedlung gehörig. Die erste urkundliche Erwähnung Moosachs datiert auf den 4. Juni 807 – eine Schenkung seines Besitzes ad mosaha durch Sicco an das Bistum Freising. Die bedeutendste frühe Urkunde ist aber jene vom 2. Oktober 815 anlässlich der Schenkung der Moosacher Kirche durch den Grafen Cundhart und seine Frau Adalfrit an den Bischof von Freising39: Da es sowohl allen nicht unbekannt ist, sondern sogar vielen im Bistum der hl. Maria wohlbekannt ist, dass Graf Cundhart auf seinem eigenen Erbgut und auf dem Erbgut seiner Gemahlin, Adalfrit mit Namen, an einem Orte namens Moosach eine Kirche errichtet und einen ehrwürdigen Mann, den Bischof Atto, dorthin eingeladen hat, um diese Kirche zu weihen; und eben dieser Atto kam ebendorthin und fragte vor dem Volke, was der bereits genannte Graf Cundhart eben diese Kirche betreffend verfügen wolle, und er selbst antwortete: Ich will wahrhaftig meinen Anteil jetzt vor allen diesen an das Haus der hl. Maria für mein Seelenheil in Eure Hände überantworten, und dies will ich in der Weise bestätigen, dass ihn nach meinem Tode meine Gemahlin Adalfrit, falls sie mich überlebt, haben kann; vorausgesetzt, dass sie ihren Anteil an der bereits genannten Kirche dem Hause der hl. Maria schenken will. Im Hinblick auf diese Versicherung wurde die Kirche geweiht. Schon war nach Ablauf seiner Zeit Graf Cundhart gestorben, da kam seine bereits genannte Gemahlin Adalfrit unter Beiziehung ihrer Eltern zugleich mit ihrem Bruder Hiltolf zum Abb. 3 „Schloß Mosa“ (Pelkovenschlössl), Kupferstich von Michael Wening, 1701. Rot: West-Ost-Trakt des Gebäudes Franz-FihlStraße 10. ehrwürdigen Bischof Hitto, und als die öffentliche Synode zu Freising zusammengetreten war, begab sie sich zum Altar der hl. Maria und erneuerte die Schenkung ihres Gemahls Cundhart, und fügte auch noch ihren Anteil an eben dieser Kirche mit allem Drum und Dran hinzu, was auch immer sie offenbar an Erbgut oder an erworbenem Gut mit dieser Kirche zu eigen hatte, in der Weise, dass nach ihrem Tode niemand künftig die Freiheit haben solle, weder ihr Bruder noch irgendein Verwandter, diese zu besitzen oder in irgendeiner Hinsicht zu beeinträchtigen, sondern so, wie sie an jenem Tage ausgestattet ist, so solle sie dem Haus der hl. Maria ohne irgendeine Widerrede verbleiben. Verhandelt wurde dies in Gegenwart des Bischofs Hitto und der Erzpriester Heribert und Johann; viele andere. Dies sind aber die Zeugen: Heipo. Arahad. Reginhoh. Adalker. Adalperht. Pernolf. Liutpald. Deotpald. Adalhoh. Aaron, am sechsten Tag vor den Nonen des Oktobers im zweiten (Regierungs-) Jahr des Kaisers Ludwig und dem ersten des Königs Lothar, dem achten nach der Indiktion. Ich, der unwürdige Priester Tagipert, habe es auf Geheiß des Bischofs Hitto geschrieben. Der Bau der ersten, archäologisch noch nicht nachgewiesenen Moosacher Kirche dürfte demnach spätestens um 800 stattgefunden haben. Bischof Atto, der die Kirche laut Urkunde geweiht hatte, starb bereits am 27. September 811. Der in Teilen heute noch erhaltene Steinbau der Pfarrkirche St. Martin entstand wohl im 12., spätestens 13. Jahrhundert im romanischen Stil und wurde im 15. Jahrhundert gotisch ausgebaut sowie erweitert. 1315 ist die Kirche erstmals als Filialkirche der Pfarrei St. Peter und Paul in Feldmoching bezeugt40. Heute ist es vor allem der untere, romanische Teil der Apsis (Abb. 2), der ins Auge springt. Im Aufgang ist südlich auch eine kleine Öffnung zu sehen, die heute allerdings von außen vermauert ist41. Während das Dorf zunächst wahrscheinlich nur aus wenigen Höfen bestand, umfasste es 1445 bereits 31 Anwesen, 1500 waren es 35 und 1760 sogar schon 48. Damit war Moosach 34 35 36 37 38 39 40 41 Ebd. 12. Funde und Fundstellen nach Laturell/Mooseder 1980, 18–35. ASM Inv.-Nr. 1908,153. ASM Inv.-Nr. 1918,12–34. ASM Inv.-Nr. 1913,1–27. Die wichtigsten Funde sind ein blauer Glasarmreif mit Zeitstellung LT B, ein in LT C datierendes Bronzearmband mit Volutenmustern und gegossener Filigrannachahmung sowie Fragmente einer spätkeltischen Doppelkette. Übersetzung von Dr. Heinz Anthony, erschienen in: Laturell/Mooseder 1980, 50–52. Ebd. 91. Ebd. 15 Abb. 4 München-Moosach. Luftaufnahme gegen Westen um 1915, markiert das ehemalige Gebäude Franz-FihlStraße 10. eines der größten Dörfer im „Amt auf dem Gfild“ des Dachauer Landgerichtes. Die Dörfer um München wurden im Dreißigjährigen Krieg schwer in Mitleidenschaft gezogen. Während München sich freikaufen konnte, wurden die umliegenden Orte zur Plünderung freigegeben. Im Mai 1632 haben schwedische Truppen Moosach gebrandschatzt42. Mit Verleihung der niederen Gerichtsbarkeit an die Brüder Maximilian und Veit Adam Pelkoven wurde Moosach 1686 zur Hofmark erhoben. Auf einem Kupferstich von Michael Wening aus dem Jahr 1701 ist das Schloss der Familie Pelkoven abgebildet, das im ausgehenden 17. Jahrhundert errichtet wurde (Abb. 3). Bei dem Kupferstich handelt es sich um die erste detaillierte Abbildung Moosachs. Trotz der für Wening kennzeichnenden, perspektivisch ungenauen Wiedergabe ließ sich bereits von Biermeier ein Teil der Gebäude nachrangiger Bedeutung zweifelsfrei identifizieren43: „Sicher ist, dass es sich bei dem Haus im linken Mittelgrund um den im April 2011 abgerissenen West-Ost-Trakt des Hauses FranzFihl-Straße 10 handelt. Das dahinter liegende Gebäude ist vermutlich der bis in die 1950er Jahre bestehende Stadel des Grundstückes Franz-Fihl-Straße 11. Das West-Ost-ausgerichtete Haus ist auch auf der zwei Jahrzehnte jüngeren Hofmarkskarte verzeichnet. Auf einem Luftbild (Abb. 4), das um 1915 aufgenommen wurde, ist das große Hauptgebäude mit 16 verschiedenen Anbauten zu erkennen, die so im Wesentlichen bis zum Abriss im Frühjahr 2011 noch bestanden“44. 42 43 44 Laturell/Mooseder 1993, 7 f. Frdl. Hinweis Stefan Biermeier, München (Grabungsbericht M-2011-1088-1). Auf der Hofmarkskarte ist am oberen Bildrand eine Dorfansicht von Süden eingezeichnet. Das Gebäude Franz-Fihl-Straße 10 ist aber durch ein Gebäude im Vordergrund verdeckt. Die Ausgrabung Anfang Mai 2010 beauftragten die Münchner Familien Frank und Sabukosek die Firma SingulArch damit, den Abtrag des Oberbodens auf dem Grundstück Franz-Fihl-Straße 11 zu beobachten, weil dort zwei Doppelhaushälften errichtet werden sollten. Die archäologische Maßnahme war vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege aufgrund der zentralen Lage im Altort von Moosach angeordnet worden. Im Zuge des mit Unterbrechungen sechs Tage dauernden Vorgangs kam eine hohe Zahl neuzeitlicher, frühmittelalterlicher und vorgeschichtlicher Siedlungsbefunde zum Vorschein. Die Untersuchung dieser Befunde erfolgte unter der wissenschaftlichen Leitung von Stefan Biermeier im Oktober 2010 an 15 Arbeitstagen. Die technische Leitung oblag Axel Kowalski. Im Vorgriff auf die Anlage von Kanalgräben wurden im Frühjahr 2011 zusätzlich kleine Flächenöffnungen archäologisch begleitet. Die Auftrag gebenden Familien finanzierten die archäologische Untersuchung der Flächen und haben die Arbeiten mit wohlwollendem Interesse unterstützt. Ihr Eigentum an den Funden haben sie der Archäologischen Staatssammlung München zur weiteren Konservierung und Bearbeitung per Schenkungsvertrag übertragen45. Mit Blick auf die Grabung 2010 wurde die Firma SingulArch erneut mit einer Flächenbeobachtung auf dem Grundstück Franz-FihlStraße 10 beauftragt – wiederum im Vorfeld der Errichtung von zwei Doppelhaushälften und aufgrund der historisch bedeutsamen Lage im Altort. Die gesamte Maßnahme umfasste den Zeitraum vom 31. Mai bis zum 9. Dezember 2011 (Abb. 5). Die Grabungsdauer von etwas mehr als sechs Monaten ist mehreren Unterbrechungen von insgesamt zweieinhalb Monaten geschuldet. Mit dem Auftraggeber der Franz-Fihl-Straße 10 konnte bisher keine Einigung zum Fundverbleib erzielt werden. Die Funde wurden der Verfasserin vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zwecks Dokumentation zur Verfügung gestellt, befinden sich aber noch im Eigentum des Auftraggebers. 45 ASM Inv.-Nr. 2016_7500 bis 2016_7679. Abb. 5 Team der Fa. SingulArch, Grabung 2011 (v. l. n. r.): Axel Kowalski, David Simon, Anne Becker, Nils Determeyer, Marlies Schneider, Adolf Dransfeld, Stefan Biermeier und Steve Lenz. 17 Für beide Grabungen erstellte die Firma SingulArch außerordentlich detaillierte und qualitätsvolle Dokumentationen und Berichte. Dies bot eine ausgezeichnete Grundlage für die wissenschaftliche Bearbeitung. Als grabungstechnisch besonders herausfordernd erwies sich das Einrichten einer funktionierenden Grundwasserhaltung in den Brunnenbefun- Abb. 6 München-Moosach, Gebiet südwestlich der Alten Pfarrkirche St. Martin (rechts oben). Gesamtplan beider Grabungen mit ausgewählten Befunden. Im Norden Franz-FihlStr. 11, im Süden FranzFihl-Str. 10. 18 den. Für die Auswertung wurde die Grabung Franz-Fihl-Straße 11 (2010) komplett – unabhängig von der Zeitstellung der Funde – mittels der in der Archäologischen Staatssammlung verwendeten Software „ArchaeoBook“ inventarisiert. Im Anschluss daran wurden die Funde beschriftet sowie in den Standortdatenbanken erfasst. Die früh- bis hochmittelalterlichen Befunde Vorliegende Arbeit fokussiert sich ausschließlich auf die früh- bis hochmittelalterlichen Befunde (Abb. 6). Zusätzlich zu den Befundnummern wird in Klammern auch die Jahreszahl der Grabung (2010 oder 2011) genannt, um Unklarheiten zu vermeiden. Die Keramik als wichtigste Fundgattung wird in dem nachfolgenden Kapitel eingehender betrachtet. Während die im Eigentum des Freistaates Bayern befindlichen Funde der Grabung 2010 mit Inventarnummern versehen sind, werden die Funde der Grabung 2011 jeweils mit ihren Fundzettelnummern (F.-Nr.) bezeichnet. Brunnen Die hydrogeographischen Gegebenheiten im Norden der Schotterebene sind als äußerst siedlungsgünstig zu bewerten. Zwischen der Schotterdecke und der wasserstauenden Flinzschicht fließt der Grundwasserstrom in nördliche Richtung. Die Münchner Schotterebene weist nur wenige Oberflächengewässer auf. Da die Schotter zum Norden hin dünner werden, erreicht der Grundwasserspiegel in diese Richtung eine immer geringere Tiefe und verursacht schließlich die Entstehung von Mooren46. Der lebensnotwendige Zugang zu Wasser wird in Moosach somit relativ leicht ermöglicht. Es verwundert also nicht, dass der heutige Stadtteil und seine nähere Umgebung schon in vorgeschichtlicher Zeit Besiedelungsspuren aufwiesen47. Der vorgeschichtliche Brunnen Befund Nr. 239 (2011) deutet mit einer Tiefe von lediglich 1,9 m auf diese günstigen Gegebenheiten hin. Obwohl die eigentlichen Schächte (im Unterschied zur Baugrube) meist als dunklere, humose Verfüllungen dokumentiert werden können, weisen Brunnenbefunde selten Reste von hölzernen Einbauten auf. Diese lassen eine Ermittlung der Größe der zumeist quadratischen bis rechteckigen Brunnenkästen zu. Während die äußeren Schichten der Hölzer meist vergangen sind, lassen sich anhand der Kernhölzer häufig noch Rückschlüsse auf die Bauweise sowie die Holzart ziehen. Aufgrund der räumlichen Nähe zu den Hausbefunden ist davon auszugehen, dass die Brunnen zu einem oder mehreren Gehöften zugehörig und somit wahrscheinlich zeitgleich zu datieren sind. Die Datierung von Brunnen und Hausstrukturen gestaltet sich jedoch aufgrund der relativ sterilen Auffüllungen und der daraus resultierenden Fundarmut als schwierig. Geht man davon aus, dass die Hölzer für den Brunnenverbau nicht über einen längeren Zeitraum gelagert wurden, dürften die Dendrodaten den Baujahren weitestgehend entsprechen. Für die zeitliche Einordnung der Brunnen ist die Dendroarchäologie das wichtigste Datierungswerkzeug: Dafür kommen vor allem Nasshölzer in Frage, wie sie auch in den noch immer wasserführenden untersten Schichten der Brunnen in Moosach vorhanden sind. Nach einer Reinigung der Hölzer erfolgt eine zeichnerische und fotografische Dokumentation. Für die Holzartbestimmung werden Dünnschliffe angefertigt und mikroskopisch untersucht. Mithilfe einer jahrringanalytischen Messung kann eine Datierung erstellt werden. Hierfür werden die Jahrringabfolgen mit den Holzchronologien aus mehr als 800 bayerischen Fundstellen mit über 25.000 Hölzern abgeglichen48. Die Untersuchung der Moosacher Hölzer wurde im Dendrolabor des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in Thierhaupten unter der Leitung von Franz Herzig durchgeführt. Beim Anlegen eines Brunnens wird zunächst eine Baugrube ausgehoben, in der in einem zweiten Schritt der (zumeist hölzerne) eigentliche Brunnenschacht hineingestellt wird49. Nach Errichtung des Brunnenschachtes wird die Grube wieder sorgfältig verfüllt. Während der Brunnenschacht über die Nutzungszeit hinweg relativ lange geöffnet bleibt, kann die Grubeneinfüllung – bei entsprechender Dokumentation – gute Ansätze zur Datierung liefern. In der Praxis erweist es sich jedoch zumeist als schwierig, die Funde auf der Ausgrabung einer spezifischen Schicht zuzuweisen. 46 47 48 49 Eule 2009, 98. S. „Topographie und Geschichte des Fundortes“, S. 13 ff. Ausführlich: Herzig 2009, 225–236. J. G. Krünitz beschreibt die Anlage von Brunnen sehr ausführlich in: „Oeconomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft“, Berlin 1773–1805. 19 Abb. 7 Befund 47 (2010). Hölzerner Brunnenkasten, Blickrichtung WSW. Die Nutzungsdauer der Brunnen im Allgemeinen lässt sich leider nur sehr ungenau bestimmen und hängt stark davon ab, wie lange ein Brunnen frisches Wasser lieferte. Dies wird vor allem durch die Faktoren Vergiftung, Verunreinigung, Faulen oder Verstürzen des Holzeinbaus sowie Versiegen des Brunnens durch Absenkung des Grundwasserspiegels beeinflusst. Die zumeist relativ spärlichen Funde aus frühmittelalterlichen Brunnen erklären sich durch den sorgsamen Umgang. Bereits in der Lex Baiuvariorum ist eine Strafe für denjenigen festgesetzt, der „einen Brunnen mit irgendwelchem Schmutz verunreinigt oder besudelt“50. Auf die im Grabungsbefund freigelegten früh- bis hochmittelalterlichen Brunnen und ihre Funde soll im Folgenden näher eingegangen werden: Brunnen Befund 47 (2010) Der Brunnen mit der Befundnummer 47 war 2010 der erste aus dem Frühmittelalter, der ergraben wurde. Seine Baugrube weist einen Durchmesser von ca. 4 m und eine Tiefe von ca. 2,9 m auf (Abb. 7). Im Profil zeigt sich der Brunnen muldenförmig (Abb. 8), und die Verfüllung des Brunnenschachtes lässt sich gut 20 gegen die relativ sterilen Verfüllschichten der Baugrube abgrenzen. Dank erhaltener Hölzer an der Brunnensohle lässt er sich verhältnismäßig genau datieren. Innerhalb einer kiesigen Schicht ab dem Planum 5 waren hölzerne Bauteile erhalten. Der nahezu quadratische, 140 x 140 cm messende Kastenbrunnen hatte laut Herzig eine lichte Weite von 120 x 120 cm. Knapp oberhalb des aktuellen Grundwasserspiegels konnten noch 13 Bohlen bzw. Fragmente davon geborgen werden. Es handelt sich dabei ausschließlich um Eichenholz in schlechtem Erhaltungszustand. Die Oberflächen der Eichenbohlen sind stark zersetzt, so dass die ursprünglich vorhandenen Bearbeitungsspuren, Splintjahresringe und Waldkanten nicht mehr erhalten geblieben sind. Nur das Kernholz ist datiert, wobei nicht bekannt ist, wie viele Jahresringe bis zur Waldkante, sprich zum Fälldatum hin, fehlen. Die dendrochronologische Messung der Eichenbohlen von Befund 47 erbrachte Jahrringserien, die zwischen 17 und 79 Jahresringen aufwiesen. Ein Splintanteil von mindestens 16 ± 8 Jahren muss zu dem ermittelten Endjahr hinzugerechnet werden. Als terminus post quem 50 Beyerle 1926, Tit. X, 22 f. Abb. 8 Befund 47 (2010). Profil, M. 1:30. Befund 47 Niv. OK max. 505,03; Niv. UK 502,00 m ü. NN Schicht Beschreibung 1 sehr dunkelbraungrau, stark humos, schwach kiesig 2 dunkelbraungrauer, humos-kiesiger Rand, vereinzelt HK-Flitter 3 dunkelbraungrau, stärker humos-kiesig 4 fließend dunkelocker (im SSO) bis dunkelbraun (im NNW), lehmig-humos, kaum kiesig mit deutlich HK, etwas VL 5 sehr dunkelbraungrau, leicht lehmig-humos-kiesig mit geringsten Spuren VL (merklich dunkler als Schicht 2) 6 dunkelbraungrau, humos-kiesig 7 dunkelrötlichbraun, humos-kiesig 8 meist 5 bis 7 cm breiter, braungrauer, sandig bis mäßig humoser Rand 9 dunkelbraungrau, humos-kiesig 10 fast steriler, fast sandfreier Kies mit Eisenausfällungen 11 locker schwarzbraun, humos-feinkiesig (vergangenes Holz?) 12 dunkel- bis schwarzbraun, humos-kiesig, mit Holzbrettern Tab. 1 Schichten des Befunds 47 (2010). 21 Abb. 9 Befund 100 (2011). Profil GH, Blickrichtung WSW. ergibt sich daraus, dass das Fälldatum nicht vor 793 ± 8 Jahren gelegen haben kann. Anhand der Lage der Bretter ließ sich außerdem feststellen, dass der Brunnen in Blockbauweise konstruiert war51. Ein Vergleich für diese Bauweise findet sich z. B. in der Schleißheimer Straße in Eching52. Bessere Bedingungen liegen in der Siedlung Bergham/Aufhausen in Erding vor, wo sich dank des hohen Grundwasserspiegels im Almboden zahlreiche Brunnenkästen bis 1,5 m hoch erhalten haben53. Die keramischen Funde54 rechtfertigen – ebenso wie der Fund eines eisernen Schlüssels und zweier Messer55 – eine Datierung ab dem frühen 9. Jahrhundert (Taf. 3; 4,19–20). In der Verfüllung fanden sich auch Mahlplattenfragmente und ein Brocken Süßwassertuff (Taf. 4,21–23)56. Dieser Tuff entsteht durch Hangquellen in kalkreichem Gestein und kommt sowohl im alpinen als auch voralpinen Südbayern sowie in Nordbayern vor57. Kleinere Vorkommen gab es wahrscheinlich auf der Moräne im Münchner Umland. Diese wurden allerdings bereits im Mittelalter komplett für Kirchenbauten ausgebeutet58. Auf der Brunnensohle kamen auch zwei bis zu 10 cm lange Fragmente aus Tannenholz zum Vorschein, wahrscheinlich Dauben, die möglicherweise zu einem Eimer oder einem 22 Schöpfgefäß gehörten. Form, Größe und Volumen des Gefäßes lassen sich aus den vorhandenen Überresten nicht mehr rekonstruieren59. Brunnen Befund 100 (2011) Die Einfüllung des Brunnens mit maximal 2 m Durchmesser wird von zwei neuzeitlichen Kellern geschnitten (Abb. 9). Befund 90 (2011) bestand aus einem Estrich, der ein Kiespflaster überdeckt. Das Fundmaterial aus dem Schutt über dem Fußboden setzt sich vorwiegend aus neuzeitlicher Keramik (Grauware, Hafnerware) sowie diversen Ofenkachelfragmenten zusammen und dürfte aus dem 17. Jahrhundert stammen: Womöglich ist die Zerstörung mit Ereignissen im Dreißigjährigen Krieg verknüpft. Das Einsinken dieses Bodens in seiner Nordhälfte ist mit dem darunter liegenden, älteren Keller Befund 351 (2011) verbunden. Eine präzise Datierung von Befund 100 (2011) ist nicht möglich, weil datierbare Randscherben und Hölzer fehlen. Ein Fragment einer rätischen Knickwandschale60 ist aber sicher als Altstück zu werten, das erst beim Verfüllen des Brunnens hineingelangt ist. Der Abb. 10 Befund 100 (2011). Profil, M. 1:30. Großteil der keramischen Scherben61, die sowohl aus der Verfüllung des Schachtes (Abb. 10) als auch aus der Baugrube stammen, deutet auf eine Datierung zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert hin. 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 Befund 100 Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 51 ff. Eule 2009, Obj. 589, Taf. 113 C. Gerhardt 1996, 145. ASM Inv.-Nr. 2016_7515 bis 2016_7519 und 2016_7544 (Kat.-Nr. 12–17). Schlüssel: ASM Inv.-Nr. 2016_7595; Messer: 2016_7599 bis 2016_7600 (Kat.-Nr. 18–20). Mahlplattenfragmente: ASM Inv.-Nr. 2016_7626 bis 2016_7627; Tuff: 2016_7628 (Kat.-Nr. 21–23). Scholz 2002, 31 f. Dannheimer/Torbrügge 1961, 47. Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 56. F.-Nr. 281. F.-Nr. 279–282. Niv. OK max. 504,83; Niv. UK 501,96 m ü. NN Schicht Beschreibung 1 dunkelbraungrau, humos-kiesig 2 mittelbraun, leicht lehmig bis humos-kiesig mit etwas verbackenen Sandklumpen 3 sehr dunkelbraungrau, humos-kiesig mit Ziegelbrocken 4 inhomogen dunkelrötlichbraun bis dunkelbraungrau, humos-kiesig mit vielen HK-Flittern Tab. 2 Schichten des Befunds 100 (2011). 23 Brunnen Befund 111 (2011) Befund 111 wird im Grabungsbericht als frühbis hochmittelalterlich angesprochen. Er wird sowohl von der modernen Abfallgrube 126 (2011) als auch von Ziegelmauer 317 (2011) – vermutlich aus dem 19. Jahrhundert – geschnitten (Abb. 11). Aufgrund fehlender Keramikfragmente sowie datierbarer Hölzer wird auf diesen Befund nicht näher eingegangen. Da der Befund innerhalb der Grabungsfläche randlich gelegen ist, wurde er nur bis zur bauseits erforderlichen Tiefe untersucht. Die untersten Füllschichten im Grundwasser blieben erhalten62. Brunnen und Hofgrablege Befund 195 (2011) Befund 195 (2011) besteht aus einem Brunnen mit 2,0 bis 2,4 m Durchmesser und einer so genannten Hofgrablege in den obersten Einfüllschichten. Wie einleitend erwähnt, ist hinsichtlich der Bestattungsorte seit dem 8. Jahrhundert ein allmählicher Wechsel von den außerhalb der Siedlungen gelegenen Reihengräberfeldern hin zu Hofgrablegen – also Bestattungen im Siedlungsareal – und Kirchengräbern zu beobachten. Außergewöhnlich ist Abb. 11 Befund 111 (2011). Brunnen, Blickrichtung N; von Ziegelmauer Befund 317 geschnitten. 24 im vorliegenden Fall die Lage innerhalb einer Brunnenverfüllung. Der Befund wird durch die Befunde 191, 194 und 226 (alle 2011) geschnitten (Abb. 12). Der früh- bis hochmittelalterliche Brunnen 226 (2011), der frühestens 1039 +/- 10 Jahre errichtet wurde63, stört den Befund 195 randlich. Dieser wird wiederum vom nördlich davon gelegenen Brunnen 225 (2011) geschnitten, für den eine hochmittelalterliche Datierung gesichert ist64. Im unteren Bereich von Befund 195 wurden kleinere Fragmente von Kiefernholz gefunden. Unglücklicherweise waren aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes und der geringen Anzahl von Jahrringen keine weiteren dendroarchäologischen Untersuchungen möglich65. Im Zuge des Profil Anlegens wurde erst nach Abbaggern der Unterschenkel erkannt, dass es sich bei den zu Tage kommenden Knochen um ein menschliches Skelett handelte (Abb. 13). Es wurde anschließend von den Knien aufwärts freipräpariert. Eventuell ist die leicht aufgerichtete Lage des Oberkörpers auf Setzungsprozesse der humosen Brunnenverfüllung zurückzuführen. Die starken Verlagerungen im Beckenbereich – die Lendenwirbel befanden sich teilweise zwischen den Oberschenkeln – sind entweder auf eine zeitnahe Beraubung des Grabes oder auf Tiere Abb. 12 Befunde 195, 225 und 226 (2011). Drei Brunnen, Blickrichtung ONO. zurückzuführen. Grabraub ist in der ausgehenden Merowingerzeit üblich66 und könnte hier auf einen möglicherweise beigegebenen Gürtel des Toten abgezielt haben. Neben einem kleinen Eisenstäbchen67 (Taf. 7,35) aus dem Beckenbereich und einigen Tierknochen sowie Schlackefragmenten aus der Brunnenverfüllung wurde lediglich ein kleines Messer68 (Taf. 7,34) unterhalb der linken Ulna geborgen, was sich gut in den Kontext der zumeist sehr beigabenarmen Hofgrablegen einordnen lässt. Brunnen 195 muss zum Zeitpunkt der Bestattung bereits vollständig verfüllt gewesen sein. Ob die Brunnenverfüllung gezielt als Bestattungsort ausgewählt wurde oder ob es sich um Zufall – beispielsweise nach dem Zuwachsen des ehemaligen Brunnens mit Vegetation – handelt, kann nicht geklärt werden. Für das Skelett wurde eine 14C-Datierung im Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie in Mannheim in Auftrag gegeben69. Diese ergab ein unkalibriertes Datum von 1275 ± 18 BP, was nach Kalibrierung der Messkurve zu einer Datierung zwischen 678 und 769 n. Chr. führte. Dies rechtfertigt als terminus ante quem eine Datierung des Brunnens vor 769. Rechnet man eine gewisse Laufzeit des Brunnens vor der Verfüllung hinzu, scheint eine Datierung in das spätere 7. bis in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts wahrscheinlich. Bei dem untersuchten Individuum70 handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Mann, der im spätmaturen Alter, also zwischen 50 und 60 Jahren, gestorben ist. Passend zur Durchschnittsgröße im frühmittelalterlichen Europa konnte eine Körperhöhe von 166,6 cm ermittelt werden. Das Skelett 62 63 64 65 66 67 68 69 70 Abgetieft bis auf 502,18 m ü. NN. Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 62 f. Das Fälldatum der Brunnenhölzer aus Befund 225 kann auf den Zeitraum 1271 +/- 6 Jahre eingegrenzt werden. Laut F. Herzig tritt eine ähnlich gute Synchronlage aber auch im 11. Jahrhundert auf, weshalb das Ergebnis durch eine 14C-Altersbestimmung verifiziert werden müsste (zum Zeitpunkt der Bearbeitung noch nicht vorliegend). Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 59. Das Phänomen war weit verbreitet. Grabraub wurde auch in der Lex Baiuvariorum, cap. 19,1 (1. Hälfte 8. Jahrhundert) unter strenge Strafe gestellt: „Wenn einer einen toten Freien aus seinem Grabmal ausgräbt, der büße ihn mit 40 Schillingen den Verwandten und büße das, was er dort weggenommen, als einen Diebstahl (…)“ (Beyerle 1926, 170–172). Kat.-Nr. 35. Kat.-Nr. 34. Vgl. Beitrag Ronny Friedrich, S. 67 f. Die 14C-Datierung ist seit langem als universelle und genaue Methode zur Altersbestimmung in der Vor- und Frühgeschichte etabliert. Der Datierungszeitraum reicht von historischen Zeiten bis ca. 45.000 Jahre zurück. Als Probenmaterial kommen alle organischen Materialien, die sich erhalten haben, in Frage (http://www.cez-archaeometrie.de/?page_ id=154, Stand: 12.01.2019). Die Messung wurde an einer AMS-Anlage vom Typ MICADAS, entwickelt und gebaut an der ETH Zürich, durchgeführt. Vgl. Beitrag Bernd Trautmann, S. 66 f. 25 Abb. 13 Befund 195 (2011). Hofgrablege im Brunnen, M. 1:15. Befund 195 Niv. OK max. 504,73; Niv. UK 502,18 m ü. NN Schicht Beschreibung 1 dunkelbeigegrau, lehmig-humos bis mäßig kiesig mit deutlich HK, etliche Knochen 2 beigegrau, leicht lehmig bis mäßig humos-kiesig 3 beige, lehmig bis mäßig humos, mäßig kiesig 4 beigebraun, schluffig-humos bis mäßig kiesig (inhomogen) 5 hellbeige, steril sandig-kiesig (anders gelagert als anstehender Kies) 6 beigegrau, sandig bis mäßig humos-kiesig 7 beigegrau, sandig bis mäßig humos-kiesig 8 graubraun, schluffig-humos-kiesig Tab. 3 München-Moosach. Schichten des Befunds 195 (2011). 26 Abb. 14 Befund 195 (2011). Profil des Brunnens, M. 1:20. zeigt altersbedingte, degenerative Veränderungen an allen großen Gelenken sowie im Bereich der Wirbelsäule. Auffallend ist laut Trautmann eine starke Beanspruchung an den Muskelansatzstellen, was auf eine hohe Belastung des gesamten Muskelapparates hinweist. In Verbindung mit den Veränderungen an den Gelenken kann daraus geschlossen werden, dass der Mann auch im fortgeschrittenen Alter sehr aktiv gewesen ist. Weitere Funde aus der Brunnenverfüllung (Abb. 14) sind verschiedene Tierknochen, darunter auch ein Hornzapfen vom Rind, sowie Schlackebrocken. Ein Fließschlackebrocken deutet auf Eisenverhüttung im näheren Umfeld hin. 27 Abb. 15 Befund 226 (2011). Profil EF des Brunnens, Blickrichtung WSW. Brunnen Befund 226 (2011) Wie bereits bei Befund 195 (2011) erwähnt, wird dieser Brunnen mit einem Durchmesser von ca. 2,6 m vom hoch- bis spätmittelalterlichen Brunnen 225 geschnitten. Bei den insgesamt zehn untersuchten Holzresten aus Befund 226 handelt es sich um Reste von Bohlen aus Weißtannen- und Eichenholz. In der Bauweise könnte eine für das Frühmittelalter typische Stabbohlenkonstruktion vorliegen (Abb. 15 und 16). Die 108-jährige Eichenserie kann durch das Fehlen von Splintholz und Waldkante nur einen terminus post quem angeben: Das Fälldatum liegt demnach nicht vor dem Jahr 1039 n. Chr. +/- 10 Jahren. Da Brunnen 225 (2011) die Baugrube des Befundes schneidet, muss Brunnen 226 (2011) vor Anlage von Befund 225 wiederverfüllt worden sein71. Befund 226 Niv. OK max. 504,67; Niv. UK 502,30 m ü. NN Schicht Beschreibung 1 schwarzbraun, lehmig-humos-kiesig 2 mittelbraungrauer, lehmig-humos-kiesiger Rand 3 5 cm breite, rotbraune Spur mulchartig vergangenen Holzes 4 dunkelbraungrau bis sehr dunkelbraungrau, sandig bis stärker humos-kiesig mit mulchartig vergangenen Holzresten 5 grau, schluffig-kiesig 6 sehr dunkelbraungrau, schluffig, stärker humos bis schwach kiesig Tab. 4 München-Moosach. Schichten des Befunds 226 (2011). 28 Abb. 16 Befund 226 (2011). Profil des Brunnens, M. 1:20. Das Fälldatum der in Brunnen Befund 225 verbauten Hölzer kann auf den Zeitraum 1271 n. Chr. +/- 6 Jahre eingegrenzt werden. Laut Herzig tritt eine ähnlich gute Synchronlage aber auch im 11. Jahrhundert auf, weshalb das Ergebnis durch eine 14C-Altersbestimmung verifiziert werden müsste72. Die im Fundmaterial vorkommenden Scherben spätmittelalterlicher Grauware stützen die Datierung in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts, weshalb eine derart lange Nutzungszeit von Befund 225 (2011) als unwahrscheinlich gelten kann. Im Fundmaterial ist eine größere Menge Scherben mit weißer Magerung auffallend, die im Zuge der Befundentnahme aus Schicht 6 eingemessen wurde73. Brunnen Befund 279 (2011) Der Brunnenbefund mit einem maximalen Durchmesser von 3 m und einer maximalen Tiefe von 2,60 m74 wurde unterhalb eines Betonfundamentes ergraben (Abb. 17). In Befund 279 waren nur noch wenige stark abgebaute Bauteilfragmente von einer 71 72 73 74 Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 62 f. Zum Zeitpunkt der Bearbeitung noch nicht vorliegend. S. Kapitel „Rauwandige, nachgedrehte Ware mit weißer Magerung“, S. 46 f. Niv. OK max. 504,59 m ü. NN., Niv. UK min. 502,00 m ü. NN. 29 Abb. 17 Befund 279 (2011). Profil CD des Brunnens, Blickrichtung W. kastenförmigen Konstruktion auf der Brunnensohle erhalten. Bei allen vier untersuchten Holzresten handelt es sich um Eichenholz (Quercus sp.)75. Die 54-jährige Serie des Bohlenfragmentes Holz B konnte über bayerische und süddeutsche Eichenchrononologien auf dem Befund 279 Endjahr 1173 zur Deckung gebracht werden. Auch hier kann nur ein terminus post quem für das Fälldatum angegeben werden, es kann nicht vor dem Jahr 1190 ± 6 Jahren liegen76. Die Keramik in der Verfüllung – darunter auch ein Wandfragment Goldglimmerware77 – Niv. OK max. 504,59; Niv. UK 502,00 m ü. NN Schicht Beschreibung 1 dunkelbraungrau, stärker humos-kiesig 2 inhomogen beigegrau, sandig bis leicht lehmig, humos-kiesig 3 braungrau, sandig-humos-kiesig 4 dunkelbraungrau, stärker humos-kiesig 5 oft als 5 cm breite Spur; locker schwarzbraun, mulchig-humos; stark durchwurzelt 6 locker, dunkelbraungrau, sandig-humos-kiesig; stark durchwurzelt 7 dunkelbraungrau, sandig-humos-kiesig 8 im SSO braungrau, fast steril sandig-kiesig mit rötlichen (Eisen)-Ausfällungen; im NNW braungrau, fast steril sandig-kiesig 9 sehr dunkelbraungrau, lehmig-humos-kiesig, mit etwas HK 10 dunkelbraungrau, sandig-humos-kiesig Tab. 5 Schichten des Befunds 279 (2011). 30 Abb. 18 Befund 279 (2011). Profil des Brunnens, M. 1:25. datiert in das 7. bis 11., die Goldglimmerware maximal ins 12. Jahrhundert. Die wenigen Fragmente in der Verfüllung (Abb. 18) dürften anderswo in der Siedlung als Keramikbruch angefallen sein, der nach Aufgabe des Brunnens eingebracht wurde. Brunnen Befund 499 (2011) Brunnen Befund 49978 bestand aus einer kastenförmigen Konstruktion, von der nur die Reste von vier Eckpfosten und Holzreste auf der Sohle dokumentiert wurden (Abb. 19). Bei den Eckpfosten handelt es sich um 7 bis 12 cm starke Eichenrundhölzer, von denen lediglich Kernholzreste erhalten geblieben sind (Abb. 20). Die ursprünglichen Durchmesser waren wahrscheinlich wesentlich größer. Für die Bauweise kommen sowohl eine Pfostenrahmen- als auch eine Schlitzpfostenkonstruktion in Frage. Beide Varianten wurden während des Frühmittelalters häufig im unteren Isartal angewendet79. Außer einem vorgeschichtlichen Keramikfragment lagen keine datierbaren Funde in der Brunnenverfüllung, die Datierung ins frühe Mittelalter scheint jedoch aufgrund der zu dieser Zeit gängigen Konstruktion wahrscheinlich80. Nennenswert ist lediglich der Fund eines Hundeschädels aus der obersten Schicht des Brunnens. 75 76 77 78 79 80 Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 63. Ebd. S. Kapitel „Goldglimmerware“, S. 47. Niv. OK max. 504,87; Niv. UK min. 502,17 m ü. NN. Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 63 f. Ebd. 31 Abb. 19 Befund 499 (2011). Planum 8 des Brunnens, Blickrichtung NW. Brunnen Befund 533 (2011) Abb. 20 Reste der Eichenpfosten FZ 807 aus Befund 499 (unten) und FZ 811 aus Befund 948 (oben). O. M., L. 30 bzw. 36 cm. Befund 533 mit einem maximalen Durchmesser von 3,05 m in Planum 1 und mit einer ergrabenen Tiefe von ca. 2,3 m schneidet Pfosten Befund 587 (2011), der somit noch früh- bis hochmittelalterlicher Zeitstellung sein dürfte. Ein Randfragment mit sichelartiger Profilierung81 aus der Einfüllung ist nur sehr vage in das 8. bis 11. Jahrhundert zu datieren (Taf. 9,43), legt aber die Verfüllung spätestens im 11. Jahrhundert nahe. Auch dieser Befund wurde nicht vollständig untersucht, da er außerhalb der Baugrube lag82. Auf eine eingehendere Betrachtung sowie Umzeichnung wird daher verzichtet. Brunnen Befund 821 (2011) Brunnen Befund 821 zeigte sich im Planum fast kreisrund, weist einen trichterförmigen Schacht auf und schneidet Befund 930 (Abb. 21). In Planum 5 konnten noch zwei Pfostenlöcher aufgenommen werden, die wahrscheinlich von den Eckpfosten des Brunnenkastens stammen. Ein dritter Pfostenabdruck wurde zwar erkannt, ließ sich aufgrund seiner Lage unterhalb des Grundwasserspiegels aber nicht mehr dokumentieren. Leider konnten keine Hölzer geborgen werden. Das Fundmaterial besteht neben ein paar Tierknochenfragmenten vorwiegend aus Keramik der rauwandigen, nachgedrehten Ware 81 82 32 Kat.-Nr. 43. Abgetieft bis auf 502,98 m ü. NN. Abb. 21 Befund 821 (2011). Profil des Brunnens, M. 1:20. Befund 821 Niv. OK max. 504,97; Niv. UK 502,30 m ü. NN Schicht Beschreibung 1 dunkelbraun, lehmig-humos bis mäßig kiesig mit einzelnen HK-Bröckchen 2 braungrau, sandig-humos-kiesig 3 dunkelbraungrau, leicht lehmig bis humos-kiesig 4 braungrau, sandig bis schwach humos-kiesig (undeutlich gegen Anstehendes abgegrenzt) Tab. 6 Schichten des Befunds 821 (2011). 33 mit Silberglimmermagerung83. Zwei Randfragmente84 aus den Füllschichten sind in das 7. bis 10. Jahrhundert zu datieren: Vor allem die hoch eingelagerte Randscherbe Kat.-Nr. 54 (Taf. 11) scheint charakteristisch zu sein für die Zeit vor 1000. Die Verfüllung kann also frühestens ab dem 8. Jahrhundert stattgefunden haben und dürfte vor 1000 abgeschlossen gewesen sein. Ein Fragment mittelalterlicher Grauware85 aus dem späten 15. Jahrhundert dürfte im Nachhinein in die obersten Füllschichten gelangt sein. Brunnen Befund 948 (2011) Befund 948 weist ein ovales Planum mit einer maximalen Ausdehnung von 2,25 m (WSW– ONO) auf. Die Tiefe beträgt, von Planum 1 an gemessen, ca. 2,36 m bis zur im Grundwasser liegenden Sohle. Der Schacht inklusive Baugrube zeigt sich leicht trichterförmig (Abb. 24). Aus der Verfüllung konnten sowohl Reste von Bohlen der Brunnenverschalung als auch mehrere relativ gut erhaltene Holzfunde geborgen werden. Unter den insgesamt 27 untersuchten Abb. 22 Daubengefäßboden aus dem Brunnen Befund 948 (2011), FZ 815-01. O. M., Dm. 31 cm. Abb. 23 a Befund 948 (2011). Henkel und Eisenkessel im Planum, M. 1:10. 34 Abb. 23 b Befund 948 (2011). Henkel und Eisenkessel, im Block geborgen, Blickrichtung NNW. Holzresten fanden sich Reste von Daubengefäßen aus Weißtanne (Abb. 22), die in den untersten Schichten der Verfüllung lagen. „Die Daubengefäßböden mit Durchmessern zwischen 28 und 33 cm und die 25 cm lange Daube gehören zu Eimern mit Fassungsvermögen zwischen 10 und 15 Litern“86. Ein eiserner Henkel, der vermutlich zu einem der Schöpfgefäße gehört hat, wurde zusammen mit einem korrodierten Eisenkessel (Abb. 23 a, b) im Block geborgen. Er konnte leider nicht näher untersucht werden, da seitens des Eigentümers kein Einverständnis vorlag. In der Grabungsdokumentation beschreibt Biermeier das Objekt folgendermaßen: „Bei der Entnahme des Profils zeigt sich, dass sich das große Eisenobjekt in schlechtem Zustand befindet. Es lassen sich teilweise nur Fragmente abbergen. Insgesamt scheint es sich um ein rundes Objekt von knapp 40 cm Dm. zu handeln (Kessel, Eimer o. ä.). In dem Objekt liegt ein linsenförmiges, rundes Objekt mit Eisenanhaftungen (unklar, ob aus Eisen; es könnte 83 84 85 86 Befund 948 Kapitel »Keramik«, S. 45 f. Kat.-Nr. 54 und 56. Kat.-Nr. 55. Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 65. Niv. OK max. 504,28; Niv. UK 501,92 m ü. NN Schicht Beschreibung 1 dunkelbraungrau, lehmig-humos-kiesig mit deutlich HK, VL 2 inhomogen dunkelgrünlichgrau, lehmig-humos-kiesig mit einzelnen HK-Flittern 3 inhomogen beige bis braungrau, sandig bis leicht lehmig, mäßig humos-kiesig 4 rötlichbraun, mulchig-humos-kiesig 5 schwarzbraun, stark humos 6 braungrau, sandig bis mäßig humos-kiesig Tab. 7 Schichten des Befunds 948 (2011). 35 Abb. 24 Befund 948 (2011). Profil des Brunnens, M. 1:20. auch ein regelmäßig geformter Stein sein). Die unregelmäßige Struktur des freigelegten Eisens könnte daher rühren, dass es sich um ein Gefäß handelt, in dem weitere Eisenobjekte zu einer unförmigen Masse korrodierten. Vor- wiegend von der Ostseite werden lose Eisenfragmente abgeborgen und der Fundkomplex freipräpariert (wird unter Pos. 1 verwaltet). Es handelt sich offensichtlich um einen Kessel; erkennbar ist der gebrochene, in eine Öse ein- Abb. 25 Kat.-Nr. 60, aus Befund 948 (2011). Keramik mit Flechtenbewuchs. Abb. 26 Kat.-Nr. 61, aus Befund 948 (2011). Keramik mit Flechtenbewuchs. 36 gehenkte Henkel (erhaltene Öse nach Westen; Bügel nach Süden umgeklappt); die Objekte im Inneren sind im Einzelnen in ihrer Funktion nicht ansprechbar; am Ostrand könnte evtl. eine Sichel liegen“87. Dass dies kein ungewöhnlicher Fund in Brunnen ist, belegen auch weitere Henkelfunde von Brunnensohlen in Aschheim-Keplerstraße (Lkr. München)88 und in Aufhausen/ Bergham (Lkr. Erding)89. Die dendrochronologischen Untersuchungen90 lassen für diesen Brunnen eine genaue Datierung zu und sind deswegen von besonderem Interesse. Sie stützt sich auf die Messergebnisse von Jahrringen dreier verschiedener Holzarten: Für die Eichenbohlen des Schachtverbaus konnte aufgrund der erhaltenen Waldkante ein exaktes Fälldatum im Jahr 894 bestimmt werden, was unter den Moosacher Dendrodaten einzigartig ist. Geht man davon aus, dass die Hölzer nicht über einen längeren Zeitraum gelagert wurden, dürfte das Baujahr des Brunnens in diesem oder im darauffolgenden Jahr liegen. Ein Buchenbrett ohne Waldkante wurde hingegen nach dem Jahr 812 fabriziert. Herstellungsbedingt weisen die Gefäßdauben aus Tanne keine Waldkanten auf, jedoch gelang auch für diese eine Datierung: Die Fertigung fand nach 895 statt und weist somit auf eine mehrjährige Nutzung des Brunnens hin. Die drei bei der Restbefundentnahme geborgenen Keramikfragmente91 weisen auf der Innenseite einen Belag auf (Taf. 13). Dieser besteht aus einer mehrschichtigen Struktur, die an „Eingebranntes“ erinnert. Sowohl die Ausgräber als auch die Bearbeiterin gingen deshalb zunächst von Speiseresten aus. Eine genauere Analyse des „Topfinhaltes“ unter dem Mikroskop im Landeskriminalamt92 lieferte jedoch ein ganz anderes Ergebnis: Bei den Auflagerungen handelt es sich um Flechtenbewuchs (Abb. 25 und 26). Hausstrukturen auf Befundunterkante“93 als Laufhorizont an. Die Grube selbst ist noch flach wannenförmig erhalten und weist im Inneren mehrere Pfostensetzungen auf, die für die Dachkonstruktion oder Nutzung benötigt wurden. Seine räumliche Nähe zu Brunnen Befund 47 könnte für die Zusammengehörigkeit der beiden Siedlungsobjekte sprechen. Aufgrund der fehlenden Beheizbarkeit und der Nachbarschaft zu ebenerdigen Bauten kann eine Nutzung als Wohnhaus ausgeschlossen werden. Vielmehr handelt es sich bei Grubenhäusern um kleine, meist rechteckige und maximal hüfthoch eingetiefte Nebengebäude bzw. Wirtschaftsgebäude auf früh- und hochmittelalterlichen Anwesen, die in der Regel keine Raumunterteilung aufweisen. Hinweise auf die darin ausgeübte Tätigkeit kann üblicher- Grubenhäuser Befunde 30 und 31 (2010) sowie Grubenhaus Befund 282 (2011) 87 Am Westrand der Grabungsfläche Franz-FihlStraße 11 kam der rechteckige, etwa 3,3 mal 2,8 Meter messende Befund 31 (2010) zu Tage (Abb. 27). Dabei handelt es sich um ein typisches Grubenhaus, im vorliegenden Fall mit je drei Pfosten an den Schmalseiten. Biermeier spricht das „estrichhart verdichtete, humoskiesige Material mit etlichen Holzkohleflittern 88 89 90 91 92 93 Vgl. www.singularch.de/referenzen/moosach_ 2011_bericht.pdf, S.21. Brunnen 38, direkt von der Brunnensohle: Eule 2009, Taf. 48, B5. Gerhardt 1995, 145. Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 65 f. Kat.-Nr. 60 und 61. Frau Kerstin Gonda, Bayer. LKA (München), und ihren Kollegen gilt mein Dank für die unkomplizierte Amtshilfe. Frdl. Hinweis S. Biermeier, München (vgl. Grabungsbericht M-2010-1536-1). 37 Abb. 27 München-Moosach, Grabung 2010. Grubenhaus 31 (orange) und das angeschnittene Grubenhaus 30 (rot). Abb. 28–30 Befunde 30 und 31 (2010). Profile, M. 1:25. C D Abb. 31 Grubenhaus Befund 282 (2011). weise nur das Fundmaterial liefern, was im vorliegenden Fall leider nicht gelingt. Lediglich der Fund eines Klopfsteines94 aus Felsgestein (Taf. 2,11) in Befund 31 (2010) könnte – passend zu den zahlreichen Schlackefunden in den Brunnen – in Zusammenhang mit Metallverarbeitung gebracht werden. Dabei muss jedoch in Betracht gezogen werden, dass der Klopfstein nur im Grubenhaus gelagert und dort nach Aufgabe des Gebäudes zurückgelassen wurde. Grubenhaus 31 (2010) kann problemlos dem bei Monika Eule definierten Typ C „Sechs-Pfosten-Grubenhaus“ zugeordnet werden95. Ein weiteres Grubenhaus wurde als Befund 30 (2010) angeschnitten (Abb. 28). Es liegt, abgesehen von seiner Nordostecke, außerhalb des Grabungsareals (Abb. 27) und ist wohl jünger als Befund 31 (2010). Es wurde also nach Aufgabe des vollständig ergrabenen Grubenhauses angelegt (Abb. 29 und 30). 38 Die in den Grubenhäusern 30 und 31 (2010) gefundene Keramik gehört durchwegs zur rauwandigen, nachgedrehten Ware (Taf. 1–2)96. Sie legt – äquivalent zu den in den teilweise dendrodatierten Brunnen gefundenen Fragmenten – eine Datierung zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert nahe. An einem Zusammenhang zwischen den Brunnen und diesem Ausschnitt aus einem karolingischen Gehöft kann kaum gezweifelt werden. 2011 wurde ein weiteres Grubenhaus Befund 282 (2011) entdeckt, das annähernd 4 mal 3 Meter groß war (Abb. 31). Eine Datierung konnte aufgrund fehlender Funde nicht vorgenommen werden. Es könnte sich ursprünglich auch um ein „Sechs-Pfosten-Grubenhaus“ gehandelt haben, allerdings sind aufgrund von Störungen durch andere Befunde möglicherweise nicht mehr alle Pfosten erhalten. mittelalterlicher Höfe entspricht (Abb. 32)97. Eine zeitliche Zuordnung zum frühen Mittelalter ergibt sich schon durch die West-Ost-Ausrichtung des Gebäudes, die erst in dieser Epoche regelhaft vorkommt. Bis zur Römischen Kaiserzeit sind die Gebäude der Münchner Schotterebene zumeist – bis auf wenige Ausnahmen – Nord-Süd orientiert98. Als typisch für den bajuwarischen Hausbau können „zusätzliche Pfostenreihen erachtet werden, die durch ihren geringen Abstand zum konstruktiven Mittelteil eine Art Gang bilden. Diese zusätzlichen ‚Seitenschiffe‘ können entweder beide Langseiten in voller Länge, oder nur einen Teil davon begleiten“99. Solche Pfostensetzungen unterscheiden sich von den stets recht dicht aneinander gesetzten Pfosten des Hauptgebäudes durch ihre lockeren und Hausgrundriss Befund 1068 (2011) und „Keller“ Befund 685 (2011) 94 95 Ein wichtiger Befund der Grabung Franz-FihlStraße 10 aus dem Jahr 2011 ist ein 17 m langer und 8 m breiter zweischiffiger Pfostenbau, der dem gängigen Schema der Hauptgebäude früh- 96 97 98 99 ASM Inv.-Nr. 2016_7625. Eule 2009, 71. Sie folgt dabei weitestgehend dem Vorgehen W. Guyans und J. Herrmanns: Guyan 1952; Herrmann 1973. Vgl. Kapitel „Keramik“, S. 44 ff. Fries-Knoblach 2006, 349–355. Schefzik 2001, 113–134. Eule 2009, 19; Zippelius 1953, 17. 39 Abb. 32 MünchenMoosach, Grabung 2011. Hausgrundriss Befund 1068 (rot) mit „Keller“ Befund 685 (orange). Abb. 33 Befund 685 (2011). Profil des „Kellers“, M. 1:25. unregelmäßigen Abstände. Nach Eule werden sie als Typ III.4 „Zweischiffige Gebäude – Langbauten mit zwei zusätzlichen Pfostenreihen“ bezeichnet100. Auffallend beim Moosacher Haus ist, dass die Pfosten der mittleren Reihe häufig einen größeren Durchmesser aufweisen als jene an den Seiten. Als Dachkonstruktion sind Rofendächer am wahrscheinlichsten101. Die äußeren, unregelmäßigen Pfostenreihen könnten den Dachüberstand gestützt haben. Dieser hier vorliegende Haustypus wurde von Hermann Dannheimer102 zunächst anhand der Kirchheimer Ausgrabungen103 als das typische Bajuwarenhaus definiert. Jedoch zeigt sich heute, dass dieser Typus die Ausnahme ist104. Die Fülle von Pfosten im Inneren des Hauses deutet auf eine Innengliederung hin, diese ist jedoch – vor allem wegen jüngerer Störungen – nicht genauer zu entschlüsseln. Hans Geisler geht für die Häuser der Münchner Schotterebene von einer Lebensdauer von mindestens 50 bis 100 Jahren aus105. Der zur Datierung nötige Laufhorizont der Langhäuser fehlt wie üblich vollständig, da dieser bereits mit Abtrag von Humus und Rotlage zerstört worden ist. Der eingetiefte „Keller“ Befund 685 (2011) stellt in dieser Form eine Besonderheit dar (Abb. 32 und 33). Denn er schneidet die Baugrube eines Hauspfostens der Längswand, während er selbst wiederum von einem wahrscheinlich jünge- 40 ren Pfosten der Firstreihe geschnitten wird. Daher handelt es sich vermutlich um eine zu dem Haus gehörende, seichte (Keller-)Grube. In Pfosten 805 (2011), bei dem es sich wohl um einen der Eckpfosten des Hauses handelt, wurde ein kleines Fragment nachgedrehter Keramik mit Silberglimmermagerung gefunden (Taf. 10,52)106. Die Grube von Pfosten 701 – einem der Mittelpfosten des Hauses – war mit einer silberglimmer- und quarzgemagerten Bodenscherbe verfüllt (Taf. 10,51)107. Beide Warenarten kommen vom 8. bis zum 11. Jahrhundert vor und finden sich auch in mehreren (teils dendrodatierten) Brunnenbefunden, so im nächstgelegenen Brunnen 533, dessen Gleichzeitigkeit und damit Zugehörigkeit wahrscheinlich erscheint. Für das Haus kann anhand der Grabungsbefunde eine Mehrphasigkeit nachgewiesen werden, die durch den Austausch einzelner Pfosten als Reparaturmaßnahme entstanden sein könnte. Deutlich wahrscheinlicher scheint die Mehrphasigkeit jedoch von einem Neubau an derselben Stelle herzurühren. Der Befund steht somit für den Übergang hin zur Ortskonstanz, wie Biermeier bereits im Grabungsbericht anmerkt: „Mit der Erbauung der Moosacher Kirche und festgefügten Besitzverhältnissen durch die Herausbildung eines grundherrlichen Landadels wurde der Kristallisationspunkt für die Entstehung des Dorfes Moosach geschaffen.“ Einzelpfosten ohne erkennbare Hausgrundrisse Da die jeweiligen Pfosten früh- bis hochmittelalterliche Keramik enthalten, sollen diese im Folgenden kurz besprochen werden. Pfosten Befund 171 (2010) Pfosten 171 (Abb. 34) liegt genau wie Pfosten 174 (2010) im östlichen Bereich des Grabungsareals. Der Fund eines keramischen Randfragmentes (Taf. 4,25)108 aus Schicht 1 des Pfostens könnte eine Datierung ab dem 13. Jahrhundert rechtfertigen. Pfosten Befund 337 (2010) Das Randfragment eines scheibengedrehten Topfes datiert diesen Befund frühestens in das 13. Jahrhundert (Taf. 7,28)112. Pfosten Befunde 701 und 805 (2011) Diese beiden Pfosten aus der Grabung 2011 enthielten Keramikfragmente früh- bis hochmittelalterlicher Zeitstellung (Taf. 10,51.52)113 und konnten dem Befund 1068 (2011) zugeordnet werden, wie weiter oben ausgeführt. Pfosten Befund 174 (2010) Im Kernbefund Schicht 1 (Abb. 35) fanden sich etliche Scherben eines kugeligen Topfes mit Wellenlinienzier (Taf. 5,27)109. Derartige Trichterränder kommen sicher ab dem 8. Jahrhundert vor110. Pfosten Befund 226 (2010) Aus diesem Befund (Abb. 36) wurden zwei grobe, quarzgemagerte, früh- bis hochmittelalterliche Wandscherben geborgen (Taf. 4,26)111. 100 Eule 2009, 21 Abb. 3; bei Fries-Knoblach 2006: „Typ I: einfache Pfostenbauten, groß“. 101 Eule 2009, 42. 102 Dannheimer 1973, 161 f. 103 Geisler 1993, Taf. 51, 53, 58, 60, 61. 104 Vgl. Eule 2009, 44. 105 Geisler 1993; Zimmermann 1998, 60–65. 106 Kat.-Nr. 52. 107 Kat.-Nr. 51. 108 Kat.-Nr. 25. 109 Kat.-Nr. 27. 110 Vgl. Kapitel „Keramik“, S. 45. 111 Kat.-Nr. 26. 112 Kat.-Nr. 28. 113 Kat.-Nr. 51 und 52. 174 Abb. 34 Pfosten Befund 171 (2010), M. 1:20. Abb. 35 Pfosten Befund 174 (2010), M. 1:20. Abb. 36 Pfosten Befund 226 (2010), M. 1:20. 41 Abb. 37 Befund 887 (2011). Teilprofil des Ofens mit freigelegter Holzkohleschicht, Blickrichtung ONO. Ofen Ofen Befund 887 (2011) Der kleine birnenförmige Ofen (Abb. 37 und 38) dürfte hochmittelalterlicher Zeitstellung sein. Welche Funktion er besaß, muss jedoch mangels aussagekräftiger Funde offen bleiben. Zwei Keramikfragmente aus der Verfüllung gehören bereits zur scheibengedrehten Ware (Taf. 12,57.58)114. Abb. 38 Befund 887 (2011). Profil des Ofens, M. 1:20. 114 Kat.-Nr. 57 und 58. 42 Keramik Für die merowingische bzw. karolingische Keramik aus Bayern existiert derzeit keine verbindliche, überregional gültige Definition von Warenarten. Bei den Gefäßen handelt es sich überwiegend um regional produzierte und formal wenig signifikante Keramiken. Während es im Rheinland bereits seit römischer Zeit Töpferzentren gibt115, wird die Keramik der Münchner Schotterebene größtenteils in lokaler Produktion hergestellt. Hilfestellung zur Datierung der älteren, merowingischen Keramik geben vor allem die Funde aus Reihengräberfeldern, von denen eine große Zahl bereits publiziert ist. Dabei steht die Keramik zahlenmäßig meist im Schatten der chronologisch besser fassbaren Metallfunde116. Mit dem Ende dieser Bestattungssitte endet allerdings auch das einigermaßen sichere Chronologiegerüst. Die zeitliche Lücke zur wieder besser datierbaren, mittelalterlichen Gebrauchskeramik wird bisher nur durch wenige publizierte Befunde überbrückt. Deswegen muss umso mehr auf die Dringlichkeit von Materialvorlagen karolingisch-ottonischer Keramikkomplexe aus Siedlungen verwiesen werden. Besonders die Dendrodatierung von Brunnen dieser Zeitstellung kann wertvolle absolutchronologische Fixpunkte liefern. Nur so kann es gelingen, Licht in den wohl „dunkelsten Zeitabschnitt“ der mittelalterlichen Keramikforschung zu bringen. Als Grundlage für die Keramikbeschreibung dienen sowohl ein Leitfaden des „Arbeitskreises zur Erstellung einer einheitlichen Terminologie für die mittelalterliche und neuzeitliche Keramik in Österreich“117, als auch das Standardwerk „Leitfaden zur Keramikbeschreibung“118. Für eine Definition von keramischen Materialgruppen ist es nötig, auf deren Zusammensetzung, Herstellung und Form einzugehen. Unter der in Moosach vorliegenden Keramik wird bei den Methoden der Formgebung zwischen handgefertigten und nachgedrehten Gefäßen unterschieden. Bei der ersten und zugleich einfachsten Machart werden die Gefäße von Hand aus Tonplatten oder -wülsten aufgebaut, was eine unregelmäßige Wandstärke mit sich bringt. Kennzeichnend dafür sind Verstreich- und Glättspuren sowie Druckmulden von Fingern im unteren Gefäßdrittel. Bei der nachgedrehten Ware sind meist feine horizontale Drehrillen vom Nacharbeiten auf einer drehbaren Unterlage vorhanden. Am deutlichsten sichtbar wird dies zumeist in den Randpartien, wohingegen im unteren Gefäßdrittel häufig die Spuren des Handaufbaus erkennbar bleiben. Die sichere Zuweisung zu einer Herstellungsart erweist sich insbesondere bei kleinen Fragmenten als schwierig. Fast alle Oberflächen können als rau bis sandig klassifiziert werden, wobei die Beschaffenheit von „fein sandpapierartig“ bis hin zu einer sehr groben Oberfläche mit hervortretenden Magerungspartikeln reicht. Die Magerung konnte dem Ton als Ausgangsmaterial intentionell hinzugefügt werden oder in diesem bereits enthalten sein. Die Beschreibung der Tonzusammensetzung erfolgt ohne zuvor erstellte Dünnschliffe und beschränkt sich somit auf die sichtbaren Partikel an Bruchstellen. Der Magerungszusatz hat entscheidende Auswirkungen auf die Eigenschaften des Tones: Während Kalk und Glimmer den Schmelzpunkt herabsetzen, erhöht Quarz die Temperaturwechselbeständigkeit. In der Beschreibung sind sowohl die regel- oder unregelmäßige Verteilung als auch die Größe der Partikel relevant119. Weitere Kriterien, die im Katalog Aufnahme finden, sind die Scherbenhärte (nach Mohs), die Beschaffenheit des Bruchs (glatt bis geklüftet) sowie die Farbe des Scherbens. Neben all diesen Kriterien ist die Brennbzw. Ofenatmosphäre ein wichtiges Merkmal. Es gibt zwei Arten von Bränden: zum einen den Oxidationsbrand, bei dem eine sauerstoffhaltige Atmosphäre herrscht und der Scherben eine rote, braune oder gelbliche Färbung annimmt; zum anderen den Reduktionsbrand, bei dem ein Sauerstoffentzug stattfindet, wodurch Keramik von grauer bis hin zu schwarzer Farbe entsteht. Aufgrund fehlender technischer Möglichkeiten der exakten Brandführung überwiegt im Fundmaterial von Moosach der Mischbrand, eine Mischung aus Oxidations- und Reduktionsbrand. Dieser führte zu einem fleckigen Scherben und konnte sowohl in Töpferöfen als auch in Gru- 115 Als Beispiele hierfür seien sowohl die „Badorfer Ware“ des 8. bis 9. Jahrhunderts (Lobbedey 1968, 72; Martini 2002, 103) als auch die „Mayener Keramik“ (Redknap 1999) genannt. 116 Vgl. Wintergerst 2005, 47 Anm. 181. 117 Hofer 2010. 118 Bauer u. a. 2005. 119 Wintergerst 2005, 51. 43 Warenart Anzahl Prozent Rätische Knickwandschale 1 RS 0,9 % Rauwandige, nachgedrehte Ware [gesamt] [6 RS, 6 BS, 82 WS] [86,2 %] Grob quarzgemagerte rauwandige, nachgedrehte Ware 2 RS, 2 BS, 13 WS 15,6 % Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 3 RS, 2 BS, 30 WS 32,1 % Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz 1 RS, 2 BS, 17 WS 18,3 % Rauwandige, nachgedrehte Ware mit weißer Magerung 22 WS 20,2 % Goldglimmerware 2 WS 1,8 % Rauwandige hellgraue Ware mit Reduktionskern 3 WS 2,8 % Scheibengedrehte Ware 3 RS, 6 WS 8,3 % Tab. 8 München-Moosach. Übersicht über die keramischen Warenarten (n = 109). benbränden entstehen. Selten kommt ein Oxidationsbrand mit Reduktionskern vor. Die folgende Unterteilung von Warenarten dient dem besseren Überblick. Dabei muss insbesondere im Hinblick auf die lokale Produktion von einer großen Bandbreite an Techniken und Magerungszusätzen ausgegangen werden, die wohl von der Verfügbarkeit der Rohmaterialien und nicht zuletzt auch vom Geschmack des Töpfers abhingen. Es wurde angestrebt, das Moosacher Keramikspektrum mit bereits publizierten Fundorten zu vergleichen und mit deren Warenarten gleichzusetzen. Rätische Knickwandschale Bei Kat.-Nr. 31 aus Brunnenbefund 100 (2011) handelt es sich um das Randfragment einer rätischen Knickwandschale (Taf. 7,31). Es liegt hier ein römisches Altstück vor, das im Zuge der Brunnenverfüllung dorthin gelangte. che ist innen wie außen rau bis ledrig, und die Magerungspartikel kommen in unterschiedlicher Zusammensetzung vor. Das Farbspektrum reicht von beigegrau bis schwarz, womit es sich überwiegend um reduzierende Brände oder Mischbrände handeln dürfte. Die Härte bewegt sich meist zwischen Mohs 3 und 4, der Bruch ist leicht bis stark geklüftet. Für die Moosacher Scherben sind als Vergleiche besonders die von Brigitte Haas-Gebhard publizierten Funde der Nachgedrehten Ware I aus dem Kloster Frauenchiemsee zu nennen120, ebenso die als Nachgedrehte Ware I bezeichnete und von Christian Later 2009 publizierte Keramik des Burgstalls von Burghöfe ca. 8,5 km südlich von Donauwörth121. Parallelen finden sich auch zur so genannten Burgheimer Ware, die sich auf das späte 7. bis in das frühe 9. Jahrhundert eingrenzen lässt122. Im Kloster Sandau lässt sich das Auftreten der als „raue Glimmerware“ definierten Keramik ebenso in das 7./8. Jahrhundert datieren. Eleonore Wintergerst hält ein Weiterlaufen dieser Warenart bis in das 10./11. Jahrhundert hinein für möglich123. Grob quarzgemagerte rauwandige, nachgedrehte Ware Rauwandige, nachgedrehte Ware Diese Gefäße sind durch Aufwulsten des Tones entstanden und zeigen meist nur in den Randzonen Spuren einer Überarbeitung auf der Drehscheibe. Am restlichen Gefäßkörper finden sich teils deutliche Spuren vom Verstreichen der Tonwülste sowie eine leicht bis stark unregelmäßige Wandungsstärke. Die Oberflä- 44 Die Oberfläche ist innen wie außen rau bis ledrig, und die groben Magerungspartikel treten – zumeist von einer feinen Tonschicht ummantelt – an die Oberfläche. Die Magerung besteht aus feinem bis mittlerem Quarzsand sowie größeren Quarzkiesstückchen (bis ca. 5 mm). Glimmer findet sich im Vergleich zur „rauwandigen, nachgedrehten Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz“ nur in einer geringen Menge, wobei der Übergang fließend ist. Das Kriterium „nachgedreht“ lässt sich nicht an allen Fragmenten zweifelsfrei feststellen. Die Scherben sind hart gebrannt (Mohs 3–4). Die einzigen beiden Randscherben dieser Warenart124 stammen aus dem Pfostenbefund 174 (2010) und gehören zu einem kugeligen bis eiförmigen Topf mit ausbiegendem Rand sowie Wellenlinienzier mit einem Randdurchmesser von ca. 18,3 cm (Taf. 5,27). Die Wellenlinie ist ein gängiges Verzierungselement, das auch im Fundmaterial von Frauenchiemsee125 sowie an zahlreichen Fundplätzen der Münchner Schotterebene vorkommt126. Die Bodenscherbe Kat.Nr. 51 (2011) weist einen Quellrand auf (Abb. 39), was auf die Verwendung einer Zwischenscheibe hindeutet. Ein Vergleich für die Randform findet sich in der „Nachgedrehten Ware I“ aus dem Kloster Frauenchiemsee127. Diese kommt möglicherweise noch in der ausgehenden Merowingerzeit, sicher jedoch ab dem 8. Jahrhundert auf. Anklänge an diese Randformen gibt es bereits in der Siedlung von Burgheim128. Wintergerst bezeichnet die Ware in Sandau als „quarzgemagerte Ware“129. Abb. 39 Kat.-Nr. 51, aus Befund 701 (2011). Bodenscherbe, o. M. Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung Diese Warenart entspricht insbesondere in der Machart (handaufgebaut, nachgedreht) weitestgehend der „grob quarzgemagerten rauwandigen Ware“. Sie unterscheidet sich jedoch von dieser durch eine feinere Machart und einen mittleren bis hohen Anteil an Silberglimmer, der zumeist in Plättchenform erscheint. Grobe Quarzpartikel kommen hingegen nicht vor. Die Oberfläche ist rauwandig-sandig, und die Härte bewegt sich zwischen Mohs 3 und 4. Der überwiegende Teil der Gefäße dürfte reduzierend gebrannt worden sein, und der Bruch ist größtenteils leicht geklüftet. Die besten Vergleiche finden sich auch hier in der Nachgedrehten Ware I von Frauenchiemsee. In Nordostbayern kommt eine „feine rauwandig-sandige Ware“ vor, die jedoch einen geringeren Glimmeranteil aufweist130. Sie dürfte ebenso der von Eule beschriebenen rauen Silberglimmerware/Variante 2 entsprechen131 sowie der in Sandau belegten „rauhen Glimmerware“132. Formentechnisch ist die Ware am ehesten mit der Goldglimmerkeramik aus Nordostbayern zu vergleichen, die in das 7. bis 12. Jahrhundert datiert, wobei der Glimmergehalt mit der Zeit abnimmt133. Aus Brunnen 821 (2011) stammt ein Randfragment dieses Keramiktyps (Abb. 40)134. Dabei handelt es sich um einen Topf mit ausbiegendem, leicht sichelförmigem Rand, der schräg Abb. 40 Kat.-Nr. 56, aus Befund 821 (2011). Rand- und Wandscherbe, o. M. 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 Haas-Gebhard 2005, 229–235. Later 2009, 55–57. Hübener 1969, 130–132. Wintergerst 2003, 261 f. ASM Inv.-Nr. 2016_7553. Haas-Gebhard 2005, Kat.-Nr. 3018; 3091,1; 3097; 3165; 3264,3; 3269,3. Eule 2009, 112–114. Die zwei Moosacher Randfragmente entsprechen weitestgehend der Randform mit nahezu waagrecht ausbiegendem Rand und rundlicher Randlippe (Haas-Gebhard 2005, 230 Abb. 1,1–2). ASM Inv.-Nr. 1952,900 und 1952,901. Vgl. HaasGebhard 2005, 231. Wintergerst 2003, 260. Wintergerst 2005, 61 f. Eule 2009, 113 f. Wintergerst 2003, 261. Eule 2009, 114. Kat.-Nr. 56. 45 abgestrichen ist. Der Randdurchmesser des Gefäßes konnte mit ca. 14 cm rekonstruiert werden. Auch Kat.-Nr. 43 aus dem Brunnen 533 (2011) zeigt eine entsprechende Randform (Taf. 9,43). Ein formal beinahe identisches Randfragment liegt in der Nachgedrehten Ware I aus Frauenchiemsee vor135. Haas-Gebhard schreibt zu diesen Funden: „Im Süd- sowie im Nordkloster kommen abknickende Ränder mit schräg abgestrichener Randlippe und sichelartiger Profilierung von meist recht kleinen Gefäßen mit ca. 12 cm Durchmesser vor. Sie finden sich andernorts in Fundzusammenhängen, die vielleicht noch in der ausgehenden Merowingerzeit, mit Sicherheit jedoch im 8. Jahrhundert zu sehen sind. In Epfach gehören solche Ränder zum Fundspektrum, das jünger als Grab 210 – ausgestattet mit einer vielteiligen Gürtelgarnitur aus der Mitte des 7. Jahrhunderts – anzusehen ist. In Burgheim wurden ähnliche Randformen aus den Gruben c und d geborgen, die wahrscheinlich noch im 8. Jahrhundert verfüllt wurden, und in Wülfingen wurden vergleichbare Stücke in der nachgedrehten Ware Gruppe A in der Zeit zwischen der 1. Hälfte des 8. und der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts hergestellt“136. Ein weiteres, fast identisches Randfragment (Randform 2) eines Gefäßes mit Kammstrichdekor aus dem Burgstall von Burghöfe datiert Later in das 9. bis 10./11. Jahrhundert137. Randfragment Kat.-Nr. 49 aus dem Grubenhausbefund 685 zeigt einen Rand mit leicht verdickter, keulenförmiger Randlippe (Taf. 10,49). Obwohl sich die Gefäßform nicht mehr bestimmen lässt, scheint eine Datierung in das späte 11. bis frühe 13. Jahrhundert wahrscheinlich, wie Later für seine definierte Randform 3 anhand zahlreicher Vergleiche belegt138. Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz Von der rauwandigen, nachgedrehten Ware mit Silberglimmermagerung unterscheidet sich diese Untergruppe nur durch das Vorhandensein gröberer Quarzpartikel, die vor allem im Bruch zu erkennen sind, jedoch selten an die Oberfläche treten. Eule bezeichnet diese Warenart als „Raue Silberglimmerware Variante 1“ und verweist insbesondere auf die Magerung mit grobem Quarzbruch. Diese kommt in der Münchner Schotterebene weit seltener vor als die bereits angesprochene „Variante 2“ (s. o.)139 – ein Bild, das sich auch in Moosach zeigt. Von Wintergerst und Later wird diese Ware als Raue Silberglimmerware II angesprochen, welche erst- 46 mals im Kontext der Aschheimer Kirche II in Erscheinung tritt und somit „frühestens spätmerowingisch, wohl um 700 bzw. in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts“ datiert140. In Befund 821 (2011) fand sich auch das Randfragment (Kat.-Nr. 54) eines Topfes mit leicht abknickendem Trichterrand und schräg abgestrichener Randlippe mit einem rekonstruierbaren Randdurchmesser von ca. 13,8 cm (Taf. 11,54). Dieser Topf weist deutliche Nachdrehspuren im Randbereich auf und wurde mit mittelfeinem Glimmer sowie unregelmäßig verteiltem Feinkies (bis 4 mm) gemagert. Zusätzlich wurden Schamottestückchen als Magerung zugesetzt. Die Zugabe von Keramikbruch als Magerung ist auch bei Funden aus der Siedlung Aschheim-Keplerstraße belegt141. Der abknickende Trichterrand kann als charakteristisch für die Zeit vor 1000 angesehen werden142. Für derartige Gefäße aus Frauenchiemsee deutet sich eine chronologische Abfolge von Trichterrändern mit unverdickt rundlicher über eine schräg abgestrichene hin zu einer verdickt rundlichen oder auch spitz zulaufenden Randlippe an, was durch weitere Beobachtungen gestützt wird143. Dannheimer konnte eine ähnliche Abfolge von runden zu schräg abgestrichenen Randlippen an den Gräberfeldern von Krachenhausen und Matzhausen feststellen. Während das Krachenhausener Gräberfeld ausschließlich rundliche Randlippen aufweist und ins 8. bis 9. Jahrhundert datiert, dürfte Matzhausen in das 10. und frühe 11. Jahrhundert gehören144. Als Datierung ergibt sich somit eine mögliche Zeitspanne vom 8. bis zum frühen 11. Jahrhundert. Ähnliche Randbildungen haben eine lange Formentradition: Sie setzten möglicherweise schon in der ausgehenden Merowingerzeit ein und waren in der Karolingerzeit weit verbreitet. Dies belegen beispielsweise die Siedlungen von Burgheim145, Zolling146 und Friedberg, auch Frauenwörth147 ist zu nennen. Im Fundmaterial von Murnau und im Stadtgebiet von München fehlen Gefäße mit solchen Rändern jedoch, was eine Zeitstellung vor dem 12. Jahrhundert nahelegt. Rauwandige, nachgedrehte Ware mit weißer Magerung Eule benennt diese Variation als „Ware mit weißkörniger Magerung“, wobei sie die Dünnwandigkeit der Scherben als weiteres Kriterium anführt. Neben einem Gefäß des 7. Jahrhunderts aus Altenerding148 finden sich derartig gemagerte Scherben auch in der Aschheimer Kirche I und II149. In Pliening wird solches Scherbenmaterial aufgrund seiner Randformen von Silvia Codreanu-Windauer in das 10. bis 12. Jahrhundert datiert150. In der frühmittelalterlichen Siedlung von Heimstetten lässt sich derartige Magerung ebenso nachweisen151. Mit 22 Wandscherben ist diese Warenart in Moosach gut vertreten. Goldglimmerware Aufgrund von goldfarbenem Glimmer als Magerungszuschlag liegen mit Kat.-Nr. 40 aus dem Brunnenbefund 279 (2011) und Kat.-Nr. 50 aus dem Hausbefund 685 (2011) zwei Fragmente der so genannten Goldglimmerware vor (Taf. 9,40; 10,50), eine typische Warenart des frühen und hohen Mittelalters, die im gesamten süddeutschen Raum verbreitet war. Die Goldglimmerkeramik entspricht der bereits 1936 von Paul Reinecke beschriebenen „karolingischen Keramik“, deren Goldglimmergehalt stark variieren kann152. Ihr Schwerpunkt liegt jedoch eindeutig in Nordostbayern und im ostbayerischen Donauraum153. Nachgedrehte Goldglimmerware ist vom 7. bis ins 12. Jahrhundert dokumentiert154. Rauwandige, helle Ware mit Reduktionskern Zwei hellgraue Keramikfragmente aus Ofenbefund 887 (2011) zeigen einen Reduktionskern und sind wohl bereits scheibengedreht (Taf. 12,57.58). Wegen ihrer Kleinteiligkeit kann diese Ware nicht näher bestimmt werden, dürfte aber aufgrund der Dünnwandigkeit und des qualitätsvollen, harten Brandes frühestens hochmittelalterlicher Zeitstellung sein. Hoch- bis spätmittelalterliche Keramik Aufgrund der ausgeprägten Zerscherbung ist oftmals schwer zu entscheiden, ob es sich noch um nach- oder bereits scheibengedrehte Ware handelt. Die Gefäße sind deutlich dünnwandiger und besitzen eine gleichmäßig glatte Oberfläche. Anstelle der Trichterränder dominieren nun unterschiedlich ausgeprägte Leisten- sowie Wulstränder. Die echte Drehscheibenware ist vollständig auf der schnell rotierenden Drehscheibe gefertigt, was ein symmetrischer Gefäßaufbau und feine Drehriefen belegen. Das Randfragment Kat.-Nr. 25 aus Befund 171 (2010) zeigt einen keulenartig verdickten Leistenrand, der leicht unterschnitten ist (Taf.4,25). Bei diesem wahrscheinlich noch nachgedrehten Gefäß besteht die Magerung aus mittelfeinem Quarzsand, Keramikgrus und Silberglimmer. Es passt gut zur von Later beschriebenen Randform 3, die er anhand von Vergleichen in das späte 11. bis frühe 13. Jahrhundert datiert155. Ähnliche Randformen überwiegen auch im Fundmaterial der 1222 aufgelassenen Burg Saunstein156 sowie der 1198 aufgegebenen Burg am Hohen Bogen157. Eine weitere, sicher scheibengedrehte Randscherbe (Kat.-Nr. 28) stammt aus dem Befund 337 und gehörte wahrscheinlich zu einem becherförmigen Gefäß (Taf. 7,28). Die Form des Kragenrandes mit rundlicher Randlippe findet sich unter anderem in der Drehscheibenware I von Frauenchiemsee und datiert frühestens in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts158. Later setzt die Entstehung des Kragenrandes – insbesondere wenn er formal noch an die älteren Leistenränder erinnert – etwas früher ab der Mitte des 13. Jahrhunderts an159. Kat.-Nr. 55 aus Brunnenbefund 821 stellt die jüngste Randscherbe im Fundmaterial der ausgewählten Befunde dar. Sie weist eine hohe Dichte des Tones sowie eine feine Magerung auf 135 Haas-Gebhard 2005, 230 Abb. 1 (Inv.-Nr. T 898). 136 Ebd.; Epfach: Dannheimer 1969, Taf. 68,10–11; Burgheim: ASM Inv.-Nr. 1949,793;795; Wülfingen: Schulze 1981, 38 f. Abb. 69. 137 Later 2009, 95 Abb. 41 (Kat.-Nr. 138). 138 Ebd. 64 f. 139 Eule 2009, 113. 140 Later 2005, 290. 141 Eule 2009, 113. 142 Wintergerst 2005, 268 Anm. 8. 143 Haas-Gebhard 2005, 231 f. 144 Dannheimer 1973, 238–243. 145 Hübener 1969. 146 ASM Inv.-Nr. 1969,1213 f. 147 Haas-Gebhard 2005, 233. 148 Dannheimer 1968, 48 f. Abb. 9. 149 Dannheimer 1988, 66 Taf. 22,3. 150 Codreanu-Windauer 1997, 133. 151 Frdl. Hinweis von Dr. Bernd Steidl, ASM. 152 Reinecke 1936, 199 f. Abb. 1–3. 153 Schreg 1998, 215 f. 154 Wintergerst 2005, 70; Schreg 1998, 217. 155 Later 2009, 64 f. 156 Engelhardt/Pleyer 1986, 59–64. 157 Dannheimer 1973, Taf. 16–19. 158 Haas-Gebhard 2005, 239 f. 159 Later 2009, 68. 47 und ist zusätzlich poliert, was ihr eine „metallische“ Oberfläche verleiht. Der schräg gestellte, profilierte Kragenrand mit Mittelrippe ist typisch für das fortgeschrittene 15. Jahrhundert160. Da das Fragment bei Anlage des Profils C–D gefunden wurde und somit nicht in den tieferen Schichten des Befundes, ist die junge Datierung nicht weiter verwunderlich. 160 Drehscheibenware II Frauenchiemsee: HaasGebhard 2005, 243 f.; Altbayern, Murnau: Mittelstraß 1994, Taf. 36,354–378; München: Behrer 2001, Taf. 21. 48 Fazit: Moosach wird „sesshaft“ – Hof, Kirche und Friedhof Wie bereits einleitend angekündigt, soll abschließend die Frage nach der Besiedlungskontinuität Moosachs erörtert werden. Die Ausgrabungen erfassten erstmals den Übergang von der Merowinger- bzw. Karolingerzeit zum bestehenden Ortskern Moosachs auf dem Gebiet der heutigen Landeshauptstadt München. Aufgrund der relativ deutlich erkennbaren Pfosten, Gruben und sonstigen Befunde in der Münchner Schotterebene sind die Überlieferungsbedingungen zur Siedlungsarchäologie günstig. Vor allem die erhaltenen Hölzer in den Brunnen sowie die 14C-Datierung des Skelettes aus Befund 195 bieten wertvolle absolutchronologische Fixpunkte (vgl. Anhänge S. 51 ff.). Die Klärung der Fragestellung ist nur in der Zusammenschau archäologischer und schriftlicher Quellen möglich, was besondere Anforderungen an die Quellenkritik stellt161. Eine einschneidende Änderung im Bereich des Siedlungswesens zeigt sich auch anhand der Moosacher Grabungsbefunde: Bis in das 8. Jahrhundert hinein war es üblich gewesen, Gehöfte – möglicherweise beim Übergang von einer Generation zur nächsten – immer wieder neu anzulegen und diese auch zu verlegen. Im archäologischen Befund können sich also mehrere Dorf- bzw. Hofgrundrisse an unterschiedlichen Plätzen zeigen. Ab dem 8. Jahrhundert wurden die Siedlungen und Gehöfte nach und nach – meist bis zur Gegenwart – ortskonstant und organisierten sich rund um die Kirche162. Zahlreiche Beispiele für Siedlungskonzentrationen rund um frühe Kirchen sowie eine ausführliche Beschäftigung mit der Dorfgenese wurden jüngst von Rainer Schreg publiziert163. Die Moosacher Grabungsbefunde im Speziellen sind ein wertvolles Puzzleteil für die Archäologie der Stadt München. Der Nachweis frühmittelalterlicher Dorfstrukturen um die ersten Kirchen glückte bislang eher selten, da ungebrochene Bautätigkeit seit dem Hochmittelalter die älteren Siedlungsspuren woanders beeinträchtigten oder zur Gänze verwischten: Die Mehrphasigkeit, die für den Hausgrundriss 1068 (2011) festgestellt werden konnte (Abb. 32), belegt die Errichtung eines neuen Hauses am selben Standort wie der Vorgängerbau. Eine Vielzahl von weiteren – zum Teil nicht näher datierbaren – Hausgrundrissen bestätigt die rege Siedlungstätigkeit. Der eingetiefte „Keller“ 685 (2011) könnte auf einen Umbau im alten Gebäude hindeuten. Die dendrochronologischen Daten der frühbis hochmittelalterlichen Brunnen decken einen großen Zeitraum zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert ab und liefern absolute Fixpunkte, die eine durchgehende Besiedelung des Altortes von München-Moosach belegen (Tab. 9). Mit der Ortskonstanz und dem Wechsel der Dynastie von den Merowingern zu den Karolingern einher geht im 8. Jahrhundert auch der bereits erwähnte Wandel im Bestattungswesen: Während die Reihengräberfelder des 5. bis 7. Jahrhunderts zahlreiche Beigaben aufweisen, kommen ab dem Ende des 7. Jahrhunderts immer mehr beigabenlose Gräber vor. Grabbeigaben sind allerdings „kein Zeichen heidnischen Glaubens, sondern Indizien für eine gesellschaftlich noch instabile Zeit, in der man in prähistorischer Tradition seinen sozialen Status durch Bestattungszeremonien demonstrierte und stabilisierte. Mit der Errichtung von stabilen Grundherrschaften und Pfarreiorganisationen gegen Ende des 7. Jahrhunderts erlosch dann zunächst die Beigabensitte. In einem weiteren Schritt wurden die Friedhöfe dann sukzessive verlagert, bis sie im Endstadium an der Ortskirche angelegt wurden“164. Die Hofgrablege Befund 195 (2011) ist Zeugnis dieses Wandels im Bestattungswesen (Abb. 13). Die 14C-Datierung Brunnen Datierung 195 (2011) verfüllt vor Hofgrablege (678–769) 47 (2010) nach 793 ± 8 Jahre 948 (2011) Fälldatum 894 226 (2011) nach 1039 +/- 10 Jahre 279 (2011) nach 1190 +/- 6 Jahre 225 (2011) 11. Jahrhundert oder 1271 +/- 6 Jahre Tab. 9 München-Moosach. Absolutdatierte Brunnen. 161 162 163 164 Ausführlich: Schreg 2009. Steuer 2004, 199. Schreg 2009, 293–317. Haas-Gebhard 2016, 29. 49 des Skeletts, die einen Zeitraum zwischen 678 und 769 n. Chr. festlegt, entspricht dem gängigen Datierungsschema einer Hofgrablege. Die Zeitgleichheit mit einem der Hausgrundrisse – etwa mit dem mehrphasigen Befund 1068 von 2011 (Abb. 32) – ist wahrscheinlich. Im Spätherbst 2018 wurden in Moosach erneut archäologische Untersuchungen durchgeführt: Die Parzelle Pelkovenstraße 66, in unmittelbarer Nähe zu den Flurstücken der Grabungen 2010 und 2011 gelegen, wurde auf weiteren 1.400 qm geöffnet. Neben zahlreichen mittelalterlich-neuzeitlichen Befunden traten auch hier frühmittelalterliche zutage. Während in der Südwestecke des Grundstücks ein Grubenhaus ausgegraben werden konnte, war aus den übrigen Pfosten heraus leider kein Hausgrundriss rekonstruierbar. Wenige keramische Funde belegen allerdings eine frühmittelalterliche Zeitstellung. Bei einem Brunnen muss vorerst offen bleiben, ob dieser aus dem Frühmittelalter oder aus römischer Zeit stammt. Weit interessanter, nämlich für die Interpretation von Grab 195, ist die Auffindung von fünf weiteren Hofgrablegen: Alle fünf Bestattungen waren ungestört, wurden anthropologisch untersucht und in die Zeit um 700 datiert. Bei den Toten handelt es sich um einen knapp 30 bis 40 Jahre alten Mann, daneben einen 15 bis 16 Jahre alten Jungen, der vor allem durch seine Kleinwüchsigkeit auffällt. Ein weiterer Mann im Alter von 40 bis 60 Jahren wurde mit einem Klappmesser beigesetzt, während das Grab einer Frau von 20 bis 30 Jahren beigabenlos blieb. Im Gegensatz dazu wurde das 5- oder 6-jährige Mädchen im letzten Grab mit einem bronzenen Kolbenarmring, Perlen sowie einem goldenen Ohrringpaar bestattet. Dies deutet darauf hin, dass es sich bei der Verstorbenen um das Mitglied einer wohlhabenden Familie gehandelt haben dürfte165. Hofgrablegen können als archäologischer Niederschlag der komplizierten politischen Veränderungen am Ende des 7. und beginnenden 8. Jahrhunderts gesehen werden. „In dieser Umbruchsituation, gekennzeichnet durch die herrschaftliche Durchdringung des bajuwarischen Stammesgebietes durch die Franken, die Entstehung der Grundherrschaft und der durchgreifenden Pfarrorganisation scheint die Wahl des Bestattungsortes nicht einer verbindlichen Norm zu unterliegen. Der gemeinschaftliche Aspekt der zuvor existierenden Reihengräberfelder und wie er auch danach auf Kirchfriedhöfen vorkommt, scheint in den Hintergrund zu treten“166. Es ist ein dringendes Desiderat, weitere früh- bis hochmittelalterliche Siedlungsbefunde in Bayern im Hinblick auf die Dorfgenese auszuwerten. Eine Bestandsaufnahme bieten 50 vor allem die Arbeiten von Stefan Winghart167 und Janine Fries-Knoblach168. Die Hofgrablegen wurden von Monika Eule thematisiert169. Die Keramik als erhaltungsbedingt aussagekräftigste Fundgruppe ist nach wie vor das größte Problem der Erforschung des ausgehenden Früh- und beginnenden Hochmittelalters. Da man für absolutchronologische Einordnungen immer noch vorrangig auf beigabenführende Gräber angewiesen ist, ergeben sich nach dem Ende der Beigabensitte im 8. Jahrhundert große Unsicherheiten. Oftmals ist es auch fraglich, ob nachmerowingische Funde überhaupt als solche erkannt wurden170. Als ein erster Schritt zur Verbesserung der Keramikchronologie böte es sich an, fundstellenübergreifend die absolut datierbaren Komplexe und ihre Keramik zu bearbeiten. Da es sich beim keramischen Fundgut nicht um Massenware handelt, sind fotografische Abbildungen unabdingbar, um die gesamte Bandbreite des lokal produzierten, formentechnisch – nach aktuellem Forschungsstand – wenig spezifischen Materials zu erfassen. Abschließend bleibt festzustellen, dass mit der Erbauung der Moosacher Kirche, den festgefügten Besitzverhältnissen durch die Herausbildung eines grundherrlichen Landadels und der Entstehung einer Eigenkirche die Voraussetzungen für die Entstehung des Dorfes Moosach geschaffen wurden. Ob der 2010/11 ausgegrabene Hof ein normales Gehöft oder ein Herrenhof war, bleibt allerdings unklar. Die Beigabe von Goldohrringen in dem jüngst (2018) entdeckten Mädchengrab deutet jedenfalls auf eine sozial besser gestellte Familie in unmittelbarer Nähe hin. Auch wenn der erste, möglicherweise hölzerne Kirchenbau noch nicht nachgewiesen werden konnte und nur ein kleiner Ausschnitt der Besiedelung rund um den Moosacher Altort nunmehr vorliegt, ergibt sich zusammen mit der Urkunde von 815 ein stimmiges, durch mehrere – historische, archäologische und naturwissenschaftliche – Quellengattungen belegtes Bild für die Dorfgenese und Siedlungskontinuität Moosachs. Zusammen mit weiteren spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Befunden resultiert daraus eine archäologisch nachgewiesene Siedlungskonstanz von mehr als 1.200 Jahren bis zum heutigen Tag. 165 Frdl. Hinweis von Stefan Biermeier, München (www.singularch.de/referenzen/moosach_2018_ bericht.pdf). 166 Eule 2009, 179. 167 Winghart 1995. 168 Fries-Knoblach 2006. 169 Eule 2009. 170 Schreg 2009, 308 f. Dendrologie Franz Herzig und Andrea Seim Verschiedene Holzbefunde aus der Grabung 2010 Untersuchung an das Dendrolabor des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in Thierhaupten übersandt. Brunnen Befund 47 Im Vorgriff auf geplante Baumaßnahmen im genannten Grundstück fanden 2010 archäologische Ausgrabungen statt. Dabei wurden auch Schichten und Befunde angeschnitten, die bis in das Grundwasserniveau hineinreichten und hölzerne Bauteile enthielten (Abb. 41). Zu dem Befund 47 gehören die untersten Bohlenlagen eines Brunnens. Aufgrund seiner Beifunde vermuteten die Ausgräber eine früh- bis hochmittelalterliche Zeitstellung. Die Grube Befund 167 enthielt hingegen eine Truhe, von der angenommen wurde, dass sie erst im 17. Jahrhundert hergestellt worden war. Diese Holzfunde wurden zur weiteren Innerhalb einer kiesigen Schicht ab dem Planum 5 waren hölzerne Bauteile erhalten (vgl. Abb. 7). Der nahezu quadratische, 140 x 140 cm messende Kastenbrunnen hatte eine lichte Weite von 120 x 120 cm. Knapp oberhalb des aktuellen Grundwasserspiegels konnten noch 13 stark zersetzte Bohlen bzw. Bohlenfragmente geborgen werden. Es handelte sich dabei ausschließlich um Eichen (Quercus sp.). Ihre Erhaltung war sehr schlecht: Erhalten geblieben sind die inneren resistenten Kernholzpartien. Die Oberflächen mit den Bearbeitungsspuren und die Enden mit den Eckverbindungen waren durch Abbauprozesse weitgehend zerstört Abb. 41 München-Moosach, Franz-Fihl-Straße 11. Lage der Befunde 47 und 167 (2010) im Grabungsplan. Truhe 167 (2010) Brunnen 47 (2010) 10 m 10 m 51 Fz.-Nr. Taxa L B Stärke DCNr Jahrringe Endjahr DG B047FZ01 Quercus sp. 99 15,5 9 B047FZ02 Quercus sp. 98 15 7 4 17 B047FZ03 Quercus sp. 145 18 8,3 B047FZ04 Quercus sp. B047FZ05 Quercus sp. 33 4 2 B047FZ06 Quercus sp. 22 7 1 B047FZ07 Quercus sp. 14 5 B047FZ08-1 Quercus sp. 17 12 5 B047FZ08-2 Abies alba 8 4 0,5 B047FZ08-3 Abies alba 10 4 1 B047FZ09 Quercus sp. 55 12 4 1 52 756 -100 B047FZ10 Quercus sp. 40 12 6 2 79 776 -100 B047FZ11 Quercus sp. 66 13,3 3,5 3 37 747 -100 B047FZ12 Quercus sp. B047FZ13 Quercus sp. 10 2,5 6 40 7 21 5 29 Befund 47 Befund 167 B167FZ14 Pinus sp. B167FZ15 Picea abies 7 3,5 B167FZ16 Pinus sp. 9 2 B167FZ17 Pinus sp. 10,5 1,5 Tab. 10 München-Moosach, Franz-Fihl-Straße 11. Holzfundliste zu den Befunden 47 und 167 (2010). Abb. 42 Befund 47 (2010). Stark zersetzte Eichenbohlen (oben FZ 01; unten FZ 03) des Brunnens. Oben: L. 99 cm, unten: L. 145 cm. 52 -600 -600 worden. Auf Zeichnungen und Plänen ist aber erkennbar, dass die Enden der Bohlen als Vorhölzer über den eigentlichen Kasten kragten. Die Eckverbindungen mussten demnach in Blockbauweise, als Überkämmung oder Verschränkung, ausgebildet gewesen sein. Die Längen der noch erhaltenen Bohlen bzw. Bohlenfragmente variieren zwischen 17 und 145 (Tab. 10). Die Bohle mit der Fundzettelnummer 01 (FZ 01) kommt in ihrer Breite von 15,5 cm und einer Stärke von 9 cm den ursprünglichen Dimensionen der verbauten Elemente vermutlich am nächsten (Abb. 42, oben). Die Querschnitte sowie die Rekonstruktionen der Baumdurchmesser zeigen, dass nur innere Bereiche der verwendeten Stämme erhalten geblieben sind (Abb. 43). Die ursprünglichen Stammdurchmesser lassen sich nur grob abschätzen, da die Bohlen in tangentialer Richtung gespalten und die rindennahen, äußeren Bereiche durch Mikroorganismen stark abgebaut wurden. Datierung des Brunnens Die dendrochronologische Messung der Eichenbohlen von Befund 47 erbrachte Jahrringserien, die zwischen 17 und 79 Jahresringen aufwiesen. Die 79-jährige Fundortmittelkurve (M100), gebildet aus den Bohlen FZ 09, FZ 10 und FZ 11, konnte über verschiedene Refe- Abb. 43 Befund 47 (2010). Querschnitte und rekonstruierte Baumdurchmesser ausgewählter Eichenbohlen. 53 Abb. 44 Befund 47 (2010). Eichenserien (FZ09–11, schwarz) und Fundortmittelkurve (M100, rot) in Synchronlage zur Süddeutschen Eichenchronologie (blau). Probe FZ 02 gemessen und ergab lediglich 17 Jahrringe. Aufgrund der viel zu kurzen Jahrringfolge konnte keine sichere Position ermittelt werden. Die Oberflächen der Eichenbohlen sind stark zersetzt, so dass die ursprünglich vorhandenen Splintjahresringe sowie Waldkanten nicht mehr erhalten geblieben sind. Es handelt sich also um eine reine Kernholzdatierung, bei der nicht bekannt ist, wie viele Jahresringe bis zur Waldkante, sprich dem Fälldatum fehlen171. Ein Splintanteil von mindestens 16 ± 8 Jahren muss zu dem ermit- renzchronologien zweifelsfrei auf dem Jahr 776 n. Chr. zur Deckung gebracht werden (Abb. 44 und Tab. 11). Stellvertretend für alle weiteren Bohlen mit tangentialer Spaltrichtung und geringer Jahrringanzahl wurde die 171 Waldkantendatierung: Das Vorhandensein des letzten Wuchsringes unter der Rinde (sog. Waldkante) ermöglicht eine jahrgenaue Datierung des Fällungsjahrs, anhand der Ausprägung von Frühoder Spätholz kann der Zeitraum der Fällung weiter eingegrenzt werden. – Splintgrenzendatierung (nach Hollstein 1980): Diese erfolgt unter der Prämisse, dass Eichen 10 bis 30 Splintholzringe ausbilden. Bei bis zu 100-jährigen Eichen aus dem bayerischen Gebiet kann das Fälldatum theoretisch auf 16 (± 6) Jahre nach dem des 1. Splintholzringes eingegrenzt werden. – Kernholzdatierung: Fehlt das Splintholz, dient nur der letzte vorhandene Kernholzring als Anhaltspunkt für eine Datierung. Unter der Annahme, dass bei Eichen mindestens 10 Splintjahre ausgebildet werden, wird nur das frühestmögliche Jahr der Baumfällung angegeben. Abb. 45 Befund 47 (2010). Inhalt der Brunnenverfüllung: Daubenfragment aus Tannenholz. L. 8 cm. Wuchsbezirkschronologien GL WJ t-TH t-TB Datierung Süddeutsche Eichenchronologie 67.1 WJ 84.6 H 4.7 B 4.3 DAT 776 Bayerische Eichenchronologie 63.9 WJ 61.1 H 3.5 B 3.1 DAT 776 Tab. 11 Befund 47 (2010). Korrelationsergebnisse (GL: Gleichläufigkeit in %; WJ: Prozentangaben an gemeinsamen, nach dem Intervalltrend ermittelten Weiserjahren; t-TH: t-Test nach Transformierung der rohen Wertserien nach Hollstein 1980; t-TB: t-Test nach Transformierung der rohen Wertserien nach Baillie/Pilcher 1973). 54 Abb. 46 Befund 167 (2010), Planum 2. Abb. 47 Befund 167 (2010). Zeichnerische Dokumentation im Planum (unten) sowie im Profil (oben), o. M. 55 Die dendrochronologischen Messungen der Kiefernbretter erbrachten zwischen 21bis 41-jährige Jahrringserien, aus denen eine 50-jährige Mittelkurve gebildet werden konnte. Trotz einiger möglicher Positionen auch im 17. und 18. Jahrhundert kann keine zweifelsfreie Datierung angegeben werden. Die Bretter wiesen die spröde Konsistenz von Holzkohle auf. Dazu steht aber in Widerspruch, dass die Kiste konkav verformt wurde. Das ist bei harter, spröder Holzkohle kaum möglich. Klarheit könnte nur eine Probe verschaffen, die in einem spezialisierten Labor auf den Grad ihrer Karbonisierung hin zu untersuchen wäre. Abb. 48 Befund 167 (2010). Brettfragment FZ 17 von der Ostseite der Truhe aus Kiefernholz (Pinus sp.) mit Querschnitt (links). B. 10,5 cm. telten Endjahr hinzugerechnet werden. Der terminus post quem lautet demnach: Das Fälldatum kann nicht vor dem Jahr 793 ± 8 Jahren gelegen haben. Franz Herzig Brunnen verschiedener Zeitstellung aus der Grabung 2011 Hölzer aus der Brunnenverfüllung Auf der Brunnensohle, eingebettet in die Brunnenverfüllung, kamen verschiedene Kleinhölzer – meist Fragmente von Bauhölzern – zum Vorschein (Kat.-Nr. 24). Zwei Bruchstücke gehörten wahrscheinlich zu einem Daubengefäß aus Tannenholz (Abies alba) (Abb. 45). Diese Fragmente sind bis zu 10 cm lang, 4 cm breit und maximal 1 cm stark. Form, Größe und Volumen des Gefäßes lassen sich aus dem vorhandenen Material nicht mehr rekonstruieren. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die Dauben zu einem Eimer oder Schöpfgefäß gehörten. Truhe aus Grube Befund 167 Bei Befund 167 handelt es sich um eine etwa 1,5 m lange und 0,6 m breite Truhe, deren Bretter augenscheinlich verkohlt waren (Abb. 46 und 47). Aufgrund des Drucks, der von den umgebenden Schichten ausging, wurden Längs- und Schmalseiten der Truhe konkav verformt. Insgesamt wurden vier Hölzer aus diesem Befund beprobt. Drei Fragmente gehörten zu Kiefernbrettern (Pinus sp.) von der nordwestlichen, südöstlichen und östlichen Seite der Kiste. Die Position des vierten Brettfragments aus Fichtenholz (Picea abies) ist nicht bekannt. Die drei maximal 10,5 cm breiten und 2,5 cm starken Bretter waren tangential aus Kiefernstämmen herausgetrennt, wahrscheinlich gesägt, worden (Abb. 48). 56 Zwischen Mai und Dezember 2011 fanden auf dem Areal Franz-Fihl-Straße 10 in MünchenMoosach archäologische Ausgrabungen durch die Firma SingulArch statt. Auf der Grabungsfläche wurden Siedlungsschichten der Vorgeschichte, des Frühen Mittelalters, des Hochmittelalters, der Neuzeit sowie ein frühmittelalterlicher Bestattungsplatz angeschnitten. Zu den Siedlungsbefunden gehörten auch mehrere Brunnen in Feuchtbodenerhaltung. Von den Brunnenverschalungen waren im Wesentlichen nur stark abgebaute Abschnitte unterer Bohlenlagen oder von Eckpfosten erhalten geblieben. Nur bei Brunnen Befund 225 konnten noch die unteren Bohlenlagen einer Brunnenverschalung samt ihrer Eckverbindungen dokumentiert werden. Auch wenn die aufgehenden Bauelemente meistens vergangen oder stark abgebaut sind, konnten noch teilweise gut erhaltene Holzartefakte aus den Verfüllungen der Brunnen geborgen werden (Tab. 12). Befund 111 Der Befund 111 gehört zu früh- bis hochmittelalterlichen Kulturschichten (s. S. 24). Die einzige daraus stammende Holzprobe (FZ 771) besteht aus nicht mehr bestimmbarem Holzmull. Fz-Nr Konstruktion Verbund Bauteil Schnitt Taxa L B Stärke Dm Bemerkung DC WK Jahre Endjahr DG Bezeichn. Schicht Pl. Holz A 7 4 Befund 111 771 unbestimmt Holzmull Befund 195 772 Fragment Spaltholz tangential Pinus sp. 11 6,5 3 10 Bohle Spaltholz radial Quercus sp. 66 13,5 3 Holz A 6/7 4 Bohle Spaltholz Quercus sp. 56 9 2 Holz C 6/7 4 Brett Spaltholz Quercus sp. 70 9 3 Holz D 6/7 4 Fragment Spaltholz Quercus sp. 31 4 1 Holz E 6/7 4 Bohle Halbholz Quercus sp. 98 16 6 Holz B 6/7 6 Fragment Spaltholz Quercus sp. 46 5 1,5 Holz K 6/7 6 Bohle Halbholz Quercus sp. 103 16,5 5 Holz F 6/7 6 Bohle Halbholz Quercus sp. 94 11 8 Holz G 6/7 6 Bohle Halbholz Quercus sp. 94 16 9 8 --- 64 1255 --- Holz J 6/7 6 Bohle Spaltholz Quercus sp. 95 17 6 4 --- 55 1248 --- Holz J Bohle Spaltholz tangential Quercus sp. 88 18 4 26 --- 25 1246 --- Holz 1 6/7 6 Befund 225 773 Brunnen Kasten/ Überblattung 774 Brunnen Kasten/ Überblattung 775 Brunnen Kasten/ 29 --- 49 --- 24 --- 35 1254 --- 25 --- 36 1248 --- Überblattung 776 777 Brunnen Kasten/ mit Überblattung Überblattung 778 779 Brunnen Kasten/ Überblattung 780 Brunnen Kasten/ mit Überblattung Überblattung 781 Brunnen Kasten/ Überblattung 781-1 Brunnen Kasten/ Überblattung 782 Brunnen Kasten/ Überkämmung/ Überblattung 783 Brunnen Kasten/ Überblattung Bohle Spaltholz tangential Fagus sylvatica 54 15 4 Holz L 6 Fragment Spaltholz Quercus sp. 12 3,4 1,2 Holz M 6/7 Bohle Spaltholz tangential Fagus sylvatica 47 12,5 4 Holz O Bohle Spaltholz radial Picea abies 35 9 4 Bohle Spaltholz tangential Abies alba 67 15 7,5 Überblattung 784 785 Brunnen Kasten/ Überblattung 786 Brunnen Kasten/ Überblattung 787 Brunnen Kasten/ Insektenfraß Überblattung 788 Brunnen Kasten/ 9 --- 33 --- 3 --- 39 --- (Anobien) Bohle Spaltholz tangential Abies alba 85 35 Holznagel Spaltholz Quercus sp. 3,5 1 9 40 Überblattung 788-2 Brunnen Kasten/ 0,7 steckte schräg Überblattung in Bef. 225 Befund 226 789 Fragment Spaltholz Abies alba 11 3,5 1 790 Fragment Spaltholz Abies alba 21 5 3 791 Fragment Spaltholz Abies alba 792 Fragment Spaltholz Abies alba 793 8,5 3,5 Holz A 0,3 unbestimmt abgebauter 4 Holz B 4 Holz C 4 Holz F 4 4 Holz G 4 4 4 Holzmull 794 795 unbestimmt Holzmull Brett Spaltholz radial Quercus sp. 76 11 3 796 Brett Spaltholz radial Quercus sp. 100 6,5 1,5 797 Fragment Rundholz Picea abies 798 Brett Spaltholz radial Quercus sp. 799 Brunnen 1,5 25 8,5 7 --- 108 17 --- 54 Totast 1,5 indet Holzmull Tab. 12 München-Moosach, Franz-Fihl-Straße 10. Holzfundliste zu allen Befunden. 57 1021 Holz H 1 --- Holz I 4 --- Holz J 4 Holz K 1 Holz L 4 Holz M 1 Fz-Nr Konstruktion Verbund Bauteil Schnitt Taxa L B Stärke Dm Bemerkung DC WK Jahre --- 54 Endjahr DG 1173 --- Bezeichn. Schicht Holz A 5 Holz B 5 Pl. Fragment Spaltholz Quercus sp. 11 6 2 Kasten/ Bohle Spaltholz Quercus sp. 54 13 10 802 Fragment Spaltholz Quercus sp. 40 4 3 10 803 Fragment Spaltholz Quercus sp. 16 7 2 5 6 Fragment Spaltholz Picea abies 28 8 2 Holz A 11 8 Pfahl Rundholz Quercus sp. 87 12 Holz B 11 8 Pfahl Rundholz Quercus sp. 34 6,5 Holz C 9 8 Pfahl Rundholz Quercus sp. 30 7 Holz D 9/11 8 Brett Spaltholz radial Befund 279 800 801 Brunnen 5 6 Überblattung Befund 499 804 805 Brunnen Kasten/ 27 --- 24 --- Überblattung 806 Brunnen Kasten/ Überblattung 807 Befund 948 808 809 unbestimmt Brunnen Kasten/ Quercus sp. Holzmull 60 2 16 2 2 ? 65 894 --- Blockbau 810 Brett Spaltholz radial Quercus sp. 23 8 3 14 --- 76 869 --- Holz B 2 5 Bohle Spaltholz radial Quercus sp. 36 11 4 6 --- 74 874 --- Holz C 2 5 812 Bohle Spaltholz tangential Quercus sp. 32 11 4 13 --- 69 --- Holz D 813 Bohle Spaltholz Quercus sp. 30 7 5 16 --- 86 --- Bohle Spaltholz Quercus sp. 90 19 5 1 --- 70 846 --- 811 Brunnen Kasten/ Überblattung 814 Brunnen Kasten/ auf Brunnensohle, Blockbau 815-01 Holz E Trittschwelle? Daubengefäß Daubenge- Spaltholz radial Abies alba 33 14 2 18 --- 74 895 --- Spaltholz radial Abies alba 31 15,5 2 19 --- 85 869 --- Spaltholz radial Abies alba 28 11 2 20 --- 39 --- Spaltholz radial Abies alba 18 11 1,4 21 --- 41 --- 11 --- 47 fäßboden 815-02 Daubengefäß Daubengefäßboden 815-03 Daubengefäß Daubengefäßboden 815-04 Daubengefäß Daubenge- fragmentiert, fäßboden 815-05 815-06 Brett Spaltholz radial Abies alba 18 8 2 Spaltholz radial Abies alba 25 6 2 815-07 Brett Spaltholz radial Abies alba 10 5 1,5 815-08 Stiel Rundholz Quercus sp. 815-09 Klotz Rundholz Fagus sylvatica 815-10 Brett Spaltholz radial Abies alba 815-11 Klotz Rundholz Salix sp. 815-12 815-13 Daubengefäß Daube unvollständig Brett Daubengefäß Daubenge- 16,5 4 9 3,5 13 7 9 4,5 fragmentiert 895 --- 3 4 2,5 3,5 1,7 3 4,5 Spaltholz radial Quercus sp. 9 10 2 Spaltholz radial Abies alba 14 10 2,4 Spaltholz radial Fagus sylvatica 10 11 2 8 2 ringsum zugebeilt fragmentiert 12 --- 54 893 --- 22 --- 49 847 --- 23 --- 90 812 --- 10 --- 42 854 --- 15 --- 53 891 --- fäßboden 815-14 Brett 815-15 Brett Spaltholz radial Abies alba 15 Rundholz Quercus sp. 10 Brett Spaltholz radial Quercus sp. 10 Balken Spaltholz Pinus sp. 815-16 815-17 2,4 8 1,7 14 9 Befund 190 820 Tab. 12 München-Moosach, Franz-Fihl-Straße 10. Holzfundliste zu allen Befunden (Fortsetzung). 58 Holz B 4 Befund 190 Die Brunnenstube bzw. der basale Teil des gemauerten Brunnens war mit Holzbohlen verschalt worden (Abb. 49). Bei den beiden verprobten Hölzern handelt es sich um Bohlenfragmente aus Kiefernholz (Pinus sp.). Die geringe Anzahl von Jahresringen erlaubte keine dendrochronologische Untersuchung. Befund 195 Bei Befund 195 handelt es sich um eine irreguläre Bestattung, die sich über Keramikfunde und eine 14C-Datierung dem Frühmittelalter zuordnen ließ (s. S. 24 ff.; 67 f.). Im unteren Bereich der Grube wurden kleinere Holzfragmente gefunden. Die holzanatomischen Untersuchungen ergaben, dass Kiefernholz (Pinus sp.) vorliegt. Dendrochronologische Untersuchungen waren wegen des schlechten Erhaltungszustandes und der geringen Anzahl von Jahresringen nicht möglich. Befund 225 Befund 225 war der einzige Brunnen, bei dem noch bis zu drei Bohlenlagen erhalten waren (Abb. 50). Die Bohlen waren aus 16 bis 18 cm starken Eichenhalbhölzern hergestellt wor- den, wobei die Spaltseite zum Brunneninneren wies. Über die Ecken verbunden waren die Bohlen durch einfache Überblattungen. Der nahezu quadratische Brunnenkasten besaß Seitenlängen von 110 x 103 cm. Die lichte Weite betrug ungefähr 80 x 80 cm (Abb. 51– 53). Datierung: Aus den Jahrringserien der Eichenbohlen des Befundes 225 konnte eine Abb. 49 Befund 190 (2011). Gemauerter Brunnen mit Resten einer basalen, hölzernen Verschalung der Brunnenstube. Abb. 50 Befund 225 (2011), untere Bohlenlagen. Die Eichenbohlen waren durch einfache Überblattungen über die Ecken verbunden. 59 Abb. 51 Befund 225 (2011). Bohlenlagen in den Plana (oben) sowie im Profilschnitt (unten). M. 1:20. 1m Abb. 52 Befund 225 (2011). Bis auf das Kernholz abgebaute Eichenbohle FZ 777 (Holz B), Sasse der basalen Bohle. L. 98 cm. 60 65-jährige Mittelkurve gebildet werden (Abb. 54). Die Mittelkurve wies zu verschiedenen Eichenchronologien eine hohe Übereinstimmung bei dem Endjahr 1255 auf (Tab. 13). Bei keiner der Eichenbohlen war die Waldkante erhalten. Über die Splintgrenzendatierung kann das Fälldatum auf den Zeitraum 1271 ± 6 Jahre eingegrenzt werden. Allerdings trat auch eine ähnlich gute Synchronlage im 11. Jahrhundert auf, so dass das Ergebnis erst noch durch eine 14C-Altersbestimmung verifiziert werden muss. Abb. 54 Befund 225 (2011). Eichenmittelkurve (rot) in Synchronlage zur Eichenchronologie des Tertiären Hügellandes (schwarz). 61 Abb. 53 Befund 225 (2011). Bis auf das Kernholz abgebaute Eichenbohle FZ 779 (Holz F) mit Überblattungen an den Ecken. L. 103 cm. Wuchsbezirkschronologien GL WJ t-TH t-TB Datierung Süddeutsche Eichenchronologie 68.8 WJ 75.9 H 5.4 B 5.1 DAT 1255 Bayerische Eichenchronologie 74.2 WJ 73.5 H 5.6 B 4.5 DAT 1255 Tab. 13 Befund 225 (2011). Korrelationsergebnisse (GL: Gleichläufigkeit in %; WJ: Prozentangaben an gemeinsamen, nach dem Intervalltrend ermittelten Weiserjahren; t-TH: t-Test nach Transformierung der rohen Wertserien nach Hollstein 1980; t-TB: t-Test nach Transformierung der rohen Wertserien nach Baillie/Pilcher 1973). Befund 226 Von der Brunnenverschalung des Befundes 226 sind die stark abgebauten Reste mehrerer senkrecht und waagrecht gesetzter Bauteile erhalten geblieben (Abb. 55). Insgesamt konnten elf Holzfunde aus dem Befund untersucht werden. Bei den Bauteilen handelt es sich um Abb. 55 Befund 226 (2011). Stark abgebaute Eichenbohlenreste. Oben: L. 30 cm (li.), L. 28 cm (re.); unten L. 54 cm. Abb. 56 Befund 226 (2011). Verbautes Eichenholz (Quercus sp., schwarz) und Tannenholz (Abies alba, grün). M. 1:15. 62 Reste von Bohlen aus Weißtannen- und Eichenholz. Bei der Bauweise könnte eine für das Frühmittelalter im Isartal typische Stabbohlenkonstruktion vorliegen (Abb. 56)172. Datierung: Nur das senkrecht verbaute Eichenspaltholz I (FZ 795) wies genügend Jahresringe für eine dendrochronologische Messung auf. Die 108-jährige Eichenserie konnte über Abb. 57 Befund 279 (2011). Stark abgebauter Rest einer Eichenbohle (Holz B, FZ 801). L. 54 cm. verschiedene Eichenchronologien auf dem Jahr 1021 zur Deckung gebracht werden. Da Splint und Waldkante nicht vorhanden waren, kann nur ein terminus post quem angegeben werden. Das Fälldatum kann daher nicht vor dem Jahr 1039 ± 10 Jahren liegen. Befund 279 Von dem Befund 279 waren nur noch wenige stark abgebaute Bauteilfragmente aus der Brunnensohle einer kastenförmigen Konstruktion erhalten (Abb. 57). Bei allen vier untersuchten Holzresten handelte es sich um Eichenholz (Quercus sp.). Datierung: Die 54-jährige Eichenserie des Bohlenfragmentes Holz B (FZ 801) konnte über bayerische und süddeutsche Eichenchrononologien auf dem Jahr 1173 zur Deckung gebracht werden. Auch hier kann nur ein terminus post quem für das Fälldatum angegeben werden. Das Fälldatum kann nicht vor dem Jahr 1190 ± 6 Jahren liegen. Befund 499 Dieser Befund besteht aus einer kastenförmigen Brunnenkonstruktion, von der nur die Reste von vier Eckpfosten und Holzreste aus der Brunnensohle erhalten geblieben sind. Bei den Eckpfosten handelt es sich um 7 bis 12 cm starke Eichenrundhölzer (Abb. 58, unten), von denen aber nur Kernholzreste erhalten geblieben sind; die ursprünglichen Durchmesser müssen sicher wesentlich größer gewesen sein. Als Bauweise kommt eine Pfostenrahmen- oder eine Schlitzpfostenkonstruktion in Frage. Beide Bauweisen wurden während des Frühmittelalters im unteren Isartal häufig angewendet173. Datierung: Die einzige aus diesem Befund gemessene, nur 24-jährige Jahrringserie des Eichenpfostens B (FZ 805) konnte nicht datiert werden. Abb. 58 Befund 499 (2011). Reste der Eichenpfosten FZ 806 (oben) und FZ 807 (unten). Oben: L. 34 cm; unten: L. 30 cm. 10 cm 172 Senkrecht gesetzte Spaltbohlen werden von innen durch waagrecht in Eckpfosten verzapfte Querriegel zur Brunnenwand hin fixiert. 173 Dokumentiert in den folgenden unpublizierten Berichten des BLfD: F. Herzig, Die Brunnenbefunde von Aufhausen-Bergham, M-2007-54709-1_0, 24.01.1996/26.03.2015, Dendroarchäologische Untersuchungen, Berichte 1997; ders., Holzfunde aus dem frühmittelalterlichen Fundplatz Aschheim DAVO-Baustelle, 7836/0265, (Befund 80), 16.07.2000, Dendroarchäologische Untersuchungen, Berichte 2000; ders., Hölzerne Reste eines frühmittelalterlichen Brunnens, Aschheim, Nördliche Watzmannstraße, M-2011-685-1, 01.07.2011, Dendroarchäologische Untersuchungen, Berichte 2011; ders., Plattling-Pankofen, Brunnen Befund 713, M-2009-714-1_0, 22.02.2010, Dendroarchäologische Untersuchungen, Berichte 2011. – Ders./A. Seim, Plattling-Pankofen, Brunnen Befund 305, M-2009-714-1_0, 07.05.2011, Dendroarchäologische Untersuchungen, Berichte 2011. – Ders./J. Weidemüller, Südliche Erdinger Straße, M-2012-396-2, 14.08.2013, Dendroarchäologische Untersuchungen, Berichte 2014; J. Weidemüller, Aschheim Ostspange – Befunde 1684 und 1119, M-2011-2037-1,08.08.2013, Dendroarchäologische Untersuchungen, Berichte 2013. 63 Von links oben nach rechts unten im Uhrzeigersinn: Abb. 59 Befund 948 (2011). Eichenbohle FZ 809. L. 60 cm. Abb. 60 Befund 948 (2011). Boden eines Daubengefäßes aus Weißtannenholz (FZ 815-02). Dm. 31 cm. Abb. 61 Befund 948 (2011). Boden eines Daubengefäßes aus Weißtannenholz (FZ 815-04). Dm. noch 18 cm. Abb. 62 Befund 948 (2011). Gefäßdaube aus Weißtannenholz (FZ 815-06). L. 25 cm. 64 Befund 948 Von Befund 948 waren nur noch Reste von Bohlen der Brunnenverschalung erhalten (Abb. 59). Auf der Sohle des Brunnens konnten relativ gut erhaltene Holzfunde der Brunnenverfüllung geborgen werden. Insgesamt wurden 27 Holzfunde untersucht. Dazu gehörten die Reste von Daubengefäßen aus Weißtannenholz. Die Daubengefäßböden mit Durchmessern zwischen 28 und 33 cm (Abb. 60–61) sowie eine 25 cm lange Daube (Abb. 62) gehörten zu Eimern mit Fassungsvermögen zwischen 10 und 15 Litern. Datierung: Die Datierung von Befund 948 stützt sich auf die Ergebnisse der Messung von Jahrringserien dreier verschiedener Holzarten. Aus den Jahrringserien von fünf Eichenbohlenresten von der Brunnensohle konnte eine 94-jährige Mittelkurve gebildet werden, die sich über verschiedene Eichenchronologien auf dem Jahr 894 einhängen ließ (Abb. 63). Da das Bohlenfragment mit der Nummer FZ 809 noch die Waldkante aufwies (Abb. 59), ist das Jahr 894 als Fälldatum zu interpretieren. Ein einzelnes 90-jähriges Buchenbrett (Fagus sylvatica) aus der Brunnenverfüllung konnte auf dem Jahr 812 zur Deckung gebracht werden. Da keine Waldkante vorhanden war, liegt hiermit ein Datum terminus post quem vor. Aus den Tannenserien der Daubengefäßböden konnte eine 111-jährige Tannenmittelkurve gebildet und über die bayerische Tannenchronologie auf dem Jahr 895 eingehängt werden (Abb. 64). Herstellungsbedingt weisen die Daubengefäßböden keine Waldkanten auf. Die Eimer wurden nach dem Brunnenbau im Jahr 894 fabriziert und deuten auf eine mehrjährige Nutzung des Brunnens hin. Abb. 63 Befund 948 (2011). Eichenmittelkurve (rot) in Synchronlage zur bayerischen Eichenchronologie (schwarz). Abb. 64 Befund 948 (2011). Tannenmittelkurve der Daubengefäße aus der Verfüllung (grün) in Synchronlage zur bayerischen Tannenchronologie (schwarz). 65 Anthropologie zu Befund 195 (2011) Bernd Trautmann Alters- und Geschlechtsbestimmung Anthropologische Untersuchung des Skeletts Für die Alters- und Geschlechtsbestimmung kamen diejenigen Methoden zur Anwendung, wie sie in den Richtlinien der SAPM beschrieben sind. Zusätzlich wurde zur Absicherung der Geschlechtsansprache die metrische Methode nach Murail et al. angewandt175. Bei dem untersuchten Individuum handelt es sich mit großer Sicherheit um einen Mann, der im spätmaturen Lebensalter, zwischen 50 und 70 Jahren, starb. Das einzige Skelett aus den Grabungen München-Moosach 2010/11 (Abb. 13) wurde in gewaschenem Zustand zur anthropologischen Untersuchung in die Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie München (SAPM) übergeben. Die Bearbeitung erfolgte nach deren Richtlinien174. Metrik und Rekonstruktion der Körperhöhe Repräsentation und Erhaltungsgrad Als Repräsentation wird der Anteil der überlieferten Knochen bezeichnet, jeweils getrennt nach den fünf Skelettregionen Schädel, Thorax/Schulter, Arme/Hände, Becken und Beine/ Füße. Jeder Skelettregion wird dabei ein Anteil von 20% am Gesamtskelett zugeordnet: Das Individuum ist mit 74% des Skeletts recht vollständig repräsentiert (Tab. 14). Kleinere Knochen, wie fast alle Fingerglieder sowie die kompletten Fußwurzel- und Mittelfußknochen, fehlen jedoch. Die Oberflächenbeschaffenheit der Knochen ist ebenfalls recht gut. Abrasionserscheinungen gibt es nur wenige, hier jedoch vor allem im Bereich des Schädels. Dieser ist auch stark fragmentiert, die Kalotte ließ sich jedoch weitgehend rekonstruieren. Im Bereich des Gesichtsskeletts war eine Rekonstruktion nicht möglich. So fehlt ein großer Teil der Gesichtsknochen (komplette Maxilla), und die vorhandenen, zum Teil sehr dünnwandigen Elemente sind stark fragmentiert. Zusammenfassend ist zu sagen, dass sowohl die Anzahl der überlieferten Knochen als auch deren Zustand als insgesamt gut zu bezeichnen sind. Dadurch ist die Aussagekraft der anthropologischen Untersuchung sehr hoch. Es wurden insgesamt zehn Maße an diversen Langknochen genommen, anhand derer die Körperhöhe des Individuums rekonstruiert werden konnte. Diese erfolgte nach den Berechnungen von Pearson176 und ergab eine Körperhöhe von etwa 166,6 cm. Mit dieser Körpergröße lag der Mann im Durchschnitt für das frühmittelalterliche Europa. Paläopathologie Das Individuum zeigt altersbedingte degenerative Veränderungen an allen großen Gelenken sowie im Bereich der Wirbelsäule. Es handelt sie hierbei meist um mittelschwere Knochenneubildungen in den Randbereichen der Gelenke und Wirbelkörper (Osteophyten). Auffällig ist eine starke Beanspruchung von Muskelansatzstellen sowohl im Schulterbereich und den oberen Extremitäten als auch am Becken und den unteren Extremitäten. Dies weist auf eine hohe Belastung des gesamten Muskelapparates hin und lässt zusammen mit den Veränderungen in den verschiedenen Gelenkbereichen auf einen hohen Aktivitätslevel auch in fortgeschrittenem Alter schließen. Weitere pathologische Veränderungen sind an den Knochen nicht zu finden. Region Schädel Thorax/ Schulter Arme/ Hände Becken Beine/ Füße Gesamt Skelett Befund 195 16% 13% 16% 16% 13% 74% Tab. 14 München-Moosach, Befund 195 (2011). Repräsentation der einzelnen Skelettregionen. 66 Zähne und Zahnhalteapparat Ronny Friedrich Vom gesamten Kauapparat sind lediglich die Mandibula und drei lose Zähne erhalten. Im Unterkiefer sind alle Zähne bis auf zwei (42, 43) intravital ausgefallen. Es lassen sich noch Spuren von periapikalen Abszessen finden, die jedoch nach dem Verlust des jeweiligen Zahns wieder verheilt sind. Der dritte Zahn ist der obere zweite linke Molar (27). Aufgrund des Fehlens der kompletten Maxilla liegt dieser isoliert vor. An den Zähnen zeigen sich keine auffälligen Befunde, lediglich eine altersbedingte fortgeschrittene Abrasion der Zahnkronen. Kariöse Läsionen sind nicht vorhanden. 14 Tierknochen Zusammen mit dem menschlichen Skelett befinden sich vier Tierknochen im Fundgut. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um einen Humerus, einen Radius, einen Brustwirbel sowie um ein weiteres Wirbelfragment eines Großsäugers wie Rind oder Pferd. Zusammenfassung Die insgesamt gute Repräsentanz und Erhaltung der Knochen des Skeletts erlauben eine recht sichere Alters- und Geschlechtsansprache. Die Knochen des 50- bis 70-jährigen Mannes zeigen außer altersbedingten degenerativen Veränderungen der Gelenke keine weiteren pathologischen Veränderungen. Die abgenommenen Knochenmaße ermöglichen eine Rekonstruktion der Körperhöhe von etwa 166,6 cm. Ansonsten ergeben sich keine weiteren auffälligen Befunde an den menschlichen Knochen. Lediglich das Vorhandensein mehrerer großer Tierknochen im Fundgut kann als eher ungewöhnlich gewertet werden. C-Analyse des Skeletts Das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie (Mannheim) erhielt Knochenproben zur Altersbestimmung mit 14C. Die Proben wurden aufbereitet und der 14C-Gehalt mit dem MICADAS-Beschleuniger des Klaus-Tschira-Archäometrie-Zentrums gemessen. Dazu wurde aus den Knochen Kollagen extrahiert und mit Ultrafiltration die Fraktion >30kD abgetrennt. Diese Fraktion wurde gefriergetrocknet und in einem Elementaranalysator zu CO2 verbrannt. Das dabei entstandene CO2 wurde katalytisch zu Graphit reduziert. Das Ergebnis der Datierung (Tab. 15): Die 14 C-Alter sind als BP (before present), also in Jahren vor 1950, angegeben. Sie sind auf δ13C=-25‰ normiert177. Die 14C-Alter müssen kalibriert werden, um absolute Kalenderalter calAD angeben zu können. Die Ergebnisse der Kalibrierung sind in den beiden Spalten „Cal 1-sigma“ und „Cal 2-sigma“ angegeben mit entsprechenden 1-sigma- und 2-sigma-Fehlern der 14C-Alter. Die Kalibration wurde mit dem Datensatz INTCAL 13 und der Software SwissCal 1.0 (L. Wacker, ETH Zürich) durchgeführt (Abb. 65). Der δ13C-Wert stammt aus der Messung der Isotopenverhältnisse im Beschleuniger; sein Fehler beträgt ca. 2‰. Der Wert kann durch Isotopentrennung bei der Aufbereitung und in der Ionenquelle des Beschleunigers gegenüber dem ursprünglichen Wert des Probenmaterials verfälscht sein und wird nur zur Korrektur der Fraktionierungseffekte verwendet. Der Wert ist daher nicht mit einer Messung in einem Massenspektrometer für stabile Isotope (IRMS) vergleichbar und sollte nicht zur weiteren Dateninterpretation verwendet werden. 174 http://www.sapm.mwn.de/attachments/article/249/AnleitungSkelettdokumentation2014.pdf 175 Murail u. a. 2005. 176 Pearson 1899. 177 Nach Stuiver/Polach 1977. 14 C-Alter [yr BP] 1275 ± δ13C AMS [‰] Cal 1-sigma Cal 2-sigma C:N C [%] Kollagen [%] 18 -25,2 cal AD 689–766 cal AD 678–769 2,9 22,5 1,9 Tab. 15 München-Moosach, Befund 195 (2011). 14C-Analyse der Knochenprobe (Labornr. MAMS 30239). 67 Abb. 65 München-Moosach, Befund 195 (2011). Kalibrationsgrafik zur 14C-Datierung des Skeletts. C:N-Verhältnis und C-Gehalte des Kollagens sind im normalen Rahmen, und die Kollagenerhaltung des Probenmaterials aus München-Moosach ist gut. Qualitativ gut erhaltenes Kollagen zeigt typischerweise C:N-Verhältnisse im Bereich von 2,6–3,3. Große Abweichungen von diesen Werten deutet auf degradiertes Kollagen hin, wobei die 14C-Alter beeinflusst sein können. Relative Kollagenmengen von besser als 1% sind wünschenswert. Proben mit Kollagenmengen schlechter als 0,5% sind sehr unzuverlässig und werden üblicherweise nicht datiert. 68 Katalog Im Katalogteil sind ausschließlich die frühbis hochmittelalterlichen Funde der Grabungen Franz-Fihl-Straße 10 und 11 aufgeführt. Während die im Eigentum des Freistaates Bayern stehenden Funde der Grabung 2010 (Franz-Fihl-Straße 11) mit Inventarnummern (Inv.-Nr.) genannt werden, sind die Funde der Grabung 2011 (Franz-Fihl-Straße 10) jeweils mit ihren auf der Grabung vergebenen Fundzettelnummern (F.-Nr.) bezeichnet. Funde anderer Zeitstellung aus der Grabung im Jahr 2010 wurden in ArchaeoBook inventarisiert, finden in dieser Arbeit aber keine Auflistung. Im Katalog wird zusätzlich zu den Befundnummern auch die Jahreszahl der Grabung (2010 oder 2011) genannt, um Unklarheiten zu vermeiden und eine schnelle Zuordnung zu ermöglichen. Da die Funde und deren Datierung im Fließtext nach Befunden geordnet sind, wurde diese Ordnung auch im Katalogteil beibehalten. Ein befundübergreifender Überblick zur Beschreibung und Herstellung der Keramik sowie zu den neun verschiedenen Materialgruppen findet sich im Kapitel „Keramik“ (S. 43 ff.). Die Fundobjekte wurden – sofern es aufgrund markanter Unterschiede sinnvoll erschien – sowohl vorder- als auch rückseitig fotografiert, ansonsten nur auf ihrer charakteristischeren Seite (Taf. 1–13). Befund 30 (2010) 1 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 1 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7506 (Taf. 1,1) L. max. 6,1 cm, Wst. max. 0,45 cm, Gew. 18 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, teilweise sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit Quarzsand, mäßig viel feiner Silberglimmer Bruchbeschaffenheit: mäßig geklüftet Porosität: mittelporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: schmutzig beigegrau bis dunkelgrau, fleckig, Bruch durchgehend grau Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt Befund 30, Planum 1 2 Grob quarzgemagerte, rauwandige, nachgedrehte Ware 1 BS, Bdm. ca. 13,6 cm; ASM Inv.-Nr. 2016_7507 (Taf. 1,2) L. max. 6,5 cm, Wst. max. 1,1 cm, Gew. 44 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten (Spuren vom Verstreichen der Tonwülste), nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig, Magerung teilweise hervortretend Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer (nur sehr vereinzelt Goldglimmer), unregelmäßig auftretende sehr große Quarzkiesel (bis 6 mm) Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau Brand: Oxidationsbrand, hart gebrannt Befund 30, Anlage Profil AB, Schicht 1 3 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 1 WS mit Ritzlinie (Wellenlinien); ASM Inv.-Nr. 2016_7508 (Taf. 1,3) L. max. 4,6 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 14 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, teilweise sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit Quarzsand, mäßig viel feiner Silberglimmer Bruchbeschaffenheit: mäßig geklüftet Porosität: mittelporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: schmutzig beigegrau bis dunkelgrau, fleckig, Bruch durchgehend grau Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt Befund 30, Anlage Profil AB, Schicht 2 4 Grob quarzgemagerte, rauwandige, nachgedrehte Ware 1 BS, Durchmesser nicht rekonstruierbar; ASM Inv.-Nr. 2016_7509 (Taf. 1,4) L. max. 3,6 cm, Wst. max. 1,0 cm, Gew. 18 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, (Finger-)Spuren vom Verstreichen der Tonwülste Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, teilweise sandig, Magerungspartikel treten zum Teil hervor Magerung: unregelmäßig gemagert mit viel mittelfeinem Quarzsand, feinem Silberglim- 69 Taf. 1 München-Moosach. Befund 30 (2010) 1–2. 4 Keramik, Außenseite links, Innenseite rechts, 3 Keramik Außenseite, 5 Wetzstein. 1. 3–5 M. 1:1, 2 M 1:2. 70 mer und groben Quarzpartikeln/-kies (bis zu 4 mm) Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet infolge der zahlreichen groben und kantigen Magerungsanteile Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau bis grau, fleckig, Bruch durchgehend grau Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt Befund 30, Anlage Profil AB, Schicht 1 5 Wetzstein ASM Inv.-Nr. 2016_7624 (Taf. 1,5) Zu einer Seite hin verjüngt, L. max. 6,1 cm, Gew. 104 g Befund 30, Anlage Profil AB, Schicht 1 Befund 31 (2010) 6 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 3 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7510 (Taf. 2,6) L. max. 3,9 cm, Wst. max. 0,6–0,7 cm, Gew. 22 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, möglicherweise nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, nur sehr vereinzelt größere Quarzpartikel Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau bis schwarzgrau, fleckig, Bruch durchgehend beigegrau Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt, sekundär verkohlte Stellen innen Befund 31, Entnahme Profil EF 7 Rauwandige, (nachgedrehte) Ware mit Silberglimmermagerung 2 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7511/1 (Taf. 2,7) L. max. 3,5 cm, Wst. 0,4–0,5 cm, Gew. 9 g Herstellung und Herstellungsspuren: wahrscheinlich handgeformt aus Tonwülsten, wahrscheinlich nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und einem mäßig hohen Anteil an Silberglimmer, teilweise Kalk Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittelporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: schwarzgrau, Bruch grau Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt Befund 31, Entnahme Q1, Schicht 1 8 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz 1 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7511/2 (Taf. 2,8) L. max. 3,5 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 11 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten (Spuren vom Verstreichen der Tonwülste), wahrscheinlich nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig, Magerung teilweise hervortretend, Reste einer Verzierung auf Außenseite (Wellenlinie/Striche?) Magerung: regelmäßig fein gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende größere Quarzkiesel (bis 3 mm) Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet Porosität: mittelporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau Brand: Oxidationsbrand, hart gebrannt Befund 31, Entnahme Q1, Schicht 1 9 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz 5 WS, davon eine mit Umbruch; ASM Inv.-Nr. 2016_7512 (Taf. 2,9) L. max. 3,8 cm, Wst. 0,6–0,7 cm, Gew. 36 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende größere Quarzkiesel (bis 3 mm) Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau bis dunkelgrau, fleckig Brand: Mischbrand, hart gebrannt Befund 31, Entnahme Q2, Schicht 1 10 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz 1 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7513 (Taf. 2,10) L. max. 2,0 cm, Wandstärke max. 0,7 cm, Gew. 4 g Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende größere Quarzkiesel (bis 2 mm) Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: innen beigegrau, außen schwarzgrau Brand: Mischbrand, hart gebrannt Befund 31, Entnahme Q4, Schicht 1 71 Taf. 2 München-Moosach. Befund 31 (2010) 6. 8–10 Keramik Innenseite, 7 Keramik Außenseite, 11 Klopfstein. M. 1:1. 72 11 Klopfstein ASM Inv.-Nr. 2016_7625 (Taf. 2,11) Zu einer Seite hin verjüngt, L. max. 7,2 cm, Gew. 104 g Befund 31, Entnahme Q2, Schicht 1 Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau bis schwarzgrau Brand: Mischbrand, hart gebrannt Bemerkung: unter derselben Fundnummer wurde eine vorgeschichtliche WS geborgen (ohne Abb.) Befund 47, Entnahme Profil AB, Schicht 3 Befund 47 (2010) 15 Grob quarzgemagerte rauwandige, (nachgedrehte) Ware 2 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7518 (Taf. 3,15) L. max. 1,85 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 3 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig, Magerung teilweise hervortretend Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende größere Quarzkiesel (bis 3 mm) Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: grau Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt Befund 47, Entnahme Profil AB, Schicht 4 12 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 1 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7515 (Taf. 3,12) L. max. 4,2 cm, Wst. max. 0,6 cm, Gew. 10 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit feinem Quarzsand und Silberglimmer Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittel- bis feinporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: orange (innen) bis schwarzgrau (außen), fleckig, Bruch durchgehend beigegrau Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt Befund 47, Planum 1, Schicht 1 13 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 1 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7516 (Taf. 3,13) L. max. 4,9 cm, Wst. max. 0,6 cm, Gew. 12 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittel- bis feinporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: schwarzgrau (innen) bis graubraun (außen), Bruch durchgehend grau Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt Befund 47, Entnahme Profil AB, Schicht 2 14 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz 1 BS, 1 WS, Bdm. nicht rekonstruierbar; ASM Inv.-Nr. 2016_7517 (Taf. 3,14) L. max. 4,4 cm, Wst. max. 0,5–0,9 cm, Gew. 50 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende größere Quarzkiesel (bis 2 mm) Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet 16 Grob quarzgemagerte rauwandige, (nachgedrehte) Ware 1 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7519 (Taf. 3,16) L. max. 3,2 cm, Wst. max. 0,9 cm, Gew. 12 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig, Magerung teilweise hervortretend Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende größere Quarzkiesel (bis 4 mm) Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: graubraun Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt Befund 47, Entnahme Profil EF, Schicht 7 17 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz 4 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7544 (Taf. 3,17) L. max. 4,0 cm, Wst. max. 0,5–0,6 cm, Gew. 16 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende größere Quarzkiesel (bis 3 mm) Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 73 Taf. 3 München-Moosach. Befund 47 (2010) 12 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts, 13–15 Keramik Außenseite, 16–17 Keramik Innenseite, 18 Schlüssel. M. 1:1. 74 Taf. 4 München-Moosach. Befund 47 (2010) 19–20 Messer, 20–21 Mahlplattenfragmente, 23 Süßwassertuff. Befund 171 (2010) 25 Keramik Außenseite. Befund 226 (2010) 26 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts. 19–20. 25–26 M. 1:1, 21–23 M. 1:2 75 Farbe: braungrau bis schwarzgrau, fleckig Brand: Mischbrand, hart gebrannt Befund 47, Entnahme Profil AB, Schicht 1 18 Schlüssel mit hakenförmigem Bart ASM Inv.-Nr. 2016_7595 (Taf. 3,18) Unrestauriert, L. max. 13,6 cm Befund 47, Anlage Profil AB, Schicht 2 19 Messerfragment ASM Inv.-Nr. 2016_7599 (Taf. 4,19) Unrestauriert, L. max. 12,6 cm Befund 47, Anlage Profil CD, Schicht 5 20 Eisenmesser ASM Inv.-Nr. 2016_7600 (Taf. 4,20) Unrestauriert, L. max. 10,1 cm Befund 47, Entnahme Profil CD, Schicht 6 21 Mahlplattenfragment (?) ASM Inv.-Nr. 2016_7626 (Taf. 4,21) L. max. 11,6 cm Befund 47, Entnahme Profil AB, Schicht 2 22 Zwei Mahlplattenfragmente (?) ASM Inv.-Nr. 2016_7627 (Taf. 4,22) L. max. 9,6 cm Befund 47, Anlage Profil EF, Schicht 9 23 Süßwassertuff ASM Inv.-Nr. 2016_7628 (Taf. 4,23) L. max. 13,2 cm Befund 47, Entnahme Profil EF, Schicht 9 24 Reste von Dauben (?) sowie Bauhölzern ohne Inv.-Nr., F.-Nr. 8 (Abb. 45) Tannenholz, L. max. 4 cm; Größe und Volumen des oder der Gefäße(s) nicht mehr rekonstruierbar Befund 47, Brunnensohle Befund 171 (2010) 25 Mittelalterliche scheibengedrehte Ware 1 RS; ASM Inv.-Nr. 2016_7551 (Taf. 4,25) L. max. 3,5 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 12 g Rand: keulenartig verdickter Leistenrand, leicht unterschnitten Herstellung und Herstellungsspuren: scheibengedreht, mit Formholz nachbearbeitet Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig Magerung: mittelfein gemagert mit Keramikgrus, Quarzsand und Silberglimmer Bruchbeschaffenheit: geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 76 Farbe: beigegrau bis dunkelgrau, fleckig, Bruch durchgehend beigegrau Brand: Mischbrand Datierung: ab Mitte 13. Jahrhundert Befund 171, Profil AB, Schicht 1 Befund 226 (2010) 26 Grob quarzgemagerte rauwandige Ware 1 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7580 (Taf. 4,26) L. max. 5,1 cm, Wst. max. 0,8 cm, Gew. 18 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, teilweise sandig, Magerungspartikel treten zum Teil hervor Magerung: unregelmäßig gemagert mit Quarzsand, feinem Glimmer und groben Quarzpartikeln (bis zu 2 mm) Bruchbeschaffenheit: geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: außen beigegrau, innen schwarzgrau, Bruch durchgehend grau Brand: Mischbrand, hart gebrannt Befund 226, Planum 3 Befund 174 (2010) 27 Grob quarzgemagerte rauwandige Ware 2 RS, 8 WS; kugeliger bis eiförmiger Topf mit ausbiegendem Rand und Wellenlinienzier, Rdm. ca. 18,3 cm; ASM Inv.-Nr. 2016_7553 (Taf. 5,27; 6,27) L. max. 8,6 cm, Wst. max. 0,7 cm, Gew. 296 g Rand: stark ausbiegend, Randlippe schräg abgestrichen Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, Randpartie deutlich nachgedreht, (Finger-)Spuren vom Verstreichen der Tonwülste an Außenseite, innen zum Teil Spuren vom Nachdrehen Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, teilweise sandig, Magerungspartikel treten zum Teil hervor Magerung: unregelmäßig gemagert mit Quarzsand, feinem Glimmer und groben Quarzpartikeln (bis zu 3 mm) Bruchbeschaffenheit: geklüftet infolge der zahlreichen groben und kantigen Magerungsanteile Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau bis schwarz, fleckig, Bruch durchgehend grau Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt Datierung: ab 8. Jahrhundert Befund 174, Anlage Profil AB, Schicht 1 Befund 337 (2010) 28 Spätmittelalterliche scheibengedrehte Ware 1 RS, Becher (?) mit eingekerbtem Rand; ASM Inv.-Nr. 2016_7667 (Taf. 7,28) L. max. 2,9 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 7 g Rand: Kragenrand mit rundlicher Randlippe und Einkerbungen als Verzierung Herstellung und Herstellungsspuren: scheibengedreht, mit Formholz nachbearbeitet Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig Magerung: regelmäßig fein gemagert mit Quarzsand, Silberglimmer und Kalk Bruchbeschaffenheit: glatt bis leicht geklüftet Porosität: feinporig Härte: Mohs 4 Farbe: beigegrau bis grau, fleckig, Bruch durchgehend beigegrau Brand: Mischbrand Datierung: ab Mitte 13. Jahrhundert Befund 337, Planum 1 Befund 100 (2011) 29 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 1 WS; F.-Nr. 279 (Taf. 7,29) L. max. 3,9 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 5 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit feinem Quarzsand und Silberglimmer Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittel- bis feinporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: graubraun bis schwarzgrau, fleckig, Bruch durchgehend mittelbraungrau Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt Befund 100, Planum 1 30 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 1 WS; F.-Nr. 280 (Taf. 7,30) L. max. 3,3 cm, Wst. max. 0,6 cm, Gew. 5 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit feinem Quarzsand und Silberglimmer, teilweise Kalk Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittelporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: mittelbraun bis schwarzgrau, fleckig, Bruch durchgehend mittelbraungrau Brand: Mischbrand, hart gebrannt Befund 100, Schicht 1 31 Rätische Knickwandschale 1 WS; F.-Nr. 281 (Taf. 7,31) L. max. 2,9 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 7 g Herstellung und Herstellungsspuren: scheibengedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig Magerung: fein gemagert mit Sand und Schamottestücken Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittelporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: orange, Bruch durchgehend orange Brand: Oxidationsbrand Befund 100, Anlage Planum 5, Schicht 1 32 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit weißer Magerung 1 WS; F.-Nr. 282 (Taf. 7,32) L. max. 3,5 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 3 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten (schwankende Wandstärke), nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig Magerung: leicht unregelmäßig gemagert mit mittelfeinen Kalk(?)partikeln (0,2–1 mm), mittlerer Anteil von Quarzsand, sehr vereinzelt Silberglimmer Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittel- bis feinporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau bis mittelgrau, fleckig, Bruch durchgehend beigegrau Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt Befund 100, Anlage Planum 6 Westteil 77 Taf. 5 München-Moosach. Befund 174 (2010) 27 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts, 27 oben links und rechts M. 1:2, übrige M. 1:1. 78 Taf. 6 München-Moosach. Befund 174 (2010) 27 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts, M. 1:1. 79 Taf. 7 München-Moosach. Befund 337 (2010) 28 Keramik Außenseite. Befund 100 (2011) 29–32 Keramik Außenseite. Befund 195 (2011) 33 Fließschlacke, 34 Eisenmesser, 35 Eisenstäbchen. M. 1:1. 80 Befund 195 (2011) 33 Fließschlacke F.-Nr. 21 (Taf. 7,33) L. max. 8,2 cm, Gew. 84 g Befund 195, Anlage Profil AB, Schicht 1 34 Eisenmesser F.-Nr. 30 (Taf. 7,34) Unrestauriert, L. max. 12,6 cm Befund 195, Entnahme Planum 3, Schicht 1/2, unter linker Ulna 35 Kleines Eisenstäbchen F.-Nr. 31 (Taf. 7,35) Unrestauriert, L. max. 4,4 cm Befund 195, Entnahme Planum 3, Schicht 1/2, aus Beckenbereich Befund 226 (2011) 36 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit weißer Magerung 2 WS; F.-Nr. 867 (Taf. 8,36) L. max. 5,3 cm, Wst. max. 0,3–0,4 cm, Gew. 9 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt (schwankende Wandstärke, Fingerdruckspuren), nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig Magerung: leicht unregelmäßig gemagert mit mittelfeinen Kalk(?)partikeln (0,2–1 mm, selten größer), mittlerer Anteil von Quarzsand, kaum Silberglimmer Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittel- bis feinporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau bis schwarzgrau, fleckig, Bruch beigegrau bis mittelgrau Brand: fleckig, Mischbrand, Reduktionskern, hart gebrannt, sekundäre Brandeinwirkung Befund 226, Entnahme Profil EF, Schicht 6 37 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit weißer Magerung 18 WS; F.-Nr. 868 (Taf. 8,37) L. max. 6,2 cm, Wst. max. 0,4–0,7 cm, Gew. 75 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten (schwankende Wandstärke), nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig Magerung: leicht unregelmäßig gemagert mit mittelfeinen Kalk(?)Partikeln (0,2–1 mm, selten größer), mittlerer Anteil von Quarzsand, kein Silberglimmer Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet bis schiefrig Porosität: mittel- bis feinporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: orangegrau bis schwarzgrau, fleckig, Bruch orangegrau bis mittelgrau Brand: fleckig, Mischbrand, Reduktionskern, hart gebrannt, Spuren von sekundärer Brandeinwirkung Befund 226, Restbefundentnahme, Schicht 6 Befund 279 (2011) 38 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 2 WS; F.-Nr. 740 (Taf. 9,38) L. max. 2,7 cm, Wst. max. 0,6 cm, Gew. 6 g Herstellung und Herstellungsspuren: vermutlich handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und feinem Glimmer (Goldund Silberglimmer) Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: innen hellgrau, außen dunkelgrau, Bruch ebenso, Korrosionsspuren auf Oberfläche Brand: Reduktionsbrand Befund 279, Entnahme Profil CD, Schicht 6 39 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 2 WS; F.-Nr. 869/1 (Taf. 9,39) L. max. 4,6 cm, Wst. max. 0,5–0,6 cm, Gew. 11 g Herstellung und Herstellungsspuren: vermutlich handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit sehr feinem Quarzsand und einem hohen Anteil an feinem Silberglimmer, nur sehr vereinzelt Goldglimmerpartikel Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittelporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: mittelgrau Bruch hellbraungrau bis grau Brand: Reduktionskern, hart gebrannt Befund 279, Entnahme Profil CD, Schicht 6 40 Goldglimmerware 1 WS; F.-Nr. 869/2 (Taf. 9,40) L. max. 3,5 cm, Wst. max. 0,4 cm, Gew. 3 g Herstellung und Herstellungsspuren: nachgedreht, breite Rillen als Verzierung auf Außenseite 81 Taf. 8 München-Moosach. Befund 226 (2011) 36 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts, 37 Keramik, diverse Seiten. M. 1:1. 82 Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit sehr feinem Quarzsand und einem hohen Anteil an Goldglimmer, nur sehr vereinzelt kleine Silberglimmerpartikel Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittelporig Härte: Mohs 4–5 Farbe: innen orangebeige, außen beigegrau, Bruch orangebeige Brand: Oxidationsbrand, hart gebrannt Befund 279, Entnahme Profil CD, Schicht 6 Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und feinem Glimmer, nur sehr vereinzelt etwas gröbere Quarzpartikel Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau bis dunkelbraungrau, fleckig, Bruch durchgehend hell beigegrau Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt Datierung: 8.–11. Jahrhundert Befund 533, Entnahme Profil EF Befund 533 (2011) Befund 685 (2011) 41 Grob quarzgemagerte rauwandige Ware 1 WS; F.-Nr. 573 (Taf. 9,41) L. max. 3,5 cm, Wst. max. 1,0 cm, Gew. 9 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, wahrscheinlich nicht nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: stark rauwandig, sandig, Magerungspartikel spürbar Magerung: unregelmäßig gemagert mit mittelfeinem bis grobem Quarzsand und Glimmer, teilweise etwas gröbere Quarzpartikel (bis 3 mm) Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet Porosität: grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau bis schwarzgrau, fleckig, Bruch durchgehend hell beigegrau Brand: fleckig, Oxidationsbrand, hart gebrannt Befund 533, Anlage Planum 4, Schicht 1 44 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz 2 WS; F.-Nr. 576/1 (Taf. 9,44) L. max. 4,2 cm, Wst. max. 0,6 cm, Gew. 9 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten (deutliche Schwankungen in der Wandstärke), nachgedreht (sichtbare herausgerissene Magerungspartikel auf Innenseite) Oberflächenbeschaffenheit: stark rauwandig, sandig, Magerungspartikel spürbar Magerung: unregelmäßig gemagert mit mittelfeinem bis grobem Quarzsand und Glimmer, teilweise etwas gröbere Quarzpartikel (bis 3 mm) Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet Porosität: grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau bis schwarzgrau, fleckig, Bruch durchgehend beigegrau Brand: fleckig, Mischbrand, hart gebrannt Befund 685, Anlage Planum 2 NO-Quadrant 42 Spätmittelalterliche Grauware (?) 1 WS; F.-Nr. 438 (Taf. 9,42) L. max. 1,7 cm Nicht näher bestimmbar aufgrund Kleinteiligkeit, mit Quarzsand und wenig Glimmer gemagert Befund 533, Anlage Planum 1 43 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 1 RS, Topf mit Rdm. ca. 14 cm; F.-Nr. 617 (Taf. 9,43) L. max. 3,1 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 4 g Rand: ausbiegend, leicht sichelförmig, Randpartie und Hals nachgedreht, Randlippe schräg abgestrichen Herstellung und Herstellungsspuren: vermutlich handgeformt aus Tonwülsten, Randpartie und Hals nachgedreht 45 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 3 WS; F.-Nr. 576/2 (Taf. 9,45) L. max. 3,1 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 9 g Herstellung und Herstellungsspuren: nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: glatt, minimal sandig rau Magerung: regelmäßig gemagert mit sehr feinem Quarzsand und feinem Silberglimmer Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: feinporig Härte: Mohs 4 Farbe: mittelgrau bis schwarzgrau, Bruch grau Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt Befund 685, Anlage Planum 2 83 Taf. 9 München-Moosach. Befund 279 (2011) 38–39 Keramik Außenseite, 40 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts. Befund 533 (2011) 41 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts, 42–43 Keramik Außenseite. Befund 685 (2011) 44–45 Keramik Innenseite. M. 1:1. 84 46 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 1 BS und 3 WS sowie drei weitere – vermutlich vorgeschichtliche – Keramikfragmente; F.-Nr. 618 (Taf. 10,46) L. max. 4,1 cm, Wst. max. 0,5–0,8 cm, Gew. 19 g Herstellung und Herstellungsspuren: vermutlich handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, vereinzelt größere Quarzfragmente Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: orange bis schwarzgrau, fleckig Brand: Mischbrand, hart gebrannt Befund 685, Anlage Planum 2, Schicht 1 47 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 1 WS; F.-Nr. 619 (Taf. 10,47) L. max. 3,3 cm, Wst. max. 0,5–0,6 cm, Gew. 4 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt, nachgedreht (deutlich sichtbare Drehspuren auf Innenseite) Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit feinem Quarzsand und einem hohen Anteil an feinem Glimmer, nur sehr vereinzelt etwas gröbere Quarzpartikel Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau bis schwarzgrau, fleckig, Bruch durchgehend hell beigegrau Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt Befund 685, Anlage Planum 2, Schicht 2 48 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz 1 WS; F.-Nr. 620 (Taf. 10,48) L. max. 2,4 cm, Wst. max. 0,6–0,8 cm, Gew. 6 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten (deutliche Schwankungen in der Wandstärke) Oberflächenbeschaffenheit: stark rauwandig, sandig, Magerungspartikel spürbar Magerung: unregelmäßig gemagert mit mittelfeinem bis grobem Quarzsand und Glimmer, teilweise etwas gröbere Quarzpartikel (bis 3 mm) Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet Porosität: grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau bis schwarzgrau, fleckig, Bruch durchgehend beigegrau Brand: fleckig, Mischbrand, hart gebrannt Befund 685, Anlage Planum 2, Schicht 1 49 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 1 RS, 1 WS, dazu ein weiteres – vermutlich vorgeschichtliches – Keramikfragment (nicht abgebildet); F.-Nr. 621/1 (Taf. 10,49) L. max. 3,6 cm, Wst. max. 0,7–0,8 cm, Gew. 11 g Rand: leicht keulenartig verdickte Randlippe Herstellung und Herstellungsspuren: vermutlich handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, vereinzelt größere Quarzfragmente Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: orange bis dunkelgrau, fleckig Brand: Mischbrand, hart gebrannt Datierung: 11.–13. Jahrhundert Befund 685, Anlage Planum 2, Schicht 1 50 Goldglimmerware 1 WS mit Verzierung; F.-Nr. 621/2 (Taf. 10,50) L. max. 5,7 cm, Wst. max. 0,5–0,6 cm, Gew. 15 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig, zwei parallele Rillen und Ansatz einer Wellenlinie(?) als Verzierung Magerung: regelmäßig gemagert mit feinem Quarzsand und überwiegend Goldglimmer (zumeist als Plättchen) Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittel- bis feinporig Härte: Mohs 4–5 Farbe: beigegrau bis dunkelgrau, fleckig Brand: Mischbrand, hart gebrannt Datierung: 7.–12. Jahrhundert Befund 685, Anlage Planum 2, Schicht 1 Befund 701 (2011) 51 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz 1 BS, Bdm. ca. 13,5 cm; F.-Nr. 577 (Taf. 10,51) H. max. 6,5 cm, Wst. max. 0,6–0,8 cm, Gew. 58 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht (deutliche Drehspuren innen), Quellrand am Boden (Verwendung einer Zwischenscheibe) Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig, Magerung teilweise hervortretend Magerung: regelmäßig fein gemagert mit feinem Quarzsand, Kalk und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende sehr große Quarzkiesel (bis 6 mm) 85 Taf. 10 München-Moosach. Befund 685 (2011) 46 Keramik Innenseite, 47–50 Keramik Außenseite. Befund 701 (2011) 51 Keramik Außenseite. Befund 805 (2011) 52 Keramik Außenseite. 46–50.52 M. 1:1, 51 M. 1:2. 86 Taf. 11 München-Moosach. Befund 821 (2011) 53 Keramik Außenseite, 54 Keramik Außenseite (oben), Keramik Innenseite (Mitte), Keramik Außenseite (unten). M. 1:1. 87 Taf. 12 München-Moosach. Befund 821 (2011) 55 Keramik Außenseite, 56 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts. Befund 887 (2011) 57–58 Keramik Außenseite. 55.57–58 M. 1:1, 56 M. 1:2. 88 Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet Porosität: mittelporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau Brand: Oxidationsbrand, hart gebrannt Befund 701, Profil AB, Schicht 2 Befund 805 (2011) 52 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 1 WS; F.-Nr. 583 (Taf. 10,52) L. max. 2,6 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 4 g Herstellung und Herstellungsspuren: nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: glatt, minimal sandig rau Magerung: regelmäßig gemagert mit sehr feinem Quarzsand und feinem Silberglimmer, vereinzelte Goldglimmerpartikel Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: feinporig Härte: Mohs 4 Farbe: innen hellbeige, außen schwarzgrau, Bruch ebenso Brand: Mischbrand, hart gebrannt Befund 805, Schicht 2 Befund 821 (2011) 53 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 3 WS; F.-Nr. 588 (Taf. 11,53) L. max. 4,3 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 24 g Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, (Finger-)Spuren vom Verstreichen der Tonwülste, vermutlich nachgedreht (an vorhandenen Fragmenten aber nicht nachweisbar) Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig stark gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Glimmer Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet bis schiefrig Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: grau bis schwarzgrau, fleckig, Bruch durchgehend mittelbraungrau Brand: Reduktionsbrand Befund 821, Anlage des Profils AB 54 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz 1 RS, 2 WS eines Topfes mit ausbiegendem Rand, Rdm. ca. 13,8 cm; F.-Nr. 603 (Taf. 11,54) L. max. 10,0 cm, Wst. max. 0,6 cm, Gew. 60 g Rand: trichterförmig ausbiegend, Randpartie und Hals nachgedreht, Randlippe schräg abgestrichen, ganz leicht abknickend Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, Randpartie und Hals deutlich verdickt und nachgedreht, teilweise Spuren vom Verstreichen der Tonwülste Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig, teilweise hervortretende grobe Magerungspartikel, Nachbearbeitung im feuchten Zustand (Glättung) Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Glimmer, unregelmäßig verteilte gröbere Kiesel (bis zu 4 mm) Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: außen dunkelgrau, leicht fleckig, innen hellgrau, Bruch weist Oxidationskern auf Brand: leicht fleckig, Reduktionsbrand mit Oxidationskern Datierung: 8.–11. Jahrhundert Befund 821, Anlage des Profils CD 55 Reduzierend gebrannte Grauware mit „metallischer Oberfläche“ 1 RS von Gefäß mit profiliertem Kragenrand; F.-Nr. 604 (Taf. 12,55). Dabei ferner 5 Wandfragmente spätmittelalterlicher bis neuzeitlicher Grauware, 1 kalkgemagerte Wandscherbe sowie 2 Wandscherben rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung (alle nicht abgebildet). L. max. 2,6 cm, Wst. max. 0,6 cm, Gew. 14 g Rand: profilierter Kragenrand mit Mittelrippe und Kehlung Herstellung und Herstellungsspuren: echte Drehscheibenware, poliert („metallische Oberfläche“) Oberflächenbeschaffenheit: glatt Magerung: mit feinem Quarz gemagert, kaum Glimmer, Magerung ummantelt Bruchbeschaffenheit: kantig Porosität: feinporig Härte: Mohs 4–5 Farbe: dunkelgrau Brand: Reduktionsbrand Datierung: 15./16. Jahrhundert Befund 821, Anlage Profil CD, Schicht 1 56 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 1 RS, 1 WS von einem Topf mit ausbiegendem Rand, Rdm. ca. 14 cm; F.-Nr. 626 (Taf. 12,56) L. max. 7,8 cm, Wst. max. 0,5–0,6 cm, Gew. 64 g 89 Taf. 13 München-Moosach. Befund 948 (2011) 60–61 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts. M. 1:1. 90 Rand: ausbiegend, Randpartie und Hals nachgedreht, Randlippe schräg abgestrichen, leicht sichelförmig ausbiegend Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, Randpartie und Hals deutlich nachgedreht, Spuren eines Formholzes, (Finger-)Spuren vom Verstreichen der Tonwülste an (vermehrt außen und innen am Gefäßhals) Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit feinem Quarzsand und einem hohen Anteil an feinem Glimmer, nur sehr vereinzelt etwas gröbere Quarzpartikel Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittel- bis grobporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: beigegrau bis schwarzgrau, fleckig, Bruch durchgehend hell beigegrau Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt Datierung: 8.–11. Jahrhundert Befund 821, Entnahme Profil EF Befund 887 (2011) 57 Rauwandige, hellgraue Ware mit Reduktionskern 1 WS; F.-Nr. 594 (Taf. 12,57) L. max. 4,9 cm, Wst. max. 0,3–0,4 cm, Gew. 6 g Herstellung und Herstellungsspuren: vermutlich scheibengedreht, innen deutliche Drehspuren Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: gemagert mit mittelfeinem bis grobem Quarzsand und wenig Silberglimmer, teilweise etwas gröbere Quarzpartikel (bis 1,5 mm) Bruchbeschaffenheit: schiefrig Porosität: mittel- bis feinporig Härte: Mohs 4–5 Farbe: hellgrau, Bruch hellgrau bis orangegrau Brand: Oxidationsbrand, Reduktionskern, hart gebrannt Befund 887, Planum 1, Schicht 1 58 Rauwandige, hellgraue Ware mit Reduktionskern 2 WS; F.-Nr. 595 (Taf. 12,58) L. max. 3,7 cm, Wst. max. 0,3 cm, Gew. 6 g Herstellung und Herstellungsspuren: vermutlich scheibengedreht, innen deutliche Drehspuren Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: gemagert mit mittelfeinem bis grobem Quarzsand und wenig Silberglimmer, teilweise etwas gröbere Quarzpartikel (bis 1,5 mm) Bruchbeschaffenheit: schiefrig Porosität: mittel- bis feinporig Härte: Mohs 4–5 Farbe: hellgrau, Bruch hellgrau bis orangegrau Brand: Oxidationsbrand, Reduktionskern, hart gebrannt Befund 887, Restbefundentnahme Befund 948 (2011) 59 Reste von Daubengefäßen F.-Nr. 815 (Abb. 60–62) Weißtannenholz, von Eimern mit Fassungsvermögen zwischen 10 und 15 Liter Datierung: 895 n. Chr. Befund 948, Restbefundentnahme (unter Grundwasser) 60 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 1 WS; F.-Nr. 871 (Taf. 13,60) L. max. 8,6 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 20 g Herstellung und Herstellungsspuren: wahrscheinlich handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und einem mäßig hohen Anteil an Silberglimmer (vereinzelt Goldglimmer), teilweise Kalk Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittelporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: dunkelgrau bis schwarz, leicht fleckig, Bruch durchgehend dunkelgrau, Rußspuren auf der Außenseite, Flechtenbewuchs auf der Innenseite Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt Befund 948, Restbefundentnahme (unter Grundwasser) 61 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung 1 BS, 1 WS; F.-Nr. 872 (Taf. 13,61) L. max. 8,9 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 45 g Herstellung und Herstellungsspuren: wahrscheinlich handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht, deutliche Drehrillen auf Außenseite (Zierelement?) Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und einem mäßig hohen Anteil an Silberglimmer (selten Goldglimmer), teilweise Kalk 91 Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet Porosität: mittelporig Härte: Mohs 3–4 Farbe: dunkelgrau bis schwarz, leicht fleckig, Bruch durchgehend dunkelgrau, Rußspuren auf der Außenseite, Flechtenbewuchs auf der Innenseite Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt Befund 948, Restbefundentnahme (unter Grundwasser) 92 Anhang Literaturverzeichnis Baillie/Pilcher 1973 M. G. L. Baillie/J. R. Pilcher, A Simple Cross-Dating Program for Tree-Ring Research. Tree-Ring Bull. 33, 1973, 7–14. Bauer u. a. 2005 I. Bauer/W. Endres/B. Kerkhoff-Hader/R. Koch/H.-G. Stephan, Leitfaden zur Keramikbeschreibung (Mittelalter – Neuzeit). Terminologie – Typologie – Technologie. Kat. Arch. Staatsslg. München, Beih. 2 (München 2005). Behrer 2001 Ch. Behrer, Das unterirdische München. 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Eine Studie zu Innovation und Beharrung im Hausbau. In: Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 25 (Oldenburg 1998) 9–241. Abb. 26: Foto C. Mazzola ASM, 2017. Abb. 25, 39–40: Fotos St. Friedrich/M. Marx, beide ASM, 2016. Abb. 41, 47: Grafiken Fa. SingulArch, München. Abb. 43–44, 54, 63–64: Grafiken F. Herzig, BLfD Thierhaupten. Abb. 46, 49–50: Fotos Fa. SingulArch, München. Zippelius 1953 A. Zippelius, Das vormittelalterliche, dreischiffige Hallenhaus in Mitteleuropa. Bonner Jahrb. 153, 1953, 13–45. Abb. 51, 56: Grafiken Fa. SingulArch, München, und F. Herzig, BLfD Thierhaupten. Abb. 65: Grafik Klaus-Tschira-ArchäometrieZentrum, CEZ Archäometrie gGmbH, Mannheim. Tab. 1–9: M. Marx ASM, 2016. Bildnachweis Tab. 10–13: F. Herzig, BLfD Thierhaupten, 2010/11. Abb. 1: Bayerische Staatsbibliothek München, Mapp. XI, 57 du (Blatt 77, [1860] 00013509, K 19_98 Tab. 14: B. Trautmann, SAPM. Abb. 2: Foto M. Marx ASM, 2016. Abb. 3: Michael Wening, Historico-Topographica Descriptio. Das ist: Beschreibung, deß Churfürsten- und Hertzogthums Ober- und Nidern Bayrn [...]. Erster Thail: Das Renntambt München. München. Bayerische Staatsbibliothek München, Hbks/F 18-1, urn:nbn:de:bvb:12bsb00063022-0. 96 Tab. 15: R. Friedrich, Klaus-Tschira-Archäometrie-Zentrum, CEZ Archäometrie gGmbH, Mannheim. Taf. 1–13: Fotos St. Friedrich, bearbeitet und montiert von M. Marx, beide ASM. Verwendete Abkürzungen Autoren ASM Archäologische Staatssammlung Melanie Marx M. A. München Archäologische Staatssammlung München BLfD Bayerisches Landesamt für Museum für Vor- und Frühgeschichte Denkmalpflege c/o Himbselstraße 1 Bdm. Bodendurchmesser D-80538 München BS Bodenscherbe melanie.marx@extern.lrz-muenchen.de DCNr Dendronummer DG Dendrogruppe F.-Nr./FZ Fundzettelnummer/Fundzettel Dr. Ronny Friedrich HK Holzkohle Klaus-Tschira-Archäometrie-Zentrum HMA Hochmittelalter Am Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie Inv.-Nr. Inventarnummer gGmbH LKA Landeskriminalamt C4,8 M Maßstab D-68159 Mannheim Niv. OK Niveau der Oberkante ronny.friedrich@cez-archaeometrie.de Niv. UK Niveau der Unterkante Pl. Planum Rdm. Randdurchmesser Franz Herzig RS Randscherbe Andrea Seim SAPM Staatssammlung für Anthropologie Praktische Denkmalpflege – Bodendenkmäler und Paläoanatomie München Referat BV – Restaurierung Archäologie und VL verziegelter Lehm Dendrolabor WK Waldkante Am Klosterberg 8 WS Wandscherbe D-86672 Thierhaupten Wst. Wandstärke franz.herzig@blfd.bayern.de Dr. Bernd Trautmann Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie München Karolinenplatz 2a D-80333 München trautmann@snsb.de 97 archäologische staatssammlung münchen ISBN 978-3-927806-47-4