ANTISEMITISMUS
ANTIFEMINISMUS
ANTISEMITISMUS
ANTIFEMINISMUS
Ausgrenzungsstrategien
im 19. und 20. Jahrhundert
herausgegeben für
Frauen & Geschichte Baden-Württemberg e.V.
von Liselotte Homering, Sybille Oßwald-Bargende,
Mascha Riepl-Schmidt und Ute Scherb
ULRIKE HELMER VERLAG
Die Publikation wurde freundlicherweise gefördert vom
Verein Frauen & Geschichte Baden-Württemberg e.V.
Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Ein Titelsatz für diese Publikation ist bei der
Deutschen Bibliothek erhältlich.
ISBN 978-3-89741-438-9
© 2019 Copyright Ulrike Helmer Verlag, Roßdorf
Alle Rechte vorbehalten
Covergestaltung: Atelier KatarinaS
Titelgrafik: Lucia Winckler, feuille blanche, Kusterdingen
Printed in Germany
www.ulrike-helmer-verlag.de
Inhalt
Antisemitismus – Antifeminismus
Ausgrenzungsstrategien im 19. und 20. Jahrhundert
Einführung in das Thema .................................................................... 7
Konstellationen von Antisemitismus und Sexismus
Karin Stögner .................................................................................... 15
Frauen als Akteurinnen
Wie radikal war die radikale Frauenbewegung im Umgang mit
(antifeministischem) Antisemitismus?
Anne-Laure Briatte ............................................................................ 39
Frauenbewegung, Antisemitismus und Geschlecht in den
Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus
Sarah Kleinmann ............................................................................... 59
Die Konstruktion des „gefährlichen Anderen“. Antifeministischer
Antisemitismus in den Schriften der italienischen Aktivistin
Elena da Persico (1869-1948)
Ruth Nattermann ............................................................................... 85
5
Antisemitismus und Antifeminismus.
Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Verschränkungen
Geselligkeit und „Teutsche Tischgesellschaft“. Antisemitismus
und Antifeminismus der Romantik
Susanne Asche ................................................................................. 107
Die Herrscher der Schöpfung.
Hasan al-Banna, Sayidd Qutb, Mohammed Qutb
und das Erbe der Moslembruderschaft
Vojin Saša Vukadinovic ................................................................... 131
Ausgrenzungsstrategien
Von mangelnder „persönlicher Eignung“?
Habilitandinnen an der Universität Wien 1904–1938
Andreas Huber ................................................................................ 161
Streit um den Bubikopf – Streit um die Rolle der Frau
Antisemitismus und Antifeminismus in den deutschnationalen
und völkischen Turnverbänden Mitteleuropas
Martin Klement................................................................................ 187
Antisemitismus und Antifeminismus. Parlamentarierinnen
jüdischer Herkunft in der Weimarer Republik
Susanne Wein .................................................................................. 211
Autorinnen und Autoren .................................................................. 235
6
Konstellationen von Antisemitismus
und Sexismus
Karin Stögner
Wenn wir nach dem Zusammenhang von Antisemitismus und Sexismus 1 fragen, so ist damit zunächst die strukturelle und die die Motivation betreffende Verschränkung beider Ideologien gemeint. Die Analyse setzt an bei der grundlegenden Frage, wofür das „Weibliche“ und
das „Jüdische“ in den sexistischen und antisemitischen Imaginationen
stehen. Diese Fragerichtung ist geprägt von der ideologiekritischen
Einsicht, dass Antisemitismus und Sexismus wenig über reale Jüdinnen und Juden beziehungsweise Frauen aussagen, sehr viel hingegen
über Antisemitinnen und Antisemiten, Sexistinnen und Sexisten.
Gleichzeitig sind Ideologien nicht als Quasi-Mentalität ins Individuum
hinein zu verlegen, aber andererseits auch nicht als strukturelle Konstanten zu behandeln, die dem bewussten und gestaltenden Handeln
der Einzelnen vollständig entzogen wären.
Der enge Zusammenhang zwischen Antisemitismus und Sexismus
wird zunächst augenscheinlich im Bildarchiv der Moderne, das gefüllt
ist mit Bildern effeminierter Juden und maskulinisierter Jüdinnen. 2
1
2
Vgl. ausführlich dazu Stögner, Karin: Antisemitismus und Sexismus. Historisch-gesellschaftliche Konstellationen, Baden-Baden 2014.
Pointiert ausgedrückt ist dies in der „Rassenkunde des jüdischen Volkes“ von
Hans F. K. Günther aus dem Jahr 1930: „Unter den Juden findet sich verhältnismäßig häufig eine Entartungserscheinung, die man als ‚Sexuelle Applanation‘ bezeichnet hat und die sich in einer gewissen Verwischung der leiblichen
und seelischen sekundären Geschlechtsmerkmale äußert: besonders häufig
treten unter den Juden weibische Männer und männische Weiber auf. Die
Zwiegestalt der Geschlechter (Dimorphismus) scheint innerhalb des Judentums überhaupt wenig betont zu sein.“ Siehe Günther, Hans F. K.: Rassenkunde des jüdischen Volkes, München 1930, S. 272; vgl. auch A. G. Gender-
15
Gemeinsam ist diesen Bildern, dass sie die strikten und festgefügten
Geschlechtergrenzen in Frage stellen und negativ und pejorativ suggerieren, dass Männlichkeit und Weiblichkeit keine einander ausschließenden Wesenheiten sind. Daraus spricht eine Unsicherheit der Geschlechtsidentität, die auf Jüdinnen und Juden projiziert und damit
abgewehrt wird. Die Bilder kreisen um eine ambivalente Gegenüberstellung von Stärke und Schwäche und hängen nicht zuletzt mit der
kapitalistischen Ausbeutungslogik zusammen. Auch die Schuldabwehr
hinsichtlich der Shoah operiert mit spezifischen Weiblichkeitsbildern,
die den Antisemitismus zuweilen überdecken. Im Folgenden werde ich
diese Konstellationen des Ineinandergreifens und gegenseitigen Verstärkens von Antisemitismus und Sexismus näher beleuchten.
Druck zur Eindeutigkeit und die Ambivalenz von Stärke
und Schwäche
Eine gesellschaftstheoretische Analyse, deren Augenmerk auf der Multidimensionalität des sozialen Lebenszusammenhangs liegt, erweist sich
als besonders fruchtbar im Hinblick auf zwei zusammenhängende Momente: ein herrschaftlich zugerichtetes Körper- und Sexualitätsregime
und der gesellschaftliche Zwang zu Einheit und Eindeutigkeit. Dabei
geht es um Zuschreibungen von Natur und Widernatur, von Stärke und
Schwäche, die sowohl den Antisemitismus als auch den Sexismus
durchdringen.
Juden und Frauen werden paradox mit Stärke und Schwäche identifiziert: mit Schwäche, weil ihnen jahrhundertelang als „Schutzbefohlenen“ der Subjektstatus verweigert wurde, was dann biologistisch in
eine „unterlegene Natur“ umgedeutet wurde. Gleichzeitig wird ihnen
in Verschwörungsphantasien eine Stärke und geheime Macht zugeschrieben, die in einer paranoiden Verzerrung tatsächlicher gesellschaftlicher Verhältnisse zu einer angeblichen Übermacht gesteigert
wird. Die Imaginationen einer zerstörerischen weiblichen Macht, die
die Ordnung der Dinge auf den Kopf stellt (wie etwa in der rechten
Killer (Hg.): Antisemitismus und Geschlecht. Von „effeminierten Juden“, „maskulinisierten Jüdinnen“ und anderen Geschlechterbildern, Münster 2005.
16
Männerrechtsbewegung unter dem Stichwort „Gender-Wahn“ diskutiert), überschneiden sich mit der antisemitischen Wahnvorstellung
von einer jüdischen Weltverschwörung. Ausdruck fand diese Überschneidung bereits im 19. Jahrhundert in den unzähligen Bildern von
Salomé und Judith, die als Femmes fatales die Männer mit der Enthauptung (nach Freud ein Symbol für Kastration) bedrohten. 3 Auch die
Freikorpsliteratur nach dem Ersten Weltkrieg war durchdrungen von
antisemitisch-misogynen Imaginationen einer dekadenten und dem
Untergang geweihten Zivilisation. 4 Bereits im Fin de Siècle wurde der
spezifisch modern-antimodernistische Kulturpessimismus eines Ludwig Klages oder eines Stefan George unter dem Slogan der „Feminisierung der Kultur“ diskutiert. Der damals junge Walter Benjamin sah
all das als ein Zeichen für die grundlegende Infragestellung der männlichen Geschlechtsidentität. In der Furcht vor dem gesellschaftlichen
Wandel und der Abwehr der Moderne erkannte er ein Moment, das den
aggressiven Nationalismus mit dem Antisemitismus und der Misogynie verband. 5
Die Imaginationen vom Weiblichen basieren auf einer ähnlichen
Ambivalenz wie die vom Jüdischen: Die Welt der misogynen Antisemiten ist auf einem manichäischen Gut und Böse ohne Zwischentöne
aufgebaut und auf Eindeutigkeit ausgerichtet. Gleichzeitig widersprechen die antisemitischen und sexistischen Stereotype dieser geforderten Eindeutigkeit und überführen sie der Unwahrheit: Jüdinnen und Juden, aber auch widerspenstige Frauenfiguren sind nicht einfach nur
fremd, sondern grundsätzlich unzugehörig und uneindeutig in der
ihnen zugeschriebenen Geschlechtlichkeit. Sie nehmen eine Zwischenposition ein, sind weder eindeutig männlich noch eindeutig weiblich.
Die in völkisch-nationalistischen Ideologien gängige Überhöhung
von Stärke geht einher mit einer entsprechenden Konstruktion von
3
4
5
Vgl. Dijkstra, Bram: Das Böse ist eine Frau. Männliche Gewaltphantasien und
die Angst vor der weiblichen Sexualität, Reinbek bei Hamburg 1999; Mayer,
Hans: Außenseiter, Frankfurt/M. 1981.
Vgl. ausführlich Theweleit, Klaus: Männerphantasien, München u. a. 2000.
Stögner, Karin: On Antisemitism and Nationalism at the Fin de Siècle: Walter
Benjamin’s Critique of German Youth Movement, in: Felicity Rash u. a.
(Hg.): English and German Nationalist and anti-Semitic Discourse 1871–
1945, Frankfurt/M. u. a. 2013, S. 117–144.
17
Männlichkeit, in der kalte und distanzierte Überlegenheit über jedes
Sichhingeben an die umgebende Welt triumphiert. Bedeutsam ist dabei
die strenge Dichotomisierung der Geschlechter, die keine Übergänge
zwischen männlich und weiblich toleriert. Diese Heteronormativität
führt zu einer vehementen Verleugnung und einer Verhärtung gegenüber solchen Zügen in der eigenen Persönlichkeit, die konventionell
dem anderen Geschlecht zugeschrieben werden, wie Theodor W. Adorno
und Else Frenkel-Brunswick in den Studies in the Authoritarian Personality herausarbeiten. 6 Wer das Prinzip der Einheit und Eindeutigkeit aushöhlt, sei dies real oder unterstellt, bringt damit gleich die gesamte kulturelle Identität des Volkes in Gefahr.
Denen, die vermeintlich oder tatsächlich zwischen den gegeneinander abgedichteten Sphären vermittelten und eine Zwischenposition
einnahmen oder zugeschrieben bekamen, wurde deshalb mit umso mehr
Argwohn, ja Hass begegnet. Dies traf um die Wende vom 19. zum 20.
Jahrhundert in unterschiedlichem Ausmaß Jüdinnen und Juden, Homosexuelle, lesbische Frauen, Frauenrechtlerinnen, Intellektuelle sowie
Künstlerinnen und Künstler. Die Unmöglichkeit, die vermittelnden
Sphären der Gesellschaft auf durchgängige Eindeutigkeit festzulegen,
Identität herzustellen im Zustand der gesellschaftlichen Nicht-Identität, wird in gegenderte Termini zu fassen gesucht, um sie doch wieder
in die gewohnte Binarität einordnen zu können. Bilder und Vorstellungen, in denen der „jüdische Körper“ und der „jüdische Intellekt“ mit
einer als abweichend codierten Geschlechtlichkeit verbunden werden,
stehen Seite an Seite mit Vorstellungen einer intellektualisierten und
„widernatürlichen“ Weiblichkeit, die sich dem Fortpflanzungsdiktat
widersetzt. Derart werden jüdische und abweichend vergeschlechtlichte Körper – „Mannweiber“ und „Weibsmänner“ – als Ort der Andersartigkeit schlechthin inszeniert. Zweck der Inszenierung ist das
repressive Ausagieren von Wünschen und Gelüsten, die den eng definierten, allein auf äußerliche Zwecke bezogenen Zusammenhängen
unter dem Leistungsprinzip zuwiderlaufen.
6
18
Adorno, Theodor W. u. a.: The Authoritarian Personality, New York 1967,
S. 428.
Ökonomische Zirkulation, Warenfetisch und
Geschlechterbilder
Wie tief der moderne Antisemitismus und der Sexismus in die Phantasmagorien des Kapitalismus eingesenkt sind, wird an ihren ökonomistischen Aufhängern deutlich. Es gehört zum Inventar des Antisemitismus, dass „Juden“ mit der Zirkulationssphäre, also mit Handel,
Bank- und Geldgeschäften identifiziert und in erster Linie als Spekulanten und Finanzkapitalisten gesehen werden. Ebenso gängig ist es im
Sexismus, Frauen pauschal als „Huren“ zu verunglimpfen. Mit der
Prostitution als besonderer Verbindung von Weiblichkeit und Tauschverkehr werden aber nicht nur Frauen assoziiert (als Prostituierte, in
denen sich die Aspekte Tausch- und Gebrauchswert vermengen), 7 sondern ab dem 19. Jahrhundert auch Juden (als stereotypisierte Zuhälter
und Mädchenhändler). 8 Diese Diskurse wurden vor allem während des
Fin de Siècle intensiv geführt und standen in engem Zusammenhang
mit der Festigung völkischer Diskurse um Volksgesundheit und -reinheit. 9 In beiden Figuren, der des „Geldjuden“ und der der „Hure“,
lagerte sich die dem Geld zugesprochene Sinnlichkeit im analen Charakter ab. 10 Nicht zufällig wurden Materialismus und Gier nach
Geld/Gold die Kulturgeschichte der Neuzeit hindurch als spezifisch
weibliche Schwächen angesehen, 11 denen die mit der Festigung der
7
8
9
10
11
Benjamin, Walter: Karl Kraus, in: Walter Benjamin: Gesammelte Schriften
II–1, Frankfurt/M. 1992, S. 334–367.
Herzog, Dagmar: Hubris and Hypocrisy, Incitement and Disavowal: Sexuality
and German Fascism, in: dies. (Hg.): Sexuality and German Fascism, New
York u. a. 2005, S. 1–21; Braun, Christina von: Der sinnliche und der übersinnliche Jude, in: Sander L. Gilman, Robert Jütte, Gabriele Kohlbauer-Fritz
(Hg.): „Der schejne Jid“. Das Bild des „jüdischen Körpers“ in Mythos und
Ritual, Wien 1998, S. 97–108.
Bereswill, Mechthild, Wagner, Leonie (Hg.): Bürgerliche Frauenbewegung
und Antisemitismus, Tübingen 1998.
Freud, Sigmund: Charakter und Analerotik, in: Sigmund Freud: Gesammelte
Werke Bd. 7, Frankfurt/M. 1999, S. 203–209.
Dijkstra, Bram: Idols of Perversity. Fantasies of Feminine Evil in Fin-de-Siècle Culture, New York u. a. 1986.
19
kapitalistischen Marktökonomie männlich konnotierte Produktion gegenübergestellt wurde, die ihrerseits als mit Grund und Boden verwurzelt gedacht war. 12 Auch die Emanzipation von Jüdinnen und Juden
wurde überwiegend mit Blick auf deren vermeintlichen Materialismus
diskutiert. 13
Subjektstatus und Männlichkeit sind zivilisatorisch nicht voneinander zu trennen, wie Max Horkheimer und Theodor W. Adorno betonen, wenn sie vom Selbst als dem „identischen, zweckgerichteten,
männlichen Charakter des Menschen“ sprechen. 14 Die Zuerkennung
des Subjektstatus ist in der kapitalistischen Gesellschaft durchweg an
das Prinzip produktiver Arbeit gebunden, die ihrerseits auf marktvermittelte, warenförmige Arbeit eingeengt ist. 15 Dass in Antisemitismus
und Sexismus Jüdinnen und Juden sowie Frauen der Subjektstatus systematisch aberkannt wird, hängt auch mit der ihnen zugeschriebenen
Position im Produktionsprozess zusammen. Die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung der bürgerlichen Gesellschaft reduzierte Frauen,
zumindest ideologisch, auf die Sphäre der Reproduktion, auf das Gebären von Kindern und die Pflege von Angehörigen – Tätigkeiten, die
nicht marktvermittelt und nicht über Verträge geregelt sind und daher,
nach der kapitalistischen Verwertungslogik, als nicht produktiv gelten.
Produktions- und Reproduktionssphäre werden ideologisch getrennt,
wenngleich sie real zusammengehören und aufeinander verweisen.
Selbst wenn Frauen als Arbeiterinnen von Beginn der Industrialisie-
12
13
14
15
20
Sartre, Jean-Paul: Betrachtungen zur Judenfrage. Psychoanalyse des Antisemitismus, Zürich 1948; Postone, Moishe: Nationalsozialismus und Antisemitismus. Ein theoretischer Versuch, in: Dan Diner (Hg.): Zivilisationsbruch.
Denken nach Auschwitz, Frankfurt/M. 1988, S. 242–254.
Volkov, Shulamit: Antisemitismus und Antifeminismus: Soziale Norm oder
kultureller Code, in: dies.: Das jüdische Projekt der Moderne. Zehn Essays,
München 2001, S. 62–81.
Horkheimer, Max, Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, Frankfurt/M. 1997 (1947), S. 50.
Becker-Schmidt, Regina: Doppelte Vergesellschaftung von Frauen. Divergenzen und Brückenschläge zwischen Privat- und Erwerbsleben, in: Ruth Becker (Hg.): Handbuch Frauen- und Geschlechtergeschichte. Theorie, Methoden, Empirie, Wiesbaden 2010, S. 65–74.
rung an in den kapitalistischen Produktionsprozess maßgeblich integriert waren, galt allzu lange das Modell des männlichen Alleinverdieners. Das fand eine Entsprechung im bürgerlichen Familienrecht, das
Frauen lange Zeit hindurch den Status vertragsfähiger Subjekte verweigerte: Sie konnten nicht autonom Tauschverträge eingehen und ihre
Arbeitskraft nicht frei als Ware verkaufen, sondern benötigten dafür
offiziell einen männlichen Vertreter. Dieser Zustand dauerte in
Deutschland und Österreich bis in die 1970er Jahre.
Auch Jüdinnen und Juden wurde dieser Subjektstatus lange verwehrt und ihre Tätigkeit galt, ebenso wie jene von Frauen, wenngleich
anders konnotiert, als nicht produktiv. Die ihnen zugeschriebene
Zwischenposition im Geschlechtlichen korrespondierte mit einer Zwischenposition in der Ökonomie. Dass Jüdinnen und Juden in feudalen,
traditionalen Gesellschaften der Zugang zum Grundeigentum und in
der modernen, funktional-differenzierten, kapitalistischen Gesellschaft
der Zugang zum Besitz an Produktionsmitteln, der Quelle des Mehrwerts, allzu lange versperrt war und sie deshalb vermehrt in die vermittelnden Sphären der Zirkulation – der Bankgeschäfte und des Handels – gedrängt wurden, ist hinlänglich bekannt. 16 Dass alle Banker
Juden und alle Juden in Geldgeschäften tätig seien, ist hingegen ein
antisemitisches Klischee, das mit der Vorstellung zusammenhängt, sie
seien nicht produktiv tätig. Darin wiederum kündigt sich die ideologische Aufspaltung des Kapitalverhältnisses in „schaffendes“ und „raffendes“ an.
Uralt sind auch die Assoziationen von Männlichkeit mit Statik
(=Verwurzelung) und Weiblichkeit mit dem Zirkulierenden, also dem,
was getauscht und weitergereicht wird. Reminiszenzen an längst vergangene Zeiten des Frauentauschs, das heißt an Gesellschaftsformationen, in denen Frauen zwischen den Sippen getauscht wurden, durchziehen noch die warenproduzierende Gesellschaft. 17 Das drückt sich
16
17
Claussen, Detlev: Grenzen der Aufklärung. Die gesellschaftliche Genese des
modernen Antisemitismus. Frankfurt/M. 1994, S. 51–84.
Rubin, Gayle: The Traffic in Women: Notes on the ‚Political Economy‘ of
Sex, in: Joan Wallach Scott (Hg.): Oxford Readings in Feminism. Feminism
and History, Oxford/New York 1996, S. 105–151.
21
real etwa darin aus, dass in der bürgerlichen Gesellschaft bei Eheschließungen in der Regel die Frau in die Familie des Mannes einheiratet, oder dass Frauen in der westlichen und östlichen Zivilisation –
mit Ausnahme des Judentums – nicht als Stammhalterinnen gelten.
Die dem Geld und seinen Repräsentantinnen wie Repräsentanten
zugeschriebene Sinnlichkeit unterstreicht die Zähigkeit des Topos vom
„Geldjuden“. In ihm verschmelzen Zuschreibungen von Rationalität
wie von Intellektualität, von Gefühlskälte und von Wurzellosigkeit
(freischwebendes Kapital) mit spezifischen Sexualbildern, die den „Juden“ als hypersinnlich der Ratio gerade entgegenstellen, mit der er als
Repräsentant des Geldes aber identifiziert wird. 18 In den antisemitischen Stereotypen des „Geldjuden“ und des „jüdischen Mädchenhändlers“ findet die Versinnlichung des Abstrakten zentral durch Geschlechterbilder statt, sodass sich in ihnen ebenso wie in der Figur der
„Hure“ die dem Geld zugesprochene Sinnlichkeit kristallisiert. Mit den
Stereotypen des „Geldjuden“ beziehungsweise des „Jüdischen Wucherers“ hat man im Fin de Siècle anonyme kapitalistische Geldgeschäfte
personalisiert. Dieser Diskurs war deshalb besonders eingängig, weil
er implizit mit einem quasi medizinischen Diskurs um „Krankhaftes“
und um „wuchernde Krebsgeschwüre“ verbunden werden konnte. Damit war die Assoziation zu unkontrollierter Ausbreitung, Grenzüberschreitung und „Unterwanderung“ gegeben, ein ideologisches Feld, in
dem der Prostitution zentrale Bedeutung zukam. Das Pendant zum
„jüdischen Mädchenhändler“ ist die volksschädigende „Hure“, die die
„Lustseuche“ in sich trägt. 19 Angestiftet vom „jüdischen Zuhälter“ vermacht die Prostituierte ihren Körper nicht der Reproduktion des Volksganzen, sondern als „sexuelle Frau“ verkauft sie ihn gegen Geld, das
jede Verwurzelung auflöst. 20 Wie das Geld gilt Prostitution deshalb als
lebensfeindlich.
Die Sexarbeiterin repräsentiert nicht nur die Zirkulation/Beweglichkeit, sondern ihr Leib ist darüber hinaus der reale Ort, an dem der
18
19
20
22
Vgl. Braun, Christina von: „Der Jude“ und „Das Weib“. Zwei Stereotypen des
„Anderen“ in der Moderne, in: metis 2/1992, S. 6–28.
Haupt, Sabine, Würffel, Stefan Bodo (Hg.): Handbuch Fin de Siècle, Stuttgart
2008, S. 148.
Dijkstra, Idols of Perversity, 1986, S. 368.
Warentausch stattfindet. Die Prostitution gilt als „Entartung“, da sie
das allgemeine Tauschprinzip auf die Spitze getrieben vor Augen führt
und die Realität entlarvt, die alle menschlichen Beziehungen unter das
Diktat des Tausches rückt. Die Sexarbeiterin verkauft ihren Körper ostentativ, sie tritt damit als Tauschende-Getauschte in Erscheinung. Sie
wechselt nicht einfach von der einen Seite der Polarität auf die andere,
transformiert sich nicht einfach von der Ware zur Tauschenden, sondern als Verkäuferin und Ware zugleich ist sie Subjekt-Objekt des
Tauschvorgangs. Sie tritt als Subjekt auf, das sich dem unmittelbaren
männlichen Zugriff entzieht und den Freier mit Vertragsbedingungen
konfrontiert (in seiner eigenen Wahrnehmung erscheint der Zuhälter
als eine Nebenfigur). Das ist die Widersprüchlichkeit der Sexarbeit in
der patriarchalen Gesellschaft, in der Frauen, die sich dem unmittelbaren männlichen Zugriff entziehen, Gefahr laufen, als „Huren“ beschimpft zu werden. Deshalb gilt die Sexarbeiterin als monströs und
wird einer Zwischensphäre der Geschlechter zugeordnet – sie stellt die
Ordnung in Frage, die sie doch zuinnerst vertritt.
Auffällig ist, dass in der einschlägigen Literatur um die Wende
vom 19. zum 20. Jahrhundert Prostitution durchgängig mit dem Judentum assoziiert war. Dass Jüdinnen die geborenen Prostituierten und Juden die „vertiertesten“ Mädchenhändler seien, war auch in den Reihen
der nicht-jüdischen deutschen Frauenbewegung ein gängiges Stereotyp. 21
Die Verbindung von Geld und Sexualität in den Stereotypen des
„Geldjuden“ und der Jüdin als der „sexuellen Frau“ und Sexarbeiterin
diente der Abwehr von beiden. Im völkischen Antisemitismus wurde
die mit dem Jüdischen identifizierte Vorstellung des „raffenden Kapitals“ mit einer sich gegen die Fortpflanzung kehrenden Sexualität
emanzipierter Frauen zusammengedacht. So schrieb etwa Ludwig
21
Vgl. ausführlich Omran, Susanne: Frauenbewegung und „Judenfrage“. Diskurse um Rasse und Geschlecht nach 1900, Frankfurt/M. u. a. 2000; Gehmacher, Johanna: „Völkische Frauenbewegung“. Deutschnationale und nationalsozialistische Geschlechterpolitik in Österreich, Wien 1998; Rommelspacher,
Birgit: Antisemitismus und Frauenbewegung in Deutschland, in: Brigitte
Fuchs, Gabriele Habinger (Hg.): Rassismen und Feminismen. Differenzen,
Machtverhältnisse und Solidarität zwischen Frauen, Wien 1996, S. 112–124.
23
Langemann 1919 in Die Zusammenhänge zwischen Semitismus, Demokratismus, Sozialismus und Feminismus: „Wo der jüdisch-demokratisch-feministische Mammongeist den nationalen Heldengeist erst völlig vernichtet hat, ist eine Wiedergeburt ausgeschlossen, da steht der
Untergang vor der Tür.“ 22
Etwas von dieser Sichtweise klingt verdeckt und transformiert
noch heute nach, etwa im Diskurs extrem rechter Parteien wie der Freiheitlichen Partei Österreichs oder der Alternative für Deutschland, 23
die in Gender Mainstreaming eine existentielle Bedrohung für den
Fortbestand der Nation sehen, da diese Strategie der Gleichstellung die
Befreiung der Frauen von der „Bürde des Kinderkriegens“ anstrebe.
Der radikale Feminismus wolle obendrein einen „neuen Menschen
[…] ohne feste Geschlechteridentität“ erschaffen und arbeite für die
„Abschaffung der Familie“, um analog zum Kommunismus Frauen
gänzlich für außerhäusliches Arbeiten verfügbar zu machen. Die Erfüllungsgehilfinnen dieses „totalitären Denkansatzes“ seien die Feministinnen, die mit ihren „abstrusen Gender-Theorien“ den lediglich auf
Profit ausgerichteten Kapitalismus stützen würden. 24
22
23
24
24
Zitiert nach Kuhn, Annette: Der Antifeminismus als verborgene Theoriebasis
des deutschen Faschismus. Feministische Gedanken zur nationalsozialistischen „Biopolitik“, in: Leonore Siegele-Wenschkewitz, Gerda Stuchlik (Hg.):
Frauen und Faschismus in Europa. Der faschistische Körper, Pfaffenweiler
1990, S. 39–50, hier S. 45.
Lang, Juliane: Feindbild Feminismus. Familien- und Geschlechterpolitik in
der AfD, in: Stephan Grigat (Hg.): AfD und FPÖ. Antisemitismus, Nationalismus und Geschlechterbilder, Baden-Baden 2017, S. 79–102.
FPÖ-Bildungsinstitut: Handbuch freiheitlicher Politik. Ein Leitfaden für Führungsfunktionäre und Mandatsträger der Freiheitlichen Partei Österreichs, 4.
Aufl., Wien 2013, S. 136; vgl. Stögner, Karin: Angst vor dem „neuen Menschen“. Zur Verschränkung von Antisemitismus, Antifeminismus und Nationalismus in der FPÖ, in: Stephan Grigat (Hg.): AfD und FPÖ. Antisemitismus, Nationalismus und Geschlechterbilder, Baden-Baden 2017, S. 137–161.
Weiblichkeitsbilder, Antisemitismus und
Nationalsozialismus
Es ist historisch bemerkenswert, dass im Nationalsozialismus die direkten Überblendungen von Antisemitismus und Sexismus in Bildern
von der sexualisierten jüdischen Frau, die um die Jahrhundertwende
große Verbreitung gefunden hatten, zunehmend in den Hintergrund
traten. Die antisemitische Agitation baute weitgehend auf Bilder des
männlichen Juden. Ein Grund dafür ist in einer Neubewertung von
Weiblichkeit zu vermuten, die, mit den Vorzeichen der „Reinhaltung
des Blutes“ versehen, für die Einheit der rassistischen „Volksgemeinschaft“, den Ausschluss von Jüdinnen und Juden sowie die Einstimmung auf ihre Vernichtung benötigt wurde. Nicht mehr Fremdheit und
Andersartigkeit charakterisierte das Weiblichkeitsbild im Nationalsozialismus, sondern seine vollkommene Integration in den totalitären
Herrschaftszusammenhang. Weiblichkeit stand im Nationalsozialismus vollends im Zeichen der geforderten Eindeutigkeit. 25 Von der
herrschenden Norm abweichende Frauenfiguren hatten kaum mehr
einen Ort, nicht einmal mehr negativ in Form von abwertender Propaganda. Offensichtlich war die traditionell bürgerliche Aufspaltung des
Weiblichen einerseits in die „gute“, nährende, mütterliche, andererseits
in die „böse“, verführerische, sinnlich-sexuelle Facette der vollständigen
Kontrolle und Vereinnahmung von Frauenkörpern für die biologische
wie kulturelle Reproduktion des „Volkskörpers“ hinderlich, weshalb
das offizielle Frauenbild von widersprüchlichen Momenten gereinigt
wurde. Was blieb, war die unsinnliche aber gebärbereite Frau als „saubere Kameradin“ des gestählten „Ariers“.
Demgegenüber erfuhren die Bilder der Jüdin in der kollektiven Bildersprache der deutschen und österreichischen Nachkriegsgesellschaften, in Film und Literatur eine Wiederbelebung. Jüdinnen traten hier in
25
Wenk, Silke: Götter-Lieben. Zur Repräsentation des NS-Staates in steinernen
Bildern des Weiblichen, in: Leonore Siegele-Wenschkewitz, Gerda Stuchlik
(Hg.): Frauen und Faschismus in Europa. Der faschistische Körper. Pfaffenweiler 1990, S. 181–210; Mayer, Hans: Außenseiter, Frankfurt/M. 1981.
25
erster Linie als versöhnliche Figuren auf. 26 Der Bruch der Shoah
konnte genau dadurch zum Teil überbrückt werden. Zudem wurden
Weiblichkeitsbilder in den Dienst der seelischen Entlastung und der
Schuldabwehr gestellt, indem etwa die Deutschen und Österreicher
pauschal als verführte Opfer dargestellt wurden. Dabei wurden traditionelle Klischees von weiblicher Schwäche und Verführbarkeit auf ein
ganzes Kollektiv umgelegt, das somit effeminiert gezeichnet wurde.
Das Kollektiv erschien so als ohnmächtig und damit nicht verantwortlich und schuldig. 27 Andererseits wurde die Schuld quasi externalisiert
und an wenigen Einzelpersonen festgemacht. Waren diese Einzelpersonen Frauen, etwa KZ-Wärterinnen, öffnete sich eine weitere Möglichkeit der Externalisierung und Abwehr von Schuld: Der NS-Täterin
wurde „normale“ Weiblichkeit weitgehend abgesprochen. Zu sehr widersprach das Grauen der Konzentrationslager einem traditionellen,
auf den normativen Vorstellungen von Mütterlichkeit und Fürsorge,
aber auch von Ohnmacht und Schwäche beruhenden Weiblichkeitsbild. Das Monströse der Taten im KZ wurde diskursiv auf eine monströse Weiblichkeit umgelegt; das Ungeheuerliche der Tat wird von
einer Vorstellung einer ungeheuren, monströsen, widernatürlichen
Weiblichkeit überlagert, die diese Taten überhaupt erst möglich gemacht habe. 28
26
27
28
26
Heukenkamp, Ursula: Die schöne junge Jüdin. Beobachtungen an antifaschistischen Mädchenbüchern der Nachkriegsjahre, in: Inge Stephan u. a. (Hg.):
Jüdische Kultur und Weiblichkeit in der Moderne, Köln 1994, S. 199–212;
Paucker, Pauline: Bildnisse jüdischer Frauen 1789–1991. Klischee und Wandel, in: Jutta Dick, Barbara Hahn (Hg.):Von einer Welt in die andere. Jüdinnen
im 19. und 20. Jahrhundert, Wien 1993, S. 29–47.
Hirsch, Marianne: Geschlecht als ein Idiom der Erinnerung, in: Insa Eschebach, Sigrid Jacobeit (Hg.): Gedächtnis und Geschlecht. Deutungsmuster in
Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, Frankfurt/M. 2002,
S. 203–226.
Vgl. Hoffmann-Curtius, Kathrin: Feminisierung des Faschismus, in: Claudia
Keller, literatur WERKstatt Berlin (Hg.): Die Nacht hat zwölf Stunden, dann
kommt schon der Tag. Antifaschismus – Geschichte und Neubewertung, Berlin 1996, S. 45–69; Duesterberg, Julia: Von der „Umkehr aller Weiblichkeit“.
Charakterbilder einer KZ-Aufseherin, in: Insa Eschebach, Sigrid Jacobeit
(Hg.): Gedächtnis und Geschlecht, Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, Frankfurt/M. 2002, S. 227–243.
So beschrieb etwa Jörg Friedrich noch 1984 KZ-Aufseherinnen als
„die Umkehrung aller Weiblichkeit, so als handelte es sich um Verirrungen der Natur. Die Distanz zum Normalmenschen war so sensationell wie nie“. 29 Die Fassungslosigkeit ob der systematischen Vernichtung von Millionen Menschen fand ein Ventil im Blick auf die KZWärterinnen, die durch ihr Handeln und ihre Taten nicht nur die allgemein gültigen Regeln von Menschlichkeit außer Kraft gesetzt hatten,
sondern darüber hinaus und im Speziellen auch noch die Normen des
Geschlechterregimes und die Frauen zugeschriebenen Werte von
Wärme und Fürsorge. Diese Frauen wurden nach 1945 aber zuweilen
als singuläre Monstren dargestellt, die völlig außerhalb jeglicher Ordnung angesiedelt waren, selbst noch außerhalb der Ordnung, die der
NS-Staat errichtet hatte. Als solche exterritoriale Figuren wurden NSTäterinnen wie Dorothea Binz (von 1939 bis 1945 Aufseherin im KZ
Ravensbrück), Ilse Koch 30 und Irma Grese (Aufseherin in den Konzentrationslagern Ravensbrück, Auschwitz-Birkenau und Bergen-Belsen) von der Nachkriegsgesellschaft zum Zwecke der reibungsloseren
Rückgewinnung der Ordnung sowie zur reflexionslosen Wiedererrichtung kollektiver Identitätsangebote als einzigartige Ausnahmeerscheinungen herausgegriffen, vor deren Hintergrund die Normalität und
Unschuld der Deutschen konstruiert werden konnte. 31 Die Ungeheuerlichkeit der NS-Verbrechen überhaupt wurde von der Vorstellung einer
ungeheuren, monströsen Weiblichkeit überlagert, etwa wenn Ilse Koch
während ihres Prozesses 1948 in Zeitungen als „ehemalige Prostituierte“ oder „rothaarige Kokotte“ tituliert wurde, deren „Lippen hemmungslose Sinnlichkeit“ und damit unsublimierten Trieb bezeugen
29
30
31
Zitiert nach Duesterberg, Von der „Umkehr aller Weiblichkeit“, 2002, S. 225.
Ilse Koch, Ehefrau des Kommandanten des KZ Buchenwald. Obwohl sie
keine offizielle Funktion im KZ Buchenwald hatte, wurde Ilse Koch „Kommandeuse“ und „Hexe von Buchenwald“ genannt. Sie war bekannt für ihre
Grausamkeit gegenüber den Gefangenen des KZ. Vgl. Smith, Arthur Lee Jr.:
Der Fall Ilse Koch – Die Hexe von Buchenwald, Wien u. a. 1983.
Vgl. Zelizer, Barbie: Gender and Atrocity: Women in Holocaust Photographs,
in: dies. (Hg.): Visual Culture and the Holocaust, London 2001.
27
würden. 32 Die äußere Erscheinung der Täterinnen wird in krassen Gegensatz zu ihren Taten gestellt. Über diesen Zusammenhang schreibt
Daniel Patrick Brown 1996 in seinem Buch mit dem bezeichnenden
Titel The Beautiful Beast. The Life and Crimes of SS-Aufseherin Irma
Grese: „What might intrigue us most about Irma Grese is that we associate beauty with gentleness and find the human paradox of an attractive-but-vicious woman disturbing“. 33
Nun war aber das verstörende Ineinandergreifen von weiblicher
Schönheit und Grausamkeit, Anmut und Sadismus, das Wild-Sexuelle,
welches Brown in The Beautiful Beast als die KZ-Aufseherin Grese
kennzeichnend anführt, in den bürgerlichen Weiblichkeitsnormen des
19. und frühen 20. Jahrhunderts als Negativfolie für die Vorstellung
idealer Weiblichkeit von großer Bedeutung. Diese Verschlingung fand
Ausdruck insbesondere in den antisemitisch-misogynen Bildern dieser
Zeit, etwa in Vorstellungen des männerverschlingenden Vamp, der
Verderben bringenden „Lulu“, oder der „Judith“ und „Salome“, die allesamt als „jüdisch“ gekennzeichnet waren. 34 In diesen Bildern gingen
sexistische Vorstellungen von verderblicher, monströser Weiblichkeit
eine Symbiose mit rassistisch-antisemitischen Vorstellungen des Jüdischen ein. Während die „arische“ Frau als rein und den Volkskörper
reproduzierend vorgestellt wurde, konnten all die ambivalenten Gefühle auf die „rassisch andere“ Frau – die Jüdin – projiziert werden. 35
Paradox mutet es an, dass in Diskursen um NS-Täterinnenschaft
die Rolle der „anderen Frau“, die ehedem in antisemitischen Diskursen
von der „Jüdin“ besetzt war, zum Teil der NS-Täterin zugeschrieben
wurde. Durch die Darstellung der NS-Täterin als einer Frau, die absolut nichts natürlich Weibliches mehr an sich habe, konnte die Verstri-
32
33
34
35
28
Zitiert nach Przyrembel, Alexandra: Ilse Koch, die „Kommandeuse von Buchenwald“, in: Insa Eschebach, Sigrid Jacobeit (Hg.): Gedächtnis und Geschlecht. Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, Frankfurt/M. 2002, S. 245–267, S. 257.
Zitiert nach Duesterberg, Von der „Umkehr aller Weiblichkeit“, 2002, S. 234.
Vgl. Mayer, Außenseiter, 1981; Dijkstra, Das Böse ist eine Frau, 1999.
Vgl. ausführlich Messerschmidt, Astrid: Bildung als Kritik der Erinnerung.
Lernprozesse in Geschlechterdiskursen zum Holocaust-Gedächtnis, Frankfurt/M. 2003.
ckung in den Nationalsozialismus und seine Gräuel als ein Randgruppenphänomen abgetan werden. Auch hier ging es wieder um die Schaffung und Stärkung eines Kollektivs der „Normalen“, die nicht zur Verantwortung zu ziehen seien. Es ging um die Schaffung einer neuen
Wir-Gruppe, eines neuen Kollektivs, das sich über die Verleugnung
und Externalisierung der eigenen Verstrickung in die nationalsozialistische Vergangenheit konstituierte. Die NS-Vergangenheit wurde in
bestimmten Figuren gebündelt und dort verurteilt, während das deutsche und österreichische Kollektiv als verführt und unbeteiligt dargestellt werden konnte. Dass die NS-Täterinnen „normale“ Frauen –
„ordinary women“ 36 – gewesen sein könnten, war nicht denkbar. Die
Vorstellung einer „normalen“ Weiblichkeit blieb dadurch weiterhin
verfügbar für die Konstruktion eines Kollektivs von verführten Opfern.
Ausgeblendet wurde dabei durchgängig der Antisemitismus, der das
NS-System und alle involvierten Täterinnen und Täter, die Mitläuferinnen und Mitläufer sowie die Profiteurinnen und Profiteure angetrieben hat. Die Motivation der NS-Täterinnen wird nicht im Antisemitismus gesucht, sondern in einer angeblich abweichenden, monströsen
Weiblichkeit.
Identität und Nicht-Identität
Die als fremd, anders und nicht als zugehörig wahrgenommenen Jüdinnen und Juden sowie emanzipierte Frauen gelten im identitär geordneten gesellschaftlichen Gefüge – der total integrierten Gesellschaft –
als Repräsentantinnen und Repräsentanten des Nichtidentischen, Uneindeutigen, Unzuordenbaren. Die heteronormative Geschlechterordnung ist konstitutiver Teil der prästabilierten Einheit, welche den immanenten Antagonismus übertüncht und als Abwehr eines jeglichen
Zweifels an der gegebenen Gesellschaftsform und ihrer nationalen
Ordnung fungiert. Die antisemitischen und misogynen Stereotypen
36
Vgl. Browning, Christopher R.: Ordinary men. Ganz normale Männer. Das
Reserve-Polizeibataillon 101 und die „Endlösung“ in Polen, Reinbek bei
Hamburg 1993.
29
und Diskurse sind auch performative Akte der permanenten Rekonstruktion dieser Ordnung.
Antisemitismus und Antifeminismus verklären jeweils die Ordnung der Gesellschaft als natürliche Ordnung; gesellschaftliche Widersprüche und Konflikte werden in Natur umgedeutet und damit legitimiert. Die Geschlechterordnung erscheint so als ebenso natürlich wie
die Hierarchie der unvermischten Nationen im Ethnopluralismus. 37
Gleichzeitig drücken Antisemitismus, Sexismus und Antifeminismus
aber verdeckt auch den Zweifel an dieser Ordnung aus. Die antisemitischen und zugleich sexistischen Stereotypen verdeutlichen die Prekarität der heteronormativen Dichotomie von männlich und weiblich: Die
Bilder jüdischer Körperlichkeit und Geschlechtlichkeit sind auffallend
häufig als die Heteronormativität durchkreuzend konstruiert. Zum
Zweck der Aufrechterhaltung der heteronormativen Binarität fungieren Jüdinnen und Juden im Antisemitismus als Projektionsflächen für
insgeheim begehrte Abweichungen von dieser Norm der strikten Zweigeschlechtlichkeit. Das antisemitische Bild von Jüdinnen und Juden
verheißt insgeheim ein Jenseits des Geschlechterprinzips, das begehrt,
gesellschaftlich aber untersagt und deshalb gehasst und gefürchtet
wird. Die Geschlechtergrenzen, den binären Code von männlich und
weiblich, zu überschreiten, stellt die eindeutige Geschlechtsidentität in
Frage, von der aber im völkischen Diskurs die Einheit des Volkes, also
seine Identität, abhängt. Mit dem Geschlechterdiskurs überkreuzt sich
der nationalistische Diskurs im Antisemitismus: Juden wurde seit der
Aufklärung unterstellt, unfähig zur Nationalstaatsbildung zu sein und
sie galten als anti-national 38; und auch heute noch wird der jüdische
Nationalstaat Israel als unauthentisch und künstlich betrachtet. 39
In der Zuschreibung von Identität und Nicht-Identität in Antisemitismus und Antifeminismus lässt sich ein wesentlicher Unterschied
37
38
39
30
Vgl. Yuval-Davis, Nira: Geschlecht und Nation, Emmendingen 1997.
Holz, Klaus: Nationaler Antisemitismus. Wissenssoziologie einer Weltanschauung, Hamburg 2001; Salzborn, Samuel: Antisemitismus und Nation. Zur
historischen Genese der sozialwissenschaftlichen Theoriebildung, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 39 (4), 2010, S. 393–408.
Hirsh, David: Contemporary Left Antisemitism, London 2017; Fine, Robert,
Spencer, Philip: Antisemitism and the Left: On the Return of the Jewish Question, Manchester 2017.
zum Rassismus erkennen, vor allem zum rassistischen Ressentiment
gegen Muslime. Ihnen wird im rechtsextremen Diskurs eine zwar
feindliche, aber ebenso hermetisch geschlossene und festgezurrte Identität zugeschrieben, wie man sie sich selbst verordnet, und im Grunde
verbirgt sich darin vor allem Neid gegenüber dem homogen imaginierten Kollektiv der Muslime. Demgegenüber sind im Antisemitismus Jüdinnen und Juden als identitätslos charakterisiert, als die ultimativ Anderen, die sich in keine Einheit einfügen und keiner Eindeutigkeit beugen. Ihnen gilt die ganze Abwehr und der ungeminderte Hass, da sie
für die Auflösung von Identität und damit für die Zerstörung der Einheit der „Volksgemeinschaft“ stehen. Diese Auflösung wird auch am
Feminismus gefürchtet. Da Feministinnen das wohl etablierte Machtgefüge von männlich und weiblich in Frage stellen, wird ihnen unterstellt, sie würden die Identität unterminieren, und zwar nicht nur die
geschlechtliche, sondern auch die nationale und kulturelle. Es drohen
Vermischung, Verlust der Zugehörigkeit und Uneindeutigkeit – Auflösung des Kollektivs. „Durch Reinheit zur Einheit“ ist die Antwort
auf diese Bedrohung des Kollektivs. Das Bedürfnis nach „Reinheit“
drückt die Angst vor Vermischung und mangelnder Eindeutigkeit des
Eigenen – eine Mixophobie – aus. Dementsprechend sind sich die
rechtspopulistischen Parteien in Deutschland und Österreich darin einig, dass hinter Gender Mainstreaming und Feminismus eine internationale Verschwörung gegen die nationalen Volksgemeinschaften
stehe, die neben der Auflösung der eindeutigen Geschlechtsidentität
auch die Vermischung der Kulturen zum Ziel habe. 40 Diese Gemeinsamkeit zwischen den antisemitischen und antifeministischen Stereotypen, dass weder Jüdinnen und Juden noch Feministinnen eine fremde
Identität repräsentieren, die doch denselben Konstruktionsregeln folgen würde, sondern die Anti-Identität, ist ein Grund dafür, warum der
Antisemitismus, wenn auch verdeckt, so doch strukturell in den AntiGender-Diskurs hineinragt. Das macht sich an der Ähnlichkeit der Stereotypen bemerkbar.
40
Stögner, Karin: Angst vor dem „neuen Menschen“. Zur Verschränkung von
Antisemitismus, Antifeminismus und Nationalismus in der FPÖ, in: Stephan
Grigat (Hg.): AfD und FPÖ. Antisemitismus, völkischer Nationalismus und
Geschlechterbilder, Baden-Baden 2017, S. 137–161.
31
Conclusio
Vor solchem Hintergrund wird deutlich, dass Antisemitismus und Sexismus Ausdruck widersprüchlicher gesellschaftlicher Strukturen sind.
Mit Hilfe von Antisemitismus und Sexismus können ungleiche und
hierarchische gesellschaftliche Verhältnisse legitimiert werden. Da
diese Ideologien auch im Gewand eines Anti-Elitismus auftreten, kann
gleichzeitig vorgegeben werden, dass die ungleichen Verhältnisse verändert würden, während sie doch real gefestigt werden. Das zeigt sich
derzeit am Diskurs der Neuen Rechten in Europa nicht weniger als in
den USA. Mit diesen Verhältnissen verdichten sich auch die Ideologien immer mehr gegenüber den Individuen. Durch solche Institutionalisierung löst sich der ideologische Diskurs zunehmend von seinen
Objekten und Subjekten. Auf dieser Stufe ist der Antisemitismus kaum
noch durch individuelle Erfahrung seitens der Antisemitinnen und Antisemiten vermittelt, sondern er ist ein Strukturmerkmal der Gesellschaft selbst, das von den Einzelnen bedient wird und auf das sie mehr
reagieren als reflektieren.
Antisemitismus kann schwerlich für sich allein betrachtet werden.
Um seine vielfältigen Quellen und Formen zu erkennen, bedarf es eines
Zugangs, der Ideologien in Konstellationen und als zähe, aber flexible
Momente innerhalb eines umfassenden antiemanzipatorischen ideologischen Syndroms erkennt. Je nach politischer Opportunität kann eine
Ideologie in den Vordergrund treten, ohne dass die andere aber ihre
Wirkmacht vollständig einbüßen würde. Vielmehr gewinnen die einzelnen Ideologien ihre Spezifik gerade aus dem Zusammenspiel mit
anderen Ideologien jeweils neu.
32
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