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Abhandlungen und
Bestandskataloge
digital
Melanie Marx
München-Moosach
Eine früh- bis hochmittelalterliche Siedlung
vor der Stadtwerdung
archäologische
staatssammlung
münchen
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München-Moosach
Eine früh- bis hochmittelalterliche Siedlung
vor der Stadtwerdung
Abhandlungen und Bestandskataloge der Archäologischen Staatssammlung digital, Band 2
herausgegeben von Rupert Gebhard
München-Moosach
Eine früh- bis hochmittelalterliche Siedlung
vor der Stadtwerdung
Melanie Marx
Mit Beiträgen von Ronny Friedrich, Franz Herzig,
Andrea Seim und Bernd Trautmann
Archäologische Staatssammlung München
Himbselstr. 1, D- 80538 München
Umschlaggestaltung: Susanne Scherff, München (unter Verwendung der Keramik Kat.-Nr. 27,
Foto: Stefanie Friedrich, Archäologische Staatssammlung München)
Text- und Bildredaktion: Dr. Arno Rettner, Archäologische Staatssammlung München
Bildbearbeitung, Satz und Layout: Susanne Scherff, München
ISBN: 978-3-927806-47-4
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.dnb.de abrufbar.
Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
ohne Zustimmung der Autorin und der Archäologischen Staatssammlung ist unzulässig.
© 2020 by Archäologische Staatssammlung – Museum für Vor- und Frühgeschichte
Inhalt
Vorwort Rupert Gebhard
9
Danksagung
10
Einleitung
11
Topographie und Geschichte des Fundortes
13
Die Ausgrabung
17
Die früh- bis hochmittelalterlichen Befunde
19
Brunnen
19
Hausstrukturen
37
Einzelpfosten ohne erkennbare Hausgrundrisse
41
Ofen
42
Keramik
43
Rätische Knickwandschale
44
Rauwandige, nachgedrehte Ware
44
Goldglimmerware
47
Rauwandige, helle Ware mit Reduktionskern
47
Hoch- bis spätmittelalterliche Keramik
47
Fazit: Moosach wird „sesshaft“ – Hof, Kirche und Friedhof
49
Dendrologie
51
Verschiedene Holzbefunde aus der Grabung 2010 Franz Herzig und Andrea Seim
51
Brunnen verschiedener Zeitstellung aus der Grabung 2011 Franz Herzig
56
Anthropologie zu Befund 195 (2011)
66
Anthropologische Untersuchung des Skeletts Bernd Trautmann
66
14
67
C-Analyse des Skeletts Ronny Friedrich
Katalog
69
Anhang
93
Literaturverzeichnis
93
Bildnachweis
96
Verwendete Abkürzungen
97
Autoren
97
7
Vorwort
Mit der Vorlage der Keramik aus der Siedlungsgrabung im alten Ortskern von München-Moosach
setzt die Archäologische Staatssammlung die Reihe digitaler Veröffentlichungen fort, die
mit der Vorlage des frühmittelalterlichen Gräberfelds im Stadtteil Giesing begann. Innerhalb
des 2014 initiierten Projektes „Archäologie München“ öffnen beide Publikationen ein Fenster
in die frühe Vergangenheit der Besiedlung außerhalb des mittelalterlichen Stadtkerns von
München.
Während Giesing, die Au und Haidhausen bereits 1854 nach München eingemeindet wurden
und damit ihren Status als eigenständige Kommunen verloren, konnte Moosach bis 1913 seine
Unabhängigkeit bewahren. Beginnend mit Funden aus der Glockenbecherzeit, bietet Moosach
eine reiche und fast kontinuierliche vorgeschichtliche und römische Besiedlungsgeschichte
und fügt sich damit ganz in das Bild ein, das wir von der gesamten Münchner Schotterebene
kennen.
Relativ wenig hat sich aber von den ursprünglichen mittelalterlichen Siedlungskernen
erhalten, da diese durch die nachfolgende Bebauung vielfach oft vollständig überbaut sind.
Von den frühmittelalterlichen Siedungsresten in Englschalking abgesehen, stellen die
Ausgrabungen im alten Ortskern von Moosach eine Seltenheit innerhalb der immer
dichter besiedelten und in jüngster Vergangenheit stark nachverdichteten bayerischen
Landeshauptstadt dar.
Es fanden sich nicht nur über 1200 Jahre alte Hausstrukturen, Siedlungs- und Ofenreste,
vor allem die Holzkastenbrunnen stellen eine Seltenheit dar. Diese ließen sich durch dendrochronologische Untersuchungen auf das Jahr genau datieren, wodurch sich die aus den
Verfüllungen stammenden Keramikscherben nunmehr zeitlich viel präziser einordnen lassen
als dies früher möglich war. Dies bringt für die bislang nicht so einfach zu fassende, frühe
Phase der Karolinger- und Ottonenzeit einen deutlichen Wissenszuwachs.
Der Autorin Melanie Marx ist für ihr Engagement, womit sie sich dem – auf den ersten
Blick – spröden Material angenommen hat, zu danken. Dank der Beiträge von Kollegen aus der
Dendrochronologie und Anthropologie ließen sich in der Synthese bemerkenswerte Ergebnisse
erzielen. Franz Herzig, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Thierhaupten), und
Dr. Bernd Trautmann, Staatsammlung für Anthropologie und Paläoanatomie (München),
sei an dieser Stelle für ihre Kooperation herzlich gedankt.
Kritische Durchsicht und Redaktion lagen in den bewährten Händen von Dr. Arno Rettner
aus unserem Haus. Die Übernahme des Manuskripts in die neue Publikationsreihe hatte
die Abteilungsleiterin Dr. Brigitte Haas-Gebhard angeregt und in die Wege geleitet.
Die Farbfotos fertigte Stefanie Friedrich an, die Montage der Tafeln besorgte die Autorin selbst.
Susanne Scherff schließlich bearbeitete die Bildvorlagen, setzte den Text und schuf das
gelungene Layout. Allen Genannten sei ein herzliches Dankeschön für diesen neuen Einblick
in die Frühzeit Münchens ausgesprochen.
Prof. Dr. Rupert Gebhard
Leitender Sammlungsdirektor
9
Danksagung
Für ihre Unterstützung geht Dank an folgende Kolleginnen und Kollegen der Archäologischen
Staatssammlung München: In wissenschaftlichen Fragestellungen hat mich allen voran
Frau Dr. Brigitte Haas-Gebhard beraten, die Redaktion übernahm Herr Dr. Arno Rettner.
Bei den fotografischen Aufnahmen wurde ich von Frau Dipl. Fotodesignerin Stefanie Friedrich
tatkräftig unterstützt. Für die restauratorische Fachkompetenz möchte ich mich insbesondere
bei Frau Constanze Schaaff sowie Frau Dipl.-Rest. Cristina Mazzola bedanken. Mit der
Auswertung der Dendrodaten hat sich Herr Franz Herzig vom Dendrolabor des Bayerischen
Landesamtes für Denkmalpflege befasst. Für die anthropologische Untersuchung konnte ich
Herrn Dr. Bernd Trautmann, Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie München,
gewinnen. Abschließender Dank gilt den Familien Frank und Sabukosek für die Finanzierung
der Ausgrabung und die Fundüberlassung sowie Herrn Stefan Biermeier M. A. von der
Grabungsfirma SingulArch für die angenehme, stets reibungslose Zusammenarbeit und die
herausragende Dokumentation der Ausgrabung. Seinen Bericht M-2018-2142-2 zur Nachgrabung
von 2018 hat er der Verfasserin zur Verfügung gestellt, als sich das vorliegende Werk bereits
in der Redaktion befand. Auf eine ausführliche Bearbeitung wird deshalb verzichtet, der Fund
weiterer frühmittelalterlicher Strukturen sowie Hofgrablegen ist aber für die Interpretation des
Gesamtkontextes wichtig und wird daher im Schlusskapitel kurz erwähnt.
Diese Arbeit entstand im Rahmen des Projektes „Archäologie München“, das seit 2014
von der Landeshauptstadt München finanziell unterstützt wird. Vertragspartner sind dabei das
Kulturreferat der Landeshauptstadt München, die Archäologische Staatssammlung München,
das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und das Institut für Vor- und Frühgeschichte
der Ludwig-Maximilians-Universität. Die Federführung übernahm die Archäologische
Staatssammlung München, wo das umfangreiche Material verwahrt wird. Beteiligt sind ferner
das Münchner Stadtmuseum, das Stadtarchiv München, die Staatssammlung für Anthropologie
und Paläoanatomie, die Untere Denkmalschutzbehörde München sowie das Büro für
Denkmalpflege Regensburg.
Die Institutionen schlossen sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen und verwalten,
konservieren sowie bearbeiten die Funde aus dem Stadtgebiet München wissenschaftlich.
Gefördert wird insbesondere die Erschließung der Erkenntnisse für die breite Öffentlichkeit.
Melanie Marx
Einleitung
Zielsetzung dieser Arbeit ist die Vorlage der
früh- bis hochmittelalterlichen Befunde und
Funde aus den Grabungen, die 2010 und 2011
im Zentrum von München-Moosach (FranzFihl-Straße 10/11) durchgeführt worden sind.
Dabei sollen vor allem die Fragestellungen der
Siedlungskontinuität und Ortskonstanz ab dem
frühen Mittelalter im Mittelpunkt stehen. Aufsehen erregende Funde wie das Grab der „Ältesten Münchnerin“1 schärfen das Bewusstsein
der Bevölkerung, dass Münchens Geschichte
nicht erst mit der frühesten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1158 aus dem Nichts heraus
beginnt2.
Der älteste historische Nachweis für eine
archäologische Fundstätte in München ist die
Darstellung eines Grabhügels in der Nähe des
heutigen Tiroler Platzes auf einer Karte der
Stadt von 16923. Eine erste Besiedelung der
Münchner Schotterebene ist in Unterföhring
jedoch bereits ab dem Mittelneolithikum im
5. Jahrtausend v. Chr. nachweisbar4. Von primärer Bedeutung für die Aufsiedelung war
die Wasserversorgung: Siedlungen entstanden
in der Nähe von Flüssen und Bächen sowie in
solchen Lagen, wo der Grundwasserspiegel eine
Tiefe von 4,5 m ab rezenter Oberfläche unterschritt. Am Hachinger Bach und an der Würm
bildeten sich Kernzonen heraus, die Isar hingegen war nur an wenigen Stellen überquerbar
und somit eher trennend als verbindend. Bereits zur Zeit der Glockenbecherkultur waren
große Teile der zentralen Ebene besiedelt5. Bekannte Fundstellen im Münchner Stadtgebiet
sind Pasing6, Moosach7, Zamdorf8 und Berg am
Laim9. Wohl in Zusammenhang mit dem Fernhandel verstärkte sich die Siedlungsaktivität in
der Bronzezeit, und ein ausgedehntes System
an Siedlungen und Friedhöfen umfasste fast
die ganze Schotterebene. Erwähnenswert sind
vor allem die Grabfunde aus Obermenzing10
sowie ein bedeutender Altmetallfund aus der
Widenmayerstraße im Lehel11. Ohne Unterbrechung, wenn auch weniger intensiv, setzte sich
die Besiedelung während der Eisenzeit12 bis zur
Römerzeit fort. Bedeutende keltische Funde
des 4. bis 2. Jahrhunderts v. Chr. stammen aus
Obermenzing13 und Allach-Untermenzing14.
Die römische Besiedelung orientierte sich an
überregionalen
Fernverkehrsverbindungen,
wie der Straße von Augsburg nach Salzburg,
die südlich der jetzigen Stadt vorbeiführte,
und Nebenrouten dieser Verbindung nördlich
der Stadt. Während es bei Denning15 eine Sied-
lung gab, sind Reste ländlicher Anwesen aus
Aubing16, Berg am Laim17 und Oberföhring18
bekannt.
Kennzeichen der vom 5. bis 7. Jahrhundert nachweisbaren frühen Bajuwaren ist deren Bestattung in Reihengräberfeldern, die im
heutigen Münchner Stadtgebiet in Aubing19,
Sendling20, Feldmoching21, Menzing, Pasing22,
Giesing23, Kirchtrudering24, Denning25 und
Schwabing ausgegraben wurden. Die Toten
wurden geordnet und mit mehr oder weniger
Beigaben – zumeist Schmuck und Trachtbestandteilen – bestattet. Die Beisetzung erfolgte innerhalb einer sesshaften Gemeinschaft.
Ortskonstanz bezeugen somit die teilweise
über mehrere Jahrhunderte belegten Gräberfelder. Im Gegensatz zu diesen war es bis in das
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Zufällig wurden im Mai 2014 bei Kanalbauarbeiten im Apothekenhof der Residenz die Überreste
eines bronzezeitlichen Brandgrabes aus dem 13.
Jahrhundert v. Chr. entdeckt.
Bernstein/Görl/Käppner 2011, 51.
Wagner 1958, 57.
Siedlungsreste der Rössener und Münchshöfener
Kultur, vgl. Wagner 1958, 12.
Ausführlich zur Besiedelungsgeschichte der
Münchner Schotterebene in der Vorgeschichte:
Schefzik 2001.
ASM Inv.-Nr. 1923,224–226.
Grab mit beigegebenem Glockenbecher: ASM Inv.Nr. 1908,153.
ASM Inv.-Nr. 1934,79–80.
Wagner 1958, 64: vier Hockergräber zwischen
Echardinger- und St. Michaelstraße.
ASM Inv.-Nr. 1924,268–294.
ASM Inv.-Nr. 1900,86–110; 1913,40–50.
Grabhügel am Flughafen Riem, vgl. Wagner 1958,
15 Abb. 4.
ASM Inv.-Nr. 1910,203–221; 1911,70–72; 1912,753–
754; 1913,374–405; 1914,1113.
ASM Inv.-Nr. HV 2188–2198.
Wagner 1958, 61–63.
Ebd., 49 f.; Bender 1981, 136 f.
Siedlungsgrube des 2. Jahrhunderts n. Chr., Ellingerweg 10; zwölf Skelettgräber, St. Veit-Straße:
ASM Inv.-Nr. 1936,5; 1956,1165–1173.
„Offenbar größere kaiserzeitliche Straßenstation,
von der wir leider nur einige, allerdings sehr bezeichnende Streufunde besitzen“ (Wagner 1958,
53).
Dannheimer 1998.
Suhr 2010; Schreiber/Suhr/Muhle 2007.
Dannheimer/Ulbert 1956.
Monatsschr. Hist. Ver. Oberbayern 4, 1895, 184;
aktuelle Grabung von 2016 (M-2016-354-2): Haberstroh u. a. 2016.
Furtmayr 2017.
Fundnotiz in Bayer. Vorgeschbl. 22, 1977, 239.
Niemela 2004.
11
8. Jahrhundert hinein üblich, Gehöfte immer
wieder neu anzulegen – möglicherweise beim
Übergang von einer Generation zur anderen –
und solche auch zu verlegen26.
Während es bereits zahlreiche Publikationen zu den frühmittelalterlichen Gräberfeldern in der Schotterebene gibt, ist weitgehend
unklar, welche Siedlungsdynamik vom mobilen, frühmittelalterlichen Gehöft mit dem
zugehörigen, ortskonstanten Reihengräberfeld
zur „Steinwerdung“ und damit zur Ortskonstanz eines Dorfes oder einer Stadt führte. Die
bereits 815 erstmalig erwähnte, archäologisch
aber noch nicht belegte Moosacher Kirche ist
ein Indiz für solch einen Wendepunkt, wie er
am Übergang der von Mobilität und Migration
geprägten Merowingerzeit zur Karolingerzeit
mit zunehmender Dauerhaftigkeit der Ansiedlungen bis in die heutige Zeit zu suchen ist.
Dieser Wandel hin zur Siedlungskontinuität
manifestiert sich auch in den archäologischen
Zeugnissen anderer Besiedelungen im Großraum München, wie beispielsweise in den Erdinger Ortsteilen Aufhausen und Bergham27,
in den Kirchenbauten Aschheims28 und – etwas weiter entfernt – in Ergolding29. Im heutigen Stadtgebiet Münchens ist Moosach bislang
ein einzigartiges Beispiel für die Genese eines
Ortskerns mit Kirchenbau in der Karolingerzeit und deshalb von herausragender Bedeutung für die archäologische Forschung in der
Landeshauptstadt.
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12
Steuer 2004.
Biermeier/Gerhardt/Päffgen 2013.
Dannheimer 1988, 114–119; eine kritische Interpretation der Datierungen: Later 2014, 572–576.
Unpublizierter Grabungsbefund; frdl. Hinweis Armin May, München.
Topographie und Geschichte des Fundortes
Die beiden Grabungsflächen der Jahre 2010
und 2011 befinden sich im Zentrum des Altortes von München-Moosach, etwa 7 km Luftlinie vom Marienplatz entfernt. In geologischer
Hinsicht ist der Fundort Teil der „Münchner
Schotterebene“. Es handelt sich dabei um einen überwiegend ebenen, eher schwach gegliederten Naturraum, der zu den Isar-InnSchotterplatten zählt30. Eine detailliertere
Grenzziehung findet sich bei Schefzik31. Das
Gebiet besteht zum Großteil aus eiszeitlichen
Schottern, Kiesen und Sanden. Dazwischen
liegen Lehmschichten, die aus den jeweiligen
Zwischeneiszeiten stammen. Die eiszeitlichen
Schotter überlagern die grundwasserstauenden Sedimente einer im Jungtertiär entstandenen Schlammschicht, die so genannte Flinzschicht. Die Münchner Ebene ist bis auf die
Moose im Norden eher arm an Oberflächengewässern. Die Grundwassertiefe beträgt im
Süden oft mehr als 20 m und nimmt nach Norden hin stetig ab. Moosach liegt auf einer nicht
besonders fruchtbaren Ebene im Nordwesten
von München zwischen Neuhausen und Garching, hydrogeographisch zwischen der Isar
und dem Dachauer Moos, auf einer Höhe von
504 bis 513 m ü. NN32.
Der Name „Moosach“ stammt vom einstmals bedeutenden gleichnamigen Gewässer,
das heute zum so genannten Reigersbach verkümmert ist. Die Bezeichnungen auf „-ach“,
indogermanisch akwa, lateinisch aqua, althochdeutsch aha und mittelhochdeutsch
ahe, bedeuten so viel wie fließendes Gewässer. Der alt- bzw. mittelhochdeutsche Begriff
mos steht für Moos oder Moor33.Die ehemals
eigenständige Gemeinde (Abb. 1) ist seit dem
30
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33
Bodenkarte, LFU Bayern, M. 1:25.000.
Schefzik 2001, 11–29.
Bodenkarte, LFU Bayern, M. 1:25.000; Laturell/
Mooseder 1980, 10–19.
Laturell/Mooseder 1993, 7.
13
Abb. 1
Topographische Karte
von München im
Jahr 1860. Markiert:
Moosach, Lage des
Fundortes.
M. ca. 1:75.000.
1. Juli 1913 ein Bezirk der Landeshauptstadt
München. Die Gemeinde Moosach war anfangs fast doppelt so groß wie zu ihrer Eingemeindung 1913. Bevor die Ansiedlung 1818
eine eigene Gemeinde wurde, gehörte im Norden sogar Ludwigsfeld dazu. Große Teile von
Moosach wurden im 19. und beginnenden 20.
Jahrhundert nach Milbertshofen umgemarkt.
In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts drängte die Münchner Bevölkerung in
die Vororte, was schließlich zum Ende der
Selbstständigkeit Moosachs und zur Eingemeindung in das Stadtgebiet Münchens führte34.
Auf eine vorgeschichtliche Siedlungstätigkeit im näheren Umfeld der Ausgrabung verweisen zahlreiche, zumeist zufällig bei Baumaßnahmen entdeckte Überreste. In dieser
Zusammenstellung werden lediglich die wichtigsten – zum Teil in der Archäologischen
Staatssammlung München verwahrten – Funde kurz angesprochen35: Die ältesten davon da-
Abb. 2 München-Moosach. Romanische Apsis der
Pfarrkirche St. Martin.
14
tieren um ca. 2300 v. Chr. in die so genannte
Glockenbecherkultur. Im Jahr 1908 wurde in
einer Kiesgrube auf dem Gelände der Joseph
Rathgeberschen Waggonfabrik an der Untermenzinger Straße 1 ein Grab mit beigegebenem Glockenbecher gefunden36. Im Gebiet
rund um Moosach konnten sowohl bronzezeitliche Grabhügel als auch urnenfelderzeitliche Bestattungen nachgewiesen werden37.
1939 wurden unmittelbar neben der heutigen
Feldmochinger Straße nördlich von Moosach
sieben Grabhügel der Hallstattzeit untersucht.
1912 kam auf dem Gelände der damaligen Fabrik J. Göggl und Sohn, in der Flur Zur grünen Eiche, eine latènezeitliche Siedlung zu
Tage38. 1936 wurde in der Sickingerstraße 7
beim Ausheben einer Baugrube ein römisches
Brandgrab mit Resten einer Terra-Sigillata-Bilderschüssel gefunden. Zwei Skelettgräber aus
der frühen Römischen Kaiserzeit stammen
aus dem Bereich der Fasanerie.
Obwohl es sich bei Moosach bereits um
eine bajuwarische Gründung handeln könnte,
fehlt bisher das zur Siedlung gehörige Gräberfeld. Das nächstgelegene frühmittelalterliche
Gräberfeld befindet sich mehr als 5 km entfernt in Feldmoching und war sicher nicht
zur Ansiedlung gehörig. Die erste urkundliche Erwähnung Moosachs datiert auf den 4.
Juni 807 – eine Schenkung seines Besitzes ad
mosaha durch Sicco an das Bistum Freising.
Die bedeutendste frühe Urkunde ist aber jene
vom 2. Oktober 815 anlässlich der Schenkung
der Moosacher Kirche durch den Grafen Cundhart und seine Frau Adalfrit an den Bischof
von Freising39:
Da es sowohl allen nicht unbekannt ist, sondern sogar vielen im Bistum der hl. Maria wohlbekannt ist, dass Graf Cundhart auf seinem eigenen
Erbgut und auf dem Erbgut seiner Gemahlin, Adalfrit mit Namen, an einem Orte namens Moosach
eine Kirche errichtet und einen ehrwürdigen Mann,
den Bischof Atto, dorthin eingeladen hat, um diese
Kirche zu weihen; und eben dieser Atto kam ebendorthin und fragte vor dem Volke, was der bereits
genannte Graf Cundhart eben diese Kirche betreffend verfügen wolle, und er selbst antwortete: Ich
will wahrhaftig meinen Anteil jetzt vor allen diesen an das Haus der hl. Maria für mein Seelenheil
in Eure Hände überantworten, und dies will ich in
der Weise bestätigen, dass ihn nach meinem Tode
meine Gemahlin Adalfrit, falls sie mich überlebt,
haben kann; vorausgesetzt, dass sie ihren Anteil
an der bereits genannten Kirche dem Hause der hl.
Maria schenken will.
Im Hinblick auf diese Versicherung wurde die
Kirche geweiht. Schon war nach Ablauf seiner Zeit
Graf Cundhart gestorben, da kam seine bereits
genannte Gemahlin Adalfrit unter Beiziehung ihrer Eltern zugleich mit ihrem Bruder Hiltolf zum
Abb. 3
„Schloß Mosa“
(Pelkovenschlössl),
Kupferstich von
Michael Wening, 1701.
Rot: West-Ost-Trakt des
Gebäudes Franz-FihlStraße 10.
ehrwürdigen Bischof Hitto, und als die öffentliche
Synode zu Freising zusammengetreten war, begab
sie sich zum Altar der hl. Maria und erneuerte die
Schenkung ihres Gemahls Cundhart, und fügte
auch noch ihren Anteil an eben dieser Kirche mit allem Drum und Dran hinzu, was auch immer sie offenbar an Erbgut oder an erworbenem Gut mit dieser Kirche zu eigen hatte, in der Weise, dass nach
ihrem Tode niemand künftig die Freiheit haben
solle, weder ihr Bruder noch irgendein Verwandter,
diese zu besitzen oder in irgendeiner Hinsicht zu
beeinträchtigen, sondern so, wie sie an jenem Tage
ausgestattet ist, so solle sie dem Haus der hl. Maria
ohne irgendeine Widerrede verbleiben. Verhandelt
wurde dies in Gegenwart des Bischofs Hitto und der
Erzpriester Heribert und Johann; viele andere.
Dies sind aber die Zeugen: Heipo. Arahad.
Reginhoh. Adalker. Adalperht. Pernolf. Liutpald.
Deotpald. Adalhoh. Aaron, am sechsten Tag vor
den Nonen des Oktobers im zweiten (Regierungs-)
Jahr des Kaisers Ludwig und dem ersten des Königs
Lothar, dem achten nach der Indiktion. Ich, der unwürdige Priester Tagipert, habe es auf Geheiß des
Bischofs Hitto geschrieben.
Der Bau der ersten, archäologisch noch
nicht nachgewiesenen Moosacher Kirche dürfte demnach spätestens um 800 stattgefunden
haben. Bischof Atto, der die Kirche laut Urkunde geweiht hatte, starb bereits am 27. September 811. Der in Teilen heute noch erhaltene
Steinbau der Pfarrkirche St. Martin entstand
wohl im 12., spätestens 13. Jahrhundert im romanischen Stil und wurde im 15. Jahrhundert
gotisch ausgebaut sowie erweitert. 1315 ist die
Kirche erstmals als Filialkirche der Pfarrei
St. Peter und Paul in Feldmoching bezeugt40.
Heute ist es vor allem der untere, romanische
Teil der Apsis (Abb. 2), der ins Auge springt. Im
Aufgang ist südlich auch eine kleine Öffnung
zu sehen, die heute allerdings von außen vermauert ist41.
Während das Dorf zunächst wahrscheinlich nur aus wenigen Höfen bestand, umfasste
es 1445 bereits 31 Anwesen, 1500 waren es 35
und 1760 sogar schon 48. Damit war Moosach
34
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Ebd. 12.
Funde und Fundstellen nach Laturell/Mooseder
1980, 18–35.
ASM Inv.-Nr. 1908,153.
ASM Inv.-Nr. 1918,12–34.
ASM Inv.-Nr. 1913,1–27. Die wichtigsten Funde sind
ein blauer Glasarmreif mit Zeitstellung LT B, ein
in LT C datierendes Bronzearmband mit Volutenmustern und gegossener Filigrannachahmung sowie Fragmente einer spätkeltischen Doppelkette.
Übersetzung von Dr. Heinz Anthony, erschienen in:
Laturell/Mooseder 1980, 50–52.
Ebd. 91.
Ebd.
15
Abb. 4
München-Moosach.
Luftaufnahme gegen
Westen um 1915,
markiert das ehemalige
Gebäude Franz-FihlStraße 10.
eines der größten Dörfer im „Amt auf dem
Gfild“ des Dachauer Landgerichtes. Die Dörfer um München wurden im Dreißigjährigen
Krieg schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Während München sich freikaufen konnte,
wurden die umliegenden Orte zur Plünderung
freigegeben. Im Mai 1632 haben schwedische
Truppen Moosach gebrandschatzt42. Mit Verleihung der niederen Gerichtsbarkeit an die
Brüder Maximilian und Veit Adam Pelkoven
wurde Moosach 1686 zur Hofmark erhoben.
Auf einem Kupferstich von Michael Wening aus dem Jahr 1701 ist das Schloss der
Familie Pelkoven abgebildet, das im ausgehenden 17. Jahrhundert errichtet wurde (Abb. 3).
Bei dem Kupferstich handelt es sich um die
erste detaillierte Abbildung Moosachs. Trotz
der für Wening kennzeichnenden, perspektivisch ungenauen Wiedergabe ließ sich bereits
von Biermeier ein Teil der Gebäude nachrangiger Bedeutung zweifelsfrei identifizieren43:
„Sicher ist, dass es sich bei dem Haus im linken Mittelgrund um den im April 2011 abgerissenen West-Ost-Trakt des Hauses FranzFihl-Straße 10 handelt. Das dahinter liegende
Gebäude ist vermutlich der bis in die 1950er
Jahre bestehende Stadel des Grundstückes
Franz-Fihl-Straße 11. Das West-Ost-ausgerichtete Haus ist auch auf der zwei Jahrzehnte
jüngeren Hofmarkskarte verzeichnet. Auf einem Luftbild (Abb. 4), das um 1915 aufgenommen wurde, ist das große Hauptgebäude mit
16
verschiedenen Anbauten zu erkennen, die so
im Wesentlichen bis zum Abriss im Frühjahr
2011 noch bestanden“44.
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43
44
Laturell/Mooseder 1993, 7 f.
Frdl. Hinweis Stefan Biermeier, München (Grabungsbericht M-2011-1088-1).
Auf der Hofmarkskarte ist am oberen Bildrand
eine Dorfansicht von Süden eingezeichnet. Das
Gebäude Franz-Fihl-Straße 10 ist aber durch ein
Gebäude im Vordergrund verdeckt.
Die Ausgrabung
Anfang Mai 2010 beauftragten die Münchner
Familien Frank und Sabukosek die Firma SingulArch damit, den Abtrag des Oberbodens
auf dem Grundstück Franz-Fihl-Straße 11 zu
beobachten, weil dort zwei Doppelhaushälften
errichtet werden sollten. Die archäologische
Maßnahme war vom Bayerischen Landesamt
für Denkmalpflege aufgrund der zentralen
Lage im Altort von Moosach angeordnet worden. Im Zuge des mit Unterbrechungen sechs
Tage dauernden Vorgangs kam eine hohe Zahl
neuzeitlicher, frühmittelalterlicher und vorgeschichtlicher Siedlungsbefunde zum Vorschein. Die Untersuchung dieser Befunde erfolgte unter der wissenschaftlichen Leitung
von Stefan Biermeier im Oktober 2010 an 15
Arbeitstagen. Die technische Leitung oblag
Axel Kowalski. Im Vorgriff auf die Anlage von
Kanalgräben wurden im Frühjahr 2011 zusätzlich kleine Flächenöffnungen archäologisch
begleitet. Die Auftrag gebenden Familien finanzierten die archäologische Untersuchung
der Flächen und haben die Arbeiten mit wohlwollendem Interesse unterstützt. Ihr Eigentum an den Funden haben sie der Archäologischen Staatssammlung München zur weiteren
Konservierung und Bearbeitung per Schenkungsvertrag übertragen45.
Mit Blick auf die Grabung 2010 wurde die
Firma SingulArch erneut mit einer Flächenbeobachtung auf dem Grundstück Franz-FihlStraße 10 beauftragt – wiederum im Vorfeld
der Errichtung von zwei Doppelhaushälften
und aufgrund der historisch bedeutsamen Lage im Altort. Die gesamte Maßnahme umfasste den Zeitraum vom 31. Mai bis zum 9. Dezember 2011 (Abb. 5). Die Grabungsdauer von
etwas mehr als sechs Monaten ist mehreren
Unterbrechungen von insgesamt zweieinhalb
Monaten geschuldet. Mit dem Auftraggeber
der Franz-Fihl-Straße 10 konnte bisher keine
Einigung zum Fundverbleib erzielt werden.
Die Funde wurden der Verfasserin vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zwecks
Dokumentation zur Verfügung gestellt, befinden sich aber noch im Eigentum des Auftraggebers.
45
ASM Inv.-Nr. 2016_7500 bis 2016_7679.
Abb. 5
Team der Fa. SingulArch,
Grabung 2011 (v. l. n. r.):
Axel Kowalski, David
Simon, Anne Becker,
Nils Determeyer,
Marlies Schneider,
Adolf Dransfeld,
Stefan Biermeier und
Steve Lenz.
17
Für beide Grabungen erstellte die Firma
SingulArch außerordentlich detaillierte und
qualitätsvolle Dokumentationen und Berichte.
Dies bot eine ausgezeichnete Grundlage für die
wissenschaftliche Bearbeitung. Als grabungstechnisch besonders herausfordernd erwies
sich das Einrichten einer funktionierenden
Grundwasserhaltung in den Brunnenbefun-
Abb. 6
München-Moosach,
Gebiet südwestlich
der Alten Pfarrkirche
St. Martin (rechts
oben). Gesamtplan
beider Grabungen mit
ausgewählten Befunden.
Im Norden Franz-FihlStr. 11, im Süden FranzFihl-Str. 10.
18
den. Für die Auswertung wurde die Grabung
Franz-Fihl-Straße 11 (2010) komplett – unabhängig von der Zeitstellung der Funde – mittels
der in der Archäologischen Staatssammlung
verwendeten Software „ArchaeoBook“ inventarisiert. Im Anschluss daran wurden die Funde
beschriftet sowie in den Standortdatenbanken
erfasst.
Die früh- bis hochmittelalterlichen Befunde
Vorliegende Arbeit fokussiert sich ausschließlich auf die früh- bis hochmittelalterlichen
Befunde (Abb. 6). Zusätzlich zu den Befundnummern wird in Klammern auch die Jahreszahl der Grabung (2010 oder 2011) genannt,
um Unklarheiten zu vermeiden. Die Keramik als wichtigste Fundgattung wird in dem
nachfolgenden Kapitel eingehender betrachtet. Während die im Eigentum des Freistaates
Bayern befindlichen Funde der Grabung 2010
mit Inventarnummern versehen sind, werden
die Funde der Grabung 2011 jeweils mit ihren
Fundzettelnummern (F.-Nr.) bezeichnet.
Brunnen
Die hydrogeographischen Gegebenheiten im
Norden der Schotterebene sind als äußerst
siedlungsgünstig zu bewerten. Zwischen der
Schotterdecke und der wasserstauenden Flinzschicht fließt der Grundwasserstrom in nördliche Richtung. Die Münchner Schotterebene
weist nur wenige Oberflächengewässer auf. Da
die Schotter zum Norden hin dünner werden,
erreicht der Grundwasserspiegel in diese Richtung eine immer geringere Tiefe und verursacht schließlich die Entstehung von Mooren46.
Der lebensnotwendige Zugang zu Wasser wird
in Moosach somit relativ leicht ermöglicht.
Es verwundert also nicht, dass der heutige
Stadtteil und seine nähere Umgebung schon
in vorgeschichtlicher Zeit Besiedelungsspuren
aufwiesen47. Der vorgeschichtliche Brunnen
Befund Nr. 239 (2011) deutet mit einer Tiefe
von lediglich 1,9 m auf diese günstigen Gegebenheiten hin.
Obwohl die eigentlichen Schächte (im Unterschied zur Baugrube) meist als dunklere,
humose Verfüllungen dokumentiert werden
können, weisen Brunnenbefunde selten Reste von hölzernen Einbauten auf. Diese lassen
eine Ermittlung der Größe der zumeist quadratischen bis rechteckigen Brunnenkästen zu.
Während die äußeren Schichten der Hölzer
meist vergangen sind, lassen sich anhand der
Kernhölzer häufig noch Rückschlüsse auf die
Bauweise sowie die Holzart ziehen. Aufgrund
der räumlichen Nähe zu den Hausbefunden
ist davon auszugehen, dass die Brunnen zu einem oder mehreren Gehöften zugehörig und
somit wahrscheinlich zeitgleich zu datieren
sind. Die Datierung von Brunnen und Hausstrukturen gestaltet sich jedoch aufgrund
der relativ sterilen Auffüllungen und der daraus resultierenden Fundarmut als schwierig.
Geht man davon aus, dass die Hölzer für den
Brunnenverbau nicht über einen längeren
Zeitraum gelagert wurden, dürften die Dendrodaten den Baujahren weitestgehend entsprechen.
Für die zeitliche Einordnung der Brunnen
ist die Dendroarchäologie das wichtigste Datierungswerkzeug: Dafür kommen vor allem
Nasshölzer in Frage, wie sie auch in den noch
immer wasserführenden untersten Schichten der Brunnen in Moosach vorhanden sind.
Nach einer Reinigung der Hölzer erfolgt eine
zeichnerische und fotografische Dokumentation. Für die Holzartbestimmung werden Dünnschliffe angefertigt und mikroskopisch untersucht. Mithilfe einer jahrringanalytischen
Messung kann eine Datierung erstellt werden.
Hierfür werden die Jahrringabfolgen mit den
Holzchronologien aus mehr als 800 bayerischen Fundstellen mit über 25.000 Hölzern abgeglichen48. Die Untersuchung der Moosacher
Hölzer wurde im Dendrolabor des Bayerischen
Landesamtes für Denkmalpflege in Thierhaupten unter der Leitung von Franz Herzig durchgeführt.
Beim Anlegen eines Brunnens wird zunächst eine Baugrube ausgehoben, in der in
einem zweiten Schritt der (zumeist hölzerne)
eigentliche Brunnenschacht hineingestellt
wird49. Nach Errichtung des Brunnenschachtes wird die Grube wieder sorgfältig verfüllt.
Während der Brunnenschacht über die Nutzungszeit hinweg relativ lange geöffnet bleibt,
kann die Grubeneinfüllung – bei entsprechender Dokumentation – gute Ansätze zur Datierung liefern. In der Praxis erweist es sich jedoch zumeist als schwierig, die Funde auf der
Ausgrabung einer spezifischen Schicht zuzuweisen.
46
47
48
49
Eule 2009, 98.
S. „Topographie und Geschichte des Fundortes“,
S. 13 ff.
Ausführlich: Herzig 2009, 225–236.
J. G. Krünitz beschreibt die Anlage von Brunnen
sehr ausführlich in: „Oeconomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-,
Haus- und Landwirthschaft“, Berlin 1773–1805.
19
Abb. 7
Befund 47 (2010).
Hölzerner Brunnenkasten, Blickrichtung
WSW.
Die Nutzungsdauer der Brunnen im Allgemeinen lässt sich leider nur sehr ungenau
bestimmen und hängt stark davon ab, wie lange ein Brunnen frisches Wasser lieferte. Dies
wird vor allem durch die Faktoren Vergiftung,
Verunreinigung, Faulen oder Verstürzen des
Holzeinbaus sowie Versiegen des Brunnens
durch Absenkung des Grundwasserspiegels
beeinflusst. Die zumeist relativ spärlichen
Funde aus frühmittelalterlichen Brunnen erklären sich durch den sorgsamen Umgang. Bereits in der Lex Baiuvariorum ist eine Strafe für
denjenigen festgesetzt, der „einen Brunnen
mit irgendwelchem Schmutz verunreinigt
oder besudelt“50.
Auf die im Grabungsbefund freigelegten
früh- bis hochmittelalterlichen Brunnen und
ihre Funde soll im Folgenden näher eingegangen werden:
Brunnen Befund 47 (2010)
Der Brunnen mit der Befundnummer 47 war
2010 der erste aus dem Frühmittelalter, der
ergraben wurde. Seine Baugrube weist einen
Durchmesser von ca. 4 m und eine Tiefe von
ca. 2,9 m auf (Abb. 7). Im Profil zeigt sich der
Brunnen muldenförmig (Abb. 8), und die Verfüllung des Brunnenschachtes lässt sich gut
20
gegen die relativ sterilen Verfüllschichten der
Baugrube abgrenzen. Dank erhaltener Hölzer
an der Brunnensohle lässt er sich verhältnismäßig genau datieren.
Innerhalb einer kiesigen Schicht ab dem
Planum 5 waren hölzerne Bauteile erhalten.
Der nahezu quadratische, 140 x 140 cm messende Kastenbrunnen hatte laut Herzig eine
lichte Weite von 120 x 120 cm. Knapp oberhalb
des aktuellen Grundwasserspiegels konnten
noch 13 Bohlen bzw. Fragmente davon geborgen werden. Es handelt sich dabei ausschließlich um Eichenholz in schlechtem Erhaltungszustand. Die Oberflächen der Eichenbohlen
sind stark zersetzt, so dass die ursprünglich
vorhandenen Bearbeitungsspuren, Splintjahresringe und Waldkanten nicht mehr erhalten
geblieben sind. Nur das Kernholz ist datiert,
wobei nicht bekannt ist, wie viele Jahresringe
bis zur Waldkante, sprich zum Fälldatum hin,
fehlen. Die dendrochronologische Messung der
Eichenbohlen von Befund 47 erbrachte Jahrringserien, die zwischen 17 und 79 Jahresringen aufwiesen. Ein Splintanteil von mindestens
16 ± 8 Jahren muss zu dem ermittelten Endjahr
hinzugerechnet werden. Als terminus post quem
50
Beyerle 1926, Tit. X, 22 f.
Abb. 8 Befund 47 (2010). Profil, M. 1:30.
Befund 47
Niv. OK max. 505,03; Niv. UK 502,00 m ü. NN
Schicht
Beschreibung
1
sehr dunkelbraungrau, stark humos, schwach kiesig
2
dunkelbraungrauer, humos-kiesiger Rand, vereinzelt HK-Flitter
3
dunkelbraungrau, stärker humos-kiesig
4
fließend dunkelocker (im SSO) bis dunkelbraun (im NNW), lehmig-humos, kaum kiesig
mit deutlich HK, etwas VL
5
sehr dunkelbraungrau, leicht lehmig-humos-kiesig mit geringsten Spuren VL
(merklich dunkler als Schicht 2)
6
dunkelbraungrau, humos-kiesig
7
dunkelrötlichbraun, humos-kiesig
8
meist 5 bis 7 cm breiter, braungrauer, sandig bis mäßig humoser Rand
9
dunkelbraungrau, humos-kiesig
10
fast steriler, fast sandfreier Kies mit Eisenausfällungen
11
locker schwarzbraun, humos-feinkiesig (vergangenes Holz?)
12
dunkel- bis schwarzbraun, humos-kiesig, mit Holzbrettern
Tab. 1 Schichten des Befunds 47 (2010).
21
Abb. 9
Befund 100 (2011).
Profil GH,
Blickrichtung WSW.
ergibt sich daraus, dass das Fälldatum nicht
vor 793 ± 8 Jahren gelegen haben kann. Anhand der Lage der Bretter ließ sich außerdem
feststellen, dass der Brunnen in Blockbauweise konstruiert war51. Ein Vergleich für diese
Bauweise findet sich z. B. in der Schleißheimer
Straße in Eching52. Bessere Bedingungen liegen
in der Siedlung Bergham/Aufhausen in Erding
vor, wo sich dank des hohen Grundwasserspiegels im Almboden zahlreiche Brunnenkästen
bis 1,5 m hoch erhalten haben53.
Die keramischen Funde54 rechtfertigen –
ebenso wie der Fund eines eisernen Schlüssels
und zweier Messer55 – eine Datierung ab dem
frühen 9. Jahrhundert (Taf. 3; 4,19–20). In der
Verfüllung fanden sich auch Mahlplattenfragmente und ein Brocken Süßwassertuff (Taf.
4,21–23)56. Dieser Tuff entsteht durch Hangquellen in kalkreichem Gestein und kommt sowohl im alpinen als auch voralpinen Südbayern
sowie in Nordbayern vor57. Kleinere Vorkommen gab es wahrscheinlich auf der Moräne im
Münchner Umland. Diese wurden allerdings
bereits im Mittelalter komplett für Kirchenbauten ausgebeutet58.
Auf der Brunnensohle kamen auch zwei
bis zu 10 cm lange Fragmente aus Tannenholz
zum Vorschein, wahrscheinlich Dauben, die
möglicherweise zu einem Eimer oder einem
22
Schöpfgefäß gehörten. Form, Größe und Volumen des Gefäßes lassen sich aus den vorhandenen Überresten nicht mehr rekonstruieren59.
Brunnen Befund 100 (2011)
Die Einfüllung des Brunnens mit maximal
2 m Durchmesser wird von zwei neuzeitlichen Kellern geschnitten (Abb. 9). Befund 90
(2011) bestand aus einem Estrich, der ein Kiespflaster überdeckt. Das Fundmaterial aus dem
Schutt über dem Fußboden setzt sich vorwiegend aus neuzeitlicher Keramik (Grauware,
Hafnerware) sowie diversen Ofenkachelfragmenten zusammen und dürfte aus dem 17.
Jahrhundert stammen: Womöglich ist die Zerstörung mit Ereignissen im Dreißigjährigen
Krieg verknüpft. Das Einsinken dieses Bodens
in seiner Nordhälfte ist mit dem darunter liegenden, älteren Keller Befund 351 (2011) verbunden.
Eine präzise Datierung von Befund 100
(2011) ist nicht möglich, weil datierbare Randscherben und Hölzer fehlen. Ein Fragment
einer rätischen Knickwandschale60 ist aber
sicher als Altstück zu werten, das erst beim
Verfüllen des Brunnens hineingelangt ist. Der
Abb. 10 Befund 100 (2011). Profil, M. 1:30.
Großteil der keramischen Scherben61, die sowohl aus der Verfüllung des Schachtes (Abb.
10) als auch aus der Baugrube stammen, deutet auf eine Datierung zwischen dem 8. und
11. Jahrhundert hin.
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
Befund 100
Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 51 ff.
Eule 2009, Obj. 589, Taf. 113 C.
Gerhardt 1996, 145.
ASM Inv.-Nr. 2016_7515 bis 2016_7519 und
2016_7544 (Kat.-Nr. 12–17).
Schlüssel: ASM Inv.-Nr. 2016_7595; Messer:
2016_7599 bis 2016_7600 (Kat.-Nr. 18–20).
Mahlplattenfragmente: ASM Inv.-Nr. 2016_7626
bis 2016_7627; Tuff: 2016_7628 (Kat.-Nr. 21–23).
Scholz 2002, 31 f.
Dannheimer/Torbrügge 1961, 47.
Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 56.
F.-Nr. 281.
F.-Nr. 279–282.
Niv. OK max. 504,83; Niv. UK 501,96 m ü. NN
Schicht
Beschreibung
1
dunkelbraungrau, humos-kiesig
2
mittelbraun, leicht lehmig bis humos-kiesig mit etwas verbackenen Sandklumpen
3
sehr dunkelbraungrau, humos-kiesig mit Ziegelbrocken
4
inhomogen dunkelrötlichbraun bis dunkelbraungrau, humos-kiesig mit vielen HK-Flittern
Tab. 2 Schichten des Befunds 100 (2011).
23
Brunnen Befund 111 (2011)
Befund 111 wird im Grabungsbericht als frühbis hochmittelalterlich angesprochen. Er wird
sowohl von der modernen Abfallgrube 126
(2011) als auch von Ziegelmauer 317 (2011)
– vermutlich aus dem 19. Jahrhundert – geschnitten (Abb. 11). Aufgrund fehlender Keramikfragmente sowie datierbarer Hölzer wird
auf diesen Befund nicht näher eingegangen.
Da der Befund innerhalb der Grabungsfläche
randlich gelegen ist, wurde er nur bis zur
bauseits erforderlichen Tiefe untersucht. Die
untersten Füllschichten im Grundwasser blieben erhalten62.
Brunnen und Hofgrablege Befund 195
(2011)
Befund 195 (2011) besteht aus einem Brunnen
mit 2,0 bis 2,4 m Durchmesser und einer so
genannten Hofgrablege in den obersten Einfüllschichten. Wie einleitend erwähnt, ist hinsichtlich der Bestattungsorte seit dem 8. Jahrhundert ein allmählicher Wechsel von den
außerhalb der Siedlungen gelegenen Reihengräberfeldern hin zu Hofgrablegen – also Bestattungen im Siedlungsareal – und Kirchengräbern zu beobachten. Außergewöhnlich ist
Abb. 11
Befund 111 (2011).
Brunnen, Blickrichtung N;
von Ziegelmauer Befund
317 geschnitten.
24
im vorliegenden Fall die Lage innerhalb einer
Brunnenverfüllung.
Der Befund wird durch die Befunde 191,
194 und 226 (alle 2011) geschnitten (Abb. 12).
Der früh- bis hochmittelalterliche Brunnen
226 (2011), der frühestens 1039 +/- 10 Jahre errichtet wurde63, stört den Befund 195 randlich.
Dieser wird wiederum vom nördlich davon gelegenen Brunnen 225 (2011) geschnitten, für
den eine hochmittelalterliche Datierung gesichert ist64. Im unteren Bereich von Befund
195 wurden kleinere Fragmente von Kiefernholz gefunden. Unglücklicherweise waren
aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes
und der geringen Anzahl von Jahrringen keine weiteren dendroarchäologischen Untersuchungen möglich65.
Im Zuge des Profil Anlegens wurde erst
nach Abbaggern der Unterschenkel erkannt,
dass es sich bei den zu Tage kommenden Knochen um ein menschliches Skelett handelte
(Abb. 13). Es wurde anschließend von den
Knien aufwärts freipräpariert. Eventuell ist
die leicht aufgerichtete Lage des Oberkörpers
auf Setzungsprozesse der humosen Brunnenverfüllung zurückzuführen. Die starken
Verlagerungen im Beckenbereich – die Lendenwirbel befanden sich teilweise zwischen
den Oberschenkeln – sind entweder auf eine
zeitnahe Beraubung des Grabes oder auf Tiere
Abb. 12
Befunde 195, 225 und
226 (2011). Drei Brunnen,
Blickrichtung ONO.
zurückzuführen. Grabraub ist in der ausgehenden Merowingerzeit üblich66 und könnte
hier auf einen möglicherweise beigegebenen
Gürtel des Toten abgezielt haben. Neben einem kleinen Eisenstäbchen67 (Taf. 7,35) aus
dem Beckenbereich und einigen Tierknochen
sowie Schlackefragmenten aus der Brunnenverfüllung wurde lediglich ein kleines Messer68 (Taf. 7,34) unterhalb der linken Ulna
geborgen, was sich gut in den Kontext der
zumeist sehr beigabenarmen Hofgrablegen
einordnen lässt.
Brunnen 195 muss zum Zeitpunkt der Bestattung bereits vollständig verfüllt gewesen
sein. Ob die Brunnenverfüllung gezielt als
Bestattungsort ausgewählt wurde oder ob es
sich um Zufall – beispielsweise nach dem Zuwachsen des ehemaligen Brunnens mit Vegetation – handelt, kann nicht geklärt werden.
Für das Skelett wurde eine 14C-Datierung im
Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie
in Mannheim in Auftrag gegeben69. Diese ergab ein unkalibriertes Datum von 1275 ± 18
BP, was nach Kalibrierung der Messkurve zu
einer Datierung zwischen 678 und 769 n. Chr.
führte. Dies rechtfertigt als terminus ante quem
eine Datierung des Brunnens vor 769. Rechnet
man eine gewisse Laufzeit des Brunnens vor
der Verfüllung hinzu, scheint eine Datierung
in das spätere 7. bis in die erste Hälfte des 8.
Jahrhunderts wahrscheinlich.
Bei dem untersuchten Individuum70 handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit
um einen Mann, der im spätmaturen Alter,
also zwischen 50 und 60 Jahren, gestorben ist.
Passend zur Durchschnittsgröße im frühmittelalterlichen Europa konnte eine Körperhöhe
von 166,6 cm ermittelt werden. Das Skelett
62
63
64
65
66
67
68
69
70
Abgetieft bis auf 502,18 m ü. NN.
Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 62 f.
Das Fälldatum der Brunnenhölzer aus Befund
225 kann auf den Zeitraum 1271 +/- 6 Jahre eingegrenzt werden. Laut F. Herzig tritt eine ähnlich
gute Synchronlage aber auch im 11. Jahrhundert
auf, weshalb das Ergebnis durch eine 14C-Altersbestimmung verifiziert werden müsste (zum Zeitpunkt der Bearbeitung noch nicht vorliegend).
Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 59.
Das Phänomen war weit verbreitet. Grabraub wurde auch in der Lex Baiuvariorum, cap. 19,1 (1. Hälfte
8. Jahrhundert) unter strenge Strafe gestellt: „Wenn
einer einen toten Freien aus seinem Grabmal ausgräbt, der büße ihn mit 40 Schillingen den Verwandten und büße das, was er dort weggenommen, als
einen Diebstahl (…)“ (Beyerle 1926, 170–172).
Kat.-Nr. 35.
Kat.-Nr. 34.
Vgl. Beitrag Ronny Friedrich, S. 67 f. Die 14C-Datierung ist seit langem als universelle und genaue
Methode zur Altersbestimmung in der Vor- und
Frühgeschichte etabliert. Der Datierungszeitraum
reicht von historischen Zeiten bis ca. 45.000 Jahre zurück. Als Probenmaterial kommen alle organischen Materialien, die sich erhalten haben, in
Frage (http://www.cez-archaeometrie.de/?page_
id=154, Stand: 12.01.2019). Die Messung wurde an
einer AMS-Anlage vom Typ MICADAS, entwickelt
und gebaut an der ETH Zürich, durchgeführt.
Vgl. Beitrag Bernd Trautmann, S. 66 f.
25
Abb. 13 Befund 195 (2011). Hofgrablege im Brunnen, M. 1:15.
Befund 195
Niv. OK max. 504,73; Niv. UK 502,18 m ü. NN
Schicht
Beschreibung
1
dunkelbeigegrau, lehmig-humos bis mäßig kiesig mit deutlich HK, etliche Knochen
2
beigegrau, leicht lehmig bis mäßig humos-kiesig
3
beige, lehmig bis mäßig humos, mäßig kiesig
4
beigebraun, schluffig-humos bis mäßig kiesig (inhomogen)
5
hellbeige, steril sandig-kiesig (anders gelagert als anstehender Kies)
6
beigegrau, sandig bis mäßig humos-kiesig
7
beigegrau, sandig bis mäßig humos-kiesig
8
graubraun, schluffig-humos-kiesig
Tab. 3 München-Moosach. Schichten des Befunds 195 (2011).
26
Abb. 14 Befund 195 (2011). Profil des Brunnens, M. 1:20.
zeigt altersbedingte, degenerative Veränderungen an allen großen Gelenken sowie im
Bereich der Wirbelsäule. Auffallend ist laut
Trautmann eine starke Beanspruchung an den
Muskelansatzstellen, was auf eine hohe Belastung des gesamten Muskelapparates hinweist.
In Verbindung mit den Veränderungen an den
Gelenken kann daraus geschlossen werden,
dass der Mann auch im fortgeschrittenen Alter sehr aktiv gewesen ist.
Weitere Funde aus der Brunnenverfüllung (Abb. 14) sind verschiedene Tierknochen,
darunter auch ein Hornzapfen vom Rind, sowie Schlackebrocken. Ein Fließschlackebrocken deutet auf Eisenverhüttung im näheren
Umfeld hin.
27
Abb. 15 Befund 226
(2011). Profil EF des
Brunnens, Blickrichtung
WSW.
Brunnen Befund 226 (2011)
Wie bereits bei Befund 195 (2011) erwähnt,
wird dieser Brunnen mit einem Durchmesser
von ca. 2,6 m vom hoch- bis spätmittelalterlichen Brunnen 225 geschnitten.
Bei den insgesamt zehn untersuchten
Holzresten aus Befund 226 handelt es sich
um Reste von Bohlen aus Weißtannen- und
Eichenholz. In der Bauweise könnte eine für
das Frühmittelalter typische Stabbohlenkonstruktion vorliegen (Abb. 15 und 16). Die
108-jährige Eichenserie kann durch das Fehlen von Splintholz und Waldkante nur einen
terminus post quem angeben: Das Fälldatum
liegt demnach nicht vor dem Jahr 1039 n. Chr.
+/- 10 Jahren. Da Brunnen 225 (2011) die Baugrube des Befundes schneidet, muss Brunnen
226 (2011) vor Anlage von Befund 225 wiederverfüllt worden sein71.
Befund 226
Niv. OK max. 504,67; Niv. UK 502,30 m ü. NN
Schicht
Beschreibung
1
schwarzbraun, lehmig-humos-kiesig
2
mittelbraungrauer, lehmig-humos-kiesiger Rand
3
5 cm breite, rotbraune Spur mulchartig vergangenen Holzes
4
dunkelbraungrau bis sehr dunkelbraungrau, sandig bis stärker humos-kiesig mit
mulchartig vergangenen Holzresten
5
grau, schluffig-kiesig
6
sehr dunkelbraungrau, schluffig, stärker humos bis schwach kiesig
Tab. 4 München-Moosach. Schichten des Befunds 226 (2011).
28
Abb. 16 Befund 226 (2011). Profil des Brunnens, M. 1:20.
Das Fälldatum der in Brunnen Befund
225 verbauten Hölzer kann auf den Zeitraum
1271 n. Chr. +/- 6 Jahre eingegrenzt werden.
Laut Herzig tritt eine ähnlich gute Synchronlage aber auch im 11. Jahrhundert auf, weshalb das Ergebnis durch eine 14C-Altersbestimmung verifiziert werden müsste72. Die im
Fundmaterial vorkommenden Scherben spätmittelalterlicher Grauware stützen die Datierung in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts, weshalb eine derart lange Nutzungszeit
von Befund 225 (2011) als unwahrscheinlich
gelten kann.
Im Fundmaterial ist eine größere Menge
Scherben mit weißer Magerung auffallend, die
im Zuge der Befundentnahme aus Schicht 6
eingemessen wurde73.
Brunnen Befund 279 (2011)
Der Brunnenbefund mit einem maximalen
Durchmesser von 3 m und einer maximalen
Tiefe von 2,60 m74 wurde unterhalb eines Betonfundamentes ergraben (Abb. 17).
In Befund 279 waren nur noch wenige
stark abgebaute Bauteilfragmente von einer
71
72
73
74
Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 62 f.
Zum Zeitpunkt der Bearbeitung noch nicht vorliegend.
S. Kapitel „Rauwandige, nachgedrehte Ware mit
weißer Magerung“, S. 46 f.
Niv. OK max. 504,59 m ü. NN., Niv. UK min. 502,00
m ü. NN.
29
Abb. 17
Befund 279 (2011).
Profil CD des Brunnens,
Blickrichtung W.
kastenförmigen Konstruktion auf der Brunnensohle erhalten. Bei allen vier untersuchten Holzresten handelt es sich um Eichenholz
(Quercus sp.)75. Die 54-jährige Serie des Bohlenfragmentes Holz B konnte über bayerische und
süddeutsche Eichenchrononologien auf dem
Befund 279
Endjahr 1173 zur Deckung gebracht werden.
Auch hier kann nur ein terminus post quem für
das Fälldatum angegeben werden, es kann
nicht vor dem Jahr 1190 ± 6 Jahren liegen76.
Die Keramik in der Verfüllung – darunter
auch ein Wandfragment Goldglimmerware77 –
Niv. OK max. 504,59; Niv. UK 502,00 m ü. NN
Schicht
Beschreibung
1
dunkelbraungrau, stärker humos-kiesig
2
inhomogen beigegrau, sandig bis leicht lehmig, humos-kiesig
3
braungrau, sandig-humos-kiesig
4
dunkelbraungrau, stärker humos-kiesig
5
oft als 5 cm breite Spur; locker schwarzbraun, mulchig-humos; stark durchwurzelt
6
locker, dunkelbraungrau, sandig-humos-kiesig; stark durchwurzelt
7
dunkelbraungrau, sandig-humos-kiesig
8
im SSO braungrau, fast steril sandig-kiesig mit rötlichen (Eisen)-Ausfällungen;
im NNW braungrau, fast steril sandig-kiesig
9
sehr dunkelbraungrau, lehmig-humos-kiesig, mit etwas HK
10
dunkelbraungrau, sandig-humos-kiesig
Tab. 5 Schichten des Befunds 279 (2011).
30
Abb. 18 Befund 279 (2011). Profil des Brunnens, M. 1:25.
datiert in das 7. bis 11., die Goldglimmerware maximal ins 12. Jahrhundert. Die wenigen
Fragmente in der Verfüllung (Abb. 18) dürften
anderswo in der Siedlung als Keramikbruch
angefallen sein, der nach Aufgabe des Brunnens eingebracht wurde.
Brunnen Befund 499 (2011)
Brunnen Befund 49978 bestand aus einer kastenförmigen Konstruktion, von der nur die
Reste von vier Eckpfosten und Holzreste auf
der Sohle dokumentiert wurden (Abb. 19). Bei
den Eckpfosten handelt es sich um 7 bis 12 cm
starke Eichenrundhölzer, von denen lediglich
Kernholzreste erhalten geblieben sind (Abb. 20).
Die ursprünglichen Durchmesser waren wahrscheinlich wesentlich größer. Für die Bauweise
kommen sowohl eine Pfostenrahmen- als auch
eine Schlitzpfostenkonstruktion in Frage. Beide Varianten wurden während des Frühmittelalters häufig im unteren Isartal angewendet79.
Außer einem vorgeschichtlichen Keramikfragment lagen keine datierbaren Funde in der
Brunnenverfüllung, die Datierung ins frühe
Mittelalter scheint jedoch aufgrund der zu
dieser Zeit gängigen Konstruktion wahrscheinlich80. Nennenswert ist lediglich der Fund eines
Hundeschädels aus der obersten Schicht des
Brunnens.
75
76
77
78
79
80
Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 63.
Ebd.
S. Kapitel „Goldglimmerware“, S. 47.
Niv. OK max. 504,87; Niv. UK min. 502,17 m ü. NN.
Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 63 f.
Ebd.
31
Abb. 19
Befund 499 (2011).
Planum 8 des Brunnens,
Blickrichtung NW.
Brunnen Befund 533 (2011)
Abb. 20
Reste der Eichenpfosten
FZ 807 aus Befund 499
(unten) und FZ 811
aus Befund 948 (oben).
O. M., L. 30 bzw. 36 cm.
Befund 533 mit einem maximalen Durchmesser von 3,05 m in Planum 1 und mit einer ergrabenen Tiefe von ca. 2,3 m schneidet Pfosten Befund 587 (2011), der somit noch früh- bis
hochmittelalterlicher Zeitstellung sein dürfte. Ein Randfragment mit sichelartiger Profilierung81 aus der Einfüllung ist nur sehr vage
in das 8. bis 11. Jahrhundert zu datieren (Taf.
9,43), legt aber die Verfüllung spätestens im
11. Jahrhundert nahe.
Auch dieser Befund wurde nicht vollständig untersucht, da er außerhalb der Baugrube
lag82. Auf eine eingehendere Betrachtung sowie Umzeichnung wird daher verzichtet.
Brunnen Befund 821 (2011)
Brunnen Befund 821 zeigte sich im Planum
fast kreisrund, weist einen trichterförmigen
Schacht auf und schneidet Befund 930 (Abb.
21). In Planum 5 konnten noch zwei Pfostenlöcher aufgenommen werden, die wahrscheinlich von den Eckpfosten des Brunnenkastens
stammen. Ein dritter Pfostenabdruck wurde
zwar erkannt, ließ sich aufgrund seiner Lage
unterhalb des Grundwasserspiegels aber nicht
mehr dokumentieren. Leider konnten keine
Hölzer geborgen werden.
Das Fundmaterial besteht neben ein paar
Tierknochenfragmenten vorwiegend aus Keramik der rauwandigen, nachgedrehten Ware
81
82
32
Kat.-Nr. 43.
Abgetieft bis auf 502,98 m ü. NN.
Abb. 21 Befund 821 (2011). Profil des Brunnens, M. 1:20.
Befund 821
Niv. OK max. 504,97; Niv. UK 502,30 m ü. NN
Schicht
Beschreibung
1
dunkelbraun, lehmig-humos bis mäßig kiesig mit einzelnen HK-Bröckchen
2
braungrau, sandig-humos-kiesig
3
dunkelbraungrau, leicht lehmig bis humos-kiesig
4
braungrau, sandig bis schwach humos-kiesig (undeutlich gegen Anstehendes abgegrenzt)
Tab. 6 Schichten des Befunds 821 (2011).
33
mit Silberglimmermagerung83. Zwei Randfragmente84 aus den Füllschichten sind in das 7. bis
10. Jahrhundert zu datieren: Vor allem die hoch
eingelagerte Randscherbe Kat.-Nr. 54 (Taf. 11)
scheint charakteristisch zu sein für die Zeit vor
1000. Die Verfüllung kann also frühestens ab
dem 8. Jahrhundert stattgefunden haben und
dürfte vor 1000 abgeschlossen gewesen sein.
Ein Fragment mittelalterlicher Grauware85 aus
dem späten 15. Jahrhundert dürfte im Nachhinein in die obersten Füllschichten gelangt sein.
Brunnen Befund 948 (2011)
Befund 948 weist ein ovales Planum mit einer
maximalen Ausdehnung von 2,25 m (WSW–
ONO) auf. Die Tiefe beträgt, von Planum 1 an
gemessen, ca. 2,36 m bis zur im Grundwasser
liegenden Sohle. Der Schacht inklusive Baugrube zeigt sich leicht trichterförmig (Abb. 24).
Aus der Verfüllung konnten sowohl Reste von
Bohlen der Brunnenverschalung als auch mehrere relativ gut erhaltene Holzfunde geborgen
werden. Unter den insgesamt 27 untersuchten
Abb. 22
Daubengefäßboden aus
dem Brunnen Befund 948
(2011), FZ 815-01.
O. M., Dm. 31 cm.
Abb. 23 a Befund 948
(2011). Henkel und
Eisenkessel im Planum,
M. 1:10.
34
Abb. 23 b
Befund 948 (2011).
Henkel und Eisenkessel,
im Block geborgen,
Blickrichtung NNW.
Holzresten fanden sich Reste von Daubengefäßen aus Weißtanne (Abb. 22), die in den untersten Schichten der Verfüllung lagen. „Die Daubengefäßböden mit Durchmessern zwischen
28 und 33 cm und die 25 cm lange Daube gehören zu Eimern mit Fassungsvermögen zwischen 10 und 15 Litern“86.
Ein eiserner Henkel, der vermutlich zu
einem der Schöpfgefäße gehört hat, wurde
zusammen mit einem korrodierten Eisenkessel (Abb. 23 a, b) im Block geborgen. Er konnte
leider nicht näher untersucht werden, da seitens des Eigentümers kein Einverständnis vorlag. In der Grabungsdokumentation beschreibt
Biermeier das Objekt folgendermaßen: „Bei
der Entnahme des Profils zeigt sich, dass sich
das große Eisenobjekt in schlechtem Zustand
befindet. Es lassen sich teilweise nur Fragmente abbergen. Insgesamt scheint es sich um ein
rundes Objekt von knapp 40 cm Dm. zu handeln (Kessel, Eimer o. ä.). In dem Objekt liegt
ein linsenförmiges, rundes Objekt mit Eisenanhaftungen (unklar, ob aus Eisen; es könnte
83
84
85
86
Befund 948
Kapitel »Keramik«, S. 45 f.
Kat.-Nr. 54 und 56.
Kat.-Nr. 55.
Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 65.
Niv. OK max. 504,28; Niv. UK 501,92 m ü. NN
Schicht
Beschreibung
1
dunkelbraungrau, lehmig-humos-kiesig mit deutlich HK, VL
2
inhomogen dunkelgrünlichgrau, lehmig-humos-kiesig mit einzelnen HK-Flittern
3
inhomogen beige bis braungrau, sandig bis leicht lehmig, mäßig humos-kiesig
4
rötlichbraun, mulchig-humos-kiesig
5
schwarzbraun, stark humos
6
braungrau, sandig bis mäßig humos-kiesig
Tab. 7 Schichten des Befunds 948 (2011).
35
Abb. 24 Befund 948 (2011). Profil des Brunnens, M. 1:20.
auch ein regelmäßig geformter Stein sein). Die
unregelmäßige Struktur des freigelegten Eisens könnte daher rühren, dass es sich um ein
Gefäß handelt, in dem weitere Eisenobjekte
zu einer unförmigen Masse korrodierten. Vor-
wiegend von der Ostseite werden lose Eisenfragmente abgeborgen und der Fundkomplex
freipräpariert (wird unter Pos. 1 verwaltet). Es
handelt sich offensichtlich um einen Kessel;
erkennbar ist der gebrochene, in eine Öse ein-
Abb. 25 Kat.-Nr. 60, aus Befund 948 (2011).
Keramik mit Flechtenbewuchs.
Abb. 26 Kat.-Nr. 61, aus Befund 948 (2011).
Keramik mit Flechtenbewuchs.
36
gehenkte Henkel (erhaltene Öse nach Westen;
Bügel nach Süden umgeklappt); die Objekte im
Inneren sind im Einzelnen in ihrer Funktion
nicht ansprechbar; am Ostrand könnte evtl.
eine Sichel liegen“87.
Dass dies kein ungewöhnlicher Fund in
Brunnen ist, belegen auch weitere Henkelfunde von Brunnensohlen in Aschheim-Keplerstraße (Lkr. München)88 und in Aufhausen/
Bergham (Lkr. Erding)89.
Die dendrochronologischen Untersuchungen90 lassen für diesen Brunnen eine genaue Datierung zu und sind deswegen von besonderem
Interesse. Sie stützt sich auf die Messergebnisse
von Jahrringen dreier verschiedener Holzarten:
Für die Eichenbohlen des Schachtverbaus konnte aufgrund der erhaltenen Waldkante ein exaktes Fälldatum im Jahr 894 bestimmt werden,
was unter den Moosacher Dendrodaten einzigartig ist. Geht man davon aus, dass die Hölzer
nicht über einen längeren Zeitraum gelagert
wurden, dürfte das Baujahr des Brunnens in
diesem oder im darauffolgenden Jahr liegen.
Ein Buchenbrett ohne Waldkante wurde hingegen nach dem Jahr 812 fabriziert. Herstellungsbedingt weisen die Gefäßdauben aus Tanne
keine Waldkanten auf, jedoch gelang auch für
diese eine Datierung: Die Fertigung fand nach
895 statt und weist somit auf eine mehrjährige
Nutzung des Brunnens hin.
Die drei bei der Restbefundentnahme geborgenen Keramikfragmente91 weisen auf der
Innenseite einen Belag auf (Taf. 13). Dieser besteht aus einer mehrschichtigen Struktur, die
an „Eingebranntes“ erinnert. Sowohl die Ausgräber als auch die Bearbeiterin gingen deshalb zunächst von Speiseresten aus. Eine genauere Analyse des „Topfinhaltes“ unter dem
Mikroskop im Landeskriminalamt92 lieferte jedoch ein ganz anderes Ergebnis: Bei den Auflagerungen handelt es sich um Flechtenbewuchs
(Abb. 25 und 26).
Hausstrukturen
auf Befundunterkante“93 als Laufhorizont an.
Die Grube selbst ist noch flach wannenförmig erhalten und weist im Inneren mehrere
Pfostensetzungen auf, die für die Dachkonstruktion oder Nutzung benötigt wurden. Seine
räumliche Nähe zu Brunnen Befund 47 könnte
für die Zusammengehörigkeit der beiden Siedlungsobjekte sprechen.
Aufgrund der fehlenden Beheizbarkeit und
der Nachbarschaft zu ebenerdigen Bauten
kann eine Nutzung als Wohnhaus ausgeschlossen werden. Vielmehr handelt es sich bei Grubenhäusern um kleine, meist rechteckige und
maximal hüfthoch eingetiefte Nebengebäude
bzw. Wirtschaftsgebäude auf früh- und hochmittelalterlichen Anwesen, die in der Regel keine Raumunterteilung aufweisen. Hinweise auf
die darin ausgeübte Tätigkeit kann üblicher-
Grubenhäuser Befunde 30 und 31 (2010)
sowie Grubenhaus Befund 282 (2011)
87
Am Westrand der Grabungsfläche Franz-FihlStraße 11 kam der rechteckige, etwa 3,3 mal
2,8 Meter messende Befund 31 (2010) zu Tage
(Abb. 27). Dabei handelt es sich um ein typisches Grubenhaus, im vorliegenden Fall mit je
drei Pfosten an den Schmalseiten. Biermeier
spricht das „estrichhart verdichtete, humoskiesige Material mit etlichen Holzkohleflittern
88
89
90
91
92
93
Vgl. www.singularch.de/referenzen/moosach_
2011_bericht.pdf, S.21.
Brunnen 38, direkt von der Brunnensohle: Eule
2009, Taf. 48, B5.
Gerhardt 1995, 145.
Vgl. Beitrag Franz Herzig, S. 65 f.
Kat.-Nr. 60 und 61.
Frau Kerstin Gonda, Bayer. LKA (München), und
ihren Kollegen gilt mein Dank für die unkomplizierte Amtshilfe.
Frdl. Hinweis S. Biermeier, München (vgl. Grabungsbericht M-2010-1536-1).
37
Abb. 27
München-Moosach,
Grabung 2010.
Grubenhaus 31 (orange)
und das angeschnittene
Grubenhaus 30 (rot).
Abb. 28–30
Befunde 30 und 31
(2010). Profile, M. 1:25.
C
D
Abb. 31
Grubenhaus Befund 282
(2011).
weise nur das Fundmaterial liefern, was im
vorliegenden Fall leider nicht gelingt. Lediglich
der Fund eines Klopfsteines94 aus Felsgestein
(Taf. 2,11) in Befund 31 (2010) könnte – passend
zu den zahlreichen Schlackefunden in den
Brunnen – in Zusammenhang mit Metallverarbeitung gebracht werden. Dabei muss jedoch in
Betracht gezogen werden, dass der Klopfstein
nur im Grubenhaus gelagert und dort nach
Aufgabe des Gebäudes zurückgelassen wurde.
Grubenhaus 31 (2010) kann problemlos dem
bei Monika Eule definierten Typ C „Sechs-Pfosten-Grubenhaus“ zugeordnet werden95.
Ein weiteres Grubenhaus wurde als Befund 30 (2010) angeschnitten (Abb. 28). Es
liegt, abgesehen von seiner Nordostecke, außerhalb des Grabungsareals (Abb. 27) und ist
wohl jünger als Befund 31 (2010). Es wurde
also nach Aufgabe des vollständig ergrabenen
Grubenhauses angelegt (Abb. 29 und 30).
38
Die in den Grubenhäusern 30 und 31
(2010) gefundene Keramik gehört durchwegs
zur rauwandigen, nachgedrehten Ware (Taf.
1–2)96. Sie legt – äquivalent zu den in den
teilweise dendrodatierten Brunnen gefundenen Fragmenten – eine Datierung zwischen
dem 8. und 11. Jahrhundert nahe. An einem
Zusammenhang zwischen den Brunnen und
diesem Ausschnitt aus einem karolingischen
Gehöft kann kaum gezweifelt werden.
2011 wurde ein weiteres Grubenhaus Befund 282 (2011) entdeckt, das annähernd 4
mal 3 Meter groß war (Abb. 31). Eine Datierung
konnte aufgrund fehlender Funde nicht vorgenommen werden. Es könnte sich ursprünglich
auch um ein „Sechs-Pfosten-Grubenhaus“ gehandelt haben, allerdings sind aufgrund von
Störungen durch andere Befunde möglicherweise nicht mehr alle Pfosten erhalten.
mittelalterlicher Höfe entspricht (Abb. 32)97. Eine zeitliche Zuordnung zum frühen Mittelalter
ergibt sich schon durch die West-Ost-Ausrichtung des Gebäudes, die erst in dieser Epoche
regelhaft vorkommt. Bis zur Römischen Kaiserzeit sind die Gebäude der Münchner Schotterebene zumeist – bis auf wenige Ausnahmen
– Nord-Süd orientiert98.
Als typisch für den bajuwarischen Hausbau können „zusätzliche Pfostenreihen erachtet werden, die durch ihren geringen Abstand
zum konstruktiven Mittelteil eine Art Gang
bilden. Diese zusätzlichen ‚Seitenschiffe‘ können entweder beide Langseiten in voller Länge,
oder nur einen Teil davon begleiten“99. Solche
Pfostensetzungen unterscheiden sich von den
stets recht dicht aneinander gesetzten Pfosten
des Hauptgebäudes durch ihre lockeren und
Hausgrundriss Befund 1068 (2011)
und „Keller“ Befund 685 (2011)
94
95
Ein wichtiger Befund der Grabung Franz-FihlStraße 10 aus dem Jahr 2011 ist ein 17 m langer
und 8 m breiter zweischiffiger Pfostenbau, der
dem gängigen Schema der Hauptgebäude früh-
96
97
98
99
ASM Inv.-Nr. 2016_7625.
Eule 2009, 71. Sie folgt dabei weitestgehend dem
Vorgehen W. Guyans und J. Herrmanns: Guyan
1952; Herrmann 1973.
Vgl. Kapitel „Keramik“, S. 44 ff.
Fries-Knoblach 2006, 349–355.
Schefzik 2001, 113–134.
Eule 2009, 19; Zippelius 1953, 17.
39
Abb. 32 MünchenMoosach, Grabung 2011.
Hausgrundriss Befund
1068 (rot) mit „Keller“
Befund 685 (orange).
Abb. 33
Befund 685 (2011).
Profil des „Kellers“,
M. 1:25.
unregelmäßigen Abstände. Nach Eule werden
sie als Typ III.4 „Zweischiffige Gebäude – Langbauten mit zwei zusätzlichen Pfostenreihen“
bezeichnet100.
Auffallend beim Moosacher Haus ist, dass
die Pfosten der mittleren Reihe häufig einen
größeren Durchmesser aufweisen als jene an
den Seiten. Als Dachkonstruktion sind Rofendächer am wahrscheinlichsten101. Die äußeren,
unregelmäßigen Pfostenreihen könnten den
Dachüberstand gestützt haben. Dieser hier
vorliegende Haustypus wurde von Hermann
Dannheimer102 zunächst anhand der Kirchheimer Ausgrabungen103 als das typische Bajuwarenhaus definiert. Jedoch zeigt sich heute, dass
dieser Typus die Ausnahme ist104. Die Fülle von
Pfosten im Inneren des Hauses deutet auf eine
Innengliederung hin, diese ist jedoch – vor allem wegen jüngerer Störungen – nicht genauer zu entschlüsseln. Hans Geisler geht für die
Häuser der Münchner Schotterebene von einer
Lebensdauer von mindestens 50 bis 100 Jahren
aus105.
Der zur Datierung nötige Laufhorizont
der Langhäuser fehlt wie üblich vollständig,
da dieser bereits mit Abtrag von Humus und
Rotlage zerstört worden ist. Der eingetiefte „Keller“ Befund 685 (2011) stellt in dieser
Form eine Besonderheit dar (Abb. 32 und 33).
Denn er schneidet die Baugrube eines Hauspfostens der Längswand, während er selbst
wiederum von einem wahrscheinlich jünge-
40
ren Pfosten der Firstreihe geschnitten wird.
Daher handelt es sich vermutlich um eine zu
dem Haus gehörende, seichte (Keller-)Grube.
In Pfosten 805 (2011), bei dem es sich wohl
um einen der Eckpfosten des Hauses handelt,
wurde ein kleines Fragment nachgedrehter
Keramik mit Silberglimmermagerung gefunden (Taf. 10,52)106. Die Grube von Pfosten 701
– einem der Mittelpfosten des Hauses – war
mit einer silberglimmer- und quarzgemagerten Bodenscherbe verfüllt (Taf. 10,51)107. Beide
Warenarten kommen vom 8. bis zum 11. Jahrhundert vor und finden sich auch in mehreren (teils dendrodatierten) Brunnenbefunden,
so im nächstgelegenen Brunnen 533, dessen
Gleichzeitigkeit und damit Zugehörigkeit wahrscheinlich erscheint.
Für das Haus kann anhand der Grabungsbefunde eine Mehrphasigkeit nachgewiesen
werden, die durch den Austausch einzelner
Pfosten als Reparaturmaßnahme entstanden sein könnte. Deutlich wahrscheinlicher
scheint die Mehrphasigkeit jedoch von einem
Neubau an derselben Stelle herzurühren. Der
Befund steht somit für den Übergang hin zur
Ortskonstanz, wie Biermeier bereits im Grabungsbericht anmerkt: „Mit der Erbauung der
Moosacher Kirche und festgefügten Besitzverhältnissen durch die Herausbildung eines
grundherrlichen Landadels wurde der Kristallisationspunkt für die Entstehung des Dorfes
Moosach geschaffen.“
Einzelpfosten ohne erkennbare
Hausgrundrisse
Da die jeweiligen Pfosten früh- bis hochmittelalterliche Keramik enthalten, sollen diese im
Folgenden kurz besprochen werden.
Pfosten Befund 171 (2010)
Pfosten 171 (Abb. 34) liegt genau wie Pfosten
174 (2010) im östlichen Bereich des Grabungsareals. Der Fund eines keramischen Randfragmentes (Taf. 4,25)108 aus Schicht 1 des Pfostens
könnte eine Datierung ab dem 13. Jahrhundert
rechtfertigen.
Pfosten Befund 337 (2010)
Das Randfragment eines scheibengedrehten
Topfes datiert diesen Befund frühestens in das
13. Jahrhundert (Taf. 7,28)112.
Pfosten Befunde 701 und 805 (2011)
Diese beiden Pfosten aus der Grabung 2011
enthielten Keramikfragmente früh- bis hochmittelalterlicher Zeitstellung (Taf. 10,51.52)113
und konnten dem Befund 1068 (2011) zugeordnet werden, wie weiter oben ausgeführt.
Pfosten Befund 174 (2010)
Im Kernbefund Schicht 1 (Abb. 35) fanden
sich etliche Scherben eines kugeligen Topfes
mit Wellenlinienzier (Taf. 5,27)109. Derartige
Trichterränder kommen sicher ab dem 8. Jahrhundert vor110.
Pfosten Befund 226 (2010)
Aus diesem Befund (Abb. 36) wurden zwei grobe, quarzgemagerte, früh- bis hochmittelalterliche Wandscherben geborgen (Taf. 4,26)111.
100 Eule 2009, 21 Abb. 3; bei Fries-Knoblach 2006:
„Typ I: einfache Pfostenbauten, groß“.
101 Eule 2009, 42.
102 Dannheimer 1973, 161 f.
103 Geisler 1993, Taf. 51, 53, 58, 60, 61.
104 Vgl. Eule 2009, 44.
105 Geisler 1993; Zimmermann 1998, 60–65.
106 Kat.-Nr. 52.
107 Kat.-Nr. 51.
108 Kat.-Nr. 25.
109 Kat.-Nr. 27.
110 Vgl. Kapitel „Keramik“, S. 45.
111 Kat.-Nr. 26.
112 Kat.-Nr. 28.
113 Kat.-Nr. 51 und 52.
174
Abb. 34 Pfosten Befund 171 (2010), M. 1:20.
Abb. 35 Pfosten Befund 174 (2010), M. 1:20.
Abb. 36 Pfosten Befund 226 (2010), M. 1:20.
41
Abb. 37
Befund 887 (2011).
Teilprofil des Ofens
mit freigelegter
Holzkohleschicht,
Blickrichtung ONO.
Ofen
Ofen Befund 887 (2011)
Der kleine birnenförmige Ofen (Abb. 37 und
38) dürfte hochmittelalterlicher Zeitstellung
sein. Welche Funktion er besaß, muss jedoch
mangels aussagekräftiger Funde offen bleiben.
Zwei Keramikfragmente aus der Verfüllung
gehören bereits zur scheibengedrehten Ware
(Taf. 12,57.58)114.
Abb. 38
Befund 887 (2011).
Profil des Ofens,
M. 1:20.
114 Kat.-Nr. 57 und 58.
42
Keramik
Für die merowingische bzw. karolingische Keramik aus Bayern existiert derzeit keine verbindliche, überregional gültige Definition von
Warenarten. Bei den Gefäßen handelt es sich
überwiegend um regional produzierte und formal wenig signifikante Keramiken. Während es
im Rheinland bereits seit römischer Zeit Töpferzentren gibt115, wird die Keramik der Münchner
Schotterebene größtenteils in lokaler Produktion hergestellt. Hilfestellung zur Datierung
der älteren, merowingischen Keramik geben
vor allem die Funde aus Reihengräberfeldern,
von denen eine große Zahl bereits publiziert
ist. Dabei steht die Keramik zahlenmäßig meist
im Schatten der chronologisch besser fassbaren Metallfunde116. Mit dem Ende dieser Bestattungssitte endet allerdings auch das einigermaßen sichere Chronologiegerüst. Die zeitliche
Lücke zur wieder besser datierbaren, mittelalterlichen Gebrauchskeramik wird bisher nur
durch wenige publizierte Befunde überbrückt.
Deswegen muss umso mehr auf die Dringlichkeit von Materialvorlagen karolingisch-ottonischer Keramikkomplexe aus Siedlungen verwiesen werden. Besonders die Dendrodatierung
von Brunnen dieser Zeitstellung kann wertvolle
absolutchronologische Fixpunkte liefern. Nur
so kann es gelingen, Licht in den wohl „dunkelsten Zeitabschnitt“ der mittelalterlichen
Keramikforschung zu bringen. Als Grundlage
für die Keramikbeschreibung dienen sowohl
ein Leitfaden des „Arbeitskreises zur Erstellung
einer einheitlichen Terminologie für die mittelalterliche und neuzeitliche Keramik in Österreich“117, als auch das Standardwerk „Leitfaden
zur Keramikbeschreibung“118.
Für eine Definition von keramischen Materialgruppen ist es nötig, auf deren Zusammensetzung, Herstellung und Form einzugehen.
Unter der in Moosach vorliegenden Keramik
wird bei den Methoden der Formgebung zwischen handgefertigten und nachgedrehten
Gefäßen unterschieden. Bei der ersten und
zugleich einfachsten Machart werden die Gefäße von Hand aus Tonplatten oder -wülsten
aufgebaut, was eine unregelmäßige Wandstärke mit sich bringt. Kennzeichnend dafür sind
Verstreich- und Glättspuren sowie Druckmulden von Fingern im unteren Gefäßdrittel. Bei
der nachgedrehten Ware sind meist feine horizontale Drehrillen vom Nacharbeiten auf einer
drehbaren Unterlage vorhanden. Am deutlichsten sichtbar wird dies zumeist in den Randpartien, wohingegen im unteren Gefäßdrittel
häufig die Spuren des Handaufbaus erkennbar
bleiben. Die sichere Zuweisung zu einer Herstellungsart erweist sich insbesondere bei kleinen Fragmenten als schwierig.
Fast alle Oberflächen können als rau bis
sandig klassifiziert werden, wobei die Beschaffenheit von „fein sandpapierartig“ bis hin zu
einer sehr groben Oberfläche mit hervortretenden Magerungspartikeln reicht.
Die Magerung konnte dem Ton als Ausgangsmaterial intentionell hinzugefügt werden oder in diesem bereits enthalten sein. Die
Beschreibung der Tonzusammensetzung erfolgt ohne zuvor erstellte Dünnschliffe und beschränkt sich somit auf die sichtbaren Partikel
an Bruchstellen.
Der Magerungszusatz hat entscheidende Auswirkungen auf die Eigenschaften
des Tones: Während Kalk und Glimmer den
Schmelzpunkt herabsetzen, erhöht Quarz die
Temperaturwechselbeständigkeit. In der Beschreibung sind sowohl die regel- oder unregelmäßige Verteilung als auch die Größe der
Partikel relevant119.
Weitere Kriterien, die im Katalog Aufnahme finden, sind die Scherbenhärte (nach Mohs),
die Beschaffenheit des Bruchs (glatt bis geklüftet) sowie die Farbe des Scherbens.
Neben all diesen Kriterien ist die Brennbzw. Ofenatmosphäre ein wichtiges Merkmal.
Es gibt zwei Arten von Bränden: zum einen
den Oxidationsbrand, bei dem eine sauerstoffhaltige Atmosphäre herrscht und der Scherben eine rote, braune oder gelbliche Färbung
annimmt; zum anderen den Reduktionsbrand, bei dem ein Sauerstoffentzug stattfindet, wodurch Keramik von grauer bis hin zu
schwarzer Farbe entsteht. Aufgrund fehlender technischer Möglichkeiten der exakten
Brandführung überwiegt im Fundmaterial
von Moosach der Mischbrand, eine Mischung
aus Oxidations- und Reduktionsbrand. Dieser führte zu einem fleckigen Scherben und
konnte sowohl in Töpferöfen als auch in Gru-
115 Als Beispiele hierfür seien sowohl die „Badorfer
Ware“ des 8. bis 9. Jahrhunderts (Lobbedey 1968,
72; Martini 2002, 103) als auch die „Mayener Keramik“ (Redknap 1999) genannt.
116 Vgl. Wintergerst 2005, 47 Anm. 181.
117 Hofer 2010.
118 Bauer u. a. 2005.
119 Wintergerst 2005, 51.
43
Warenart
Anzahl
Prozent
Rätische Knickwandschale
1 RS
0,9 %
Rauwandige, nachgedrehte Ware [gesamt]
[6 RS, 6 BS, 82 WS]
[86,2 %]
Grob quarzgemagerte rauwandige, nachgedrehte Ware
2 RS, 2 BS, 13 WS
15,6 %
Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
3 RS, 2 BS, 30 WS
32,1 %
Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
und gröberem Quarz
1 RS, 2 BS, 17 WS
18,3 %
Rauwandige, nachgedrehte Ware mit weißer Magerung
22 WS
20,2 %
Goldglimmerware
2 WS
1,8 %
Rauwandige hellgraue Ware mit Reduktionskern
3 WS
2,8 %
Scheibengedrehte Ware
3 RS, 6 WS
8,3 %
Tab. 8 München-Moosach. Übersicht über die keramischen Warenarten (n = 109).
benbränden entstehen. Selten kommt ein Oxidationsbrand mit Reduktionskern vor.
Die folgende Unterteilung von Warenarten
dient dem besseren Überblick. Dabei muss insbesondere im Hinblick auf die lokale Produktion von einer großen Bandbreite an Techniken
und Magerungszusätzen ausgegangen werden,
die wohl von der Verfügbarkeit der Rohmaterialien und nicht zuletzt auch vom Geschmack
des Töpfers abhingen. Es wurde angestrebt, das
Moosacher Keramikspektrum mit bereits publizierten Fundorten zu vergleichen und mit
deren Warenarten gleichzusetzen.
Rätische Knickwandschale
Bei Kat.-Nr. 31 aus Brunnenbefund 100 (2011)
handelt es sich um das Randfragment einer
rätischen Knickwandschale (Taf. 7,31). Es liegt
hier ein römisches Altstück vor, das im Zuge
der Brunnenverfüllung dorthin gelangte.
che ist innen wie außen rau bis ledrig, und die
Magerungspartikel kommen in unterschiedlicher Zusammensetzung vor. Das Farbspektrum reicht von beigegrau bis schwarz, womit
es sich überwiegend um reduzierende Brände
oder Mischbrände handeln dürfte. Die Härte
bewegt sich meist zwischen Mohs 3 und 4, der
Bruch ist leicht bis stark geklüftet.
Für die Moosacher Scherben sind als Vergleiche besonders die von Brigitte Haas-Gebhard
publizierten Funde der Nachgedrehten Ware I
aus dem Kloster Frauenchiemsee zu nennen120,
ebenso die als Nachgedrehte Ware I bezeichnete und von Christian Later 2009 publizierte Keramik des Burgstalls von Burghöfe ca. 8,5 km
südlich von Donauwörth121. Parallelen finden
sich auch zur so genannten Burgheimer Ware,
die sich auf das späte 7. bis in das frühe 9. Jahrhundert eingrenzen lässt122. Im Kloster Sandau
lässt sich das Auftreten der als „raue Glimmerware“ definierten Keramik ebenso in das 7./8.
Jahrhundert datieren. Eleonore Wintergerst
hält ein Weiterlaufen dieser Warenart bis in
das 10./11. Jahrhundert hinein für möglich123.
Grob quarzgemagerte rauwandige,
nachgedrehte Ware
Rauwandige, nachgedrehte Ware
Diese Gefäße sind durch Aufwulsten des Tones entstanden und zeigen meist nur in den
Randzonen Spuren einer Überarbeitung auf
der Drehscheibe. Am restlichen Gefäßkörper
finden sich teils deutliche Spuren vom Verstreichen der Tonwülste sowie eine leicht bis stark
unregelmäßige Wandungsstärke. Die Oberflä-
44
Die Oberfläche ist innen wie außen rau bis ledrig, und die groben Magerungspartikel treten
– zumeist von einer feinen Tonschicht ummantelt – an die Oberfläche. Die Magerung besteht
aus feinem bis mittlerem Quarzsand sowie größeren Quarzkiesstückchen (bis ca. 5 mm). Glimmer findet sich im Vergleich zur „rauwandigen,
nachgedrehten Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz“ nur in einer geringen Menge, wobei der Übergang fließend ist.
Das Kriterium „nachgedreht“ lässt sich nicht
an allen Fragmenten zweifelsfrei feststellen.
Die Scherben sind hart gebrannt (Mohs 3–4).
Die einzigen beiden Randscherben dieser
Warenart124 stammen aus dem Pfostenbefund
174 (2010) und gehören zu einem kugeligen bis
eiförmigen Topf mit ausbiegendem Rand sowie
Wellenlinienzier mit einem Randdurchmesser
von ca. 18,3 cm (Taf. 5,27). Die Wellenlinie ist
ein gängiges Verzierungselement, das auch im
Fundmaterial von Frauenchiemsee125 sowie an
zahlreichen Fundplätzen der Münchner Schotterebene vorkommt126. Die Bodenscherbe Kat.Nr. 51 (2011) weist einen Quellrand auf (Abb.
39), was auf die Verwendung einer Zwischenscheibe hindeutet.
Ein Vergleich für die Randform findet sich
in der „Nachgedrehten Ware I“ aus dem Kloster
Frauenchiemsee127. Diese kommt möglicherweise noch in der ausgehenden Merowingerzeit, sicher jedoch ab dem 8. Jahrhundert auf.
Anklänge an diese Randformen gibt es bereits
in der Siedlung von Burgheim128. Wintergerst
bezeichnet die Ware in Sandau als „quarzgemagerte Ware“129.
Abb. 39
Kat.-Nr. 51, aus
Befund 701 (2011).
Bodenscherbe, o. M.
Rauwandige, nachgedrehte Ware
mit Silberglimmermagerung
Diese Warenart entspricht insbesondere in der
Machart (handaufgebaut, nachgedreht) weitestgehend der „grob quarzgemagerten rauwandigen Ware“. Sie unterscheidet sich jedoch von
dieser durch eine feinere Machart und einen
mittleren bis hohen Anteil an Silberglimmer,
der zumeist in Plättchenform erscheint. Grobe
Quarzpartikel kommen hingegen nicht vor.
Die Oberfläche ist rauwandig-sandig, und die
Härte bewegt sich zwischen Mohs 3 und 4. Der
überwiegende Teil der Gefäße dürfte reduzierend gebrannt worden sein, und der Bruch ist
größtenteils leicht geklüftet.
Die besten Vergleiche finden sich auch
hier in der Nachgedrehten Ware I von Frauenchiemsee. In Nordostbayern kommt eine „feine
rauwandig-sandige Ware“ vor, die jedoch einen
geringeren Glimmeranteil aufweist130. Sie dürfte ebenso der von Eule beschriebenen rauen
Silberglimmerware/Variante 2 entsprechen131
sowie der in Sandau belegten „rauhen Glimmerware“132. Formentechnisch ist die Ware
am ehesten mit der Goldglimmerkeramik aus
Nordostbayern zu vergleichen, die in das 7. bis
12. Jahrhundert datiert, wobei der Glimmergehalt mit der Zeit abnimmt133.
Aus Brunnen 821 (2011) stammt ein Randfragment dieses Keramiktyps (Abb. 40)134. Dabei
handelt es sich um einen Topf mit ausbiegendem, leicht sichelförmigem Rand, der schräg
Abb. 40
Kat.-Nr. 56, aus Befund
821 (2011). Rand- und
Wandscherbe, o. M.
120
121
122
123
124
125
126
127
128
129
130
131
132
133
134
Haas-Gebhard 2005, 229–235.
Later 2009, 55–57.
Hübener 1969, 130–132.
Wintergerst 2003, 261 f.
ASM Inv.-Nr. 2016_7553.
Haas-Gebhard 2005, Kat.-Nr. 3018; 3091,1; 3097;
3165; 3264,3; 3269,3.
Eule 2009, 112–114.
Die zwei Moosacher Randfragmente entsprechen
weitestgehend der Randform mit nahezu waagrecht ausbiegendem Rand und rundlicher Randlippe (Haas-Gebhard 2005, 230 Abb. 1,1–2).
ASM Inv.-Nr. 1952,900 und 1952,901. Vgl. HaasGebhard 2005, 231.
Wintergerst 2003, 260.
Wintergerst 2005, 61 f.
Eule 2009, 113 f.
Wintergerst 2003, 261.
Eule 2009, 114.
Kat.-Nr. 56.
45
abgestrichen ist. Der Randdurchmesser des
Gefäßes konnte mit ca. 14 cm rekonstruiert
werden. Auch Kat.-Nr. 43 aus dem Brunnen 533
(2011) zeigt eine entsprechende Randform (Taf.
9,43). Ein formal beinahe identisches Randfragment liegt in der Nachgedrehten Ware I aus
Frauenchiemsee vor135.
Haas-Gebhard schreibt zu diesen Funden:
„Im Süd- sowie im Nordkloster kommen abknickende Ränder mit schräg abgestrichener
Randlippe und sichelartiger Profilierung von
meist recht kleinen Gefäßen mit ca. 12 cm
Durchmesser vor. Sie finden sich andernorts in
Fundzusammenhängen, die vielleicht noch in
der ausgehenden Merowingerzeit, mit Sicherheit jedoch im 8. Jahrhundert zu sehen sind. In
Epfach gehören solche Ränder zum Fundspektrum, das jünger als Grab 210 – ausgestattet mit
einer vielteiligen Gürtelgarnitur aus der Mitte
des 7. Jahrhunderts – anzusehen ist. In Burgheim wurden ähnliche Randformen aus den
Gruben c und d geborgen, die wahrscheinlich
noch im 8. Jahrhundert verfüllt wurden, und
in Wülfingen wurden vergleichbare Stücke in
der nachgedrehten Ware Gruppe A in der Zeit
zwischen der 1. Hälfte des 8. und der 1. Hälfte
des 9. Jahrhunderts hergestellt“136.
Ein weiteres, fast identisches Randfragment (Randform 2) eines Gefäßes mit Kammstrichdekor aus dem Burgstall von Burghöfe
datiert Later in das 9. bis 10./11. Jahrhundert137.
Randfragment Kat.-Nr. 49 aus dem Grubenhausbefund 685 zeigt einen Rand mit leicht
verdickter, keulenförmiger Randlippe (Taf.
10,49). Obwohl sich die Gefäßform nicht mehr
bestimmen lässt, scheint eine Datierung in das
späte 11. bis frühe 13. Jahrhundert wahrscheinlich, wie Later für seine definierte Randform 3
anhand zahlreicher Vergleiche belegt138.
Rauwandige, nachgedrehte Ware
mit Silberglimmermagerung
und gröberem Quarz
Von der rauwandigen, nachgedrehten Ware mit
Silberglimmermagerung unterscheidet sich
diese Untergruppe nur durch das Vorhandensein gröberer Quarzpartikel, die vor allem im
Bruch zu erkennen sind, jedoch selten an die
Oberfläche treten.
Eule bezeichnet diese Warenart als „Raue
Silberglimmerware Variante 1“ und verweist
insbesondere auf die Magerung mit grobem
Quarzbruch. Diese kommt in der Münchner
Schotterebene weit seltener vor als die bereits
angesprochene „Variante 2“ (s. o.)139 – ein Bild,
das sich auch in Moosach zeigt. Von Wintergerst und Later wird diese Ware als Raue Silberglimmerware II angesprochen, welche erst-
46
mals im Kontext der Aschheimer Kirche II in
Erscheinung tritt und somit „frühestens spätmerowingisch, wohl um 700 bzw. in die erste
Hälfte des 8. Jahrhunderts“ datiert140.
In Befund 821 (2011) fand sich auch das
Randfragment (Kat.-Nr. 54) eines Topfes mit
leicht abknickendem Trichterrand und schräg
abgestrichener Randlippe mit einem rekonstruierbaren Randdurchmesser von ca. 13,8 cm
(Taf. 11,54). Dieser Topf weist deutliche Nachdrehspuren im Randbereich auf und wurde
mit mittelfeinem Glimmer sowie unregelmäßig verteiltem Feinkies (bis 4 mm) gemagert.
Zusätzlich wurden Schamottestückchen als
Magerung zugesetzt. Die Zugabe von Keramikbruch als Magerung ist auch bei Funden aus der
Siedlung Aschheim-Keplerstraße belegt141. Der
abknickende Trichterrand kann als charakteristisch für die Zeit vor 1000 angesehen werden142. Für derartige Gefäße aus Frauenchiemsee deutet sich eine chronologische Abfolge
von Trichterrändern mit unverdickt rundlicher
über eine schräg abgestrichene hin zu einer
verdickt rundlichen oder auch spitz zulaufenden Randlippe an, was durch weitere Beobachtungen gestützt wird143. Dannheimer konnte
eine ähnliche Abfolge von runden zu schräg abgestrichenen Randlippen an den Gräberfeldern
von Krachenhausen und Matzhausen feststellen. Während das Krachenhausener Gräberfeld
ausschließlich rundliche Randlippen aufweist
und ins 8. bis 9. Jahrhundert datiert, dürfte
Matzhausen in das 10. und frühe 11. Jahrhundert gehören144. Als Datierung ergibt sich somit
eine mögliche Zeitspanne vom 8. bis zum frühen 11. Jahrhundert. Ähnliche Randbildungen
haben eine lange Formentradition: Sie setzten
möglicherweise schon in der ausgehenden Merowingerzeit ein und waren in der Karolingerzeit weit verbreitet. Dies belegen beispielsweise
die Siedlungen von Burgheim145, Zolling146 und
Friedberg, auch Frauenwörth147 ist zu nennen.
Im Fundmaterial von Murnau und im Stadtgebiet von München fehlen Gefäße mit solchen
Rändern jedoch, was eine Zeitstellung vor dem
12. Jahrhundert nahelegt.
Rauwandige, nachgedrehte Ware
mit weißer Magerung
Eule benennt diese Variation als „Ware mit
weißkörniger Magerung“, wobei sie die Dünnwandigkeit der Scherben als weiteres Kriterium
anführt. Neben einem Gefäß des 7. Jahrhunderts aus Altenerding148 finden sich derartig
gemagerte Scherben auch in der Aschheimer
Kirche I und II149. In Pliening wird solches
Scherbenmaterial aufgrund seiner Randformen
von Silvia Codreanu-Windauer in das 10. bis 12.
Jahrhundert datiert150. In der frühmittelalterlichen Siedlung von Heimstetten lässt sich derartige Magerung ebenso nachweisen151. Mit 22
Wandscherben ist diese Warenart in Moosach
gut vertreten.
Goldglimmerware
Aufgrund von goldfarbenem Glimmer als Magerungszuschlag liegen mit Kat.-Nr. 40 aus
dem Brunnenbefund 279 (2011) und Kat.-Nr. 50
aus dem Hausbefund 685 (2011) zwei Fragmente der so genannten Goldglimmerware vor (Taf.
9,40; 10,50), eine typische Warenart des frühen
und hohen Mittelalters, die im gesamten süddeutschen Raum verbreitet war.
Die Goldglimmerkeramik entspricht der
bereits 1936 von Paul Reinecke beschriebenen
„karolingischen Keramik“, deren Goldglimmergehalt stark variieren kann152. Ihr Schwerpunkt liegt jedoch eindeutig in Nordostbayern
und im ostbayerischen Donauraum153. Nachgedrehte Goldglimmerware ist vom 7. bis ins 12.
Jahrhundert dokumentiert154.
Rauwandige, helle Ware
mit Reduktionskern
Zwei hellgraue Keramikfragmente aus Ofenbefund 887 (2011) zeigen einen Reduktionskern
und sind wohl bereits scheibengedreht (Taf.
12,57.58). Wegen ihrer Kleinteiligkeit kann diese Ware nicht näher bestimmt werden, dürfte
aber aufgrund der Dünnwandigkeit und des
qualitätsvollen, harten Brandes frühestens
hochmittelalterlicher Zeitstellung sein.
Hoch- bis spätmittelalterliche
Keramik
Aufgrund der ausgeprägten Zerscherbung ist
oftmals schwer zu entscheiden, ob es sich noch
um nach- oder bereits scheibengedrehte Ware
handelt. Die Gefäße sind deutlich dünnwandiger und besitzen eine gleichmäßig glatte Oberfläche. Anstelle der Trichterränder dominieren
nun unterschiedlich ausgeprägte Leisten- sowie
Wulstränder.
Die echte Drehscheibenware ist vollständig
auf der schnell rotierenden Drehscheibe gefertigt, was ein symmetrischer Gefäßaufbau und
feine Drehriefen belegen.
Das Randfragment Kat.-Nr. 25 aus Befund
171 (2010) zeigt einen keulenartig verdickten Leistenrand, der leicht unterschnitten ist
(Taf.4,25). Bei diesem wahrscheinlich noch
nachgedrehten Gefäß besteht die Magerung aus
mittelfeinem Quarzsand, Keramikgrus und Silberglimmer. Es passt gut zur von Later beschriebenen Randform 3, die er anhand von Vergleichen in das späte 11. bis frühe 13. Jahrhundert
datiert155. Ähnliche Randformen überwiegen
auch im Fundmaterial der 1222 aufgelassenen
Burg Saunstein156 sowie der 1198 aufgegebenen
Burg am Hohen Bogen157.
Eine weitere, sicher scheibengedrehte
Randscherbe (Kat.-Nr. 28) stammt aus dem Befund 337 und gehörte wahrscheinlich zu einem
becherförmigen Gefäß (Taf. 7,28). Die Form des
Kragenrandes mit rundlicher Randlippe findet
sich unter anderem in der Drehscheibenware I
von Frauenchiemsee und datiert frühestens in
die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts158. Later
setzt die Entstehung des Kragenrandes – insbesondere wenn er formal noch an die älteren
Leistenränder erinnert – etwas früher ab der
Mitte des 13. Jahrhunderts an159.
Kat.-Nr. 55 aus Brunnenbefund 821 stellt
die jüngste Randscherbe im Fundmaterial der
ausgewählten Befunde dar. Sie weist eine hohe
Dichte des Tones sowie eine feine Magerung auf
135 Haas-Gebhard 2005, 230 Abb. 1 (Inv.-Nr. T 898).
136 Ebd.; Epfach: Dannheimer 1969, Taf. 68,10–11;
Burgheim: ASM Inv.-Nr. 1949,793;795; Wülfingen:
Schulze 1981, 38 f. Abb. 69.
137 Later 2009, 95 Abb. 41 (Kat.-Nr. 138).
138 Ebd. 64 f.
139 Eule 2009, 113.
140 Later 2005, 290.
141 Eule 2009, 113.
142 Wintergerst 2005, 268 Anm. 8.
143 Haas-Gebhard 2005, 231 f.
144 Dannheimer 1973, 238–243.
145 Hübener 1969.
146 ASM Inv.-Nr. 1969,1213 f.
147 Haas-Gebhard 2005, 233.
148 Dannheimer 1968, 48 f. Abb. 9.
149 Dannheimer 1988, 66 Taf. 22,3.
150 Codreanu-Windauer 1997, 133.
151 Frdl. Hinweis von Dr. Bernd Steidl, ASM.
152 Reinecke 1936, 199 f. Abb. 1–3.
153 Schreg 1998, 215 f.
154 Wintergerst 2005, 70; Schreg 1998, 217.
155 Later 2009, 64 f.
156 Engelhardt/Pleyer 1986, 59–64.
157 Dannheimer 1973, Taf. 16–19.
158 Haas-Gebhard 2005, 239 f.
159 Later 2009, 68.
47
und ist zusätzlich poliert, was ihr eine „metallische“ Oberfläche verleiht. Der schräg gestellte, profilierte Kragenrand mit Mittelrippe ist
typisch für das fortgeschrittene 15. Jahrhundert160. Da das Fragment bei Anlage des Profils
C–D gefunden wurde und somit nicht in den
tieferen Schichten des Befundes, ist die junge
Datierung nicht weiter verwunderlich.
160 Drehscheibenware II Frauenchiemsee: HaasGebhard 2005, 243 f.; Altbayern, Murnau: Mittelstraß 1994, Taf. 36,354–378; München: Behrer
2001, Taf. 21.
48
Fazit: Moosach wird „sesshaft“ –
Hof, Kirche und Friedhof
Wie bereits einleitend angekündigt, soll abschließend die Frage nach der Besiedlungskontinuität Moosachs erörtert werden. Die Ausgrabungen erfassten erstmals den Übergang von
der Merowinger- bzw. Karolingerzeit zum bestehenden Ortskern Moosachs auf dem Gebiet
der heutigen Landeshauptstadt München.
Aufgrund der relativ deutlich erkennbaren Pfosten, Gruben und sonstigen Befunde in
der Münchner Schotterebene sind die Überlieferungsbedingungen zur Siedlungsarchäologie günstig. Vor allem die erhaltenen Hölzer
in den Brunnen sowie die 14C-Datierung des
Skelettes aus Befund 195 bieten wertvolle absolutchronologische Fixpunkte (vgl. Anhänge
S. 51 ff.). Die Klärung der Fragestellung ist nur
in der Zusammenschau archäologischer und
schriftlicher Quellen möglich, was besondere
Anforderungen an die Quellenkritik stellt161.
Eine einschneidende Änderung im Bereich des Siedlungswesens zeigt sich auch
anhand der Moosacher Grabungsbefunde: Bis
in das 8. Jahrhundert hinein war es üblich gewesen, Gehöfte – möglicherweise beim Übergang von einer Generation zur nächsten – immer wieder neu anzulegen und diese auch zu
verlegen. Im archäologischen Befund können
sich also mehrere Dorf- bzw. Hofgrundrisse an
unterschiedlichen Plätzen zeigen. Ab dem 8.
Jahrhundert wurden die Siedlungen und Gehöfte nach und nach – meist bis zur Gegenwart – ortskonstant und organisierten sich
rund um die Kirche162. Zahlreiche Beispiele
für Siedlungskonzentrationen rund um frühe
Kirchen sowie eine ausführliche Beschäftigung mit der Dorfgenese wurden jüngst von
Rainer Schreg publiziert163.
Die Moosacher Grabungsbefunde im Speziellen sind ein wertvolles Puzzleteil für die
Archäologie der Stadt München. Der Nachweis
frühmittelalterlicher Dorfstrukturen um die
ersten Kirchen glückte bislang eher selten, da
ungebrochene Bautätigkeit seit dem Hochmittelalter die älteren Siedlungsspuren woanders
beeinträchtigten oder zur Gänze verwischten:
Die Mehrphasigkeit, die für den Hausgrundriss
1068 (2011) festgestellt werden konnte (Abb. 32),
belegt die Errichtung eines neuen Hauses am
selben Standort wie der Vorgängerbau. Eine
Vielzahl von weiteren – zum Teil nicht näher
datierbaren – Hausgrundrissen bestätigt die rege Siedlungstätigkeit. Der eingetiefte „Keller“
685 (2011) könnte auf einen Umbau im alten
Gebäude hindeuten.
Die dendrochronologischen Daten der frühbis hochmittelalterlichen Brunnen decken einen großen Zeitraum zwischen dem 8. und 13.
Jahrhundert ab und liefern absolute Fixpunkte,
die eine durchgehende Besiedelung des Altortes
von München-Moosach belegen (Tab. 9).
Mit der Ortskonstanz und dem Wechsel
der Dynastie von den Merowingern zu den Karolingern einher geht im 8. Jahrhundert auch
der bereits erwähnte Wandel im Bestattungswesen: Während die Reihengräberfelder des 5.
bis 7. Jahrhunderts zahlreiche Beigaben aufweisen, kommen ab dem Ende des 7. Jahrhunderts
immer mehr beigabenlose Gräber vor. Grabbeigaben sind allerdings „kein Zeichen heidnischen Glaubens, sondern Indizien für eine gesellschaftlich noch instabile Zeit, in der man in
prähistorischer Tradition seinen sozialen Status
durch Bestattungszeremonien demonstrierte
und stabilisierte. Mit der Errichtung von stabilen Grundherrschaften und Pfarreiorganisationen gegen Ende des 7. Jahrhunderts erlosch dann
zunächst die Beigabensitte. In einem weiteren
Schritt wurden die Friedhöfe dann sukzessive
verlagert, bis sie im Endstadium an der Ortskirche angelegt wurden“164. Die Hofgrablege
Befund 195 (2011) ist Zeugnis dieses Wandels im
Bestattungswesen (Abb. 13). Die 14C-Datierung
Brunnen
Datierung
195 (2011)
verfüllt vor Hofgrablege (678–769)
47 (2010)
nach 793 ± 8 Jahre
948 (2011)
Fälldatum 894
226 (2011)
nach 1039 +/- 10 Jahre
279 (2011)
nach 1190 +/- 6 Jahre
225 (2011)
11. Jahrhundert oder 1271 +/- 6 Jahre
Tab. 9 München-Moosach. Absolutdatierte Brunnen.
161
162
163
164
Ausführlich: Schreg 2009.
Steuer 2004, 199.
Schreg 2009, 293–317.
Haas-Gebhard 2016, 29.
49
des Skeletts, die einen Zeitraum zwischen 678
und 769 n. Chr. festlegt, entspricht dem gängigen Datierungsschema einer Hofgrablege. Die
Zeitgleichheit mit einem der Hausgrundrisse –
etwa mit dem mehrphasigen Befund 1068 von
2011 (Abb. 32) – ist wahrscheinlich.
Im Spätherbst 2018 wurden in Moosach
erneut archäologische Untersuchungen durchgeführt: Die Parzelle Pelkovenstraße 66, in
unmittelbarer Nähe zu den Flurstücken der
Grabungen 2010 und 2011 gelegen, wurde auf
weiteren 1.400 qm geöffnet. Neben zahlreichen mittelalterlich-neuzeitlichen Befunden
traten auch hier frühmittelalterliche zutage.
Während in der Südwestecke des Grundstücks
ein Grubenhaus ausgegraben werden konnte,
war aus den übrigen Pfosten heraus leider kein
Hausgrundriss rekonstruierbar. Wenige keramische Funde belegen allerdings eine frühmittelalterliche Zeitstellung. Bei einem Brunnen muss vorerst offen bleiben, ob dieser aus
dem Frühmittelalter oder aus römischer Zeit
stammt. Weit interessanter, nämlich für die
Interpretation von Grab 195, ist die Auffindung
von fünf weiteren Hofgrablegen: Alle fünf Bestattungen waren ungestört, wurden anthropologisch untersucht und in die Zeit um 700
datiert. Bei den Toten handelt es sich um einen
knapp 30 bis 40 Jahre alten Mann, daneben einen 15 bis 16 Jahre alten Jungen, der vor allem
durch seine Kleinwüchsigkeit auffällt. Ein weiterer Mann im Alter von 40 bis 60 Jahren wurde mit einem Klappmesser beigesetzt, während
das Grab einer Frau von 20 bis 30 Jahren beigabenlos blieb. Im Gegensatz dazu wurde das
5- oder 6-jährige Mädchen im letzten Grab mit
einem bronzenen Kolbenarmring, Perlen sowie
einem goldenen Ohrringpaar bestattet. Dies
deutet darauf hin, dass es sich bei der Verstorbenen um das Mitglied einer wohlhabenden
Familie gehandelt haben dürfte165.
Hofgrablegen können als archäologischer
Niederschlag der komplizierten politischen Veränderungen am Ende des 7. und beginnenden
8. Jahrhunderts gesehen werden. „In dieser Umbruchsituation, gekennzeichnet durch die herrschaftliche Durchdringung des bajuwarischen
Stammesgebietes durch die Franken, die Entstehung der Grundherrschaft und der durchgreifenden Pfarrorganisation scheint die Wahl
des Bestattungsortes nicht einer verbindlichen
Norm zu unterliegen. Der gemeinschaftliche
Aspekt der zuvor existierenden Reihengräberfelder und wie er auch danach auf Kirchfriedhöfen vorkommt, scheint in den Hintergrund
zu treten“166.
Es ist ein dringendes Desiderat, weitere
früh- bis hochmittelalterliche Siedlungsbefunde in Bayern im Hinblick auf die Dorfgenese
auszuwerten. Eine Bestandsaufnahme bieten
50
vor allem die Arbeiten von Stefan Winghart167
und Janine Fries-Knoblach168. Die Hofgrablegen
wurden von Monika Eule thematisiert169.
Die Keramik als erhaltungsbedingt aussagekräftigste Fundgruppe ist nach wie vor das
größte Problem der Erforschung des ausgehenden Früh- und beginnenden Hochmittelalters.
Da man für absolutchronologische Einordnungen immer noch vorrangig auf beigabenführende Gräber angewiesen ist, ergeben sich nach
dem Ende der Beigabensitte im 8. Jahrhundert
große Unsicherheiten. Oftmals ist es auch fraglich, ob nachmerowingische Funde überhaupt
als solche erkannt wurden170.
Als ein erster Schritt zur Verbesserung der
Keramikchronologie böte es sich an, fundstellenübergreifend die absolut datierbaren Komplexe und ihre Keramik zu bearbeiten. Da es
sich beim keramischen Fundgut nicht um
Massenware handelt, sind fotografische Abbildungen unabdingbar, um die gesamte Bandbreite des lokal produzierten, formentechnisch
– nach aktuellem Forschungsstand – wenig
spezifischen Materials zu erfassen.
Abschließend bleibt festzustellen, dass mit
der Erbauung der Moosacher Kirche, den festgefügten Besitzverhältnissen durch die Herausbildung eines grundherrlichen Landadels und der
Entstehung einer Eigenkirche die Voraussetzungen für die Entstehung des Dorfes Moosach
geschaffen wurden. Ob der 2010/11 ausgegrabene Hof ein normales Gehöft oder ein Herrenhof
war, bleibt allerdings unklar. Die Beigabe von
Goldohrringen in dem jüngst (2018) entdeckten
Mädchengrab deutet jedenfalls auf eine sozial
besser gestellte Familie in unmittelbarer Nähe hin. Auch wenn der erste, möglicherweise
hölzerne Kirchenbau noch nicht nachgewiesen
werden konnte und nur ein kleiner Ausschnitt
der Besiedelung rund um den Moosacher Altort
nunmehr vorliegt, ergibt sich zusammen mit
der Urkunde von 815 ein stimmiges, durch
mehrere – historische, archäologische und
naturwissenschaftliche – Quellengattungen
belegtes Bild für die Dorfgenese und Siedlungskontinuität Moosachs. Zusammen mit weiteren
spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Befunden resultiert daraus eine archäologisch nachgewiesene Siedlungskonstanz von mehr als
1.200 Jahren bis zum heutigen Tag.
165 Frdl. Hinweis von Stefan Biermeier, München
(www.singularch.de/referenzen/moosach_2018_
bericht.pdf).
166 Eule 2009, 179.
167 Winghart 1995.
168 Fries-Knoblach 2006.
169 Eule 2009.
170 Schreg 2009, 308 f.
Dendrologie
Franz Herzig und Andrea Seim
Verschiedene Holzbefunde
aus der Grabung 2010
Untersuchung an das Dendrolabor des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in
Thierhaupten übersandt.
Brunnen Befund 47
Im Vorgriff auf geplante Baumaßnahmen im
genannten Grundstück fanden 2010 archäologische Ausgrabungen statt. Dabei wurden auch
Schichten und Befunde angeschnitten, die bis
in das Grundwasserniveau hineinreichten und
hölzerne Bauteile enthielten (Abb. 41).
Zu dem Befund 47 gehören die untersten
Bohlenlagen eines Brunnens. Aufgrund seiner Beifunde vermuteten die Ausgräber eine
früh- bis hochmittelalterliche Zeitstellung.
Die Grube Befund 167 enthielt hingegen eine
Truhe, von der angenommen wurde, dass sie
erst im 17. Jahrhundert hergestellt worden
war. Diese Holzfunde wurden zur weiteren
Innerhalb einer kiesigen Schicht ab dem Planum 5 waren hölzerne Bauteile erhalten (vgl.
Abb. 7). Der nahezu quadratische, 140 x 140 cm
messende Kastenbrunnen hatte eine lichte
Weite von 120 x 120 cm. Knapp oberhalb des
aktuellen Grundwasserspiegels konnten noch
13 stark zersetzte Bohlen bzw. Bohlenfragmente geborgen werden. Es handelte sich dabei
ausschließlich um Eichen (Quercus sp.). Ihre Erhaltung war sehr schlecht: Erhalten geblieben
sind die inneren resistenten Kernholzpartien.
Die Oberflächen mit den Bearbeitungsspuren
und die Enden mit den Eckverbindungen waren durch Abbauprozesse weitgehend zerstört
Abb. 41
München-Moosach,
Franz-Fihl-Straße
11. Lage der Befunde
47 und 167 (2010) im
Grabungsplan.
Truhe 167
(2010)
Brunnen 47
(2010)
10 m
10 m
51
Fz.-Nr.
Taxa
L
B
Stärke
DCNr
Jahrringe
Endjahr
DG
B047FZ01
Quercus sp.
99
15,5
9
B047FZ02
Quercus sp.
98
15
7
4
17
B047FZ03
Quercus sp.
145
18
8,3
B047FZ04
Quercus sp.
B047FZ05
Quercus sp.
33
4
2
B047FZ06
Quercus sp.
22
7
1
B047FZ07
Quercus sp.
14
5
B047FZ08-1
Quercus sp.
17
12
5
B047FZ08-2
Abies alba
8
4
0,5
B047FZ08-3
Abies alba
10
4
1
B047FZ09
Quercus sp.
55
12
4
1
52
756
-100
B047FZ10
Quercus sp.
40
12
6
2
79
776
-100
B047FZ11
Quercus sp.
66
13,3
3,5
3
37
747
-100
B047FZ12
Quercus sp.
B047FZ13
Quercus sp.
10
2,5
6
40
7
21
5
29
Befund 47
Befund 167
B167FZ14
Pinus sp.
B167FZ15
Picea abies
7
3,5
B167FZ16
Pinus sp.
9
2
B167FZ17
Pinus sp.
10,5
1,5
Tab. 10 München-Moosach, Franz-Fihl-Straße 11. Holzfundliste zu den Befunden 47 und 167 (2010).
Abb. 42
Befund 47 (2010).
Stark zersetzte
Eichenbohlen (oben
FZ 01; unten FZ 03)
des Brunnens.
Oben: L. 99 cm,
unten: L. 145 cm.
52
-600
-600
worden. Auf Zeichnungen und Plänen ist aber
erkennbar, dass die Enden der Bohlen als Vorhölzer über den eigentlichen Kasten kragten.
Die Eckverbindungen mussten demnach in
Blockbauweise, als Überkämmung oder Verschränkung, ausgebildet gewesen sein.
Die Längen der noch erhaltenen Bohlen
bzw. Bohlenfragmente variieren zwischen 17
und 145 (Tab. 10). Die Bohle mit der Fundzettelnummer 01 (FZ 01) kommt in ihrer Breite
von 15,5 cm und einer Stärke von 9 cm den ursprünglichen Dimensionen der verbauten Elemente vermutlich am nächsten (Abb. 42, oben).
Die Querschnitte sowie die Rekonstruktionen
der Baumdurchmesser zeigen, dass nur innere
Bereiche der verwendeten Stämme erhalten
geblieben sind (Abb. 43). Die ursprünglichen
Stammdurchmesser lassen sich nur grob abschätzen, da die Bohlen in tangentialer Richtung gespalten und die rindennahen, äußeren
Bereiche durch Mikroorganismen stark abgebaut wurden.
Datierung des Brunnens
Die dendrochronologische Messung der Eichenbohlen von Befund 47 erbrachte Jahrringserien, die zwischen 17 und 79 Jahresringen
aufwiesen. Die 79-jährige Fundortmittelkurve
(M100), gebildet aus den Bohlen FZ 09, FZ 10
und FZ 11, konnte über verschiedene Refe-
Abb. 43
Befund 47 (2010).
Querschnitte und
rekonstruierte
Baumdurchmesser
ausgewählter
Eichenbohlen.
53
Abb. 44 Befund 47 (2010). Eichenserien (FZ09–11, schwarz) und Fundortmittelkurve (M100, rot)
in Synchronlage zur Süddeutschen Eichenchronologie (blau).
Probe FZ 02 gemessen und ergab lediglich 17
Jahrringe. Aufgrund der viel zu kurzen Jahrringfolge konnte keine sichere Position ermittelt werden.
Die Oberflächen der Eichenbohlen sind
stark zersetzt, so dass die ursprünglich vorhandenen Splintjahresringe sowie Waldkanten nicht mehr erhalten geblieben sind. Es
handelt sich also um eine reine Kernholzdatierung, bei der nicht bekannt ist, wie viele
Jahresringe bis zur Waldkante, sprich dem
Fälldatum fehlen171. Ein Splintanteil von mindestens 16 ± 8 Jahren muss zu dem ermit-
renzchronologien zweifelsfrei auf dem Jahr
776 n. Chr. zur Deckung gebracht werden
(Abb. 44 und Tab. 11). Stellvertretend für alle
weiteren Bohlen mit tangentialer Spaltrichtung und geringer Jahrringanzahl wurde die
171 Waldkantendatierung: Das Vorhandensein des
letzten Wuchsringes unter der Rinde (sog. Waldkante) ermöglicht eine jahrgenaue Datierung des
Fällungsjahrs, anhand der Ausprägung von Frühoder Spätholz kann der Zeitraum der Fällung weiter eingegrenzt werden. – Splintgrenzendatierung
(nach Hollstein 1980): Diese erfolgt unter der Prämisse, dass Eichen 10 bis 30 Splintholzringe ausbilden. Bei bis zu 100-jährigen Eichen aus dem bayerischen Gebiet kann das Fälldatum theoretisch
auf 16 (± 6) Jahre nach dem des 1. Splintholzringes
eingegrenzt werden. – Kernholzdatierung: Fehlt
das Splintholz, dient nur der letzte vorhandene
Kernholzring als Anhaltspunkt für eine Datierung.
Unter der Annahme, dass bei Eichen mindestens
10 Splintjahre ausgebildet werden, wird nur das
frühestmögliche Jahr der Baumfällung angegeben.
Abb. 45 Befund 47 (2010). Inhalt der Brunnenverfüllung: Daubenfragment aus Tannenholz.
L. 8 cm.
Wuchsbezirkschronologien
GL
WJ
t-TH
t-TB
Datierung
Süddeutsche Eichenchronologie
67.1
WJ 84.6
H 4.7
B 4.3
DAT 776
Bayerische Eichenchronologie
63.9
WJ 61.1
H 3.5
B 3.1
DAT 776
Tab. 11 Befund 47 (2010). Korrelationsergebnisse (GL: Gleichläufigkeit in %; WJ: Prozentangaben an
gemeinsamen, nach dem Intervalltrend ermittelten Weiserjahren; t-TH: t-Test nach Transformierung der rohen
Wertserien nach Hollstein 1980; t-TB: t-Test nach Transformierung der rohen Wertserien nach Baillie/Pilcher
1973).
54
Abb. 46
Befund 167 (2010),
Planum 2.
Abb. 47 Befund 167
(2010). Zeichnerische
Dokumentation im
Planum (unten) sowie im
Profil (oben), o. M.
55
Die dendrochronologischen Messungen
der Kiefernbretter erbrachten zwischen 21bis 41-jährige Jahrringserien, aus denen eine
50-jährige Mittelkurve gebildet werden konnte. Trotz einiger möglicher Positionen auch im
17. und 18. Jahrhundert kann keine zweifelsfreie Datierung angegeben werden.
Die Bretter wiesen die spröde Konsistenz
von Holzkohle auf. Dazu steht aber in Widerspruch, dass die Kiste konkav verformt wurde.
Das ist bei harter, spröder Holzkohle kaum
möglich. Klarheit könnte nur eine Probe verschaffen, die in einem spezialisierten Labor auf
den Grad ihrer Karbonisierung hin zu untersuchen wäre.
Abb. 48
Befund 167 (2010).
Brettfragment FZ 17
von der Ostseite der
Truhe aus Kiefernholz
(Pinus sp.) mit
Querschnitt (links).
B. 10,5 cm.
telten Endjahr hinzugerechnet werden. Der
terminus post quem lautet demnach: Das Fälldatum kann nicht vor dem Jahr 793 ± 8 Jahren
gelegen haben.
Franz Herzig
Brunnen verschiedener Zeitstellung aus der Grabung 2011
Hölzer aus der Brunnenverfüllung
Auf der Brunnensohle, eingebettet in die Brunnenverfüllung, kamen verschiedene Kleinhölzer – meist Fragmente von Bauhölzern – zum
Vorschein (Kat.-Nr. 24). Zwei Bruchstücke gehörten wahrscheinlich zu einem Daubengefäß aus Tannenholz (Abies alba) (Abb. 45). Diese
Fragmente sind bis zu 10 cm lang, 4 cm breit
und maximal 1 cm stark. Form, Größe und Volumen des Gefäßes lassen sich aus dem vorhandenen Material nicht mehr rekonstruieren. Es
ist aber sehr wahrscheinlich, dass die Dauben
zu einem Eimer oder Schöpfgefäß gehörten.
Truhe aus Grube Befund 167
Bei Befund 167 handelt es sich um eine etwa 1,5 m lange und 0,6 m breite Truhe, deren Bretter augenscheinlich verkohlt waren
(Abb. 46 und 47). Aufgrund des Drucks, der
von den umgebenden Schichten ausging, wurden Längs- und Schmalseiten der Truhe konkav verformt. Insgesamt wurden vier Hölzer
aus diesem Befund beprobt. Drei Fragmente
gehörten zu Kiefernbrettern (Pinus sp.) von
der nordwestlichen, südöstlichen und östlichen Seite der Kiste. Die Position des vierten
Brettfragments aus Fichtenholz (Picea abies)
ist nicht bekannt. Die drei maximal 10,5 cm
breiten und 2,5 cm starken Bretter waren tangential aus Kiefernstämmen herausgetrennt,
wahrscheinlich gesägt, worden (Abb. 48).
56
Zwischen Mai und Dezember 2011 fanden auf
dem Areal Franz-Fihl-Straße 10 in MünchenMoosach archäologische Ausgrabungen durch
die Firma SingulArch statt. Auf der Grabungsfläche wurden Siedlungsschichten der
Vorgeschichte, des Frühen Mittelalters, des
Hochmittelalters, der Neuzeit sowie ein frühmittelalterlicher Bestattungsplatz angeschnitten. Zu den Siedlungsbefunden gehörten auch
mehrere Brunnen in Feuchtbodenerhaltung.
Von den Brunnenverschalungen waren im
Wesentlichen nur stark abgebaute Abschnitte unterer Bohlenlagen oder von Eckpfosten
erhalten geblieben. Nur bei Brunnen Befund
225 konnten noch die unteren Bohlenlagen
einer Brunnenverschalung samt ihrer Eckverbindungen dokumentiert werden. Auch
wenn die aufgehenden Bauelemente meistens
vergangen oder stark abgebaut sind, konnten
noch teilweise gut erhaltene Holzartefakte
aus den Verfüllungen der Brunnen geborgen
werden (Tab. 12).
Befund 111
Der Befund 111 gehört zu früh- bis hochmittelalterlichen Kulturschichten (s. S. 24). Die
einzige daraus stammende Holzprobe (FZ 771)
besteht aus nicht mehr bestimmbarem Holzmull.
Fz-Nr
Konstruktion
Verbund
Bauteil
Schnitt
Taxa
L
B
Stärke Dm
Bemerkung
DC
WK
Jahre
Endjahr
DG
Bezeichn.
Schicht
Pl.
Holz A
7
4
Befund 111
771
unbestimmt
Holzmull
Befund 195
772
Fragment
Spaltholz tangential
Pinus sp.
11
6,5
3
10
Bohle
Spaltholz radial
Quercus sp.
66
13,5
3
Holz A
6/7
4
Bohle
Spaltholz
Quercus sp.
56
9
2
Holz C
6/7
4
Brett
Spaltholz
Quercus sp.
70
9
3
Holz D
6/7
4
Fragment
Spaltholz
Quercus sp.
31
4
1
Holz E
6/7
4
Bohle
Halbholz
Quercus sp.
98
16
6
Holz B
6/7
6
Fragment
Spaltholz
Quercus sp.
46
5
1,5
Holz K
6/7
6
Bohle
Halbholz
Quercus sp.
103
16,5
5
Holz F
6/7
6
Bohle
Halbholz
Quercus sp.
94
11
8
Holz G
6/7
6
Bohle
Halbholz
Quercus sp.
94
16
9
8
---
64
1255
---
Holz J
6/7
6
Bohle
Spaltholz
Quercus sp.
95
17
6
4
---
55
1248
---
Holz J
Bohle
Spaltholz tangential
Quercus sp.
88
18
4
26
---
25
1246
---
Holz 1
6/7
6
Befund 225
773
Brunnen
Kasten/
Überblattung
774
Brunnen
Kasten/
Überblattung
775
Brunnen
Kasten/
29
---
49
---
24
---
35
1254
---
25
---
36
1248
---
Überblattung
776
777
Brunnen
Kasten/
mit Überblattung
Überblattung
778
779
Brunnen
Kasten/
Überblattung
780
Brunnen
Kasten/
mit Überblattung
Überblattung
781
Brunnen
Kasten/
Überblattung
781-1
Brunnen
Kasten/
Überblattung
782
Brunnen
Kasten/
Überkämmung/
Überblattung
783
Brunnen
Kasten/
Überblattung
Bohle
Spaltholz tangential
Fagus sylvatica
54
15
4
Holz L
6
Fragment
Spaltholz
Quercus sp.
12
3,4
1,2
Holz M
6/7
Bohle
Spaltholz tangential
Fagus sylvatica
47
12,5
4
Holz O
Bohle
Spaltholz radial
Picea abies
35
9
4
Bohle
Spaltholz tangential
Abies alba
67
15
7,5
Überblattung
784
785
Brunnen
Kasten/
Überblattung
786
Brunnen
Kasten/
Überblattung
787
Brunnen
Kasten/
Insektenfraß
Überblattung
788
Brunnen
Kasten/
9
---
33
---
3
---
39
---
(Anobien)
Bohle
Spaltholz tangential
Abies alba
85
35
Holznagel
Spaltholz
Quercus sp.
3,5
1
9 40
Überblattung
788-2
Brunnen
Kasten/
0,7
steckte schräg
Überblattung
in Bef. 225
Befund 226
789
Fragment
Spaltholz
Abies alba
11
3,5
1
790
Fragment
Spaltholz
Abies alba
21
5
3
791
Fragment
Spaltholz
Abies alba
792
Fragment
Spaltholz
Abies alba
793
8,5
3,5
Holz A
0,3
unbestimmt
abgebauter
4
Holz B
4
Holz C
4
Holz F
4
4
Holz G
4
4
4
Holzmull
794
795
unbestimmt
Holzmull
Brett
Spaltholz radial
Quercus sp.
76
11
3
796
Brett
Spaltholz radial
Quercus sp.
100
6,5
1,5
797
Fragment
Rundholz
Picea abies
798
Brett
Spaltholz radial
Quercus sp.
799
Brunnen
1,5
25
8,5
7
---
108
17
---
54
Totast
1,5
indet
Holzmull
Tab. 12 München-Moosach, Franz-Fihl-Straße 10. Holzfundliste zu allen Befunden.
57
1021
Holz H
1
---
Holz I
4
---
Holz J
4
Holz K
1
Holz L
4
Holz M
1
Fz-Nr
Konstruktion
Verbund
Bauteil
Schnitt
Taxa
L
B
Stärke Dm
Bemerkung
DC
WK
Jahre
---
54
Endjahr
DG
1173
---
Bezeichn.
Schicht
Holz A
5
Holz B
5
Pl.
Fragment
Spaltholz
Quercus sp.
11
6
2
Kasten/
Bohle
Spaltholz
Quercus sp.
54
13
10
802
Fragment
Spaltholz
Quercus sp.
40
4
3
10
803
Fragment
Spaltholz
Quercus sp.
16
7
2
5
6
Fragment
Spaltholz
Picea abies
28
8
2
Holz A
11
8
Pfahl
Rundholz
Quercus sp.
87
12
Holz B
11
8
Pfahl
Rundholz
Quercus sp.
34
6,5
Holz C
9
8
Pfahl
Rundholz
Quercus sp.
30
7
Holz D
9/11
8
Brett
Spaltholz radial
Befund 279
800
801
Brunnen
5
6
Überblattung
Befund 499
804
805
Brunnen
Kasten/
27
---
24
---
Überblattung
806
Brunnen
Kasten/
Überblattung
807
Befund 948
808
809
unbestimmt
Brunnen
Kasten/
Quercus sp.
Holzmull
60
2
16
2
2
?
65
894
---
Blockbau
810
Brett
Spaltholz radial
Quercus sp.
23
8
3
14
---
76
869
---
Holz B
2
5
Bohle
Spaltholz radial
Quercus sp.
36
11
4
6
---
74
874
---
Holz C
2
5
812
Bohle
Spaltholz tangential
Quercus sp.
32
11
4
13
---
69
---
Holz D
813
Bohle
Spaltholz
Quercus sp.
30
7
5
16
---
86
---
Bohle
Spaltholz
Quercus sp.
90
19
5
1
---
70
846
---
811
Brunnen
Kasten/
Überblattung
814
Brunnen
Kasten/
auf Brunnensohle,
Blockbau
815-01
Holz E
Trittschwelle?
Daubengefäß Daubenge-
Spaltholz radial
Abies alba
33
14
2
18
---
74
895
---
Spaltholz radial
Abies alba
31
15,5
2
19
---
85
869
---
Spaltholz radial
Abies alba
28
11
2
20
---
39
---
Spaltholz radial
Abies alba
18
11
1,4
21
---
41
---
11
---
47
fäßboden
815-02
Daubengefäß Daubengefäßboden
815-03
Daubengefäß Daubengefäßboden
815-04
Daubengefäß Daubenge-
fragmentiert,
fäßboden
815-05
815-06
Brett
Spaltholz radial
Abies alba
18
8
2
Spaltholz radial
Abies alba
25
6
2
815-07
Brett
Spaltholz radial
Abies alba
10
5
1,5
815-08
Stiel
Rundholz
Quercus sp.
815-09
Klotz
Rundholz
Fagus sylvatica
815-10
Brett
Spaltholz radial
Abies alba
815-11
Klotz
Rundholz
Salix sp.
815-12
815-13
Daubengefäß Daube
unvollständig
Brett
Daubengefäß Daubenge-
16,5
4
9
3,5
13
7
9
4,5
fragmentiert
895
---
3 4
2,5 3,5
1,7
3 4,5
Spaltholz radial
Quercus sp.
9
10
2
Spaltholz radial
Abies alba
14
10
2,4
Spaltholz radial
Fagus sylvatica
10
11
2
8
2
ringsum zugebeilt
fragmentiert
12
---
54
893
---
22
---
49
847
---
23
---
90
812
---
10
---
42
854
---
15
---
53
891
---
fäßboden
815-14
Brett
815-15
Brett
Spaltholz radial
Abies alba
15
Rundholz
Quercus sp.
10
Brett
Spaltholz radial
Quercus sp.
10
Balken
Spaltholz
Pinus sp.
815-16
815-17
2,4
8
1,7
14
9
Befund 190
820
Tab. 12 München-Moosach, Franz-Fihl-Straße 10. Holzfundliste zu allen Befunden (Fortsetzung).
58
Holz B
4
Befund 190
Die Brunnenstube bzw. der basale Teil des
gemauerten Brunnens war mit Holzbohlen
verschalt worden (Abb. 49). Bei den beiden verprobten Hölzern handelt es sich um Bohlenfragmente aus Kiefernholz (Pinus sp.). Die geringe Anzahl von Jahresringen erlaubte keine
dendrochronologische Untersuchung.
Befund 195
Bei Befund 195 handelt es sich um eine irreguläre Bestattung, die sich über Keramikfunde
und eine 14C-Datierung dem Frühmittelalter
zuordnen ließ (s. S. 24 ff.; 67 f.). Im unteren
Bereich der Grube wurden kleinere Holzfragmente gefunden. Die holzanatomischen Untersuchungen ergaben, dass Kiefernholz (Pinus sp.)
vorliegt. Dendrochronologische Untersuchungen waren wegen des schlechten Erhaltungszustandes und der geringen Anzahl von Jahresringen nicht möglich.
Befund 225
Befund 225 war der einzige Brunnen, bei dem
noch bis zu drei Bohlenlagen erhalten waren
(Abb. 50). Die Bohlen waren aus 16 bis 18 cm
starken Eichenhalbhölzern hergestellt wor-
den, wobei die Spaltseite zum Brunneninneren wies. Über die Ecken verbunden waren
die Bohlen durch einfache Überblattungen.
Der nahezu quadratische Brunnenkasten besaß Seitenlängen von 110 x 103 cm. Die lichte
Weite betrug ungefähr 80 x 80 cm (Abb. 51–
53).
Datierung: Aus den Jahrringserien der
Eichenbohlen des Befundes 225 konnte eine
Abb. 49
Befund 190 (2011).
Gemauerter Brunnen mit
Resten einer basalen,
hölzernen Verschalung
der Brunnenstube.
Abb. 50
Befund 225 (2011),
untere Bohlenlagen.
Die Eichenbohlen
waren durch einfache
Überblattungen über die
Ecken verbunden.
59
Abb. 51
Befund 225 (2011).
Bohlenlagen in den
Plana (oben) sowie im
Profilschnitt (unten).
M. 1:20.
1m
Abb. 52
Befund 225 (2011).
Bis auf das Kernholz
abgebaute Eichenbohle
FZ 777 (Holz B), Sasse
der basalen Bohle.
L. 98 cm.
60
65-jährige Mittelkurve gebildet werden (Abb.
54). Die Mittelkurve wies zu verschiedenen
Eichenchronologien eine hohe Übereinstimmung bei dem Endjahr 1255 auf (Tab. 13). Bei
keiner der Eichenbohlen war die Waldkante
erhalten. Über die Splintgrenzendatierung
kann das Fälldatum auf den Zeitraum 1271 ±
6 Jahre eingegrenzt werden. Allerdings trat
auch eine ähnlich gute Synchronlage im 11.
Jahrhundert auf, so dass das Ergebnis erst
noch durch eine 14C-Altersbestimmung verifiziert werden muss.
Abb. 54 Befund 225 (2011). Eichenmittelkurve (rot) in Synchronlage zur Eichenchronologie des Tertiären
Hügellandes (schwarz).
61
Abb. 53
Befund 225 (2011).
Bis auf das Kernholz
abgebaute Eichenbohle
FZ 779 (Holz F) mit Überblattungen an den Ecken.
L. 103 cm.
Wuchsbezirkschronologien
GL
WJ
t-TH
t-TB
Datierung
Süddeutsche Eichenchronologie
68.8
WJ 75.9
H 5.4
B 5.1
DAT 1255
Bayerische Eichenchronologie
74.2
WJ 73.5
H 5.6
B 4.5
DAT 1255
Tab. 13 Befund 225 (2011). Korrelationsergebnisse (GL: Gleichläufigkeit in %; WJ: Prozentangaben an
gemeinsamen, nach dem Intervalltrend ermittelten Weiserjahren; t-TH: t-Test nach Transformierung der rohen
Wertserien nach Hollstein 1980; t-TB: t-Test nach Transformierung der rohen Wertserien nach Baillie/Pilcher
1973).
Befund 226
Von der Brunnenverschalung des Befundes
226 sind die stark abgebauten Reste mehrerer
senkrecht und waagrecht gesetzter Bauteile
erhalten geblieben (Abb. 55). Insgesamt konnten elf Holzfunde aus dem Befund untersucht
werden. Bei den Bauteilen handelt es sich um
Abb. 55
Befund 226 (2011).
Stark abgebaute
Eichenbohlenreste.
Oben: L. 30 cm (li.),
L. 28 cm (re.);
unten L. 54 cm.
Abb. 56
Befund 226 (2011).
Verbautes Eichenholz
(Quercus sp., schwarz)
und Tannenholz (Abies
alba, grün). M. 1:15.
62
Reste von Bohlen aus Weißtannen- und Eichenholz. Bei der Bauweise könnte eine für
das Frühmittelalter im Isartal typische Stabbohlenkonstruktion vorliegen (Abb. 56)172.
Datierung: Nur das senkrecht verbaute Eichenspaltholz I (FZ 795) wies genügend Jahresringe für eine dendrochronologische Messung
auf. Die 108-jährige Eichenserie konnte über
Abb. 57
Befund 279 (2011).
Stark abgebauter Rest
einer Eichenbohle
(Holz B, FZ 801).
L. 54 cm.
verschiedene Eichenchronologien auf dem
Jahr 1021 zur Deckung gebracht werden. Da
Splint und Waldkante nicht vorhanden waren,
kann nur ein terminus post quem angegeben
werden. Das Fälldatum kann daher nicht vor
dem Jahr 1039 ± 10 Jahren liegen.
Befund 279
Von dem Befund 279 waren nur noch wenige stark abgebaute Bauteilfragmente aus der
Brunnensohle einer kastenförmigen Konstruktion erhalten (Abb. 57). Bei allen vier untersuchten Holzresten handelte es sich um
Eichenholz (Quercus sp.).
Datierung: Die 54-jährige Eichenserie
des Bohlenfragmentes Holz B (FZ 801) konnte
über bayerische und süddeutsche Eichenchrononologien auf dem Jahr 1173 zur Deckung
gebracht werden. Auch hier kann nur ein terminus post quem für das Fälldatum angegeben
werden. Das Fälldatum kann nicht vor dem
Jahr 1190 ± 6 Jahren liegen.
Befund 499
Dieser Befund besteht aus einer kastenförmigen Brunnenkonstruktion, von der nur die Reste von vier Eckpfosten und Holzreste aus der
Brunnensohle erhalten geblieben sind. Bei den
Eckpfosten handelt es sich um 7 bis 12 cm starke Eichenrundhölzer (Abb. 58, unten), von denen aber nur Kernholzreste erhalten geblieben
sind; die ursprünglichen Durchmesser müssen
sicher wesentlich größer gewesen sein.
Als Bauweise kommt eine Pfostenrahmen- oder eine Schlitzpfostenkonstruktion in
Frage. Beide Bauweisen wurden während des
Frühmittelalters im unteren Isartal häufig angewendet173.
Datierung: Die einzige aus diesem Befund
gemessene, nur 24-jährige Jahrringserie des
Eichenpfostens B (FZ 805) konnte nicht datiert
werden.
Abb. 58
Befund 499 (2011).
Reste der Eichenpfosten
FZ 806 (oben) und FZ 807
(unten). Oben: L. 34 cm;
unten: L. 30 cm.
10 cm
172 Senkrecht gesetzte Spaltbohlen werden von innen
durch waagrecht in Eckpfosten verzapfte Querriegel zur Brunnenwand hin fixiert.
173 Dokumentiert in den folgenden unpublizierten
Berichten des BLfD: F. Herzig, Die Brunnenbefunde von Aufhausen-Bergham, M-2007-54709-1_0,
24.01.1996/26.03.2015,
Dendroarchäologische
Untersuchungen, Berichte 1997; ders., Holzfunde
aus dem frühmittelalterlichen Fundplatz Aschheim DAVO-Baustelle, 7836/0265, (Befund 80),
16.07.2000, Dendroarchäologische Untersuchungen, Berichte 2000; ders., Hölzerne Reste eines
frühmittelalterlichen Brunnens, Aschheim, Nördliche Watzmannstraße, M-2011-685-1, 01.07.2011,
Dendroarchäologische Untersuchungen, Berichte
2011; ders., Plattling-Pankofen, Brunnen Befund
713, M-2009-714-1_0, 22.02.2010, Dendroarchäologische Untersuchungen, Berichte 2011.
– Ders./A. Seim, Plattling-Pankofen, Brunnen Befund 305, M-2009-714-1_0, 07.05.2011, Dendroarchäologische Untersuchungen, Berichte 2011. –
Ders./J. Weidemüller, Südliche Erdinger Straße,
M-2012-396-2, 14.08.2013, Dendroarchäologische Untersuchungen, Berichte 2014; J. Weidemüller, Aschheim Ostspange – Befunde 1684 und
1119, M-2011-2037-1,08.08.2013, Dendroarchäologische Untersuchungen, Berichte 2013.
63
Von links oben nach rechts unten im Uhrzeigersinn:
Abb. 59 Befund 948 (2011). Eichenbohle FZ 809.
L. 60 cm.
Abb. 60 Befund 948 (2011). Boden eines Daubengefäßes aus Weißtannenholz (FZ 815-02). Dm. 31 cm.
Abb. 61 Befund 948 (2011). Boden eines Daubengefäßes aus Weißtannenholz (FZ 815-04).
Dm. noch 18 cm.
Abb. 62 Befund 948 (2011). Gefäßdaube aus
Weißtannenholz (FZ 815-06). L. 25 cm.
64
Befund 948
Von Befund 948 waren nur noch Reste von Bohlen der Brunnenverschalung erhalten (Abb. 59).
Auf der Sohle des Brunnens konnten relativ gut
erhaltene Holzfunde der Brunnenverfüllung
geborgen werden. Insgesamt wurden 27 Holzfunde untersucht. Dazu gehörten die Reste von
Daubengefäßen aus Weißtannenholz. Die Daubengefäßböden mit Durchmessern zwischen
28 und 33 cm (Abb. 60–61) sowie eine 25 cm
lange Daube (Abb. 62) gehörten zu Eimern mit
Fassungsvermögen zwischen 10 und 15 Litern.
Datierung: Die Datierung von Befund 948
stützt sich auf die Ergebnisse der Messung von
Jahrringserien dreier verschiedener Holzarten.
Aus den Jahrringserien von fünf Eichenbohlenresten von der Brunnensohle konnte eine 94-jährige Mittelkurve gebildet werden, die
sich über verschiedene Eichenchronologien auf
dem Jahr 894 einhängen ließ (Abb. 63). Da das
Bohlenfragment mit der Nummer FZ 809 noch
die Waldkante aufwies (Abb. 59), ist das Jahr
894 als Fälldatum zu interpretieren.
Ein einzelnes 90-jähriges Buchenbrett (Fagus sylvatica) aus der Brunnenverfüllung konnte auf dem Jahr 812 zur Deckung gebracht werden. Da keine Waldkante vorhanden war, liegt
hiermit ein Datum terminus post quem vor.
Aus den Tannenserien der Daubengefäßböden konnte eine 111-jährige Tannenmittelkurve
gebildet und über die bayerische Tannenchronologie auf dem Jahr 895 eingehängt werden
(Abb. 64). Herstellungsbedingt weisen die Daubengefäßböden keine Waldkanten auf. Die Eimer wurden nach dem Brunnenbau im Jahr
894 fabriziert und deuten auf eine mehrjährige
Nutzung des Brunnens hin.
Abb. 63 Befund 948 (2011). Eichenmittelkurve (rot) in Synchronlage zur bayerischen Eichenchronologie (schwarz).
Abb. 64 Befund 948 (2011). Tannenmittelkurve der Daubengefäße aus der Verfüllung (grün) in Synchronlage zur
bayerischen Tannenchronologie (schwarz).
65
Anthropologie zu Befund 195 (2011)
Bernd Trautmann
Alters- und Geschlechtsbestimmung
Anthropologische Untersuchung
des Skeletts
Für die Alters- und Geschlechtsbestimmung
kamen diejenigen Methoden zur Anwendung,
wie sie in den Richtlinien der SAPM beschrieben sind. Zusätzlich wurde zur Absicherung
der Geschlechtsansprache die metrische Methode nach Murail et al. angewandt175. Bei
dem untersuchten Individuum handelt es sich
mit großer Sicherheit um einen Mann, der im
spätmaturen Lebensalter, zwischen 50 und 70
Jahren, starb.
Das einzige Skelett aus den Grabungen München-Moosach 2010/11 (Abb. 13) wurde in gewaschenem Zustand zur anthropologischen
Untersuchung in die Staatssammlung für
Anthropologie und Paläoanatomie München
(SAPM) übergeben. Die Bearbeitung erfolgte
nach deren Richtlinien174.
Metrik und Rekonstruktion
der Körperhöhe
Repräsentation und Erhaltungsgrad
Als Repräsentation wird der Anteil der überlieferten Knochen bezeichnet, jeweils getrennt
nach den fünf Skelettregionen Schädel, Thorax/Schulter, Arme/Hände, Becken und Beine/
Füße. Jeder Skelettregion wird dabei ein Anteil
von 20% am Gesamtskelett zugeordnet:
Das Individuum ist mit 74% des Skeletts
recht vollständig repräsentiert (Tab. 14). Kleinere Knochen, wie fast alle Fingerglieder
sowie die kompletten Fußwurzel- und Mittelfußknochen, fehlen jedoch. Die Oberflächenbeschaffenheit der Knochen ist ebenfalls
recht gut. Abrasionserscheinungen gibt es
nur wenige, hier jedoch vor allem im Bereich
des Schädels. Dieser ist auch stark fragmentiert, die Kalotte ließ sich jedoch weitgehend
rekonstruieren. Im Bereich des Gesichtsskeletts war eine Rekonstruktion nicht möglich.
So fehlt ein großer Teil der Gesichtsknochen
(komplette Maxilla), und die vorhandenen,
zum Teil sehr dünnwandigen Elemente sind
stark fragmentiert. Zusammenfassend ist zu
sagen, dass sowohl die Anzahl der überlieferten Knochen als auch deren Zustand als insgesamt gut zu bezeichnen sind. Dadurch ist die
Aussagekraft der anthropologischen Untersuchung sehr hoch.
Es wurden insgesamt zehn Maße an diversen
Langknochen genommen, anhand derer die
Körperhöhe des Individuums rekonstruiert
werden konnte. Diese erfolgte nach den Berechnungen von Pearson176 und ergab eine
Körperhöhe von etwa 166,6 cm. Mit dieser Körpergröße lag der Mann im Durchschnitt für
das frühmittelalterliche Europa.
Paläopathologie
Das Individuum zeigt altersbedingte degenerative Veränderungen an allen großen Gelenken sowie im Bereich der Wirbelsäule. Es
handelt sie hierbei meist um mittelschwere
Knochenneubildungen in den Randbereichen
der Gelenke und Wirbelkörper (Osteophyten).
Auffällig ist eine starke Beanspruchung von
Muskelansatzstellen sowohl im Schulterbereich und den oberen Extremitäten als auch
am Becken und den unteren Extremitäten.
Dies weist auf eine hohe Belastung des gesamten Muskelapparates hin und lässt zusammen
mit den Veränderungen in den verschiedenen
Gelenkbereichen auf einen hohen Aktivitätslevel auch in fortgeschrittenem Alter schließen. Weitere pathologische Veränderungen
sind an den Knochen nicht zu finden.
Region
Schädel
Thorax/
Schulter
Arme/
Hände
Becken
Beine/
Füße
Gesamt
Skelett Befund 195
16%
13%
16%
16%
13%
74%
Tab. 14 München-Moosach, Befund 195 (2011). Repräsentation der einzelnen Skelettregionen.
66
Zähne und Zahnhalteapparat
Ronny Friedrich
Vom gesamten Kauapparat sind lediglich die
Mandibula und drei lose Zähne erhalten. Im
Unterkiefer sind alle Zähne bis auf zwei (42,
43) intravital ausgefallen. Es lassen sich noch
Spuren von periapikalen Abszessen finden,
die jedoch nach dem Verlust des jeweiligen
Zahns wieder verheilt sind. Der dritte Zahn
ist der obere zweite linke Molar (27). Aufgrund des Fehlens der kompletten Maxilla
liegt dieser isoliert vor. An den Zähnen zeigen
sich keine auffälligen Befunde, lediglich eine
altersbedingte fortgeschrittene Abrasion der
Zahnkronen. Kariöse Läsionen sind nicht vorhanden.
14
Tierknochen
Zusammen mit dem menschlichen Skelett befinden sich vier Tierknochen im Fundgut. Es
handelt sich dabei wahrscheinlich um einen
Humerus, einen Radius, einen Brustwirbel
sowie um ein weiteres Wirbelfragment eines
Großsäugers wie Rind oder Pferd.
Zusammenfassung
Die insgesamt gute Repräsentanz und Erhaltung der Knochen des Skeletts erlauben eine recht sichere Alters- und Geschlechtsansprache. Die Knochen des 50- bis 70-jährigen
Mannes zeigen außer altersbedingten degenerativen Veränderungen der Gelenke keine
weiteren pathologischen Veränderungen. Die
abgenommenen Knochenmaße ermöglichen
eine Rekonstruktion der Körperhöhe von etwa
166,6 cm. Ansonsten ergeben sich keine weiteren auffälligen Befunde an den menschlichen
Knochen. Lediglich das Vorhandensein mehrerer großer Tierknochen im Fundgut kann
als eher ungewöhnlich gewertet werden.
C-Analyse des Skeletts
Das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie
(Mannheim) erhielt Knochenproben zur Altersbestimmung mit 14C. Die Proben wurden
aufbereitet und der 14C-Gehalt mit dem MICADAS-Beschleuniger des Klaus-Tschira-Archäometrie-Zentrums gemessen. Dazu wurde
aus den Knochen Kollagen extrahiert und mit
Ultrafiltration die Fraktion >30kD abgetrennt.
Diese Fraktion wurde gefriergetrocknet und in
einem Elementaranalysator zu CO2 verbrannt.
Das dabei entstandene CO2 wurde katalytisch
zu Graphit reduziert.
Das Ergebnis der Datierung (Tab. 15): Die
14
C-Alter sind als BP (before present), also
in Jahren vor 1950, angegeben. Sie sind auf
δ13C=-25‰ normiert177. Die 14C-Alter müssen
kalibriert werden, um absolute Kalenderalter
calAD angeben zu können. Die Ergebnisse der
Kalibrierung sind in den beiden Spalten „Cal
1-sigma“ und „Cal 2-sigma“ angegeben mit
entsprechenden 1-sigma- und 2-sigma-Fehlern
der 14C-Alter. Die Kalibration wurde mit dem
Datensatz INTCAL 13 und der Software SwissCal 1.0 (L. Wacker, ETH Zürich) durchgeführt
(Abb. 65).
Der δ13C-Wert stammt aus der Messung
der Isotopenverhältnisse im Beschleuniger;
sein Fehler beträgt ca. 2‰. Der Wert kann
durch Isotopentrennung bei der Aufbereitung und in der Ionenquelle des Beschleunigers gegenüber dem ursprünglichen Wert des
Probenmaterials verfälscht sein und wird nur
zur Korrektur der Fraktionierungseffekte verwendet. Der Wert ist daher nicht mit einer
Messung in einem Massenspektrometer für
stabile Isotope (IRMS) vergleichbar und sollte
nicht zur weiteren Dateninterpretation verwendet werden.
174 http://www.sapm.mwn.de/attachments/article/249/AnleitungSkelettdokumentation2014.pdf
175 Murail u. a. 2005.
176 Pearson 1899.
177 Nach Stuiver/Polach 1977.
14
C-Alter [yr BP]
1275
±
δ13C AMS [‰]
Cal 1-sigma
Cal 2-sigma
C:N
C [%]
Kollagen [%]
18
-25,2
cal AD 689–766
cal AD 678–769
2,9
22,5
1,9
Tab. 15 München-Moosach, Befund 195 (2011). 14C-Analyse der Knochenprobe (Labornr. MAMS 30239).
67
Abb. 65 München-Moosach, Befund 195 (2011). Kalibrationsgrafik zur 14C-Datierung des Skeletts.
C:N-Verhältnis und C-Gehalte des Kollagens sind im normalen Rahmen, und die Kollagenerhaltung des Probenmaterials aus München-Moosach ist gut. Qualitativ gut erhaltenes
Kollagen zeigt typischerweise C:N-Verhältnisse
im Bereich von 2,6–3,3.
Große Abweichungen von diesen Werten
deutet auf degradiertes Kollagen hin, wobei
die 14C-Alter beeinflusst sein können. Relative Kollagenmengen von besser als 1% sind
wünschenswert. Proben mit Kollagenmengen
schlechter als 0,5% sind sehr unzuverlässig
und werden üblicherweise nicht datiert.
68
Katalog
Im Katalogteil sind ausschließlich die frühbis hochmittelalterlichen Funde der Grabungen Franz-Fihl-Straße 10 und 11 aufgeführt.
Während die im Eigentum des Freistaates
Bayern stehenden Funde der Grabung 2010
(Franz-Fihl-Straße 11) mit Inventarnummern
(Inv.-Nr.) genannt werden, sind die Funde der
Grabung 2011 (Franz-Fihl-Straße 10) jeweils
mit ihren auf der Grabung vergebenen Fundzettelnummern (F.-Nr.) bezeichnet. Funde anderer Zeitstellung aus der Grabung im Jahr
2010 wurden in ArchaeoBook inventarisiert,
finden in dieser Arbeit aber keine Auflistung.
Im Katalog wird zusätzlich zu den Befundnummern auch die Jahreszahl der Grabung
(2010 oder 2011) genannt, um Unklarheiten
zu vermeiden und eine schnelle Zuordnung
zu ermöglichen. Da die Funde und deren Datierung im Fließtext nach Befunden geordnet
sind, wurde diese Ordnung auch im Katalogteil beibehalten. Ein befundübergreifender
Überblick zur Beschreibung und Herstellung
der Keramik sowie zu den neun verschiedenen Materialgruppen findet sich im Kapitel
„Keramik“ (S. 43 ff.). Die Fundobjekte wurden
– sofern es aufgrund markanter Unterschiede
sinnvoll erschien – sowohl vorder- als auch
rückseitig fotografiert, ansonsten nur auf ihrer charakteristischeren Seite (Taf. 1–13).
Befund 30 (2010)
1 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
1 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7506 (Taf. 1,1)
L. max. 6,1 cm, Wst. max. 0,45 cm, Gew. 18 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, teilweise sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit Quarzsand, mäßig viel feiner Silberglimmer
Bruchbeschaffenheit: mäßig geklüftet
Porosität: mittelporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: schmutzig beigegrau bis dunkelgrau, fleckig, Bruch durchgehend grau
Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt
Befund 30, Planum 1
2 Grob quarzgemagerte, rauwandige, nachgedrehte Ware
1 BS, Bdm. ca. 13,6 cm; ASM Inv.-Nr. 2016_7507
(Taf. 1,2)
L. max. 6,5 cm, Wst. max. 1,1 cm, Gew. 44 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten (Spuren vom Verstreichen der Tonwülste), nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig,
Magerung teilweise hervortretend
Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer (nur sehr
vereinzelt Goldglimmer), unregelmäßig auftretende sehr große Quarzkiesel (bis 6 mm)
Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau
Brand: Oxidationsbrand, hart gebrannt
Befund 30, Anlage Profil AB, Schicht 1
3
Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
1 WS mit Ritzlinie (Wellenlinien); ASM Inv.-Nr.
2016_7508 (Taf. 1,3)
L. max. 4,6 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 14 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, teilweise sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit Quarzsand, mäßig viel feiner Silberglimmer
Bruchbeschaffenheit: mäßig geklüftet
Porosität: mittelporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: schmutzig beigegrau bis dunkelgrau, fleckig, Bruch durchgehend grau
Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt
Befund 30, Anlage Profil AB, Schicht 2
4
Grob quarzgemagerte, rauwandige, nachgedrehte Ware
1 BS, Durchmesser nicht rekonstruierbar; ASM
Inv.-Nr. 2016_7509 (Taf. 1,4)
L. max. 3,6 cm, Wst. max. 1,0 cm, Gew. 18 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, (Finger-)Spuren vom
Verstreichen der Tonwülste
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, teilweise sandig, Magerungspartikel treten zum Teil
hervor
Magerung: unregelmäßig gemagert mit viel
mittelfeinem Quarzsand, feinem Silberglim-
69
Taf. 1 München-Moosach. Befund 30 (2010) 1–2. 4 Keramik, Außenseite links, Innenseite rechts, 3 Keramik Außenseite, 5 Wetzstein.
1. 3–5 M. 1:1, 2 M 1:2.
70
mer und groben Quarzpartikeln/-kies (bis zu 4
mm)
Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet infolge
der zahlreichen groben und kantigen Magerungsanteile
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau bis grau, fleckig, Bruch durchgehend grau
Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt
Befund 30, Anlage Profil AB, Schicht 1
5 Wetzstein
ASM Inv.-Nr. 2016_7624 (Taf. 1,5)
Zu einer Seite hin verjüngt, L. max. 6,1 cm,
Gew. 104 g
Befund 30, Anlage Profil AB, Schicht 1
Befund 31 (2010)
6 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
3 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7510 (Taf. 2,6)
L. max. 3,9 cm, Wst. max. 0,6–0,7 cm, Gew. 22 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, möglicherweise nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, nur sehr
vereinzelt größere Quarzpartikel
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau bis schwarzgrau, fleckig,
Bruch durchgehend beigegrau
Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt, sekundär verkohlte Stellen innen
Befund 31, Entnahme Profil EF
7 Rauwandige, (nachgedrehte) Ware mit Silberglimmermagerung
2 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7511/1 (Taf. 2,7)
L. max. 3,5 cm, Wst. 0,4–0,5 cm, Gew. 9 g
Herstellung und Herstellungsspuren: wahrscheinlich handgeformt aus Tonwülsten, wahrscheinlich nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und einem mäßig hohen Anteil an Silberglimmer, teilweise Kalk
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittelporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: schwarzgrau, Bruch grau
Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt
Befund 31, Entnahme Q1, Schicht 1
8 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz
1 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7511/2 (Taf. 2,8)
L. max. 3,5 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 11 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten (Spuren vom Verstreichen der Tonwülste), wahrscheinlich nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig,
Magerung teilweise hervortretend, Reste einer
Verzierung auf Außenseite (Wellenlinie/Striche?)
Magerung: regelmäßig fein gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende größere Quarzkiesel (bis
3 mm)
Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet
Porosität: mittelporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau
Brand: Oxidationsbrand, hart gebrannt
Befund 31, Entnahme Q1, Schicht 1
9
Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz
5 WS, davon eine mit Umbruch; ASM Inv.-Nr.
2016_7512 (Taf. 2,9)
L. max. 3,8 cm, Wst. 0,6–0,7 cm, Gew. 36 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende größere Quarzkiesel (bis 3 mm)
Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau bis dunkelgrau, fleckig
Brand: Mischbrand, hart gebrannt
Befund 31, Entnahme Q2, Schicht 1
10 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz
1 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7513 (Taf. 2,10)
L. max. 2,0 cm, Wandstärke max. 0,7 cm, Gew. 4 g
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende größere Quarzkiesel (bis 2 mm)
Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: innen beigegrau, außen schwarzgrau
Brand: Mischbrand, hart gebrannt
Befund 31, Entnahme Q4, Schicht 1
71
Taf. 2 München-Moosach. Befund 31 (2010) 6. 8–10 Keramik Innenseite, 7 Keramik Außenseite, 11 Klopfstein.
M. 1:1.
72
11 Klopfstein
ASM Inv.-Nr. 2016_7625 (Taf. 2,11)
Zu einer Seite hin verjüngt, L. max. 7,2 cm,
Gew. 104 g
Befund 31, Entnahme Q2, Schicht 1
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau bis schwarzgrau
Brand: Mischbrand, hart gebrannt
Bemerkung: unter derselben Fundnummer
wurde eine vorgeschichtliche WS geborgen
(ohne Abb.)
Befund 47, Entnahme Profil AB, Schicht 3
Befund 47 (2010)
15 Grob quarzgemagerte rauwandige, (nachgedrehte) Ware
2 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7518 (Taf. 3,15)
L. max. 1,85 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 3 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig, Magerung teilweise hervortretend
Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende größere Quarzkiesel (bis
3 mm)
Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: grau
Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt
Befund 47, Entnahme Profil AB, Schicht 4
12 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
1 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7515 (Taf. 3,12)
L. max. 4,2 cm, Wst. max. 0,6 cm, Gew. 10 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig,
sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit feinem
Quarzsand und Silberglimmer
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittel- bis feinporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: orange (innen) bis schwarzgrau (außen),
fleckig, Bruch durchgehend beigegrau
Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt
Befund 47, Planum 1, Schicht 1
13 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
1 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7516 (Taf. 3,13)
L. max. 4,9 cm, Wst. max. 0,6 cm, Gew. 12 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittel- bis feinporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: schwarzgrau (innen) bis graubraun (außen), Bruch durchgehend grau
Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt
Befund 47, Entnahme Profil AB, Schicht 2
14 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz
1 BS, 1 WS, Bdm. nicht rekonstruierbar; ASM
Inv.-Nr. 2016_7517 (Taf. 3,14)
L. max. 4,4 cm, Wst. max. 0,5–0,9 cm, Gew. 50 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende größere Quarzkiesel (bis 2 mm)
Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet
16 Grob quarzgemagerte rauwandige, (nachgedrehte) Ware
1 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7519 (Taf. 3,16)
L. max. 3,2 cm, Wst. max. 0,9 cm, Gew. 12 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig,
Magerung teilweise hervortretend
Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende größere Quarzkiesel (bis
4 mm)
Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: graubraun
Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt
Befund 47, Entnahme Profil EF, Schicht 7
17 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz
4 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7544 (Taf. 3,17)
L. max. 4,0 cm, Wst. max. 0,5–0,6 cm, Gew. 16 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende größere Quarzkiesel (bis 3 mm)
Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
73
Taf. 3 München-Moosach. Befund 47 (2010) 12 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts, 13–15 Keramik Außenseite,
16–17 Keramik Innenseite, 18 Schlüssel. M. 1:1.
74
Taf. 4 München-Moosach. Befund 47 (2010) 19–20 Messer, 20–21 Mahlplattenfragmente, 23 Süßwassertuff. Befund 171 (2010)
25 Keramik Außenseite. Befund 226 (2010) 26 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts. 19–20. 25–26 M. 1:1, 21–23 M. 1:2
75
Farbe: braungrau bis schwarzgrau, fleckig
Brand: Mischbrand, hart gebrannt
Befund 47, Entnahme Profil AB, Schicht 1
18 Schlüssel mit hakenförmigem Bart
ASM Inv.-Nr. 2016_7595 (Taf. 3,18)
Unrestauriert, L. max. 13,6 cm
Befund 47, Anlage Profil AB, Schicht 2
19 Messerfragment
ASM Inv.-Nr. 2016_7599 (Taf. 4,19)
Unrestauriert, L. max. 12,6 cm
Befund 47, Anlage Profil CD, Schicht 5
20 Eisenmesser
ASM Inv.-Nr. 2016_7600 (Taf. 4,20)
Unrestauriert, L. max. 10,1 cm
Befund 47, Entnahme Profil CD, Schicht 6
21 Mahlplattenfragment (?)
ASM Inv.-Nr. 2016_7626 (Taf. 4,21)
L. max. 11,6 cm
Befund 47, Entnahme Profil AB, Schicht 2
22 Zwei Mahlplattenfragmente (?)
ASM Inv.-Nr. 2016_7627 (Taf. 4,22)
L. max. 9,6 cm
Befund 47, Anlage Profil EF, Schicht 9
23 Süßwassertuff
ASM Inv.-Nr. 2016_7628 (Taf. 4,23)
L. max. 13,2 cm
Befund 47, Entnahme Profil EF, Schicht 9
24 Reste von Dauben (?) sowie Bauhölzern
ohne Inv.-Nr., F.-Nr. 8 (Abb. 45)
Tannenholz, L. max. 4 cm; Größe und Volumen
des oder der Gefäße(s) nicht mehr rekonstruierbar
Befund 47, Brunnensohle
Befund 171 (2010)
25 Mittelalterliche scheibengedrehte Ware
1 RS; ASM Inv.-Nr. 2016_7551 (Taf. 4,25)
L. max. 3,5 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 12 g
Rand: keulenartig verdickter Leistenrand,
leicht unterschnitten
Herstellung und Herstellungsspuren: scheibengedreht, mit Formholz nachbearbeitet
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig
Magerung: mittelfein gemagert mit Keramikgrus, Quarzsand und Silberglimmer
Bruchbeschaffenheit: geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
76
Farbe: beigegrau bis dunkelgrau, fleckig, Bruch
durchgehend beigegrau
Brand: Mischbrand
Datierung: ab Mitte 13. Jahrhundert
Befund 171, Profil AB, Schicht 1
Befund 226 (2010)
26 Grob quarzgemagerte rauwandige Ware
1 WS; ASM Inv.-Nr. 2016_7580 (Taf. 4,26)
L. max. 5,1 cm, Wst. max. 0,8 cm, Gew. 18 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, teilweise sandig, Magerungspartikel treten zum Teil
hervor
Magerung: unregelmäßig gemagert mit Quarzsand, feinem Glimmer und groben Quarzpartikeln (bis zu 2 mm)
Bruchbeschaffenheit: geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: außen beigegrau, innen schwarzgrau,
Bruch durchgehend grau
Brand: Mischbrand, hart gebrannt
Befund 226, Planum 3
Befund 174 (2010)
27 Grob quarzgemagerte rauwandige Ware
2 RS, 8 WS; kugeliger bis eiförmiger Topf mit
ausbiegendem Rand und Wellenlinienzier,
Rdm. ca. 18,3 cm; ASM Inv.-Nr. 2016_7553 (Taf.
5,27; 6,27)
L. max. 8,6 cm, Wst. max. 0,7 cm, Gew. 296 g
Rand: stark ausbiegend, Randlippe schräg abgestrichen
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, Randpartie deutlich
nachgedreht, (Finger-)Spuren vom Verstreichen
der Tonwülste an Außenseite, innen zum Teil
Spuren vom Nachdrehen
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, teilweise sandig, Magerungspartikel treten zum Teil
hervor
Magerung: unregelmäßig gemagert mit Quarzsand, feinem Glimmer und groben Quarzpartikeln (bis zu 3 mm)
Bruchbeschaffenheit: geklüftet infolge der
zahlreichen groben und kantigen Magerungsanteile
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau bis schwarz, fleckig, Bruch
durchgehend grau
Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt
Datierung: ab 8. Jahrhundert
Befund 174, Anlage Profil AB, Schicht 1
Befund 337 (2010)
28 Spätmittelalterliche scheibengedrehte Ware
1 RS, Becher (?) mit eingekerbtem Rand; ASM
Inv.-Nr. 2016_7667 (Taf. 7,28)
L. max. 2,9 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 7 g
Rand: Kragenrand mit rundlicher Randlippe
und Einkerbungen als Verzierung
Herstellung und Herstellungsspuren: scheibengedreht, mit Formholz nachbearbeitet
Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig
Magerung: regelmäßig fein gemagert mit
Quarzsand, Silberglimmer und Kalk
Bruchbeschaffenheit: glatt bis leicht geklüftet
Porosität: feinporig
Härte: Mohs 4
Farbe: beigegrau bis grau, fleckig, Bruch durchgehend beigegrau
Brand: Mischbrand
Datierung: ab Mitte 13. Jahrhundert
Befund 337, Planum 1
Befund 100 (2011)
29 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
1 WS; F.-Nr. 279 (Taf. 7,29)
L. max. 3,9 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 5 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig,
sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit feinem
Quarzsand und Silberglimmer
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittel- bis feinporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: graubraun bis schwarzgrau, fleckig,
Bruch durchgehend mittelbraungrau
Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt
Befund 100, Planum 1
30 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
1 WS; F.-Nr. 280 (Taf. 7,30)
L. max. 3,3 cm, Wst. max. 0,6 cm, Gew. 5 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig,
sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit feinem
Quarzsand und Silberglimmer, teilweise Kalk
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittelporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: mittelbraun bis schwarzgrau, fleckig,
Bruch durchgehend mittelbraungrau
Brand: Mischbrand, hart gebrannt
Befund 100, Schicht 1
31 Rätische Knickwandschale
1 WS; F.-Nr. 281 (Taf. 7,31)
L. max. 2,9 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 7 g
Herstellung und Herstellungsspuren: scheibengedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig
Magerung: fein gemagert mit Sand und Schamottestücken
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittelporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: orange, Bruch durchgehend orange
Brand: Oxidationsbrand
Befund 100, Anlage Planum 5, Schicht 1
32 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit weißer Magerung
1 WS; F.-Nr. 282 (Taf. 7,32)
L. max. 3,5 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 3 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten (schwankende Wandstärke), nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig
Magerung: leicht unregelmäßig gemagert mit
mittelfeinen Kalk(?)partikeln (0,2–1 mm), mittlerer Anteil von Quarzsand, sehr vereinzelt Silberglimmer
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittel- bis feinporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau bis mittelgrau, fleckig, Bruch
durchgehend beigegrau
Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt
Befund 100, Anlage Planum 6 Westteil
77
Taf. 5 München-Moosach. Befund 174 (2010) 27 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts, 27 oben links und rechts M. 1:2, übrige M. 1:1.
78
Taf. 6 München-Moosach. Befund 174 (2010) 27 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts, M. 1:1.
79
Taf. 7 München-Moosach. Befund 337 (2010) 28 Keramik Außenseite. Befund 100 (2011) 29–32 Keramik Außenseite. Befund 195 (2011)
33 Fließschlacke, 34 Eisenmesser, 35 Eisenstäbchen. M. 1:1.
80
Befund 195 (2011)
33 Fließschlacke
F.-Nr. 21 (Taf. 7,33)
L. max. 8,2 cm, Gew. 84 g
Befund 195, Anlage Profil AB, Schicht 1
34 Eisenmesser
F.-Nr. 30 (Taf. 7,34)
Unrestauriert, L. max. 12,6 cm
Befund 195, Entnahme Planum 3, Schicht 1/2,
unter linker Ulna
35 Kleines Eisenstäbchen
F.-Nr. 31 (Taf. 7,35)
Unrestauriert, L. max. 4,4 cm
Befund 195, Entnahme Planum 3, Schicht 1/2,
aus Beckenbereich
Befund 226 (2011)
36 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit weißer Magerung
2 WS; F.-Nr. 867 (Taf. 8,36)
L. max. 5,3 cm, Wst. max. 0,3–0,4 cm, Gew. 9 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt (schwankende Wandstärke, Fingerdruckspuren), nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig
Magerung: leicht unregelmäßig gemagert mit
mittelfeinen Kalk(?)partikeln (0,2–1 mm, selten
größer), mittlerer Anteil von Quarzsand, kaum
Silberglimmer
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittel- bis feinporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau bis schwarzgrau, fleckig,
Bruch beigegrau bis mittelgrau
Brand: fleckig, Mischbrand, Reduktionskern,
hart gebrannt, sekundäre Brandeinwirkung
Befund 226, Entnahme Profil EF, Schicht 6
37 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit weißer Magerung
18 WS; F.-Nr. 868 (Taf. 8,37)
L. max. 6,2 cm, Wst. max. 0,4–0,7 cm, Gew. 75 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten (schwankende Wandstärke), nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig
Magerung: leicht unregelmäßig gemagert mit
mittelfeinen Kalk(?)Partikeln (0,2–1 mm, selten größer), mittlerer Anteil von Quarzsand,
kein Silberglimmer
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet bis
schiefrig
Porosität: mittel- bis feinporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: orangegrau bis schwarzgrau, fleckig,
Bruch orangegrau bis mittelgrau
Brand: fleckig, Mischbrand, Reduktionskern,
hart gebrannt, Spuren von sekundärer Brandeinwirkung
Befund 226, Restbefundentnahme, Schicht 6
Befund 279 (2011)
38 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
2 WS; F.-Nr. 740 (Taf. 9,38)
L. max. 2,7 cm, Wst. max. 0,6 cm, Gew. 6 g
Herstellung und Herstellungsspuren: vermutlich handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und feinem Glimmer (Goldund Silberglimmer)
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: innen hellgrau, außen dunkelgrau,
Bruch ebenso, Korrosionsspuren auf Oberfläche
Brand: Reduktionsbrand
Befund 279, Entnahme Profil CD, Schicht 6
39 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
2 WS; F.-Nr. 869/1 (Taf. 9,39)
L. max. 4,6 cm, Wst. max. 0,5–0,6 cm, Gew. 11 g
Herstellung und Herstellungsspuren: vermutlich handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit sehr feinem Quarzsand und einem hohen Anteil an
feinem Silberglimmer, nur sehr vereinzelt
Goldglimmerpartikel
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittelporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: mittelgrau Bruch hellbraungrau bis grau
Brand: Reduktionskern, hart gebrannt
Befund 279, Entnahme Profil CD, Schicht 6
40 Goldglimmerware
1 WS; F.-Nr. 869/2 (Taf. 9,40)
L. max. 3,5 cm, Wst. max. 0,4 cm, Gew. 3 g
Herstellung und Herstellungsspuren: nachgedreht, breite Rillen als Verzierung auf Außenseite
81
Taf. 8 München-Moosach. Befund 226 (2011) 36 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts, 37 Keramik, diverse Seiten. M. 1:1.
82
Oberflächenbeschaffenheit: leicht rauwandig,
sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit sehr feinem Quarzsand und einem hohen Anteil an
Goldglimmer, nur sehr vereinzelt kleine Silberglimmerpartikel
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittelporig
Härte: Mohs 4–5
Farbe: innen orangebeige, außen beigegrau,
Bruch orangebeige
Brand: Oxidationsbrand, hart gebrannt
Befund 279, Entnahme Profil CD, Schicht 6
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und feinem Glimmer, nur sehr
vereinzelt etwas gröbere Quarzpartikel
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau bis dunkelbraungrau, fleckig,
Bruch durchgehend hell beigegrau
Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt
Datierung: 8.–11. Jahrhundert
Befund 533, Entnahme Profil EF
Befund 533 (2011)
Befund 685 (2011)
41 Grob quarzgemagerte rauwandige Ware
1 WS; F.-Nr. 573 (Taf. 9,41)
L. max. 3,5 cm, Wst. max. 1,0 cm, Gew. 9 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, wahrscheinlich nicht
nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: stark rauwandig,
sandig, Magerungspartikel spürbar
Magerung: unregelmäßig gemagert mit mittelfeinem bis grobem Quarzsand und Glimmer,
teilweise etwas gröbere Quarzpartikel (bis
3 mm)
Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet
Porosität: grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau bis schwarzgrau, fleckig,
Bruch durchgehend hell beigegrau
Brand: fleckig, Oxidationsbrand, hart gebrannt
Befund 533, Anlage Planum 4, Schicht 1
44 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz
2 WS; F.-Nr. 576/1 (Taf. 9,44)
L. max. 4,2 cm, Wst. max. 0,6 cm, Gew. 9 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten (deutliche Schwankungen in der Wandstärke), nachgedreht (sichtbare
herausgerissene Magerungspartikel auf Innenseite)
Oberflächenbeschaffenheit: stark rauwandig,
sandig, Magerungspartikel spürbar
Magerung: unregelmäßig gemagert mit mittelfeinem bis grobem Quarzsand und Glimmer,
teilweise etwas gröbere Quarzpartikel (bis
3 mm)
Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet
Porosität: grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau bis schwarzgrau, fleckig,
Bruch durchgehend beigegrau
Brand: fleckig, Mischbrand, hart gebrannt
Befund 685, Anlage Planum 2 NO-Quadrant
42 Spätmittelalterliche Grauware (?)
1 WS; F.-Nr. 438 (Taf. 9,42)
L. max. 1,7 cm
Nicht näher bestimmbar aufgrund Kleinteiligkeit, mit Quarzsand und wenig Glimmer gemagert
Befund 533, Anlage Planum 1
43 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
1 RS, Topf mit Rdm. ca. 14 cm; F.-Nr. 617 (Taf.
9,43)
L. max. 3,1 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 4 g
Rand: ausbiegend, leicht sichelförmig, Randpartie und Hals nachgedreht, Randlippe schräg
abgestrichen
Herstellung und Herstellungsspuren: vermutlich handgeformt aus Tonwülsten, Randpartie
und Hals nachgedreht
45 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
3 WS; F.-Nr. 576/2 (Taf. 9,45)
L. max. 3,1 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 9 g
Herstellung und Herstellungsspuren: nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: glatt, minimal sandig rau
Magerung: regelmäßig gemagert mit sehr feinem Quarzsand und feinem Silberglimmer
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: feinporig
Härte: Mohs 4
Farbe: mittelgrau bis schwarzgrau, Bruch grau
Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt
Befund 685, Anlage Planum 2
83
Taf. 9 München-Moosach. Befund 279 (2011) 38–39 Keramik Außenseite, 40 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts. Befund 533 (2011)
41 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts, 42–43 Keramik Außenseite. Befund 685 (2011) 44–45 Keramik Innenseite. M. 1:1.
84
46 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
1 BS und 3 WS sowie drei weitere – vermutlich
vorgeschichtliche – Keramikfragmente; F.-Nr.
618 (Taf. 10,46)
L. max. 4,1 cm, Wst. max. 0,5–0,8 cm, Gew. 19 g
Herstellung und Herstellungsspuren: vermutlich handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, vereinzelt
größere Quarzfragmente
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: orange bis schwarzgrau, fleckig
Brand: Mischbrand, hart gebrannt
Befund 685, Anlage Planum 2, Schicht 1
47 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
1 WS; F.-Nr. 619 (Taf. 10,47)
L. max. 3,3 cm, Wst. max. 0,5–0,6 cm, Gew. 4 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt, nachgedreht (deutlich sichtbare Drehspuren auf Innenseite)
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit feinem
Quarzsand und einem hohen Anteil an feinem
Glimmer, nur sehr vereinzelt etwas gröbere
Quarzpartikel
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau bis schwarzgrau, fleckig,
Bruch durchgehend hell beigegrau
Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt
Befund 685, Anlage Planum 2, Schicht 2
48 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz
1 WS; F.-Nr. 620 (Taf. 10,48)
L. max. 2,4 cm, Wst. max. 0,6–0,8 cm, Gew. 6 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten (deutliche Schwankungen in der Wandstärke)
Oberflächenbeschaffenheit: stark rauwandig,
sandig, Magerungspartikel spürbar
Magerung: unregelmäßig gemagert mit mittelfeinem bis grobem Quarzsand und Glimmer, teilweise etwas gröbere Quarzpartikel (bis 3 mm)
Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet
Porosität: grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau bis schwarzgrau, fleckig,
Bruch durchgehend beigegrau
Brand: fleckig, Mischbrand, hart gebrannt
Befund 685, Anlage Planum 2, Schicht 1
49 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
1 RS, 1 WS, dazu ein weiteres – vermutlich vorgeschichtliches – Keramikfragment (nicht abgebildet); F.-Nr. 621/1 (Taf. 10,49)
L. max. 3,6 cm, Wst. max. 0,7–0,8 cm, Gew. 11 g
Rand: leicht keulenartig verdickte Randlippe
Herstellung und Herstellungsspuren: vermutlich handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Silberglimmer, vereinzelt
größere Quarzfragmente
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: orange bis dunkelgrau, fleckig
Brand: Mischbrand, hart gebrannt
Datierung: 11.–13. Jahrhundert
Befund 685, Anlage Planum 2, Schicht 1
50 Goldglimmerware
1 WS mit Verzierung; F.-Nr. 621/2 (Taf. 10,50)
L. max. 5,7 cm, Wst. max. 0,5–0,6 cm, Gew. 15 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig,
zwei parallele Rillen und Ansatz einer Wellenlinie(?) als Verzierung
Magerung: regelmäßig gemagert mit feinem
Quarzsand und überwiegend Goldglimmer (zumeist als Plättchen)
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittel- bis feinporig
Härte: Mohs 4–5
Farbe: beigegrau bis dunkelgrau, fleckig
Brand: Mischbrand, hart gebrannt
Datierung: 7.–12. Jahrhundert
Befund 685, Anlage Planum 2, Schicht 1
Befund 701 (2011)
51 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz
1 BS, Bdm. ca. 13,5 cm; F.-Nr. 577 (Taf. 10,51)
H. max. 6,5 cm, Wst. max. 0,6–0,8 cm, Gew. 58 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht (deutliche
Drehspuren innen), Quellrand am Boden (Verwendung einer Zwischenscheibe)
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig,
Magerung teilweise hervortretend
Magerung: regelmäßig fein gemagert mit feinem Quarzsand, Kalk und Silberglimmer, unregelmäßig auftretende sehr große Quarzkiesel (bis 6 mm)
85
Taf. 10 München-Moosach. Befund 685 (2011) 46 Keramik Innenseite, 47–50 Keramik Außenseite. Befund 701 (2011) 51 Keramik Außenseite.
Befund 805 (2011) 52 Keramik Außenseite. 46–50.52 M. 1:1, 51 M. 1:2.
86
Taf. 11 München-Moosach. Befund 821 (2011) 53 Keramik Außenseite, 54 Keramik Außenseite (oben), Keramik Innenseite (Mitte),
Keramik Außenseite (unten). M. 1:1.
87
Taf. 12 München-Moosach. Befund 821 (2011) 55 Keramik Außenseite, 56 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts. Befund 887 (2011)
57–58 Keramik Außenseite. 55.57–58 M. 1:1, 56 M. 1:2.
88
Bruchbeschaffenheit: stark geklüftet
Porosität: mittelporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau
Brand: Oxidationsbrand, hart gebrannt
Befund 701, Profil AB, Schicht 2
Befund 805 (2011)
52 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
1 WS; F.-Nr. 583 (Taf. 10,52)
L. max. 2,6 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 4 g
Herstellung und Herstellungsspuren: nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: glatt, minimal
sandig rau
Magerung: regelmäßig gemagert mit sehr feinem Quarzsand und feinem Silberglimmer,
vereinzelte Goldglimmerpartikel
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: feinporig
Härte: Mohs 4
Farbe: innen hellbeige, außen schwarzgrau,
Bruch ebenso
Brand: Mischbrand, hart gebrannt
Befund 805, Schicht 2
Befund 821 (2011)
53 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
3 WS; F.-Nr. 588 (Taf. 11,53)
L. max. 4,3 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 24 g
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, (Finger-)Spuren vom
Verstreichen der Tonwülste, vermutlich nachgedreht (an vorhandenen Fragmenten aber
nicht nachweisbar)
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: regelmäßig stark gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und Glimmer
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet bis
schiefrig
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: grau bis schwarzgrau, fleckig, Bruch
durchgehend mittelbraungrau
Brand: Reduktionsbrand
Befund 821, Anlage des Profils AB
54 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung und gröberem Quarz
1 RS, 2 WS eines Topfes mit ausbiegendem
Rand, Rdm. ca. 13,8 cm; F.-Nr. 603 (Taf. 11,54)
L. max. 10,0 cm, Wst. max. 0,6 cm, Gew. 60 g
Rand: trichterförmig ausbiegend, Randpartie
und Hals nachgedreht, Randlippe schräg abgestrichen, ganz leicht abknickend
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, Randpartie und Hals
deutlich verdickt und nachgedreht, teilweise
Spuren vom Verstreichen der Tonwülste
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig,
teilweise hervortretende grobe Magerungspartikel, Nachbearbeitung im feuchten Zustand
(Glättung)
Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Glimmer, unregelmäßig verteilte gröbere
Kiesel (bis zu 4 mm)
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: außen dunkelgrau, leicht fleckig, innen
hellgrau, Bruch weist Oxidationskern auf
Brand: leicht fleckig, Reduktionsbrand mit Oxidationskern
Datierung: 8.–11. Jahrhundert
Befund 821, Anlage des Profils CD
55 Reduzierend gebrannte Grauware mit „metallischer Oberfläche“
1 RS von Gefäß mit profiliertem Kragenrand;
F.-Nr. 604 (Taf. 12,55). Dabei ferner 5 Wandfragmente spätmittelalterlicher bis neuzeitlicher
Grauware, 1 kalkgemagerte Wandscherbe
sowie 2 Wandscherben rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung (alle
nicht abgebildet).
L. max. 2,6 cm, Wst. max. 0,6 cm, Gew. 14 g
Rand: profilierter Kragenrand mit Mittelrippe
und Kehlung
Herstellung und Herstellungsspuren: echte
Drehscheibenware, poliert („metallische Oberfläche“)
Oberflächenbeschaffenheit: glatt
Magerung: mit feinem Quarz gemagert, kaum
Glimmer, Magerung ummantelt
Bruchbeschaffenheit: kantig
Porosität: feinporig
Härte: Mohs 4–5
Farbe: dunkelgrau
Brand: Reduktionsbrand
Datierung: 15./16. Jahrhundert
Befund 821, Anlage Profil CD, Schicht 1
56 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
1 RS, 1 WS von einem Topf mit ausbiegendem
Rand, Rdm. ca. 14 cm; F.-Nr. 626 (Taf. 12,56)
L. max. 7,8 cm, Wst. max. 0,5–0,6 cm, Gew. 64 g
89
Taf. 13 München-Moosach. Befund 948 (2011) 60–61 Keramik Außenseite links, Innenseite rechts. M. 1:1.
90
Rand: ausbiegend, Randpartie und Hals nachgedreht, Randlippe schräg abgestrichen, leicht
sichelförmig ausbiegend
Herstellung und Herstellungsspuren: handgeformt aus Tonwülsten, Randpartie und Hals
deutlich nachgedreht, Spuren eines Formholzes, (Finger-)Spuren vom Verstreichen der
Tonwülste an (vermehrt außen und innen am
Gefäßhals)
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit feinem
Quarzsand und einem hohen Anteil an feinem
Glimmer, nur sehr vereinzelt etwas gröbere
Quarzpartikel
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittel- bis grobporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: beigegrau bis schwarzgrau, fleckig,
Bruch durchgehend hell beigegrau
Brand: fleckig, Mischbrand, kein Reduktionskern, hart gebrannt
Datierung: 8.–11. Jahrhundert
Befund 821, Entnahme Profil EF
Befund 887 (2011)
57 Rauwandige, hellgraue Ware mit Reduktionskern
1 WS; F.-Nr. 594 (Taf. 12,57)
L. max. 4,9 cm, Wst. max. 0,3–0,4 cm, Gew. 6 g
Herstellung und Herstellungsspuren: vermutlich scheibengedreht, innen deutliche Drehspuren
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: gemagert mit mittelfeinem bis
grobem Quarzsand und wenig Silberglimmer,
teilweise etwas gröbere Quarzpartikel (bis
1,5 mm)
Bruchbeschaffenheit: schiefrig
Porosität: mittel- bis feinporig
Härte: Mohs 4–5
Farbe: hellgrau, Bruch hellgrau bis orangegrau
Brand: Oxidationsbrand, Reduktionskern, hart
gebrannt
Befund 887, Planum 1, Schicht 1
58 Rauwandige, hellgraue Ware mit Reduktionskern
2 WS; F.-Nr. 595 (Taf. 12,58)
L. max. 3,7 cm, Wst. max. 0,3 cm, Gew. 6 g
Herstellung und Herstellungsspuren: vermutlich scheibengedreht, innen deutliche Drehspuren
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: gemagert mit mittelfeinem bis
grobem Quarzsand und wenig Silberglimmer,
teilweise etwas gröbere Quarzpartikel (bis
1,5 mm)
Bruchbeschaffenheit: schiefrig
Porosität: mittel- bis feinporig
Härte: Mohs 4–5
Farbe: hellgrau, Bruch hellgrau bis orangegrau
Brand: Oxidationsbrand, Reduktionskern, hart
gebrannt
Befund 887, Restbefundentnahme
Befund 948 (2011)
59 Reste von Daubengefäßen
F.-Nr. 815 (Abb. 60–62)
Weißtannenholz, von Eimern mit Fassungsvermögen zwischen 10 und 15 Liter
Datierung: 895 n. Chr.
Befund 948, Restbefundentnahme (unter
Grundwasser)
60 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
1 WS; F.-Nr. 871 (Taf. 13,60)
L. max. 8,6 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 20 g
Herstellung und Herstellungsspuren: wahrscheinlich handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und einem mäßig hohen
Anteil an Silberglimmer (vereinzelt Goldglimmer), teilweise Kalk
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittelporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: dunkelgrau bis schwarz, leicht fleckig,
Bruch durchgehend dunkelgrau, Rußspuren
auf der Außenseite, Flechtenbewuchs auf der
Innenseite
Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt
Befund 948, Restbefundentnahme (unter
Grundwasser)
61 Rauwandige, nachgedrehte Ware mit Silberglimmermagerung
1 BS, 1 WS; F.-Nr. 872 (Taf. 13,61)
L. max. 8,9 cm, Wst. max. 0,5 cm, Gew. 45 g
Herstellung und Herstellungsspuren: wahrscheinlich handgeformt aus Tonwülsten, nachgedreht, deutliche Drehrillen auf Außenseite
(Zierelement?)
Oberflächenbeschaffenheit: rauwandig, sandig
Magerung: regelmäßig gemagert mit mittelfeinem Quarzsand und einem mäßig hohen
Anteil an Silberglimmer (selten Goldglimmer),
teilweise Kalk
91
Bruchbeschaffenheit: leicht geklüftet
Porosität: mittelporig
Härte: Mohs 3–4
Farbe: dunkelgrau bis schwarz, leicht fleckig,
Bruch durchgehend dunkelgrau, Rußspuren
auf der Außenseite, Flechtenbewuchs auf der
Innenseite
Brand: Reduktionsbrand, hart gebrannt
Befund 948, Restbefundentnahme (unter
Grundwasser)
92
Anhang
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Abb. 6: Planvorlage St. Biermeier, Fa. SingulArch München, 2011; Umzeichnung M. Marx
ASM, 2016.
Abb. 7, 9, 11, 15, 23, 37: Fotos M. Schneider, Fa.
SingulArch München, 2010/11.
Abb. 8, 10, 13, 14, 16, 18, 21, 24, 28–30, 33–36,
38: Planvorlage Fa. SingulArch München, 2011;
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Abb. 20, 22, 42, 45, 48, 52–53, 55, 57–62: Fotos
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Abb. 26: Foto C. Mazzola ASM, 2017.
Abb. 25, 39–40: Fotos St. Friedrich/M. Marx,
beide ASM, 2016.
Abb. 41, 47: Grafiken Fa. SingulArch, München.
Abb. 43–44, 54, 63–64: Grafiken F. Herzig, BLfD
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Abb. 46, 49–50: Fotos Fa. SingulArch, München.
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Abb. 51, 56: Grafiken Fa. SingulArch, München,
und F. Herzig, BLfD Thierhaupten.
Abb. 65: Grafik Klaus-Tschira-ArchäometrieZentrum, CEZ Archäometrie gGmbH, Mannheim.
Tab. 1–9: M. Marx ASM, 2016.
Bildnachweis
Tab. 10–13: F. Herzig, BLfD Thierhaupten,
2010/11.
Abb. 1: Bayerische Staatsbibliothek München,
Mapp. XI, 57 du (Blatt 77, [1860] 00013509, K
19_98
Tab. 14: B. Trautmann, SAPM.
Abb. 2: Foto M. Marx ASM, 2016.
Abb. 3: Michael Wening, Historico-Topographica Descriptio. Das ist: Beschreibung, deß Churfürsten- und Hertzogthums Ober- und Nidern
Bayrn [...]. Erster Thail: Das Renntambt München. München. Bayerische Staatsbibliothek
München, Hbks/F 18-1, urn:nbn:de:bvb:12bsb00063022-0.
96
Tab. 15: R. Friedrich, Klaus-Tschira-Archäometrie-Zentrum, CEZ Archäometrie gGmbH,
Mannheim.
Taf. 1–13: Fotos St. Friedrich, bearbeitet und
montiert von M. Marx, beide ASM.
Verwendete Abkürzungen
Autoren
ASM
Archäologische Staatssammlung
Melanie Marx M. A.
München
Archäologische Staatssammlung München
BLfD
Bayerisches Landesamt für
Museum für Vor- und Frühgeschichte
Denkmalpflege
c/o Himbselstraße 1
Bdm.
Bodendurchmesser
D-80538 München
BS
Bodenscherbe
melanie.marx@extern.lrz-muenchen.de
DCNr
Dendronummer
DG
Dendrogruppe
F.-Nr./FZ Fundzettelnummer/Fundzettel
Dr. Ronny Friedrich
HK
Holzkohle
Klaus-Tschira-Archäometrie-Zentrum
HMA
Hochmittelalter
Am Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie
Inv.-Nr.
Inventarnummer
gGmbH
LKA
Landeskriminalamt
C4,8
M
Maßstab
D-68159 Mannheim
Niv. OK
Niveau der Oberkante
ronny.friedrich@cez-archaeometrie.de
Niv. UK
Niveau der Unterkante
Pl.
Planum
Rdm.
Randdurchmesser
Franz Herzig
RS
Randscherbe
Andrea Seim
SAPM
Staatssammlung für Anthropologie
Praktische Denkmalpflege – Bodendenkmäler
und Paläoanatomie München
Referat BV – Restaurierung Archäologie und
VL
verziegelter Lehm
Dendrolabor
WK
Waldkante
Am Klosterberg 8
WS
Wandscherbe
D-86672 Thierhaupten
Wst.
Wandstärke
franz.herzig@blfd.bayern.de
Dr. Bernd Trautmann
Staatssammlung für Anthropologie und
Paläoanatomie München
Karolinenplatz 2a
D-80333 München
trautmann@snsb.de
97
archäologische
staatssammlung
münchen
ISBN 978-3-927806-47-4