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beiträge zur archäologie griechenlands 3 Herausgegeben von Heide Frielinghaus und Jutta Stroszeck Jutta Stroszeck – Heide Frielinghaus (Hrsg.) Vorbild Griechenland Zum Einfluss antiker griechischer Skulptur auf Grabdenkmäler der Neuzeit Bibliopolis / Möhnesee 2012 © Bibliopolis, Möhnesee 2012 Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. ISBN 978-3-943741-00-1 Einbandgestaltung: Lisa Neuhalfen Satz: Claudia Beutmann Layoutkonzept: Lisa Neuhalfen Gesamtherstellung: Beltz Bad Langensalza GmbH www.bibliopolis.de Coverbild: Grabmal für Karl Buresch, Athen, Erster Friedhof (Photo J. Stroszeck) inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 jutta stroszeck Einführung Tafeln 1–13 .......................................................................... 9 zetta antonopoulou Burial Sculpture in Modern Athens: The Influence and Wake of the Greek Classical Art on New Attempts Tafeln 14–20 . . . . . . . . . . . . . . . . 29 nelly kyriazi The Influence of Ancient Greek Sculpture on the Sepulchral Monuments of the First Cemetery of Athens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Tafeln 21–26 dimosthenes donos Zitiert oder abgewandelt? Verwendung und Funktion antiker Skulpturmotive und Denkmaltypen in griechischen Friedhöfen des 19. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Tafeln 27–32 jutta stroszeck »Athene, traurig auf ihre Lanze gebückt zum frischen Grabe niederschauend« Die ›Sinnende Athena‹ als Grabdenkmal auf dem Ersten Athener Friedhof . . . . . . . . . . . 69 Tafeln 33–37 frank hildebrandt Die attischen Namenstelen: Ihre Entdeckung und Rezeption im Athen des 19. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Tafeln 38–41 jutta stroszeck Die Grabdenkmäler im Kerameikos von Athen und ihr Einfluß auf Grabdenkmäler der Neuzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Tafeln 42–53 detlev kreikenbom Zum Grabdenkmal der Caroline von Humboldt Tafeln 54–60 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 heide frielinghaus Grabmäler mit Helm: Rezeption und Neuschöpfung am Beispiel Mainz Tafeln 61–68 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 francesca feraudi-gruénais χαῖρε καὶ εἰν Ἀΐδεω… Antikenrezeption auf dem Heidelberger Bergfriedhof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Tafeln 69–74 jan zahle Greek Stelai in Denmark 1830–1945 Tafeln 75–82 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 john oakley The Influence of Greek Sculpture on American Gravestones Tafeln 83–88 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 Alphabetische Liste der wichtigsten in den Beiträgen genannten Bildhauer . . . . . . . . . . . . . Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Index der Namen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Index der Orte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tafeln 209 225 239 244 9 Einführung Historische Friedhöfe erfahren heutzutage neue Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Anspruchsvolle Grabdenkmäler stehen dort innerhalb weitläufiger, gepflegter Grünanlagen. Dadurch erhalten die Friedhöfe eine neue Funktion zwischen Park und Freilichtmuseum sowie als Orte der Ruhe, zum erholsamen Spaziergang oder sogar zur sportlichen Betätigung1. Friedhöfe sind Ausdruck bürgerlicher Stadtkultur und Stadtgeschichte und damit Gegenstand der kunst- und denkmalsgeschichtlichen Forschung, der Religionsgeschichte oder auch der Firmengeschichte. Eine zunehmende Zahl von Publikationen widmet sich darüber hinaus Fragen zur Dokumentation, Präsentation, Erhaltung und Restaurierung der Grabdenkmäler sowie der Parks. Die hier zusammengestellten Aufsätze sind einem besonderen Aspekt der Friedhofskultur gewidmet, nämlich dem Einfluss der antiken griechischen Kunst, insbesondere der griechischen Skulptur, auf neuzeitliche Grabdenkmäler. In den Beiträgen werden Beispiele aus Griechenland, Deutschland, Dänemark und den USA behandelt, nur am Rande werden Denkmäler in anderen Ländern genannt. Das bedeutet nicht, daß die Rezeption der griechischen Kunst in der Friedhofskultur anderer Länder fehlt; es bedeutet lediglich, daß durch die Beiträge regionale Schwerpunkte vertreten sind. In den vorliegenden Beiträgen wird der Bezug auf griechische Vorbilder als Phänomen der modernen Grabkunst in der westlichen Welt konstatiert und die Frage nach den Gründen hierfür gestellt. Damit wird auch ein Beitrag zur Erforschung des Klassizismus und des Historismus geleistet. Zugleich reflektiert dieser Überblick die Wertschätzung griechischer Kunst in unserer Gesellschaft und damit die Bedeutung der klassischen Kunst Griechenlands für die westliche Welt im Allgemeinen. Im Zusammenhang gesehen lassen die einzelnen Beiträge anhand einer Gattung ein Bild von der Rezeption der griechischen Kunst im Verlauf des 19. und das 20. Jahrhunderts entstehen, einer Zeit, die geprägt ist durch gezielte Rückgriffe auch auf andere ältere Epochen, vor allem die römische, die byzantinische und die ägyptische Kunst sowie die Gotik. Vgl. den Ohlsdorfer und den Öjendorfer Friedhof in Hamburg oder den »Eichhof« in Kiel: »Friedhof als Park der Erholung für Großstadt-Menschen«, Nordhessische Kirchenzeitung Nr. 48 vom 26. 11. 1989, 9. 1 10 stroszeck Besonderheiten der Grabkunst Grabdenkmäler stellen eine Gattung rein zweckgebundener Kunst dar, bei der dem Anliegen des Auftraggebers durch Tradition und Religion enge Grenzen gesteckt sind. Auch die Auswahl des Materials ist fast immer durch lokale Gegebenheiten beeinflusst. Andererseits unterliegt die Grabkunst als kulturhistorisches Phänomen Moden bzw. Trends und stilistischen Entwicklungen, ganz wie die zeitgenössischen Kunstwerke anderer Zweckbestimmung. Für die These, dass Friedhöfe die Struktur einer Gesellschaft widerspiegeln, lassen sich nicht nur für die Antike, sondern genauso auch für unsere Zeit viele Argumente beibringen. Im Einzelfall ist jedoch zu überprüfen, bis zu welchem Grad diese These Gültigkeit hat. Die Mehrzahl der Steinplatten auf den Friedhöfen unserer Zeit könnte beispielsweise vor allem als Ausdruck einer ent-individualisierten Gesellschaft verstanden werden. Die Steine sind in weitgehend einheitlichen Maßen und nach einheitlichen Kriterien zurechtgeschnitten und können nach Beendigung der Grabruhe und nach der Beseitigung der Inschriften wiederverwendet werden. Dauerhafte Grabstätten, insbesondere Familiengräber, die über mehrere Generationen gepflegt werden, bleiben die Ausnahme. Vielmehr ist heute wieder die Form der einfachen Bestattung mit vergänglicher Kennzeichnung der Grabstelle für große Teile der Bevölkerung üblich. Inzwischen gibt es auf vielen Friedhöfen Areale für anonyme Bestattungen und »Friedhöfe der Namenlosen«2. Beispiele sind die Bestattungsareale von Altersheimen in Deutschland (Taf. 7, 1) oder ein Friedhof für namenlose illegale Einwanderer in Nordgriechenland, die beim Überqueren des Grenzflusses Ebros ums Leben gekommen sind. Eine besondere Form überindividueller Grabdenkmäler mit eigenen Gesetzmäßigkeiten stellen die modernen Kriegsgräber aus den beiden Weltkriegen dar, bei denen der Charakter als Mahnmal durch die Masse und die Einheitlichkeit der Grabsteine in den Vordergrund rückt. Allein die Namensinschriften nehmen Bezug auf das Individuum (Taf. 7, 2). Die hier behandelten Grabdenkmäler sind ausnahmslos aus beständigem Material gearbeitet: Stein, Metall oder beständige Ersatzprodukte. Der Wunsch, ein solches Grabmal zu errichten, spiegelt den Wunsch nach dauerhafter Kennzeichnung der Grabstätte und damit der Pflege der Erinnerung an den individuellen Toten wider. Fehlt das Bedürfnis nach Erinnerung, so ist auch das Grabdenkmal in der Regel vergänglich. Es ist wahrscheinlich kein Zufall, daß keine griechisch beeinflussten Grabdenkmäler aus Holz bekannt sind, vermutlich hat es sie nie gegeben. Jede Auswahl eines Grabmals ist bedingt durch die zur Verfügung stehenden Mittel, ein kostspieliges Steindenkmal setzt entsprechende wirtschaftliche Rahmen2 Sörries 2002, 92 f. s. v. Friedhof der Namenlosen. Einführung 11 bedingungen voraus. Allein die Existenz eines Grabsteins und mehr noch, die eines bewusst nach der klassischen Antike konzipierten, erlaubt daher schon eine Aussage über den Verstorbenen oder über den Auftraggeber, also Verwandte, Freunde oder die Gemeinschaft. Mit zunehmender Individualität bieten Typus, Form und Gestalt der Grabmäler zusätzliche Aussagemöglichkeiten. Die von der antiken griechischen Kultur beeinflussten Grabdenkmäler sind, sogar im heutigen Griechenland, zweifellos Ausnahme-Erscheinungen, die nicht als vorgefertigte Serienprodukte angeboten werden. Damit stellt sich in jedem Fall die Frage nach den besonderen Gründen für den Rückgriff auf ein klassisches Denkmal und nach der Verwendung des speziellen Vorbildes im neuen Kontext. Grabdenkmäler nach antikem Vorbild fallen auf modernen Friedhöfen schnell ins Auge. Durch ihre äußere Form und Konzeption, aber auch durch die Verwendung abweichender Symbole heben sie sich deutlich ab von der weitgehend einheitlich und im jeweiligen Zeitgeschmack gestalteten Masse der Gräber mit christlich-religiösen Symbolen. Zumeist sind »griechische« Grabdenkmäler Auftragsarbeiten. Ein konkreter Bezug zur griechischen Kunst bei modernen Grabdenkmälern ist also Ausdruck einer überlegten Entscheidung des Auftraggebers. Aus gut dokumentierten Einzelfällen wird sich schließlich, zusammenfassend betrachtet, eine Reihe von Grundgedanken erkennen lassen, die der Verwendung griechischer Vorbilder bei der Herstellung eines Grabdenkmals zugrunde liegen. Gründe für die Auswahl von Vorbildern der griechischen Kunst Besonders im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert weisen Grabmäler »griechischer« Form häufig auf die gehobene Bildung des Verstorbenen hin, das heißt, sie sind Teil der gesellschaftlichen Identifikation des Grabinhabers bzw. der Familie und dienen damit zugleich der Repräsentation. In dieser Zeit spiegelt das Auftreten von griechischen Einflüssen auf westlichen Friedhöfen ein verstärktes Interesse der betreffenden Gesellschaft(sschicht) an der griechischen Kultur und vor allem an den Werten wider, die man mit der griechischen Klassik verband. Aufgeklärtheit und Forschergeist verkörpern zum Beispiel Giebelstelen mit dem Porträt des Verstorbenen, wie bei den Stelen für August Clemens Klenze, Professor der Rechte an der Universität Berlin (1793–1838) in Berlin (Taf. 2, 2), für Friedrich Wilhelm August Argelander (1799–1875), Professor für Astronomie in Bonn (Taf. 2, 3) oder für den Obergerichtsrat Schmitt in Mainz (Taf. 2, 4). Noch differenzierter im Hinweis auf die gesellschaftliche Position eines Verstorbenen und auf seine Verdienste sind konkrete Bezüge auf die berufliche 12 stroszeck Tätigkeit. Besonders gut ist dieser Aspekt bei Grabmälern für Ärzte fassbar, die den griechischen Heilgott Asklepios darstellen. Sie spiegeln letztlich die dem Hippokratischen Eid verpflichtete ärztliche Ethik des Verstorbenen. Der Arzt wird durch den Heilgott vertreten und ihm gleichgesetzt. Als Beispiel sei die Statue des Asklepios auf dem Grab des Arztes Peter Joseph Leydig (1775–1828) in Mainz (Taf. 3, 1–4) genannt. Die Statue ist nach dem Vorbild des sog. ›Dresdener Zeus‹ gearbeitet, die früher als Asklepios interpretiert worden ist3. Oft lassen sich mehrere Gründe für die Verwendung griechischer Vorbilder ausmachen, wie beispielsweise bei Gräbern bekannter Archäologen: ein marmornes Grabdenkmal nach griechischem Vorbild bezieht sich hier nicht allein auf den Beruf des Verstorbenen, sondern es bezeugt selbstverständlich auch seine Zugehörigkeit zu einer gehobenen gesellschaftlichen Schicht. In anderen Fällen kann ein griechisch beeinflusstes Grabdenkmal einen Hinweis auf das Grab eines Freimaurers sein (s. hier Beitrag Oakley). Ein spezieller Grund liegt vor, wenn auf die Herkunft des Verstorbenen hingewiesen werden soll. Beim Grab des Griechen Aionidis Androutsos vom Münchener Südfriedhof zum Beispiel, aus dem Jahr 1833 (Taf. 2, 1), wurde die Form der griechischen Giebelstele ausgewählt, dazu kommt eine griechische Inschrift nach antikem Vorbild. Der Bezug liegt hier natürlich in der Herkunft der Verstorbenen aus Griechenland, also in der nationalen Identität. Die zeitliche Entwicklung Die griechische Kultur der klassischen Zeit war prägend für die Entwicklung der westlichen Welt. Griechische Skulpturen fanden schon in der römischen Kaiserzeit höchste Wertschätzung. Wohlhabende Römer scheuten keine Kosten, berühmte griechische Originalwerke nach Italien transportieren zu lassen, um sie dort auf öffentlichen Plätzen oder in privaten Gärten aufzustellen. Daneben verlegten sich ganze Bildhauerwerkstätten darauf, von den berühmtesten und schönsten Skulpturen mehr oder weniger genaue Kopien herzustellen, die ebenfalls zur Ausschmückung von öffentlichen und privaten Gebäuden und Parks, aber auch von Gräbern verwendet wurden. Dort blieben sie oft Jahrhunderte lang sichtbar und konnten sich somit tief in das kollektive Gedächtnis der römischen Städte und ihrer Besucher eingraben. Mit der Rückbesinnung auf Werte und Errungenschaften des klassischen Altertums in der Renaissance erfuhr die griechische Kunst erneut gesteigerte Aufmerksamkeit. Auch in der Grabkunst lässt sich, wenn auch begrenzt auf die Monumente der Elite, erstmals ein eindeutiger Einfluss griechischer Kunst und Skulptur greifen. St. Schröder, in: K. Knoll – Chr. Vorster – M. Woelk (Hrsg.), Skulpturensammlung. Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Katalog der antiken Bildwerke II. Idealskulptur der römischen Kaiserzeit 1 (München 2011) 454–462 Nr. 59. 3 13 Einführung Im 18. und frühen 19. Jahrhundert nahm das Interesse am klassischen Altertum auf allen Ebenen künstlerischen Schaffens spürbar zu. Diesem Einfluss unterlag auch die Sepulkralkultur. Nicht nur die Grabgedichte der Anthologia Graeca spielen hier eine wichtige Rolle als Vorbild, sondern auch die griechische Mythologie. Aus der Kenntnis der antiken Literatur heraus und unter dem Einfluss der in dieser Zeit aufkommenden wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Kunst des Altertums sind die klassizistischen Skulpturen Antonio Canovas4 (1757–1822), Bertel Thorvaldsens5 (1770–1844) oder John Flaxmans6 (1755–1826) entstanden. Nicht wenige darunter sind als Grabdenkmäler in Auftrag gegeben worden. Sie wurden Gegenstand einer Fülle kunsthistorischer Forschungen7. Klassizistische Grabdenkmäler waren zunächst ein Phänomen der Oberschicht, die durch Italienreisen und entsprechende Bildung direkten oder indirekten Zugang zur Antike hatte und begeistert antike Stoffe aufnahm. In zwei Punkten unterscheiden sich die Schöpfungen des Klassizismus vom Schwerpunkt der hier gesammelten Studien: Zum einen musste die Kenntnis der originalen griechischen Plastik und Architektur im 18. Jahrhundert weitgehend auf die literarische Überlieferung und auf Reflexion und Kopien griechischer Vorbilder in der römischen Kunst beschränkt bleiben. Zum anderen arbeiteten die klassizistischen Künstler hauptsächlich für Auftraggeber des Adels und der gesellschaftlichen Oberschicht. Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden antike Stoffe breiteren Schichten zugänglich, einerseits durch die Werke Johann Wolfgang von Goethes (1749–1832), Friedrich Schillers (1759–1805) und anderer Dichter, andererseits unter dem Einfluss eines neuen bürgerlichen Bildungsideals, das sich stark an der klassischen Antike orientierte und dessen Ausbildung auf den alten Sprachen basierte. Gleichzeitig wirkten seit dem 19. Jh. bedeutende archäologische Neufunde in Griechenland und der Erkenntnisfortschritt in der griechischen Archäologie auf die Formen der Grabdenkmäler zurück. Zudem wirkten sich gesellschaftliche Veränderungen auch im Friedhofswesen aus: Seit dem 2. Viertel des 19. Jahrhunderts entstandenen in Europa und in Amerika außerhalb der Städte mehr oder weniger parkähnliche Friedhofsanlagen. Im Geiste der Aufklärung wurde damals vermehrt Wert auf eine besondere Ästhetik der Gräber sowie auf z. B. die von Canova entworfene Giebelstele des Kenotaphs für den Kupferstecher Giovanni Volpato in Rom, SS. Apostoli, die 1804–1807 fertiggestellt wurde: Memmesberger 1969, 161 Abb. 137. – vgl. J. Myssok, Antonio Canova: Die Erneuerung der klassischen Mythen in der Kunst um 1800. Studien zur Internationalen Architektur- und Kunstgeschichte Band 48 (Petersberg, Imhof 2007). 4 z. B. das Grabmal für den Augenarzt Vacca Berlinghieri im Campo Santo zu Pisa (1827–1830): Memmesheimer 1969, 45 Abb. 26. 5 z. B. das Grabmal für Admiral Nelson in London, St. Paul’s Cathedral; oder ein klassizistisches Grabmal unter Verwendung des Vorbildes der antiken Statuengruppe der »Drei Grazien« in der Kapelle von King’s College, Cambridge: G. K. Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexikon Band 4 (München 1837) 368 f.; W. Hofmann (Hrsg.), John Flaxman: Mythologie und Industrie. Kunst um 1800. Ausstellungskatalog Hamburger Kunsthalle – British Council (München, Prestel Verlag 1979); D. Bindman (Hrsg.), John Flaxman 1755–1826 Master of the Purest Line. London: Sir John Soane‹s Museum (London 2003). 6 7 Hartmann – Parlasca 1979 passim. 14 stroszeck hygienische Aspekte im Bestattungswesen gelegt. Zugleich erhielt der Gedanke der Repräsentation, der schon in der Antike von maßgeblicher Bedeutung bei der Grabgestaltung war, vermehrt Aufmerksamkeit. Einen wesentlichen zusätzlichen Impuls gab der wachsende Griechenlandtourismus. Die zunehmend besseren Lebensbedingungen im jungen Königreich Griechenland und die Fortschritte im Bereich der Personenschifffahrt ermöglichten einer wachsenden Schar von Bildungsreisenden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und besonders in dessen letztem Viertel den Besuch Athens und anderer berühmter Stätten Griechenlands8. So wurde es möglich, die so hoch geschätzte griechische Skulptur und Architektur, die bis dahin nur aus der antiken Literatur oder in der Brechung der römischen Kunst bekannt war, oder durch Stichwerke vermittelt wurde, auch in eigener Anschauung zu erfahren. Manche Reisen waren als Schiffskreuzfahrten ins Heilige Land organisiert, die en passant auch Stationen in Griechenland einbezogen9. Dennoch blieb die Zahl derer, die sich eine Reise nach Griechenland leisten konnten oder wollten, zunächst relativ klein. Die Reisen wurden als Abenteuer erlebt und viele Reisende schilderten ihre Erlebnisse für die Zeitgenossen zu Hause und seit Ende des 19. Jahrhunderts konnten sie zudem ihre Beschreibungen auch mit Fotografien illustrieren. Unter den Reiseberichten über Griechenlandaufenthalte des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts sind viele bekannte Namen zu finden, darunter Samuel Barrows, Isolde Kurz oder Virginia Woolf10. Insbesondere die Entdeckung der Grabdenkmäler im Kerameikos in Athen seit 1863 lenkte vermehrt das Interesse auf die Grabkunst der alten Griechen. Als eines der bedeutendsten Werke der klassischen griechischen Skulptur gilt seit seiner Auffindung 1870 das Grabrelief der Hegeso, heute im Athener Nationalmuseum (Taf. 1, 1)11. Es wurde so bekannt, dass Marcel Proust bei seinen Lesern das Kunstwerk aus dem Kerameikos als bekannt voraussetzen konnte12. Weiteres trugen die öffentlichkeitswirksame Bekanntmachung von Heinrich Schliemanns Funden in Mykene (seit 1876), der Beginn der Grabungen in Olympia (seit 1874) und in Delphi (seit 1892) sowie die Neubegründung der Olympischen Spiele (1896) bei. Hinzu Vgl. R. Eisner, Travelers to an Antique Land: the History and Literature of Travel to Greece (Ann Arbor 1991); D Ipsen, Das Land der Griechen mit der Seele suchend: die Wahrnehmung der Antike in deutschsprachigen Reiseberichten über Griechenland um die Wende zum 20. Jahrhundert (Osnabrück, Universitätsverlag Rasch 1999); Β. Κολοκοτρώνη – Ε. Μήτση (Hrsg.), Στη χώρα του φεγγαριού. Βρετανίδες περιηγητές στην Ελλάδα (1718–1932) (Athen 2005). 8 Mark Twains 1869 erschienene Satire »The Innnocents Abroad« schildert eine solche Reise. In deutscher Übersetzung von A.M. Brock, Die Arglosen im Ausland 9 (Frankfurt, Leipzig, Insel Verlag 1996) 358–371. 718 über die Station in Athen. 10 S. Barrows, The Isles and Shrines of Greece (Boston 1898) 129–137; I. Kurz; Wandertage in Hellas (München 1913) 37–40; V. Woolf, Am Mittelmeer. Zusammengestellt von Julia Bachstein (Frankfurt a. M., Schöffling & Co. 1995) 75-6. 11 Clairmont 1993, Nr. 2.150; Kaltsas 2001, 156 f. Nr. 309 mit Abb. 12 M. Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (dt. von Eva Rechel-Mertens) 10 Bde. (Frankfurt am Main 1979) Band 2, 737. 15 Einführung kamen neue Möglichkeiten der Vervielfältigung eines Kunstwerks, denn neben die Gipsabgüsse, die vor allem von Forschungseinrichtungen erworben wurden13, traten nun auch robustere Kopien aus Eisen14 sowie galvanoplastische Kopien und Teilkopien von Kunstwerken15, die für einen erweiterten Markt produziert wurden, der vor allem Gartenskulptur und – auf dem Hintergrund der zum Landschaftsgarten hin veränderten Friedhofskultur der Zeit – auch nicht zuletzt Friedhofsskulptur einschloss. Auch in Griechenland selbst hatte die Neugründung des Staates zu einer gesellschaftlichen Veränderung geführt, bei der die Identifikation mit der klassischen Antike eine wichtige Rolle spielte. Das äußert sich auf vielfache Weise: in der Bemühung um die Ausgrabung, Erhaltung und Präsentation antiker Stätten und Denkmäler (Taf. 1, 2), in einem Boom klassizistischer Bauwerke und von Anfang an auch in der Entstehung klassizistischer Grabdenkmäler. Im späteren Verlauf des 20. Jahrhunderts wird die Rezeption griechischer Kunst im sepulkralen Bereich stärker als zuvor ein besonderes und vereinzeltes Phänomen, das meist als Hinweis auf den Bildungsanspruch einer Familie zu verstehen ist oder an einen individuellen Bezug des Verstorbenen zur Antike erinnern soll. Griechischer Einfluss und lokale Tradition Wie sich der Einfluss griechischer Skulptur äußert, hängt eng mit dem Umfeld des neuen Grabmals, mit dem Auftraggeber sowie mit dem beauftragten Bildhauer zusammen. Oft lassen sich nicht alle Elemente im Einzelnen klären. Zu berücksichtigen sind z. B. besondere Gegebenheiten, die mit der örtlichen Gesellschaftsstruktur zusammenhängen. So ist es nicht verwunderlich, dass auf den Friedhöfen in München und Kopenhagen mehr griechisch beeinflusste Stelen zu finden sind als anderenorts. Einflussreiche Architekten und Bildhauer aus Dänemark und Bayern waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Griechenland gereist, manche hatten in Athen gearbeitet. Sie vermittelten die Kenntnis von griechischen Denkmälern durch ihre Tätigkeit am Hofe bzw. 13 Zur Entstehung von Gipsabgusssammlungen an deutschen Universitäten seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert z. B. J.Sieveking, Kurze Beschreibung des Kgl. Museums für Abgüsse klassischer Bildwerke (München 1902); Verzeichnis der Abguss-Sammlung des Akademischen Kunstmuseums der Universität Bonn. Bestand von 1820–1980 (Berlin 1981); K. Fittschen (Hrsg.); Verzeichnis der Gipsabgüsse des Archäologischen Instituts der Georg-August-Universität Göttingen. Bestand 1767– 1989 (Göttingen 1990); F. Rionnet, L‹Atelier de moulage du Musée du Louvre (1794–1928). Notes et documents des musées de France (Paris 1996); V. Stürmer – H. Wrede, Ein Museum im Wartestand. Die Abguss-Sammlung antiker Bildwerke (Berlin 1998). 14 M. Becker, Vom Verschwinden der Antike beim Gebrauch. Transformationen antiker Plastik im frühen Landschaftsgarten am Beispiel des Seifersdorfer Amor, in: Rosenberger 2008, 53–76 bes. 55–58 zum Eisenwerk in Lauchhammer, Sachsen mit weiterer Literatur. 15 WMF 1919 passim. 16 stroszeck an den jeweiligen Kunstakademien und durch illustrierte Reiseberichte. Aus München kam König Otto (1815–1867) als erster griechischer Regent (von 1832 bis 1862) ins neu gegründete Griechenland, während sein Nachfolger, König Georg I. (1845–1913, griechischer Regent von 1863 bis 1913) ein dänischer Prinz war. Beide Regenten brachten einen Teil ihres Hofstaates und ihrer Berater aus ihrer alten Heimat mit nach Griechenland. Die Rückkehrer von solchen Posten erhielten nicht selten Grabdenkmäler mit Bezug zur griechischen Kultur. In einem Punkt bleiben Grabdenkmäler nach griechischen Vorbildern überwiegend bei der lokalen Tradition ihrer Friedhöfe: sie sind meist, wie die anderen Grabsteine, aus lokalem Stein gefertigt, gelegentlich wird Marmor der Gegend verwendet und selten kommen auch Metallreliefs oder galvanoplastische Kopien vor. Sehr selten ist die Verwendung importierten Marmors. Lokale Bildhauer verwenden für Grabsteine, auch bei Sonderaufträgen, wie es die Grabdenkmäler unter griechischem Einfluss sind, normalerweise lokalen Stein. In Athen wurde deshalb meist pentelischer oder seltener hymettischer Marmor verwendet, in Deutschland Sand- oder Kalksteine verschiedener Qualitäten, die aus lokalen Steinbrüchen stammen und selten importierter Granit oder Marmor. Bei Beauftragung eines ortsansässigen Bildhauers stellen schließlich auch die handwerklichen Möglichkeiten und das jeweilige künstlerische Vermögen eine Rahmenbedingung dar. Der Einfluss der Homerischen Epen Die homerischen Epen erlebten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine Renaissance. Neue Impulse für die Homer-Rezeption, auch für die Grabkunst, setzten die erfolgreichen Ausgrabungen Heinrich Schliemanns im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in Troja, Mykene und Orchomenos, die einen regelrechten Reiseboom auslösten16. Verweise auf die Kenntnis von Ilias und Odyssee, auch Zitate in altgriechischer Sprache als Ausdruck der Zugehörigkeit zum gebildeten Bürgertum setzten sich fort bis in das 20. Jahrhundert. Auf Grabsteinen sind Inschriftenzitate nach berühmten Homerstellen nicht selten in griechischen Buchstaben angebracht worden. Sie belegen nicht nur den Bildungsanspruch einer Familie, sondern bringen auch ein daraus abgeleitetes elitäres Bewusstsein zum Ausdruck, wie aus dem Zitat des Eduard Mörike (1804–1875) auf dem Grabstein eines Künstlers deutlich wird: »Tausende, die hier liegen, sie wussten von keinem Homerus; selig sind sie gleichwohl, aber eben nicht wie Du17«. 16 z. B. W. von Oettingen, Unter der Sonne Homers. Erlebnisse und Bekenntnisse eines Dilettanten (Leipzig 1897); L. Hevesi, Sonne Homers. Heitere Fahrten durch Griechenland und Sizilien 1902–1904 (Stuttgart 1905); L. Weber, Im Banne Homers. Eindrücke und Erlebnisse einer Hellasfahrt (Leipzig 1912) . 17 A. Rügler – M. Kunze, Wiedergeburt griechischer Götter und Helden. Homer in der Kunst der Goethezeit. Eine Ausstellung der Winckelmann-Gesellschaft im Winckelmann-Museum Stendal, 6. November 1999 bis 9. Januar 2000 (Mainz, Zabern 2000) 352. Einführung 17 Besonders für die Wiedergabe auf einem neuzeitlichen Grabdenkmal geeignet erschienen die Passagen, in denen der Tod der homerischen Helden18 oder die Klage um die Helden19 beschrieben werden. Entsprechend sind sie gelegentlich auf modernen Grabsteinen zu finden. Auch die bildenden Künstler seit der Goethezeit haben immer wieder Anregungen aus den homerischen Epen aufgenommen. Zum Beispiel zeigt ein Gemälde Angelika Kauffmanns (1741–1807) die trauernde Andromache mit der Urne Hektors20. Auf der Urne steht mit griechischen Buchstaben der Name des Helden. Auf dem Mainzer Hauptfriedhof findet sich die Klage des Schattens des Patroklos in der Unterwelt (Hom. Il. 23, 77 f.) auf dem Grabmal eines Soldaten, der 1910 verstorben ist21: ... ἀλλ’ ἐμέ μὲν κὴρ / ἀμφέχανε στυγερή, ἥ περ λάχε γιγνόμενόν περ. »mich hat das Geschick, das verhasste, / Eben verschlungen, das schon bei meiner Geburt mir bestimmt war« (dt. Übers. von H. Rupé). Der Gedanke der Vorbestimmtheit wird hier wohl ausgewählt, weil er Trost geben kann. Der Tod ist demnach kein Unglück, sondern unausweichlich gewesen. Unterweltsvorstellungen und Mythen Ob die Rezeption von griechischen Unterweltsvorstellungen eine besondere Aussage hinsichtlich des Glaubens und der Jenseitsvorstellungen beinhaltet, lässt sich im Einzelfall nur mit zusätzlichen biographischen Kenntnissen entscheiden. Zumindest ist eine gewisse Distanz zur christlichen Erlösungsvorstellung naheliegend. Ein Thema, das schon die Künstler des ausgehenden 18. Jahrhunderts beschäftigt hatte und daher bereits über eine eigene westliche Bildtradition verfügte, ist die Darstellung von Hypnos und Thanatos. Die Bildhauer des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts nehmen nun auch direkte Einflüsse der griechischen Kunst auf, unter anderem läßt sich der Einfluss von Vasendarstellungen feststellen, z. B. auf einem privaten Grabdenkmal für die im Ersten Weltkrieg 1915 bzw. 1918 im Alter von 26 bzw. 30 Jahren gefallenen Brüder Ernst und Paul Kertess in Frankfurt am Main (Taf. 8, 1). Der durch das griechische Thema vertretene Bildungsanspruch bestätigt sich hier darin, daß beide Brüder nach Aussage der Grabinschriften promoviert waren. Die Vorstellung von Hermes als Seelengeleiter (Psychopompos) ist ebenfalls häufig vertreten, z. B. auf dem Grabmal für Josef Will (1860–1929) in Mainz (Taf. 8, 2), bei dem die lateinische Inschrift »Pax« 18 Tod Hektors: Hom. Il. 22, 355–363; Tod des Patroklos: 18, 22–35. 19 Klage um Patroklos: Hom. Il. 23, 93–110. 20 Bestattung des Hektor: Hom. Il. 24, 789–804. – A. Rügler – M. Kunze, Wiedergeburt griechischer Götter und Helden. Homer in der Kunst der Goethezeit. Eine Ausstellung der Winckelmann-Gesellschaft im Winckelmann-Museum Stendal, 6. November 1999 bis 9. Januar 2000 (Mainz, Zabern 2000) 61 Nr. II.1; 71–75 Nr. II 10–15. 21 Schon in der Antike zitiert von Aischines in seiner Rede gegen Timarchos, 148. Zum Grabdenkmal hier Beitrag Frielinghaus 131 Taf. 61, 1. 18 stroszeck (Frieden) über der Figur des Gottes steht. Die Vorstellung vom Fährmann Charon, der die Toten über den Unterweltsfluss Lethe übersetzt, finden man z. B. in den 1960er Jahren beim Grabmal der Familie Bauer in Augsburg22. Noch konkreter sind Vorstellungen vom Aufenthaltsort der Verstorbenen bzw. der Seelen im Jenseits. Zitiert werden die Inseln der Seligen, die homerischen Asphodeloswiesen, die Gärten der Hesperiden oder das Reich der Persephone, wie bei einem privaten Grabdenkmal für den 1916 im Ersten Weltkrieg im Alter von 23 Jahren gefallenen Erwin Eduard Beit Spixer auf dem Frankfurter Hauptfriedhof (Taf. 9, 2) bei dem eine entsprechende Inschrift auf dem Architrav über den dorischen Säulen der Einfassung des Grabes diese Vorstellung bezeugt. Unterstützt wurden solche Ausdrucksformen seit dem 18. Jahrhundert durch die Umgestaltung der Friedhöfe, vormals Gottesacker bei den Kirchen, zu parkähnlichen Anlagen außerhalb der Wohngebiete. In diesen »heiteren Ruhegärten der Abgeschiedenen«23 präsentierten sich nun die Grabdenkmäler auch als Kunstwerke mit erweiterten Aussagemöglichkeiten. Gelegentlich sind die drei Moiren dargestellt, oder zumindest Atropos mit Spindel und Schere, eine der drei Schicksalsgöttinnen, die den Lebensfaden der Menschen spinnen, ihn bemessen und ihn durchtrennen, wie auf dem Grabmal der Familie Gildemeister in Bremen (Taf. 10, 1). Das Thema war schon den frühen klassizistischen Bildhauern geläufig, wie beispielsweise die spinnende Atropos belegt, die Johann Gottfried Schadow (1764–1850) 1790 für das Grabmal des Grafen Alexander von der Mark (1779–1787) geschaffen hat24 oder die unter dem Einfluss von Platon (Staat 10, 617) entstandene Figur der singenden Atropos, die der Maler und Bildhauer Asmus Jacob Carstens (1754–1798) 1794 in Rom schuf25. Konkrete Vorbilder Von der griechischen Kunst beeinflusste Denkmäler können neben Statuen, Stelen und Reliefs auch architektonische Denkmäler sein. Letztere lassen sich nicht selten auf konkrete Vorbilder aus Athen zurückführen. Von Bedeutung ist dabei der Erhaltungszustand der Vorbilder. Gut erhaltene Monumente werden verständlicherweise häufiger rezipiert. 22 Ich danke Erwin Stier (Augsburg) für die Überlassung der Photos. 23 Zitat aus dem Titel von Voit 1825. 24 Heute Berlin, Alte Nationalgalerie, als Leihgabe aus der Dorotheenstädtische Kirche. 25 Die Stelle lautet in der Übersetzung von O. Apelt: »… die Töchter der Notwendigkeit, die Moiren, im weißen Gewande, mit Kränzen auf dem Haupte, Lachesis, Klotho und Atropos und begleiteten mit ihrem Gesang die Harmonie der Sirenen, Lachesis die Vergangenheit kündend, Klotho die Gegenwart, Atropos die Zukunft«. O. Apelt (Hrsg.), Platon. Sämtliche Dialoge Bd. 5 Der Staat (Leipzig 1916) 422 f. – vgl. Hesiod, Theogonie 217– 219: »Schließlich gebar sie die Moiren und gnadenlos strafenden Keren Lachesis, Klotho und Atropos, die das Gute und Schlechte schon im Moment der Geburt den sterblichen Menschen bestimmen« (dt. Übers. L. und K. Hallof). – Berlin, Humboldt Museum Schloß Tegel. P. Bloch, Die Berliner Bildhauerei des 19. Jahrhunderts und die Antike, in: Berlin und die Antike 1979, 177–201, 177 f. Nr. 323. 19 Einführung Eine wichtige Rolle spielt zudem die Verfügbarkeit eines Vorbildes beziehungsweise das Medium, durch das die Kenntnis des Denkmals vermittelt wurde. Hier sind Stichwerke und Zeichnungen, Gipsabgüsse, Modelle aus Ton, später Fotografien und Postkarten oder auch die eigene Anschauung durch Bildungsreisen zu nennen. Nach einer Phase der Vermittlung von Vorbildern auf dem Wege von Stichwerken der frühen Griechenlandreisen mit gezielt archäologischem Charakter, etwa der »Antiquities of Athens« von Stuart und Revett26, der »Gräber der Hellenen« von Baron Otto Magnus von Stackelberg27 oder der Skizzenblätter des Architekten Christian Hansen (1803–1883)28 treten die ersten direkt unter dem Einfluss griechischer Kunst entstandenen Grabdenkmäler, die Gegenstand der hier vorgestellten Studien sind, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Bahnbrechend waren vor allem die Werke Karl Friedrich Schinkels29. Der Höhepunkt der Entwicklung ist im letzten Drittel des 19. und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts festzustellen. Entscheidend ist oft der direkte Zugang zu den Vorbildern: Griechische Originale, die in den Berliner Antikensammlungen aufbewahrt werden, wurden in Deutschland häufiger als anderswo rezipiert – beispielsweise die sog. ›Stele Giustiniani30‹, die ›Knöchelspielerin‹ und der ›betende Knabe‹ (Taf. 5, 1. 2; 6, 1. 2). Entsprechendes gilt für Nachahmungen von Antiken aus amerikanischen Sammlungen in Amerika (s. hier Beitrag Oakley). In Athen liegen natürlich die athenischen Vorbilder zum Greifen nahe, sie werden dort auch häufig rezipiert. Wenn aber athenische Vorbilder in Alexandria31 oder in Amerika32, oder Denkmäler aus Sparta in Athen verwendet werden, so hat diese Auswahl meist eine konkrete Bedeutung für den Grabinhaber. Die Rezeption eines antiken Denkmals erfolgt dennoch oft nicht in genauer Kenntnis der Bedeutung des Vorbilds und der Umstände, unter denen es entstanden ist. Die Wahl wird vielmehr durch verschiedene Assoziationen und nicht selten durch eine vorher bestehende Grundhaltung beeinflusst, die die antike Kunst insgesamt als vollendet wahrnimmt. In einer Reihe von Sonderfällen ist die Auswahl offensichtlich durch individuelle biographische Gegebenheiten begründet: Die Grabstelle des Archäologen Adolf Furtwängler (1853– 1907) bezeichnet eine Kopie der Sphinx aus Aigina, die zu den bedeutendsten seiner Funde 26 Stuart – Revett 1762–1816; Stuart Revett 1827; Stuart – Revett 1830. 27 Stackelberg (1787–1837) hat zuerst 1810–1814 Griechenland besucht und war bis 1827 noch mehrfach dort. 28 Papanicolaou-Christensen 1985, 20 f. 28. 31–119 bes. 76 Abb. 76. 29 Memmesheimer 1969, 170. 373 Abb. 141. 142. 30 Seit 1897 in der Berliner Antikensammlung. M. Kunze, Grabstele eines Mädchens, in: Staatliche Museen zu Berlin. Preußischer Kulturbesitz. Antikensammlung (Hrsg.), Die Antikensammlung im Pergamonmuseum und in Charlottenburg (Mainz 1992) 108. 31 Hier Beitrag Antonopoulou 37 Taf. 18, 2. 32 Hier Beitrag Oakley 205 Taf. 88, 3. 20 stroszeck gehört33. Die Gerakistele aus Lakonien auf dem Grab Hans von Protts (1869–1903) wurde von diesem entdeckt34 und die sogenannte Calvert-Stele steht als Kopie auf dem Grab des Ehemannes der Nichte von Frank Calvert (1828–1908), der die Stele gefunden und nach Boston gebracht hatte35. Üblicherweise liegen in solchen Fällen maßgleiche Gipsabgüsse der Vorbilder zugrunde36. Griechische Symbole sind oft so sehr Teil westlichen Kulturgutes geworden, dass ihr griechischer Ursprung bei der ornamentalen Verwendung auf Grabmälern kaum mehr wahrgenommen wird. Und dennoch blickt die Rosette, eine geöffnete Blüte also, auf eine lange Tradition in der griechischen Grabkunst zurück, in der sie wohl für die Hoffnung auf neues Leben stand (Taf. 2, 3). Der Schmetterling dagegen symbolisierte in der griechischen Kunst die Seele des Toten, während der Ouroboros die unendliche Ewigkeit symbolisiert37. Am auffälligsten sind Nachahmungen von einzelnen Elementen oder auch von ganzen Bauten der griechischen Architektur. Besonders beliebt sind versatzstückhaft verwendete einzelne dorische oder ionische Säulen oder Monumente mit zwei Säulen wie beim Grabmal der Familie Kriete in Bremen (Taf. 10, 2). Teilkopien von antiken Tempelbauten sind ebenfalls vertreten. Beispielsweise wurden auf konkreten Auftrag des Theologieprofessors Karl August von Hase in Jena 1854 und seines Sohnes Oscar von Hase (1846–1921) in Leipzig 1910 für die beiden Grabdenkmäler der Familien des Vaters und des Sohnes maßstabsgerechte Kopien der Fassade des Niketempels auf der Athener Akropolis errichtet38. Kostspielig und entsprechend selten sind ganze Tempelarchitekturen, wie der tetrastyle dorische Grabtempel der Familien Albert Castell und Diether Böttger auf dem Mainzer Hauptfriedhof (Taf. 9, 1). Einen Impuls für die Beliebtheit dieser Grabtempel in Deutschland dürfte das 1810 in Charlottenburg errichtete Mausoleum der Königin Luise (1776–1810) gegeben haben. Die Pläne stammten von Karl Friedrich Schinkel (1781–1841), die Ausführung erfolgte durch Heinrich Gentz (1766–1811)39. Zu erwähnen sind hier auch die mehr oder weniger getreuen Nachbildungen antiker griechischer Bauten in Athen selbst, zum Beispiel des Lysikratesmonuments, das als Grabbau auf 33 Ruppenstein 2003, 91–93. – Hier Taf. 53, 4. 34 Stroszeck 2008, 145 f. Abb. 2–4. 35 Hier Beitrag Oakley 204 Taf. 87, 1. 2. 36 Hier Oakley 204 zu Grabdenkmälern mit Teilkopien nach Gipsabgüssen in New York, Metropolitan Museum. 37 Sörries 2002, 236; Meis 2003, 115. 38 Paul 1-2009, 38 f. mit Abb. Hofrat Oskar von Hase (1846–1921) war Vorsitzender des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Den Auftrag zur Herstellung des Leipziger Grabmonuments erhielt Baurat Prof. Bruno Eelbo. Für das Monument wurde thüringischer Kalkstein verwendet. Die Kenntnis des Tempels wurde vermittelt durch L. Ross – E. Schaubert – Chr. Hansen, Die Akropolis von Athen nach den neuesten Ausgrabungen I. Der Tempel der Nike Apteros (Berlin 1839); zu einer Nachbildung als Grabbau in Amerika s. hier Beitrag Oakley, 202 Taf. 85, 1. 39 H. Börsch-Supan, Das Mausoleum im Charlottenburger Schloßgarten (Berlin 1976); R. Bothe, Berliner Architekten zwischen 1790 und 1870, in: Berlin und die Antike 1979, 294–333 bes. 307 Nr. 613–614. Einführung 21 dem Ersten Friedhof, auf dem Friedhof von Keratsini und Piräus (Taf. 4, 1–4) sowie in Alexandria40 begegnet, oder der sog. Turm der Winde , der als Vorbild für ein Staatsgrab in Samford, Connecticut vorkommt (s. hier Beitrag Oakley, 202). Griechische Skulpturen werden auf verschiedene Art und Weise rezipiert. Selten sind maßstabsgetreue Kopien wie die des »Betenden Knaben« (Taf. 6, 2) und der »Knöchelspielerin« (Taf. 6, 1) auf dem Mainzer Hauptfriedhof. Beide sind überaus berühmte Werke der hellenistischen Zeit, sogenannte opera nobilia. Beide Grabstatuen kopieren antike Vorbilder in den Berliner Museen. Ihre neuzeitliche Aufstellungsgeschichte und die gute Erhaltung der Statuen, die modernen Interpretationen weiten Raum bieten, begründeten die große Popularität und Rezeption41. Die Bronzestatuette des sog. ›Betenden Knaben‹ war schon im 16. Jh. in Venedig nachweisbar. Sie wurde 1747 von Friedrich dem Großen angekauft und im Schloßpark von Sansscouci ausgestellt. Das Marmor-Vorbild der Knöchelspielerin auf dem Grab der Familie Kalkhof-Rose in Mainz war – wie der Berliner Betende Knabe auch – eine antike römische Kopie42. Sie wurde auf dem Celio in Rom gefunden. Der römische Künstler hat die hellenistische Genre-Statue mit einem Porträtkopf der 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. versehen. Wahrscheinlich war bereits diese römische Kopie als Grabstatue konzipiert worden. Palmetten- oder Anthemienstelen waren auf den klassischen Friedhöfen Athens und Attikas als weithin sichtbare Pfeiler aufgestellt. Auf dem Ersten Friedhof fällt diese Form des Grabdenkmals besonders ins Auge, weil sie ganz eindeutig auf antike Vorbilder zurückgeht, wie sie im Kerameikos seit Jahrtausenden aufrecht stehen, nämlich die anthemienbekrönten Marmorstelen (vgl. Hildebrandt, hier Taf. 38–41). Ein Grund für ihre Verwendung findet sich auf dem Ersten Friedhof: Es lässt sich hier feststellen, daß manche der Anthemienstelen als Ehrenmal für Verstorbene mit besonderen Verdiensten aufgestellt wurden. Der durch eine Anthemienstele nach antikem Vorbild geehrte neuzeitliche Grieche wird als »Ἄξιος διάδοχος ἄξιων προγώνων» charakterisiert. Das trifft abgesehen von den Archäologen wohl auch für die mit Anthemienstelen geehrten Persönlichkeiten wie den Dichter Angelos Sikelianos (1884–1951) oder die ehemalige griechische Kulturministerin Melina Merkuri (1920–1994) 40 Alexandria; vgl. hier Beitrag Antonopoulou Taf. 18, 2; Athen, Erster Friedhof: Grabmal der Familie Karapanos von 1895: St. Lydakis, Από το ‘Πενθούν Πνεύμα’ στην ‘Κοιμωμένη’, in: Erster Friedhof 2003, 10–13 bes. 12 mit Abb.; Piräus, Keratsini-Friedhof, Grabmal der Familie Stamatiou, hier Taf. 4, 4). Johann Carl Jung gegründet wurde und in dem unter anderen der Komponist Peter Cornelius (1824–1874) bestattet ist. Zur Rezeption des »Betenden Knaben«: U. Gehrig in: Berlin und die Antike 1979, 51 f. Nr. 52. Kopien der Statue werden bis heute von der Kunstformerei Schulz in Berlin vertrieben. 41 Die Kopie des ›Betenden Knaben‹ ist in Mainz im Grabbezirk der Familie Jung aufgestellt, der 1866 für 42 K. Schade: Die Knöchelspielerin in Berlin und verwandte Mädchenstatuen, in: Antike Plastik 27 (2000) 91–110 Taf. 50–68. 22 stroszeck zu, bzw. für ihren Vater Spiros Mekuris, der Bürgermeister von Athen war. Das Grabdenkmal als bewusster Rückgriff auf die Stelen der Ahnen versinnbildlicht einen wichtigen Aspekt der griechischen Identität: Es schafft eine direkte Verbindung zwischen den Stelen der Ahnen, den Ahnen selbst, den Errungenschaften und Werten ihrer Zeit und den heutigen Griechen. Diese Beziehung wird als ausschließlich wahrgenommen, weil sich diese Identifikationsmöglichkeiten scheinbar nur für Griechen ergeben. Daher ist auch die Meinung geäußert worden, daß diese Form der Grabstele «eine griechische Schöpfung « sei, die «auf keinem anderen europäischen Friedhof» begegne43. Daß das Identifikationspotential dieser Denkmälergattung jedoch viel weiter reichte, daß die Anthemienstele nämlich für den Bezug zu Griechenland und zur griechischen Bildung allgemein stehen kann, belegen die vielen Beispiele auf Friedhöfen der westlichen Welt44. Stellvertretend seien die Palmettenstelen für Christian Carl Josias Freiherr von Bunsen (1791–1860) auf dem Alten Friedhof in Bonn (Taf. 2, 5) und die Grabstele Gustav Schwabs (1792–1850) auf dem Hoppenlau-Friedhof in Stuttgart (Taf. 2, 6) genannt, durch dessen Werk »Sagen des klassischen Altertums« Generationen von Deutschen die griechische Sagenwelt nahegebracht wurde45. Wenige Kopien attischer Grabreliefs lassen sich bisher nachweisen. Ein jüngst entstandenes Beispiel ist die Giebelstele der Eheleute Voiatzidis auf dem Ersten Friedhof in Athen, sie wurde wohl beim Tod der Frau 1998 in Auftrag gegeben (Taf. 11, 2). Vorbild ist ein Grabrelief aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts im Athener Nationalmuseum, das 1882 in der Nähe des Omoniaplatzes gefunden wurde46. Das Grabrelief der Korallion im Kerameikos inspirierte offensichtlich das 1901 entstandene Grabdenkmal für einen dänischen Arzt (hier Taf. 53, 1–3). Das Relief ist jedoch keine einfache Kopie, sondern eine Neuschöpfung nach dem antiken Vorbild unter Verwendung der Figurenkomposition. Eine eigene Gruppe bilden Neuschöpfungen unter dem Einfluß attischer Grabreliefs, die sich jedoch nicht auf ein konkret benennbares Vorbild beziehen, sondern den Denkmaltypus aufgreifen. Der Bezug auf die klassischen Grabdenkmäler ist hier eindeutig, auch wenn die Reliefs Neuschöpfungen sind (s. hier Taf. 21, 1–2; 23, 2; 86, 4). Grabdenkmäler dieser Art sind wesentlich beliebter als originalgetreue Kopien, sie lassen dem Bildhauer größere schöpferische Möglichkeiten47. Als Beispiel sei das Grabrelief der Familie Kümmel auf dem Frankfurter 43 St. Lydakis, in Erster Friedhof 2003, 8 zu den Stelen Kozakis-Typaldos: »ο τύπος του μνημείου αυτού με τις λεπτές αναλογίες είναι ελληνική δημιουργία και δέν απαντά σε κανένα άλλο ευρωπαїκό νεκροταφίο«; ebenda 10 zur Stele für Stavros Andropoulos: »Οι ανθεμωτές στήλες συνδέονται απευθείας με τα αρχαία πρότυπα και δεν τις συναντούμε σε άλλα ευρωπαϊκά νεκροταφεία«. z. B. Leipzig, Grabmal der Brauereibesitzerfamilie Ernst Bauer, ein Werk des Leipziger Bildhauers Arthur Trebst (1861–1922) aus dem Jahr 1911: Paul 2-2010, 60–63 (hier Taf. 12, 1. 2); Jena, Grabmal des Archäologen Göttling (1793–1869) und viele andere. 44 45 G. Schwab, Sagen des klassischen Altertums (Stuttgart, Metzler-Verlag 1838–1840); ders., Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums (1848). Seither sind unzählige Auflagen erschienen. 46 Athen, Nationalmuseum Inv. 870. Clairmont 1993, Nr. 3.461. 47 Vgl. z. B. das 1897 entstandene Grabrelief der Familie Garschagen auf dem Evangelisch-lutherischen Friedhof Elberfeld Hochstraße in Wuppertal, ein Werk des Elberfelder Bildhauers Wilhelm Neumann-Torborg (1856–1917). Den Rahmen gibt eine Giebelstele nach attischem Vorbild, das Relief zeigt jedoch vor dem Hintergrund eines Kreuzes einen segnenden Engel und einen alten knieenden Pilger: Meis 2003, 169 f. mit Abb. Einführung 23 Hauptfriedhof angeführt (Taf. 11, 3). Neben der generellen Komposition mit Zitaten der von attischen Grabreliefs geläufigen Ikonographie können manchmal nur einzelne Figuren oder nur Kleidung und Frisur der Dargestellten antiken Vorbildern angeglichen sein. Vorbilder können hier neben den Grabreliefs auch die Figuren vom Parthenonfries oder klassische Weihreliefs sein wie beim Grabrelief des Bremer Bürgermeisters Otto Gildemeister in Bremen (Taf. 11, 1). Marmorne Lekythen und Loutrophoren sind charakteristische attische Grabdenkmäler des späten 5. und des 4. Jhs. v. Chr. Sie konnten sowohl als einzelne Grabdenkmäler als auch in Familiengrabbezirken, zusammen mit anderen Denkmälern aufgestellt werden. Nachahmungen dieser marmornen Grabvasen kommen selten vor48. Als frühes Beispiel kann die bronzene Lekythos für den Mechaniker Martin August Freund (1802–1827) auf dem Berliner Dorotheenstädtischen Friedhof genannt werden (Taf. 60, 2. 3). Die Familie war bekannt durch ein Unternehmen, das Dampfmaschinen produziert hat. Der Entwurf für das Grabdenkmal stammt vom Bruder des Verstorbenen, dem Bildhauer Herman Ernst Freund (1786– 1846). Auf der Lekythos ist in Relief eine geflügelte, pferdeführende Figur dargestellt, die nach dem Vorbild von Hermesdarstellungen einen kurzen Chiton und eine Kopfbedeckung mit Flügeln trägt und in der Rechten eine Schriftrolle hält. Sie steht vor einer Amphora, die durch eine Inschrift auf der Basis als Urne Freunds kenntlich gemacht ist. In dieser Figur verschmelzen griechische und nordische Mythologie: Die Inschrift »Skuld« über der Figur benennt sie als eine der Nornen, die den griechischen Moiren vergleichbar sind. Skuld steht hier für das unabänderliche Schicksal, das dem Menschen beschieden ist und das sich aus der Vergangenheit ableitet. Auf der Schmalseite der Lekythos ist sein Geburtsort Uthlede bei Bremen angegeben, darüber sind seine Werkzeuge dargestellt, eine Zange ein Hammer und eine Ahle, also die Werkzeuge eines Schmieds und Werkzeugherstellers. Das Ehrengrab für den Freiheitskämpfer Michail Vousikis, der 1822 einer der ersten Bürgermeister der jungen Hauptstadt Athen war, steht auf dem Ersten Friedhof von Athen. Den hohen Pfeiler, dessen Vorderseite eine reliefierte Porträtbüste schmückt, bekrönt eine reliefierte Marmorlekythos (Taf. 12, 3. 4). Auf der Lekythos ist das Relief eines Engels mit gesenkter Fackel dargestellt, den oberen Rand der Lekythos schmückt ein Mäanderband. Ein konkretes Vorbild lässt sich hier nicht benennen. Während Fuß und Gefäßkörper antiken Bespielen entsprechen, ist die Mündung der Lekythos unproportional schmal gebildet, auch kommt ein solcher Gefäßhenkel nicht bei antiken Marmorlekythen vor. Die Aufstellung einer Lekythos oder einer Loutrophoros als Bekrönung eines Grabdenkmals ist auch für die Antike belegt49. 48 Vgl. Oakley 2008, 24 f. Taf. 27 zur Grablekythos für die Schauspielerin Elli Lambetti (1925–1983) nach dem Vorbild der Lekythos der Athenapriesterin Myrrhine. 49 Zum Beispiel die Lekythos oder Loutrophoros auf der zentralen Säule im Grabbezirk der Potamier im Kerameikos: Knigge 1988, 134. 24 stroszeck Eine Grabamphora nach antikem Vorbild stellte der umstrittene Bildhauer Arno Breker (1900–1991) seinem 1951 verstorbenen Vater Arnold Breker (1874–1951) auf dem evangelisch-reformierten Friedhof Elberfeld Hochstraße in Wuppertal auf50. Kopie-Teilkopie-Variante-Neuschöpfung Es lassen sich unterschiedliche Grade der Rezeption feststellen: von der maßstabsgerechten Kopie bis hin zum versatzstückhaften Zitat eines einzelnen Elements sind viele Zwischenstufen möglich. Griechische Kunst und insbesondere griechische Plastik wird in maßstabsgetreuen Kopien, Teilkopien, Umbildungen, Derivaten und Neuschöpfungen rezipiert, daneben stehen subtilere Einflüsse, die die Aufstellungsart betreffen oder auch Stil und Proportionen. In manchen Fällen mag der Rückbezug auf die griechische Antike nicht einmal mehr ein bewusster Vorgang gewesen sein. Als Beispiel für eine getreue Kopie nach einem griechischen Original sei die sog. »Stele Giustiniani« genannt (Taf. 5, 1). Das Original, ein klassisches Grabrelief für ein Mädchen, das ursprünglich wohl auf der Insel Paros aufgestellt war, befindet sich seit 1897 in den Berliner Museen51. Die Stele wurde für eine Grabstätte auf dem protestantischen Friedhof in Regensburg abgeformt (Taf. 5, 2). Eine Variante der Rezeption ist die Teilkopie eines Bildwerks, die eklektisch in einen neuen Zusammenhang gebracht wird. Bei der 1911 errichteten Grabstele für den Archäologen Reinhard Kekulé von Stradonitz in Bonn (1839–1911) beispielsweise wird das Anthemion der Stele Giustiniani als Aufsatz über der Inschriftstele mit Porträtmedaillon und Name des Verstorbenen verwendet (Taf. 5, 3). Die Kopie des Anthemions des gleichen Vorbildes wird auch bei der Grabstele der Familie Stamelos auf der Ersten Friedhof in Athen verwendet, die wohl beim Tode der Aikaterini Stamelou im Jahr 1930 aufgestellt wurde (Taf. 5, 4). Gegen Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhunderts ist besonders auf dem Ersten Friedhof von Athen die Tendenz zu einer Schaffung von eklektischen, personenbezogenen Grabdenkmälern zu beobachten. ›Griechische‹ Grabdenkmäler werden nun entworfen, indem man verschiedene antike Vorbilder als Versatzstücke zu einem neuen Grabdenkmal vereinigt. Eine Sonderstellung kommt hierbei den Grabdenkmälern zu, die insbesondere zwischen 1890 und 1920 für Altertumswissenschaftler von ihren Kollegen konzipiert worden sind. Als Beispiel seien die Grabdenkmäler für Hans von Prott von 190952 und für Ernst Buresch (hier Taf. 35, 1–3) genannt. 50 Meis 2003, 159 f. mit Abb. 51 S.o. Anm. 8. 52 Stroszeck 2008, 145–149 Abb. 1–12. Siehe auch hier S. 74 f. zur Grabstele des Epigraphikers E. Buresch. 25 Einführung Die Verwendung griechischer oder überhaupt antiker Motive in zeitgenössischem Kontext bleibt auch ihrerseits nicht ohne Wirkung. Sie verändert unseren Blick auch auf das antike Denkmal. Die Skulptur wird nicht selten in einen ganz neuen Kontext und eine neue Funktion einbezogen. Die Kopie eines antiken Denkmals, die nicht museal präsentiert wird, sondern unter freiem Himmel, zwischen absichtsvoller Bepflanzung ihre Wirkung entfaltet, kann eine neue ästhetische Qualität erhalten, wie am Vergleich des Originals der Stele Giustiniani im Berliner Museum (Taf. 5, 1)53 mit ihrer maßstabsgetreuen Kopie auf einem modernen Friedhof in Regensburg (Taf. 5, 2) deutlich wird. Ein anderer Aspekt besteht darin, daß der Bekanntheitsgrad eines Denkmals durch die Kopienherstellung gefördert wird und dadurch das Prestige des Denkmals selbst erhöht. Die Wiederholung eines Vorbilds läßt es bedeutender werden, die Kopien üben »eine kontinuierliche Rückwirkung auf das Prestige ihrer Originale aus54«. Zur Bedeutung »griechischer« Grabmäler Der moderne Auftraggeber oder Betrachter erkennt unter Umständen im antiken Vorbild eine Botschaft, die sich aus seiner, d.h. der Sicht des modernen Rezipienten aufdrängt, ohne dass in der Antike jemals eine entsprechende Aussage mit dem Monument verbunden worden wäre. Es ist daher im Einzelfall nicht immer einfach, die Gründe für die Verwendung eines antiken Vorbilds zu erkennen, und es gibt kaum Quellen, die darüber Auskunft geben. Naheliegend, aber nicht in allen Fällen ausreichend mag die allgemeine Erklärung der ästhetischen Wertschätzung griechischer Denkmäler sein, die aufgrund ihrer Ausgewogenheit als perfekte Vorbilder galten und normativen Charakter hatten. Wenigstens einen Anhaltspunkt kann einer der einführenden Grundsätze zu der 1857 erschienenen »Grammatik der Ornamente« von Owen Jones geben: »Wie die Architektur, so sollten auch alle zu den dekorativen Künsten gehörigen Werke Angemessenheit, Ebenmass und Harmonie besitzen, und das Resultat dieser Eigenschaften insgesamt ist die Ruhe«55. Im Abschnitt über griechische Ornamente sind unter einem Marmorakroter des Parthenon zwei Stelenbekrönungen abgebildet. Im begleitenden Text wird den griechischen Ornamenten eine »unfehlbare Wahrheit« und »Vollkommenheit« bescheinigt, die man »erst dann recht zu fassen vermag, wenn man es versucht, griechische Ornamente zu reproduzieren«56. 53 Berlin, Staatliche Museen K 19. H: 1,43. Marmor. Parische Werkstatt (ca. 460 v. Chr.). W. Fuchs, Die Skulptur der Griechen 3(München 1983) 479–481 Abb. 562 (Verstorbene als »Braut des Hades«). 54 So M. Becker, in: Rosenberger 2008, 58. 55 Jones 1987, 5. 56 Jones 1987, 32. 33. 34. 26 stroszeck Ein Motiv kann in verschiedenen Bereichen weiter verwendet und zu etwas Neuem umgeformt werden, dessen Aussage keinen Bezug mehr zum Vorbild haben muss. Das Denkmal wird, so wie es vom neuzeitlichen Betrachter zu seiner Zeit verstanden wird, aufgegriffen, nachgeahmt oder verändert. Zeitgebundene Geistesströmungen sind bei der Interpretation ebenfalls zu berücksichtigen. So ist zum Beispiel bei der Auswahl eines antiken Vorbildes für Grabmäler während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland mit einer besonderen Motivation und Aussage zu rechnen, die unter Berücksichtigung des ideologischen Hintergrunds der Zeit interpretiert werden muß. Anhand einer Analyse der Einzelfälle wird sich schließlich vielleicht zeigen lassen, welche gesellschaftlichen und sonstigen Bedingungen und Gründe jeweils dem bewussten Rückgriff auf die griechische Skulptur zugrunde liegen. Angesichts der Fortdauer des Phänomens bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ist klar, daß die griechische Skulptur kaum überall und zu jeder Zeit aus den gleichen Gründen rezipiert worden ist. Will man den Rezeptionsvorgang erklären, so muß eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigt werden. Als Leitmotiv läßt sich bei der Rezeption griechischer Kunst auf neuzeitlichen Grabmälern die besondere Wertschätzung der klassischen griechischen Kultur und ihrer Ideale erkennen, mit denen der Verstorbene und seine Angehörigen sich identifizieren. Jenseits der klassischen Ideale Fast immer sind es die Denkmäler der griechischen Klassik, die auf die Neuzeit nachwirken. Nur vereinzelt gibt es Rückgriffe auf archaische oder andere Vorbilder. Ihre Bewertung erfordert eine differenzierte Kenntnis der Motivation des Auftraggebers. Eine Grabamphora nach antikem Vorbild schmückt die Grabstätte der Familie Dimokostoulas auf dem Ersten Friedhof, sie wurde aufgestellt für Loula D. Dimokostoula (1914–1942) (Taf. 13, 2). Vorbild für die marmorne Grabvase mit den charakteristischen durchbrochenen Henkeln ist ein Werk aus dem 7. Jh. v. Chr., nämlich die berühmte protoattische Grabamphora des Polyphem-Malers in Eleusis, die die drei Gorgonen zeigt und auf deren Hals die Blendung des Polyphem dargestellt ist57 (Taf. 13, 1). Der Grund für die Form des Grabbaus für Apostolos Marinakis (1960–1988) auf dem Friedhof des Piräus (Taf. 13, 3) erschliesst sich leicht: Es handelt sich hierbei um eine Nachbildung des von Sir Arthur Evans restaurierten Säulenhofes der minoischen Palastanlage von Knossos einschließlich der charakteristischen farblichen Gestaltung, der Form der minoischen Säulen, des Gebälks und der hörnerförmigen Eckakrotere. Die Wahl dieses Motives deutet unmissverständlich auf die Herkunft der Familie und ihre kretische Identität hin, verkörpert in der Architektur des berühmtesten antiken Baues der Insel. 57 Eleusis, Museum (um 670 v. Chr.). http://www. culture.gr/2/21/211/21103m/00/lk03m026.jpg Einführung 27 Schließlich gehört in diesen Zusammenhang auch die Verwendung der Deckenornamente des Kuppelgrabes von Orchomenos als Türornament am Grabbau Heinrich Schliemanns (1822–1890) auf dem Ersten Friedhof von Athen58. Schliemann hatte dieses bedeutende mykenische Kuppelgrab 1880–1886 ausgegraben. Eine entsprechende Motivation steht hinter der Imitation bronzezeitlicher Spiralornamente auf der Grabstele für den amerikanischen Archäologen Carl William Blegen (1887–1971) und seine Frau Elizabeth (1888–1966). In beiden Fällen werden also biographische Hinweise auf bedeutende Leistungen dieser Forscher gegeben. Jutta Stroszeck Deutsches Archäologisches Institut in Athen Kerameikosgrabung Fidiou, 1 GR-10678 Athen E-Mail: jutta_stroszeck@hotmail.com Abbildungsnachweise Taf. 1, 2: DAI Athen KER 157 – Taf. 2, 6: Photo V. Scheunert – Taf. 5, 1: Scan nach Fuchs 1983, 479 Abb. 562 – Taf. 13, 1: http://www.culture.gr/2/21/211/21103m/00/lk03m026.jpg. – Alle anderen Abb. nach Photos von J. Stroszeck 58 Korres 1981, 133–173. tafel 1 1 Athen, Kerameikos. Abguss des Grabreliefs der Hegeso im Grabbezirk des Koroibos von Melite (Athen, Nationalmuseum Inv. 3624) 2 Athen, Kerameikos, sog. Gräberstraße. Restaurierter Grabbezirk des Agathon und Sosikles aus Herakleia (1910) tafel 2 1 München, Südfriedhof. Grabstele für den Griechen A. Androutsos (gest. 4. 12. 1833) 4 Mainz, Hauptfriedhof. Familiengrabstätte des Obergerichtsrates Schmitt (1791–1886) 2 Berlin, Dorotheenstädtischer Friedhof. Giebelstele für den Juristen August Clemens Klenze (1795–1838) 5 Bonn, Alter Friedhof. Grabstele des Christian Carl Josias Freiherr von Bunsen (1791–1860) 3 Bonn, Alter Friedhof. Giebelstele für den Astronomen Friedrich Wilhelm August Argelander (1799–1875) 6 Stuttgart, Hoppenlau-Friedhof. Grabdenkmal für Gustav Schwab (1792–1850) tafel 3 1–4 Mainz, Hauptfriedhof. Ehrengrab mit Asklepios-Statue für den Arzt Peter Joseph Leydig (1775–1828) tafel 4 1 Athen. Siegesdenkmal des Lysikrates (334 v. Chr.) 3 Athen, Erster Friedhof. Grabdenkmal der Familie Karapanos (1895) 2 Athen. Siegesdenkmal des Lysikrates (334 v. Chr.) 4 Piräus, Anastasis-Friedhof. Grabdenkmal der Familie Stamatiou tafel 5 1 Berlin, Staatliche Museen Inv. K 19. Sog. ›Stele Giustiniani‹ 2 Regensburg, Protestantischer Friedhof. Kopie der ›Stele Giustiniani‹ 3 Bonn, Alter Friedhof. Grabstele für Reinhard Kekulé von Stradonitz (1839–1911) 4 Athen, Erster Friedhof. Grabdenkmal der Familie Panaiotis I. Stamelos, errichtet wohl 1930 beim Tod von Aikaterini Stamelou tafel 6 1 Mainz, Hauptfriedhof. Grabdenkmal der Familie Kalkhof-Rose. Kopie der sog. ›Knöchelspielerin‹ (1988) 2 Mainz, Hauptfriedhof. Grabdenkmal der Familie Jung. Kopie des sog. ›Betenden Knaben‹ tafel 7 1 Marburg, Holzkreuze auf dem Friedhof des Marburger Altenheims 2 Regensburg, Katholischer Friedhof Bischof-Konrad-Straße. Gedenksteine für Gefallene des 2. Weltkriegs tafel 8 1 Frankfurt am Main, Hauptfriedhof. Grabdenkmal der Famile Kertess mit der Darstellung von Hypnos und hanatos (um 1920) 2 Mainz, Hauptfriedhof. Hermes Psychpompos. Relief am Grabdenkmal für Josef Will (1929) tafel 9 1 Mainz, Hauptfriedhof. Grabbau der Familen Böttger und Castell. Dorischer Amphiprostylos 2 Frankfurt, Hauptfriedhof. Grabstätte der Familie Beit-Spixer. Mit dorischen Säulen eingefasste Grabstätte, in der Inschrift auf dem Architrav als „Reich der Persephone“ bezeichnet. tafel 10 1 Bremen, Rienberger Friedhof. Grabdenkmal der Familie Gildemeister: Atropos mit der Spindel 2 Bremen, Rienberger Friedhof. Grabstätte der Familie Kriete, Eklektische Architektur mit zwei dorischen Säulen (1903?) tafel 11 1 Bremen, Rienberger Friedhof. Grabdenkmal der Familie des Journalisten und Bremer Bürgermeisters Otto Gildemeister (1823–1902). Klassizistisches Grabrelief nach attischem Vorbild aus weißem Marmor 2 Athen, Erster Friedhof. Grabmal der Familie Voiatsidis, neuzeitliche Marmorkopie nach einem attischen Grabrelief (1998) 3 Frankfurt, Hauptfriedhof. Grabdenkmal der Familie Kümmel (1911). Eingesetzt in einen Rahmen aus schwarzem Granit ist ein bronzenes Grabrelief nach attischem Vorbild tafel 12 1, 2 Leipzig, Südfriedhof. Grabmal des Brauereibesitzers Ernst Bauer (1911) 3, 4 Athen, Erster Friedhof. Ehrengrabmal für den Freiheitskämpfer Michail Vousikis, der einer der ersten Bürgermeister Athens war. Gesamtansicht und Detail tafel 13 1 Eleusis, Museum. Grabamphora des Polyphem-Malers (um 670 v. Chr.) 2 Athen, Erster Friedhof. Grabmal für Loula Dimokostoula (1914–1942) in Form einer MarmorAmphora nach dem Vorbild von Taf. 13, 1 3 Piräus, Anastasis-Friedhof. Grabbau für Apostolos Marinakis (1960–1988). Nachahmung des von Evans ergänzten Palastes von Knossos