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Ikonische Stadtstrategien. Das Fassadenplakat und die Musterfassade als Instrumente machtpolitischer Repräsentation

2018, Ikonische Grenzverläufe, Hrsg. Martina Sauer [IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018]

Even before the realization of buildings, facade posters and model facades fulfill highly aesthetic (representations s to influence the public discourse, to mar-ginalize alternatives, charge opinions with specific meaning and prepare the urban public for the future materialization. These so-called façades do not only represent what has been done and what is desired by influential actors, they also seem to have the potential to constitute values, spaces of belonging and form constellations of power in public, thus closing or aligning urban discourses and strategically influencing political decisions. Facade posters and model facades are of great social relevance and in this sense are being understood as iconic instruments and power political representations. Since the 1990s they are used to promote the (reconstruction n of buildings in Berlin. Different material formations and strategies can be differentiated. Prominent examples are the simulations of the Berliner Schloss between 1993-1994 and the Berliner Bauakademie, which has been set up since 2001. They should therefore be taken seriously and critically regarded as a focal point of social negotiation within the urban space. Fassadenplakate und Musterfassaden erfüllen lange vor der möglichen Reali-sierung des Baukörpers eine hochästhetisierte (Re-)Präsentation, um den öf-fentlichen Diskurs zu beeinflussen, Alternativen zu marginalisieren und die

[Inhaltsverzeichnis] Benjamin Häger/Claudia Jürgens Ikonische Stadtstrategien. Das Fassadenplakat und die Musterfassade als Instrumente machtpolitischer Repräsentation Abstract Even before the realization of buildings, facade posters and model facades fulfill highly aesthetic (re-)presentations to influence the public discourse, to marginalize alternatives, charge opinions with specific meaning and prepare the urban public for the future materialization. These so-called façades do not only represent what has been done and what is desired by influential actors, they also seem to have the potential to constitute values, spaces of belonging and form constellations of power in public, thus closing or aligning urban discourses and strategically influencing political decisions. Facade posters and model facades are of great social relevance and in this sense are being understood as iconic instruments and power political representations. Since the 1990s they are used to promote the (re-)construction of buildings in Berlin. Different material formations and strategies can be differentiated. Prominent examples are the simulations of the Berliner Schloss between 1993-1994 and the Berliner Bauakademie, which has been set up since 2001. They should therefore be taken seriously and critically regarded as a focal point of social negotiation within the urban space. Fassadenplakate und Musterfassaden erfüllen lange vor der möglichen Realisierung des Baukörpers eine hochästhetisierte (Re-)Präsentation, um den öffentlichen Diskurs zu beeinflussen, Alternativen zu marginalisieren und die IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 175 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien gewünschte Materialisierung und Bedeutungsaufladung vorzubereiten. Diese sogenannten ›Fassadisierungen‹ repräsentieren nicht nur das Gewesene und das von einflussreichen Akteuren/innen Gewünschte, sie scheinen tatsächlich auch über das Potenzial zu verfügen, Wertvorstellungen, Zugehörigkeiten und Machtkonstellationen in der Öffentlichkeit zu konstituieren, mithin städtische Diskurse auszurichten und etwaige Entscheidungen strategisch zu beeinflussen. Fassadenplakate und Musterfassaden in diesem Sinne als ikonische Instrumente und machtpolitische Repräsentation begriffen, sind von großer gesellschaftlicher Relevanz. In Berlin kommen seit den 1990er Jahren vermehrt sogenannte Fassadenplakate und Musterfassaden zum Einsatz, um für den (Wiederauf-)Bau von Gebäuden zu werben. Zwischen verschiedenen materiellen Formen und Strategien kann unterschieden werden. Prominente Simulationen sind die des Schlosses von 1993-1994 und die seit 2001 aufgestellte Berliner Bauakademie. Sie sollten daher entsprechend ernst genommen und kritisch als Kristallisationspunkt sozialen Aushandelns betrachtet werden. Einleitung In Berlin kommen seit den 1990er Jahren vermehrt Fassadenplakate und Musterfassaden als bildliche und kubische Nachbildungen von historischen Gebäuden zum Einsatz, um für deren Rekonstruktion zu werben. Von besonders großer stadtpolitischer Relevanz sind zwei Beispiele in Berlins historischem Zentrum, die nicht mehr existierende Bauwerke an historischer Stelle nachbilden: die Schlosssimulation 1993-1994 auf der Spreeinsel und die seit 2001 aufgestellte Attrappe der Berliner Bauakademie. 1 Im Folgenden wollen wir die sogenannten Fassadisierungen interdisziplinär aus der Perspektive der Stadtplanung und Soziologie diskursanalytisch und hinsichtlich ihrer raum- und bilddiskursiven Dispositionen betrachten und somit nach dem ›Wie?‹ sozialen Aushandelns und Wertzuschreibungen im urbanen Kontext fragen. Fassadenplakate bestehen aus wetterfesten Planen, die vor Gebäude oder auf Baugerüste gespannt werden. Sie sind mit Mauerwerk, Ornamenten sowie Bauteilen und Öffnungen wie Fenstern und Türen bemalt oder bedruckt. 2 Das Simulieren von Schatten und räumlicher Tiefe verleiht dem Fassadenplakat den Eindruck von Plastizität und Echtheit. An bewusst gewählter Stelle als geschlossener Baukörper inszeniert, definieren diese plastisch-räumlichen Beide Bauwerke, im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, galten als höchst bedeutungsvolle Repräsentationen Preußens: das Schloss als Ort weltlicher Macht und höfischer Kunst, die Bauakademie als Ort moderner Bauverwaltung und -technik. Die Gebäude wurden vom DDR-Regime zugunsten moderner, ›sozialistischer‹ Neubauten in den Jahren 1950 (Schloss) und 1962 (Bauakademie) abgerissen. 2 Unterschieden wird hier zwischen historisierenden Fassadenplakaten und Fassadenplakaten, welche mit Werbeanzeigen bedruckt sind oder, wie Sybille Frank am Beispiel des Potsdamer Platz zeigte, »stärker [an dem] nach unternehmerischen Vorbild [der beworbenen] Stadt« (FRANK 2008: 316-317) ausgerichtet sind. Letztere Fassadenplakate sind nicht Gegenstand unserer Betrachtungen. 1 IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 176 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Fassadenplakate Bezüge zu anderen Gebäuden und Sichtachsen sowie räumliche Grenzen im Stadtraum. Gleichzeitig verschließen sie den Blick auf das Dahinterliegende – noch vorhandene bauliche Anlagen, Freiräume sowie das Baugerüst selbst werden verdeckt. Musterfassaden sind Modelle von geplanten Fassaden im Maßstab 1:1, die unter Verwendung der vorgesehenen Baustoffe der Veranschaulichung dienen. In der Bauwirtschaft werden Musterfassaden – auch als ›Mock-ups‹ bezeichnet – errichtet, um den Entwurf und die Gestaltung vor Ort final zu überprüfen sowie um letzte konstruktive Qualitätstests am Objekt durchzuführen. Beide, Fassadenplakat und Musterfassade, sind spezielle Formen von sogenannten Fassadisierungen.3 Unter diesem Begriff beschreibt Stefanie Bürkle in ihrem Buch Szenografien einer Großstadt eine architektonisch-szenografische Praxis, bei der durch das Errichten ›künstlicher‹ Fassaden ausgewählte Stadträume auf eine bestimmte Weise inszeniert werden. Bürkle stellt fest, dass es bei gegenwärtigen Fassadisierungen um »das Primat der Fassade als Schauseite des Gebäudes anstelle einer möglichen Gleichgewichtung zwischen Innen und Außen« (BÜRKLE 2013: 186) ginge. Durch diese Konzentration auf das ›face‹ eines Gebäudes »als Ergebnis bildgebender Verfahren« (BÜRKLE 2013: 243) wird die Fassade losgelöst von der Funktion des Gebäudes und verhüllt die Lesbarkeit des dahinter befindlichen Raumes. Mehr noch, »die Hülle an sich […] stellt bereits einen eigenen Wert dar« (BÜRKLE 2013: 189) und bedarf keines zugehörigen Raumprogramms. Das Kredo der Moderne ›form follows function‹,4 wie es Louis Sullivan 1896 schon folgenreich für die moderne Architektur formulierte (vgl. BÜRKLE 2013: 33; vgl. SULLIVAN 1896: 403-409), sei auf den gegenwärtigen Eklektizismus von Fassaden nicht mehr anwendbar. ›Fassadismus‹ sei demnach »eine Erscheinung der Postmoderne« ( BÜRKLE 2013: 186; vgl. SCHUMACHER 2010: 128), ein ästhetisierendes Moment der Gegenwart. Während Bürkle diesen szenografischen Einsatz für die städtebauliche Ausbildung affirmativ oder sogar fordernd gegenübersteht, betrachten wir den Einsatz von Fassadenplakaten und Musterfassaden kritisch und in Hinblick auf seine gesellschaftsrelevante Dimension. 5 Wir vermeiden dabei eine ohne die Fassadisierungen wurden nach Bürkle aus der Theaterarchitektur und der Kunst des Bühnenbildes in den Stadtraum tradiert. Unter dem Begriff versammelt sie eine Vielzahl unterschiedlicher Ausprägungen und klassifiziert unter anderem verschiedene Arten von Musterfassaden (z.B. ›Mockups‹ als Bauproben) sowie komplett entkernte Gebäude und historische Fassadenreste (vgl. BÜRKLE 2013: 27). Die im vorliegenden Text beschriebenen Fassadisierungen haben mithin historische Vorläufer und verwandte Gattungen. Dies lässt tiefergehende Betrachtungen und weiterführende Typologisierungen von Fassadisierungen überfällig erscheinen. 4 Louis Sullivan beschreibt in seinem Aufsatz The tall office building artistically considered von 1896 unter diesem viel zitierten Leitsatz das wünschenswerte Gestaltungsprinzip für ein modernes Bürogebäude, dessen äußeres Erscheinungsbild sich aus den praktischen Überlegungen der inneren Funktionen auf die natürlichste und einfachste Weise ergeben solle, so wie dies naturbedingt überall der Fall sei: »It is the pervading law of all things […], that form ever follows function. This is the law« (SULLIVAN 1896: 408, Herv. im Original). 5 Bürkles Genealogie des Bühnenbildes und ihre Forderung, die Szenografie zu einem Teil der Architektenausbildung zu machen, mögen wir teilen. Leider schafft es aber auch Bürkle nicht, dass auf den Stadtraum und ›Fassadismus‹ angewandte Bühnenbild als Akteursraum zu begreifen; sie bleibt daher hinter ihrer eigenen Kritik der Moderne zurück. Nicht mehr Lesbarkeit und klare soziale Verhältnisse und Eindeutigkeiten, wie bei Sullivan, prägen die Fassaden der Gebäude und somit auch die Fassadenplakate – aber das Kredo Sullivans hat in denen über die Stadt geführten Räume 3 IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 177 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Akteure/innen auskommende deterministisch-symptomatische Objektlektüre, bei der es nur »um das Gebäude selbst geht« ( STEETS 2015: 20; vgl. WIETSCHORKE 2017: 245), wie es schon Silke Steets bemängelte. Wir möchten unsere Beschreibungen und teilnehmenden Beobachtungen des Stadtraumes rund um die Fassadenplakate und Musterfassaden mit den Debatten über Fassade, Architektur und Städtebau verbinden. Wir überprüfen unsere These, die vorgestellten Beispiele als ikonische Stadtstrategien zu bezeichnen, bei denen die jeweilige Ausbildung der Fassade von den Akteuren/innen bewusst gewählt wird, um einen bestimmten Einfluss auf die Stadtentwicklung und -politik zu nehmen. Nach unserer Auffassung stellen Fassadenplakate und Musterfassaden strategische Instrumente und machtpolitische Repräsentationen dar, anhand derer Wertehaltungen, ästhetische Vorstellungen, Identitätskonstruktionen, Interessenvertretungen und Handlungsabsichten unterschiedlicher Menschen sichtbar werden und kritisch untersucht werden können. Gerade im Fall von Rekonstruktionen materiell längst nicht mehr vorhandener Bauten wird deren soziokulturelle Konstruktion und symbolische Aufladung evident. Ein Blick auf die Absichten und Argumente der Rekonstruktionsbefürworter und gegner erscheint daher besonders aufschlussreich.6 Vor dem Hintergrund unserer These betrachten wir Fassadenplakate und Musterfassaden daher kontextgebunden und als Ausdruck sozialen Handelns. Diese Perspektive verlangt eine formal-ästhetische Untersuchung der Objekte und zugleich eine Analyse der die Objekte betreffenden Diskurse. Bevor dies anhand der beiden Fallbeispiele Berliner Bauakademie und Stadtschloss veranschaulicht wird, ist in aller Kürze ein Rückblick in die jüngere Berliner Stadtentwicklung zu skizzieren. Skizze der jüngeren Berliner Stadtentwicklung 19451990 Nach den verheerenden Kriegszerstörungen wird das geteilte Berlin entsprechend der beiden politischen Systeme sehr unterschiedlich und polyzentrisch neuaufgebaut.7 Neben Instandsetzung und Wiederherstellung alter immer noch diskursiven Charakter. Wir schließen uns dem an, dass das Fassadenplakat ein Ausdruck der Postmoderne darstellt, gleichzeitig ist es jedoch nicht funktionslos oder gar beliebig, sondern Ausdruck und Instrument sozialer Aushandlung und von Inwertsetzungsprozessen. 6 Gabi Dolff-Bonekämper thematisiert in ihrem Aufsatz Denkmalverlust als soziale Konstruktion, dass die »Re-Konstruktion eines Baudenkmals« (DOLFF-BONEKÄMPER 2011: 134) zunächst dessen Verlust voraussetze, ehe es dann im Wunsch der ›Wieder‹-Beschaffung »von anderen für andere unter anderen Zeitumständen mit anderen Mitteln zu einem anderen Zweck« als »neue soziale Bedeutungskonstruktion« (DOLFF-BONEKÄMPER. 2011: 136) errichtet wird. 7 Die DDR war zunächst durch das ›Aufbaugesetz‹ und die ›Grundsätze des Städtebaues‹ von 1950 und ab 1955 durch den ›Baukonferenz-Beschluss zu industriellem Bauen‹ einer eher standardisierten Stadtentwicklung nach sowjetischem Vorbild verpflichtet. Wobei in der DDR Schadenskartierungen und der Erhalt des Erbes Schinkels zunächst im Vordergrund standen (auch der Wiederaufbau der Bauakademie war 1951 noch geplant, ehe man sich 1962 für den auf Proteste stoßenden Abriss entschied) (vgl. DEUTSCHE BAUAKADEMIE 1951: 64). In den 1960er und 1970er Jahren schließlich wurden moderne Repräsentationsbauten verfolgt, die die »räumliche Inszenierung IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 178 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Stadtstruktur werden neue städtebauliche Konzepte verfolgt und umfassende Infrastrukturmaßnahmen und Flächensanierungen realisiert. Dies geschieht in der Regel mit dem Abriss historischer Bauten und dies nicht überall zur Zufriedenheit der Öffentlichkeit.8 So nehmen die Widerstände der betroffenen WestBerliner Bevölkerung vor allem während der Sanierungs- und Umsiedlungspläne in den 1960er und 1970er Jahren immer mehr zu und befördern »eine ästhetische Wiederentdeckung der Stadtviertel der Kaiserzeit« ( FALSER 2008: 177) sowie historischer Repräsentationsbauten und Stadträume. Ab den 1980ern verlagern sich die sozialen und technischen Planungsinhalte hin zu ästhetischen und prestigeorientierten (vgl. BODENSCHATZ 1990: 57). Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der 750-Jahr-Feier (1987) in West- und Ost-Berlin wird die historisierende Architektur- und Städtebaupraxis beflügelt.9 Während im Osten zahlreiche Häuserfassaden ausgebessert werden und im Nikolaiviertel eine ›neue Altstadt‹ in Plattenbauweise wiedererrichtet wird, propagierte im Rahmen der Internationalen Bauausstellung in West-Berlin (IBA 1984-1987) der Direktor für die Neubauvorhaben, Josef Paul Kleihues, die ›kritische Rekonstruktion‹.10 Mit dieser Idee wird die Hoffnung auf ein ästhetisiertes Stadtbild auf historischem Grundriss sowie eine exklusive, bürgerliche Stadtidentität verbunden.11 Obgleich sehr umstritten, wird die kritische Rekonstruktion im wiedervereinten Berlin zu einem allgemeinen Leitbild erklärt und sukzessiv institutionalisiert. So beeinflusst sie den »Internationalen städtebaulichen Ideenwettbewerb zur Spreeinsel« von 1993, der zwar die Bedeutung der gebauten Stadtgeschichte beschwört, zugleich aber den Abriss des historisch gewordenen Palastes der Republik auf der Spreeinsel und des benachbarten DDR-Außenministeriums vorsieht.12 Auch später noch unter dem Berliner sozialistischer Zentralität« (FLIERL 1996: 123) in der historischen Stadtmitte verkörperten. Gleichzeitig verfolgte man jenseits der Mauer neben dem Konzept einer aufgelockerten Stadtlandschaft mit individuellen Solitärbauten die Entwicklung der City West sowie die schrittweise Modernisierung beziehungsweise Flächensanierung der Gründerzeitviertel (vgl. BODENSCHATZ et al. 2009: 357-381; vgl. FALSER 2008: 177-178). 8 Stellvertretend für die Kritik an der modernen Stadt nach 1945 seien hier die viel beachteten Bücher Die gemordete Stadt (SIEDLER/NIGGERMEYER/ANGREß 1964) und Die Unwirtlichkeit unserer Städte (MITSCHERLICH 1965) genannt sowie die Kampagne des Europarats und des Deutschen Nationalkomitees für das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 unter dem Motto »Eine Zukunft für unsere Vergangenheit« (DEUTSCHES NATIONALKOMITEE FÜR DAS EUROPÄISCHE DENKMALSCHUTZJAHR 1975). 9 Beide Seiten versuchen das Stadtjubiläum für ihre politischen Ziele zu nutzen und ihr System als überlegen darzustellen. Durch die Besetzung historisch bedeutender Orte und die Inszenierung repräsentativer Bauten wird der Versuch unternommen, städtische und nationale Identitäten zu konstruieren, Deutungshoheit über historische Zusammenhänge und Werte zu beanspruchen und schließlich das gewünschte Selbstbild von Berlin als allgemeingültiges zu installieren (vgl. THIJS 2008). 10 Neben dem ›IBA-Neubau‹ unter der Leitung von Kleihues beinhaltet das IBA-Programm auch Sanierungen von Bestandsbauten, die sogenannte ›behutsame Stadterneuerung‹ der ›IBA-Altbau‹, deren Planung und Durchführung Hardt-Waltherr Hämer verantwortet. 11 Stefanie Hennecke problematisiert diesen Versuch, mittels gebauter Stadtgeschichte eine ›Stadtidentität‹ konstruieren zu wollen, als dies ein exklusives Konzept von ›Stadtbürgertum‹ begünstige und Teile der Öffentlichkeit ausschließe oder marginalisiere (vgl. HENNECKE 2010). 12 Bernd Niebuhr, dessen Konzept »sich weitgehend am historischen Stadtgrundriss« orientiert und »einen Neubau am Standort des Stadtschlosses in Form eines geschlossenen Baukörpers in Anlehnung an die historische Schlosskubatur« vorsieht, geht aus dem Wettbewerb als Sieger hervor. (vgl.: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/hauptstadt/dokumentation/de/wettbewerbe/spreeinsel.shtml [letzter Zugriff: 29.01.2018]) IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 179 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Senatsbaudirektor Hans Stimmann ist das Leitbild der kritischen Rekonstruktion prägend für das ›Planwerk Innenstadt‹ (vgl. BODENSCHATZ et al. 2009: 406412) und die innerstädtischen Bauleitpläne, die die Produktion von Stadtraum und Stadtbild bis heute stark bestimmen. Unterstützt wird das rekonstruktive Moment und die liberal-konservative Ausrichtung der Stadtentwicklung von einigen Vereinen, die sich in den Nachwendejahren mit dem Ziel gründen, die Berliner Stadtmitte historisierend umzugestalten – meist unter Missachtung baulicher Zeugnisse der DDR und stets unter Betonung bürgerlicher Werte und ästhetischer Normen. 13 Sie fordern die »Besinnung auf eine bürgerlich städtische Kultur«, 14 erklären den ›Urban Return‹ als »einzige[n] Weg zur Wiedergewinnung der Stadtidentität« ( BERLINER HISTORISCHE MITTE E.V. 2015: 1) und protestieren gegen »die weitere Zerstörung des Stadtbildes« sowie für den »Wiederaufbau […] herausragender Bauten«.15 Allerdings votieren nicht nur Bürgervereine und einige politische Repräsentanten für eine derartige städtebauliche Transformation. Die Abbruchpläne moderner Bauten, wie dem Außenministerium oder dem Palast der Republik stützen sich anfangs »auf einen breiten Konsens westlich dominierter Fachöffentlichkeit« (BODENSCHATZ 1995: 15). So legitimiert der Senatsbaudirektor Forderungen nach ›Stadtreparatur‹ und Rekonstruktion, wenn er die Stadtentwicklung nach dem Krieg als ›Selbstzerstörung‹ und »Unfall« ( STIMMANN 1991: 2093) bezeichnet. Das Ministerialgebäude für Auswärtige Angelegenheiten der DDR und der Palast der Republik werden mit der deutschen Wiedervereinigung für obsolet erklärt und auf politischen Beschluss hin verriegelt und bald darauf zum Abriss freigegeben.16 Bezeichnenderweise werden die Abrisspläne fast unmittelbar mit dem Wiederaufbau der preußischen Vorgängerbauten, der Schinkel’schen Bauakademie von 1835 und dem Stadtschloss, äußerlich zuletzt 1853 barockisierend überformt durch Friedrich August Stüler, in Verbindung gebracht. Mit der Beseitigung des DDR-Stadtbildes und in Anschauung der frei gewordenen Fläche erodiert jedoch der vorherige Konsens über den Wiederaufbau von Bauakademie und Schloss und die Stimmung kippt teilweise ins Gegenteil (vgl. BODENSCHATZ 1995: 18). An beiden Objekten beziehungsweise Leerstellen entfaltet sich eine lebhafte und vielschichtige Debatte, deren Inhalte sich nicht auf die Frage nach einem geeigneten Umgang mit dem baulichen Erbe der DDR oder den Streitpunkt ›Neubau vs. Rekonstruktion‹ beschränken. Mit der Öffnung des ›Eisernen Vorhangs‹ (1989), der deutschen Wiedervereinigung (1990) und dem Hauptstadtbeschluss (1991) gelangen neue Fragestellungen und Handlungserfordernisse ins Blickfeld von Politik, Planung und 13 Während einige Vereine lediglich die Rekonstruktion eines verlorengegangenen Bauwerks fordern, wünschen sich andere eine sehr weitreichende Umgestaltung der Stadtmitte nach historischem (Vor-)Bild. 14 http://www.forum-stadtbild-berlin.de [letzter Zugriff: 31.01.2018] 15 http://www.ghb-online.de/start/ueber-die-ghb.html [letzter Zugriff: 20.10.2017] 16 Insbesondere die Belastungen durch Asbest wurden als Gründe herangeführt, dass der Palast der Republik als ›Gefahr‹ einzustufen sei. Eine Entkernung oder teilweiser Abriss mit anschließender Umnutzung wurden ausgeschlossen (vgl. https://www.tagesspiegel.de/berlin/abriss-palastder-republik-endlich-asbestfrei/1307024.html [letzter Zugriff: 06.03.2018]) IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 180 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Zivilgesellschaft, die nicht zuletzt an derartigen Symbolbauten und repräsentativen Stadtlagen verhandelt werden. Zunehmend erfolgt die Auseinandersetzung über Werte, Interessen und Selbstverständnisse, wie es die Debatte um die Bauakademie und des Berliner Schlosses zeigen, auch strategisch »mit dem Medium des Bildes« (BODENSCHATZ 1995: 19).17 Fassadisierungen und Debatten zur Berliner Bauakademie Von (ergebnis-) offenen Debatten über die Entwicklung des Areals der ehemaligen Bauakademie scheinen führende Politiker/innen und Verwaltungsleiter/innen des Landes Berlin keine Kenntnis nehmen zu wollen. Im Gegenteil vertreten Sie den Standpunkt, dass die Rekonstruktion der historischen Fassade alternativlos sei – auch ohne einen Nutzungsplan der künftigen Infrastruktur. Wie aus Archivdokumenten der Senatsverwaltungen für Bauen und Wohnen sowie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hervorgeht, wird politisch und verwaltungsintern kolportiert, dass der »Aufbau der ehemaligen Bauakademie […] unumstritten« sei.18 Auch wenn das prominent besetzte ›Kolloquium Bauakademie‹, das am 19.10.1995 zur Klärung der Zukunft des Grundstücks tagt, keinesfalls ein einhelliges Meinungsbild abgibt, 19 sind sich Bund und Land Berlin bereits kurz darauf bei der gemeinsamen Ausschusssitzung am 31.01.1996 einig, »daß die Bauakademie in historischer Form wiedererrichtet werden soll«.20 So schlägt auch Oberbürgermeister Eberhard Diepgen seinem Senator für Bauen, Wohnen und Verkehr, Jürgen Klemann, vor, »als erste Maßnahme zur Wiedergewinnung des historischen Standgrundrisses für eine rasche Rekonstruktion der Bauakademie nach historischem Vorbild zu sorgen« und »unverzüglich ein Investorenauswahlverfahren (ohne detaillierte Nutzungsvorgaben) in Gang zu bringen«. 21 Zu dem Zeitpunkt führt die Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen und Verkehr sogar bereits Vertragsverhandlungen zur Vorbereitung des Investorenauswahlverfahrens. 22 Politik und Verwaltung unterstützten daher auch von Beginn an die Initiative einer Bürgergemeinschaft für den Wiederaufbau der Bauakademie, Ein Beispiel für die bildbasierte und offene Auseinandersetzung über die Zukunft des Grundstückes zwischen Kupfergraben und Werderscher Markt liefert der Ideenwettbewerb des ZEIT-magazins aus dem Jahr 1995 (vgl. ZEITMAGAZIN 1995). 18 vgl. Verwaltungsdokument »2174 – 5544« vom 18.01.1995, S. 1; einsehbar im Archiv der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Brückenstraße 6 (ARCHIV SENSTADT). 19 Bundesbauminister Klaus Töpfer wird im Protokoll zum ›Kolloquium Bauakademie‹ zitiert: »Es wäre der ein Scharlatan, der nach diesen vier Stunden sagte, jetzt weiß ich, wo ich dran bin, und wir entscheiden jetzt wie folgt« (ARCHIV SENSTADT: 24). Weiterhin vermerkt das Protokoll zahlreiche kritische Meldungen aus dem Publikum, die deutlich machen, dass in der Sache Bauakademie kein Grundkonsens herrscht. 20 Verwaltungsdokument »Beschluß zu TOP 4 (Nutzungskonzept Schloßplatz) der Sitzung des Gemeinsamen Ausschusses am 31.01.1996; (ARCHIV SENSTADT: 4). 21 DIEPGEN, EBERHARD: Brief vom 22.02.1996 an Senator Jürgen Klemann, (ARCHIV SENSTADT: 1). 22 KLEMANN, JÜRGEN: Brief vom 27.03.1996 an Oberbürgermeister Eberhard Diepgen; ( ARCHIV SENSTADT). 17 IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 181 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien wodurch an historischer Stelle »eine originalgetreue Kopie der Nord-Ost-Ecke« (FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE 2009: 6) aufgebaut werden soll (vgl. Abb. 1).23 Der maßstabsgetreue Fassadenausschnitt besetzt sodann ab 2001/2002 den Stadtraum und reproduziert ein tradiertes Bildregime, welches bereits vor dem Bau der historischen Bauakademie durch Zeichnungen Karl Friedrich Schinkels eingeführt wurde und bis heute die Bild(re)produktion der Bauakademie dominiert.24 Schinkels Lithografien und Grafiken wirken bis heute nachhaltig in das kollektive Gedächtnis einer ›Berliner Bevölkerung‹ und werden zusammen mit Zitaten von Schinkel in den zunehmend polarisierten Debatten der Rekonstruktionsbefürworter wie -gegner für die jeweils eigenen Absichten relevant gemacht.25 Die Idee der Errichtung der ›originalen‹ Musterfassade geht auf Horst Draheim zurück, dem es gelingt, öffentlich für die Idee der Rekonstruktion zu werben,26 archivalische Nachforschungen und Planungen anzustellen, eine Tatsächlich legen die Erbauer Wert darauf, die Musterecke später ohne weiteres in die Vollrekonstruktion zu integrieren, d.h. das Objekt weiterbauen zu können (vgl. FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE 2009: 6; vgl. http://www.musterfassade-bauakademie-berlin.de/musterfassade.html [letzter Zugriff: 23.01.2018]). Gleichwohl ist die Installation von der Stadtverwaltung nur temporär und unter Auflage der vollständigen Beseitigung aller baulichen Anlagen genehmigt (vgl. JAKUBEIT, BARBARA (Senatsbaudirektorin); Brief vom 20.07.1999 an den Verein zur Qualifizierung in traditionellen und modernen Bautechniken e.V.; ARCHIV SENSTADT). 24 Die Perspektive von Nord-Osten über die Spree auf die Ecke der Bauakademie greifen zahlreiche Akteure/innen auf. So wählen diesen Blickpunkt nicht nur Horst Draheim für seine Planungsvisualisierung und Dokumentation der Musterfassade (vgl. http://www.horst-draheim.de/Bauakademie/4_4.pdf; http://www.horst-draheim.de/Bauakademie/4_9.jpg; http://www.musterfassade-bauakademie-berlin.de) oder der Förderverein Bauakademie e.V. für das Titelbild des Journals Mythos Bauakademie (vgl. FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE 2009: 1) und die eigene Internetpräsenz (vgl. http://www.foerderverein-bauakademie.de/musterfassade.html). Auch die Architekten des Siegerentwurfs zum 2011 geplanten, aber nicht realisierten ThyssenKrupp-Hauses zwischen Bauakademie und Staatsratsgebäude (vgl. http://www.schweger-architects.com/de/architecture/thyssenkrupp-haus) sowie die Beteiligten des Entwurfs STEAL Schinkel am Laboratory of Elementary Architecture and Studies of Types der EPFL Lausanne (vgl. http://derarchitektbda.de/steal-schinkel) entscheiden sich bewusst für dieses Motiv. Genauso wählt die Bundesstiftung Baukultur diese Ansicht für ihr Logo zum öffentlichen »Dialogverfahren Bauakademie 2017« (vgl. https://www.bundesstiftung-baukultur.de/projekte/dialogverfahren-bauakademie). Darüber hinaus wird das ›Schinkel-Panorama‹ bei zahlreichen Berichterstattungen bemüht [je letzter Zugriff: 31.01.2018]. 25 Dabei geht es sowohl Rekonstruktionsbefürworter/innen wie -gegner/innen um die ›Oberflächenwirkung‹ des Gebäudes und die Frage, wie mit dem städtischen Erbe umzugehen sei (vgl. JENSSENKLINGENBERG 2011: 96). Die Bauakademie beherbergte die durch Beuth geführte allgemeine Bauschule, die Oberbaudeputation Preußens, Ladenflächen sowie die Wohnung Schinkels. Sie ging mit ihrer Formgebung als zukunftsgerichtete Ideenwerkstatt in den Diskurs als Schinkel-Schule ein. Unter anderem entwickelte hier der Architekt Albrecht Meydenbauer das fotografische Verfahren der ›Photogrammetrie‹, »ein Messbildverfahren, das durch eine grafische Konstruktion die Ausmessung von Objekten und deren dreidimensionale Rekonstruktion aus der zweidimensionalen Fotografie ermöglichte« (OSWALT 2011: 63). Seine fotografischen Dokumentationen von Bauakademie und Stadtschloss ermöglichen gegenwärtig überhaupt erst die Rekonstruktion der beiden Bauten. Auch Studierendenwettbewerbe, wie die Ausstellung STEAL Schinkel in der Architektur Galerie Berlin 2017, wagen es weder von dem Diskurs der Ideenwerkstatt noch von dem von Schinkel selbst inszenierten Bildkanon abzuweichen – geschweige denn der Kubatur des Baus. 26 Schinkel selbst dürfte die originalgetreue Rekonstruktion seines Bauwerks von 1836 abgelehnt haben, wie an seiner folgenden Aussage ersichtlich wird: »›Ängstliche Wiederholungen gewisser Anordnungen in der Architectur, die ein einer gewissen Zeit üblich waren, können nie ein besonderes Verdienst neuer Architecturwerke sein. Jede Hauptzeit hat ihren Styl hinterlassen in der Baukunst, warum wollen wir nicht versuchen, ob sich nicht auch für die unsrige ein Styl auffinden läßt? Warum wollen wir immer nur nach dem Styl einer anderen Zeit bauen? Ist das ein Verdienst, die Reinheit jedes Styls aufzufassen – so ist es noch ein größeres, einen reinen Styl im allgemeinen zu erdenken, der dem Besten, was in jedem anderen geleistet wird, nicht widerspricht. 23 IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 182 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Baugenehmigung für die Musterecke zu erhalten, Spendengelder zu sammeln und schließlich für die Realisierung einen Bildungsverein Bautechnik e.V. zu gründen (vgl. Abb. 1, Abb. 5). 27 Dessen Lehrlinge vollenden 2001/2002 nach zweijähriger Bauzeit als ›Lern- und Lehrobjekt‹ die Musterfassade. Dieser Prozess wird durch die Politik und Verwaltung unterstützt und von den Machern medienwirksam inszeniert. Durch die bildnerische und haptisch erfahrbare Qualität und die Inszenierung der »Lehrbaustelle« ( FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE 2007: 6) als Event wird die Öffentlichkeit vielschichtig angesprochen. 28 Die skulpturale, von allen Seiten umgehbare Musterfassade, die auch aufwendige Kopien der ›originalen‹ Terrakotta-Reliefs enthält, stellt neben die »hohe Qualität des bildkünstlerischen Programms« die Konstruktionslehre und das Handwerk in den Vordergrund.29 Damit formuliert die Musterfassade nicht nur den Anspruch auf eine »authentische Rekonstruktion« ( FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE 2007: 6) von Fassade, Kubatur und Grundriss, sondern zielt darüber hinaus auf eine bestimmte innere Programmatik und Funktion des Gebäudes und den Stadtraum.30 Geplant ist die Einrichtung eines ›Schinkelforums‹, eines interdisziplinären Zentrums »zur Wissensvermittlung und zum Wissensaustausch«. 31 Der Wunsch nach materieller und ideeller Authentizität wird später noch durch die Anbringung einer Informationstafel mit Schinkel-Porträt visuell zum Ausdruck gebracht. Die mit der Musterfassade verknüpften Inhalte – so zum Beispiel die Begriffe Originalität, Echtheit, Genius, Qualität, Handwerkskunst, etc. – finden sich auch in der Berichterstattung wieder, während alternierende Nur Mangel an Muth und eine Verwirrung der Begriffe und Sitten, eine Scheu vor gewissen Fesseln der Vernunft und eine Vorliebe für dunkles Gefühl und die Einräumung von dessen unbedingter Gewalt über uns ohne einige Rücksicht auf die Verhältnisse im allgemeinen, die uns umgeben, und auf dem Fortschritt, welchen wir auf unserem Standpunkte für die allgemeine Entwicklung des Menschengeschlechts zu machen durch die Vernunft verpflichtet werden, kann von solchem Unternehmen abhalten.‹« (DEUTSCHE BAUAKADEMIE 1951: 30-31) 27 Horst Draheim ist Architekt, Ehrenmitglied des Fördervereins Bauakademie, Aufsichtsrat der Errichtungsstiftung Bauakademie und Mitgründer des Bildungsvereins Bautechnik e.V. Die »entwicklungsrechtliche Genehmigung […] zur Errichtung der Musterfassade« (Verwaltungsdokument »920-5544« der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung; (ARCHIV SENSTADT) erhält Draheim bereits im September 1995 durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Seitdem werden immer wieder im einfachen Verfahren Verlängerungsgenehmigungen erteilt. 28 Die feierliche Grundsteinlegung übernimmt Oberbürgermeister Diepgen, Senatsbaudirektor Stimmann unterstützt das Projekt durch seine Teilnahme an öffentlichen Maurerarbeiten und die feierliche Eröffnung leitet Oberbürgermeister Klaus Wowereit. 29 Zitiert von der Informationstafel an der Bauakademie-Musterfassade. Die historische Fassade der Bauakademie beinhaltete kunstvolle Terrakotta-Reliefs, die nach Zeichnungen von Schinkel entworfen wurden. Sie zeigen »Momente aus der Entwicklungsgeschichte der Baukunst« (SCHINKEL 1858: o.S.) und damit symbolisch auch das inhaltliche Programm des Gebäudes, nämlich Funktionen der beiden darin befindlichen Institutionen Bauakademie und Baudeputation. 30 »Der Bau war mit feinstem Terrakotten bekleidet, sozusagen nach bürgerlicher Tradition mit legitimistischem Bildprogramm« und weiter heißt es »So wie die sogenannte Schloßattrappe gezeigt hat, daß das Alte Museum und auch der Dom und das Zeughaus das Schloß in stadträumlicher Beziehung brauchen, ist auch die Bauakademie ein bedeutender Faktor bei der Rückgewinnung der historischen Mitte Berlins« (AUGUSTIN 1996: 5-6). 31 http://www.foerderverein-bauakademie.de/ziele.html [letzter Zugriff: 01.09.2017]. Der Förderverein »will die zentrale Bedeutung in das Bewußtsein einer breiten Öffentlichkeit rücken. Die Bevölkerung soll in den Meinungsbildungsprozeß zum Wiederaufbau einbezogen werden« (FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE: Mythos Bauakademie. Wie und für wen soll die Bauakademie wieder aufgebaut werden? Podiumsdiskussion am 12.10.1995 in der Humboldt-Universität zu Berlin. Berlin 1996). IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 183 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Thematisierungen, die noch kurz zuvor viel Beachtung erfahren haben – etwa Stadt- und Raumplanung, zeitgemäße Architektur, Berlin als Hauptstadt des wiedervereinten Deutschlands in Europa etc. – seltener besprochen werden. Mit dem Bau der Musterfassade wird der öffentliche Diskurs über die Entwicklung der Spreeinsel und darüber hinaus also durchaus auf die äußere Formgebung bildbasiert und materialisiert fortgeführt und in einen neuen thematischen Rahmen verlagert. Abb. 1: Horst Draheim: Musterfassade Nord-Ost, Bauakademie Berlin 2002 Von diesen Entwicklungen inspiriert, wird zeitgleich durch die Initiative des Berliner Senats und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz der Verein Internationale Bauakademie Berlin e.V. (IBB) gegründet, der schon bald darauf mit der Errichtung eines Fassadenplakats Einfluss auf die öffentliche Debatte nimmt. Den Vereinsvorsitz hat zunächst Josef Paul Kleihues inne und anschließend Hans Kollhoff. Laut Satzung verfolgt der gemeinnützige Verein den Zweck, den Wiederaufbau ideell und materiell zu fördern und entsprechend des Vereinsnamens ein »Kompetenzzentrum zur Erforschung und Verbreitung von [fachbezogenen] Erkenntnissen« (IBB 2010: o.S.) zu errichten sowie Ausstellungen und wissenschaftliche Konferenzen zu veranstalten. 32 Die mit der Musterfassade aufgestellte Forderung eines ›Schinkel-Forums‹ soll noch vertieft werden. Tatsächlich konzentriert sich der Verein aber auf die Rekonstruktion der Fassade und die dafür notwendige Finanzierung durch Privatisierung und Public Relations.33 Der IBB lässt jedoch die konsequente Verfolgung der vgl. http://www.internationale-bauakademie.com/home/index.php?option=content&task=view&id=18 [letzter Zugriff: 01.03.2017] 33 Es wurde insbesondere zunächst versucht einen Public-Private Investor zu finden, wie den Investor Hans Wall, der allerdings doch nicht das Gelände der Bauakademie zu den vom Berliner Senat genannten Konditionen aufkaufte (vgl. https://www.berliner-zeitung.de/berlin/schinkelsche-bauakademie-hans-wall-erwaegt-50-millionen-spende-24956436 [letzter Zugriff: 06.03.2018]). Die Idee war, dass Grundstück kostenlos an den Investor abzugeben aber dies an die Bedingungen des Wiederaufbaus zu knüpfen. Auch der Investor Hochtief gab für die Ausschreibung 2010 kein Angebot ab. (vgl. https://www.tagesspiegel.de/berlin/rekonstruktion-die-bauakademie-findet-keinenbauherrn/1677082.html [letzter Zugriff: am 06.03.2018]) 32 IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 184 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien übrigen, wesentlichen Vereinsziele vermissen. Es fällt schwer, der betont bürgerlichen Institution Verdienste hinsichtlich seiner Gemeinnützigkeit und seines selbst auferlegten öffentlichen Kommunikationsauftrags zuzuschreiben. Das Wirken des IBB ist – zumindest aus gegenwärtiger Perspektive – hochgradig intransparent und exklusiv. Die aktive Förderung einer öffentlichen, pluralistischen Debatte und die Bereitstellung von Informationen und Einsichten in wenigstens grundlegende Entscheidungsprozesse fällt dürftig aus. 34 Stattdessen äußern sich Vorstandsmitglieder elitär und fallen durch normative Setzungen und exklusive Interessenvertretung auf: »Wir wollen in der Bauakademie den Laien ein Bild von Architektur vermitteln« (RITZMANN 2004: o.S.), wird Kollhoff 2004 bei der feierlichen Eröffnung des Fassadenplakats zitiert. Paul Kahlfeldt, Vorstandsmitglied und Schatzmeister des IBB, propagiert bei einer öffentlichen Debatte eine reaktionär, hoheitlich-höfisch geführte Bauregelung und Geschmacksnormierung.35 Abb. 2: o.A.: Gesamtansicht 2005, im Vordergrund integrierte Musterfassade Quelle: http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1246410 Die Haltung und Politik des IBB spiegelt sich in der Praktik der Fassadisierung wider. Im Jahr 2004 entwirft und errichtet der Verein ein 34 Im Vergleich zum Förderverein Bauakademie e.V., der der Öffentlichkeit auf unterschiedlichen Wegen zahlreiche, teilweise sehr gründlich recherchierte und sachlich dargestellte Materialien zur Verfügung stellt (vgl. http://foerderverein-bauakademie.de/aktuelles.html; http://foerdervereinbauakademie.de/Veroeffentlichungen_incl_Video.html [letzter Zugriff: 06.02.2018]), liefert der IBB fast keine Informationen, geschweige denn dokumentiert und veröffentlicht er kritische Äußerungen Dritter über seine Absichten und Tätigkeiten, so wie es Manfred Schoele im Namen des Förderverein Bauakademie e.V. augenscheinlich sehr gewissenhaft tut (vgl. http://www.foerdervereinbauakademie.de/gaestebuch.html [letzter Zugriff: 06.02.2018]). Seit Sommer 2017 ist zudem die offizielle Webseite des IBB offline. 35 Kahlfeldt äußert sich zum Beispiel in einem Fachgespräch im Abgeordnetenhaus von Berlin am 18. Juli 2011 anlässlich der wettbewerbsbedingten Unsicherheiten und Verzögerungen im Entscheidungsprozess zur Bauakademie wie folgt: »Zumindest fürs Bauen schaffen wir, […] mal wieder einen König, der sagt: ›Machen wa so!‹ Und dann bilden wir eine Baudeputation und schauen mal, wen wir dafür geeignet halten […] und der entscheidet wie Großherr Karl Friedrich, was gemacht wird. Punkt. […] Ein Architekt ist nur so gut wie die Gesellschaft, für die er baut« (https://www.youtube.com/watch?v=RVG9dQpcT7A [letzter Zugriff: 29.01.2018]). IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 185 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien dreidimensionales Fassadenplakat, welches die drei Jahre zuvor fertiggestellte Musterfassade in seiner Kubatur mit einbezieht (vgl. Abb. 2). Das Fassadenplakat prägt von diesem Zeitpunkt an die Blick- und Wegeführung.36 Die Betrachter/in kann nun um die ›Originalkubatur‹ herumgehen, während das Innere unzugänglich ist und sich der Einsicht und Imagination entzieht. Betrachtungspunkte beschränken sich auf wenige Positionen, wie der Totalen vom Schinkelplatz oder dem ›Schinkel-Panorama‹. Aus dieser Distanz betrachtet, entfaltet das Fassadenplakat seine volle und beabsichtigt illusionistische Wirkung. Abb. 3: Claudia Jürgens: Spiegelung des Fassadenplakats in der Glasfassade des Auswärtigen Amts 2017 Auch in der Spiegelung angrenzender Glasfassaden wird die Plakatinstallation zur doppelten Wahrheitsbehauptung eines nicht mehr existierenden Ortes (vgl. Abb. 3). Das Fassadenplakat weckt mögliche Assoziationen des/der Betrachters/in, regt die Vermutung an, dass hinter der Folie ein erhaltenes Bauwerk gegenwärtig restauriert wird oder dass die Rekonstruktion des abgebildeten Gebäudes womöglich bereits realisiert wird. Bei den Beobachtungen des Habitus der Passant/innen im Stadtraum wird deutlich, dass der rote Kubus am Spreekanal nur beiläufig als Attrappe aus Baugerüst und Folie wahrgenommen wird.37 Die illusionistische Architektur hält jedoch dem forschen und forschenden Blick nur auf einige Distanz stand. Bei näherem Betrachten offenbart die Installation unliebsame Öffnungen, Lücken und Brüche. Es zeigen sich Risse, collagenartige Übergänge und offengelegte Reparaturen. Das Fassadenplakat enthält zudem Druckfehler und gibt Aufschluss über sein digitales Herstellungsverfahren. Die gedruckten Schatten fallen in unterschiedliche Richtungen, das Mauerwerk offenbart sich als virtuell erstellte Textur und erzeugt 36 Ursprünglich war die Fassadisierung nur für drei Jahre mit einem Hauptsponsor geplant, doch der IBB erhält in den Folgejahren immer wieder neue Genehmigungen von der Stadt, um die Bauakademie-Simulation im Stadtraum aufrechtzuerhalten und Sponsoren zu gewinnen (vgl. SENATSVERWALTUNG FÜR BAUEN, WOHNEN UND VERKEHR; Brief vom 20.07.1999 an den Verein zur Qualifizierung in traditionellen und modernen Bautechniken e.V.; ARCHIV SENSTADT). 37 Teilnehmende Beobachtungen und Befragungen am 24.06.2017 und 07.09.2017. IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 186 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien widersprüchliche Formationen (vgl. Abb. 4). Die abgebildete Fassade erscheint künstlich und völlig austauschbar. Allein der Detaillierungsgrad zielt auf Authentisierung. Die haptische Anmutungsqualität des Kunststoffplakats, welches bei Wind in Bewegung gerät, zeigt eine andere kulturelle Wertigkeit gegenüber dem integrierten Rohziegelbau mit Terrakotta-Relief und Formsteinen. Diese zugesprochene Wertigkeit zeigt sich auch darin, dass das Fassadenplakat an den Stellen, an denen sich die genannten Brüche zeigen, nur notdürftig repariert wurde – mit Kabelbinder, durch Überkleben mit der Fassadenfolie oder Verdecken mit großflächigen Werbeplakaten (vgl. Abb. 4, Abb. 7). Auch subkulturell ist die Zuschreibung eines Wertigkeitsgefälles von Sprayern vorgenommen worden, die die Plakate als Grundfläche ihrer Graffitis nutzen, die steinerne Musterfassade jedoch nicht. Zwischen Fassadenplakat und Musterfassade tun sich Spalten auf, die den Blick auf das zu verbergende Innere freigeben, auf Gerüst, Bauzaun, Stacheldraht, Unrat und fortgeschrittene Vegetation. Es sind unerwünschte Einsichten in einen vereinnahmten, hoch sanktionierten Raum. Gänzlich entzieht sich dem/der interessierten Betrachter/in ein ›Musterraum‹ hinter dem Fassadenplakat, den der IBB bereits 2004-2005 zusammen mit dem Bildungsverein Bautechnik e.V. errichtet hat. Bemerkenswert ist, dass dieses als »Schaubaustelle« und »Anschauungsraum« beworbene und durch öffentliche Zugeständnisse und Spendengelder ermöglichte Objekt nur ausgewählten Kreisen als Veranstaltungs- und Werberaum und durch Bezahlung zugänglich ist.38 In Bezug auf das Fassadenplakat lässt sich ein substantialisiertes Raumverständnis im Sinne eines Behälterraums und darüber hinaus eine deterministische, politisch intendierte Raumpolitik ablesen. Abb. 4: Claudia Jürgens: Dazwischen, Dahinter, Unsichtbares, Unliebsames, Fassadenplakat Bauakademie 2017 Zu Beginn war der ›Roter Saal‹ genannte Musterraum bei Veranstaltungen des IBB auch kostenfrei betretbar (vgl. https://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article103687560/Schinkels-Bauakademie-als-Schaubaustelle.html [letzter Zugriff: 01.02.2018]). Heute dient er als Eventlocation, buchbar bei der vom IBB beauftragten Global Sunshine Live Communication GmbH (vgl. https://www.gslive.de/bauakademie/ [letzter Zugriff: 01.02.2018]). 38 IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 187 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Wie die Musterfassade hat auch das Fassadenplakat einen erheblichen Effekt auf die öffentliche Debatte, die nun allerdings ungleich fixierter ist als noch wenige Jahre zuvor. Argumentieren die Bauherren der gemauerten Musterfassade noch um eine Versachlichung der Rekonstruktionsthematik und werben für den originalgetreuen Wiederaufbau der Bauakademie, wandelt und verengt sich der Diskurs seit 2004 immer mehr hin zu Finanzierungs- und Nutzungsfragen eines Neubaus in ›altem‹ Gewand. Die Frage, ob die Bauakademie wiederaufgebaut wird, richtet sich offenbar allein nach der Finanzierbarkeit. Die Frage, wie das Bauwerk errichtet werden soll, scheint – obgleich viel komplexer – längst beantwortet. Wenn die steinerne Musterfassade als öffnende Diskussionsgrundlage mit Anspruch auf historisch-geistige und materielle Einheitlichkeit mit räumlichen Öffnungen gelesen werden kann, ist das Fassadenplakat als schließende Diskussion jedoch mit uneindeutiger historisch-materieller Einheitlichkeit und räumlich-diskursiver Deutlichkeit zu lesen. Das Fassadenplakat unterbindet, wie unsere Diskursanalyse zeigt, das Imaginieren alternativer Szenarien, behindert das Entwickeln kreativer Ideen für diesen Standort und erschwert das Abwägen konkurrierender Bewertungs- und Handlungsoptionen.39 Ein demokratischer, öffentlicher und ergebnisoffener Diskussionsund Entscheidungsprozess findet nicht statt. So dreht sich der bald einschlafende Diskurs um das Dilemma, wie ein verhältnismäßig kleines, sehr kostenintensives und optisch stark vordefiniertes Gebäude öffentlich genutzt und zugleich privat finanziert werden kann. Immer wieder kommt es zu Verzögerungen in den Planungsphasen und sogar offiziellen Kapitulationsankündigungen.40 Das Fassadenplakat wird dennoch nicht, wie ursprünglich vereinbart, nach wenigen Jahren wieder abgeräumt. Stattdessen werden sogar immer wieder neue Sponsoren gewonnen und witterungsbedingte Schäden beseitigt. Die Gebäudesimulation behauptet sich als Konstante in der sich stark wandelnden Berliner Stadtmitte und verteidigt kompromisslos die Forderung nach einer prestigeträchtigen Rekonstruktion der Fassade der Schinkel’schen Bauakademie. Im November 2016 beschließt der Bund sich dem Projekt anzunehmen und »über 65 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Bauakademie von Karl Friedrich Schinkel« (DEUTSCHER BUNDESTAG 2017: 7) bereitzustellen. Daraufhin werden Anfang 2017 drei Veranstaltungen durchgeführt, um »in einem ergebnisoffenen Dialogverfahren mit den zahlreichen an der Bauakademie interessierten Institutionen ein Nutzungskonzept [zu] erarbeiten« ( BUNDESSTIFTUNG BAUKULTUR 2017a: 1). Letzteres soll als Basis für einen nachfolgenden Planungswettbewerb dienen. Ergebnisoffen ist allerdings auch dieses Beteiligungsformat nicht; so setzt es einen Bau in der Kubatur der historischen Bauakademie 39 In der Presse zeigt man sich über jeden interessierten Investor dankbar und bezeichnet die Gerüst-Plakat-Installation sogar als »Tourismusattraktion« (vgl. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/schinkels-bauakademie-eine-attrappe-fuer-berlin-1161811.html [letzter Zugriff: 31.01.2018]). Über Alternativen oder kritische Zugänge zu dem Thema wird jedoch kaum berichtet. 40 Beispielsweise berichtet der Liegenschaftsfonds am 08.02.2010, dass die Schinkel´sche Bauakademie nicht wiederaufgebaut wird, nachdem »sich kein privater Investor, der die Bedingungen des Landes erfüllen wollte« (TAZ, 09.02.2010: 24). IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 188 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien als Gesprächsbasis voraus und verlangt, ein »tragfähige[s] Nutzungskonzept für die Wiedererrichtung der Bauakademie Berlin durchzuführen« ( BUNDESSTIFTUNG BAUKULTUR 2017b: 3). Abb. 5: Horst Draheim: Digitales Modell der Ausstellungshalle »Mythos Bauakademie« mit der Musterfassade Quelle: FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE 1996:4 Die nun 14 Jahre dauernde Fassadisierung der Bauakademie ist gleichzeitig Symptom dieses politisch-geschlossenen Diskurses und kann hier in seiner Temporalität auch deutlich als Instrument machtpolitischer Repräsentation und Manifestation kollektiven Gedächtnisses interpretiert werden – es überformt die Debatten. Die ständig neu angewandten bildgebenden Verfahren, wie CAD-Werkzeuge und das Plotten von Plakaten werden dabei als Anspruch und Mittel von Rekonstruktionen gleichermaßen betrachtet (vgl. Abb. 5). 41 Nun möchten wir das zweite Fallbeispiel, das Fassadenplakat Berliner Schloss vorstellen. Mit Blick auf die Temporalität der Installation – wie lange diese aufgestellt war, wann die Rekonstruktionsentscheidung fiel und seit wann das Fassadenplakat nicht mehr zu sehen war – verweisen wir auf den gegenwärtigen Legitimationsdruck der Rekonstruktion Berliner Schloss. Im Ausstellungskatalog zur digitalen Bauakademie stellt Fritz Runge die Wichtigkeit virtueller Rekonstruktion fest und benennt somit eine weitere Möglichkeit zu bisher bildgebenden oder architektonischen Verfahren. Dabei wird immer wieder die räumliche Erlebbarkeit der digitalen Modellierung betont (vgl. FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE 1998: 47-48). Interessant ist dabei die Zeitlichkeit und Reihenfolge der Planung. Zunächst wird von einem Strukturmodell des Baukörpers ausgehend eine detaillierte Konstruktion der Bauteile vorgenommen, die dann sukzessive zu einem fertigen Gebäudeentwurf zusammengesetzt und zum Schluss vom ebenfalls digital erstellten Stadtraum umschlossen wird. Im bildgebenden und planerischen Rekonstruktionsprozess kommt die Umgebung an zweiter Stelle. 41 IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 189 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Fassadisierungen und Debatten zum Berliner Schloss In diesem Abschnitt möchten wir argumentieren, dass deutliche Parallelen zum Fassadenplakat Bauakadamie (vgl. Abb. 6) für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses von 1993-1994 nachgewiesen werden können. Einerseits in der Rekonstruktionsdebatte in Berlin Mitte, andererseits in der Bevorzugung der Fassadisierung als Form der Vermittlung und der Legitimationsstrategie mittels Elitarismus durch die Fördervereine und dem Imagemarketing. Dabei ist aufzuzeigen, dass die Fassadisierung zunächst für ein Jahr geplant, dann eineinhalb Jahre steht und wohl maßgeblich dazu beiträgt, dass der Bund die Finanzierung für den Wiederaufbau des Stadtschlosses beschließt, nämlich schon 2002.42 Zwischen Abriss des Palastes der Republik und der bereits beschlossenen Wiedererrichtung des Schlosses entfalten sich verschiedene Debatten – Vereine gründen sich gegen den Abriss des Palastes der Republik (2008), der Verein Berlin Postkolonial und andere postkoloniale Initiativen wie NO Humboldt 21 machen sich gegen die ›eurozentrische und restaurative‹ Architektursprache und die inhaltliche Ausrichtung des Humboldtforums stark. 43 Zwischen Abriss und Wiederaufbau – in dem die ›Schlosssimulation‹ nicht zu sehen und nicht räumlich erfahrbar ist – geraten die konservativen Vereine in Erklärungsnot und unter Legitimationsdruck. Abb. 6: 42 »Die Präsenz der Schlossattrappe im Stadtraum führte bei vielen, die noch Sympathien für den Palast der Republik hegten, zu einem Umdenken. Jeder Passant und jede Passantin hatten gerade physisch erfahren können, wie gut der Stadtkörper in die Mitte der Stadt passte und wie er die Bauten der Umgebung zusammenhielt. Für die Rekonstruktion der Barockfassade gab es zwar noch längst keine Mehrheit in der Berliner Bevölkerung, aber mit der Schlossattrappe wurden vielen klar, dass ein wie auch immer gestalteter Neubau die Abmessungen des Schlosskubus haben müsse. Wie zur Bestätigung dieses Eindrucks kürte die Jury des Spreeinsel-Wettbewerbs im Mai 1994 mit dem jungen Bernd Niebuhr einen Sieger, der anstelle des Palastes der Republik einen solchen monumentalen Kubus vorgeschlagen hatte. In der Jury saß damals auch der italienische Architekt Franco Stella, der 14 Jahre später den Schloss-Wettbewerb gewinnen sollte« (HAUBRICH 2012: 50). 43 vgl. http://www.no-humboldt21.de/ [letzter Zugriff: 30.01.2018] IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 190 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Robert Engelhardt Die Schlosssimulation 1993 Quelle: foto.diskurse.net Anfang der 1990er spricht sich der Vorsitzende des Fördervereins Berliner Schloss e.V., Wilhelm von Boddien,44 – inspiriert durch Entwürfe Goerd Peschkens und Frank Augustins45 – für den Aufbau einer ›Schloss-Simulation‹ aus, da »sich nur wenige Menschen anhand eines Fotos ein dreidimensionales Gebäude in voller Größe und damit auch in seiner stadträumlichen Bedeutung vorstellen können«.46 Hier rekurriert von Boddien auch auf den Moment medialer Vermittlung – nach dem Motto: Fotografie sei zu uneindeutig, Fassadisierungen vermittelten hingegen Eindeutigkeit. Der bereits konstatierte Elitarismus, der auch später den Diskurs um den Wiederaufbau der Bauakademie prägen wird, wird hier in den Forderungen nach einer Schlossrekonstruktion erprobt. In diesen Äußerungen ist unseres Erachtens nicht nur ein überhöhtes Selbstbild der Protagonist/innen und deren konservativ-unkritische Vorstellung von Gesellschaftsverhältnissen verankert, sondern auch eine Rhetorik zur Erlangung der Deutungshoheit und Interessenvertretung. Dieser behauptete bürgerliche Konsens über die Entwicklung der Berliner Mitte gründet allerdings nicht auf einem pluralistischen Entscheidungsprozess. Stefanie Hennecke konstatiert in ihrem Buch Die Kritische Rekonstruktion als Leitbild, »dass dieses Leitbild nicht als Ausdruck eines offenen, allgemeingesellschaftlichen, transparenten und konsensorientierten Meinungsbildungsprozesses angesehen werden kann« (HENNECKE 2010: o. S.). Stattdessen haben »einige wenige Personen die Inhalte des Leitbildes [bestimmt] und ihre persönlichen Überzeugungen und Interessen mit dessen Hilfe strategisch [durchgesetzt]« ( HENNECKE 2010: o. S.). Auch Michael Falser spricht von einem »politischen Mythos einer beschworenen ›neuen Bürger- und Stadtgesellschaft‹« (FALSER 2008: 188). Weder könne die Rede sein von einem behaupteten Willen einer Öffentlichkeit, die nicht zuletzt von Politiker/innen immer wieder durch die Rhetorik eines »Kollektiv-Singular« (FALSER 2008: 182) konstruiert wird, noch könne man von einer echten, offenen demokratischen Debatte über die Entwicklung der Berliner Mitte und eine breite zivilgesellschaftliche Trägerschaft etwaiger Rekonstruktionsvorhaben sprechen. Anstatt aber dem tatsächlichen heterogenen Akteurs- und Meinungsfeld im gerade erst wiedervereinten Berlin adäquat Gehör zu verschaffen und einen offenen, pluralistischen Dialog über die zukünftige Entwicklung der Stadtmitte zu fördern, werde – unter Vernachlässigung der Interessen 44 Verweisungscharakter haben nicht nur die Fassaden zueinander, sondern auch die Akteure/innen im Raum. So spricht sich von Boddien als Förderer anderer städtischer Rekonstruktionen aus, zum Beispiel beim Wiederaufbau der historischen Mitte Frankfurts. 45 Anders als von Boddien planten Peschken und Augustin keine Rekonstruktion der Schlossfassade in ihrer vollen Kubatur, sondern lediglich eine partielle, museal inszenierte Anastylose kombiniert mit Neubau. Peschken und Augustin sahen zudem von einem Abriss des Palasts der Republik ab; letzter sollte stattdessen durch einen riesigen Spiegel schlossseitig verdeckt werden, sodass »der Palast der Republik, wo er städtebaulich versagt, keinen Schaden tut« (PESCHKEN 1994: 36). 46 vgl. http://berliner-schloss.de/das-historische-schloss/die-schloss-simulation-1993-1994 [letzter Zugriff: 01.02.2018] IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 191 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien insbesondere vieler Ostberliner – ein verbindliches, real aber kaum existentes Idealbild einer Bürgerstadt beschworen und sprachlich wie visuell immer wieder aufs Neue konstruiert (vgl. FALSER 2008: 179-187). So wie die Vereine immerzu von ›Bürgerwille‹ und im ›Wir‹ sprechen und damit für sich beanspruchen, die Mehrheit der Bevölkerung zu vertreten, so soll auch das Fassadenplakat als Konsens verstanden werden. Unterstützt wird die Behauptung eines Bürgerwillens dadurch, dass das Schloss durch private Spendengelder aus der Mitte der Gesellschaft finanziert werden soll. Die Fassaden dieser Vereine scheinen – angesichts des Diskursverlaufs – tatsächlich auch über das Potenzial zu verfügen, Wertvorstellungen, Zugehörigkeiten und Machtkonstellationen in der Öffentlichkeit zu konstituieren, mithin städtische Diskurse zu schließen oder auszurichten und etwaige Entscheidungen strategisch zu beeinflussen. Die »Professionalisierung städtischer Imagepolitiken nach Vorbild der Marketingstrategien« (FRANK 2008: 317) weist Sybille Frank bereits bei den städtebaulichen Entwicklungen des Potsdamer Platzes sowie bei der Heritage-Industrie am Checkpoint Charlie nach; sie wird auch im Stadtschloss-Diskurs von den öffentlich-privaten Trägern angewandt (Humboldt-Box, großflächige Werbeplakate auf den Fassaden, Benefizkonzerte, Tag der offenen Baustelle, etc.). Das von der Pariser Künstlerin Catherine Feff und ihrem Team bemalte Fassadenplakat ›Schlosssimulation‹ steht eineinhalb Jahre in direkter visuellräumlicher und materieller Konfrontation mit dem Palast der Republik (vgl. Abb. 6). Feff verhüllt in Restaurierung befindliche nationalstaatlich-prestigeträchtige Kubaturen, wie auch beispielsweise den Arc de Triomphe in Paris. Im Falle des Berliner Schlosses bemalt Feff mit ihrem Team die riesigen Plakate von Hand. Technisch war das Plotten solch großer Bahnen zu dieser Zeit noch nicht möglich. Anschließend werden die Bahnen von Bauarbeiter/innen auf die Baugerüste gespannt und befestigt. Die handwerklich-künstlerische Arbeit konkurriert einerseits mit angrenzenden Bauten und stellt andererseits historische Sichtachsen wieder her, wodurch sie ihre Legitimation bezieht. Feff gibt sich begeistert von »le monde de trompe-l’œil«47, von der Welt der großformatigen, architektonischen Augentäuschungen. Da die Schlosssimulation den/die Betrachter/in aber schon aus einiger Entfernung nicht zu täuschen vermag, kann diese Selbstzuschreibung der Künstlerin nicht überzeugen. Anstatt die Absicht der Fassadisierung in einer tatsächlichen Täuschung zu sehen, sehen wir eher die Motivation, in der Öffentlichkeit eine Begierde nach vermeintlich verloren gegangener Schönheit und Kunstfertigkeit wecken zu wollen. Andere Motive des künstlerischen Schaffens Feffs erinnern an die Architektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts, maurische Baukunst, Bauwerke der Antike, Pointilisten und anderer hochkulturellen Kunstepochen. Um die gegenwärtigen Vorstellungen einer verheißungs- und prunkvollen Vergangenheit aufrechtzuerhalten, bleibt die Plakatgestaltung abstrakt und symbolisch, wie es auch Erinnerungen und Erbe-Konstruktionen eigen ist. So wird 47 Catherine Feff Studio; http://catherinefeff-studio.com/index.php/a-propos/ [letzter Zugriff: 26.01.2018] IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 192 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien auch die eigentliche ästhetische Legitimation des Fassadenplakats nicht durch den Charakter einer Illusion erzielt, sondern durch die Deklaration der Fassadisierung als Kunstwerk und Verweis auf eine geschönte Vergangenheit und verheißungsvolle Zukunft. Die Auftraggeber und die Künstlerin appellieren an das kollektive Erinnerungsvermögen und die Verantwortung vor dem historischen Erbe im urbanen Raum.48 Jedoch steht weniger die Kapazität der Erinnerungen der Betrachter/in zur Disposition, als vielmehr ein aktives politisches Eingreifen in den Stadtraum und die Installation eines bestimmten, wenn auch nur schematischen Stadt- und Gesellschaftsbildes. Denn die Akteure/innen argumentieren und agieren höchst ahistorisch, unkritisch, selektiv und prestigeorientiert. So soll die Schlossrekonstruktion möglichst nah am ›originalen‹ Erscheinungsbild liegen, was auch durch den Vergleich mit zahlreichen historischen Bilddokumenten sicherzustellen versucht wird. Eine kritische Aufarbeitung der Umstände von Errichtung und Zerstörung des Schlosses fällt aus, infolgedessen sich die Akteure/innen den Vorwurf auf die Tilgung der Geschichte des Kolonialismus und des Dritten Reiches, den Kriegsschäden und ihren Folgen immer wieder stellen müssen. Daneben blieb auch die Klärung der künftigen Gebäudenutzung aus.49 Allgemein spielt in den bildreichen Publikationen der Schlossbefürworter/innen die innere Programmatik des ehemaligen beziehungsweise zukünftigen Berliner Schlosses lediglich eine Nebenrolle. 50 Wenn es um die Aushandlungen und Betrachtungen der Innenräume des Berliner Schlosses geht, wird hingegen der Stuck, das reiche Ornament und die kostbaren Materialien als Verlust-Diskurs verallgemeinert. 2002 verabschiedet der Bundestag den Abriss des Palasts der Republik und den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. 51 Die Bevölkerung war jedoch nicht ausreichend in den Prozess involviert, ein Zwischennutzungsprogramm wurde beendet und die Diskussionen um ein Kulturforum endeten mit den Abrissbirnen.52 Der Kunstgriff mit dem Fassadenplakat ist zum 48 vgl. Catherine Feff Studio; http://catherinefeff-studio.com/index.php/a-propos/ [letzter Zugriff: 29.01.2017] 49 vgl. http://berliner-schloss.de/das-historische-schloss/die-schloss-simulation-1993-1994/ [letzter Zugriff: 20.01.2018] 50 Die historischen Innenräume werden zum Beispiel dann angeführt, wenn der hohe Kunstgehalt des Schlosses begründet werden soll, um diesen auch für die zukünftige Gebäudehülle zu garantieren. 51 Ein Jahr lang hatte die Bundesregierung und der Berliner Senat eine Expertenkommission »Historische Mitte Berlin« unter der Leitung von Hannes Swoboda eingesetzt, um 2002 eine Entscheidung zu treffen. In der Beschlussempfehlung und im Bericht des Ausschusses für Kultur und Medien ist zu entnehmen, dass 388 Abgeordnete für die »Wiedererrichtung der barocken Fassaden der Nord-, West- und Südseite sowie den Schlüterhof« (Drucksache 14/9660 vom 02.07.2002) stimmten. Hieraus ließe sich »der architektonische Brückenschlag zur Bebauung der unmittelbaren Umgebung [und] auch eher eine Mobilisierung privaten Kapitals realisieren« (SWOBODA 2002: 172173). 133 Abgeordnete stimmten für Alternative B wonach auch die Fassadengestaltung in einem auszulobenden Architekturwettbewerb zu klären sei (vgl. SWOBODA 2002: 172-173). 52 Die wohl bekanntesten Stimmen für eine künstlerische Intervention und Umdeutung des Palasts der Republik kamen vom Regisseur Schlingensief und lokalen Berliner Aktivist/innen (vgl. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/berlin-endgueltig-palast-der-republik-wird-abgerissen-1307772-p2.html [letzter Zugriff: 06.03.2018]). Seit dem Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses gibt es auch künstlerisch-kritische Stimmen, wie die der Künstlerin Marion Pfaus, die die Kohärenz des Stadtraums im Rückbau sieht und für das Event »Große Jubiläums Schloss-Sprengung 2050« wirbt (vgl. http://www.rueckbau21.de/ [letzter Zugriff: 06.03.2018]). IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 193 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien »Wendepunkt in der [öffentlichen] Debatte« ( ESCHER 2011: 118) geworden. Nachdem das Ob geklärt war, erhitzt seit 15 Jahren das Wie des Aufbaus und die Funktion und Programmatik die Gemüter. Das Feff’sche Fassadenplakat erhält im Zuge der Imagekampagne im »Informationspavillon« 53 Humboldt-Box – diese dient als Schaubühne künftiger Ausstellungen, Werbebannerträger und Spendenbüro zugleich – sogar noch eine zweite Funktion; Teile des zerschnittenen Plakats können hier käuflich erworben werden, um das Simulacrum des Schlosses mitzufinanzieren. Während sich aus der Baugrube das Schloss langsam erhebt, werden Ausschnitte des Plakates gegen Spendengelder zur ›Berührungsreliquie‹. Signiert ist das Plakat bezeichnenderweise nicht von der Künstlerin Feff, deren Name aus dem Diskurs schon bald verschwunden ist, sondern von dem Vorsitzenden des Fördervereins Wilhelm von Boddien (vgl. Abb. 7). Durch die Einschreibung in die Materialität des Plakats inszeniert sich von Boddien als Popstar des Stadtschlosses. 54 Abb. 8: Claudia Jürgens: Stille Auktion. Originalstück Schlossfassade. Gez. Wilhelm von Boddien 2017 Im Gegensatz zum seit 14 Jahren existierenden und sichtbaren Fassadenplakat der Bauakademie ist die Debatte bei dem nur temporär installierten 53 Im Juni 2011 errichtet, soll die Humboldt-Box über Baufortschritt und künftige Nutzung informieren – und Spenden sammeln. Der Inhaber der Humboldt-Box Projekt GmbH & Co. KG, Tobias Assies ist zugleich auch Geschäftsführer der Bavaria Limes GmbH & Co.KG, welche Riesenwerbeplakate an der zu wiederhergestellten Schlossfassade und auf den Fassadenplakaten der Bauakademie anbringt. Darüber hinaus ist er auch Gesellschafter der Global Sunshine Livecommunication GmbH, welche den Musterraum ›Roter Saal‹ vermietet (vgl. https://aussergewoehnlich-berlin.de/humboldt-box-tobias-assies/ [letzter Zugriff: 08.03.2018]). 54 Im Falle des Humboldt-Forum zielt eine 2011-2012 errichtete Musterfassade nicht mehr auf eine Werbung für den zukünftigen Bau, sondern dient lediglich der Architekturvermittlung der bald stehenden barockisierten Fassade. IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 194 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Fassadenplakat zum Berliner Schloss diverser und konfliktvoller. Die Diskurse um das Schloss haben sich seit der Abwesenheit des Fassadenplakats gewandelt. Zwischen Forderungen nach einem gerechteren Umgang mit postkolonialem Erbe der Sammlungsbestände des ethnologischen Museums Dahlem und den Debatten um die äußere Formgebung sowie die umstrittenen Teilrekonstruktionen des Architekten Franco Stella sind die Fördervereine unter Druck geraten. Mittels Öffentlichkeitsarbeit in der Humboldt-Box, wie Informationsausstellungen der beteiligten Partner/innen, der kostenlosen Ausgabe von Broschüren wie dem feuilletonistisch-konservativen Berliner Extrablatt und Spendenkatalogen, sowie Tagen der offenen Tür und Baustellenbegehungen und Benefizkonzerten müht sich der Förderverein Berliner Schloss e.V. gegenwärtig sichtlich um Anerkennung. Die offensive öffentliche Werbung um Spender – eine versprochene Spendensumme war zwingende Grundlage für die Gegenfinanzierung des Baus durch den Bund – wird auch in dem vom Förderverein Berliner Schloss herausgegebenen Berliner Extrablatt deutlich. Jüngst wurde zudem bekannt, dass nun doch der Bund für das nicht erreichte Spendenziel aufkommen soll. 55 Für die eingegangenen Spenden sollen als Teil des Raumkonzeptes künftig die Eigennamen der Stifter an die Decke des Tonnengewölbes projiziert werden, um so eine Identifikation mit dem Bau zu erzielen und auch die Einschreibung als großzügiger Mäzen in die materielle Textur zu betonen: Während die anderen Namen verschwinden, wird der ausgewählte Spender nun ganz allein mit einer großen Projektion geehrt und ihm gedankt […] Sie werden Ihren Namen auch direkt mit einer Tastatur anwählen können – und Ihre persönliche Ehrung erscheint in gleicher Weise, zu Ihrer, Ihrer Familie und Freunde Freude! (FÖRDERVEREIN BERLINER SCHLOSS 2016: 53) Fassadenplakate und Musterfassaden als ikonische Stadtstrategien Stadt wurde immer ikonisch ausgehandelt und debattiert. 56 Bilder von Stadt, seien es nun historische oder zeitgenössisch-mentale Bilder, bekommen in den 55 Von dem erwarteten Spendenaufkommen für die Barockfassade von insgesamt 105 Millionen Euro seien laut Medienberichten bisher nur 43,3 Millionen Euro eingegangen. Der Bund und der Sprecher des Fördervereins Berliner Schloss, Bernhard Wolter, dementieren (vgl. SPIEGEL: 8/2018: 33; vgl. DEUTSCHLANDFUNK 2018). 56 So schrieb Hermann Henselmann 1951: »Die Werke Schinkels sind in das Gedächtnis der Berliner als unlöslicher Bestandteil ihres Heimatbildes eingegangen« (HENSELMANN 1951: 6). Jonas Geist schreibt, über die »Vergegenwärtigung in Bildern. Über kaum einen Bau sind wir so genau informiert wie über die in den Jahren 1961/62 abgetragene Bauakademie […]. Denn neben der von Schinkel selbst besorgten ›Sammlung architektonischer Entwürfe‹, die er in Lieferungen herausgab, existieren von den Malern Fischer, Friedrich Wilhelm Klose und vor allem Eduard Gaertner Skizzen, Aquarelle und Ölbilder, an Hand derer man das Entstehen des in rotem Backstein gemauerten quadratischen Blocks am Spreekanal in Berlin genau verfolgen kann« (GEIST 1993: 5). Goerd Peschken konstatiert bei der Podiumsdiskussion Bauakademie 1995, »in den Stadtzentren hätte die Architektur nur noch mediale Bedeutung. […] Die Stadtzentren in Europa signalisieren Geschichte, aber die enge Verbindung von Bau und Nutzung ist nicht mehr in allen Stadtzentren zu finden. Deswegen ist es nicht ganz falsch sich vorzustellen, daß die Bauakademie in erster Linie ein ästhetisches Problem ist, ein mediales Problem« (FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE 1995: 11). Eva Maria IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 195 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Debatten um Stadtwandel zentrale Gewichtung. In den untersuchten Debatten konnten Argumentationsstrategien insbesondere der konservativen Wortführer genannt werden, in denen Bilderflut, Kanonisierung von Bildern, Bildtraditionen und Bildregime benannt werden, um diese mit historischer Eindeutigkeit zu besetzten. Als Legitimationsstrategie berufen sich die konservativen Vereine auf das historisch-kollektive Stadtbild ›Berliner Mitte‹ vor 1945. Die hier vorgestellten Rekonstruktionen der Bauakademie und des Stadtschlosses wurden durch unterschiedliche Akteure/innen jeweils mit der Geschichtlichkeit eines visuellen Wertekanons der Stadt verknüpft – Schinkel’sche Bauschule und Preußisches Schloss – deren endgültiger Verlust für die Mitte der Stadt als unerträglich angesehen wird. Diese Ästhetisierung der Berliner Mitte symbolisiert letztendlich auch eine Zeit, mit der man sich schmücken will. Es lässt sich daran nicht nur eine Hinwendung zur preußischen Kaiserzeit bei gleichzeitiger Unterschlagung des Nationalsozialismus und der Kriegsschäden konstatieren, sondern auch das Bemühen zur Tilgung der Architekturgeschichte der DDR. Daher kann man hier nach Klaus von Beyme von einer »politischen Ikonologie« (BEYME 2004: 351) der Architektur sprechen. Diese Bezüge auf ›kollektive Stadtbilder‹ werden von den Protagonisten gleichsam als Dispositive in der Stadt erkannt und bewusst als mächtiges und wirksames Instrument verstanden und in eine neue Materialität überführt. Mittels Architekturrenderings, Baustellenplakaten, Musterfassade und Fassadenplakaten wird eine künftige Rekonstruktion in Berlins Mitte äußerst dicht beworben. Gleichzeitig zeigen wir anhand der Debatten, dass die zweidimensionale Reproduktion der Bilder von Stadt (Fotografien und Bauschilder) als nicht ausreichend eingeschätzt wird, um die öffentliche Meinung auszurichten. Rekonstruktionsbefürworter nutzen die Möglichkeiten von CAD-Verfahren, um nicht mehr existierende Gebäude neu entstehen zu lassen (vgl. Abb. 5). So können Fassadenplakate geplottet und virtuelle Rekonstruktionen ›räumlich erfahrbar‹ gemacht werden. Die Steigerung dessen stellt das Fassadenplakat in der aufgespannten Kubatur dar – diese visuelle, wie dreidimensionale Konstruktion stützt die Legitimationsstrategien materiell-räumlich. Es kann daher als mediale Mischform – Bild und Installation gleichermaßen – betrachtet werden. Durch das Fassadenplakat und die Musterfassade als Möglichkeits- oder gar Wahrheitsbehauptung werden der städtische Raum und Sichtbezüge inszeniert sowie Bedeutungen und Meinungen geprägt. Wir bezeichnen die Musterfassade und das Fassadenplakat daher als ikonische Stadtstrategie. Anhand unserer Befunde möchten wir hier exemplifiziert einen Ansatz zur Typologisierung von historisierenden Fassadenplakaten und Musterfassaden anbieten. • Das gemalte Fassadenplakat nimmt eine städteräumliche Schließung vor, da es über weite Distanzen Sichtachsen und Blickregime vorgibt. Froschauer bezeichnet die Humboldt-Box als »Politiken der Sichtbarmachung« (AMMON 2012: 18), als Blickregime und Sehapparat zugleich, welche den Blick lenkt. Und Wilhelm von Boddien fragte anlässlich einer Debatte vom 18.06.1997 »Woran macht sich das Bild von Berlin fest« – für ihn, insbesondere nach der langen Geschichte der Zerstörung, am Wiederaufbau der historischen Mitte. »Das Erscheinungsbild einer Stadt definiert sich aus dem Zentrum heraus« ( VON BODDIEN 1998: 74). [Alle Hervorhebungen B.H./C.J.]. IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 196 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Diese Formgebung stellt jedoch keine Ansprüche an die innere Funktion und Programmatik des Gebäudes. In Abgrenzung zu ›form follows function‹ gilt hier ›Die Hülle ist die Message‹. Die ästhetische Legitimation erlangt das Fassadenplakat zudem durch die Deklarierung als Kunstwerk, was als Wert auf die zu rekonstruierende Fassade übertragen wird und ein ›So-sollte-es-hier-sein‹ formuliert. • Das geplottete Fassadenplakat nimmt ebenfalls eine städteräumliche Schließung vor, hat es aber ungleich schwerer, sich ästhetisch zu legitimieren. Das Rendering wirkt aufgrund der kulturell erlernten Sehgewohnheiten ersetzbar und nicht wahrhaftig. Doch wegen der Konkretion diverser Baudetails wirkt es umso mehr wie eine verlässliche Bauankündigung. Weder Eventisierung noch ästhetische Legitimation noch Authentizität stehen hier im Vordergrund, sondern die Absicht, die Debatte durch die städteräumliche Besetzung und den Anschein bereits getroffener Entscheidungen vorzugeben. So utopisch und künstlich dieser beliebig digital reproduzierbare Typ bei genauerer Betrachtung ist, behauptet er unumwunden: ›So-kann-es-hier-sein‹. • Die Musterfassade, welche als habituelle, sinnlich erfahrbare Teilrekonstruktion in den Raum gestellt wird, bietet der Öffentlichkeit einen Anstoß zur Debatte, versucht jedoch gleichzeitig, das Ende derselben schon vorwegzunehmen. Durch ihre Schau- und Rückseite zeigt sich in der Musterfassade am deutlichsten die artifizielle Bühnenhaftigkeit im städtischen Raum. Im Gegensatz zum Fassadenplakat verschleiert und verschließt sie nicht den Blick auf das Dahinter und das Unliebsame. Da sie gleichzeitig in ihrer Materialität und historisierend-handwerklichen Praxis (als Reenactment) auf die Inszenierung des Echten, Authentischen abzielt, behauptet sie nicht nur ein ›So-könnte-es-hier-(wieder)sein‹, sondern auch ein künftiges ›So-wird-es-hier-sein‹. Wir haben durch die Betrachtung der Fassadisierungen in ihrem jeweiligen (diskursiven) Kontext – und in Abgrenzung jeweils zueinander – zu zeigen versucht, dass es sich bei diesen konkreten Typologisierungen um Werkzeuge zur Umsetzung politischen Willens handelt. Architektur und Fassadisierungen werden also von den Akteuren/innen immer noch gemäß dem Verständnis der klassischen Moderne als Dualismus von Form und Funktion begriffen, wobei die Frage der inneren Funktion des Gebäudes der der Fassadisierung hintangestellt wird. Es konnte auch gedeutet werden, dass in den Debatten zwischen den Gesichtspunkten funktional-räumlich (Raumprogramm) und ästhetisch-formgebend (Fassade) getrennt wird. Dass die Fassade als solche mit einer eigenen Funktion gehandelt und anerkannt wird, die die Debatten vorstrukturiert und den Raum co-konstituiert, ist allerdings selten zu lesen. Dabei ist genau dies der Fall: Die Form der Fassadisierung folgt sehr wohl einer Funktion – wenngleich nicht im Sullivan’schen Sinne –, nämlich der Erzielung eines Effekts, dem Wecken einer Sehnsucht nach Rekonstruktion, der Erlangung ökonomischen, kulturellen und sozialen Kapitals. Das Fassadenplakat – wie auch ›Fassadismus‹ im Allgemeinen – im IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 197 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Sinne einer symptomatischen Architekturlektüre, die die Stadt als akteurs- und alltagsfreien Raum begreift, unterbindet damit die Vielstimmigkeit einer pluralistischen Gesellschaft. Es wird versucht eine Gleichzeitigkeit verschiedener räumlicher, zeitlicher, sozialer und bildlicher Formatierungen von Stadt zu unterminieren. Die Simulationen (über-)formen die Dispositive des städtischen Raums, bilden gesellschaftliche, historische und normative Zwänge sowie fatalistisch-deterministische Zukunftsperspektiven. Sie verwehrt die Beteiligung an der Aushandlung der städtebaulichen Entwicklung und des Selbstbildes der Stadt. Denn mit der Belegung des Stadtraums verengt oder gar beendet die gebaute Behauptung oder quasi-materialisierte Wunschbeschreibung gleichzeitig den Streit- und Aushandlungsraum der öffentlichen Beteiligung. Die vorgestellten Fassadisierungen von zu rekonstruierenden Bauwerken in ihren jeweiligen Kontexten zeigen das Eigene, Gewollte und verdrängen das Fremde, Nicht-Gewollte bestimmter Akteurskonstellationen. Bereits vor dem Planungsentscheid werden hochästhetisierte (Re-)Präsentationen genutzt, um auf die gewünschte Materialisierung und Bedeutungsaufladung vorzubereiten. Diese Fassadisierungen repräsentieren also nicht nur das Gewesene und das von einflussreichen Akteuren/innen Gewünschte, sondern sie scheinen tatsächlich auch über das Potenzial zu verfügen, Wertvorstellungen, Zugehörigkeiten und Machtkonstellationen in der Öffentlichkeit zu konstituieren, mithin städtische Diskurse auszurichten und etwaige politische Entscheidungen strategisch zu beeinflussen. Das Fassadenplakat und dessen Einbindung in einflussreiche Diskurse ist nicht selbsterklärend und bedarf daher auch künftig einer genaueren Betrachtung und Analyse. Aufgrund der nachgewiesenen Funktionsbeschreibung von Fassadenplakat und Musterfassade stellen sich weiterführende Fragen nach der Funktion des Bildes über und im Stadtraum. Neben der Berücksichtigung der beteiligten Akteure/innen und ihrer unterschiedlichen Motive sollten dabei vor allem Aspekte der Zeitlichkeit der Fassadenplakate (Argumente einer temporären Installation (vgl. Abb. 8)) und Gleichzeitigkeit (Moderne, Historismus, zeitgenössische Architektur) Beachtung finden. Wie, mittels welcher Medien und Handlungen wird Wissen um und Einfluss über Stadtraum visuell konserviert und im kollektiven Gedächtnis fortgeschrieben? Auch muss danach gefragt werden, wie Sinn kommunikativ mit und über das Bild in der Stadt hergestellt wird und welche Wünsche dieser Sinn birgt. IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018 198 Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien Abb. 8: Claudia Jürgens: Fassadenplakat und Musterecke der Bauakademie 2018 Literatur AKADEMIE DER KÜNSTE (Hrsg.): Mitten in Berlin. Ein Diskussionsforum zur Berliner Stadtmitte. März, April, Mai 2001. Berlin [Akademie der Künste] 2001 AMMON, SABINE; FROSCHAUER, EVA MARIA U.A.: z.B. Humboldt -Box. zwanzig architekturwissenschaftliche Essays über ein Berliner Provisorium. Berlin [transcript] 2012 AUGUSTIN, FRANK: Vorwort. 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