[Inhaltsverzeichnis]
Benjamin Häger/Claudia Jürgens
Ikonische Stadtstrategien. Das
Fassadenplakat und die
Musterfassade als Instrumente
machtpolitischer Repräsentation
Abstract
Even before the realization of buildings, facade posters and model facades fulfill highly aesthetic (re-)presentations to influence the public discourse, to marginalize alternatives, charge opinions with specific meaning and prepare the
urban public for the future materialization. These so-called façades do not only
represent what has been done and what is desired by influential actors, they
also seem to have the potential to constitute values, spaces of belonging and
form constellations of power in public, thus closing or aligning urban discourses and strategically influencing political decisions. Facade posters and
model facades are of great social relevance and in this sense are being understood as iconic instruments and power political representations. Since the
1990s they are used to promote the (re-)construction of buildings in Berlin. Different material formations and strategies can be differentiated. Prominent examples are the simulations of the Berliner Schloss between 1993-1994 and the
Berliner Bauakademie, which has been set up since 2001. They should therefore be taken seriously and critically regarded as a focal point of social negotiation within the urban space.
Fassadenplakate und Musterfassaden erfüllen lange vor der möglichen Realisierung des Baukörpers eine hochästhetisierte (Re-)Präsentation, um den öffentlichen Diskurs zu beeinflussen, Alternativen zu marginalisieren und die
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gewünschte Materialisierung und Bedeutungsaufladung vorzubereiten. Diese
sogenannten ›Fassadisierungen‹ repräsentieren nicht nur das Gewesene und
das von einflussreichen Akteuren/innen Gewünschte, sie scheinen tatsächlich
auch über das Potenzial zu verfügen, Wertvorstellungen, Zugehörigkeiten und
Machtkonstellationen in der Öffentlichkeit zu konstituieren, mithin städtische
Diskurse auszurichten und etwaige Entscheidungen strategisch zu beeinflussen. Fassadenplakate und Musterfassaden in diesem Sinne als ikonische Instrumente und machtpolitische Repräsentation begriffen, sind von großer gesellschaftlicher Relevanz. In Berlin kommen seit den 1990er Jahren vermehrt
sogenannte Fassadenplakate und Musterfassaden zum Einsatz, um für den
(Wiederauf-)Bau von Gebäuden zu werben. Zwischen verschiedenen materiellen Formen und Strategien kann unterschieden werden. Prominente Simulationen sind die des Schlosses von 1993-1994 und die seit 2001 aufgestellte Berliner Bauakademie. Sie sollten daher entsprechend ernst genommen und kritisch als Kristallisationspunkt sozialen Aushandelns betrachtet werden.
Einleitung
In Berlin kommen seit den 1990er Jahren vermehrt Fassadenplakate und Musterfassaden als bildliche und kubische Nachbildungen von historischen Gebäuden zum Einsatz, um für deren Rekonstruktion zu werben. Von besonders großer stadtpolitischer Relevanz sind zwei Beispiele in Berlins historischem Zentrum, die nicht mehr existierende Bauwerke an historischer Stelle nachbilden:
die Schlosssimulation 1993-1994 auf der Spreeinsel und die seit 2001 aufgestellte Attrappe der Berliner Bauakademie. 1 Im Folgenden wollen wir die sogenannten Fassadisierungen interdisziplinär aus der Perspektive der Stadtplanung und Soziologie diskursanalytisch und hinsichtlich ihrer raum- und bilddiskursiven Dispositionen betrachten und somit nach dem ›Wie?‹ sozialen Aushandelns und Wertzuschreibungen im urbanen Kontext fragen.
Fassadenplakate bestehen aus wetterfesten Planen, die vor Gebäude oder auf Baugerüste gespannt werden. Sie sind mit Mauerwerk, Ornamenten
sowie Bauteilen und Öffnungen wie Fenstern und Türen bemalt oder bedruckt. 2
Das Simulieren von Schatten und räumlicher Tiefe verleiht dem Fassadenplakat den Eindruck von Plastizität und Echtheit. An bewusst gewählter Stelle als
geschlossener Baukörper inszeniert, definieren diese plastisch-räumlichen
Beide Bauwerke, im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, galten als höchst bedeutungsvolle Repräsentationen Preußens: das Schloss als Ort weltlicher Macht und höfischer Kunst, die Bauakademie
als Ort moderner Bauverwaltung und -technik. Die Gebäude wurden vom DDR-Regime zugunsten
moderner, ›sozialistischer‹ Neubauten in den Jahren 1950 (Schloss) und 1962 (Bauakademie) abgerissen.
2 Unterschieden wird hier zwischen historisierenden Fassadenplakaten und Fassadenplakaten, welche mit Werbeanzeigen bedruckt sind oder, wie Sybille Frank am Beispiel des Potsdamer Platz
zeigte, »stärker [an dem] nach unternehmerischen Vorbild [der beworbenen] Stadt« (FRANK 2008:
316-317) ausgerichtet sind. Letztere Fassadenplakate sind nicht Gegenstand unserer Betrachtungen.
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Fassadenplakate Bezüge zu anderen Gebäuden und Sichtachsen sowie räumliche Grenzen im Stadtraum. Gleichzeitig verschließen sie den Blick auf das
Dahinterliegende – noch vorhandene bauliche Anlagen, Freiräume sowie das
Baugerüst selbst werden verdeckt.
Musterfassaden sind Modelle von geplanten Fassaden im Maßstab 1:1,
die unter Verwendung der vorgesehenen Baustoffe der Veranschaulichung dienen. In der Bauwirtschaft werden Musterfassaden – auch als ›Mock-ups‹ bezeichnet – errichtet, um den Entwurf und die Gestaltung vor Ort final zu überprüfen sowie um letzte konstruktive Qualitätstests am Objekt durchzuführen.
Beide, Fassadenplakat und Musterfassade, sind spezielle Formen von
sogenannten Fassadisierungen.3 Unter diesem Begriff beschreibt Stefanie
Bürkle in ihrem Buch Szenografien einer Großstadt eine architektonisch-szenografische Praxis, bei der durch das Errichten ›künstlicher‹ Fassaden ausgewählte Stadträume auf eine bestimmte Weise inszeniert werden. Bürkle stellt
fest, dass es bei gegenwärtigen Fassadisierungen um »das Primat der Fassade
als Schauseite des Gebäudes anstelle einer möglichen Gleichgewichtung zwischen Innen und Außen« (BÜRKLE 2013: 186) ginge. Durch diese Konzentration
auf das ›face‹ eines Gebäudes »als Ergebnis bildgebender Verfahren« (BÜRKLE
2013: 243) wird die Fassade losgelöst von der Funktion des Gebäudes und verhüllt die Lesbarkeit des dahinter befindlichen Raumes. Mehr noch, »die Hülle
an sich […] stellt bereits einen eigenen Wert dar« (BÜRKLE 2013: 189) und bedarf
keines zugehörigen Raumprogramms. Das Kredo der Moderne ›form follows
function‹,4 wie es Louis Sullivan 1896 schon folgenreich für die moderne Architektur formulierte (vgl. BÜRKLE 2013: 33; vgl. SULLIVAN 1896: 403-409), sei auf den
gegenwärtigen Eklektizismus von Fassaden nicht mehr anwendbar. ›Fassadismus‹ sei demnach »eine Erscheinung der Postmoderne« ( BÜRKLE 2013: 186; vgl.
SCHUMACHER 2010: 128), ein ästhetisierendes Moment der Gegenwart.
Während Bürkle diesen szenografischen Einsatz für die städtebauliche
Ausbildung affirmativ oder sogar fordernd gegenübersteht, betrachten wir den
Einsatz von Fassadenplakaten und Musterfassaden kritisch und in Hinblick auf
seine gesellschaftsrelevante Dimension. 5 Wir vermeiden dabei eine ohne die
Fassadisierungen wurden nach Bürkle aus der Theaterarchitektur und der Kunst des Bühnenbildes in den Stadtraum tradiert. Unter dem Begriff versammelt sie eine Vielzahl unterschiedlicher
Ausprägungen und klassifiziert unter anderem verschiedene Arten von Musterfassaden (z.B.
›Mockups‹ als Bauproben) sowie komplett entkernte Gebäude und historische Fassadenreste (vgl.
BÜRKLE 2013: 27). Die im vorliegenden Text beschriebenen Fassadisierungen haben mithin historische Vorläufer und verwandte Gattungen. Dies lässt tiefergehende Betrachtungen und weiterführende Typologisierungen von Fassadisierungen überfällig erscheinen.
4 Louis Sullivan beschreibt in seinem Aufsatz The tall office building artistically considered von
1896 unter diesem viel zitierten Leitsatz das wünschenswerte Gestaltungsprinzip für ein modernes
Bürogebäude, dessen äußeres Erscheinungsbild sich aus den praktischen Überlegungen der inneren Funktionen auf die natürlichste und einfachste Weise ergeben solle, so wie dies naturbedingt
überall der Fall sei: »It is the pervading law of all things […], that form ever follows function. This
is the law« (SULLIVAN 1896: 408, Herv. im Original).
5 Bürkles Genealogie des Bühnenbildes und ihre Forderung, die Szenografie zu einem Teil der Architektenausbildung zu machen, mögen wir teilen. Leider schafft es aber auch Bürkle nicht, dass
auf den Stadtraum und ›Fassadismus‹ angewandte Bühnenbild als Akteursraum zu begreifen; sie
bleibt daher hinter ihrer eigenen Kritik der Moderne zurück. Nicht mehr Lesbarkeit und klare soziale
Verhältnisse und Eindeutigkeiten, wie bei Sullivan, prägen die Fassaden der Gebäude und somit
auch die Fassadenplakate – aber das Kredo Sullivans hat in denen über die Stadt geführten Räume
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Akteure/innen auskommende deterministisch-symptomatische Objektlektüre,
bei der es nur »um das Gebäude selbst geht« ( STEETS 2015: 20; vgl. WIETSCHORKE
2017: 245), wie es schon Silke Steets bemängelte. Wir möchten unsere Beschreibungen und teilnehmenden Beobachtungen des Stadtraumes rund um
die Fassadenplakate und Musterfassaden mit den Debatten über Fassade, Architektur und Städtebau verbinden. Wir überprüfen unsere These, die vorgestellten Beispiele als ikonische Stadtstrategien zu bezeichnen, bei denen die
jeweilige Ausbildung der Fassade von den Akteuren/innen bewusst gewählt
wird, um einen bestimmten Einfluss auf die Stadtentwicklung und -politik zu
nehmen. Nach unserer Auffassung stellen Fassadenplakate und Musterfassaden strategische Instrumente und machtpolitische Repräsentationen dar, anhand derer Wertehaltungen, ästhetische Vorstellungen, Identitätskonstruktionen, Interessenvertretungen und Handlungsabsichten unterschiedlicher Menschen sichtbar werden und kritisch untersucht werden können. Gerade im Fall
von Rekonstruktionen materiell längst nicht mehr vorhandener Bauten wird
deren soziokulturelle Konstruktion und symbolische Aufladung evident. Ein
Blick auf die Absichten und Argumente der Rekonstruktionsbefürworter und gegner erscheint daher besonders aufschlussreich.6
Vor dem Hintergrund unserer These betrachten wir Fassadenplakate
und Musterfassaden daher kontextgebunden und als Ausdruck sozialen Handelns. Diese Perspektive verlangt eine formal-ästhetische Untersuchung der
Objekte und zugleich eine Analyse der die Objekte betreffenden Diskurse. Bevor dies anhand der beiden Fallbeispiele Berliner Bauakademie und Stadtschloss veranschaulicht wird, ist in aller Kürze ein Rückblick in die jüngere Berliner Stadtentwicklung zu skizzieren.
Skizze der jüngeren Berliner Stadtentwicklung 19451990
Nach den verheerenden Kriegszerstörungen wird das geteilte Berlin entsprechend der beiden politischen Systeme sehr unterschiedlich und polyzentrisch
neuaufgebaut.7 Neben Instandsetzung und Wiederherstellung alter
immer noch diskursiven Charakter. Wir schließen uns dem an, dass das Fassadenplakat ein Ausdruck der Postmoderne darstellt, gleichzeitig ist es jedoch nicht funktionslos oder gar beliebig,
sondern Ausdruck und Instrument sozialer Aushandlung und von Inwertsetzungsprozessen.
6 Gabi Dolff-Bonekämper thematisiert in ihrem Aufsatz Denkmalverlust als soziale Konstruktion,
dass die »Re-Konstruktion eines Baudenkmals« (DOLFF-BONEKÄMPER 2011: 134) zunächst dessen
Verlust voraussetze, ehe es dann im Wunsch der ›Wieder‹-Beschaffung »von anderen für andere
unter anderen Zeitumständen mit anderen Mitteln zu einem anderen Zweck« als »neue soziale
Bedeutungskonstruktion« (DOLFF-BONEKÄMPER. 2011: 136) errichtet wird.
7 Die DDR war zunächst durch das ›Aufbaugesetz‹ und die ›Grundsätze des Städtebaues‹ von 1950
und ab 1955 durch den ›Baukonferenz-Beschluss zu industriellem Bauen‹ einer eher standardisierten Stadtentwicklung nach sowjetischem Vorbild verpflichtet. Wobei in der DDR Schadenskartierungen und der Erhalt des Erbes Schinkels zunächst im Vordergrund standen (auch der Wiederaufbau der Bauakademie war 1951 noch geplant, ehe man sich 1962 für den auf Proteste stoßenden
Abriss entschied) (vgl. DEUTSCHE BAUAKADEMIE 1951: 64). In den 1960er und 1970er Jahren schließlich wurden moderne Repräsentationsbauten verfolgt, die die »räumliche Inszenierung
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Stadtstruktur werden neue städtebauliche Konzepte verfolgt und umfassende
Infrastrukturmaßnahmen und Flächensanierungen realisiert. Dies geschieht in
der Regel mit dem Abriss historischer Bauten und dies nicht überall zur Zufriedenheit der Öffentlichkeit.8 So nehmen die Widerstände der betroffenen WestBerliner Bevölkerung vor allem während der Sanierungs- und Umsiedlungspläne in den 1960er und 1970er Jahren immer mehr zu und befördern »eine
ästhetische Wiederentdeckung der Stadtviertel der Kaiserzeit« ( FALSER 2008:
177) sowie historischer Repräsentationsbauten und Stadträume. Ab den
1980ern verlagern sich die sozialen und technischen Planungsinhalte hin zu
ästhetischen und prestigeorientierten (vgl. BODENSCHATZ 1990: 57). Nicht zuletzt
vor dem Hintergrund der 750-Jahr-Feier (1987) in West- und Ost-Berlin wird die
historisierende Architektur- und Städtebaupraxis beflügelt.9 Während im Osten
zahlreiche Häuserfassaden ausgebessert werden und im Nikolaiviertel eine
›neue Altstadt‹ in Plattenbauweise wiedererrichtet wird, propagierte im Rahmen der Internationalen Bauausstellung in West-Berlin (IBA 1984-1987) der Direktor für die Neubauvorhaben, Josef Paul Kleihues, die ›kritische Rekonstruktion‹.10 Mit dieser Idee wird die Hoffnung auf ein ästhetisiertes Stadtbild auf
historischem Grundriss sowie eine exklusive, bürgerliche Stadtidentität verbunden.11 Obgleich sehr umstritten, wird die kritische Rekonstruktion im wiedervereinten Berlin zu einem allgemeinen Leitbild erklärt und sukzessiv institutionalisiert. So beeinflusst sie den »Internationalen städtebaulichen Ideenwettbewerb zur Spreeinsel« von 1993, der zwar die Bedeutung der gebauten
Stadtgeschichte beschwört, zugleich aber den Abriss des historisch gewordenen Palastes der Republik auf der Spreeinsel und des benachbarten DDR-Außenministeriums vorsieht.12 Auch später noch unter dem Berliner
sozialistischer Zentralität« (FLIERL 1996: 123) in der historischen Stadtmitte verkörperten. Gleichzeitig verfolgte man jenseits der Mauer neben dem Konzept einer aufgelockerten Stadtlandschaft mit
individuellen Solitärbauten die Entwicklung der City West sowie die schrittweise Modernisierung
beziehungsweise Flächensanierung der Gründerzeitviertel (vgl. BODENSCHATZ et al. 2009: 357-381;
vgl. FALSER 2008: 177-178).
8 Stellvertretend für die Kritik an der modernen Stadt nach 1945 seien hier die viel beachteten Bücher Die gemordete Stadt (SIEDLER/NIGGERMEYER/ANGREß 1964) und Die Unwirtlichkeit unserer
Städte (MITSCHERLICH 1965) genannt sowie die Kampagne des Europarats und des Deutschen Nationalkomitees für das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 unter dem Motto »Eine Zukunft für unsere Vergangenheit« (DEUTSCHES NATIONALKOMITEE FÜR DAS EUROPÄISCHE DENKMALSCHUTZJAHR 1975).
9 Beide Seiten versuchen das Stadtjubiläum für ihre politischen Ziele zu nutzen und ihr System als
überlegen darzustellen. Durch die Besetzung historisch bedeutender Orte und die Inszenierung
repräsentativer Bauten wird der Versuch unternommen, städtische und nationale Identitäten zu
konstruieren, Deutungshoheit über historische Zusammenhänge und Werte zu beanspruchen und
schließlich das gewünschte Selbstbild von Berlin als allgemeingültiges zu installieren (vgl. THIJS
2008).
10 Neben dem ›IBA-Neubau‹ unter der Leitung von Kleihues beinhaltet das IBA-Programm auch
Sanierungen von Bestandsbauten, die sogenannte ›behutsame Stadterneuerung‹ der ›IBA-Altbau‹,
deren Planung und Durchführung Hardt-Waltherr Hämer verantwortet.
11 Stefanie Hennecke problematisiert diesen Versuch, mittels gebauter Stadtgeschichte eine ›Stadtidentität‹ konstruieren zu wollen, als dies ein exklusives Konzept von ›Stadtbürgertum‹ begünstige
und Teile der Öffentlichkeit ausschließe oder marginalisiere (vgl. HENNECKE 2010).
12 Bernd Niebuhr, dessen Konzept »sich weitgehend am historischen Stadtgrundriss« orientiert
und »einen Neubau am Standort des Stadtschlosses in Form eines geschlossenen Baukörpers in
Anlehnung an die historische Schlosskubatur« vorsieht, geht aus dem Wettbewerb als Sieger hervor. (vgl.: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/hauptstadt/dokumentation/de/wettbewerbe/spreeinsel.shtml [letzter Zugriff: 29.01.2018])
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Senatsbaudirektor Hans Stimmann ist das Leitbild der kritischen Rekonstruktion prägend für das ›Planwerk Innenstadt‹ (vgl. BODENSCHATZ et al. 2009: 406412) und die innerstädtischen Bauleitpläne, die die Produktion von Stadtraum
und Stadtbild bis heute stark bestimmen.
Unterstützt wird das rekonstruktive Moment und die liberal-konservative Ausrichtung der Stadtentwicklung von einigen Vereinen, die sich in den
Nachwendejahren mit dem Ziel gründen, die Berliner Stadtmitte historisierend
umzugestalten – meist unter Missachtung baulicher Zeugnisse der DDR und
stets unter Betonung bürgerlicher Werte und ästhetischer Normen. 13 Sie fordern die »Besinnung auf eine bürgerlich städtische Kultur«, 14 erklären den ›Urban Return‹ als »einzige[n] Weg zur Wiedergewinnung der Stadtidentität« ( BERLINER HISTORISCHE MITTE E.V. 2015: 1) und protestieren gegen »die weitere Zerstörung des Stadtbildes« sowie für den »Wiederaufbau […] herausragender Bauten«.15 Allerdings votieren nicht nur Bürgervereine und einige politische Repräsentanten für eine derartige städtebauliche Transformation. Die Abbruchpläne
moderner Bauten, wie dem Außenministerium oder dem Palast der Republik
stützen sich anfangs »auf einen breiten Konsens westlich dominierter Fachöffentlichkeit« (BODENSCHATZ 1995: 15). So legitimiert der Senatsbaudirektor Forderungen nach ›Stadtreparatur‹ und Rekonstruktion, wenn er die Stadtentwicklung nach dem Krieg als ›Selbstzerstörung‹ und »Unfall« ( STIMMANN 1991: 2093)
bezeichnet. Das Ministerialgebäude für Auswärtige Angelegenheiten der DDR
und der Palast der Republik werden mit der deutschen Wiedervereinigung für
obsolet erklärt und auf politischen Beschluss hin verriegelt und bald darauf
zum Abriss freigegeben.16 Bezeichnenderweise werden die Abrisspläne fast unmittelbar mit dem Wiederaufbau der preußischen Vorgängerbauten, der Schinkel’schen Bauakademie von 1835 und dem Stadtschloss, äußerlich zuletzt 1853
barockisierend überformt durch Friedrich August Stüler, in Verbindung gebracht.
Mit der Beseitigung des DDR-Stadtbildes und in Anschauung der frei
gewordenen Fläche erodiert jedoch der vorherige Konsens über den Wiederaufbau von Bauakademie und Schloss und die Stimmung kippt teilweise ins
Gegenteil (vgl. BODENSCHATZ 1995: 18). An beiden Objekten beziehungsweise
Leerstellen entfaltet sich eine lebhafte und vielschichtige Debatte, deren Inhalte
sich nicht auf die Frage nach einem geeigneten Umgang mit dem baulichen
Erbe der DDR oder den Streitpunkt ›Neubau vs. Rekonstruktion‹ beschränken.
Mit der Öffnung des ›Eisernen Vorhangs‹ (1989), der deutschen Wiedervereinigung (1990) und dem Hauptstadtbeschluss (1991) gelangen neue Fragestellungen und Handlungserfordernisse ins Blickfeld von Politik, Planung und
13 Während einige Vereine lediglich die Rekonstruktion eines verlorengegangenen Bauwerks fordern, wünschen sich andere eine sehr weitreichende Umgestaltung der Stadtmitte nach historischem (Vor-)Bild.
14 http://www.forum-stadtbild-berlin.de [letzter Zugriff: 31.01.2018]
15 http://www.ghb-online.de/start/ueber-die-ghb.html [letzter Zugriff: 20.10.2017]
16 Insbesondere die Belastungen durch Asbest wurden als Gründe herangeführt, dass der Palast
der Republik als ›Gefahr‹ einzustufen sei. Eine Entkernung oder teilweiser Abriss mit anschließender Umnutzung wurden ausgeschlossen (vgl. https://www.tagesspiegel.de/berlin/abriss-palastder-republik-endlich-asbestfrei/1307024.html [letzter Zugriff: 06.03.2018])
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Zivilgesellschaft, die nicht zuletzt an derartigen Symbolbauten und repräsentativen Stadtlagen verhandelt werden. Zunehmend erfolgt die Auseinandersetzung über Werte, Interessen und Selbstverständnisse, wie es die Debatte um
die Bauakademie und des Berliner Schlosses zeigen, auch strategisch »mit
dem Medium des Bildes« (BODENSCHATZ 1995: 19).17
Fassadisierungen und Debatten zur Berliner
Bauakademie
Von (ergebnis-) offenen Debatten über die Entwicklung des Areals der ehemaligen Bauakademie scheinen führende Politiker/innen und Verwaltungsleiter/innen des Landes Berlin keine Kenntnis nehmen zu wollen. Im Gegenteil
vertreten Sie den Standpunkt, dass die Rekonstruktion der historischen Fassade alternativlos sei – auch ohne einen Nutzungsplan der künftigen Infrastruktur. Wie aus Archivdokumenten der Senatsverwaltungen für Bauen und Wohnen sowie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hervorgeht, wird politisch und verwaltungsintern kolportiert, dass der »Aufbau der ehemaligen Bauakademie […] unumstritten« sei.18 Auch wenn das prominent besetzte ›Kolloquium Bauakademie‹, das am 19.10.1995 zur Klärung der Zukunft des Grundstücks tagt, keinesfalls ein einhelliges Meinungsbild abgibt, 19 sind sich Bund
und Land Berlin bereits kurz darauf bei der gemeinsamen Ausschusssitzung
am 31.01.1996 einig, »daß die Bauakademie in historischer Form wiedererrichtet werden soll«.20 So schlägt auch Oberbürgermeister Eberhard Diepgen seinem Senator für Bauen, Wohnen und Verkehr, Jürgen Klemann, vor, »als erste
Maßnahme zur Wiedergewinnung des historischen Standgrundrisses für eine
rasche Rekonstruktion der Bauakademie nach historischem Vorbild zu sorgen«
und »unverzüglich ein Investorenauswahlverfahren (ohne detaillierte Nutzungsvorgaben) in Gang zu bringen«. 21 Zu dem Zeitpunkt führt die Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen und Verkehr sogar bereits Vertragsverhandlungen
zur Vorbereitung des Investorenauswahlverfahrens. 22
Politik und Verwaltung unterstützten daher auch von Beginn an die Initiative einer Bürgergemeinschaft für den Wiederaufbau der Bauakademie,
Ein Beispiel für die bildbasierte und offene Auseinandersetzung über die Zukunft des Grundstückes zwischen Kupfergraben und Werderscher Markt liefert der Ideenwettbewerb des ZEIT-magazins aus dem Jahr 1995 (vgl. ZEITMAGAZIN 1995).
18 vgl. Verwaltungsdokument »2174 – 5544« vom 18.01.1995, S. 1; einsehbar im Archiv der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Brückenstraße 6 (ARCHIV SENSTADT).
19 Bundesbauminister Klaus Töpfer wird im Protokoll zum ›Kolloquium Bauakademie‹ zitiert: »Es
wäre der ein Scharlatan, der nach diesen vier Stunden sagte, jetzt weiß ich, wo ich dran bin, und
wir entscheiden jetzt wie folgt« (ARCHIV SENSTADT: 24). Weiterhin vermerkt das Protokoll zahlreiche
kritische Meldungen aus dem Publikum, die deutlich machen, dass in der Sache Bauakademie kein
Grundkonsens herrscht.
20 Verwaltungsdokument »Beschluß zu TOP 4 (Nutzungskonzept Schloßplatz) der Sitzung des Gemeinsamen Ausschusses am 31.01.1996; (ARCHIV SENSTADT: 4).
21 DIEPGEN, EBERHARD: Brief vom 22.02.1996 an Senator Jürgen Klemann, (ARCHIV SENSTADT: 1).
22 KLEMANN, JÜRGEN: Brief vom 27.03.1996 an Oberbürgermeister Eberhard Diepgen; ( ARCHIV SENSTADT).
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wodurch an historischer Stelle »eine originalgetreue Kopie der Nord-Ost-Ecke«
(FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE 2009: 6) aufgebaut werden soll (vgl. Abb. 1).23 Der
maßstabsgetreue Fassadenausschnitt besetzt sodann ab 2001/2002 den Stadtraum und reproduziert ein tradiertes Bildregime, welches bereits vor dem Bau
der historischen Bauakademie durch Zeichnungen Karl Friedrich Schinkels eingeführt wurde und bis heute die Bild(re)produktion der Bauakademie dominiert.24 Schinkels Lithografien und Grafiken wirken bis heute nachhaltig in das
kollektive Gedächtnis einer ›Berliner Bevölkerung‹ und werden zusammen mit
Zitaten von Schinkel in den zunehmend polarisierten Debatten der Rekonstruktionsbefürworter wie -gegner für die jeweils eigenen Absichten relevant gemacht.25
Die Idee der Errichtung der ›originalen‹ Musterfassade geht auf Horst
Draheim zurück, dem es gelingt, öffentlich für die Idee der Rekonstruktion zu
werben,26 archivalische Nachforschungen und Planungen anzustellen, eine
Tatsächlich legen die Erbauer Wert darauf, die Musterecke später ohne weiteres in die Vollrekonstruktion zu integrieren, d.h. das Objekt weiterbauen zu können (vgl. FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE
2009: 6; vgl. http://www.musterfassade-bauakademie-berlin.de/musterfassade.html [letzter Zugriff:
23.01.2018]). Gleichwohl ist die Installation von der Stadtverwaltung nur temporär und unter Auflage der vollständigen Beseitigung aller baulichen Anlagen genehmigt (vgl. JAKUBEIT, BARBARA (Senatsbaudirektorin); Brief vom 20.07.1999 an den Verein zur Qualifizierung in traditionellen und modernen Bautechniken e.V.; ARCHIV SENSTADT).
24 Die Perspektive von Nord-Osten über die Spree auf die Ecke der Bauakademie greifen zahlreiche
Akteure/innen auf. So wählen diesen Blickpunkt nicht nur Horst Draheim für seine Planungsvisualisierung und Dokumentation der Musterfassade (vgl. http://www.horst-draheim.de/Bauakademie/4_4.pdf; http://www.horst-draheim.de/Bauakademie/4_9.jpg; http://www.musterfassade-bauakademie-berlin.de) oder der Förderverein Bauakademie e.V. für das Titelbild des Journals Mythos
Bauakademie (vgl. FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE 2009: 1) und die eigene Internetpräsenz (vgl.
http://www.foerderverein-bauakademie.de/musterfassade.html). Auch die Architekten des Siegerentwurfs zum 2011 geplanten, aber nicht realisierten ThyssenKrupp-Hauses zwischen Bauakademie und Staatsratsgebäude (vgl. http://www.schweger-architects.com/de/architecture/thyssenkrupp-haus) sowie die Beteiligten des Entwurfs STEAL Schinkel am Laboratory of Elementary Architecture and Studies of Types der EPFL Lausanne (vgl. http://derarchitektbda.de/steal-schinkel)
entscheiden sich bewusst für dieses Motiv. Genauso wählt die Bundesstiftung Baukultur diese Ansicht für ihr Logo zum öffentlichen »Dialogverfahren Bauakademie 2017« (vgl. https://www.bundesstiftung-baukultur.de/projekte/dialogverfahren-bauakademie). Darüber hinaus wird das ›Schinkel-Panorama‹ bei zahlreichen Berichterstattungen bemüht [je letzter Zugriff: 31.01.2018].
25 Dabei geht es sowohl Rekonstruktionsbefürworter/innen wie -gegner/innen um die ›Oberflächenwirkung‹ des Gebäudes und die Frage, wie mit dem städtischen Erbe umzugehen sei (vgl. JENSSENKLINGENBERG 2011: 96). Die Bauakademie beherbergte die durch Beuth geführte allgemeine Bauschule, die Oberbaudeputation Preußens, Ladenflächen sowie die Wohnung Schinkels. Sie ging
mit ihrer Formgebung als zukunftsgerichtete Ideenwerkstatt in den Diskurs als Schinkel-Schule ein.
Unter anderem entwickelte hier der Architekt Albrecht Meydenbauer das fotografische Verfahren
der ›Photogrammetrie‹, »ein Messbildverfahren, das durch eine grafische Konstruktion die Ausmessung von Objekten und deren dreidimensionale Rekonstruktion aus der zweidimensionalen
Fotografie ermöglichte« (OSWALT 2011: 63). Seine fotografischen Dokumentationen von Bauakademie und Stadtschloss ermöglichen gegenwärtig überhaupt erst die Rekonstruktion der beiden Bauten. Auch Studierendenwettbewerbe, wie die Ausstellung STEAL Schinkel in der Architektur Galerie Berlin 2017, wagen es weder von dem Diskurs der Ideenwerkstatt noch von dem von Schinkel
selbst inszenierten Bildkanon abzuweichen – geschweige denn der Kubatur des Baus.
26 Schinkel selbst dürfte die originalgetreue Rekonstruktion seines Bauwerks von 1836 abgelehnt
haben, wie an seiner folgenden Aussage ersichtlich wird: »›Ängstliche Wiederholungen gewisser
Anordnungen in der Architectur, die ein einer gewissen Zeit üblich waren, können nie ein
besonderes Verdienst neuer Architecturwerke sein. Jede Hauptzeit hat ihren Styl hinterlassen in
der Baukunst, warum wollen wir nicht versuchen, ob sich nicht auch für die unsrige ein Styl
auffinden läßt? Warum wollen wir immer nur nach dem Styl einer anderen Zeit bauen? Ist das ein
Verdienst, die Reinheit jedes Styls aufzufassen – so ist es noch ein größeres, einen reinen Styl im
allgemeinen zu erdenken, der dem Besten, was in jedem anderen geleistet wird, nicht widerspricht.
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Baugenehmigung für die Musterecke zu erhalten, Spendengelder zu sammeln
und schließlich für die Realisierung einen Bildungsverein Bautechnik e.V. zu
gründen (vgl. Abb. 1, Abb. 5). 27 Dessen Lehrlinge vollenden 2001/2002 nach
zweijähriger Bauzeit als ›Lern- und Lehrobjekt‹ die Musterfassade. Dieser Prozess wird durch die Politik und Verwaltung unterstützt und von den Machern
medienwirksam inszeniert. Durch die bildnerische und haptisch erfahrbare
Qualität und die Inszenierung der »Lehrbaustelle« ( FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE
2007: 6) als Event wird die Öffentlichkeit vielschichtig angesprochen. 28 Die
skulpturale, von allen Seiten umgehbare Musterfassade, die auch aufwendige
Kopien der ›originalen‹ Terrakotta-Reliefs enthält, stellt neben die »hohe Qualität des bildkünstlerischen Programms« die Konstruktionslehre und das Handwerk in den Vordergrund.29 Damit formuliert die Musterfassade nicht nur den
Anspruch auf eine »authentische Rekonstruktion« ( FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE
2007: 6) von Fassade, Kubatur und Grundriss, sondern zielt darüber hinaus auf
eine bestimmte innere Programmatik und Funktion des Gebäudes und den
Stadtraum.30 Geplant ist die Einrichtung eines ›Schinkelforums‹, eines interdisziplinären Zentrums »zur Wissensvermittlung und zum Wissensaustausch«. 31
Der Wunsch nach materieller und ideeller Authentizität wird später noch durch
die Anbringung einer Informationstafel mit Schinkel-Porträt visuell zum Ausdruck gebracht.
Die mit der Musterfassade verknüpften Inhalte – so zum Beispiel die Begriffe Originalität, Echtheit, Genius, Qualität, Handwerkskunst, etc. – finden sich
auch
in
der
Berichterstattung
wieder,
während
alternierende
Nur Mangel an Muth und eine Verwirrung der Begriffe und Sitten, eine Scheu vor gewissen Fesseln
der Vernunft und eine Vorliebe für dunkles Gefühl und die Einräumung von dessen unbedingter
Gewalt über uns ohne einige Rücksicht auf die Verhältnisse im allgemeinen, die uns umgeben, und
auf dem Fortschritt, welchen wir auf unserem Standpunkte für die allgemeine Entwicklung des
Menschengeschlechts zu machen durch die Vernunft verpflichtet werden, kann von solchem
Unternehmen abhalten.‹« (DEUTSCHE BAUAKADEMIE 1951: 30-31)
27 Horst Draheim ist Architekt, Ehrenmitglied des Fördervereins Bauakademie, Aufsichtsrat der
Errichtungsstiftung Bauakademie und Mitgründer des Bildungsvereins Bautechnik e.V. Die
»entwicklungsrechtliche
Genehmigung
[…]
zur
Errichtung
der
Musterfassade«
(Verwaltungsdokument »920-5544« der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung; (ARCHIV SENSTADT)
erhält Draheim bereits im September 1995 durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
Seitdem werden immer wieder im einfachen Verfahren Verlängerungsgenehmigungen erteilt.
28 Die feierliche Grundsteinlegung übernimmt Oberbürgermeister Diepgen, Senatsbaudirektor
Stimmann unterstützt das Projekt durch seine Teilnahme an öffentlichen Maurerarbeiten und die
feierliche Eröffnung leitet Oberbürgermeister Klaus Wowereit.
29 Zitiert von der Informationstafel an der Bauakademie-Musterfassade. Die historische Fassade
der Bauakademie beinhaltete kunstvolle Terrakotta-Reliefs, die nach Zeichnungen von Schinkel
entworfen wurden. Sie zeigen »Momente aus der Entwicklungsgeschichte der Baukunst« (SCHINKEL
1858: o.S.) und damit symbolisch auch das inhaltliche Programm des Gebäudes, nämlich Funktionen der beiden darin befindlichen Institutionen Bauakademie und Baudeputation.
30 »Der Bau war mit feinstem Terrakotten bekleidet, sozusagen nach bürgerlicher Tradition mit legitimistischem Bildprogramm« und weiter heißt es »So wie die sogenannte Schloßattrappe gezeigt hat, daß das Alte Museum und auch der Dom und das Zeughaus das Schloß in stadträumlicher Beziehung brauchen, ist auch die Bauakademie ein bedeutender Faktor bei der Rückgewinnung der historischen Mitte Berlins« (AUGUSTIN 1996: 5-6).
31 http://www.foerderverein-bauakademie.de/ziele.html [letzter Zugriff: 01.09.2017]. Der Förderverein »will die zentrale Bedeutung in das Bewußtsein einer breiten Öffentlichkeit rücken. Die Bevölkerung soll in den Meinungsbildungsprozeß zum Wiederaufbau einbezogen werden« (FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE: Mythos Bauakademie. Wie und für wen soll die Bauakademie wieder aufgebaut
werden? Podiumsdiskussion am 12.10.1995 in der Humboldt-Universität zu Berlin. Berlin 1996).
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Thematisierungen, die noch kurz zuvor viel Beachtung erfahren haben – etwa
Stadt- und Raumplanung, zeitgemäße Architektur, Berlin als Hauptstadt des
wiedervereinten Deutschlands in Europa etc. – seltener besprochen werden.
Mit dem Bau der Musterfassade wird der öffentliche Diskurs über die Entwicklung der Spreeinsel und darüber hinaus also durchaus auf die äußere Formgebung bildbasiert und materialisiert fortgeführt und in einen neuen thematischen Rahmen verlagert.
Abb. 1:
Horst Draheim: Musterfassade Nord-Ost, Bauakademie Berlin 2002
Von diesen Entwicklungen inspiriert, wird zeitgleich durch die Initiative
des Berliner Senats und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz der Verein Internationale Bauakademie Berlin e.V. (IBB) gegründet, der schon bald darauf mit
der Errichtung eines Fassadenplakats Einfluss auf die öffentliche Debatte
nimmt. Den Vereinsvorsitz hat zunächst Josef Paul Kleihues inne und anschließend Hans Kollhoff. Laut Satzung verfolgt der gemeinnützige Verein den
Zweck, den Wiederaufbau ideell und materiell zu fördern und entsprechend
des Vereinsnamens ein »Kompetenzzentrum zur Erforschung und Verbreitung
von [fachbezogenen] Erkenntnissen« (IBB 2010: o.S.) zu errichten sowie Ausstellungen und wissenschaftliche Konferenzen zu veranstalten. 32 Die mit der
Musterfassade aufgestellte Forderung eines ›Schinkel-Forums‹ soll noch vertieft werden. Tatsächlich konzentriert sich der Verein aber auf die Rekonstruktion der Fassade und die dafür notwendige Finanzierung durch Privatisierung
und Public Relations.33 Der IBB lässt jedoch die konsequente Verfolgung der
vgl. http://www.internationale-bauakademie.com/home/index.php?option=content&task=view&id=18 [letzter Zugriff: 01.03.2017]
33 Es wurde insbesondere zunächst versucht einen Public-Private Investor zu finden, wie den Investor Hans Wall, der allerdings doch nicht das Gelände der Bauakademie zu den vom Berliner Senat
genannten Konditionen aufkaufte (vgl. https://www.berliner-zeitung.de/berlin/schinkelsche-bauakademie-hans-wall-erwaegt-50-millionen-spende-24956436 [letzter Zugriff: 06.03.2018]). Die Idee
war, dass Grundstück kostenlos an den Investor abzugeben aber dies an die Bedingungen des
Wiederaufbaus zu knüpfen. Auch der Investor Hochtief gab für die Ausschreibung 2010 kein Angebot ab. (vgl. https://www.tagesspiegel.de/berlin/rekonstruktion-die-bauakademie-findet-keinenbauherrn/1677082.html [letzter Zugriff: am 06.03.2018])
32
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übrigen, wesentlichen Vereinsziele vermissen. Es fällt schwer, der betont bürgerlichen Institution Verdienste hinsichtlich seiner Gemeinnützigkeit und seines selbst auferlegten öffentlichen Kommunikationsauftrags zuzuschreiben.
Das Wirken des IBB ist – zumindest aus gegenwärtiger Perspektive – hochgradig intransparent und exklusiv. Die aktive Förderung einer öffentlichen, pluralistischen Debatte und die Bereitstellung von Informationen und Einsichten in
wenigstens grundlegende Entscheidungsprozesse fällt dürftig aus. 34 Stattdessen äußern sich Vorstandsmitglieder elitär und fallen durch normative Setzungen und exklusive Interessenvertretung auf: »Wir wollen in der Bauakademie
den Laien ein Bild von Architektur vermitteln« (RITZMANN 2004: o.S.), wird Kollhoff 2004 bei der feierlichen Eröffnung des Fassadenplakats zitiert. Paul Kahlfeldt, Vorstandsmitglied und Schatzmeister des IBB, propagiert bei einer öffentlichen Debatte eine reaktionär, hoheitlich-höfisch geführte Bauregelung
und Geschmacksnormierung.35
Abb. 2:
o.A.: Gesamtansicht 2005, im Vordergrund integrierte Musterfassade
Quelle: http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1246410
Die Haltung und Politik des IBB spiegelt sich in der Praktik der Fassadisierung wider. Im Jahr 2004 entwirft und errichtet der Verein ein
34 Im Vergleich zum Förderverein Bauakademie e.V., der der Öffentlichkeit auf unterschiedlichen
Wegen zahlreiche, teilweise sehr gründlich recherchierte und sachlich dargestellte Materialien zur
Verfügung stellt (vgl. http://foerderverein-bauakademie.de/aktuelles.html; http://foerdervereinbauakademie.de/Veroeffentlichungen_incl_Video.html [letzter Zugriff: 06.02.2018]), liefert der IBB
fast keine Informationen, geschweige denn dokumentiert und veröffentlicht er kritische Äußerungen Dritter über seine Absichten und Tätigkeiten, so wie es Manfred Schoele im Namen des Förderverein Bauakademie e.V. augenscheinlich sehr gewissenhaft tut (vgl. http://www.foerdervereinbauakademie.de/gaestebuch.html [letzter Zugriff: 06.02.2018]). Seit Sommer 2017 ist zudem die
offizielle Webseite des IBB offline.
35 Kahlfeldt äußert sich zum Beispiel in einem Fachgespräch im Abgeordnetenhaus von Berlin am
18. Juli 2011 anlässlich der wettbewerbsbedingten Unsicherheiten und Verzögerungen im
Entscheidungsprozess zur Bauakademie wie folgt: »Zumindest fürs Bauen schaffen wir, […] mal
wieder einen König, der sagt: ›Machen wa so!‹ Und dann bilden wir eine Baudeputation und
schauen mal, wen wir dafür geeignet halten […] und der entscheidet wie Großherr Karl Friedrich,
was gemacht wird. Punkt. […] Ein Architekt ist nur so gut wie die Gesellschaft, für die er baut«
(https://www.youtube.com/watch?v=RVG9dQpcT7A [letzter Zugriff: 29.01.2018]).
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dreidimensionales Fassadenplakat, welches die drei Jahre zuvor fertiggestellte
Musterfassade in seiner Kubatur mit einbezieht (vgl. Abb. 2). Das Fassadenplakat prägt von diesem Zeitpunkt an die Blick- und Wegeführung.36 Die Betrachter/in kann nun um die ›Originalkubatur‹ herumgehen, während das Innere unzugänglich ist und sich der Einsicht und Imagination entzieht. Betrachtungspunkte beschränken sich auf wenige Positionen, wie der Totalen vom Schinkelplatz oder dem ›Schinkel-Panorama‹. Aus dieser Distanz betrachtet, entfaltet
das Fassadenplakat seine volle und beabsichtigt illusionistische Wirkung.
Abb. 3:
Claudia Jürgens: Spiegelung des Fassadenplakats in der Glasfassade des Auswärtigen Amts 2017
Auch in der Spiegelung angrenzender Glasfassaden wird die Plakatinstallation
zur doppelten Wahrheitsbehauptung eines nicht mehr existierenden Ortes (vgl.
Abb. 3). Das Fassadenplakat weckt mögliche Assoziationen des/der Betrachters/in, regt die Vermutung an, dass hinter der Folie ein erhaltenes Bauwerk
gegenwärtig restauriert wird oder dass die Rekonstruktion des abgebildeten
Gebäudes womöglich bereits realisiert wird. Bei den Beobachtungen des Habitus der Passant/innen im Stadtraum wird deutlich, dass der rote Kubus am
Spreekanal nur beiläufig als Attrappe aus Baugerüst und Folie wahrgenommen
wird.37
Die illusionistische Architektur hält jedoch dem forschen und forschenden Blick nur auf einige Distanz stand. Bei näherem Betrachten offenbart die
Installation unliebsame Öffnungen, Lücken und Brüche. Es zeigen sich Risse,
collagenartige Übergänge und offengelegte Reparaturen. Das Fassadenplakat
enthält zudem Druckfehler und gibt Aufschluss über sein digitales Herstellungsverfahren. Die gedruckten Schatten fallen in unterschiedliche Richtungen, das Mauerwerk offenbart sich als virtuell erstellte Textur und erzeugt
36 Ursprünglich war die Fassadisierung nur für drei Jahre mit einem Hauptsponsor geplant, doch
der IBB erhält in den Folgejahren immer wieder neue Genehmigungen von der Stadt, um die Bauakademie-Simulation im Stadtraum aufrechtzuerhalten und Sponsoren zu gewinnen (vgl. SENATSVERWALTUNG FÜR BAUEN, WOHNEN UND VERKEHR; Brief vom 20.07.1999 an den Verein zur Qualifizierung in traditionellen und modernen Bautechniken e.V.; ARCHIV SENSTADT).
37 Teilnehmende Beobachtungen und Befragungen am 24.06.2017 und 07.09.2017.
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Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien
widersprüchliche Formationen (vgl. Abb. 4). Die abgebildete Fassade erscheint
künstlich und völlig austauschbar. Allein der Detaillierungsgrad zielt auf Authentisierung. Die haptische Anmutungsqualität des Kunststoffplakats, welches bei Wind in Bewegung gerät, zeigt eine andere kulturelle Wertigkeit gegenüber dem integrierten Rohziegelbau mit Terrakotta-Relief und Formsteinen.
Diese zugesprochene Wertigkeit zeigt sich auch darin, dass das Fassadenplakat
an den Stellen, an denen sich die genannten Brüche zeigen, nur notdürftig repariert wurde – mit Kabelbinder, durch Überkleben mit der Fassadenfolie oder
Verdecken mit großflächigen Werbeplakaten (vgl. Abb. 4, Abb. 7). Auch subkulturell ist die Zuschreibung eines Wertigkeitsgefälles von Sprayern vorgenommen worden, die die Plakate als Grundfläche ihrer Graffitis nutzen, die steinerne Musterfassade jedoch nicht. Zwischen Fassadenplakat und Musterfassade tun sich Spalten auf, die den Blick auf das zu verbergende Innere freigeben, auf Gerüst, Bauzaun, Stacheldraht, Unrat und fortgeschrittene Vegetation.
Es sind unerwünschte Einsichten in einen vereinnahmten, hoch sanktionierten
Raum. Gänzlich entzieht sich dem/der interessierten Betrachter/in ein ›Musterraum‹ hinter dem Fassadenplakat, den der IBB bereits 2004-2005 zusammen
mit dem Bildungsverein Bautechnik e.V. errichtet hat. Bemerkenswert ist, dass
dieses als »Schaubaustelle« und »Anschauungsraum« beworbene und durch
öffentliche Zugeständnisse und Spendengelder ermöglichte Objekt nur ausgewählten Kreisen als Veranstaltungs- und Werberaum und durch Bezahlung zugänglich ist.38 In Bezug auf das Fassadenplakat lässt sich ein substantialisiertes
Raumverständnis im Sinne eines Behälterraums und darüber hinaus eine deterministische, politisch intendierte Raumpolitik ablesen.
Abb. 4:
Claudia Jürgens: Dazwischen, Dahinter, Unsichtbares, Unliebsames, Fassadenplakat Bauakademie
2017
Zu Beginn war der ›Roter Saal‹ genannte Musterraum bei Veranstaltungen des IBB auch kostenfrei betretbar (vgl. https://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article103687560/Schinkels-Bauakademie-als-Schaubaustelle.html [letzter Zugriff: 01.02.2018]). Heute dient er als Eventlocation,
buchbar bei der vom IBB beauftragten Global Sunshine Live Communication GmbH (vgl.
https://www.gslive.de/bauakademie/ [letzter Zugriff: 01.02.2018]).
38
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Wie die Musterfassade hat auch das Fassadenplakat einen erheblichen
Effekt auf die öffentliche Debatte, die nun allerdings ungleich fixierter ist als
noch wenige Jahre zuvor. Argumentieren die Bauherren der gemauerten Musterfassade noch um eine Versachlichung der Rekonstruktionsthematik und
werben für den originalgetreuen Wiederaufbau der Bauakademie, wandelt und
verengt sich der Diskurs seit 2004 immer mehr hin zu Finanzierungs- und Nutzungsfragen eines Neubaus in ›altem‹ Gewand. Die Frage, ob die Bauakademie
wiederaufgebaut wird, richtet sich offenbar allein nach der Finanzierbarkeit.
Die Frage, wie das Bauwerk errichtet werden soll, scheint – obgleich viel komplexer – längst beantwortet. Wenn die steinerne Musterfassade als öffnende
Diskussionsgrundlage mit Anspruch auf historisch-geistige und materielle Einheitlichkeit mit räumlichen Öffnungen gelesen werden kann, ist das Fassadenplakat als schließende Diskussion jedoch mit uneindeutiger historisch-materieller Einheitlichkeit und räumlich-diskursiver Deutlichkeit zu lesen. Das Fassadenplakat unterbindet, wie unsere Diskursanalyse zeigt, das Imaginieren alternativer Szenarien, behindert das Entwickeln kreativer Ideen für diesen Standort
und erschwert das Abwägen konkurrierender Bewertungs- und Handlungsoptionen.39 Ein demokratischer, öffentlicher und ergebnisoffener Diskussionsund Entscheidungsprozess findet nicht statt. So dreht sich der bald einschlafende Diskurs um das Dilemma, wie ein verhältnismäßig kleines, sehr kostenintensives und optisch stark vordefiniertes Gebäude öffentlich genutzt und zugleich privat finanziert werden kann. Immer wieder kommt es zu Verzögerungen in den Planungsphasen und sogar offiziellen Kapitulationsankündigungen.40 Das Fassadenplakat wird dennoch nicht, wie ursprünglich vereinbart,
nach wenigen Jahren wieder abgeräumt. Stattdessen werden sogar immer
wieder neue Sponsoren gewonnen und witterungsbedingte Schäden beseitigt.
Die Gebäudesimulation behauptet sich als Konstante in der sich stark wandelnden Berliner Stadtmitte und verteidigt kompromisslos die Forderung nach einer prestigeträchtigen Rekonstruktion der Fassade der Schinkel’schen Bauakademie. Im November 2016 beschließt der Bund sich dem Projekt anzunehmen
und »über 65 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Bauakademie von Karl
Friedrich Schinkel« (DEUTSCHER BUNDESTAG 2017: 7) bereitzustellen. Daraufhin
werden Anfang 2017 drei Veranstaltungen durchgeführt, um »in einem ergebnisoffenen Dialogverfahren mit den zahlreichen an der Bauakademie interessierten Institutionen ein Nutzungskonzept [zu] erarbeiten« ( BUNDESSTIFTUNG
BAUKULTUR 2017a: 1). Letzteres soll als Basis für einen nachfolgenden Planungswettbewerb dienen. Ergebnisoffen ist allerdings auch dieses Beteiligungsformat nicht; so setzt es einen Bau in der Kubatur der historischen Bauakademie
39 In der Presse zeigt man sich über jeden interessierten Investor dankbar und bezeichnet die Gerüst-Plakat-Installation sogar als »Tourismusattraktion« (vgl. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/schinkels-bauakademie-eine-attrappe-fuer-berlin-1161811.html [letzter Zugriff: 31.01.2018]).
Über Alternativen oder kritische Zugänge zu dem Thema wird jedoch kaum berichtet.
40 Beispielsweise berichtet der Liegenschaftsfonds am 08.02.2010, dass die Schinkel´sche Bauakademie nicht wiederaufgebaut wird, nachdem »sich kein privater Investor, der die Bedingungen des
Landes erfüllen wollte« (TAZ, 09.02.2010: 24).
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Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien
als Gesprächsbasis voraus und verlangt, ein »tragfähige[s] Nutzungskonzept
für die Wiedererrichtung der Bauakademie Berlin durchzuführen« ( BUNDESSTIFTUNG BAUKULTUR 2017b: 3).
Abb. 5:
Horst Draheim: Digitales Modell der Ausstellungshalle »Mythos Bauakademie« mit der Musterfassade
Quelle: FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE 1996:4
Die nun 14 Jahre dauernde Fassadisierung der Bauakademie ist gleichzeitig Symptom dieses politisch-geschlossenen Diskurses und kann hier in seiner Temporalität auch deutlich als Instrument machtpolitischer Repräsentation
und Manifestation kollektiven Gedächtnisses interpretiert werden – es überformt die Debatten. Die ständig neu angewandten bildgebenden Verfahren,
wie CAD-Werkzeuge und das Plotten von Plakaten werden dabei als Anspruch
und Mittel von Rekonstruktionen gleichermaßen betrachtet (vgl. Abb. 5). 41 Nun
möchten wir das zweite Fallbeispiel, das Fassadenplakat Berliner Schloss vorstellen. Mit Blick auf die Temporalität der Installation – wie lange diese aufgestellt war, wann die Rekonstruktionsentscheidung fiel und seit wann das Fassadenplakat nicht mehr zu sehen war – verweisen wir auf den gegenwärtigen
Legitimationsdruck der Rekonstruktion Berliner Schloss.
Im Ausstellungskatalog zur digitalen Bauakademie stellt Fritz Runge die Wichtigkeit virtueller
Rekonstruktion fest und benennt somit eine weitere Möglichkeit zu bisher bildgebenden oder architektonischen Verfahren. Dabei wird immer wieder die räumliche Erlebbarkeit der digitalen Modellierung betont (vgl. FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE 1998: 47-48). Interessant ist dabei die Zeitlichkeit
und Reihenfolge der Planung. Zunächst wird von einem Strukturmodell des Baukörpers ausgehend eine detaillierte Konstruktion der Bauteile vorgenommen, die dann sukzessive zu einem fertigen Gebäudeentwurf zusammengesetzt und zum Schluss vom ebenfalls digital erstellten Stadtraum umschlossen wird. Im bildgebenden und planerischen Rekonstruktionsprozess kommt die
Umgebung an zweiter Stelle.
41
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Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien
Fassadisierungen und Debatten zum Berliner Schloss
In diesem Abschnitt möchten wir argumentieren, dass deutliche Parallelen zum
Fassadenplakat Bauakadamie (vgl. Abb. 6) für den Wiederaufbau des Berliner
Stadtschlosses von 1993-1994 nachgewiesen werden können. Einerseits in der
Rekonstruktionsdebatte in Berlin Mitte, andererseits in der Bevorzugung der
Fassadisierung als Form der Vermittlung und der Legitimationsstrategie mittels Elitarismus durch die Fördervereine und dem Imagemarketing. Dabei ist
aufzuzeigen, dass die Fassadisierung zunächst für ein Jahr geplant, dann eineinhalb Jahre steht und wohl maßgeblich dazu beiträgt, dass der Bund die Finanzierung für den Wiederaufbau des Stadtschlosses beschließt, nämlich
schon 2002.42 Zwischen Abriss des Palastes der Republik und der bereits beschlossenen Wiedererrichtung des Schlosses entfalten sich verschiedene Debatten – Vereine gründen sich gegen den Abriss des Palastes der Republik
(2008), der Verein Berlin Postkolonial und andere postkoloniale Initiativen wie
NO Humboldt 21 machen sich gegen die ›eurozentrische und restaurative‹ Architektursprache und die inhaltliche Ausrichtung des Humboldtforums stark. 43
Zwischen Abriss und Wiederaufbau – in dem die ›Schlosssimulation‹ nicht zu
sehen und nicht räumlich erfahrbar ist – geraten die konservativen Vereine in
Erklärungsnot und unter Legitimationsdruck.
Abb. 6:
42 »Die Präsenz der Schlossattrappe im Stadtraum führte bei vielen, die noch Sympathien für den
Palast der Republik hegten, zu einem Umdenken. Jeder Passant und jede Passantin hatten gerade
physisch erfahren können, wie gut der Stadtkörper in die Mitte der Stadt passte und wie er die
Bauten der Umgebung zusammenhielt. Für die Rekonstruktion der Barockfassade gab es zwar
noch längst keine Mehrheit in der Berliner Bevölkerung, aber mit der Schlossattrappe wurden vielen klar, dass ein wie auch immer gestalteter Neubau die Abmessungen des Schlosskubus haben
müsse. Wie zur Bestätigung dieses Eindrucks kürte die Jury des Spreeinsel-Wettbewerbs im Mai
1994 mit dem jungen Bernd Niebuhr einen Sieger, der anstelle des Palastes der Republik einen
solchen monumentalen Kubus vorgeschlagen hatte. In der Jury saß damals auch der italienische
Architekt Franco Stella, der 14 Jahre später den Schloss-Wettbewerb gewinnen sollte« (HAUBRICH
2012: 50).
43 vgl. http://www.no-humboldt21.de/ [letzter Zugriff: 30.01.2018]
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Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien
Robert Engelhardt Die Schlosssimulation 1993
Quelle: foto.diskurse.net
Anfang der 1990er spricht sich der Vorsitzende des Fördervereins Berliner Schloss e.V., Wilhelm von Boddien,44 – inspiriert durch Entwürfe Goerd Peschkens und Frank Augustins45 – für den Aufbau einer ›Schloss-Simulation‹
aus, da »sich nur wenige Menschen anhand eines Fotos ein dreidimensionales
Gebäude in voller Größe und damit auch in seiner stadträumlichen Bedeutung
vorstellen können«.46 Hier rekurriert von Boddien auch auf den Moment medialer Vermittlung – nach dem Motto: Fotografie sei zu uneindeutig, Fassadisierungen vermittelten hingegen Eindeutigkeit. Der bereits konstatierte Elitarismus, der auch später den Diskurs um den Wiederaufbau der Bauakademie prägen wird, wird hier in den Forderungen nach einer Schlossrekonstruktion erprobt. In diesen Äußerungen ist unseres Erachtens nicht nur ein überhöhtes
Selbstbild der Protagonist/innen und deren konservativ-unkritische Vorstellung von Gesellschaftsverhältnissen verankert, sondern auch eine Rhetorik zur
Erlangung der Deutungshoheit und Interessenvertretung. Dieser behauptete
bürgerliche Konsens über die Entwicklung der Berliner Mitte gründet allerdings
nicht auf einem pluralistischen Entscheidungsprozess. Stefanie Hennecke konstatiert in ihrem Buch Die Kritische Rekonstruktion als Leitbild, »dass dieses
Leitbild nicht als Ausdruck eines offenen, allgemeingesellschaftlichen, transparenten und konsensorientierten Meinungsbildungsprozesses angesehen werden kann« (HENNECKE 2010: o. S.). Stattdessen haben »einige wenige Personen
die Inhalte des Leitbildes [bestimmt] und ihre persönlichen Überzeugungen
und Interessen mit dessen Hilfe strategisch [durchgesetzt]« ( HENNECKE 2010: o.
S.). Auch Michael Falser spricht von einem »politischen Mythos einer beschworenen ›neuen Bürger- und Stadtgesellschaft‹« (FALSER 2008: 188). Weder könne
die Rede sein von einem behaupteten Willen einer Öffentlichkeit, die nicht zuletzt von Politiker/innen immer wieder durch die Rhetorik eines »Kollektiv-Singular« (FALSER 2008: 182) konstruiert wird, noch könne man von einer echten,
offenen demokratischen Debatte über die Entwicklung der Berliner Mitte und
eine breite zivilgesellschaftliche Trägerschaft etwaiger Rekonstruktionsvorhaben sprechen. Anstatt aber dem tatsächlichen heterogenen Akteurs- und Meinungsfeld im gerade erst wiedervereinten Berlin adäquat Gehör zu verschaffen
und einen offenen, pluralistischen Dialog über die zukünftige Entwicklung der
Stadtmitte zu fördern, werde – unter Vernachlässigung der Interessen
44 Verweisungscharakter haben nicht nur die Fassaden zueinander, sondern auch die Akteure/innen
im Raum. So spricht sich von Boddien als Förderer anderer städtischer Rekonstruktionen aus, zum
Beispiel beim Wiederaufbau der historischen Mitte Frankfurts.
45 Anders als von Boddien planten Peschken und Augustin keine Rekonstruktion der
Schlossfassade in ihrer vollen Kubatur, sondern lediglich eine partielle, museal inszenierte
Anastylose kombiniert mit Neubau. Peschken und Augustin sahen zudem von einem Abriss des
Palasts der Republik ab; letzter sollte stattdessen durch einen riesigen Spiegel schlossseitig
verdeckt werden, sodass »der Palast der Republik, wo er städtebaulich versagt, keinen Schaden
tut« (PESCHKEN 1994: 36).
46 vgl. http://berliner-schloss.de/das-historische-schloss/die-schloss-simulation-1993-1994 [letzter
Zugriff: 01.02.2018]
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Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien
insbesondere vieler Ostberliner – ein verbindliches, real aber kaum existentes
Idealbild einer Bürgerstadt beschworen und sprachlich wie visuell immer wieder aufs Neue konstruiert (vgl. FALSER 2008: 179-187). So wie die Vereine immerzu von ›Bürgerwille‹ und im ›Wir‹ sprechen und damit für sich beanspruchen, die Mehrheit der Bevölkerung zu vertreten, so soll auch das Fassadenplakat als Konsens verstanden werden. Unterstützt wird die Behauptung eines
Bürgerwillens dadurch, dass das Schloss durch private Spendengelder aus der
Mitte der Gesellschaft finanziert werden soll. Die Fassaden dieser Vereine
scheinen – angesichts des Diskursverlaufs – tatsächlich auch über das Potenzial
zu verfügen, Wertvorstellungen, Zugehörigkeiten und Machtkonstellationen in
der Öffentlichkeit zu konstituieren, mithin städtische Diskurse zu schließen oder auszurichten und etwaige Entscheidungen strategisch zu beeinflussen. Die
»Professionalisierung städtischer Imagepolitiken nach Vorbild der Marketingstrategien« (FRANK 2008: 317) weist Sybille Frank bereits bei den städtebaulichen Entwicklungen des Potsdamer Platzes sowie bei der Heritage-Industrie
am Checkpoint Charlie nach; sie wird auch im Stadtschloss-Diskurs von den
öffentlich-privaten Trägern angewandt (Humboldt-Box, großflächige Werbeplakate auf den Fassaden, Benefizkonzerte, Tag der offenen Baustelle, etc.).
Das von der Pariser Künstlerin Catherine Feff und ihrem Team bemalte
Fassadenplakat ›Schlosssimulation‹ steht eineinhalb Jahre in direkter visuellräumlicher und materieller Konfrontation mit dem Palast der Republik (vgl.
Abb. 6). Feff verhüllt in Restaurierung befindliche nationalstaatlich-prestigeträchtige Kubaturen, wie auch beispielsweise den Arc de Triomphe in Paris. Im
Falle des Berliner Schlosses bemalt Feff mit ihrem Team die riesigen Plakate
von Hand. Technisch war das Plotten solch großer Bahnen zu dieser Zeit noch
nicht möglich. Anschließend werden die Bahnen von Bauarbeiter/innen auf die
Baugerüste gespannt und befestigt. Die handwerklich-künstlerische Arbeit konkurriert einerseits mit angrenzenden Bauten und stellt andererseits historische
Sichtachsen wieder her, wodurch sie ihre Legitimation bezieht.
Feff gibt sich begeistert von »le monde de trompe-l’œil«47, von der Welt
der großformatigen, architektonischen Augentäuschungen. Da die Schlosssimulation den/die Betrachter/in aber schon aus einiger Entfernung nicht zu täuschen vermag, kann diese Selbstzuschreibung der Künstlerin nicht überzeugen. Anstatt die Absicht der Fassadisierung in einer tatsächlichen Täuschung
zu sehen, sehen wir eher die Motivation, in der Öffentlichkeit eine Begierde
nach vermeintlich verloren gegangener Schönheit und Kunstfertigkeit wecken
zu wollen. Andere Motive des künstlerischen Schaffens Feffs erinnern an die
Architektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts, maurische Baukunst, Bauwerke der Antike, Pointilisten und anderer hochkulturellen Kunstepochen. Um
die gegenwärtigen Vorstellungen einer verheißungs- und prunkvollen Vergangenheit aufrechtzuerhalten, bleibt die Plakatgestaltung abstrakt und symbolisch, wie es auch Erinnerungen und Erbe-Konstruktionen eigen ist. So wird
47 Catherine Feff Studio; http://catherinefeff-studio.com/index.php/a-propos/ [letzter Zugriff:
26.01.2018]
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Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien
auch die eigentliche ästhetische Legitimation des Fassadenplakats nicht durch
den Charakter einer Illusion erzielt, sondern durch die Deklaration der Fassadisierung als Kunstwerk und Verweis auf eine geschönte Vergangenheit und verheißungsvolle Zukunft. Die Auftraggeber und die Künstlerin appellieren an das
kollektive Erinnerungsvermögen und die Verantwortung vor dem historischen
Erbe im urbanen Raum.48 Jedoch steht weniger die Kapazität der Erinnerungen
der Betrachter/in zur Disposition, als vielmehr ein aktives politisches Eingreifen
in den Stadtraum und die Installation eines bestimmten, wenn auch nur schematischen Stadt- und Gesellschaftsbildes. Denn die Akteure/innen argumentieren und agieren höchst ahistorisch, unkritisch, selektiv und prestigeorientiert.
So soll die Schlossrekonstruktion möglichst nah am ›originalen‹ Erscheinungsbild liegen, was auch durch den Vergleich mit zahlreichen historischen Bilddokumenten sicherzustellen versucht wird. Eine kritische Aufarbeitung der Umstände von Errichtung und Zerstörung des Schlosses fällt aus, infolgedessen
sich die Akteure/innen den Vorwurf auf die Tilgung der Geschichte des Kolonialismus und des Dritten Reiches, den Kriegsschäden und ihren Folgen immer
wieder stellen müssen. Daneben blieb auch die Klärung der künftigen Gebäudenutzung aus.49 Allgemein spielt in den bildreichen Publikationen der Schlossbefürworter/innen die innere Programmatik des ehemaligen beziehungsweise
zukünftigen Berliner Schlosses lediglich eine Nebenrolle. 50 Wenn es um die
Aushandlungen und Betrachtungen der Innenräume des Berliner Schlosses
geht, wird hingegen der Stuck, das reiche Ornament und die kostbaren Materialien als Verlust-Diskurs verallgemeinert.
2002 verabschiedet der Bundestag den Abriss des Palasts der Republik
und den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. 51 Die Bevölkerung war jedoch nicht ausreichend in den Prozess involviert, ein Zwischennutzungsprogramm wurde beendet und die Diskussionen um ein Kulturforum endeten mit
den Abrissbirnen.52 Der Kunstgriff mit dem Fassadenplakat ist zum
48 vgl. Catherine Feff Studio; http://catherinefeff-studio.com/index.php/a-propos/ [letzter Zugriff:
29.01.2017]
49 vgl. http://berliner-schloss.de/das-historische-schloss/die-schloss-simulation-1993-1994/ [letzter
Zugriff: 20.01.2018]
50 Die historischen Innenräume werden zum Beispiel dann angeführt, wenn der hohe Kunstgehalt
des Schlosses begründet werden soll, um diesen auch für die zukünftige Gebäudehülle zu garantieren.
51 Ein Jahr lang hatte die Bundesregierung und der Berliner Senat eine Expertenkommission »Historische Mitte Berlin« unter der Leitung von Hannes Swoboda eingesetzt, um 2002 eine Entscheidung zu treffen. In der Beschlussempfehlung und im Bericht des Ausschusses für Kultur und Medien ist zu entnehmen, dass 388 Abgeordnete für die »Wiedererrichtung der barocken Fassaden
der Nord-, West- und Südseite sowie den Schlüterhof« (Drucksache 14/9660 vom 02.07.2002)
stimmten. Hieraus ließe sich »der architektonische Brückenschlag zur Bebauung der unmittelbaren
Umgebung [und] auch eher eine Mobilisierung privaten Kapitals realisieren« (SWOBODA 2002: 172173). 133 Abgeordnete stimmten für Alternative B wonach auch die Fassadengestaltung in einem
auszulobenden Architekturwettbewerb zu klären sei (vgl. SWOBODA 2002: 172-173).
52 Die wohl bekanntesten Stimmen für eine künstlerische Intervention und Umdeutung des Palasts
der Republik kamen vom Regisseur Schlingensief und lokalen Berliner Aktivist/innen (vgl.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/berlin-endgueltig-palast-der-republik-wird-abgerissen-1307772-p2.html [letzter Zugriff: 06.03.2018]). Seit dem Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses gibt es auch künstlerisch-kritische Stimmen, wie die der Künstlerin Marion Pfaus, die die
Kohärenz des Stadtraums im Rückbau sieht und für das Event »Große Jubiläums Schloss-Sprengung 2050« wirbt (vgl. http://www.rueckbau21.de/ [letzter Zugriff: 06.03.2018]).
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Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien
»Wendepunkt in der [öffentlichen] Debatte« ( ESCHER 2011: 118) geworden.
Nachdem das Ob geklärt war, erhitzt seit 15 Jahren das Wie des Aufbaus und
die Funktion und Programmatik die Gemüter. Das Feff’sche Fassadenplakat erhält im Zuge der Imagekampagne im »Informationspavillon« 53 Humboldt-Box
– diese dient als Schaubühne künftiger Ausstellungen, Werbebannerträger und
Spendenbüro zugleich – sogar noch eine zweite Funktion; Teile des zerschnittenen Plakats können hier käuflich erworben werden, um das Simulacrum des
Schlosses mitzufinanzieren. Während sich aus der Baugrube das Schloss langsam erhebt, werden Ausschnitte des Plakates gegen Spendengelder zur ›Berührungsreliquie‹. Signiert ist das Plakat bezeichnenderweise nicht von der
Künstlerin Feff, deren Name aus dem Diskurs schon bald verschwunden ist,
sondern von dem Vorsitzenden des Fördervereins Wilhelm von Boddien (vgl.
Abb. 7). Durch die Einschreibung in die Materialität des Plakats inszeniert sich
von Boddien als Popstar des Stadtschlosses. 54
Abb. 8:
Claudia Jürgens: Stille Auktion. Originalstück Schlossfassade. Gez. Wilhelm von Boddien 2017
Im Gegensatz zum seit 14 Jahren existierenden und sichtbaren Fassadenplakat der Bauakademie ist die Debatte bei dem nur temporär installierten
53 Im Juni 2011 errichtet, soll die Humboldt-Box über Baufortschritt und künftige Nutzung informieren – und Spenden sammeln. Der Inhaber der Humboldt-Box Projekt GmbH & Co. KG, Tobias Assies ist zugleich auch Geschäftsführer der Bavaria Limes GmbH & Co.KG, welche Riesenwerbeplakate an der zu wiederhergestellten Schlossfassade und auf den Fassadenplakaten der Bauakademie anbringt. Darüber hinaus ist er auch Gesellschafter der Global Sunshine Livecommunication
GmbH, welche den Musterraum ›Roter Saal‹ vermietet (vgl. https://aussergewoehnlich-berlin.de/humboldt-box-tobias-assies/ [letzter Zugriff: 08.03.2018]).
54 Im Falle des Humboldt-Forum zielt eine 2011-2012 errichtete Musterfassade nicht mehr auf eine
Werbung für den zukünftigen Bau, sondern dient lediglich der Architekturvermittlung der bald stehenden barockisierten Fassade.
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Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien
Fassadenplakat zum Berliner Schloss diverser und konfliktvoller. Die Diskurse
um das Schloss haben sich seit der Abwesenheit des Fassadenplakats gewandelt. Zwischen Forderungen nach einem gerechteren Umgang mit postkolonialem Erbe der Sammlungsbestände des ethnologischen Museums Dahlem
und den Debatten um die äußere Formgebung sowie die umstrittenen Teilrekonstruktionen des Architekten Franco Stella sind die Fördervereine unter
Druck geraten. Mittels Öffentlichkeitsarbeit in der Humboldt-Box, wie Informationsausstellungen der beteiligten Partner/innen, der kostenlosen Ausgabe von
Broschüren wie dem feuilletonistisch-konservativen Berliner Extrablatt und
Spendenkatalogen, sowie Tagen der offenen Tür und Baustellenbegehungen
und Benefizkonzerten müht sich der Förderverein Berliner Schloss e.V. gegenwärtig sichtlich um Anerkennung.
Die offensive öffentliche Werbung um Spender – eine versprochene
Spendensumme war zwingende Grundlage für die Gegenfinanzierung des
Baus durch den Bund – wird auch in dem vom Förderverein Berliner Schloss
herausgegebenen Berliner Extrablatt deutlich. Jüngst wurde zudem bekannt,
dass nun doch der Bund für das nicht erreichte Spendenziel aufkommen soll. 55
Für die eingegangenen Spenden sollen als Teil des Raumkonzeptes künftig die
Eigennamen der Stifter an die Decke des Tonnengewölbes projiziert werden,
um so eine Identifikation mit dem Bau zu erzielen und auch die Einschreibung
als großzügiger Mäzen in die materielle Textur zu betonen:
Während die anderen Namen verschwinden, wird der ausgewählte Spender nun ganz
allein mit einer großen Projektion geehrt und ihm gedankt […] Sie werden Ihren Namen
auch direkt mit einer Tastatur anwählen können – und Ihre persönliche Ehrung erscheint
in gleicher Weise, zu Ihrer, Ihrer Familie und Freunde Freude! (FÖRDERVEREIN BERLINER
SCHLOSS 2016: 53)
Fassadenplakate und Musterfassaden als ikonische
Stadtstrategien
Stadt wurde immer ikonisch ausgehandelt und debattiert. 56 Bilder von Stadt,
seien es nun historische oder zeitgenössisch-mentale Bilder, bekommen in den
55 Von dem erwarteten Spendenaufkommen für die Barockfassade von insgesamt 105 Millionen
Euro seien laut Medienberichten bisher nur 43,3 Millionen Euro eingegangen. Der Bund und der
Sprecher des Fördervereins Berliner Schloss, Bernhard Wolter, dementieren (vgl. SPIEGEL: 8/2018:
33; vgl. DEUTSCHLANDFUNK 2018).
56 So schrieb Hermann Henselmann 1951: »Die Werke Schinkels sind in das Gedächtnis der Berliner
als unlöslicher Bestandteil ihres Heimatbildes eingegangen« (HENSELMANN 1951: 6). Jonas Geist
schreibt, über die »Vergegenwärtigung in Bildern. Über kaum einen Bau sind wir so genau informiert wie über die in den Jahren 1961/62 abgetragene Bauakademie […]. Denn neben der von
Schinkel selbst besorgten ›Sammlung architektonischer Entwürfe‹, die er in Lieferungen herausgab, existieren von den Malern Fischer, Friedrich Wilhelm Klose und vor allem Eduard Gaertner
Skizzen, Aquarelle und Ölbilder, an Hand derer man das Entstehen des in rotem Backstein gemauerten quadratischen Blocks am Spreekanal in Berlin genau verfolgen kann« (GEIST 1993: 5). Goerd
Peschken konstatiert bei der Podiumsdiskussion Bauakademie 1995, »in den Stadtzentren hätte die
Architektur nur noch mediale Bedeutung. […] Die Stadtzentren in Europa signalisieren Geschichte,
aber die enge Verbindung von Bau und Nutzung ist nicht mehr in allen Stadtzentren zu finden.
Deswegen ist es nicht ganz falsch sich vorzustellen, daß die Bauakademie in erster Linie ein ästhetisches Problem ist, ein mediales Problem« (FÖRDERVEREIN BAUAKADEMIE 1995: 11). Eva Maria
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Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien
Debatten um Stadtwandel zentrale Gewichtung. In den untersuchten Debatten
konnten Argumentationsstrategien insbesondere der konservativen Wortführer genannt werden, in denen Bilderflut, Kanonisierung von Bildern, Bildtraditionen und Bildregime benannt werden, um diese mit historischer Eindeutigkeit zu besetzten. Als Legitimationsstrategie berufen sich die konservativen
Vereine auf das historisch-kollektive Stadtbild ›Berliner Mitte‹ vor 1945. Die hier
vorgestellten Rekonstruktionen der Bauakademie und des Stadtschlosses wurden durch unterschiedliche Akteure/innen jeweils mit der Geschichtlichkeit eines visuellen Wertekanons der Stadt verknüpft – Schinkel’sche Bauschule und
Preußisches Schloss – deren endgültiger Verlust für die Mitte der Stadt als unerträglich angesehen wird. Diese Ästhetisierung der Berliner Mitte symbolisiert
letztendlich auch eine Zeit, mit der man sich schmücken will. Es lässt sich daran
nicht nur eine Hinwendung zur preußischen Kaiserzeit bei gleichzeitiger Unterschlagung des Nationalsozialismus und der Kriegsschäden konstatieren, sondern auch das Bemühen zur Tilgung der Architekturgeschichte der DDR. Daher
kann man hier nach Klaus von Beyme von einer »politischen Ikonologie«
(BEYME 2004: 351) der Architektur sprechen.
Diese Bezüge auf ›kollektive Stadtbilder‹ werden von den Protagonisten
gleichsam als Dispositive in der Stadt erkannt und bewusst als mächtiges und
wirksames Instrument verstanden und in eine neue Materialität überführt. Mittels Architekturrenderings, Baustellenplakaten, Musterfassade und Fassadenplakaten wird eine künftige Rekonstruktion in Berlins Mitte äußerst dicht beworben. Gleichzeitig zeigen wir anhand der Debatten, dass die zweidimensionale Reproduktion der Bilder von Stadt (Fotografien und Bauschilder) als nicht
ausreichend eingeschätzt wird, um die öffentliche Meinung auszurichten. Rekonstruktionsbefürworter nutzen die Möglichkeiten von CAD-Verfahren, um
nicht mehr existierende Gebäude neu entstehen zu lassen (vgl. Abb. 5). So können Fassadenplakate geplottet und virtuelle Rekonstruktionen ›räumlich erfahrbar‹ gemacht werden. Die Steigerung dessen stellt das Fassadenplakat in
der aufgespannten Kubatur dar – diese visuelle, wie dreidimensionale Konstruktion stützt die Legitimationsstrategien materiell-räumlich. Es kann daher
als mediale Mischform – Bild und Installation gleichermaßen – betrachtet werden. Durch das Fassadenplakat und die Musterfassade als Möglichkeits- oder
gar Wahrheitsbehauptung werden der städtische Raum und Sichtbezüge inszeniert sowie Bedeutungen und Meinungen geprägt. Wir bezeichnen die Musterfassade und das Fassadenplakat daher als ikonische Stadtstrategie. Anhand
unserer Befunde möchten wir hier exemplifiziert einen Ansatz zur Typologisierung von historisierenden Fassadenplakaten und Musterfassaden anbieten.
• Das gemalte Fassadenplakat nimmt eine städteräumliche Schließung
vor, da es über weite Distanzen Sichtachsen und Blickregime vorgibt.
Froschauer bezeichnet die Humboldt-Box als »Politiken der Sichtbarmachung« (AMMON 2012: 18),
als Blickregime und Sehapparat zugleich, welche den Blick lenkt. Und Wilhelm von Boddien fragte
anlässlich einer Debatte vom 18.06.1997 »Woran macht sich das Bild von Berlin fest« – für ihn,
insbesondere nach der langen Geschichte der Zerstörung, am Wiederaufbau der historischen
Mitte. »Das Erscheinungsbild einer Stadt definiert sich aus dem Zentrum heraus« ( VON BODDIEN
1998: 74). [Alle Hervorhebungen B.H./C.J.].
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Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien
Diese Formgebung stellt jedoch keine Ansprüche an die innere Funktion und Programmatik des Gebäudes. In Abgrenzung zu ›form follows
function‹ gilt hier ›Die Hülle ist die Message‹. Die ästhetische Legitimation erlangt das Fassadenplakat zudem durch die Deklarierung als
Kunstwerk, was als Wert auf die zu rekonstruierende Fassade übertragen wird und ein ›So-sollte-es-hier-sein‹ formuliert.
• Das geplottete Fassadenplakat nimmt ebenfalls eine städteräumliche
Schließung vor, hat es aber ungleich schwerer, sich ästhetisch zu legitimieren. Das Rendering wirkt aufgrund der kulturell erlernten Sehgewohnheiten ersetzbar und nicht wahrhaftig. Doch wegen der Konkretion diverser Baudetails wirkt es umso mehr wie eine verlässliche Bauankündigung. Weder Eventisierung noch ästhetische Legitimation
noch Authentizität stehen hier im Vordergrund, sondern die Absicht,
die Debatte durch die städteräumliche Besetzung und den Anschein bereits getroffener Entscheidungen vorzugeben. So utopisch und künstlich dieser beliebig digital reproduzierbare Typ bei genauerer Betrachtung ist, behauptet er unumwunden: ›So-kann-es-hier-sein‹.
• Die Musterfassade, welche als habituelle, sinnlich erfahrbare Teilrekonstruktion in den Raum gestellt wird, bietet der Öffentlichkeit einen Anstoß zur Debatte, versucht jedoch gleichzeitig, das Ende derselben
schon vorwegzunehmen. Durch ihre Schau- und Rückseite zeigt sich in
der Musterfassade am deutlichsten die artifizielle Bühnenhaftigkeit im
städtischen Raum. Im Gegensatz zum Fassadenplakat verschleiert und
verschließt sie nicht den Blick auf das Dahinter und das Unliebsame.
Da sie gleichzeitig in ihrer Materialität und historisierend-handwerklichen Praxis (als Reenactment) auf die Inszenierung des Echten, Authentischen abzielt, behauptet sie nicht nur ein ›So-könnte-es-hier-(wieder)sein‹, sondern auch ein künftiges ›So-wird-es-hier-sein‹.
Wir haben durch die Betrachtung der Fassadisierungen in ihrem jeweiligen (diskursiven) Kontext – und in Abgrenzung jeweils zueinander – zu zeigen
versucht, dass es sich bei diesen konkreten Typologisierungen um Werkzeuge
zur Umsetzung politischen Willens handelt.
Architektur und Fassadisierungen werden also von den Akteuren/innen
immer noch gemäß dem Verständnis der klassischen Moderne als Dualismus
von Form und Funktion begriffen, wobei die Frage der inneren Funktion des
Gebäudes der der Fassadisierung hintangestellt wird. Es konnte auch gedeutet
werden, dass in den Debatten zwischen den Gesichtspunkten funktional-räumlich (Raumprogramm) und ästhetisch-formgebend (Fassade) getrennt wird.
Dass die Fassade als solche mit einer eigenen Funktion gehandelt und anerkannt wird, die die Debatten vorstrukturiert und den Raum co-konstituiert, ist
allerdings selten zu lesen. Dabei ist genau dies der Fall: Die Form der Fassadisierung folgt sehr wohl einer Funktion – wenngleich nicht im Sullivan’schen
Sinne –, nämlich der Erzielung eines Effekts, dem Wecken einer Sehnsucht
nach Rekonstruktion, der Erlangung ökonomischen, kulturellen und sozialen
Kapitals. Das Fassadenplakat – wie auch ›Fassadismus‹ im Allgemeinen – im
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Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien
Sinne einer symptomatischen Architekturlektüre, die die Stadt als akteurs- und
alltagsfreien Raum begreift, unterbindet damit die Vielstimmigkeit einer pluralistischen Gesellschaft. Es wird versucht eine Gleichzeitigkeit verschiedener
räumlicher, zeitlicher, sozialer und bildlicher Formatierungen von Stadt zu unterminieren. Die Simulationen (über-)formen die Dispositive des städtischen
Raums, bilden gesellschaftliche, historische und normative Zwänge sowie fatalistisch-deterministische Zukunftsperspektiven. Sie verwehrt die Beteiligung
an der Aushandlung der städtebaulichen Entwicklung und des Selbstbildes der
Stadt. Denn mit der Belegung des Stadtraums verengt oder gar beendet die
gebaute Behauptung oder quasi-materialisierte Wunschbeschreibung gleichzeitig den Streit- und Aushandlungsraum der öffentlichen Beteiligung.
Die vorgestellten Fassadisierungen von zu rekonstruierenden Bauwerken in ihren jeweiligen Kontexten zeigen das Eigene, Gewollte und verdrängen
das Fremde, Nicht-Gewollte bestimmter Akteurskonstellationen. Bereits vor
dem Planungsentscheid werden hochästhetisierte (Re-)Präsentationen genutzt, um auf die gewünschte Materialisierung und Bedeutungsaufladung vorzubereiten. Diese Fassadisierungen repräsentieren also nicht nur das Gewesene und das von einflussreichen Akteuren/innen Gewünschte, sondern sie
scheinen tatsächlich auch über das Potenzial zu verfügen, Wertvorstellungen,
Zugehörigkeiten und Machtkonstellationen in der Öffentlichkeit zu konstituieren, mithin städtische Diskurse auszurichten und etwaige politische Entscheidungen strategisch zu beeinflussen. Das Fassadenplakat und dessen Einbindung in einflussreiche Diskurse ist nicht selbsterklärend und bedarf daher auch
künftig einer genaueren Betrachtung und Analyse. Aufgrund der nachgewiesenen Funktionsbeschreibung von Fassadenplakat und Musterfassade stellen
sich weiterführende Fragen nach der Funktion des Bildes über und im Stadtraum. Neben der Berücksichtigung der beteiligten Akteure/innen und ihrer unterschiedlichen Motive sollten dabei vor allem Aspekte der Zeitlichkeit der Fassadenplakate (Argumente einer temporären Installation (vgl. Abb. 8)) und
Gleichzeitigkeit (Moderne, Historismus, zeitgenössische Architektur) Beachtung finden. Wie, mittels welcher Medien und Handlungen wird Wissen um
und Einfluss über Stadtraum visuell konserviert und im kollektiven Gedächtnis
fortgeschrieben? Auch muss danach gefragt werden, wie Sinn kommunikativ
mit und über das Bild in der Stadt hergestellt wird und welche Wünsche dieser
Sinn birgt.
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Benjamin Häger/Claudia Jürgens: Ikonische Stadtstrategien
Abb. 8:
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06.03.2018]
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IMAGE | Ausgabe 28 | Themenheft Ikonische Grenzverläufe | 07/2018
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