Nothing Special   »   [go: up one dir, main page]

Academia.eduAcademia.edu

Konstellationen von Antisemitismus und Sexismus

2019, Lieselotte Homering, Sybille Oßwald-Bargende, Mascha Riepl-Schmidt, Ute Scherb (Hg.): Antisemitismus – Antifeminismus. Ausgrenzungsstrategien im 19. und 20. Jahrhundert, Roßdorf: Ulrike Helmer Verlag

ANTISEMITISMUS ANTIFEMINISMUS ANTISEMITISMUS ANTIFEMINISMUS Ausgrenzungsstrategien im 19. und 20. Jahrhundert herausgegeben für Frauen & Geschichte Baden-Württemberg e.V. von Liselotte Homering, Sybille Oßwald-Bargende, Mascha Riepl-Schmidt und Ute Scherb ULRIKE HELMER VERLAG Die Publikation wurde freundlicherweise gefördert vom Verein Frauen & Geschichte Baden-Württemberg e.V. Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Ein Titelsatz für diese Publikation ist bei der Deutschen Bibliothek erhältlich. ISBN 978-3-89741-438-9 © 2019 Copyright Ulrike Helmer Verlag, Roßdorf Alle Rechte vorbehalten Covergestaltung: Atelier KatarinaS Titelgrafik: Lucia Winckler, feuille blanche, Kusterdingen Printed in Germany www.ulrike-helmer-verlag.de Inhalt Antisemitismus – Antifeminismus Ausgrenzungsstrategien im 19. und 20. Jahrhundert Einführung in das Thema .................................................................... 7 Konstellationen von Antisemitismus und Sexismus Karin Stögner .................................................................................... 15 Frauen als Akteurinnen Wie radikal war die radikale Frauenbewegung im Umgang mit (antifeministischem) Antisemitismus? Anne-Laure Briatte ............................................................................ 39 Frauenbewegung, Antisemitismus und Geschlecht in den Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus Sarah Kleinmann ............................................................................... 59 Die Konstruktion des „gefährlichen Anderen“. Antifeministischer Antisemitismus in den Schriften der italienischen Aktivistin Elena da Persico (1869-1948) Ruth Nattermann ............................................................................... 85 5 Antisemitismus und Antifeminismus. Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Verschränkungen Geselligkeit und „Teutsche Tischgesellschaft“. Antisemitismus und Antifeminismus der Romantik Susanne Asche ................................................................................. 107 Die Herrscher der Schöpfung. Hasan al-Banna, Sayidd Qutb, Mohammed Qutb und das Erbe der Moslembruderschaft Vojin Saša Vukadinovic ................................................................... 131 Ausgrenzungsstrategien Von mangelnder „persönlicher Eignung“? Habilitandinnen an der Universität Wien 1904–1938 Andreas Huber ................................................................................ 161 Streit um den Bubikopf – Streit um die Rolle der Frau Antisemitismus und Antifeminismus in den deutschnationalen und völkischen Turnverbänden Mitteleuropas Martin Klement................................................................................ 187 Antisemitismus und Antifeminismus. Parlamentarierinnen jüdischer Herkunft in der Weimarer Republik Susanne Wein .................................................................................. 211 Autorinnen und Autoren .................................................................. 235 6 Konstellationen von Antisemitismus und Sexismus Karin Stögner Wenn wir nach dem Zusammenhang von Antisemitismus und Sexismus 1 fragen, so ist damit zunächst die strukturelle und die die Motivation betreffende Verschränkung beider Ideologien gemeint. Die Analyse setzt an bei der grundlegenden Frage, wofür das „Weibliche“ und das „Jüdische“ in den sexistischen und antisemitischen Imaginationen stehen. Diese Fragerichtung ist geprägt von der ideologiekritischen Einsicht, dass Antisemitismus und Sexismus wenig über reale Jüdinnen und Juden beziehungsweise Frauen aussagen, sehr viel hingegen über Antisemitinnen und Antisemiten, Sexistinnen und Sexisten. Gleichzeitig sind Ideologien nicht als Quasi-Mentalität ins Individuum hinein zu verlegen, aber andererseits auch nicht als strukturelle Konstanten zu behandeln, die dem bewussten und gestaltenden Handeln der Einzelnen vollständig entzogen wären. Der enge Zusammenhang zwischen Antisemitismus und Sexismus wird zunächst augenscheinlich im Bildarchiv der Moderne, das gefüllt ist mit Bildern effeminierter Juden und maskulinisierter Jüdinnen. 2 1 2 Vgl. ausführlich dazu Stögner, Karin: Antisemitismus und Sexismus. Historisch-gesellschaftliche Konstellationen, Baden-Baden 2014. Pointiert ausgedrückt ist dies in der „Rassenkunde des jüdischen Volkes“ von Hans F. K. Günther aus dem Jahr 1930: „Unter den Juden findet sich verhältnismäßig häufig eine Entartungserscheinung, die man als ‚Sexuelle Applanation‘ bezeichnet hat und die sich in einer gewissen Verwischung der leiblichen und seelischen sekundären Geschlechtsmerkmale äußert: besonders häufig treten unter den Juden weibische Männer und männische Weiber auf. Die Zwiegestalt der Geschlechter (Dimorphismus) scheint innerhalb des Judentums überhaupt wenig betont zu sein.“ Siehe Günther, Hans F. K.: Rassenkunde des jüdischen Volkes, München 1930, S. 272; vgl. auch A. G. Gender- 15 Gemeinsam ist diesen Bildern, dass sie die strikten und festgefügten Geschlechtergrenzen in Frage stellen und negativ und pejorativ suggerieren, dass Männlichkeit und Weiblichkeit keine einander ausschließenden Wesenheiten sind. Daraus spricht eine Unsicherheit der Geschlechtsidentität, die auf Jüdinnen und Juden projiziert und damit abgewehrt wird. Die Bilder kreisen um eine ambivalente Gegenüberstellung von Stärke und Schwäche und hängen nicht zuletzt mit der kapitalistischen Ausbeutungslogik zusammen. Auch die Schuldabwehr hinsichtlich der Shoah operiert mit spezifischen Weiblichkeitsbildern, die den Antisemitismus zuweilen überdecken. Im Folgenden werde ich diese Konstellationen des Ineinandergreifens und gegenseitigen Verstärkens von Antisemitismus und Sexismus näher beleuchten. Druck zur Eindeutigkeit und die Ambivalenz von Stärke und Schwäche Eine gesellschaftstheoretische Analyse, deren Augenmerk auf der Multidimensionalität des sozialen Lebenszusammenhangs liegt, erweist sich als besonders fruchtbar im Hinblick auf zwei zusammenhängende Momente: ein herrschaftlich zugerichtetes Körper- und Sexualitätsregime und der gesellschaftliche Zwang zu Einheit und Eindeutigkeit. Dabei geht es um Zuschreibungen von Natur und Widernatur, von Stärke und Schwäche, die sowohl den Antisemitismus als auch den Sexismus durchdringen. Juden und Frauen werden paradox mit Stärke und Schwäche identifiziert: mit Schwäche, weil ihnen jahrhundertelang als „Schutzbefohlenen“ der Subjektstatus verweigert wurde, was dann biologistisch in eine „unterlegene Natur“ umgedeutet wurde. Gleichzeitig wird ihnen in Verschwörungsphantasien eine Stärke und geheime Macht zugeschrieben, die in einer paranoiden Verzerrung tatsächlicher gesellschaftlicher Verhältnisse zu einer angeblichen Übermacht gesteigert wird. Die Imaginationen einer zerstörerischen weiblichen Macht, die die Ordnung der Dinge auf den Kopf stellt (wie etwa in der rechten Killer (Hg.): Antisemitismus und Geschlecht. Von „effeminierten Juden“, „maskulinisierten Jüdinnen“ und anderen Geschlechterbildern, Münster 2005. 16 Männerrechtsbewegung unter dem Stichwort „Gender-Wahn“ diskutiert), überschneiden sich mit der antisemitischen Wahnvorstellung von einer jüdischen Weltverschwörung. Ausdruck fand diese Überschneidung bereits im 19. Jahrhundert in den unzähligen Bildern von Salomé und Judith, die als Femmes fatales die Männer mit der Enthauptung (nach Freud ein Symbol für Kastration) bedrohten. 3 Auch die Freikorpsliteratur nach dem Ersten Weltkrieg war durchdrungen von antisemitisch-misogynen Imaginationen einer dekadenten und dem Untergang geweihten Zivilisation. 4 Bereits im Fin de Siècle wurde der spezifisch modern-antimodernistische Kulturpessimismus eines Ludwig Klages oder eines Stefan George unter dem Slogan der „Feminisierung der Kultur“ diskutiert. Der damals junge Walter Benjamin sah all das als ein Zeichen für die grundlegende Infragestellung der männlichen Geschlechtsidentität. In der Furcht vor dem gesellschaftlichen Wandel und der Abwehr der Moderne erkannte er ein Moment, das den aggressiven Nationalismus mit dem Antisemitismus und der Misogynie verband. 5 Die Imaginationen vom Weiblichen basieren auf einer ähnlichen Ambivalenz wie die vom Jüdischen: Die Welt der misogynen Antisemiten ist auf einem manichäischen Gut und Böse ohne Zwischentöne aufgebaut und auf Eindeutigkeit ausgerichtet. Gleichzeitig widersprechen die antisemitischen und sexistischen Stereotype dieser geforderten Eindeutigkeit und überführen sie der Unwahrheit: Jüdinnen und Juden, aber auch widerspenstige Frauenfiguren sind nicht einfach nur fremd, sondern grundsätzlich unzugehörig und uneindeutig in der ihnen zugeschriebenen Geschlechtlichkeit. Sie nehmen eine Zwischenposition ein, sind weder eindeutig männlich noch eindeutig weiblich. Die in völkisch-nationalistischen Ideologien gängige Überhöhung von Stärke geht einher mit einer entsprechenden Konstruktion von 3 4 5 Vgl. Dijkstra, Bram: Das Böse ist eine Frau. Männliche Gewaltphantasien und die Angst vor der weiblichen Sexualität, Reinbek bei Hamburg 1999; Mayer, Hans: Außenseiter, Frankfurt/M. 1981. Vgl. ausführlich Theweleit, Klaus: Männerphantasien, München u. a. 2000. Stögner, Karin: On Antisemitism and Nationalism at the Fin de Siècle: Walter Benjamin’s Critique of German Youth Movement, in: Felicity Rash u. a. (Hg.): English and German Nationalist and anti-Semitic Discourse 1871– 1945, Frankfurt/M. u. a. 2013, S. 117–144. 17 Männlichkeit, in der kalte und distanzierte Überlegenheit über jedes Sichhingeben an die umgebende Welt triumphiert. Bedeutsam ist dabei die strenge Dichotomisierung der Geschlechter, die keine Übergänge zwischen männlich und weiblich toleriert. Diese Heteronormativität führt zu einer vehementen Verleugnung und einer Verhärtung gegenüber solchen Zügen in der eigenen Persönlichkeit, die konventionell dem anderen Geschlecht zugeschrieben werden, wie Theodor W. Adorno und Else Frenkel-Brunswick in den Studies in the Authoritarian Personality herausarbeiten. 6 Wer das Prinzip der Einheit und Eindeutigkeit aushöhlt, sei dies real oder unterstellt, bringt damit gleich die gesamte kulturelle Identität des Volkes in Gefahr. Denen, die vermeintlich oder tatsächlich zwischen den gegeneinander abgedichteten Sphären vermittelten und eine Zwischenposition einnahmen oder zugeschrieben bekamen, wurde deshalb mit umso mehr Argwohn, ja Hass begegnet. Dies traf um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in unterschiedlichem Ausmaß Jüdinnen und Juden, Homosexuelle, lesbische Frauen, Frauenrechtlerinnen, Intellektuelle sowie Künstlerinnen und Künstler. Die Unmöglichkeit, die vermittelnden Sphären der Gesellschaft auf durchgängige Eindeutigkeit festzulegen, Identität herzustellen im Zustand der gesellschaftlichen Nicht-Identität, wird in gegenderte Termini zu fassen gesucht, um sie doch wieder in die gewohnte Binarität einordnen zu können. Bilder und Vorstellungen, in denen der „jüdische Körper“ und der „jüdische Intellekt“ mit einer als abweichend codierten Geschlechtlichkeit verbunden werden, stehen Seite an Seite mit Vorstellungen einer intellektualisierten und „widernatürlichen“ Weiblichkeit, die sich dem Fortpflanzungsdiktat widersetzt. Derart werden jüdische und abweichend vergeschlechtlichte Körper – „Mannweiber“ und „Weibsmänner“ – als Ort der Andersartigkeit schlechthin inszeniert. Zweck der Inszenierung ist das repressive Ausagieren von Wünschen und Gelüsten, die den eng definierten, allein auf äußerliche Zwecke bezogenen Zusammenhängen unter dem Leistungsprinzip zuwiderlaufen. 6 18 Adorno, Theodor W. u. a.: The Authoritarian Personality, New York 1967, S. 428. Ökonomische Zirkulation, Warenfetisch und Geschlechterbilder Wie tief der moderne Antisemitismus und der Sexismus in die Phantasmagorien des Kapitalismus eingesenkt sind, wird an ihren ökonomistischen Aufhängern deutlich. Es gehört zum Inventar des Antisemitismus, dass „Juden“ mit der Zirkulationssphäre, also mit Handel, Bank- und Geldgeschäften identifiziert und in erster Linie als Spekulanten und Finanzkapitalisten gesehen werden. Ebenso gängig ist es im Sexismus, Frauen pauschal als „Huren“ zu verunglimpfen. Mit der Prostitution als besonderer Verbindung von Weiblichkeit und Tauschverkehr werden aber nicht nur Frauen assoziiert (als Prostituierte, in denen sich die Aspekte Tausch- und Gebrauchswert vermengen), 7 sondern ab dem 19. Jahrhundert auch Juden (als stereotypisierte Zuhälter und Mädchenhändler). 8 Diese Diskurse wurden vor allem während des Fin de Siècle intensiv geführt und standen in engem Zusammenhang mit der Festigung völkischer Diskurse um Volksgesundheit und -reinheit. 9 In beiden Figuren, der des „Geldjuden“ und der der „Hure“, lagerte sich die dem Geld zugesprochene Sinnlichkeit im analen Charakter ab. 10 Nicht zufällig wurden Materialismus und Gier nach Geld/Gold die Kulturgeschichte der Neuzeit hindurch als spezifisch weibliche Schwächen angesehen, 11 denen die mit der Festigung der 7 8 9 10 11 Benjamin, Walter: Karl Kraus, in: Walter Benjamin: Gesammelte Schriften II–1, Frankfurt/M. 1992, S. 334–367. Herzog, Dagmar: Hubris and Hypocrisy, Incitement and Disavowal: Sexuality and German Fascism, in: dies. (Hg.): Sexuality and German Fascism, New York u. a. 2005, S. 1–21; Braun, Christina von: Der sinnliche und der übersinnliche Jude, in: Sander L. Gilman, Robert Jütte, Gabriele Kohlbauer-Fritz (Hg.): „Der schejne Jid“. Das Bild des „jüdischen Körpers“ in Mythos und Ritual, Wien 1998, S. 97–108. Bereswill, Mechthild, Wagner, Leonie (Hg.): Bürgerliche Frauenbewegung und Antisemitismus, Tübingen 1998. Freud, Sigmund: Charakter und Analerotik, in: Sigmund Freud: Gesammelte Werke Bd. 7, Frankfurt/M. 1999, S. 203–209. Dijkstra, Bram: Idols of Perversity. Fantasies of Feminine Evil in Fin-de-Siècle Culture, New York u. a. 1986. 19 kapitalistischen Marktökonomie männlich konnotierte Produktion gegenübergestellt wurde, die ihrerseits als mit Grund und Boden verwurzelt gedacht war. 12 Auch die Emanzipation von Jüdinnen und Juden wurde überwiegend mit Blick auf deren vermeintlichen Materialismus diskutiert. 13 Subjektstatus und Männlichkeit sind zivilisatorisch nicht voneinander zu trennen, wie Max Horkheimer und Theodor W. Adorno betonen, wenn sie vom Selbst als dem „identischen, zweckgerichteten, männlichen Charakter des Menschen“ sprechen. 14 Die Zuerkennung des Subjektstatus ist in der kapitalistischen Gesellschaft durchweg an das Prinzip produktiver Arbeit gebunden, die ihrerseits auf marktvermittelte, warenförmige Arbeit eingeengt ist. 15 Dass in Antisemitismus und Sexismus Jüdinnen und Juden sowie Frauen der Subjektstatus systematisch aberkannt wird, hängt auch mit der ihnen zugeschriebenen Position im Produktionsprozess zusammen. Die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung der bürgerlichen Gesellschaft reduzierte Frauen, zumindest ideologisch, auf die Sphäre der Reproduktion, auf das Gebären von Kindern und die Pflege von Angehörigen – Tätigkeiten, die nicht marktvermittelt und nicht über Verträge geregelt sind und daher, nach der kapitalistischen Verwertungslogik, als nicht produktiv gelten. Produktions- und Reproduktionssphäre werden ideologisch getrennt, wenngleich sie real zusammengehören und aufeinander verweisen. Selbst wenn Frauen als Arbeiterinnen von Beginn der Industrialisie- 12 13 14 15 20 Sartre, Jean-Paul: Betrachtungen zur Judenfrage. Psychoanalyse des Antisemitismus, Zürich 1948; Postone, Moishe: Nationalsozialismus und Antisemitismus. Ein theoretischer Versuch, in: Dan Diner (Hg.): Zivilisationsbruch. Denken nach Auschwitz, Frankfurt/M. 1988, S. 242–254. Volkov, Shulamit: Antisemitismus und Antifeminismus: Soziale Norm oder kultureller Code, in: dies.: Das jüdische Projekt der Moderne. Zehn Essays, München 2001, S. 62–81. Horkheimer, Max, Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, Frankfurt/M. 1997 (1947), S. 50. Becker-Schmidt, Regina: Doppelte Vergesellschaftung von Frauen. Divergenzen und Brückenschläge zwischen Privat- und Erwerbsleben, in: Ruth Becker (Hg.): Handbuch Frauen- und Geschlechtergeschichte. Theorie, Methoden, Empirie, Wiesbaden 2010, S. 65–74. rung an in den kapitalistischen Produktionsprozess maßgeblich integriert waren, galt allzu lange das Modell des männlichen Alleinverdieners. Das fand eine Entsprechung im bürgerlichen Familienrecht, das Frauen lange Zeit hindurch den Status vertragsfähiger Subjekte verweigerte: Sie konnten nicht autonom Tauschverträge eingehen und ihre Arbeitskraft nicht frei als Ware verkaufen, sondern benötigten dafür offiziell einen männlichen Vertreter. Dieser Zustand dauerte in Deutschland und Österreich bis in die 1970er Jahre. Auch Jüdinnen und Juden wurde dieser Subjektstatus lange verwehrt und ihre Tätigkeit galt, ebenso wie jene von Frauen, wenngleich anders konnotiert, als nicht produktiv. Die ihnen zugeschriebene Zwischenposition im Geschlechtlichen korrespondierte mit einer Zwischenposition in der Ökonomie. Dass Jüdinnen und Juden in feudalen, traditionalen Gesellschaften der Zugang zum Grundeigentum und in der modernen, funktional-differenzierten, kapitalistischen Gesellschaft der Zugang zum Besitz an Produktionsmitteln, der Quelle des Mehrwerts, allzu lange versperrt war und sie deshalb vermehrt in die vermittelnden Sphären der Zirkulation – der Bankgeschäfte und des Handels – gedrängt wurden, ist hinlänglich bekannt. 16 Dass alle Banker Juden und alle Juden in Geldgeschäften tätig seien, ist hingegen ein antisemitisches Klischee, das mit der Vorstellung zusammenhängt, sie seien nicht produktiv tätig. Darin wiederum kündigt sich die ideologische Aufspaltung des Kapitalverhältnisses in „schaffendes“ und „raffendes“ an. Uralt sind auch die Assoziationen von Männlichkeit mit Statik (=Verwurzelung) und Weiblichkeit mit dem Zirkulierenden, also dem, was getauscht und weitergereicht wird. Reminiszenzen an längst vergangene Zeiten des Frauentauschs, das heißt an Gesellschaftsformationen, in denen Frauen zwischen den Sippen getauscht wurden, durchziehen noch die warenproduzierende Gesellschaft. 17 Das drückt sich 16 17 Claussen, Detlev: Grenzen der Aufklärung. Die gesellschaftliche Genese des modernen Antisemitismus. Frankfurt/M. 1994, S. 51–84. Rubin, Gayle: The Traffic in Women: Notes on the ‚Political Economy‘ of Sex, in: Joan Wallach Scott (Hg.): Oxford Readings in Feminism. Feminism and History, Oxford/New York 1996, S. 105–151. 21 real etwa darin aus, dass in der bürgerlichen Gesellschaft bei Eheschließungen in der Regel die Frau in die Familie des Mannes einheiratet, oder dass Frauen in der westlichen und östlichen Zivilisation – mit Ausnahme des Judentums – nicht als Stammhalterinnen gelten. Die dem Geld und seinen Repräsentantinnen wie Repräsentanten zugeschriebene Sinnlichkeit unterstreicht die Zähigkeit des Topos vom „Geldjuden“. In ihm verschmelzen Zuschreibungen von Rationalität wie von Intellektualität, von Gefühlskälte und von Wurzellosigkeit (freischwebendes Kapital) mit spezifischen Sexualbildern, die den „Juden“ als hypersinnlich der Ratio gerade entgegenstellen, mit der er als Repräsentant des Geldes aber identifiziert wird. 18 In den antisemitischen Stereotypen des „Geldjuden“ und des „jüdischen Mädchenhändlers“ findet die Versinnlichung des Abstrakten zentral durch Geschlechterbilder statt, sodass sich in ihnen ebenso wie in der Figur der „Hure“ die dem Geld zugesprochene Sinnlichkeit kristallisiert. Mit den Stereotypen des „Geldjuden“ beziehungsweise des „Jüdischen Wucherers“ hat man im Fin de Siècle anonyme kapitalistische Geldgeschäfte personalisiert. Dieser Diskurs war deshalb besonders eingängig, weil er implizit mit einem quasi medizinischen Diskurs um „Krankhaftes“ und um „wuchernde Krebsgeschwüre“ verbunden werden konnte. Damit war die Assoziation zu unkontrollierter Ausbreitung, Grenzüberschreitung und „Unterwanderung“ gegeben, ein ideologisches Feld, in dem der Prostitution zentrale Bedeutung zukam. Das Pendant zum „jüdischen Mädchenhändler“ ist die volksschädigende „Hure“, die die „Lustseuche“ in sich trägt. 19 Angestiftet vom „jüdischen Zuhälter“ vermacht die Prostituierte ihren Körper nicht der Reproduktion des Volksganzen, sondern als „sexuelle Frau“ verkauft sie ihn gegen Geld, das jede Verwurzelung auflöst. 20 Wie das Geld gilt Prostitution deshalb als lebensfeindlich. Die Sexarbeiterin repräsentiert nicht nur die Zirkulation/Beweglichkeit, sondern ihr Leib ist darüber hinaus der reale Ort, an dem der 18 19 20 22 Vgl. Braun, Christina von: „Der Jude“ und „Das Weib“. Zwei Stereotypen des „Anderen“ in der Moderne, in: metis 2/1992, S. 6–28. Haupt, Sabine, Würffel, Stefan Bodo (Hg.): Handbuch Fin de Siècle, Stuttgart 2008, S. 148. Dijkstra, Idols of Perversity, 1986, S. 368. Warentausch stattfindet. Die Prostitution gilt als „Entartung“, da sie das allgemeine Tauschprinzip auf die Spitze getrieben vor Augen führt und die Realität entlarvt, die alle menschlichen Beziehungen unter das Diktat des Tausches rückt. Die Sexarbeiterin verkauft ihren Körper ostentativ, sie tritt damit als Tauschende-Getauschte in Erscheinung. Sie wechselt nicht einfach von der einen Seite der Polarität auf die andere, transformiert sich nicht einfach von der Ware zur Tauschenden, sondern als Verkäuferin und Ware zugleich ist sie Subjekt-Objekt des Tauschvorgangs. Sie tritt als Subjekt auf, das sich dem unmittelbaren männlichen Zugriff entzieht und den Freier mit Vertragsbedingungen konfrontiert (in seiner eigenen Wahrnehmung erscheint der Zuhälter als eine Nebenfigur). Das ist die Widersprüchlichkeit der Sexarbeit in der patriarchalen Gesellschaft, in der Frauen, die sich dem unmittelbaren männlichen Zugriff entziehen, Gefahr laufen, als „Huren“ beschimpft zu werden. Deshalb gilt die Sexarbeiterin als monströs und wird einer Zwischensphäre der Geschlechter zugeordnet – sie stellt die Ordnung in Frage, die sie doch zuinnerst vertritt. Auffällig ist, dass in der einschlägigen Literatur um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Prostitution durchgängig mit dem Judentum assoziiert war. Dass Jüdinnen die geborenen Prostituierten und Juden die „vertiertesten“ Mädchenhändler seien, war auch in den Reihen der nicht-jüdischen deutschen Frauenbewegung ein gängiges Stereotyp. 21 Die Verbindung von Geld und Sexualität in den Stereotypen des „Geldjuden“ und der Jüdin als der „sexuellen Frau“ und Sexarbeiterin diente der Abwehr von beiden. Im völkischen Antisemitismus wurde die mit dem Jüdischen identifizierte Vorstellung des „raffenden Kapitals“ mit einer sich gegen die Fortpflanzung kehrenden Sexualität emanzipierter Frauen zusammengedacht. So schrieb etwa Ludwig 21 Vgl. ausführlich Omran, Susanne: Frauenbewegung und „Judenfrage“. Diskurse um Rasse und Geschlecht nach 1900, Frankfurt/M. u. a. 2000; Gehmacher, Johanna: „Völkische Frauenbewegung“. Deutschnationale und nationalsozialistische Geschlechterpolitik in Österreich, Wien 1998; Rommelspacher, Birgit: Antisemitismus und Frauenbewegung in Deutschland, in: Brigitte Fuchs, Gabriele Habinger (Hg.): Rassismen und Feminismen. Differenzen, Machtverhältnisse und Solidarität zwischen Frauen, Wien 1996, S. 112–124. 23 Langemann 1919 in Die Zusammenhänge zwischen Semitismus, Demokratismus, Sozialismus und Feminismus: „Wo der jüdisch-demokratisch-feministische Mammongeist den nationalen Heldengeist erst völlig vernichtet hat, ist eine Wiedergeburt ausgeschlossen, da steht der Untergang vor der Tür.“ 22 Etwas von dieser Sichtweise klingt verdeckt und transformiert noch heute nach, etwa im Diskurs extrem rechter Parteien wie der Freiheitlichen Partei Österreichs oder der Alternative für Deutschland, 23 die in Gender Mainstreaming eine existentielle Bedrohung für den Fortbestand der Nation sehen, da diese Strategie der Gleichstellung die Befreiung der Frauen von der „Bürde des Kinderkriegens“ anstrebe. Der radikale Feminismus wolle obendrein einen „neuen Menschen […] ohne feste Geschlechteridentität“ erschaffen und arbeite für die „Abschaffung der Familie“, um analog zum Kommunismus Frauen gänzlich für außerhäusliches Arbeiten verfügbar zu machen. Die Erfüllungsgehilfinnen dieses „totalitären Denkansatzes“ seien die Feministinnen, die mit ihren „abstrusen Gender-Theorien“ den lediglich auf Profit ausgerichteten Kapitalismus stützen würden. 24 22 23 24 24 Zitiert nach Kuhn, Annette: Der Antifeminismus als verborgene Theoriebasis des deutschen Faschismus. Feministische Gedanken zur nationalsozialistischen „Biopolitik“, in: Leonore Siegele-Wenschkewitz, Gerda Stuchlik (Hg.): Frauen und Faschismus in Europa. Der faschistische Körper, Pfaffenweiler 1990, S. 39–50, hier S. 45. Lang, Juliane: Feindbild Feminismus. Familien- und Geschlechterpolitik in der AfD, in: Stephan Grigat (Hg.): AfD und FPÖ. Antisemitismus, Nationalismus und Geschlechterbilder, Baden-Baden 2017, S. 79–102. FPÖ-Bildungsinstitut: Handbuch freiheitlicher Politik. Ein Leitfaden für Führungsfunktionäre und Mandatsträger der Freiheitlichen Partei Österreichs, 4. Aufl., Wien 2013, S. 136; vgl. Stögner, Karin: Angst vor dem „neuen Menschen“. Zur Verschränkung von Antisemitismus, Antifeminismus und Nationalismus in der FPÖ, in: Stephan Grigat (Hg.): AfD und FPÖ. Antisemitismus, Nationalismus und Geschlechterbilder, Baden-Baden 2017, S. 137–161. Weiblichkeitsbilder, Antisemitismus und Nationalsozialismus Es ist historisch bemerkenswert, dass im Nationalsozialismus die direkten Überblendungen von Antisemitismus und Sexismus in Bildern von der sexualisierten jüdischen Frau, die um die Jahrhundertwende große Verbreitung gefunden hatten, zunehmend in den Hintergrund traten. Die antisemitische Agitation baute weitgehend auf Bilder des männlichen Juden. Ein Grund dafür ist in einer Neubewertung von Weiblichkeit zu vermuten, die, mit den Vorzeichen der „Reinhaltung des Blutes“ versehen, für die Einheit der rassistischen „Volksgemeinschaft“, den Ausschluss von Jüdinnen und Juden sowie die Einstimmung auf ihre Vernichtung benötigt wurde. Nicht mehr Fremdheit und Andersartigkeit charakterisierte das Weiblichkeitsbild im Nationalsozialismus, sondern seine vollkommene Integration in den totalitären Herrschaftszusammenhang. Weiblichkeit stand im Nationalsozialismus vollends im Zeichen der geforderten Eindeutigkeit. 25 Von der herrschenden Norm abweichende Frauenfiguren hatten kaum mehr einen Ort, nicht einmal mehr negativ in Form von abwertender Propaganda. Offensichtlich war die traditionell bürgerliche Aufspaltung des Weiblichen einerseits in die „gute“, nährende, mütterliche, andererseits in die „böse“, verführerische, sinnlich-sexuelle Facette der vollständigen Kontrolle und Vereinnahmung von Frauenkörpern für die biologische wie kulturelle Reproduktion des „Volkskörpers“ hinderlich, weshalb das offizielle Frauenbild von widersprüchlichen Momenten gereinigt wurde. Was blieb, war die unsinnliche aber gebärbereite Frau als „saubere Kameradin“ des gestählten „Ariers“. Demgegenüber erfuhren die Bilder der Jüdin in der kollektiven Bildersprache der deutschen und österreichischen Nachkriegsgesellschaften, in Film und Literatur eine Wiederbelebung. Jüdinnen traten hier in 25 Wenk, Silke: Götter-Lieben. Zur Repräsentation des NS-Staates in steinernen Bildern des Weiblichen, in: Leonore Siegele-Wenschkewitz, Gerda Stuchlik (Hg.): Frauen und Faschismus in Europa. Der faschistische Körper. Pfaffenweiler 1990, S. 181–210; Mayer, Hans: Außenseiter, Frankfurt/M. 1981. 25 erster Linie als versöhnliche Figuren auf. 26 Der Bruch der Shoah konnte genau dadurch zum Teil überbrückt werden. Zudem wurden Weiblichkeitsbilder in den Dienst der seelischen Entlastung und der Schuldabwehr gestellt, indem etwa die Deutschen und Österreicher pauschal als verführte Opfer dargestellt wurden. Dabei wurden traditionelle Klischees von weiblicher Schwäche und Verführbarkeit auf ein ganzes Kollektiv umgelegt, das somit effeminiert gezeichnet wurde. Das Kollektiv erschien so als ohnmächtig und damit nicht verantwortlich und schuldig. 27 Andererseits wurde die Schuld quasi externalisiert und an wenigen Einzelpersonen festgemacht. Waren diese Einzelpersonen Frauen, etwa KZ-Wärterinnen, öffnete sich eine weitere Möglichkeit der Externalisierung und Abwehr von Schuld: Der NS-Täterin wurde „normale“ Weiblichkeit weitgehend abgesprochen. Zu sehr widersprach das Grauen der Konzentrationslager einem traditionellen, auf den normativen Vorstellungen von Mütterlichkeit und Fürsorge, aber auch von Ohnmacht und Schwäche beruhenden Weiblichkeitsbild. Das Monströse der Taten im KZ wurde diskursiv auf eine monströse Weiblichkeit umgelegt; das Ungeheuerliche der Tat wird von einer Vorstellung einer ungeheuren, monströsen, widernatürlichen Weiblichkeit überlagert, die diese Taten überhaupt erst möglich gemacht habe. 28 26 27 28 26 Heukenkamp, Ursula: Die schöne junge Jüdin. Beobachtungen an antifaschistischen Mädchenbüchern der Nachkriegsjahre, in: Inge Stephan u. a. (Hg.): Jüdische Kultur und Weiblichkeit in der Moderne, Köln 1994, S. 199–212; Paucker, Pauline: Bildnisse jüdischer Frauen 1789–1991. Klischee und Wandel, in: Jutta Dick, Barbara Hahn (Hg.):Von einer Welt in die andere. Jüdinnen im 19. und 20. Jahrhundert, Wien 1993, S. 29–47. Hirsch, Marianne: Geschlecht als ein Idiom der Erinnerung, in: Insa Eschebach, Sigrid Jacobeit (Hg.): Gedächtnis und Geschlecht. Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, Frankfurt/M. 2002, S. 203–226. Vgl. Hoffmann-Curtius, Kathrin: Feminisierung des Faschismus, in: Claudia Keller, literatur WERKstatt Berlin (Hg.): Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag. Antifaschismus – Geschichte und Neubewertung, Berlin 1996, S. 45–69; Duesterberg, Julia: Von der „Umkehr aller Weiblichkeit“. Charakterbilder einer KZ-Aufseherin, in: Insa Eschebach, Sigrid Jacobeit (Hg.): Gedächtnis und Geschlecht, Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, Frankfurt/M. 2002, S. 227–243. So beschrieb etwa Jörg Friedrich noch 1984 KZ-Aufseherinnen als „die Umkehrung aller Weiblichkeit, so als handelte es sich um Verirrungen der Natur. Die Distanz zum Normalmenschen war so sensationell wie nie“. 29 Die Fassungslosigkeit ob der systematischen Vernichtung von Millionen Menschen fand ein Ventil im Blick auf die KZWärterinnen, die durch ihr Handeln und ihre Taten nicht nur die allgemein gültigen Regeln von Menschlichkeit außer Kraft gesetzt hatten, sondern darüber hinaus und im Speziellen auch noch die Normen des Geschlechterregimes und die Frauen zugeschriebenen Werte von Wärme und Fürsorge. Diese Frauen wurden nach 1945 aber zuweilen als singuläre Monstren dargestellt, die völlig außerhalb jeglicher Ordnung angesiedelt waren, selbst noch außerhalb der Ordnung, die der NS-Staat errichtet hatte. Als solche exterritoriale Figuren wurden NSTäterinnen wie Dorothea Binz (von 1939 bis 1945 Aufseherin im KZ Ravensbrück), Ilse Koch 30 und Irma Grese (Aufseherin in den Konzentrationslagern Ravensbrück, Auschwitz-Birkenau und Bergen-Belsen) von der Nachkriegsgesellschaft zum Zwecke der reibungsloseren Rückgewinnung der Ordnung sowie zur reflexionslosen Wiedererrichtung kollektiver Identitätsangebote als einzigartige Ausnahmeerscheinungen herausgegriffen, vor deren Hintergrund die Normalität und Unschuld der Deutschen konstruiert werden konnte. 31 Die Ungeheuerlichkeit der NS-Verbrechen überhaupt wurde von der Vorstellung einer ungeheuren, monströsen Weiblichkeit überlagert, etwa wenn Ilse Koch während ihres Prozesses 1948 in Zeitungen als „ehemalige Prostituierte“ oder „rothaarige Kokotte“ tituliert wurde, deren „Lippen hemmungslose Sinnlichkeit“ und damit unsublimierten Trieb bezeugen 29 30 31 Zitiert nach Duesterberg, Von der „Umkehr aller Weiblichkeit“, 2002, S. 225. Ilse Koch, Ehefrau des Kommandanten des KZ Buchenwald. Obwohl sie keine offizielle Funktion im KZ Buchenwald hatte, wurde Ilse Koch „Kommandeuse“ und „Hexe von Buchenwald“ genannt. Sie war bekannt für ihre Grausamkeit gegenüber den Gefangenen des KZ. Vgl. Smith, Arthur Lee Jr.: Der Fall Ilse Koch – Die Hexe von Buchenwald, Wien u. a. 1983. Vgl. Zelizer, Barbie: Gender and Atrocity: Women in Holocaust Photographs, in: dies. (Hg.): Visual Culture and the Holocaust, London 2001. 27 würden. 32 Die äußere Erscheinung der Täterinnen wird in krassen Gegensatz zu ihren Taten gestellt. Über diesen Zusammenhang schreibt Daniel Patrick Brown 1996 in seinem Buch mit dem bezeichnenden Titel The Beautiful Beast. The Life and Crimes of SS-Aufseherin Irma Grese: „What might intrigue us most about Irma Grese is that we associate beauty with gentleness and find the human paradox of an attractive-but-vicious woman disturbing“. 33 Nun war aber das verstörende Ineinandergreifen von weiblicher Schönheit und Grausamkeit, Anmut und Sadismus, das Wild-Sexuelle, welches Brown in The Beautiful Beast als die KZ-Aufseherin Grese kennzeichnend anführt, in den bürgerlichen Weiblichkeitsnormen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts als Negativfolie für die Vorstellung idealer Weiblichkeit von großer Bedeutung. Diese Verschlingung fand Ausdruck insbesondere in den antisemitisch-misogynen Bildern dieser Zeit, etwa in Vorstellungen des männerverschlingenden Vamp, der Verderben bringenden „Lulu“, oder der „Judith“ und „Salome“, die allesamt als „jüdisch“ gekennzeichnet waren. 34 In diesen Bildern gingen sexistische Vorstellungen von verderblicher, monströser Weiblichkeit eine Symbiose mit rassistisch-antisemitischen Vorstellungen des Jüdischen ein. Während die „arische“ Frau als rein und den Volkskörper reproduzierend vorgestellt wurde, konnten all die ambivalenten Gefühle auf die „rassisch andere“ Frau – die Jüdin – projiziert werden. 35 Paradox mutet es an, dass in Diskursen um NS-Täterinnenschaft die Rolle der „anderen Frau“, die ehedem in antisemitischen Diskursen von der „Jüdin“ besetzt war, zum Teil der NS-Täterin zugeschrieben wurde. Durch die Darstellung der NS-Täterin als einer Frau, die absolut nichts natürlich Weibliches mehr an sich habe, konnte die Verstri- 32 33 34 35 28 Zitiert nach Przyrembel, Alexandra: Ilse Koch, die „Kommandeuse von Buchenwald“, in: Insa Eschebach, Sigrid Jacobeit (Hg.): Gedächtnis und Geschlecht. Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, Frankfurt/M. 2002, S. 245–267, S. 257. Zitiert nach Duesterberg, Von der „Umkehr aller Weiblichkeit“, 2002, S. 234. Vgl. Mayer, Außenseiter, 1981; Dijkstra, Das Böse ist eine Frau, 1999. Vgl. ausführlich Messerschmidt, Astrid: Bildung als Kritik der Erinnerung. Lernprozesse in Geschlechterdiskursen zum Holocaust-Gedächtnis, Frankfurt/M. 2003. ckung in den Nationalsozialismus und seine Gräuel als ein Randgruppenphänomen abgetan werden. Auch hier ging es wieder um die Schaffung und Stärkung eines Kollektivs der „Normalen“, die nicht zur Verantwortung zu ziehen seien. Es ging um die Schaffung einer neuen Wir-Gruppe, eines neuen Kollektivs, das sich über die Verleugnung und Externalisierung der eigenen Verstrickung in die nationalsozialistische Vergangenheit konstituierte. Die NS-Vergangenheit wurde in bestimmten Figuren gebündelt und dort verurteilt, während das deutsche und österreichische Kollektiv als verführt und unbeteiligt dargestellt werden konnte. Dass die NS-Täterinnen „normale“ Frauen – „ordinary women“ 36 – gewesen sein könnten, war nicht denkbar. Die Vorstellung einer „normalen“ Weiblichkeit blieb dadurch weiterhin verfügbar für die Konstruktion eines Kollektivs von verführten Opfern. Ausgeblendet wurde dabei durchgängig der Antisemitismus, der das NS-System und alle involvierten Täterinnen und Täter, die Mitläuferinnen und Mitläufer sowie die Profiteurinnen und Profiteure angetrieben hat. Die Motivation der NS-Täterinnen wird nicht im Antisemitismus gesucht, sondern in einer angeblich abweichenden, monströsen Weiblichkeit. Identität und Nicht-Identität Die als fremd, anders und nicht als zugehörig wahrgenommenen Jüdinnen und Juden sowie emanzipierte Frauen gelten im identitär geordneten gesellschaftlichen Gefüge – der total integrierten Gesellschaft – als Repräsentantinnen und Repräsentanten des Nichtidentischen, Uneindeutigen, Unzuordenbaren. Die heteronormative Geschlechterordnung ist konstitutiver Teil der prästabilierten Einheit, welche den immanenten Antagonismus übertüncht und als Abwehr eines jeglichen Zweifels an der gegebenen Gesellschaftsform und ihrer nationalen Ordnung fungiert. Die antisemitischen und misogynen Stereotypen 36 Vgl. Browning, Christopher R.: Ordinary men. Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die „Endlösung“ in Polen, Reinbek bei Hamburg 1993. 29 und Diskurse sind auch performative Akte der permanenten Rekonstruktion dieser Ordnung. Antisemitismus und Antifeminismus verklären jeweils die Ordnung der Gesellschaft als natürliche Ordnung; gesellschaftliche Widersprüche und Konflikte werden in Natur umgedeutet und damit legitimiert. Die Geschlechterordnung erscheint so als ebenso natürlich wie die Hierarchie der unvermischten Nationen im Ethnopluralismus. 37 Gleichzeitig drücken Antisemitismus, Sexismus und Antifeminismus aber verdeckt auch den Zweifel an dieser Ordnung aus. Die antisemitischen und zugleich sexistischen Stereotypen verdeutlichen die Prekarität der heteronormativen Dichotomie von männlich und weiblich: Die Bilder jüdischer Körperlichkeit und Geschlechtlichkeit sind auffallend häufig als die Heteronormativität durchkreuzend konstruiert. Zum Zweck der Aufrechterhaltung der heteronormativen Binarität fungieren Jüdinnen und Juden im Antisemitismus als Projektionsflächen für insgeheim begehrte Abweichungen von dieser Norm der strikten Zweigeschlechtlichkeit. Das antisemitische Bild von Jüdinnen und Juden verheißt insgeheim ein Jenseits des Geschlechterprinzips, das begehrt, gesellschaftlich aber untersagt und deshalb gehasst und gefürchtet wird. Die Geschlechtergrenzen, den binären Code von männlich und weiblich, zu überschreiten, stellt die eindeutige Geschlechtsidentität in Frage, von der aber im völkischen Diskurs die Einheit des Volkes, also seine Identität, abhängt. Mit dem Geschlechterdiskurs überkreuzt sich der nationalistische Diskurs im Antisemitismus: Juden wurde seit der Aufklärung unterstellt, unfähig zur Nationalstaatsbildung zu sein und sie galten als anti-national 38; und auch heute noch wird der jüdische Nationalstaat Israel als unauthentisch und künstlich betrachtet. 39 In der Zuschreibung von Identität und Nicht-Identität in Antisemitismus und Antifeminismus lässt sich ein wesentlicher Unterschied 37 38 39 30 Vgl. Yuval-Davis, Nira: Geschlecht und Nation, Emmendingen 1997. Holz, Klaus: Nationaler Antisemitismus. Wissenssoziologie einer Weltanschauung, Hamburg 2001; Salzborn, Samuel: Antisemitismus und Nation. Zur historischen Genese der sozialwissenschaftlichen Theoriebildung, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 39 (4), 2010, S. 393–408. Hirsh, David: Contemporary Left Antisemitism, London 2017; Fine, Robert, Spencer, Philip: Antisemitism and the Left: On the Return of the Jewish Question, Manchester 2017. zum Rassismus erkennen, vor allem zum rassistischen Ressentiment gegen Muslime. Ihnen wird im rechtsextremen Diskurs eine zwar feindliche, aber ebenso hermetisch geschlossene und festgezurrte Identität zugeschrieben, wie man sie sich selbst verordnet, und im Grunde verbirgt sich darin vor allem Neid gegenüber dem homogen imaginierten Kollektiv der Muslime. Demgegenüber sind im Antisemitismus Jüdinnen und Juden als identitätslos charakterisiert, als die ultimativ Anderen, die sich in keine Einheit einfügen und keiner Eindeutigkeit beugen. Ihnen gilt die ganze Abwehr und der ungeminderte Hass, da sie für die Auflösung von Identität und damit für die Zerstörung der Einheit der „Volksgemeinschaft“ stehen. Diese Auflösung wird auch am Feminismus gefürchtet. Da Feministinnen das wohl etablierte Machtgefüge von männlich und weiblich in Frage stellen, wird ihnen unterstellt, sie würden die Identität unterminieren, und zwar nicht nur die geschlechtliche, sondern auch die nationale und kulturelle. Es drohen Vermischung, Verlust der Zugehörigkeit und Uneindeutigkeit – Auflösung des Kollektivs. „Durch Reinheit zur Einheit“ ist die Antwort auf diese Bedrohung des Kollektivs. Das Bedürfnis nach „Reinheit“ drückt die Angst vor Vermischung und mangelnder Eindeutigkeit des Eigenen – eine Mixophobie – aus. Dementsprechend sind sich die rechtspopulistischen Parteien in Deutschland und Österreich darin einig, dass hinter Gender Mainstreaming und Feminismus eine internationale Verschwörung gegen die nationalen Volksgemeinschaften stehe, die neben der Auflösung der eindeutigen Geschlechtsidentität auch die Vermischung der Kulturen zum Ziel habe. 40 Diese Gemeinsamkeit zwischen den antisemitischen und antifeministischen Stereotypen, dass weder Jüdinnen und Juden noch Feministinnen eine fremde Identität repräsentieren, die doch denselben Konstruktionsregeln folgen würde, sondern die Anti-Identität, ist ein Grund dafür, warum der Antisemitismus, wenn auch verdeckt, so doch strukturell in den AntiGender-Diskurs hineinragt. Das macht sich an der Ähnlichkeit der Stereotypen bemerkbar. 40 Stögner, Karin: Angst vor dem „neuen Menschen“. Zur Verschränkung von Antisemitismus, Antifeminismus und Nationalismus in der FPÖ, in: Stephan Grigat (Hg.): AfD und FPÖ. Antisemitismus, völkischer Nationalismus und Geschlechterbilder, Baden-Baden 2017, S. 137–161. 31 Conclusio Vor solchem Hintergrund wird deutlich, dass Antisemitismus und Sexismus Ausdruck widersprüchlicher gesellschaftlicher Strukturen sind. Mit Hilfe von Antisemitismus und Sexismus können ungleiche und hierarchische gesellschaftliche Verhältnisse legitimiert werden. Da diese Ideologien auch im Gewand eines Anti-Elitismus auftreten, kann gleichzeitig vorgegeben werden, dass die ungleichen Verhältnisse verändert würden, während sie doch real gefestigt werden. Das zeigt sich derzeit am Diskurs der Neuen Rechten in Europa nicht weniger als in den USA. Mit diesen Verhältnissen verdichten sich auch die Ideologien immer mehr gegenüber den Individuen. Durch solche Institutionalisierung löst sich der ideologische Diskurs zunehmend von seinen Objekten und Subjekten. Auf dieser Stufe ist der Antisemitismus kaum noch durch individuelle Erfahrung seitens der Antisemitinnen und Antisemiten vermittelt, sondern er ist ein Strukturmerkmal der Gesellschaft selbst, das von den Einzelnen bedient wird und auf das sie mehr reagieren als reflektieren. Antisemitismus kann schwerlich für sich allein betrachtet werden. Um seine vielfältigen Quellen und Formen zu erkennen, bedarf es eines Zugangs, der Ideologien in Konstellationen und als zähe, aber flexible Momente innerhalb eines umfassenden antiemanzipatorischen ideologischen Syndroms erkennt. Je nach politischer Opportunität kann eine Ideologie in den Vordergrund treten, ohne dass die andere aber ihre Wirkmacht vollständig einbüßen würde. Vielmehr gewinnen die einzelnen Ideologien ihre Spezifik gerade aus dem Zusammenspiel mit anderen Ideologien jeweils neu. 32 Literatur A. G. Gender-Killer (Hg.): Antisemitismus und Geschlecht. Von „effeminierten Juden“, „maskulinisierten Jüdinnen“ und anderen Geschlechterbildern, Münster 2005. Adorno, Theodor W. u. a.: The Authoritarian Personality, New York 1967. Becker-Schmidt, Regina: Doppelte Vergesellschaftung von Frauen. Divergenzen und Brückenschläge zwischen Privat- und Erwerbsleben, in: Ruth Becker (Hg.): Handbuch Frauen- und Geschlechtergeschichte. Theorie, Methoden, Empirie, Wiesbaden 2010, S. 65–74. Benjamin, Walter: Karl Kraus, in: Walter Benjamin: Gesammelte Schriften II–1, Frankfurt/M. 1992, S. 334–367. Bereswill, Mechthild, Wagner, Leonie (Hg.): Bürgerliche Frauenbewegung und Antisemitismus, Tübingen 1998. Braun, Christina von: „Der Jude“ und „Das Weib“. Zwei Stereotypen des „Anderen“ in der Moderne, in: metis 2/1992, S. 6–28. Braun, Christina von: Der sinnliche und der übersinnliche Jude, in: Sander L. Gilman, Robert Jütte, Gabriele Kohlbauer-Fritz (Hg.): „Der schejne Jid“. Das Bild des „jüdischen Körpers“ in Mythos und Ritual, Wien 1998, S. 97–108. Browning, Christopher R.: Ordinary men. Ganz normale Männer. Das ReservePolizeibataillon 101 und die „Endlösung“ in Polen, Reinbek bei Hamburg 1993. Claussen, Detlev: Grenzen der Aufklärung. Die gesellschaftliche Genese des modernen Antisemitismus, Frankfurt/M. 1994, S. 51–84. Dijkstra, Bram: Das Böse ist eine Frau. Männliche Gewaltphantasien und die Angst vor der weiblichen Sexualität, Reinbek bei Hamburg 1999. Dijkstra, Bram: Idols of Perversity. Fantasies of Feminine Evil in Fin-de-Siècle Culture, New York u. a. 1986. Duesterberg, Julia: Von der „Umkehr aller Weiblichkeit“. Charakterbilder einer KZ-Aufseherin, in: Insa Eschebach, Sigrid Jacobeit (Hg.): Gedächtnis und Geschlecht. Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, Frankfurt/M. 2002, S. 227–243. Fine, Robert, Spencer, Philip: Antisemitism and the Left: On the Return of the Jewish Question, Manchester 2017. FPÖ-Bildungsinstitut: Handbuch freiheitlicher Politik. Ein Leitfaden für Führungsfunktionäre und Mandatsträger der Freiheitlichen Partei Österreichs, 4. Aufl., Wien 2013. Freud, Sigmund: Charakter und Analerotik, in: Sigmund Freud: Gesammelte Werke Bd. 7, Frankfurt/M. 1999, S. 203–209. Gehmacher, Johanna: „Völkische Frauenbewegung“. Deutschnationale und nationalsozialistische Geschlechterpolitik in Österreich, Wien 1998. Gilman, Sander L.: Freud, Identität und Geschlecht, Frankfurt/M. 1994. Haupt, Sabine, Würffel, Stefan Bodo (Hg.): Handbuch Fin de Siècle, Stuttgart 2008. 33 Herzog, Dagmar: Hubris and Hypocrisy, Incitement and Disavowal: Sexuality and German Fascism, in: dies. (Hg.): Sexuality and German Fascism, New York/Oxford 2005, S. 1–21. Heukenkamp, Ursula: Die schöne junge Jüdin. Beobachtungen an antifaschistischen Mädchenbüchern der Nachkriegsjahre, in: Inge Stephan u. a. (Hg.): Jüdische Kultur und Weiblichkeit in der Moderne, Köln 1994, S. 199–212. Hirsch, Marianne: Geschlecht als ein Idiom der Erinnerung, in: Insa Eschebach, Sigrid Jacobeit (Hg.): Gedächtnis und Geschlecht. Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, Frankfurt/M. 2002, S. 203–226. Hirsh, David: Contemporary Left Antisemitism, London 2017. Hoffmann-Curtius, Kathrin: Feminisierung des Faschismus, in: Claudia Keller (Hg.): Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag. Antifaschismus – Geschichte und Neubewertung, Berlin 1996, S. 45–69. Holz, Klaus: Nationaler Antisemitismus. Wissenssoziologie einer Weltanschauung, Hamburg 2001. Horkheimer, Max, Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, Frankfurt/M. 1997 (1947). Kuhn, Annette: Der Antifeminismus als verborgene Theoriebasis des deutschen Faschismus. Feministische Gedanken zur nationalsozialistischen „Biopolitik“, in: Leonore Siegele-Wenschkewitz, Gerda Stuchlik (Hg.): Frauen und Faschismus in Europa. Der faschistische Körper, Pfaffenweiler 1990, S. 39– 50, hier S. 45. Lang, Juliane: Feindbild Feminismus. Familien- und Geschlechterpolitik in der AfD, in: Stephan Grigat (Hg.): AfD und FPÖ. Antisemitismus, Nationalismus und Geschlechterbilder, Baden-Baden 2017, S. 79–102. Mayer, Hans: Außenseiter, Frankfurt/M. 1981. Messerschmidt, Astrid: Bildung als Kritik der Erinnerung. Lernprozesse in Geschlechterdiskursen zum Holocaust-Gedächtnis, Frankfurt/M. 2003, S. 157. Omran, Susanne: Frauenbewegung und ‚Judenfrage‘. Diskurse um Rasse und Geschlecht nach 1900, Frankfurt/M. u. a. 2000. Paucker, Pauline: Bildnisse jüdischer Frauen 1789–1991. Klischee und Wandel, in: Jutta Dick, Barbara Hahn (Hg.):Von einer Welt in die andere. Jüdinnen im 19. und 20. Jahrhundert, Wien 1993, S. 29–47. Postone, Moishe: Nationalsozialismus und Antisemitismus. Ein theoretischer Versuch, in: Dan Diner (Hg.): Zivilisationsbruch. Denken nach Auschwitz, Frankfurt/M. 1988, S. 242–254. Przyrembel, Alexandra: Ilse Koch, die „Kommandeuse von Buchenwald“, in: Insa Eschebach, Sigrid Jacobeit (Hg.): Gedächtnis und Geschlecht. Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, Frankfurt/M. 2002, S. 245–267. Rommelspacher, Birgit: Antisemitismus und Frauenbewegung in Deutschland, in: Brigitte Fuchs, Gabriele Habinger (Hg.): Rassismen und Feminismen. Differenzen, Machtverhältnisse und Solidarität zwischen Frauen, Wien 1996, S. 112–124. Rubin, Gayle: The Traffic in Women: Notes on the ‚Political Economy‘ of Sex, in: 34 Joan Wallach Scott (Hg.): Oxford Readings in Feminism. Feminism and History, Oxford u. a. 1996, S. 105–151. Salzborn, Samuel: Antisemitismus und Nation. Zur historischen Genese der sozialwissenschaftlichen Theoriebildung, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 39 (4), 2010, S. 393–408. Sartre, Jean-Paul: Betrachtungen zur Judenfrage. Psychoanalyse des Antisemitismus, Zürich 1948. Smith, Arthur Lee Jr.: Der Fall Ilse Koch – Die Hexe von Buchenwald, Wien u. a. 1983. Stögner, Karin: Angst vor dem „neuen Menschen“. Zur Verschränkung von Antisemitismus, Antifeminismus und Nationalismus in der FPÖ, in: Stephan Grigat (Hg.): AfD und FPÖ. Antisemitismus, Nationalismus und Geschlechterbilder, Baden-Baden 2017, S. 137–161. Stögner, Karin: Antisemitismus und Sexismus. Historisch-gesellschaftliche Konstellationen, Baden-Baden 2014. Stögner, Karin: On Antisemitism and Nationalism at the Fin de Siècle: Walter Benjamin’s Critique of German Youth Movement, in: Felicity Rash u. a. (Hg.): English and German Nationalist and anti-Semitic Discourse 1871–1945, Frankfurt/M. u. a. 2013, S. 117–144. Theweleit, Klaus: Männerphantasien, München u. a. 2000. Volkov, Shulamit: Antisemitismus und Antifeminismus: Soziale Norm oder kultureller Code, in: dies.: Das jüdische Projekt der Moderne. Zehn Essays, München 2001, S. 62–81. Wenk, Silke: Götter-Lieben. Zur Repräsentation des NS-Staates in steinernen Bildern des Weiblichen, in: Leonore Siegele-Wenschkewitz, Gerda Stuchlik (Hg.): Frauen und Faschismus in Europa. Der faschistische Körper. Pfaffenweiler 1990, S. 181–210. Yuval-Davis, Nira: Geschlecht und Nation, Emmendingen 1997. Zelizer, Barbie: Gender and Atrocity: Women in Holocaust Photographs, in: dies. (Hg.): Visual Culture and the Holocaust, London 2001. 35