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Literarische Stoffe BEITRÄGE ZUR IRANISTIK Gegründet von Georges Redard, herausgegeben von Nicholas Sims-Williams Band 31 Literarische Stoffe und ihre Gestaltung in mitteliranischer Zeit Herausgegeben von Desmond Durkin-Meisterernst, Christiane Reck und Dieter Weber WIESBADEN 2009 DR. LUDWIG REICHERT VERLAG Literarische Stoffe und ihre Gestaltung in mitteliranischer Zeit Kolloquium anlässlich des 70. Geburtstages von Werner Sundermann Herausgegeben von Desmond Durkin-Meisterernst, Christiane Reck und Dieter Weber WIESBADEN 2009 DR. LUDWIG REICHERT VERLAG Förderung der Tagung und die Drucklegung des Tagungsbandes durch die Fritz Thyssen Stiftung Veranstaltung der Tagung: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © 2009 Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden ISBN: 978-3-89500-671-5 www.reichert-verlag.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem Papier (alterungsbeständig pH7 –, neutral) Printed in Germany VII Inhalt Seiten Peter Zieme Laudatio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 François de Blois On the sources of the Barlaam Romance, or How the Buddha became a Christian saint .............................. 7 Iris Colditz „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form in der alt- und mitteliranischen Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Desmond Durkin-Meisterernst The literary form of the Vessantaraj¡taka in Sogdian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 With an appendix by Elio Provasi: The names of the prince . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 Philippe Gignoux Les relations interlinguistiques de quelques termes de la pharmacopée antique . . . . . 91 Almuth Hintze The Return of the Fravashis in the Avestan Calendar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Manfred Hutter Das so genannte Pandn¡mag £ Zardušt: Eine zoroastrische Auseinandersetzung mit gnostisch-manichäischem Traditionsgut? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Maria Macuch Gelehrte Frauen – ein ungewöhnliches Motiv in der Pahlavi-Literatur . . . . . . . . . 135 Mauro Maggi Annotations on the Book of Zambasta, I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Enrico Morano Sogdian Tales in Manichaean Script . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 Antonio Panaino Ahreman and Narcissus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 Christiane Reck Soghdische manichäische Parabeln in soghdischer Schrift mit zwei Beispielen: Parabeln mit Hasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 Kurt Rudolph Literarische Formen der mandäischen Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 VIII Shaul Shaked Spells and incantations between Iranian and Aramaic . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 Nicholas Sims-Williams The Bactrian fragment in Manichaean script (M 1224) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Prods Oktor Skjærvø Reflexes of Iranian oral traditions in Manichean literature . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 Alois van Tongerloo A Nobleman in Trouble, or the consequences of drunkenness . . . . . . . . . . . . . . . 287 Dieter Weber Ein Pahlavi-Fragment des Alexanderromans aus Ägypten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307 Jens Wilkens Ein manichäischer Alptraum? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319 Yutaka Yoshida The Karabalgasun Inscription and the Khotanese documents . . . . . . . . . . . . . . . . 349 Stefan Zimmer Vom Kaukasus bis Irland — iranisch-keltische Literaturbeziehungen? . . . . . . . . . . 363 TAFELN „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form in der alt- und mitteliranischen Literatur Iris Colditz, Berlin Die iranistische Forschung hat sich in den letzten Jahrzehnten wieder verstärkt der Untersuchung kompositorischer, stilistischer, semantischer und terminologischer Merkmale innerhalb literarischer Genres, ihrer Entwicklung und Tradierung zugewandt.1 Einen wichtigen Untersuchungsgegenstand bildet hier die Inschriftenliteratur. So analysierten Ph. Huyse und P.O. Skjærvø die Achämeniden- und die Sasanideninschriften auf Gemeinsamkeiten, indem sie sich an den diesen Inschriften zugrunde liegenden „formelhaften Ausdrücken“ und deren Kongruenz zur Kompositionsstruktur orientierten.2 Danach sind die thematischen Parallelen beider Inschriftengruppen auf einen Bestand literarischer Redewendungen und Ausdrücke zurückzuführen, die einer gemeinsamen oralen Tradition entspringen. Diese Tradition ist einerseits trotz des Abstandes von mehreren Jahrhunderten nahezu unverändert geblieben, hat aber andererseits auch immer fremde Elemente integriert. Auch das Genre des Briefes enthält Gruß- und Segensformeln, die über eine große Zeitspanne hinweg kontinuierlich beibehalten wurden.3 Für die iranisch-manichäische Literatur legte W. Sundermann, dem der vor-liegende Band als Ergebnis eines Kolloquiums anlässlich seines 70. Geburtstags gewidmet ist, zahlreiche Untersuchungen zu verschiedenen Genres, insbesondere der Prosaliteratur vor, darunter homiletische und hagiographische Texte, Beichtformulare und Briefe. Er verweist darin auf Vorbilder in der aramäisch-syrischen Kirchenliteratur ebenso wie auf die Weiter-bildung literarischer Werke durch Übersetzung in andere Sprachen.4 Daneben gibt es aber auch Hinweise auf eine Fortführung iranischer oraler Traditionen in den iranisch-mani-chäischen Texten.5 Als weitere literarische Genres, die solche traditionellen Merkmale auf-weisen, können die epische Literatur und die religiöse 1 Ein Thema, das sonst auch besonders in der Indogermanistik behandelt worden ist, s. z. B. Schmitt 1967; Schröder 1954. 2 Skjærvø 1985; Huyse 1990; Huyse 2008. S. auch Gignoux 1979, 45–46. 3 Höflichkeitsformulare in Briefen können über aramäische Vermittlung bis in mittelbabylonische Zeit zurückverfolgt werden und Ÿnden ihre Fortsetzung sogar im Neupersischen. Zu Beipielen in pa. Dokumenten s. Boyce 1983, 1154; zu so. Briefen aus einem Zeitraum vom 4.–10. Jh. n. Chr. s. SimsWilliams 1991; Sims-Williams 1996. 4 Zu den Arbeiten Sundermanns auf dem Gebiet der iranisch-manichäischen Literatur s. die Bibliographie. Zu einem aktuellen Überblick über die iranisch-manichäische Literatur s. Sundermann 2008. 5 Colditz 2000, 373–374; Colditz 2005, 24; Skjærvø 2009, 269Ù. Iris Colditz 28 Dichtung genannt werden. Jedoch waren die Grenzen der einzelnen Genres iranischer Literatur nicht starr, sondern es lassen sich auch Zusammenhänge zwischen diesen Genres herstellen. Nicht nur die iranischen Königs-inschriften verweisen mit ihrem narrativen Charakter, ihren zahlreichen Wiederholungs-formen und den verwendeten identischen Strukturen auf eine lange epische Tradition des Iran.6 Solche Bezüge lassen sich auch innerhalb der religiösen Dichtung Ÿnden, wie den avestischen Yašts mit ihren Anspielungen auf die Heroen der nationalen Überlieferung.7 Es hat sich gezeigt, dass solche lange tradierten Elemente der iranischen Literatur oft entweder auf ein gemeinsames indoeuropäisches Erbe eines lexikalischen Bestandes an sprachlichen Formen zurückzuführen sind („indogermanische Dichtersprache“) und somit Parallelen in den indischen, griechischen und germanischen Literaturen haben, oder aber ihre Vorbilder bereits in den Kompositionsstrukturen und Formulare n de r Literaturen Mesopotamiens seit altorientalischer Zeit liegen. Beide Überlieferungsstränge haben sich in der iranischen Literatur auf besondere Weise miteinander verknüpft. 1. Das Problem des „Autors“ Unter „Autor“ versteht die moderne Literaturwissenschaft den Urheber bzw. Verfasser einer literarischen Arbeit. Je nach literarischem Genre ist dies der Schriftsteller oder Dichter eines Werkes. Jedoch kann dieses moderne Konzept des „Autors“ kaum auf die vormodernen Literaturen angewandt werden, die meist tief in einer oralen Tradition verwurzelt sind, in der die tatsächliche Autorschaft nur geringe Bedeutung hatte und die Texte zu Gemeineigentum wurden.8 So haben sich in den Literaturen Vorderasiens Traditionen erhalten, die über viele Jahrhunderte hinweg ausschließlich mündlich gep egt wurden und nahezu unverändert geblieben sind. Es bildeten sich bestimmte literarische Formen und formelhafte Ausdrücke heraus, für die weder geographische noch sprachliche Grenzen eine Barriere darstellten. Besonders innerhalb bestimmter literarischer Genres sind solche lange fortwirkenden Traditionen nachweisbar. Dies triÙt auch auf die Literaturtradierung in iranischen Sprachen zu, denn nur wenige Schriftzeugnisse der iranischen Literaturgeschichte lassen sich auf einen bestimmten Autor oder Verfasser zurückführen. Der größte Teil dieser literarischen Überlieferung bleibt anonym, und in besonderem Maße gilt dies für die epische und religiöse Dichtung und Prosa des vorislamischen Iran, bevor sich mit der Übertragung oder Adaption 6 Nöldeke 1920. 7 Gropp 1967; Hintze 2008. 8 Hintze 2008, 20; Boyce 1968, 22. „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 29 vieler literarischer StoÙe und Motive ins Arabische oder Neupersische in frühislamischer Zeit (8.–10. Jh.) auch ein Bruch mit den traditionellen Formen und Formularen vollzog. Die vorliegende Untersuchung konzentriert sich deshalb auf die vorislamische Literatur des Iran. In der alt- und mitteliranischen Literatur sind nur wenige Werke erhalten geblieben, deren Entstehung mit einer in diesem Werk namentlich genannten Person in Verbindung gebracht werden kann. Wenn ein solcher Name überliefert ist, handelt es sich in den wenigsten Fällen sicher um den Verfasser des Werkes, sondern vielmehr um die Person, die dem Text Authentizität und Glaubwürdigkeit verleihen soll. Dies kann der Autor im eigentlichen Sinne, aber ebenso auch der Kompilator bzw. Redakteur oder auch der Kopist bzw. Schreiber des Textes sein. So Ÿrmieren Inschriften unter dem Namen ihres Auftraggebers, eines Königs oder eines hohen Würdenträgers, nach dessen Diktat der Text niedergeschrieben wurde. Nach einer Bearbeitung durch professionelle Schreiber wurde die Endversion dann vom Auftraggeber autorisiert.9 Für das Avesta kann keinerlei Aussage über einen möglichen Verfasser gemacht werden mit Ausnahme der G¡th¡s, die traditionell dem Zarathustra selbst zugeschrieben werden, dessen Autorschaft aber in den letzten Jahren wieder zunehmend angezweifelt wird.10 Im Vordergrund solcher oralen Textkompositionen stand wohl die Freiheit des Dichters, mit dem überlieferten Formenbestand kreativ umzugehen und die althergebrachten metrischen und kompositorischen Bausteine und Formulare während des Vortrages immer wieder neu zu verknüpfen. In der Pahlaviliteratur erscheinen vor allem die Namen von Priestern und Gelehrten als angebliche Urheber von Werken religiösen Inhalts, während von der säkularen Literatur und ihren Verfassern nur wenig bekannt ist. Zu nennen sind hier beispielsweise die bekannten Persönlichkeiten des 9. Jh., durfarrbay £ Farroxz¡d¡n als Kompilator des Dnkard, Z¡dspram als Autor der Wiz£dag£h¡ £ Z¡dspram, dessen Bruder Manušihr als Verfasser des D¡dest¡n £ dn£g und der N¡mag£h¡ £ Manušihr sowie Mard¡nfarrox £ Ohrmazdd¡d¡n als Autor des Škand-gum¡n£g wiz¡r. Ebenso tritt BurzÚy, der Arzt Husraw I. (6. Jh.), in sasanidischer Zeit als Verfasser eines autobiographischen Textes neben seiner Tätigkeit als Übersetzer und Kompilator indischer Fabeln namentlich hervor.11 Andere Texte, besonders der mp. Weisheitsliteratur (handarz), wurden bestimmten Personen zugeschrieben, wie Figuren der nationalen epischmythischen Überlieferung (Yima, ךnar), sasanidischen Herrschern (Husraw I.) oder hohen 9 (Ap.) ut¡ niyapiþiya ut¡ patiyafrasiya paišiy¡ m¡m „und es (d. i. der Text der Inschrift) wurde eingraviert und vor mir gelesen“ (DB 4.91, s. Kent 1953, 130, 132). 10 Eine Zusammenfassung der Diskussion s. bei Hintze 2008, 20–25. 11 Als Vorwort zu der Fabelsammlung Kal£la wa Dimna (mp. Karr£ag ud Damanag), die in arabischer und syrischer Übersetzung vorliegt, s. Nöldeke 1912. Iris Colditz 30 sasanidischen Würdenträgern (durb¡d £ M¡raspand¡n, 4. Jh.), ohne dass die Autorschaft zu beweisen wäre, oder sie wurden bestenfalls anonymen Gruppen wie den „Früheren“ (pšnag¡n), den „Weisen“ (d¡n¡g¡n) oder den „Glaubensvätern“ (pÚryÚtkš¡n) zugeordnet. Es wird somit deutlich, dass der Bezug eines literarischen Werkes auf eine namentlich genannte Person nicht zwangsläuŸg Rückschlüsse auf die tatsächliche Urheberschaft des Textes zulässt. Dafür spricht auch die Tatsache, dass sich Textparallelen in Werken verschiedener Herkunft, darunter auch nichtiranische Literaturwerke, Ÿnden.12 Der BegriÙ des „Autors“ impliziert in der iranischen Literaturtradition kein Copyright geistigen Eigentums, und außer dem Namen der betreÙenden Person sind nur selten weiterführende Informationen zu dieser überliefert. Da der Autor selbst somit selten zum Gegenstand der Erörterung wird, kann auch von keinem „Autorthema“ im eigentlichen Sinne gesprochen werden, so wie uns im Gegensatz dazu das „Gott-, Herrscher-, Reich-, Werk- und SchutzThema“ als inhaltlich-kompositorische Gliederungsprinzipien der altpersischen Inschriften entgegentreten, die Ch. Hauri als „pentathematisches Schema“13 bezeichnet. Diese liegen als „Motive“ oder „Themen“ neben anderen Erzählmustern ebenso den sasanidischen Königsinschriften zugrunde. Jedes „Thema“ Ÿndet seine sprachliche Ausgestaltung in einer Reihe von „Formeln“. Auch das „Inschriftenthema“14 (Aussagen über die Inschrift selbst, ihre Bestimmung und Datierung) stellt lediglich einen Bezug zum königlichen oder höŸschen Auftraggeber des Textes her (vgl. „Herrscherthema“). Gelegentlich enthält das oft am Schluss von Inschriften behandelte Thema den Namen des Schreibers, der aber eben wahrscheinlich nicht dessen Verfasser war.15 Gleiches gilt für die Nennung von Personennamen in Pahlaviund manichäischen Texten.16 Im folgenden geht es nicht um die Charakterisierung oder 12 So in der ursprünglich in Aramäisch verfassten A¾iqar-Legende mit Versionen in Syrisch, Armenisch, Türkisch und Arabisch, s. de Blois 1984. 13 Hauri 1973, 1. 14 Skjærvø 1985, 599–600. 15 In den ap. Inschriften bezeichnet sich der Herrscher selbst als Verfasser: im¡m dipim … ty¡m adam niyapaišam „diese Inschrift …, die ich eingravierte“ (DB 4.70–71, s. Kent 1953, 129, 132), iyam dip£maiy ty¡m adam akunavam „diese Inschrift, die ich machte“ (DB 4.89, s. ebd. 130, 132). Dagegen Ÿndet sich in den mp. Inschriften der Sasanidenzeit gelegentlich der Name des jeweiligen Schreibers bzw. desjenigen, der die Kosten für die Inschrift aufbrachte: ud kard *Afs¡/Abas¡ £ dib£r … az xwš x¡nag „gemacht von Afs¡/Abas¡(?) dem Schreiber … auf eigene Kosten“ (ŠWŠ 9, s. Back 1978, 381), nibišt BÚxtag dib£r <£> Kird£r £ xwad¡y „geschrieben von BÚxtag, dem Schreiber des Herrn Kird£r“ (KNRb 31, s. Gignoux 1991, 36, 39). 16 Für das Avesta wie für die Pahlavitexte liegen Schreiber- bzw. Kopistennamen erst in Kolophonen der Handschriften aus islamischer Zeit vor. Die in manichäischen Texten am Ende von Textabschnitten stehenden Personennamen sind als Namen von „Patronen“ gedeutet worden, also von Personen, die für die Abschrift des Textes gespendet haben. Es handelt sich hier also nicht um die Verfasser. Zum Problem s. „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 31 Selbstcharakterisierung der Person des Autors, etwa als Vorbild für den Leser oder die nachfolgenden Generationen.17 Vielmehr soll untersucht werden, wie die formelle Selbstdarstellung bzw. die Ich-Perspektive einer Person in den iranischen Texten erfolgt und inwiefern sich hier ältere Traditionen bis in mitteliranische Zeit erhalten haben. 2. Ich-Form und Ich-Prädikation Obwohl also der Autor meist anonym bleibt, Ÿndet die Ich-Form in der alt- und mitteliranischen Literatur an vielen Stellen Verwendung. Sie drückt eine Ich-Perspektive aus, die vom (vermeintlichen) Autor ausgehen kann (Autorensprache), aber auch von anderen im Text handelnden Personen (Figurensprache). Dabei ist die Ich-Form auf kein literarisches Genre beschränkt. In einigen Texten wird sie allerdings bevorzugt eingesetzt. Erkennbar ist die Ich-Form zunächst an der Ÿniten Verbform der 1.Sg. Noch deutlicher tritt sie aber im Gebrauch des Personalpronome ns (PPron.) der 1. Sg. hervor. In bestimmten Schlüsselszenen, in denen die Selbstvorstellung des Sprechers oder einer handelnden Person erfolgt, wird diese Form erweitert: dem PPron., das hier als Subjekt fungiert, werden der Personenname sowie weitere charakterisierende Attribute hinzugefügt. Man kann dabei bezüglich der Bildung und des literarischen Kontextes zwischen verschiedenen Formen unterscheiden: 1. Ich-Prädikation, 2. Ich-Subjektgruppen in Sätzen mit prädikativen Verben. Bei der Ich-Prädikation wendet sich die betreÙende Person in der Ich-Form direkt an den Leser bzw. Zuhörer und stellt sich vor: „ich bin N.N.“. Dieses Formular wird gebildet aus dem PPron. 1.Sg. im Nominativ (ap. adam, av. azçm) bzw. im casus rectus (mp. an, pa. az) + Prädikativ + Ÿnite Verbform von „sein“ (Kopula). Jedoch kann die Kopula auch entfallen, wie es vor allem im Protokollformular oft der Fall ist. Ebenso liegt in einigen Fällen Pronomenellipse vor. Als Prädikativ Ÿnden überwiegend Prädikatsnomen Verwendung: Name, Vatersname, Berufs- oder Verwandtschaftsbezeichnungen, Titel oder ähnliches, wodurch die Person näher bestimmt wird. Diese Form der Ich-Prädikation Ÿndet sich in der Sundermann 1981, 80 Anm. 5, 104 Anm. 4; Sundermann 1992, 73–74; Colditz 1995, 49–52. Nur selten identiŸziert sich eine Person durch Zusatz der Berufsbezeichnung eindeutig als Schreiber: NaxurgrÚšn, der Vollender des Manuskripts des Hymnenbuches Mahrn¡mag (M 1/196,217,225/, s. Müller 1913, 13–14, 16–17, s. auch unten zu Kolophonen), FrdÚn, Kopist eines mp. Hymnentextes (M 315 I/R/22/, s. Colditz 1992, 331 mit Anm. 53). 17 S. dazu u.a. Skjærvø 1985, 600–601. Iris Colditz 32 vorislamischen iranischen Literatur in Werken historisch-epischen Charakters, Inschriften, Briefen, hagiographischen Erzählungen und in der Weisheitsliteratur. Des weiteren tritt sie in Texten in Dialogform auf, wie sie sowohl innerhalb der eben genannten Genres vorkommt als auch in Bitthymnen, in denen der Bittende und die Gottheit in einen Dialog treten. Außerdem sind auch apokalyptische Texte und Texte didaktischen Charakters häuŸg dia-logisch gestaltet. Damit geht die Ich-Prädikation über den BegriÙ des „Autors“ hinaus und lässt vielmehr den Ich-Erzähler auf persönlichste und unmittelbarste Weise zu Wort kommen. Die Ich-Form ist generell typisch für epische Erzählungen, in denen der Erzähler die Ereignisse als autobiographische Erlebnisse wiedergibt, obwohl es sich oft um dichterisch umgestaltete und symbolhaft überhöhte Darstellungen handelt, die im Kern auf historische Ereignisse zurückgehen können.18 Zahlreiche Stücke iranischer Literatur weisen sowohl erzählende Eigenschaften als auch eine zumindest teilweise dialogische Gestaltung auf, in welche die Ich-Prädikation der Hauptperson eingebettet ist. In Dialogen können auch mehrere handelnde Personen die Ich-Form wechselseitig gebrauchen. Somit ist die IchPrädikation genreübergreifend und nicht auf die Person des Verfassers beschränkt. Im folgenden sollen einige Beispiele für die Verwendung und Tradierung der Ich-Form in der alt- und mitteliranischen Literatur gegeben werden. 2.1. Ich-Prädikation in Protokollform Die ausgeprägteste Form der Ich-Prädikation ist das Protokoll. Bekanntermaßen Ÿndet es sich als Selbstproklamation des Königs in den wichtigsten Inschriften der Achämeniden und Sasaniden. Hier gehört sie zum „Herrscherthema“, bei dem sich der Herrscher durch Nennung seines Namens, seiner vollständigen Titulatur, der Namen seines Vaters und Großvaters sowie seines Sippennamens eindeutig identiŸziert. Der König gilt als der eigentliche Autor des Textes, da er dessen Wortlaut oder wesentlichen Inhalt den Schreibern diktierte. Gleichzeitig tragen die Inschriften erzählenden Charakter, denn der Herrscher ist auch der Ich-Erzähler seines sich an das Protokoll anschließenden Tatenberichts. Das Herrscherprotokoll ist ein Formular, dessen Struktur sich über akkadisch-assyrische Vermittlung bis in sumerische Zeit (3. Jt. v. Chr.) zurückführen lässt. Während der genealogische Teil, d.h. die Darlegung der väterlichen Abstammungslinie, darin nahezu unveränderlich beibehalten wurde, waren andere Bestandteile, wie die Titulatur oder Epitheta, im Laufe der Zeit stärkeren Veränderungen unterworfen und konnten exibel an die Erfordernisse des Textes 18 Von Wilpert 1979, 360. „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 33 angepasst werden.19 Bei den Achämeniden enthält bereits die Tonzylinder-Inschrift Kyros II. (nach 539 v. Chr.) ein Protokoll, mit dem fast alle neubabylonischen Herrscherinschriften beginnen und für die wiederum die Inschriften des assyrischen Herrschers Aššurb¡napli (668–627 v. Chr.) Vorbild waren. Es wird eingeleitet durch akkad. a-na-ku N.N. Allerdings beginnt die Kyros-Inschrift mit einer Eloge an Gott Marduk und steht somit in der Tradition neubabylonischer und assyrischer Weihinschriften. Aber auch die Inschrift des Kyros enthält bereits Formen, insbesondere Titel, die in neubabylonischen Inschriften selten oder gar nicht vorkommen. Seit Darius I. hat sich dann ein gegenüber den mesopotamischen Vorbildern etwas abgewandeltes Protokoll durchgesetzt. So Ÿnden wir in der Behist¥n-Inschrift (um 520 v.Chr.) seine Selbstproklamation im neubabylonischen Protokollstil unter Verwendung von Elementen nach urartäischen Vorbildern.20 Die Inschrift beginnt unmittelbar mit der IchPrädikation, die aus PPron. 1.Sg. N. + Prädikativ mit Kopula-Ellipse besteht: ap. adam N.N. „ich (bin) N.N.“. Dadurch nimmt das Prädikativ äußerlich die Form einer Apposition an.21 Mit diesem in der Ich-Form verfassten Protokoll prägte Darius einen Standard, dem alle anderen Achämenidenherrscher im wesentlichen folgten. Die ap. Ich-Prädikation Ÿndet ihre Entsprechung in griech. ™gë N.N. e„mi: bei Arrian, Strabon und Plutarch wird eine angebliche Inschrift am Kyrosgrab überliefert, welche mit ™gë KàrÒj e„mi begann.22 In der Behist¥n-Inschrift ist das Protokoll auch der einzige Abschnitt, der nicht durch das den Text gliedernde Formular þ¡tiy D¡rayavauš xš¡yaþiya „es kündet Darius der König“ eingeleitet wird. KTz 20–2123: (akkad.) a-na-ku m.Ku-ra-áš šàr kiš-šat šarru rabû šarru dan-nu šàr Babili.ki šàr kur.Šu-me-ri u Ak-ka-di-i šàr kib-ra-a-ti ir-bi-it-tìm m¡r m.Ka-am-bu-zi-ia šarri rabî šàr uru.An-ša-an m¡r m¡r m.Ku-ra-áš šarri rabî šàr uru.An-ša-an lip lip m.ši-iš-pi-iš šarri rabî šàr uru.An-ša-an … Ich (bin) Kyros, der König des Alls, der große König, der mächtige König, König von Babylon, König von Sumer und Akkad, König der vier Weltufer, Sohn des Kambyses, des großen Königs, Enkel des Kyros, des großen Königs, Königs von Anšan, Urenkel des Teispes, des großen Königs, Königs von Anšan, … (s. Weissbach 1911, 4–5) 19 Zur Abwandlung übernommener altmesopotamischer Formulare in der vorislamisch-iranischen Herrschertitulatur s. Colditz 2003. 20 Zum Ein uss der assyrischen und der urärtäischen Inschriftenliteratur, vielleicht über medische Vermittlung, auf die Ausprägung der Achämenideninschriften s. Kienast 1979. 21 Tatsächlich behandelt Kent (1953, 83, § 257) das Prädikativ als Apposition. 22 Schmitt 1988, 22–23. 23 Transliteration leicht modiŸziert nach Harmatta 1971, 220. Iris Colditz 34 DB 1.1–3: (ap.) adam D¡rayavauš, xš¡yaþiya vaz(a)raka, xš¡yaþiya xš¡yaþiy¡n¡m, xš¡yaþiya P¡rsaiy, xš¡yaþiya dahy¥n¡m, Višt¡spahy¡ puça, Arš¡mahy¡ nap¡, Hax¡manišiya. Ich (bin) Darius, der Große König, König der Könige, König in Persien, König der Länder, Sohn des Višt¡spa, Enkel des Arš¡ma, Achämenide. (s. Kent 1953, 116, 119) Das Protokoll als Form der königlichen Selbstproklamation wird auch von den Sasanidenherrschern ca. 600 Jahre nach den Achämeniden in ähnlicher Weise fortgeführt, wie am Beispiel der Inschrift Š¡buhr I. an der KaÒbe-ye Zardošt deutlich wird. Die Verwendung der Ich-Form (mp. an bzw. pa. az [ANE], griech. ™gë) ist hier um so erstaunlicher, da Š¡buhr nach dem Protokoll und der Länderliste im Verlauf seines Tatenberichts (ŠKZ 4/3/6) in den pluralis maiestatis (mp./pa. am¡ [mp. LNE, pa. LN]) wechselt.24 Demnach hat die Ich-Prädikation als Eingangsformel ihre alte Form gegenüber der zeitgenössisch üblichen Wir-Prädikation bewahrt.25 Gleichzeitig fällt auf, dass die Kopula mit dem Prädikativ, pa. Êr¡nšahr xwad¡y ahm „ich bin Herr von Êr¡nšahr“ (der mp. Text ist an dieser Stelle versehrt), erst nach dem vollständigen Protokoll steht. Die anderen Prädikative folgen wiederum dem Subjekt wie Appositionen. ŠKZ 1/1/1–2 (§ 1): (mp.) [an m¡z]dsn bay [Š¡buhr, š¡h¡n š¡h Êr¡n ud Anr¡n, k ihr az yazd¡n, pus m¡zdsn bay Ardaš£r, š¡h¡n š¡h Êr¡n, k ihr az yazd¡n, nab bay P¡bag š¡h, Êr¡nšahr xwad¡y hm]. (pa.) az m¡zdzn baÐ Š¡buhr, š¡hn š¡h Êr¡n ud Anr¡n, k ihr až yazd¡n, puhr m¡zdzn baÐ Ardaš£r, š¡hn š¡h Êr¡n, k ihr až yazd¡n, puhrpuhr baÐ P¡bag š¡h, Êr¡nšahr xwad¡y ahm. (griech.) ™gë masdaasnhj qeÕj Sapèrhj, basileÝj basilšwn 'Arianîn • kaˆ 'Anarianîn, ™k gšnouj qeîn, uƒÕj masdaasnou qeoà • 'Artax£rou • basilšwj basilšwn • 'Arianîn • ™k gšnouj qeîn, œggonoj qeoà Pap£kou basilšwj toà 'Arianîn œqnou[j kÚriÒj e„m]i. Ich, die mazd¡verehrende Majestät Š¡buhr, König der Könige von Êr¡n und Nicht-Êr¡n, dessen Geschlecht von den Göttern (ist), Sohn der mazd¡verehrenden Majestät Ardaš£r, des Königs der Könige von Êr¡n, dessen Geschlecht von den Göttern (ist), Enkel der Majestät P¡bag, des Königs, bin Herr von Êr¡nšahr. (s. Huyse 1999, II 22) 24 Huyse 1999, II 1–2. 25 Die gleiche Ich-Prädikation ist wahrscheinlich im einleitenden Protokoll der Paikuli-Inschrift des Narseh (NPi 1/1) verwendet worden, jedoch ist der Anfang der Inschrift zerstört. Die Inschrift wechselt im weiteren Textverlauf mehrfach zwischen Ich-Form und pluralis maiestatis, wobei die Ich-Form außer im Protokoll auch in zitierter wörtlicher Rede vorkommt. S. Humbach/Skjærvø 1983a, 27. „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 35 Selbst Privatinschriften der Sasanidenzeit adaptieren dieses Protokoll, ohne dabei eine reine Imitation zu sein. So orientiert sich der Priester Kird£r nachweislich stark an ŠKZ und nimmt mehrfach direkt Bezug darauf. Er lässt seine Inschrift, die in vier Versionen vorliegt (Naqš-e Rajab, Sar Mašhad, Naqš-e Rostam, KaÒbe-ye Zardošt), mit den Worten mp. an kird£r £ mowbed „Ich Kird£r, der Mowbed“ bzw. mp. an kird£r „Ich Kird£r“ beginnen. Jedoch entsprechen diese Einleitungssätze im weiteren nicht dem oben erläuterten Protokoll, sie ähneln mehr den im folgenden Abschnitt beschriebenen, einfacher strukturierten IchPrädikationen in Monologen. Die Kopula steht hier interessanterweise nicht im Präsens Indikativ, sondern im Konjunktiv (h¡n) bzw. Präteritum (b¥d hm). Nur das Partizip pahrist „gelebt“26 (KNRb 1) geht über diesen Rahmen hinaus, der Unterschied wird aber durch den Parallelismus von Part.Prät. + Kopula im ersten Satz und Prädikativen + Kopula im zweiten Satz verwischt. KKZ 1 = KNRm 1 = [KSM]: (mp.) ud an Kird£r £ mowbed yazd¡n ud Ardaxš£r š¡h¡n š¡h27 ud Š¡buhr s¡h¡n š¡h huparast¡ ud huk¡mag h¡n … Und ich, Kird£r der Mowbed, möge (weiterhin gegenüber) den Göttern und Ardaxš£r, dem König der Könige, und Š¡buhr, dem König der Könige, ein guter Diener und wohlwollend sein. (s. Gignoux 1991, 53, 66) KNRb 1: (mp.) ud an Kird£r andar šahr pad r¡st£h pahrist hm, ud yazd¡n ud xwad¡y¡n huparast¡ ud huk¡mag b¥d hm. Und ich, Kird£r, habe im Reich in RechtschaÙenheit gelebt und bin (gegenüber) den Göttern und Herren ein guter Diener und wohlwollend gewesen. (s. Gignoux 1991, 35–37) Das eigentliche Protokollformular des Kird£r steht erst am Ende von KNRb. Allerdings bietet seine Ich-Prädikation einen wesentlichen Unterschied zu der des Š¡buhr: die zahlreichen Titel, die er im Laufe seiner Karriere erworben hat, stehen nicht direkt in der Einführungsformel, sondern werden in einem Relativsatz als vom König der Könige verliehene Bezeichnungen angeführt. Deshalb besteht das verwendete Formular aus PPron. 1.Sg. + Demonstrativpronomen + Name + Kopula + Relativpartikel £ + Prädikativsatz als Relativsatz. KNRb 27–31: (mp.) an ¡n Kird£r hm £ Š¡buhr š¡h¡n š¡h Kird£r £ mowbed ud hrbed n¡m kard hm, ud Ohrmazd š¡h¡n š¡h ud Wahr¡m š¡h¡n š¡h £ Š¡buhrag¡n Kird£r £ Ohrmazd 26 Zur richtigen Lesung und Übersetzung von p¾lmty als Fehler für p¾lsty pahrist s. Humbach/ Skjærvø 1983b, 87. 27 Der Abschnitt ud Ardaxš£r š¡h¡n š¡h fehlt in KKZ. Iris Colditz 36 mowbed n¡m kard hm, ud Wahr¡m š¡h¡n š¡h £ Wahr¡mag¡n Kird£r £ bÚxt-ruw¡n-Wahr¡m £ Ohrmazd mowbed n¡m kard hm. Ich bin jener Kird£r, der ich von Š¡buhr, dem König der Könige, „Kird£r der Mowbed und Hrbed“ genannt worden bin, und von Ohrmazd, dem König der Könige, und Wahr¡m, dem König der Könige, den Söhnen Š¡buhrs, „Kird£r, der Mowbed Ohrmazds“ genannt worden bin, und von Wahr¡m, dem König der Könige, dem Sohn Wahr¡ms, „Kird£r, der Mowbed des seligen Wahr¡m und des Ohrmazd“ genannt worden bin. (s. Gignoux 1991, 36, 39) Die Ich-Prädikation steht also in der Regel am Anfang von Inschriften (Protokoll), z.T. kann ihr eine Eloge an die Gottheit vorausgehen (Weihinschrift). Wie Ph. Huyse richtig feststellt, ist sie zunächst nichts typisch Iranisches, sondern eine im gesamten Alten Orient geläuŸge Stilform, die in ihrem Kern auf eine Art Signatur zurückgehen kann, wie sie in Grabepigrammen und auf Siegeln üblich ist.28 So Ÿndet sich als Typus griechischer Grabepigramme neben ™nq£d’ ™gë N.N. ke‹mai „Hier liege ich, N.N.“ ebenso das Formular ™gë N.N. e„mi „Ich bin N.N.“, das außerdem auch in der griechischen Dichtung vorkommt.29 Die Zweckbestimmung einer solchen Sphragis ist klar: sie weist im Kern auf die Identität der darin namentlich bezeichneten Person hin, darüber hinaus kann sie als Eigentumszuweisung, Autorisierung und Beglaubigung von Aussagen dienen. Der Gebrauch von Signaturen ist, wie auch der Gebrauch von Siegeln, seit den frühesten Hochkulturen Vorderasiens bekannt, so dass ihr genauer Ursprung im Dunkel bleibt. Beim Protokoll der Inschriften könnte es sich um eine Weiterentwicklung der Signatur handeln. Die in den ap. Inschriften bezeugte Ich-Prädikation führt Hauri auf semitischen Ursprung zurück.30 2.2 Ich-Prädikation in anderen monologartigen Texten Diese Form der Selbstproklamation ist jedoch nicht auf Inschriften beschränkt. Die protokollähnliche Ich-Prädikation Ÿndet auch in anderen Texten mit monologischem Charakter, wie Briefen und schriftlich wiedergegebenen Reden, Verwendung. Zwischen diesen literarischen Genres besteht ein struktureller Zusammenhang. Denn auch eine Inschrift kann als 28 Huyse 1999, II 1. S. auch Herrenschmidt 1976, 42. 29 Peek 1955, 149, Nr. 610–612. Für die Dichtung verweist Schmitt (1988, 22) auf das Beispiel Odyssee i 10 (mit weiterer Literatur). 30 Hauri 1973, 26. Die literarischen Wurzeln dafür liegen in einem sakralen Redetypus, der sich in der semitischen Literaturtradition herausgebildet hat. S. dazu Norden 1923, 207–213; Altheim/ Stiehl 1963, 49, 247. „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 37 ein Monolog, eine an Gottheiten, Untertanen, Feinde oder Nachfolger gerichtete direkte Rede z.B. eines Herrschers oder Würdenträgers verstanden werden, die ursprünglich im Rahmen bestimmter Rituale wie der Krönungszeremonie gehalten wurde. Tatsächlich re ektieren die achämenidischen und sasanidischen Inschriften auch typische Formulierungen und Stilelemente der oral tradierten iranisch-epischen Überlieferung.31 Es ist deshalb anzunehmen, dass die protokollartige Ich-Prädikation auch Formulare des mündlichen Vortrags re ektiert, welche sich — neben ihrer schriftlichen Ausprägung in den Inschriften — in der oralen Tradition erhalten haben. Dies gilt im besonderen Maße auch für die religiöse Literatur Irans. Besonders die zoroastrischen Texte sind vor ihrer schriftlichen Abfassung über einen langen Zeitraum mündlich überliefert worden. Bereits das Avesta enthält Prädikationen von Gottheiten, welche die Ich-Form verwenden, allerdings durch einen Einleitungssatz gekennzeichnet als Zitat einer wörtlichen Rede in dialogischen Texten, worauf noch zurückzukommen ist. Jedoch kann auch hier ein protokollähnliches Beispiel angeführt werden, in dem sich der personiŸzierte Haoma klagend an diejenigen Trinker des aus der Haomap anze gewonnenen Saftes wendet, die ihm nicht die nötige Verehrung entgegenbringen. Dabei handelt es sich im Grunde wieder um einen Monolog des Haoma, wenn auch der Sprecher durch einen Einführungssatz vorgestellt wird und die Selbstprädikation von der Protokollform abweicht. Y. 11.3: (av.) HaomÚ. xv¡Ù¡rçm. zauuaiti. … nauua. ahmi. pçÙÚ.s¡rÚ. azçm. yÚ. HaomÚ. aÙauua. d¥raoÙÚ. Haoma spricht so zu seinem Trinker: „… ich bin doch kein Todsünder, ich, der ašaheilige Haoma, der Todwehrer.“ (s. Wolff 1910, 38) In der Pahlavi-Literatur gibt es Werke, in denen die Ich-Form bevorzugt wird. Dazu gehören einige Handarztexte, das K¡rn¡mag £ Ardaxš£r £ P¡bag¡n als Vertreter der historisch-epischen Literatur, der mantische Text Ard¡ W£r¡z n¡mag und das der säkularen Tradition entstammende, in Versform verfasste Ay¡dg¡r £ Zarr¡n. All diesen Texten ist gemein, dass sie einer langen, ursprünglich oralen Überlieferung entstammen. Allerdings gibt es in den genannten Werken nur wenige Beispiele für Ich-Prädikationen. Diese werden besonders in dialogischen Abschnitten gebraucht. Selbstproklamationen des Ich-Sprechers liegen hier außerdem in Kolophonen vor. Die Ich-Form wird sonst eher für Prädikationen mit allgemeinerer Aussage verwendet, wobei weder Namen noch Titel usw. genannt werden.32 31 Huyse 2008, 72, 79. 32 Beispielsweise im Handarztext Husraw £ Kaw¡d¡n ud rdag: (mp.) u-m Úy £ pid pad aburn¡y£h be widard <ud> Iris Colditz 38 Trotzdem kann exemplarisch ein Beleg aus dem Handarz £ d¡n¡g¡n Ú m¡zdsn¡n für eine Ich-Prädikation angeführt werden. Dieser Text ist wie eine Rede im Verkündigungsstil aufgebaut. Die vermeintliche „Rede der Seele“ wird dabei nicht als direkte Rede gekennzeichnet. Es ist interessant, dass sich dabei gewisse Parallelen zu den Formulierungen in den manichäischen Hymnen zeigen. HandDM 16: (mp.) ud an k ruw¡n hm, st¡yišnÚmand az tÚ tan, mustÚmand ud garzišn£g bawm. … und ich, die ich die Seele bin, preisenswert von dir, Körper, werde beklagenswert und jammervoll sein. (s. Jamasp-Asana 1897, 54; Tarapore 1933, 16; Orian 1992, 265) Ich-Prädikationen bietet auch die iranisch-manichäische Literatur. So richtet sich der Prophet Mani am Beginn seines Lebendigen Evangeliums (erhalten in mp. Fragmenten und im Kölner Mani-Kodex), nach einer einleitenden Doxologie, in der Ich-Form an die Leser bzw. Hörer. Anstelle von Genealogie und Titeln wird mit dem Prädikativ die Prophetenschaft ausgedrückt; die Kopula kann hier ebenso entfallen. Da der Text entsprechend den 22 Buchstaben des manichäischen Alphabets in 22 Abschnitte gegliedert ist, entspricht der Beginn dem Abschnitt Aleph und wird im Mittelpersischen mit an „ich“ eingeleitet. Im aramäischen (nicht erhaltenen) Original entspräche Òan¡ [Ònh]. M 17/V/i/4–8/ = M 644/A/4–5/33 (mp.) an M¡n£, frstag £g YišÚÓ ary¡m¡n, pad k¡m £ pidar, bay w¡bar£g¡n, h¡n k an aziš b¥d [hm]. Ich Mani, Apostel Jesu des Freundes durch den Willen des Vaters, des wahrhaftigen Gottes, jenes aus dem ich geworden bin, … (s. MacKenzie 1994, 184, 190–191) CMC 66.4–7: (griech.) 'Egë Mannica‹oj 'Ih(so)à Cr(isto)à ¢pÒstoloj. di¦ qel»matoj qeoà p(at)r(Õ)j tÁj ¢lhqe…aj. ™x oá kaˆ gšgona. Ich Mani, der Gesandte Jesu Christi durch den Willen Gottes, des Vaters der Wahrheit, aus dem ich geboren bin. (s. Henrichs-Koenen 1975, 66–67) Weitere Beispiele für ähnlich beginnende Mani-Reden überliefert die Acta Archelai. Jedoch wird in diesen Ich-Prädikationen der Name Mani nicht genannt. m¡d k<-š> an pus b¥d hm, b man ny¡ any pus n b¥d. Und mein Vater starb während (meiner) Kindheit, (und) meine Mutter, deren Sohn ich war, hatte keinen anderen Sohn außer mir. (HuR 6, s. Jamasp-Asana 1897, 27; Unvala 1917, 12; Orian 1992, 232). 33 Im Paralleltext M 172 I fehlt dieser Textteil. „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 39 Act.Arch.15.1, 3: Ich bin gewiss, Brüder, ein Schüler Christi, und wahrlich ein Apostel Jesu. … Ich bin wahrhaftig der Paraklet3 4 , der prophezeit worden ist von Jesus, der da gesandt werden wird der Welt die Augen aufzutun über die Sünde und das Gericht und die Gerechtigkeit … (s. Vermes 2001, 59) Des weiteren sind zahlreiche mp. und pa. manichäische Hymnenanfänge überliefert, die auf diesem Formular aufbauen. Hier ist es die leidende und um Erlösung bittende Lebendige Seele, die sich in mannigfaltig variierten Metaphern an die Gläubigen wendet. Interessant daran ist, wie auch hier genealogische Aussagen — die Lebendige Seele als Abkömmling des Vaters der Größe, des Herrschers des Lichtreiches — an das alte Protokoll anzuknüpfen scheinen. Der metrische Charakter bewirkt dabei einen Satzumbau, wodurch die Kopula, mp. hm, pa. (a)hm „ich bin“, nicht mehr am Satzende steht, sondern direkt dem Personalpronomen folgt. Statt eines Personennamens steht hier meist das Theonym oder ein Epithet der Lebendigen Seele. M 442/V/1–5/=M 555/R/1–5/=M 5361/R/2–5/ (mp.)  an hm gy¡n £g z£ndag, ud ¡z¡d pus £g padixšar¡wand, h¡m-tÚhm £-t¡n az padišt z£ndag u-t¡n xwš gy¡n ud z£hr. Denn ich bin die Lebendige Seele und der edle Sohn des Ehrenwerten, euer Verwandter aus dem lebendigen Ort und eure Seele und (euer) Leben. (s. Sundermann 1985, 633–534; Colditz 2000, 89) L/2.S./2–5/ („M. liturg.“): (mp.) an hm uzdeh £ naxwistn, frazend £ bay Zurw¡n, pus £ šahry¡r¡n. Ich bin der erste Verbannte, der Spross des Gottes Zurw¡n, der Sohn der Herrscher. (s. Müller 1904, 29; Salemann 1908, 31) M 7 I/V/ii/9/ (pa.) az, az hm SrÚš¡w an¡z¡r n¡z¥g z¡dag 35 Ich, ich bin der zarte leidlose Sohn des SrÚš¡w. (s. Andreas/Henning 1934, 872, g97–99) L/1.S./1/ (pa.) az hm mardÚhm rÚšn, gr£w ž£ndag b¡mn Ich bin der lichte Mann, die glänzende Lebendige Seele (s. Müller 1904, 108; Salemann 1908, 32) 34 Die Stelle zitiert Joh.16.8. Die Bezeichnung Manis als Paraklet Ÿndet sich auch in den koptischen Manichaica (Keph. I,9.11–19, 16.29–30, s. Allberry 1938, 9, 16; Ps. 3.21, Polotsky/Böhlig 1940, 3). Zur Parakletendiskussion s. Vermes 2001, 59 Anm. 82; Sundermann 1988; Feldmann 1987. 35 Ms. M 7 I/V/ii/9/ … srwšÒw /10/ ÒnÒzÒr kw Òz Òz /11/ hym nÒzwg zÒdg Die Zeilen sind vom Abschreiber vertauscht worden, s. Andreas/Henning 1934, 872 Anm. zu g(97–99). Iris Colditz 40 Es wird deutlich, dass diese Form der Ich-Prädikation eine häuŸge Verwendung in manichäischen Texten Ÿndet. Mani stand in der Tradition der christlichen Epistologie, inbesondere des Paulus und des Thomas, aber auch der anderen Apostel. Allerdings unterscheiden sich diese neutestamentlichen Zeugnisse darin, dass sie nicht die Ich-Form verwenden, sondern anstelle mit dem PPron. 1.Sg. mit dem Namen des jeweiligen Apostels eingeleitet werden. Deutlichere Parallelen sind in der Theophanie-Formel „ich bin“ des OÙenbarers, d.h. Gottes und auch Jesu, zu erkennen, wie sie im Johannesevangelium sowie in der OÙenbarung des Johannes zum Ausdruck kommt. Beide stehen in einer engen Beziehung zueinander: wer Jesus erkennt, erkennt Gott, seinen Vater.36 OÙb. 1.9 bildet dabei, nach einer Einleitung, den Anfang der eigentlichen OÙenbarung des Johannes, also des mündlichen Vortrages, und ist insofern mit einem Monolog gleichzusetzen. OÙb. 1.9: Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse …, ich war auf der Insel… OÙb. 1.17f.: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. OÙb. 1.18 (= 22.13): „Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende“, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. Joh. 6.35: Jesus sprach zu ihnen: „Ich bin das Brot des Lebens …“ Da Mani seine kanonischen Schriften ursprünglich in Aramäisch verfasste, dürfen wir auch für seine Reden, die man durchaus als OÙenbarungen seiner Universalreligion verstehen kann, aramäische Originale voraussetzen, so wie für die Evangelien und Apokryphen (wenn auch über griechische Vermittlung). Die Manichäer kannten und benutzten diese Schriften wie die anderen Gnostiker. Besonders die Texte der johanneischen Schule waren in gnostischen Kreisen beliebt. Inwiefern in ihnen selbst gnostische Ein üsse oder gerade eine antignostische Polemik nachweisbar ist, bleibt umstritten, jedoch zeigen insbesondere die „IchAussagen“ Jesu Bezüge zu mandäischen Texten und zur jüdischen Weisheitsliteratur.37 Weitere Selbstprädikationen sind in den koptischen Nag Hammadi-Schriften belegt.38 Die Ich-Prädikation in den iranischen Manichaica steht hier also ebenso in semitischer Literaturtradition wie die Inschriftenformulare. 36 Ratschow 1959, 659; Werbeck 1959, 842f. 37 Cemig/Werlitz 2004, 27–29. 38 So z.B. NHC VI.2 (Bronte) „Denn ich bin die Erste und die Letzte …“, s. Robinson 1990, 297. Der Text ist durchgängig in der Ich-Form geschrieben, die Ich-Prädikationen verwenden oft Antithesen oder Paradoxien. Die Editoren schließen aus dem formellen Parallelismus des Textes auf eine ursprünglich hymnische Vorlage (Robinson 1990, 295). „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 41 2.3. Ich-Prädikation in Dialogen Ich-Prädikationen sind oft in Dialoge eingebettet. Sie treten vor allem in der epischen und historischen Literatur als Zitate wörtlicher Rede der handelnden Personen (auch wechselseitig) auf und sind damit Element der Figurensprache. Die direkte Rede der jeweils sprechenden Person wird dann eingeleitet mit „er/sie sagte“ oder „ich sagte“. Selbst in Inschriften lassen sich Anklänge an einen solchen Gebrauch Ÿnden. Zwar haben Inschriften monologischen Charakter, doch zitiert bereits Darius in DB die Selbstprädikationen der aufständischen „Lügenkönige“ der Provinzen, die als verkürzte Varianten eines solchen Protokolls mit Nennung von Genealogie oder Titel erscheinen. Durch Einleitungssätze werden sie als direkte Rede anderer Personen als der Verfasser gekennzeichnet. Es Ÿndet keine direkte Wechselrede zwischen den handelnden Personen des Textes statt, aber die lügne-rischen Ich-Prädikationen der Gegner bieten den Anlass für das Eingreifen des Darius, wo-durch eine Interaktion zwischen der im Text beschriebener Handlung und der literarischen Form entsteht. Somit besteht eine enge Beziehung zwischen DB und dialogischen Texten. DB 1.38–40: (ap.) hauv k¡rahy¡ avaþ¡ adurujiya: adam Bardiya amiy, hya K¥rauš puça, Kab¥jiyahy¡ br¡t¡. Er (d.i. Gaum¡ta) log so zum Volk: „Ich bin Smerdis, des Kyrus Sohn, Bruder des Kambyses.“ (s. Kent 1953, 117, 120) DB 1.78–79: (ap.) k¡ram avaþ¡ adurujiya: adam Nabukudracara amiy, hya Nabunaitahy¡ puça. Er (d.i. Nidintu-Bel) belog so das Volk: „Ich bin Nabukadrezzar, des Nabonid Sohn.“ (s. Kent 1953, 118, 120) Die Pahlavi-Literatur bietet zahlreiche Beispiele für wechselseitige Ich-Prädikationen verschiedener Personen in Dialogen. Allerdings wird dabei nicht immer auch der Name der betreÙenden Person genannt, häuŸger bilden andere Merkmale, wie Verwandtschaftsbezeichnungen, das Prädikativ. Belege lassen sich in der historisch-erzählenden Literatur wie dem K¡rn¡mag £ Ardaxš£r £ Pabag¡n Ÿnden, wo — dem verwickelten Handlungsablauf entsprechend — auch erst einmal falsche Angaben gemacht werden, ehe man seine wirkliche Identität enthüllt. Auch in den Pahlavi-Riw¡yats sind solche Prädikationen enthalten. Zwar handelt es sich dabei um eine religiöse Anthologie, die hier zitierte Stelle entstammt jedoch einem Abschnitt, der auf die lang tradierte Kayanidenüberlieferung Bezug nimmt. Iris Colditz 42 KAP 12.6,15: (mp.) Ú awš¡n guft k¥: an az aswar¡n £ Ardaxš£r hm … u-š r¡z £ xwš Ú Burzag ud Burz-¡dur d¡d ud guft k¥: an *xwad 39 Ardaxš£r hm. Er sprach zu ihnen: „Ich gehöre zu den Reitern des Ardaxš£r…“ … Er gab sein Geheimnis Burzag und Burz¡dur (preis) und sprach: „Ich selbst bin Ardaxš£r.“ (s. Sanjana 1896, 34 u. 36 [Text], 30 u. 33 [Übersetzung], als 7.2, 9) KAP 17.17, 21: (mp.) kan£zag guft k¥: an duxt £ n warz£gar hm £ pad n deh m¡nd … kan£zag guft k¥: an duxt £ Mihrag £ AnÚšagz¡d¡n hm … Das Mädchen sprach: „Ich bin die Tochter jenes Bauern, der in diesem Dorf lebt.“ … Das Mädchen sprach: „Ich bin die Tochter von Mihrag, dem Sohn von AnÚšagz¡d …“ (s. Sanjana 1896, 63 [Text], 52 [Übersetzung], als 12.17, 21) PhlRiw 49.3: (mp.) pas KayhusrÚy be Ú mnÚg £ Kang guft k¥ xw¡h £ man h ud an br¡d £ tÚ hom … Darauf sprach KayhusrÚy zum Geist von Kang: „Du bist meine Schwester, und ich bin dein Bruder …“ (s. Williams 1990, I 190–191, II 88) Dialogcharakter können aber auch Werke der religiösen Literatur Irans haben. Das Avesta enthält lange Textabschnitte, die als (himmlische) Dialoge zwischen zwei Gottheiten, zwischen einer Gottheit und Zarathustra oder zwischen Zarathustra und einer weiteren Person aufzufassen sind. Dabei stellt sich die Gottheit in der Ich-Prädikation mit ihrem Namen und den Segnungen ihres Wirkens vor. Die direkte Rede wird wiederum mit einem Einleitungssatz gekennzeichnet, aus dem hervorgeht, wer der Sprecher ist. Yt. 10.53–54: (av.) yÚ. b¡Ña. ust¡nazastÚ. gçrçz¡ite. Ahur¡i. Mazd¡i. uiti. aojanÚ: azçm. v£span¼m. d¡man¼m. nip¡ta. ahmi. huuapÚ. azçm. v£span¼m. d¡man¼m. nišharçta. ahmi. huuapÚ. … der (d.i. Mithra) mit erhobenen Händen dem Ahura Mazd¡ also sprechend vorklagt: „Ich bin der Beschützer aller Geschöpfe, o Wohlwirkender. Ich bin der Wächter aller Geschöpfe, o Wohlwirkender!“ (s. WolÙ 1910, 206–207) Auch in der mp. religiösen Literatur wird diese Ich-Prädikation fortgesetzt. Jedoch erfolgt eine formelle Abweichung in mp. und pa. Texten bei Dialogen, in denen der Ich-Erzähler seine eigenen Worte zitiert, die durch „ich sprach“ eingeleitet werden. In diesem Fall wird die Ich-Form unter Auslassung des Pronomens durch die Kopula ausgedrückt.40 OÙensichtlich 39 Ms. NPŠE. 40 Daneben gibt es Fälle, in denen Ellipse des pronominalen Subjekts auch ohne einen Einleitungssatz „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 43 wollte man eine unmittelbare Wiederholung des PPron. 1.Sg. man … an/az in einem Satz vermeiden, auch wenn dieses einmal im casus obliquus und einmal im casus rectus stehen würde und somit nicht identisch wäre. Beispiele aus dem Ard¡ Wir¡z n¡mag, den PahlaviRiw¡yats und aus zwei pa.-manichäischen Texten sollen das veranschaulichen (einen weiteren Beleg in M 2 I/R/ii/21–25/ s. u.). Oft handelt es sich um Dialoge, an denen Götter, andere himmlische Wesen (Seele) oder Propheten (Zarathustra, Mani) beteiligt sind. M 5815 ist ein (Ÿktiver?) Brief Manis. AWN 4.1–3: (mp.) u-š dÚn fram¥d nibištan k¥ pad ¡n £ fradom šab man Ú pad£rag be mad SrÚš ahlaw ud ¡dur-yazad, u-š Ú man nam¡z burd hnd <ud> guft k¥ drust ¡mad h tÚ ard¡ Wir¡z, ka-t ahan¥z ¡mad zam¡n n b¥d. man guft payg¡mbar ham. Und er befahl aufzuschreiben: In jener ersten Nacht begegneten mir der Gerechte SrÚš und Gott d¥r, und sie brachten mir Verehrung dar und sprachen: „Sei willkommen, Gerechter Wir¡z, wenn auch deine Zeit noch nicht gekommen war.“ Ich sprach: „Ich bin ein Bote.“ (s. Haug/West 1872, 16, 154) AWN 101.5–7: (mp.) ud ¡s¡n b¥d, guft k¥ drust ¡war tÚ ahlaw ard¡y Wir¡z, m¡zdsn¡n payg¡mbar, šaw Ú axw £ astÚmand, iyÚn-it d£d <ud> d¡nist r¡st/£h¡ Ú gt£g¡n, gÚw  an ab¡g ham, k Ohrmazd ham. Und er war freundlich und sprach: „Ein vollkommener Diener bist du, frommer Gerechter Wir¡z, Bote der Mazdaverehrer. Geh in die stoÙliche Welt; so wie du es gesehen und verstanden hast, berichte wahrheitsgemäß den Weltlichen, denn ich bin mit (ihnen), ich, der ich Ohrmazd bin.“ (s. Haug/West 1872, 134–135, 203) PhlRiw 10c1: (mp.) n-iz az dn payd¡g k¥ Ohrmazd be Ú Zarduxšt guft k¥ k r¡d£h šn¡sag£h<¡> ud wiz£d¡r£h¡ kund, man h¡wand, k Ohrmazd *hom 41. ud k a-d¡n£h¡ ud ašn¡sag£h¡ ud awiz£d¡r£h<¡> kund, <h¡wand £> Ahreman. Dies (ist) auch aus der Religion ersichtlich, dass Ohrmazd zu Zarduxšt sprach: „Wer bewusst und scharfsinnig Großzügigkeit gewährt, (ist) mir gleich, der ich Ohrmazd bin. vorliegt: (pa.) abž£rw¡nag išnÚhrag hm,  až B¡bl zam£g wisprext hm. wisprext hm až zam£g B¡bl ud pad r¡št£ft bar awešt¡d hm. sar¡wag hm abž£rw¡nag,  až B¡bl zam£g franaft hm. franaft hm až zam£g B¡bl, k¥ xrÚs¡n xrÚs pad zamb¥d£g. „Ein dankbarer Schüler bin ich, aus dem Land Babylon entsprossen. Entsprossen bin ich aus dem Land Babylon, und am Tor der Wahrheit habe ich gestanden. Ein junger Schüler bin ich, der ich aus dem Land Babylon fortgegangen bin. Fortgegangen bin ich aus dem Land Babylon, damit ich einen Ruf rufe in die Welt.“ (M4a I/V/4–13/, s. Müller 1904, 51; Salemann 1908, 4, als 4a). 41 Ms. ÒwÒwm. S. Williams 1990, I, 241 Anm. 10.7. Iris Colditz 44 Und wer (es) unwissend, unbewusst und wahllos tut, (ist) Ahreman (gleich).“ (s. Williams 1990, I 66–67, II 20) M48+M1306+M566 I/R/17–19/ (pa.) man w¡xt k¥: bizešk hm až B¡bl zam£g … Ich (d.i. Mani) sprach: „Ich bin ein Arzt aus dem Lande Babylon …“ (s. Sundermann 1981, 23) M5815 I/V/22–25/ (pa.) ud hÚ n¡g k dar-n¡m ah¡z, az hm, m¡r M¡n£. ud hÚ k abdarn¡m, tÚ , m¡r AmmÚ. Und jener Sündlose, der Êdar hieß, bin ich, M¡r M¡n£. Und jener, der Abdar hieß, bist du, M¡r AmmÚ. (s. Schaeder 1936, 96 Anm. 1)42 2.4. Ich-Prädikation als Antwort auf das Grußformular „Wer bist du? Zu wem gehörst du?“ Innerhalb dialogisch gestalteter Texte kann der Ich-Prädikation auch eine Frage nach Identität und Herkunft einer handelnden Person vorausgehen. Diese Fragestellung „Wer bist du? Zu wem gehörst du?“ ist als ein altes Grußformular aus dem gemeinsamen indoeuropäischen Bestand poetischer Formulare erklärt worden, das in zahlreichen zu diesem Kulturkreis gehörenden Literaturen belegt ist.43 R. Schmitt sieht darin ursprünglich die „Frage nach dem Namen des Gegners, auf den man im Kampf triÙt“, mit der „wahrscheinlich schon in der gemeinindogermanischen Epik Zweikampfschilderungen eingeleitet“ wurden, und die er auf idg. *k³ís ±1éssi? *k³ós²o ±1éssi? „Wer bist du? Wessen bist du?“ zurückführt.44 Doch wird generell einfach dem „Fremden“, dem „Neuankömmling“, diese Frage gestellt worden sein. Die Antwort darauf ist meist die Angabe von Namen und Vatersnamen, der sich anschließende Tatenbericht bildet nach F.R. Schröder den Typus des „Aufreihliedes“ als „Rest indogermanischer Heldendichtung“.45 Beispiele für eine solche Frage-Antwort-Konstruktion liefern bereits die G¡th¡s (Y. 43.7) mit av. iš. ah£. kahii¡. ah£., wenn auch die Antwort Zarathustras hier nicht dem Formular der Selbstprädikation entspricht, indem er nur seinen Namen nennt und darüber hinaus eine persönliche religiöse 43 Entgegen Andreas/Henning 1934, 856, b72–75, der in dar-n¡m und abdar-n¡m Absender bzw.Adressaten sah. Hintze 2008, 13–14; Floyd 1992. 44 Schmitt 1967, 136–138. 45 Schröder 1954; s. auch Schmitt 1967, 141 § 264. Als „Aufreihlied“ wird die aneinandergereihte Aufzählung der Taten des Gottes (oder Helden) in knapper, andeutender Art bezeichnet. Diese Form Ÿndet sich besonders in hymnischen Dichtungen, die einzelnen Glieder sind oft mit Anapher eingeleitet. 42 „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 45 Stellungnahme abgibt.46 An anderen Stellen des Avesta Ÿnden sich jedoch die IchPrädikation als Antwort auf diese Frage. So wird der HÚm-Yašt (Y. 9) damit eröÙnet. Y. 9.1–2: (av.) ¡.dim. pçrçsa½. ZaraþuštrÚ: kÚ. narç. ah£. …? ¡a½. m. am. paitiiaoxta. …: azçm. ahmi. Zaraþuštra. HaomÚ. aÙauua. d¥raoÙÚ. An ihn richtete Zarathustra die Frage: „Wer bist du, Mann?“ … Da antwortete mir dieser, der ašaheilige Haoma, der Todwehrer: „Ich, o Zarathustra, ich bin der ašaheilige Haoma, der Todwehrer.“ (s. WolÙ 1910, 30) Sowohl das Grußformular selbst als auch die Antwort darauf zeigen gegenüber dem relativ starren Herrscherformular eine größere Variationsbreite. So wird entweder nur eine der beiden Fragen des alten Formulars gestellt (nach Identität oder nach Herkunft) oder es wird direkt nach dem Namen des Anderen gefragt. Hierfür gibt es Beispiele aus allen Bereichen iranischer Literatur, die erzählenden Charakter haben bzw. Dialoge enthalten. Aus der Pahlavi-Literatur können Belege aus dem K¡rn¡mag £ Ardaxš£r £ P¡bag¡n, dem MnÚg £ xrad und den Pahlavi-Riw¡yats angeführt werden. KAP 18.12–13: (mp.) Ardaxš£r kas fr¡z kard ud rdag Ú pš xw¡st, guft k¥ tÚ pus £ k hh? Ohrmazd guft k¥ an pus £ Š¡buhr hm. Ardaxš£r schickte jemanden und rief den Knaben vor sich. Er sprach: „Wessen Sohn bist du?“ Ohrmazd sprach: „Ich bin der Sohn des Š¡buhr.“ (s. Sanjana 1896, 66 [Text], 54 [Übersetzung], als 13.10–11) MX 2.168–171: (mp.) ud gÚwd ¡n £ druwand¡n ruw¡n Ú ¡n duškan£g k¥ tÚ k h, k-m hagriz pad gt£g duškan£g £ az tÚ dušihrtar ud zišttar n d£d? u-š pad p¡sox awiš gÚwd k¥ an n kan£g, b kunišn £ tÚ ham, zišt £ dušmenišn £ dušgÚwišn £ duškunišn £ du•dn … Und die Seele jener Sünder spricht zu jener Hexe: „Wer bist du, wie ich niemals in der Welt eine missgestaltetere und hässlichere Hexe als dich sah?“ Und sie (d.i. die Hexe) antwortet ihr (= der Seele): „Ich bin kein Mädchen, sondern ich bin deine Taten, das Hässliche der schlechten Gedanken, schlechten Reden und schlechten Taten der Schlechten Religion …“ (s. Sanjana 1895, 14; West 1871, 12, 136) PhlRiw 23.8–9: (mp.) u-š pursd k¥ kan£zag k xwš h? kan£zag gÚwd k¥ •uw¡n £ hum<e>nišn hu-gÚwišn hu-kunišn, an kunišn £ tÚ hom, tÚ xwš hom. 46 Hintze 2008, 14: „The composer of this passage thus employs a traditional formula but reinterprets it by placing it into a new context and Ÿlling it with ideas of a new concept“. Iris Colditz 46 Und sie (d.i. die Seele) fragt: „Mädchen, zu wem gehörst du?“ Das Mädchen spricht: „Junger Mann der guten Gedanken, guten Rede und guter Tat47, ich bin dein Handeln, ich gehöre zu dir.“ (s. Williams 1990, I 118–119, II 48) Vergleichbares Ÿndet sich ebenfalls in der manichäischen Literatur. Hier sind Fragen nach dem Wer, Woher und Wohin eingebettet in dialogische Passagen hagiographischer Texte, aber auch in Parabeln. M2 I/R/ii/21–25/ (mp.) u-š purs£d Ú man, AmmÚ:  k¡rag h? az k¥ ¡mad h? man guft: dnwar hm, haš¡gerd £ M¡n£ frstag. Und er fragte mich, AmmÚ: „Was willst du? Woher bist du gekommen?“ Ich sprach: „Ein Gläubiger bin ich48, ein Schüler Manis, des Gesandten.“ (s. Andreas/Henning 1933, 303) M2 I/V/i/24–27/ (mp.) pas man purs£d:  n¡m h? guft k¥ BaÐard n¡m hom, wimandb¡n £ Xwar¡s¡n. Darauf fragte ich: „Wie heißt du?“ Er sprach: „Ich heiße BaÐard, der Grenzwächter von Chorasan.“ (s. Andreas/Henning 1933, 305) M760/R/11–15/ (so.) ÒrÞyšy¾ [Òpr](s)Ò kÞ kw mÒÞyš [5–6]Òrkyy ÒÒÐÞyš Òty [5–6](y)yskwn ÒrÞy cw [8–9](Ñ..)[6–7](¾). Und (sie) [fragt]e ihn: „Woher [kommst] du? [Aus welchem Grund] bist du gekommen und [ ] und was [ ]?“ (s. Morano 2009, 187f.) Besonderes Gewicht erhält dieses Grußformular in gnostisch-manichäischer Auslegung. Nicht nur Identität und Herkunft des „Fremden“ wird erfragt, sondern auch Sinn und Zweck-bestimmung seiner Anwesenheit bzw. seiner Reise. Der „Fremde“ oder „Reisende“ dient hier als Metapher für die in der materiellen Welt gefangene, umherirrende und leidende Lebendige Seele, deren Erkenntnis über ihren göttlichen Ursprung im Lichtreich und ihre Bestimmung, nämlich ihre Befreiung aus der Materie und Rückkehr zum Neuen Paradies, die Gnosis ist. Wir haben es hier wiederum mit einer Umdeutung der altüberlieferten Grußformel im religiösen Kontext zu tun, wie es schon in den G¡th¡s (Y. 43.7) der Fall ist.49 Ein repräsentatives Beispiel Ÿndet sich im pa. Sermon von der Seele. Statt zwei folgen dabei mehrere Fragen aufeinander. Auch solche „Frageketten“ bzw. 47 Die Ich-Prädikation der Dn als Ebenbild des Sünders erfolgt in PhlRiw 23.24–25 (s. Williams 1990, I 48 120–121, II 49). Wiederum mit Auslassung von an „ich“ in der Antwort des Ich-Erzählers. 49 Sundermann 1997b, 103 Anm. 12.6. „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 47 „Fragefolgen“ kommen bereits in Y. 44 vor.50 Zwar handelt es sich beim Sermon wohl nicht um ein Werk Manis, doch hat ein ähnlicher gnostischer Fragenkatalog oÙenbar zu einem kanonischen Werk Manis gehört, woraus ein so. Text angeblich zitiert.51 M259a/R/6–13/=M4526+M7265/R/5–11/=M6680+M6681+M6682/R/5–11/ (pa.) ud mardÚhm, k im wiÑ¡m¡sag ud wuzurg £r n z¡n¡h, m¡nh¡g Ú an¡padm¡s mard, k pad r¡h šawd, u-š kž pursndh k¥ až k¥ ¡Ðad , ud Ú k¥ šawh,  wx¡zh, pad kad¡m £r ¡Ðad , k¥ fraš¥d  ud  n¡m . Und ein Mensch, der diese wundervolle und große Sache nicht kennt, der gleicht einem unverständigen Mann, der des Weges geht und den jemand fragt: „Woher bist du gekommen, und wo gehst du hin, was willst du, zu welchem Zweck bist du gekommen, wohin bist du gesandt, und was ist dein Name?“ (s. Sundermann 1997, 19, 75–76, §12) So14410+So14411 II/R/15–18/ (so.) rty Ïy Òz-w wcÒrt ÐrÏÒm o pÒrZ-Y my ptÐwšÒm MN mrymÒny ÏÐÒy npyky o wÒnw tÐw ZY ky Òyš o rty cknÒc Òpz-Òty-š o cw xÒ Òrk prm ÑÒm. Und ich kenne dich genau, denn dies vernehme ich aus einem Buch des Herrn Mani, nämlich: „Wer bist du? Und von wo stammst du? Was ist (dein) Werk auf der Welt?“ (s. Sundermann 1997b, 92–93, §155) Schließlich ist in diesem Kontext noch der zoroastrische Text Ç£dag handarz £ pÚryÚtkš¡n (auch Pandn¡mag £ Zardušt) zu nennen, der einen vergleichbaren Fragenkatalog enthält. Darin wird zunächst das Muster der manichäischen Fragestellung aufgegriÙen52 und rhetorisch gestellt, um dann zunehmend zoroastrische Elemente einzu echten (mnÚg : gt£g, Ohrmazd : Ahreman, yazd¡n : dw¡n, usw.) und die Fragen im Sinne der zoroastrischen Doktrin zu beantworten. Der Text stellt somit eine deutliche Polemik gegen gnostischmanichäische Anschauungen dar und ist wahrscheinlich erst in frühislamischer Zeit verfasst worden.53 ÇHandPk 1: (mp.) har mardom ka Ú d¡d £ XV s¡l rasd, g n and iš b d¡nistan ab¡yd k¥ k hom ud k xwš hom ud az k¥ mad hom ud ab¡z Ú k¥ šawom ud az kad¡m paywand ud tÚhm hom. Wenn jemand das Alter von fünfzehn Jahren erreicht, soll er diese Dinge wissen: Wer bin ich? Wem gehöre ich an? Woher bin ich gekommen? Wohin werde ich wieder gehen? 50 Skjærvø 1997, 336–340 51 Sundermann 1997b, 10. 52 Sundermann 1991, 20–21. 53 Shaki 1991, 559–560. Zu einer früheren Datierung im 4. Jh. oder in spätsasanidischer Zeit s. Hutter 2009. Iris Colditz 48 Aus welcher Sippe und welchem Geschlecht bin ich? (s. Jamasp-Asana 1897, 41; Kanga 1960, 1, 13, 20; Naww¡b£ 1968, 42 [516]; Orian 1992, 251) 3. Ich-Subjektgruppen in Sätzen mit prädikativen Verben in Dialogen Eine weitere Form der Selbstproklamation des Ich-Sprechers Ÿndet sich in Sätzen, in denen das PPron.1.Sg. das Subjekt bildet und in Koordination mit ein- oder mehrgliedriger Apposition steht. Im Gegensatz zur Satzkonstruktion der bisher dargestellten Beispiele aus Prädikativ + Kopula enthalten diese Sätze ein prädikatives Verb (Vollverb). Die Apposition hat jedoch hier den gleichen Inhalt wie dort das Prädikativ und besteht aus Name, Titel und anderen näher charakterisierenden Epitheta. Dadurch wird die Person des Ich-Sprechers stärker hervorgehoben. Ihr Hauptverwendungsfeld Ÿndet diese Ich-Form in Dialogen. Sie dient hier dazu, den jeweiligen Sprecher stets aufs neue durch „ich“ + Apposition eindeutig zu identiŸzieren. Daneben kann die Ich-Form von den Sprechern wechselseitig benutzt werden (Rede und Gegenrede), es kann aber auch der Dialogpartner in der pronominalen Anrede-form mit „du“ + Apposition oder durch Anrufung im Vokativ näher bestimmt werden. Die Perspektive des Ich-Erzählers wechselt also und bezieht sich auf verschiedene, mindestens auf zwei Personen. Die eigentliche Selbstvorstellung ist nicht Gegenstand der Satzaussage, sondern hat nur erläuternden, speziŸzierenden Charakter. Sie tritt in Texten ganz unterschiedlicher literarischer Genres auf, die dialogische Passagen enthalten. Dazu gehören erzählende Texte der episch-historischen Literatur, Briefe, aber auch religiöse Hymnen. Dialogische Passagen sind ebenfalls typisch für Texte didaktischen Charakters sowie apo-kalyptische Texte. Das Avesta enthält einige typische Beispiele für solche Subjektgruppen in der Ich-Form, überwiegend von Ahura Mazd¡ selbst gebraucht. Dem Subjekt „ich“ (av. azçm) wird hier der Name des Gottes als Apposition nachgestellt, darauf folgen Aussagen über sein Wirken, die in ihrem Parallelismus wiederum an die literarische Form des Tatenberichts des indogermanischen „Aufreihliedes“ (s.o.) erinnern. Sie können somit auch ohne einleitende Frage-/ Grußformel als Selbstproklamation des Gottes fungieren. Jedoch entstammen die hier angeführten Beispiele keinen Götterhymnen, sondern dem Vidvd¡d und solchen Teilen des Yasna, die einen engen Bezug zu den wichtigsten Ritualformeln haben (Y. 19) bzw. einige A n r u f u nge n zum Abschluss de r Ze re monie e nthalt e n . D a s s o g e n a n n t e „Glaubensbekenntnis“ (Y. 12.6) hat dabei eine Sonderstellung inne. Hier spricht weder Gott noch Prophet, sondern das einfache Gemeindemitglied als „Mazd¡verehrer und „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 49 Zarathustraanhänger“, das sich nach dem Vorbild Zarathustras bekennt. Der Satz des IchSprechers bezieht sich dabei inhaltlich oft auf einen zweiten Satz, der parallel konstruiert oder auch ein Komparativ- oder Kon-ditionalsatz sein kann. Damit wird zwischen den Handlungen zweier Personen eine Be-ziehung hergestellt, die auf Parallelität oder Ursache – Wirkung basiert. Vd. 7.52: (av.) fraÙa. fraiia. vahištçm. ¡. ah¥m. bçrçjaiiå÷ti. Ù•. Zaraþuštra. str•ušca. må®hçmca. huuarçca. azçmca. h. bçrçjam. yÚ. daÑuuå. AhurÚ. Mazdå. „Stracks gehe er weiter zum Paradies“, (so) werden ihn, o Zarathustra, willkommen heißen die Sterne und der Mond und die Sonne. Und (so) werde ich ihn willkommen heißen, ich, der Schöpfer Ahura Mazd¡. (s. WolÙ 1910, 362) Vd. 22.1: (av.) mrao½. AhurÚ. Mazdå. Spitam¡i. Zaraþuštr¡i. azçm. yÚ. AhurÚ. Mazdå. azçm. yÚ. d¡ta va®huu¼m. yasç. ta½. nm¡nçm. ¡kçrçnçm. sr£rçm. raoxÙnçm. fr¡dçrçsrçm. uzaiieni. p¡raiieni. Ahura Mazd¡ sprach so zu Spitama Zarathustra: „Ich, der Ahura Mazd¡, ich, der Schöpfer der guten (Dinge), der ich dieses Haus gestaltete, das schöne lichte erstrahlende, ich will hinausgehen, ich will fortgehen.“ (s. WolÙ 1910, 437) Y.12.6: (av.) aþ¡. aþ¡. cÚi½. ZaraþuštrÚ. dauu¡iš. sarçm. vii¡mruu£t¡. … aþ¡. azçmci½. yÚ. mazdaiiasnÚ. Zaraþuštriš. dauu¡iš. sarçm. vii¡mruu£ta. So, so wie Zarathustra der Gemeinschaft mit den Davas aufsagte, … so sage auch ich, der Mazd¡verehrer, der Zarathustraanhänger, der Gemeinschaft mit den Davas auf … (s. WolÙ 1910, 41) Y.19.6: (av.) yasca. m. atahmi. a®huuÚ. ya½. astuuai÷ti. Spitama. Zaraþuštra. baмm. ahunahe. vairiiehe. mar¡½. fr¡.v¡. marÚ. drç÷jaii¡½. fr¡.v¡. sr¡uuaiiÚ. yaz¡ite. þr£šci½. tarÚ. pçrçt¥mci½. h. uruu¡nçm. vahištçm. ah¥m. frap¡raiieni. azçm. yÚ. AhurÚ. Mazdå. ¡. vahišt¡½. a®hao½. ¡. vah£št¡½. ¼š¡½. ¡. vahištabiiÚ. raoc•biiÚ. „Wer mir, o Spitama Zarathustra, in diesem stoÙlichen Dasein, das Stück Ahuna Vairiia sich ins Gedächtnis zurückruft oder (es) sich ins Gedächtnis zurückrufend leise hersagt oder (es) leise hersagend rezitiert oder (es) rezitierend betet: dessen Seele will ich, Ahura Mazd¡, sogar dreimal über die Brücke in das beste Dasein hin führen, hin zum besten Dasein, hin zum besten Aša-Anrecht, hin zum besten Lichtraum.“ (s. WolÙ 1910, 50) Y.71.15: (av.) yeiÑi. z£. Zaraþuštra. ate. v¡cÚ. ustçme. uruuase. gaiiehe. framrauu¡i. pairi. t. tanauua. azçm. yÚ. AhurÚ. Mazdå uruu¡nçm. haca. acišt¡½. a®hao½. … Iris Colditz 50 Denn wenn du, o Zarathustra, diese Sprüche am äußersten Ziel des Lebens aufsagst, (so) will ich, der Ahura Mazd¡, deine Seele vom übelsten Dasein fernhalten … (s. WolÙ 1910, 101) Solche Dialoge mit Ich-Subjektgruppen im Avesta ordnen sich ein in den Rahmen der didaktischen Frašna-Literatur, die ihre Wurzeln bereits in den G¡th¡s hat und für die besonders der Vidvd¡d exemplarisch ist.54 Dabei wird die eigentliche zu vermittelnde Lehre in der literarischen Form eines Dialogs zwischen Zarathustra und Ahura Mazd¡ präsentiert. Nach einer einleitenden Bitte Zarathustras um Belehrung durch die Gottheit (av. ¡h¥iriš frašnÚ „ahurische Befragung“) erfolgt deren Antwort mit Unterweisungen zur Religion (av. ¡h¥iriš ½kašÚ „ahurische Belehrung“): „Zarathustra fragte Ahura Mazd¡: ‚…‘ So sprach Ahura Mazd¡: ‚…‘“. Der Dialog zwischen Ahura Mazd¡ und Zarathustra kann eine Art Rahmenhandlung („äußerer Dialog“) für einen weiteren, darin eingebettenen Dialog bilden („innerer Dialog“), z.B. zwischen Ahura Mazd¡ und Yima (Vd. 2.1). Solche Formulare stehen überwiegend am Anfang der einzelnen Kapitel. Die recht schablonenhafte und oft wiederholte äußere Form ist jedoch nicht frei von gewissen Abwandlungen, Teile der Formulare können so abgekürzt werden oder auch ganz entfallen. Jedoch ist die Ich-Form hier nicht die Regel. Sie tritt daneben auch an anderen Stellen des Avesta auf, wo sie in Objektgruppen aus PPron. 1.Sg. (Dativ, Akkusativ usw.) + Appositionen verwendet wird. Inwiefern die IchForm auch für die G¡th¡s zu vermuten ist, bleibt umstritten.55 Y. 68.12: (av.) d¡iiata. va®uh£š. ¡pÚ. m¡uuaiiaca. zaoþre. yazçmn¡i. ahm¡kçmca. mazdaiiasnan¼m. fr¡iiazçmnan¼m. Gebt, o gute Wasser, mir, dem verehrenden Priester, und uns, den Mazd¡verehrern, … (WolÙ 1910, 95) Die Pahlavi-Literatur setzt zwar teilweise das Muster der Frašna-Literatur fort, indem die religiösen Texte immer wieder auf die avestischen Vorlagen Bezug nehmen und dogmatischen StoÙ mithilfe von dialogischen Formen vermitteln. Jedoch Ÿnden sich darin kaum vergleichbare Konstruktionen, in denen ein Ich-Subjekt durch entsprechende Appositionen erweitert wird. Statt dessen steht in den Sätzen mit prädikativen Verben, in denen die IchForm verwendet wird, lediglich das PPron. 1.Sg. als Subjekt. Dabei ist als Besonderheit 54 Av. frašna „Frage; Befragung; Unterredung“ (Bartholomae 1904, 1009–1010). Zur Frašna-Literatur s. Hintze 2008, 39–40. 55 Hintze (2008, 23–24) verweist auf die Parallele einer Gegenüberstellung zwischen dem das Ritual ausführenden Priester und der Gemeinschaft der Gläubigen zwischen Y. 68.12 und Y. 28.6–8 und emendiert dementsprechend an der G¡th¡stelle „(mir,) dem Zarathustra … und uns allen“. Vgl. jedoch ablehnend dazu Kellens 2002–2003, 843–844. „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 51 hervorzuheben, dass im Mittelpersischen (und auch Parthischen) bereits eine Generalisierung der obliquen Form des PPron. 1.Sg. man vorherrscht.56 Nur in der oben beschriebenen Prädikation mit Kopulagebrauch steht noch der casus rectus. Das Heterogramm ANE < aram. Ònh, das eindeutig mp. an wiedergibt, ist selten belegt. 5 7 Da das Pahlavi für PPron. 1.Sg. entweder das Heterogramm L für an und man oder die enklitische Form APm u-m verwendet, fällt hier die Unterscheidung beider Formen schwer, und häuŸg werden die Texte dementsprechend durchgehend mit dem casus obliquus transkribiert. Man kann allerdings durch den Vergleich mit den mp. und pa. Manichaica, deren Orthographie genau zwischen Òn an bzw. Òz az und mn man unterscheidet, auf die Verwendung beider Formen im Pahlavi schließen. Belege aus dem Ay¡dg¡r £ Zarr¡n und dem Wiz¡rišn £ atrang entstammen wiederum Dialogen, in denen die direkte Rede eines Ich-Sprechers zitiert wird. Wie bereits angemerkt, wird das Subjekt allerdings nicht erweitert. AZ 99: (mp.) pas Widrafš •¡d¥g abar Ú p¡y st¡d u-š guft k¥ man r¡y asp zn s¡zd t¡ man šawm. Darauf erhob sich Widrafš, der Zauberer, auf (seine) Füße und sprach: „Sattelt für mich ein Pferd, damit ich losziehen kann.“ (s. Jamasp-Asana 1897, 13; Pagliaro 1925, 591; Orian 1992, 215–216) WÇ 7: man im £ n atrang xw¡r£h¡ wiz¡rom ud s¡k <ud> b¡• az Dwišarm stanom … Ich werde die Bedeutung dieses Schachspiel erklären und Abgaben (und) Tribut von Dwišarm nehmen … (s. Jamasp-Asana 1897, 116; Panaino 1999, 241; Orian 1992, 337) Der Gebrauch von Ich-Subjektgruppen ist dagegen typisch für Briefe, in denen der Absender sowohl sich selbst als auch den Adressaten immer wieder durch Namen, Titel usw. hervorhebt. Auch wenn hier kein tatsächlicher Dialog vorliegt, so dient doch die dialogische Form wiederum als ein stilistisches Mittel, mit dessen Hilfe der Verfasser des Briefes dem Empfänger eine bestimmte Botschaft vermitteln will. Aus der iranisch-manichäischen Literatur lassen sich dafür einige Beispiele anführen, die erzählenden Passagen in kirchengeschichtlichen Texten entnommen sind. Darin bestätigen die handelnden und erzählenden 56 Bei Sätzen mit transitivem Verb im Präteritum steht das PPron. aufgrund der ergativischen Konstruktion generell im casus obliquus. Dieser Gebrauch wird aber ebenso auf Sätze mit transitiven Verben im Präsens wie auch auf solche mit intransitiven Verben ausgedehnt. 57 Ein Beispiel ist MHD 76.5,10: ANE ŠLYTA kltý HWEm an p¡dixš¡y kard hm „ich wurde bevollmächtigt/ befugt“, s. Macuch 1993, 510, 512: Des weiteren kommt ANE in einem Dialog zwischen D¥rsraw und Zarathustra in WZ 12.7,8 vor, s. Gignoux/Tafazzoli 1993, 72–73. Iris Colditz 52 Personen sich wechselseitig ihre Identität. Diese wiederholte namentliche Hervorhebung der Dialogpartner kann mit dem oben beschriebenen Gebrauch in der avestischen FrašnaLiteratur verglichen werden. M2 I/R/ii/26–32/ (mp.) h¡n w¡xš guft k¥-t an n pad£r¡m, ab¡z ward k¥ ¡mad h. ud nihuft az pš man. pas an AmmÚ pad dÚ rÚzag pad ¡fr£n ist¡d hm pš xwarxšd. Jener Geist sagte: „Ich nehme dich nicht auf. Kehre (dorthin) zurück, woher du gekommen bist!“ Und er verschwand vor mir. Darauf stand ich, AmmÚ, zwei Tage lang fastend (und) segensprechend vor der Sonne. (s. Andreas/Henning 1933, 303–304) M3/R/1–4/ (mp.) ¡mad kaš an N¥hz¡dag £g tarkum¡n ud Kuštai *dx£r(?) ud Abzaxya £ p¡rs£g a[mwašt] b¥d hm. Er (d.i. Mani?) kam, nachdem er uns, (d.i.) ich N¥hz¡dag der Dolmetscher, Kuštai der *Traditionarier58 und Abzaxya der Perser, versammelt hatte. (s. Henning 1942, 949–950; Sundermann 1981, 130–131) M5815 I/V/ii/6–15/ (pa.) hÚ wasn¡Ñ  … az m¡r M¡n£ ud tÚ m¡r AmmÚ ud harw£n hasnag¡n ud mardÚhm¡n farrox¡n … bÚxsnd až im z¡dmurd. Deswegen, weil … ich, M¡r Mani, und du, M¡r AmmÚ, und alle früheren und auch diese glücklichen Menschen … aus diesem Geburt-Tod erlöst werden. (s. Andreas/ Henning 1933, 856, b87–97) M5815 I/V/ii/21–22/ (pa.) haw£n k Ú man m¡r M¡n£ padw¡z kird … Diejenigen, die mir, M¡r Mani, Gefolgschaft leisten … (s. Andreas/Henning 1933, 856, b102–103) 4. Ich-Form in Kolophonen Kolophone haben die Funktion, wichtige Angaben zur Entstehung, Tradierung und Bewahrung von Textmanuskripten zu machen. Insofern lassen sie sich mit dem „Inschriftenthema“ vergleichen. Allerdings liegen Kolophone erst zu mitteliranischen Texten vor, vor allem zu den Handschriften mp. zoroastrischer Schriften, wie Dnkard, JÚišt £ Friy¡n und Š¡yist-n-š¡yist. Sie enthalten ebenso Informationen zu denjenigen Personen, die daran beteiligt waren. Schreiber, Kopisten oder Traditionarier erhalten darin die Möglichkeit der 58 Zu *dhyr dx£r „sich Erinnernder, Traditionarier“ s. Sundermann 1981, 130–131; zu einer alternativen Übersetzung als „der Verstorbene, der Selige“ s. Durkin-Meisterernst 2004, 138. Henning (1942, 949 Anm. 5) vermutet einen Personennamen. Die Lesung des Wortes ist allerdings unsicher. „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 53 Selbstvorstellung. Diese ist in der Ich-Form geschrieben und folgt dabei einem relativ starren Formular man N.N. nibišt „ich N.N. schrieb (es)“. Daneben wird ein weiteres, leicht abgewandeltes Formular nibišt hom man N.N. verwendet, welches dasselbe meint, aber wohl eine fehlerhafte Rückübertragung aus np. man niwištom darstellt.59 Auch hier werden, neben dem Personennamen, Angaben zu Genealogie und Titeln gemacht. Da die BetreÙenden oft Priester sind und aus Priesterfamilien stammen, welche sich als Wahrer der religiösen Überlieferung verdient gemacht haben, geben sie damit zugleich ihre QualiŸkation an. Ein häuŸg genanntes religiöses Epitheton ist dn-bandag „Diener des Glaubens“, ein Ausdruck von Demut und Frömmigkeit.60 JF 6.5: (mp.) man dn-bandag, hrbed z¡dag, awest¡d PšyÚtan, R¡m, K¡mdn … nibišt. „Ich schrieb (es), der Diener des Glaubens, Sohn des Hrbed, der Lehrer PšyÚtan, (Sohn des) R¡m, (des Sohnes des) K¡mdn …“ (s. Haug/West 1872, 246 [Text], 266 [Übers.]) Šnš 21.8a: (mp.) nibišt ud fraz¡mn£d hom, man dn-bandag, Mihr¡b¡n £ Kay-Husraw, hrbad-z¡d. „Ich schrieb und vollendete (es), der Diener des Glaubens Mihr¡b¡n, Sohn des KayHusraw, der Hrbed-Spross.“ (s. Kotwal 1969, 88–89) Die in Ich-Form gehaltenen Kolophone stellen eine gewisse Sonderform zwischen der IchPrädikation und der Ich-Subjektgruppe dar, da man N.N. „ich N.N.“ teilweise auch getrennt vom eigentlichen Hauptsatz, also gewissermaßen für sich allein, stehen kann. Obwohl die oblique Form des PPron. generalisiert ist, könnte hier auch eine Prädikation der Form an N.N. vermutet werden, die dann mit einem Satz mit prädikativem Verb verknüpft ist. Andererseits zeigen die iranisch-manichäischen Belege (die nur wenige kolophonartige Angaben enthalten) ebenfalls den Gebrauch der obliquen Form. Somit wird das Subjekt des Satzes also zweifach angegeben: einmal nur das PPron.1.Sg. (man, u-m) in Verbindung mit einem prädikativen Verb, in der Wiederholung durch Appositionen erweitert (man N.N.). Die folgenden Beispiele zeigen einen solchen Gebrauch der Ich-Form in Pahlavi- und manichäischen Texten. Sie weichen auch vom o.g. Formular ab. Die fortlaufende Überschrift in M98 I/M99 I gehört zu einem Segensspruch. 59 Tatsächlich wäre man nibišt hom wörtlich mit „von mir geschrieben worden bin ich“ = „ich schrieb mich“ zu übersetzen! 60 Kotwal (1969, 137 Anm. 302): „servant of the Religion (a deprecatory term used by the scribe of himself)“. Zum BegriÙ s. auch Colditz 2000, 151–152. Iris Colditz 54 Dk, Kol. III.7: (mp.) man £ dn-bandag, Wahr¡m £ Mahwind¡d, Rustahm anÚšag-ruw¡n, Rustahm £ turk¡b¡d£g, u-m n daftar £ dnkard d£d, u-m passand£d. Ich, der Diener des Glaubens Wahr¡m, (Sohn) des Mahwind¡d, (des Sohnes des) seligen Rustahm, (des Sohnes des) Rustahm aus Turk¡b¡d, ich sah dieses Buch des Dnkard, und (es) geŸel mir. (s. Sanjana 19, 1874–1928, 106 [Text], 73 [Übers.]) AZ, Kol.5: (mp.) k¥-t¡n … Mihr¡b¡n n¡m ay¡dnd, k-š pan nibištag b¥d, man dnbandag Mihr¡b¡n. … auf dass ihr euch … des Namens Mihr¡b¡n erinnert, der die Kopie schrieb, ich der Diener des Glaubens Mihr¡b¡n. (s. Jamasp-Asana 1897, 16–17; Orian 1992, 219) M1/189–197, 223–227/ (mp.) pas man Yazd¡mad xrÚhxw¡n, ka-m n mahrn¡mag da’Ún d£d n¡fraz¡ftag abk¡r Úft¡dag, g-om d¥d fram¡d Ú frazend dÚšist, pusar-om gr¡m£g, Ú Nax¥rgrÚšn fraz¡ftan. … ud -m pad wih¡nag £ n nibg, man Nax¥rgrÚšn, rah£g dib£r, pad harr¡stan wir¡stan ud nibištan […] Als darauf ich, der Prediger Yazd¡mad, dieses Hymnenbuch derart unvollendet (und) nutzlos daliegen sah, beauftragte ich wiederum mein liebstes Kind, meinen lieben Sohn, den Nax¥rgrÚšn, (es) zu vollenden. … Und weil ich aus Anlass dieser Schrift, ich Nax¥rgrÚšn, der Diener (und) Schreiber, beim Herrichten, Anordnen und Schreiben […]. (s. Müller 1904, 13–14, 16–17) M98 I/R+V/Ü/+M99 I/R+V/Ü/ (mp.) Ú man YišÚÓfraze[nd], dib£r £ nÚg ud akirrÚg, k-m nibišt pad fr£h Ú harwkn ranzwar¡n. […] für mich, YišÚ)frazend, den neuen und (noch) ungeübten Schreiber, der ich (es) schrieb in Liebe für alle Mühebeladenen […]. (s. Hutter 1992, 8) 5. Schluss Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass wir für die meisten alt- und mitteliranischen Texte nur wenige Informationen bezüglich ihres Verfassers haben. Dort wo Texte die Autorschaft einer bestimmten Person behaupten, ist diese oft nicht beweisbar. Der „Autor“ als literarische Größe ist selbst kein Thema der überlieferten Texte geworden. Eine andere Möglichkeit, Individuen durch den Text sprechen zu lassen, von der weitaus häuŸger Gebrauch gemacht wird, ist die Ich-Form, in der sich die als jeweiliger Sprecher innerhalb eines Textes auftretende Person artikuliert. Dabei handelt es sich in den seltensten Fällen um den Verfasser des Textes. Diese Ausdrucksform wird vor allem bei der Wiedergabe der „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 55 direkten Rede gebraucht, tritt also in Dialogen als Bestandteil der Figurensprache auf, aber ebenso in Texten mit monologischem Charakter, z.B. Inschriften. Indem der Ich-Form weitere Informationen hinzugefügt werden, wie Namen, genealogische Angaben, Titel, Berufsbezeichnungen usw. (hier zusammengefasst unter „N.N.“), erfolgt eine eindeutige IdentiŸkation und KlassiŸkation des Sprechers. Die Ich-Form ist also ein literarisches Stilmittel, das der AfŸrmation der eigenen Person oder aber der abwechselnd sprechenden und handelnden Personen dient. In diesem Fall hilft die Ich-Form ebenfalls, die Beziehung zwischen diesen näher zu bestimmen, z.B. zwischen Sprecher und Zuhörern, zwischen Bittendem und Gottheit. In den hier untersuchten alt- und mitteliranischen Texten tritt die Ich-Form im wesentlichen in zwei Formen auf. Beide Formen haben eine relativ starre Grundstruktur, die aber in ihrer vollen Ausprägung variieren kann: 1. Ich-Prädikation aus PPron.1.Sg. + Prädikativ („N.N.“) + Kopula „ich bin N.N.“, wobei auch Auslassung von Pronomen oder Kopula vorliegen kann. Sie Ÿndet besonders im Inschriftenprotokoll, in der erzählenden und der religiösen Literatur Verwendung. 2. Ich-Subjektgruppen aus PPron.1.Sg. + Apposition („N.N.“) + prädikativem Verb „ich, N.N., tue/tat es“; als Variante auch gebildet aus zwei miteinander verknüpften Satzstrukturen aus {PPron.1.Sg. + Apposition („N.N.“)} + {PPron.1.Sg. + prädikativem Verb} „ich, N.N., ich tue/tat es“.61 Diese Ich-Form Ÿndet sich ebenfalls in der religiösen Literatur, in Briefen sowie in Kolophonen. Viele der genannten Texte schöpfen terminologisch und strukturell aus einer langen oralen Tradition, deren Wurzeln teilweise bis in die indogermanische Dichtersprache hineinreichen. Das triÙt im besonderen für die epische Überlieferung und die religiöse Dichtung zu. Mit der schriftlichen Abfassung der Texte wurden auch rhetorische Grundsätze des ursprünglich mündlichen Vortrages mit übernommen. Auch darin verwendete Stilmittel, wie Parallelismus, Chiasmus und andere Wiederholungsformen, weisen auf eine lange mündliche Überlieferung hin.62 In solchen Texten wird die Ich-Prädikation vor allem in Dialogen verwendet, so beispielsweise im K¡rn¡mag £ Ardaxšr £ P¡bag¡n, in den himmlischen Gesprächen der zoroastrischen mantischen und Weisheitsliteratur sowie in der kirchengeschichtlichen Literatur der Manichäer. In Monologen enthält die Ich-Form in der Regel keine Selbstproklamation, sondern eher allgemeinere Aussagen. Auch die zweite 61 Die Verknüpfung beider Satzteile kann auch in umgekehrter Richtung erfolgen. 62 Zu den Merkmalen einer oralen Tradition s. Hintze 2008, 13; Josephson 2002; Brunner 1980; Gropp 1967. Iris Colditz 56 Variante der Ich-Form, die Ich-Subjektgruppe (bzw. auch Ich-Objektgruppe) kommt in der av. Frašna-Literatur vor, wird allerdings kaum in der entsprechenden mp. Literatur fortgesetzt. Andere Texte stehen in der Tradition der altorientalischen Schreiberschulen. Die IchPrädikation wird nun bevorzugt in solchen Texten verwendet, die auf den Formularen dieser Tradition aufbauen: ap. und mp. Inschriften sowie, innerhalb der iranisch-manichäischen Literatur, besonders Mani-Reden und Hymnen. Für die Vermittlung dieser Formulare, also auch der Ich-Prädikation, spielte das Aramäische oÙenbar eine wichtige Rolle. Zwar gehen die Achämenideninschriften auf noch ältere Vorlagen zurück, jedoch hatte die aramäische Sprache und Schrift bereits im Achämenidenreich eine zentrale Bedeutung für die Kommunikation und Verwaltung. Da Manis Muttersprache das Aramäische war, können für die frühe manichäische Literatur ebenfalls aramäische Vorlagen angenommen werden, so für seine kanonischen Schriften und die hagiographischen Texte. Auch manichäische Hymnen sind häuŸg direkt aus aramäischen Vorlagen übersetzt oder nach dem Vorbild der literarischen Kategorien der syrischen Kirchenliteratur verfasst worden. Parallelen Ÿnden sich, wie oben dargestellt, auch in der mandäischen und christlich-apokryphen Literatur. Auf eine längere schriftliche Überlieferung gehen auch manichäische hagiographische Briefe Manis und anderer Kleriker ebenso wie Kolophone zu zoroastrischen Handschriften zurück. Beide Literaturgattungen verwenden jedoch Ich-Subjektgruppen statt Ich-Prädikationen, die sonst vor allem aus der av. Frašna-Literatur bekannt sind. Somit bleibt die Frage nach dem Ursprung der beiden Ich-Formen. Die Ich-Prädikation kann in ihrem Gebrauch als Protokollformular einerseits auf aramäische Formen mit noch älteren Wurzeln im Akkadischen zurückgeführt werden. Andererseits ist sie auch der iranischen Literaturtradition nicht fremd, wo sie in den dialogischen Abschnitten der epischen Überlieferung und im Avesta verwendet wird. Möglicherweise geht sie hier ursprünglich aus einem alten indogermanischen Grußformular hervor. Ähnlich liegt der Befund für die Ich-Subjektgruppe. Neben Belegen im Avesta Ÿndet sie sich vor allem in den manichäischen Briefen, aber kaum in der Pahlaviliteratur. Wie können diese scheinbaren Widersprüche erklärt werden? Natürlich muss man berücksichtigen, dass mit der Einwanderung der iranischen Stämme in das iranische Hochland auch ein Prozess des Kulturaustausches mit den dort lebenden Völkern (Akkader, Assyrer, Elamer) begann, der eben auch die literarischen Formen und Motive einbezog. Diese Ein üsse verstärkten sich schließlich noch mit der Übernahme der aramäischen Schrift für das Mittelpersische, Parthische und andere iranische Sprachen, die auch eine Adaption der fremden Formulare „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 57 förderte. Andererseits stellen selbst jene iranischen Texte, die sich stark an den fremden Vorlagen orientieren, keine bloßen Kopien dieser dar. Sowohl die Inschriften als auch die manichäischen Texte weichen von diesen Vorlagen ab und zeigen ebenso terminologische, stilistische und kompositorische Merkmale der oralen iranischen Überlieferung. Die übernommenen fremden Formulare wurden demnach stets mit eigenen literarischen Themen gefüllt bzw. in diese eingefügt. Im Ergebnis dessen lässt sich oft nicht mehr zwischen „Eigenem“ und „Fremdem“ klar unterscheiden. So wissen wir nicht, ob die IchPrädikation des Protokolls der Inschriften nicht letztlich auch auf mündlich überlieferten Dialogformen zurückgeht, indem sie als Antwort auf eine im Text nicht gestellte Frage (der Gottheit, der Untertanen?) nach der Identität des Herrschers verstanden werden kann; oder ob andererseits die Selbstvorstellung in ne rhalb von Dialoge n auc h auf alte Protokollformulare zurückgreift. Parallele Entwicklungen in der iranischen und in nichtiranischen Literaturen müssen hier ebenfalls in Betracht gezogen werden. Es wird letztlich deutlich, wie die verschiedenen Formen der Selbstvorstellung mit unterschiedlicher Herkunft in der alt- und mitteliranischen literarischen Überlieferung zusammengeführt, weitergegeben und damit über einen langen Zeitraum bewahrt wurden. Jedoch ist diese Entwicklung nicht gradlinig verlaufen, und oÙensichtliche Brüche, auch zwischen Avesta und Pahlavi-Literatur, in der Wahl der stilistischen Mittel sind erkennbar. 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Evangelium nach Johannes pa. parthisch JNES Journal of Near Eastern Studies Part.Prät. Partizip Präteritum JRAS Journal of the Royal Asiatic Society PhlRiw Pahlavi Riw¡yats PPron. Personalpronomen KAP P¡bag¡n K¡rn¡mag £ Ardaxš£r £ Ps. (koptische) Psalmen Keph. (koptische) Kephalaia SBE Sacred Books of the East KKZ Inschrift des Kird£r an der KaÒbe-ye Zardošt Sg. Singular So KNRb Inschrift des Kird£r in Naqš-e Rajab Signatur von Turfantexten in soghdischer Schrift so. soghdisch KNRm Inschrift des Kird£r in Naqš-e Rostam SPAW Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften Kol. Kolophon StIr Studia Iranica KSM Inschrift des Kird£r in Sar Mašhad ŠKZ Inschrift Š¡buhr I. an der KaÒbe-ye Zardošt KTz Tonzylinderinschrift des Kyros Šnš Š¡yist-n-š¡yist L Signatur des bei Müller 1904 „M liturg.“ genannten Textes ŠWŠ Inschrift des *Afs¡/Abas¡ für Š¡buhr I. in Weh-Š¡buhr M Signatur von Turfantexten in manichäischer Schrift Vd. Vidvd¡d WÇ Wiz¡rišn £ atrang MHD M¡day¡n i haz¡r d¡dist¡n (Teil I) WZ Wiz£dag£h¡ £ Z¡dspram Y. Yasna mp. mittelpersisch Yt. Yašt Ms. Manuskript ZPE MX MnÚg £ xrad Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik Bibliographie Allberry, C.R.C. (1938): (ed.) Manichaean Manuscripts in the Chester Beatty Collection. II: A Manichaean Psalm-Book (Part II). Stuttgart 1938. Altheim, F./R. Stiehl (1963): Die aramäische Sprache unter den Achaimeniden. I. Frankfurt a.M. 1963. „Autorthema“, Selbstproklamation und Ich-Form 59 Andreas, F.C./W.B. Henning (1932): „Mitteliranische Manichaica aus Chinesisch-Turkestan“. I. SPAW, Phil.-hist. Kl., Berlin 1932, 173–222 (= Henning 1977, 1–48). Andreas, F.C./W.B. Henning (1933): „Mitteliranische Manichaica aus Chinesisch-Turkestan“. II. SPAW, Phil.-hist. Kl., Berlin 1933, 292–363 (= Henning 1977, 191–260). Andreas, F.C./W.B. Henning (1934): „Mitteliranische Manichaica aus Chinesisch-Turkestan“. III. SPAW, Phil.-hist. 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