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COBAWU Institut, Wuppertal, 4. September 2015 COBAWU Definition von Komplexität Was ist Komplexität? Die im COBAWU Institut angelegte Definition von Komplexität korreliert mit Interpretationen von Yaneer Bar-Yam, Jorge Wagensberg, Ervin Laszlo, Hans Peter Dürr, Jacek Marczyk, Edgar Morin, Johan Galtung und andere Personen aus Wissenschaft und Forschung, die wir entweder in persönlichen Gesprächen in Europa und den USA erläutert und für den Zweck dieser Definition besprochen oder über die Literatur aufgenommen haben. Obschon unsere eigene Definition das Ergebnis einer völlig eigenständigen und originellen Entwicklung ist, wollen wir sowohl den Vergleich wie auch den Anschluss an verschiedene Denker und Tendenzen in Europa gestalten, weil wir uns als Teil einer Entwicklung verstehen. Unsere Definition soll den Umgang mit sozialer Komplexität erleichtern helfen. Soziale Komplexität ist etwas sehr konkretes und wenig abstraktes. Dem allgemeinen Publikum ist dies weder bekannt noch begreiflich, weil unsere Erziehungs- und Bildungssysteme seit 1995 sich nicht damit befasst haben. 1 Dadurch dass sowohl der Begriff wie auch der Umgang mit der Komplexität unterbewertet werden, entstehen ungeahnte Risiken aus der Komplexität selbst. Unsere Definition soll dazu beitragen, Aufklärung zu leisten und den Umgang mit dem Begriff zu erleichtern. Die COBAWU Definition wird angelegt um den Umgang mit sozialer Komplexität funktional auszudifferenzieren. Definition: Komplexität ist –der Quantenphysik folgend– in seinem Wesen Beziehung im Unterschied zur Kommunikation. Da Materie nicht existiert, wird das, woraus wir bestehen und was wir sehen, als elektrische Ladungen und Leere beschrieben. Und laut Physik und Quantenphysik sind das, was diese Ladungen zusammen hält und als Materie erscheinen lässt, ausschließlich Beziehungen. Beziehung setzt voraus, dass auch Transformation stattfindet, was komplex ist. Kommunikation kann hingegen linear sein und Transformation ausschließen. Komplexität ist einzig und allein Beziehung. Alles ist Natur und alles ist Komplexität und alles ist demnach Beziehung. Der Mensch ist ein Teil davon. 1 Yaneer Bar-Yam, 1997, Complexity Rising: From Human Beings to Human Civilization, a Complexity Profile. Spätestens mit der Veröffentlichung der Schriften von Yaneer Bar-Yam 1997 aus dem New England Complex Systems Institute, Cambridge, MA, USA hätten die Pädagogik reagieren können und müssen. Die Pädagogik in Deutschland hat mehr als kläglich versagt. Nichts ist verstanden worden. 1 COBAWU Institut, Wuppertal, 4. September 2015 Der Mensch ist reine Komplexität und was er tut, seine Handlungsmuster, sind reine Komplexitätsmuster. Humane Komplexität bildet sich in Mustern ab, die lesbar sind, sofern man die Parameter zur Lektüre der Komplexität ausreichend eingrenzt. Menschliche Komplexität ist berechenbar, voneinander-abhängig, autonom, kontingent, relational und drückt sich als berechenbares Komplexitätsmuster aus. Da Komplexität unendlich ist und niemals die gesamte Komplexität betrachtet werden kann, ergibt sich im Einzelfall, die Notwendigkeit in der Auseinandersetzung mit der Komplexität das Blickfeld einzuschränken. Im Gesamtkontext der Komplexitätsregulierung werden die einzelnen Betrachtungen zu einer Gesamtkomplexität zusammengefügt, die sich aufgrund ihrer Darstellung als Muster interpretieren lässt. Jede Form der Steuerung von sozialer und humaner Komplexität erfolgt mittels kritischer Massen an Akteuren, Handlungen, Instrumenten und Qualitäten. Will man Komplexität gestalten und einen bewussten Umgang damit erlernen, kann man nur kritische Massen an Komplexität betrachten und bearbeiten. Der Grund dafür liegt darin, dass Komplexität nicht kontrollierbar und nur bedingt steuerbar ist. Keine Komplexität ist so groß, dass sie die ganze Komplexität erfassen kann. So sehr bestimmte Entwicklungen annähernd und intuitiv vorausgesagt werden können, so wenig kann Komplexität prognostisch gedeutet werden. Das einzige, was möglich ist bezogen auf Zukunft, ist der Versuch, Komplexität strategisch zu gestalten und den Grundstein für Entwicklungen von Sinn durch Problematik festzulegen. Zukunft ist und bleibt Zukunft. Aber man kann strategisch Probleme gestalten, die den Menschen in den Bann ziehen. Der Anteil existierender und bewusster Komplexität kann nicht den gesamten Sinn der Komplexität erfassen. Das ist eine tautologische Aussage. Die Definition von kritischen Massen ist an die Betrachtungsweise, den Betrachtungsgegenstand und den Zweck gebunden und wird bei jeder Definition eines Prozesses im Umgang mit Komplexität neu und dynamisch definiert. Komplexität kann nur strategisch und niemals programmatisch angegangen werden. Wer sich mit Komplexität befasst, muss zwingend die hohe Kunst der Improvisation beherrschen. 2 COBAWU Institut, Wuppertal, 4. September 2015 Erläuterungen: Unsere ersten Gespräche zum Thema Komplexität mit einem Physiker stammen aus dem Jahr 2007. Wir trafen den Physiker Jorge Wagensberg im Museum CosmoCaixa in Barcelona, wo wir ihm unseren Ansatz zur Komplexität erklärten, sowie unsere Vermutung, dass menschliche Komplexität sich im Zusammenhang mit dem Gewaltsystem in einer oszillierenden Funktion abbilde. Jorge Wagensberg war überrascht, diese Aussage aus dem Munde eines Künstlers zu hören, meinte aber, dass die oszillierende Funktion eine in der Natur sehr häufig vorkommende Funktion sei und deshalb unsere Hypothese – bezogen auf das Zusammenspiel von Gewalt und menschlicher Komplexität– als höchst wahrscheinlich gelte. Damals hatten wir uns noch nicht ausreichend mit weiteren auf Komplexität bezogenen Handlungsmustern des Menschen auseinandergesetzt. Zu dem Zeitpunkt hatten wir gerade eben das Gewaltsystem analysiert und den Zusammenhang aus Gewalt und Komplexität dargestellt. Als nächstes erfolgten Gespräche mit Ervin Laszlo während der direkten Übertragung einer TV-Sendung am 19. Mai 2009 während des Film Festivals Cannes im französischen Online-Fernsehen zum Thema Philosophie des Lebens, Mensch im Einklang mit der Natur, Nachhaltigkeit, Wasser, etc.2 Ervin Laszlo und Andreu Ginestet einigten sich schnell über die grundlegenden Konzepte, da beide diese in der Fernsehsendung direkt und live dem Publikum erklären wollten. Aus diesem Gespräch nahm Andreu Ginestet den Hinweis zu kritischen Massen auf. Kritische Massen sind relevant zur Steuerung von Menschenmassen. Die Fernsehsendung ist nicht mehr abrufbar. Die Bildaufnahmen zeigen den Besuch von Ervin Laszlo bei der Ausstellung von Andreu Ginestet während des Filmfestivals. Bei dem Besuch der Ausstellung erfolgten weitere Gespräche zum Thema. Die Verständigung mit Ervin Laszlo war sehr gut und er sah gute Chancen für die praktische Umsetzung der von Andreu Ginestet vorgeschlagenen Regulierung von Komplexität. Unsere Gespräche mit Hans Peter Dürr fanden am 13. November 2010 in Hamburg statt. Hans Peter Dürr war als Referent auf dem 3. Hamburger Carl Friedrich von Weizsäcker-Forum zur Verantwortung der Wissenschaften eingeladen. Hans Peter Dürr wurde dem Publikum als ehem. Direktor des Max-Planck-Instituts für Physik (Wer2 http://archives-lepost.huffingtonpost.fr/article/2009/05/19/1542448_festival-de-cannes-ervin-laszlo.html http://worldshift2012.org/photo/cannes-photo 3 COBAWU Institut, Wuppertal, 4. September 2015 ner-Heisenberg-Institut) in München und als Träger des Alternativen Nobelpreises vorgestellt. An diesem Tag hielt er eine sehr emotionale, sehr empathische, extrem einfache, pragmatische und einfühlsame Rede im Plenum zu Komplexität und Beziehung und wurde von nur sehr wenigen Zuhörern im Auditorium verstanden. Dies war sehr frustrierend, worauf Hans Peter Dürr und Andreu Ginestet die Nähe zueinander feststellten und das Gespräch privat fortsetzten. Es erfolgte ein Gespräch, indem beide sich auf die Definitionen von „Komplexität“ und „Leben“ einigten und in wenigen Sätzen Teile der weiteren Arbeit für Andreu Ginestet festlegten. Hans Peter Dürr war an diesem Tag sehr pessimistisch, was die Zukunft des Experiments Mensch angeht. Er sah keine allzu große Hoffnung. Somit unterschied er sich wesentlich von Andreu Ginestet und betonte die Schwierigkeit der Aufgabe. Weitere Gespräche mit anderen Physikern erfolgten in Europa, werden aber nicht weiter aufgeführt weil weniger relevant wenn auch interessant. Die in den Jahren 2007 bis 2010 besprochenen und verstandenen Definitionen von Komplexität erscheinen uns im Sinne der Aufgaben, die sich das COBAWU Institut gesetzt hat, am Sinnvollsten. Die Aufgabe des COBAWU Instituts ist es, Frieden als Grundsatz des Lebens zu etablieren. Das ist das Gegenteil davon, Frieden zu wahren und zu halten oder zu machen. Wenn der Friede etabliert ist, muss er nicht permanent gemacht werde. Wenn Frieden die Regel ist, wird Gewalt die Ausnahme. Damit Gewalt geschieht, muss dann Gewalt gemacht werden. Das COBAWU Institut hat sich zur Aufgabe gemacht, den Frieden als grundsätzliche Form des Zusammenlebens zu etablieren und somit jede Form von Gewalt und Krieg vollständig zu verstehen, auf- und abzuarbeiten und bis auf residuale unvermeidbare Gewalterscheinungen durch andere Umgangsformen zu ersetzen. Das COBAWU Institut gesellt sich dabei nur zu den bereits bestehenden Initiativen und Organisationen, die an diesem Ziel arbeiten und trägt seine eigene Wirkung dazu bei. So wie in den Gesprächen mit Jorge Wagensberg, Ervin Laszlo und Hans Peter Dürr besprochen hat das COBAWU Institut im Sinne der Schöpfung von Frieden seine Definition angelegt. Man betrachte bitte auch die Aussage eines Edgar Morin und stelle fest, dass dieser unabhängig von uns und völlig eigenständig ebenso den Focus auf das Zwischenmenschliche und die Empathie setzt. In Hamburg erklärte Hans Peter Dürr, dass alles, was im Universum existiere, nichts als Beziehung sei. Was er damit meinte ist, dass in der Physik und der Quantenphysik festgestellt wurde, dass Materie nicht existiere und unsere Realität nur aus kleinsten elektrischen Ladungen und Leere bestehe, welche nur deswegen als Realität erscheine, weil es so sein solle. Demnach gingen elektrische Ladungen eine Beziehung 4 COBAWU Institut, Wuppertal, 4. September 2015 ein, um als Realität und Sinn zu erscheinen. Materie existiere nicht. Was existiere, sei der Sinn der Materie und unser eigener Umgang damit. Dies wird auch als Kontingenz definiert. Was wir sehen, sei ein Bauplan, der in Erfüllung gehe. Die Bedeutung dieser Aussage ist noch lange nicht erschöpft oder verstanden. Es gibt einige wenige Schlüsse, die wir jedoch ziehen können. Wir präsentieren zwei davon im Kontext dieser Definition: Was sich im Kleinen abbildet, sollte auch im Großen verstanden werden: Wenn ein Atom aus einer sichtbaren Masse nur aus elektrischen Ladungen besteht, wenn der Körper des Menschen und alles, was an ihm messbar ist, aus elektrischen Ladungen besteht, die in Beziehungen zueinander stehen, dann sollte der Mensch verstehen, dass Beziehungen die Grundlage seines Seins sind. Der Körper des Menschen besteht nur deswegen, weil geordnete elektrische Ladungen einem Bauplan folgend eine Beziehung zueinander eingehen wollen, die wir als Atome, als Moleküle, als Zellen, als Körper wahrnehmen können. Die Wahrnehmung selbst ist auch nichts anderes als elektrische Ladungen. Der Bauplan bleibt rätselhaft. Das bedeutet dass diese „Zusammenrottung“ von elektrischen Ladungen einen Sinn hat oder qua Sinn ist. Damit würde man ebenso bestätigen dass der Mensch nichts als Sinn ist. Da die von ihm wahrgenommene Umwelt auch nichts anderes als elektrische Ladungen sind und der Mensch diese als Spielwiese bespielt und sie für den Menschen Sinn ergeben, ist auch das gesamte Universum nichts als Sinn. Demnach gibt es keine tote Materie. Aber analog dazu, wie im menschlichen Körper elektrische Ladungen eine Beziehung eingehen, sollten wir verstehen, dass wir Menschen für die Menschheit das sind, was elektrische Ladungen für den Körper sind. Der Mensch hat nur einen begrenzten Einfluss auf die gesamte Komplexität, weswegen eine Steuerung nur durch intelligenten Umgang mit Komplexität erfolgen kann. Die frühere Aussage von Ervin Laszlo, welche sich auf kritische Massen bezieht, kommt hier zur Wirkung. Es reicht nicht aus, das Pareto-Prinzip anzuwenden, eine Verteilung nach dem sogenannten Powerlaw. Komplexität bildet sich nur bedingt in 80/20 Verhältnissen ab. Bezogen auf die Regulierung und dem bewussten Umgang mit Komplexität oder Beziehung muss verstanden werden, welche kritischen Massen wann relevant sind. Wenn wir menschliche Komplexität steuern möchten, müssen wir eine kritische Masse an Themen, an Daten sowie Akteuren definieren, die diese Daten aufbereiten und verarbeiten. Der pragmatische Ansatz: Komplexität lässt sich vor allem graphisch gut abbilden und wird dadurch sehr schnell verständlich. Sich der Komplexität zu ermächtigen bedarf einer kurzen Ausbildung, die keiner technischen Geräte bedarf. Es reicht eine Sandfläche, um jede 5 COBAWU Institut, Wuppertal, 4. September 2015 Form der Komplexität graphisch darzustellen. Somit kann Komplexität intuitiv erfasst werden und kann von jedem Menschen auf dem Planeten verantwortlich und im eignen Sinne für den eigenen Bedarf verstanden und gestaltet werden. Das COBAWU Institut hat Instrumente sowie Lernmethoden entwickelt. Schulungen sollen den Umgang mit Komplexität erleichtern. Die entwickelten Methoden und Instrumente sollen vor allem in den dafür vorgesehenen Strukturen zur Geltung kommen. Der Umgang mit Komplexität soll ebenso selbstverständlich werden wie der Umgang mit dem Thermometer. Das COBAWU Institut hat zu diesem Zweck interne Leitlinien und Protokolle sowie ethische Prinzipien festgelegt, die im Umgang mit Komplexität den Frieden stärken und auf der Grundlage einer breiten und dauerhaften Partizipation einer ausreichenden kritischen Masse von Personen den bewussten Umgang mit Komplexität ermöglichen. Hierzu veröffentlicht das COBAWU Institut periodisch Dokumente sowie Schulungsangebote. Das Ergebnis aller Handlungen im COBAWU Institut nennt sich Komplexitätsarchitektur. Eine für das allgemeine Publikum verständliche Architektur von Komplexität wird in weiteren Dokumenten vorgestellt. Fazit ist: Zwischenmenschliche Beziehungen sind das Wichtigste im Leben und wir sollten sie verstehen lernen, kultivieren und pflegen. Der freie Wille erhält dadurch seine Bedeutung. 6 COBAWU Institut, Wuppertal, 4. September 2015 Anlage: Um zu dem oben dargestellten synthetischen Ergebnis zu kommen bedurfte es einer Synthese aus verschiedenen Werken verschiedener Autoren. Diese erfolgte über einen Zeitraum von 20 Jahren. Wir fügen vorerst die Liste der Autoren an auf die sich das COBAWU Institut bezieht und werden diese im Laufe der Dozenz als Professoren an der Universität mit den entsprechenden Titeln und Beschreibung der relevanten Kapitel versehen. Aus diesem Dokument wird ein Teil einer Literaturliste werden, der die Definition von Komplexität betrifft, aus der Warte der Humanität und des Friedens. Das Dokument wird ebenso wie andere Dokumente über Jahre ergänzt werden. Isaac Asimov Aristoteles Margaret Atwood Robert Axelrod Yaneer Bar-Yam Zygmunt Baumann Ludwig Von Bertalanffy Pierre Bourdieu Martin Buber Fridjof Capra Manuel Castells Miguel Cervantes Carl von Clausewitz Juliet Corbin Frank Michael Dittes Hans Peter Dürr Kai T. Erikson Albert Einstein Harald Feldmann Michel Foucault Sigmund Freud Johan Galtung Federico García Lorca René Girard Antonio Gramsci Mark Granowetter Stephen W. Hawking Miguel Hernández Stephane Hessel Heinz Hof Friedrich Hölderlin Juana de Ibarbourou John Maynard Keynes 7 COBAWU Institut, Wuppertal, 4. September 2015 Ervin Laszlo James Lovelock Niklas Luhmann Niccolò Machiavelli Klaus Mainzer Karl Mannheim Jacek Marczyk Karl Marx Humberto Maturana Sandra Mitchell Edgar Morin Thomas Morus Helmut Newton Douglas C. North Mancur Olson Jose Ortega y Gasset Talcot Parsons Ilya Prigogine Jeremy Rifkin Sir Ken Robinson Baruch Spinoza Carl Steylaerts Anselm Strauss Moshe Szyf Francisco Varela Arnaud Villani Jorge Wagensberg Volkmar Weiss Rubeena Zakar 8
COBAWU Institut, Wuppertal, 20. April 2020 COBAWU Definition von Komplexität Was ist Komplexität? Die im COBAWU Institut angelegte Definition von Komplexität korreliert mit Interpretationen von Yaneer Bar-Yam, Jorge Wagensberg, Ervin Laszlo, Hans Peter Dürr, Jacek Marczyk, Edgar Morin, Johan Galtung und andere Personen aus Wissenschaft und Forschung, die wir entweder in persönlichen Gesprächen in Europa und den USA erläutert und für den Zweck dieser Definition besprochen oder über die Literatur aufgenommen haben. Obschon unsere eigene Definition das Ergebnis einer völlig eigenständigen und originellen Entwicklung ist, wollen wir sowohl den Vergleich wie auch den Anschluss an verschiedene Denker und Tendenzen in Europa gestalten, weil wir uns als Teil einer Entwicklung verstehen. Unsere Definition soll den Umgang mit sozialer Komplexität erleichtern helfen. Soziale Komplexität ist etwas sehr Konkretes und wenig abstraktes. Dem allgemeinen Publikum ist dies weder bekannt noch begreiflich, weil unsere Erziehungs- und Bildungssysteme seit 1995 sich nicht damit befasst haben. 1 Dadurch dass sowohl der Begriff wie auch der Umgang mit der Komplexität unterbewertet werden, entstehen ungeahnte Risiken aus der Komplexität selbst. Unsere Definition soll dazu beitragen, Aufklärung zu leisten und den Umgang mit dem Begriff zu erleichtern. Die COBAWU Definition wird angelegt, um den Umgang mit sozialer Komplexität funktional auszudifferenzieren. Definition: Komplexität ist –der Quantenphysik folgend– in seinem Wesen Beziehung im Unterschied zur Kommunikation. Da Materie nicht existiert, wird das, woraus wir bestehen und was wir sehen, als elektrische Ladungen und Leere beschrieben. Und laut Physik und Quantenphysik sind das, was diese Ladungen zusammenhält und als Materie erscheinen lässt, ausschließlich Beziehungen. Beziehung setzt voraus, dass auch Transformation stattfindet, was komplex ist. Kommunikation kann hingegen linear sein und Transformation ausschließen. Komplexität ist einzig und allein Beziehung. Alles ist Natur und alles ist Komplexität und alles ist demnach Beziehung. Der Mensch ist ein Teil davon. 1 Yaneer Bar-Yam, 1997, Complexity Rising: From Human Beings to Human Civilization, a Complexity Profile. Spätestens mit der Veröffentlichung der Schriften von Yaneer Bar-Yam 1997 aus dem New England Complex Systems Institute, Cambridge, MA, USA hätten die Pädagogik reagieren können und müssen. Die Pädagogik in Deutschland hat mehr als kläglich versagt. Nichts ist verstanden worden. 1 COBAWU Institut, Wuppertal, 20. April 2020 Der Mensch ist reine Komplexität und was er tut, seine Handlungsmuster, sind reine Komplexitätsmuster. Humane Komplexität bildet sich in Mustern ab, die lesbar sind, sofern man die Parameter zur Lektüre der Komplexität ausreichend eingrenzt. Menschliche Komplexität ist berechenbar, voneinander-abhängig, autonom, kontingent, relational und drückt sich als berechenbares Komplexitätsmuster aus. Da Komplexität unendlich ist und niemals die gesamte Komplexität betrachtet werden kann, ergibt sich im Einzelfall, die Notwendigkeit in der Auseinandersetzung mit der Komplexität das Blickfeld einzuschränken. Im Gesamtkontext der Komplexitätsregulierung werden die einzelnen Betrachtungen zu einer Gesamtkomplexität zusammengefügt, die sich aufgrund ihrer Darstellung als Muster interpretieren lässt. Jede Form der Steuerung von sozialer und humaner Komplexität erfolgt mittels kritischer Massen an Akteuren, Handlungen, Instrumenten und Qualitäten. Will man Komplexität gestalten und einen bewussten Umgang damit erlernen, kann man nur kritische Massen an Komplexität betrachten und bearbeiten. Der Grund dafür liegt darin, dass Komplexität nicht kontrollierbar und nur bedingt steuerbar ist. Keine Komplexität ist so groß, dass sie die ganze Komplexität erfassen kann. So sehr bestimmte Entwicklungen annähernd und intuitiv vorausgesagt werden können, so wenig kann Komplexität prognostisch gedeutet werden. Das einzige, was möglich ist bezogen auf Zukunft, ist der Versuch, Komplexität strategisch zu gestalten und den Grundstein für Entwicklungen von Sinn durch Problematik festzulegen. Zukunft ist und bleibt Zukunft. Aber man kann strategisch Probleme gestalten, die den Menschen in den Bann ziehen. Der Anteil existierender und bewusster Komplexität kann nicht den gesamten Sinn der Komplexität erfassen. Das ist eine tautologische Aussage. Die Definition von kritischen Massen ist an die Betrachtungsweise, den Betrachtungsgegenstand und den Zweck gebunden und wird bei jeder Definition eines Prozesses im Umgang mit Komplexität neu und dynamisch definiert. Komplexität kann nur strategisch und niemals programmatisch angegangen werden. Wer sich mit Komplexität befasst, muss zwingend die hohe Kunst der Improvisation beherrschen. 2 COBAWU Institut, Wuppertal, 20. April 2020 Erläuterungen: Unsere ersten Gespräche zum Thema Komplexität mit einem Physiker stammen aus dem Jahr 2007. Wir trafen den Physiker Jorge Wagensberg im Museum CosmoCaixa in Barcelona, wo wir ihm unseren Ansatz zur Komplexität erklärten, sowie unsere Vermutung, dass menschliche Komplexität sich im Zusammenhang mit dem Gewaltsystem in einer oszillierenden Funktion abbilde. Jorge Wagensberg war überrascht, diese Aussage aus dem Munde eines Künstlers zu hören, meinte aber, dass die oszillierende Funktion eine in der Natur sehr häufig vorkommende Funktion sei und deshalb unsere Hypothese – bezogen auf das Zusammenspiel von Gewalt und menschlicher Komplexität– als höchst wahrscheinlich gelte. Damals hatten wir uns noch nicht ausreichend mit weiteren auf Komplexität bezogenen Handlungsmustern des Menschen auseinandergesetzt. Zu dem Zeitpunkt hatten wir gerade eben das Gewaltsystem analysiert und den Zusammenhang aus Gewalt und Komplexität dargestellt. Als nächstes erfolgten Gespräche mit Ervin Laszlo während der direkten Übertragung einer TV-Sendung am 19. Mai 2009 während des Film Festivals Cannes im französischen Online-Fernsehen zum Thema Philosophie des Lebens, Mensch im Einklang mit der Natur, Nachhaltigkeit, Wasser, etc.2 Ervin Laszlo und Andreu Ginestet einigten sich schnell über die grundlegenden Konzepte, da beide diese in der Fernsehsendung direkt und live dem Publikum erklären wollten. Aus diesem Gespräch nahm Andreu Ginestet den Hinweis zu kritischen Massen auf. Kritische Massen sind relevant zur Steuerung von Menschenmassen. Die Fernsehsendung ist nicht mehr abrufbar. Die Bildaufnahmen zeigen den Besuch von Ervin Laszlo bei der Ausstellung von Andreu Ginestet während des Filmfestivals. Bei dem Besuch der Ausstellung erfolgten weitere Gespräche zum Thema. Die Verständigung mit Ervin Laszlo war sehr gut und er sah gute Chancen für die praktische Umsetzung der von Andreu Ginestet vorgeschlagenen Regulierung von Komplexität. Unsere Gespräche mit Hans Peter Dürr fanden am 13. November 2010 in Hamburg statt. Hans Peter Dürr war als Referent auf dem 3. Hamburger Carl Friedrich von Weizsäcker-Forum zur Verantwortung der Wissenschaften eingeladen. Hans Peter Dürr wurde dem Publikum als ehem. Direktor des Max-Planck-Instituts für Physik (Wer2 http://archives-lepost.huffingtonpost.fr/article/2009/05/19/1542448_festival-de-cannes-ervin-laszlo.html http://worldshift2012.org/photo/cannes-photo 3 COBAWU Institut, Wuppertal, 20. April 2020 ner-Heisenberg-Institut) in München und als Träger des Alternativen Nobelpreises vorgestellt. An diesem Tag hielt er eine sehr emotionale, sehr empathische, extrem einfache, pragmatische und einfühlsame Rede im Plenum zu Komplexität und Beziehung und wurde von nur sehr wenigen Zuhörern im Auditorium verstanden. Dies war sehr frustrierend, worauf Hans Peter Dürr und Andreu Ginestet die Nähe zueinander feststellten und das Gespräch privat fortsetzten. Es erfolgte ein Gespräch, indem beide sich auf die Definitionen von „Komplexität“ und „Leben“ einigten und in wenigen Sätzen Teile der weiteren Arbeit für Andreu Ginestet festlegten. Hans Peter Dürr war an diesem Tag sehr pessimistisch, was die Zukunft des Experiments Mensch angeht. Er sah keine allzu große Hoffnung. Somit unterschied er sich wesentlich von Andreu Ginestet und betonte die Schwierigkeit der Aufgabe. Weitere Gespräche mit anderen Physikern erfolgten in Europa, werden aber nicht weiter aufgeführt, weil weniger relevant wenn auch interessant. Die in den Jahren 2007 bis 2010 besprochenen und verstandenen Definitionen von Komplexität erscheinen uns im Sinne der Aufgaben, die sich das COBAWU Institut gesetzt hat, am Sinnvollsten. Die Aufgabe des COBAWU Instituts ist es, Frieden als Grundsatz des Lebens zu etablieren. Das ist das Gegenteil davon, Frieden zu wahren und zu halten oder zu machen. Wenn der Friede etabliert ist, muss er nicht permanent gemacht werde. Wenn Frieden die Regel ist, wird Gewalt die Ausnahme. Damit Gewalt geschieht, muss dann Gewalt gemacht werden. Das COBAWU Institut hat sich zur Aufgabe gemacht, den Frieden als grundsätzliche Form des Zusammenlebens zu etablieren und somit jede Form von Gewalt und Krieg vollständig zu verstehen, auf- und abzuarbeiten und bis auf residuale unvermeidbare Gewalterscheinungen durch andere Umgangsformen zu ersetzen. Das COBAWU Institut gesellt sich dabei nur zu den bereits bestehenden Initiativen und Organisationen, die an diesem Ziel arbeiten und trägt seine eigene Wirkung dazu bei. So wie in den Gesprächen mit Jorge Wagensberg, Ervin Laszlo und Hans Peter Dürr besprochen hat das COBAWU Institut im Sinne der Schöpfung von Frieden seine Definition angelegt. Man betrachte bitte auch die Aussage eines Edgar Morin und stelle fest, dass dieser unabhängig von uns und völlig eigenständig ebenso den Focus auf das Zwischenmenschliche und die Empathie setzt. In Hamburg erklärte Hans Peter Dürr, dass alles, was im Universum existiere, nichts als Beziehung sei. Was er damit meinte ist, dass in der Physik und der Quantenphysik festgestellt wurde, dass Materie nicht existiere und unsere Realität nur aus kleinsten elektrischen Ladungen und Leere bestehe, welche nur deswegen als Realität erscheine, weil es so sein solle. Demnach gingen elektrische Ladungen eine Beziehung 4 COBAWU Institut, Wuppertal, 20. April 2020 ein, um als Realität und Sinn zu erscheinen. Materie existiere nicht. Was existiere, sei der Sinn der Materie und unser eigener Umgang damit. Dies wird auch als Kontingenz definiert. Was wir sehen, sei ein Bauplan, der in Erfüllung gehe. Die Bedeutung dieser Aussage ist noch lange nicht erschöpft oder verstanden. Es gibt einige wenige Schlüsse, die wir jedoch ziehen können. Wir präsentieren zwei davon im Kontext dieser Definition: Was sich im Kleinen abbildet, sollte auch im Großen verstanden werden: Wenn ein Atom aus einer sichtbaren Masse nur aus elektrischen Ladungen besteht, wenn der Körper des Menschen und alles, was an ihm messbar ist, aus elektrischen Ladungen besteht, die in Beziehungen zueinander stehen, dann sollte der Mensch verstehen, dass Beziehungen die Grundlage seines Seins sind. Der Körper des Menschen besteht nur deswegen, weil geordnete elektrische Ladungen einem Bauplan folgend eine Beziehung zueinander eingehen wollen, die wir als Atome, als Moleküle, als Zellen, als Körper wahrnehmen können. Die Wahrnehmung selbst ist auch nichts anderes als elektrische Ladungen. Der Bauplan bleibt rätselhaft. Das bedeutet, dass diese „Zusammenrottung“ von elektrischen Ladungen einen Sinn hat oder qua Sinn ist. Damit würde man ebenso bestätigen, dass der Mensch nichts als Sinn ist. Da die von ihm wahrgenommene Umwelt auch nichts anderes als elektrische Ladungen sind und der Mensch diese als Spielwiese bespielt und sie für den Menschen Sinn ergeben, ist auch das gesamte Universum nichts als Sinn. Demnach gibt es keine tote Materie. Aber analog dazu, wie im menschlichen Körper elektrische Ladungen eine Beziehung eingehen, sollten wir verstehen, dass wir Menschen für die Menschheit das sind, was elektrische Ladungen für den Körper sind. Der Mensch hat nur einen begrenzten Einfluss auf die gesamte Komplexität, weswegen eine Steuerung nur durch intelligenten Umgang mit Komplexität erfolgen kann. Die frühere Aussage von Ervin Laszlo, welche sich auf kritische Massen bezieht, kommt hier zur Wirkung. Es reicht nicht aus, das Pareto-Prinzip anzuwenden, eine Verteilung nach dem sogenannten Powerlaw. Komplexität bildet sich nur bedingt in 80/20 Verhältnissen ab. Bezogen auf die Regulierung und dem bewussten Umgang mit Komplexität oder Beziehung muss verstanden werden, welche kritischen Massen wann relevant sind. Wenn wir menschliche Komplexität steuern möchten, müssen wir eine kritische Masse an Themen, an Daten sowie Akteuren definieren, die diese Daten aufbereiten und verarbeiten. Der pragmatische Ansatz: Komplexität lässt sich vor allem graphisch gut abbilden und wird dadurch sehr schnell verständlich. Sich der Komplexität zu ermächtigen bedarf einer kurzen Ausbildung, die keiner technischen Geräte bedarf. Es reicht eine Sandfläche, um jede 5 COBAWU Institut, Wuppertal, 20. April 2020 Form der Komplexität graphisch darzustellen. Somit kann Komplexität intuitiv erfasst werden und kann von jedem Menschen auf dem Planeten verantwortlich und im eignen Sinne für den eigenen Bedarf verstanden und gestaltet werden. Das COBAWU Institut hat Instrumente sowie Lernmethoden entwickelt. Schulungen sollen den Umgang mit Komplexität erleichtern. Die entwickelten Methoden und Instrumente sollen vor allem in den dafür vorgesehenen Strukturen zur Geltung kommen. Der Umgang mit Komplexität soll ebenso selbstverständlich werden wie der Umgang mit dem Thermometer. Das COBAWU Institut hat zu diesem Zweck interne Leitlinien und Protokolle sowie ethische Prinzipien festgelegt, die im Umgang mit Komplexität den Frieden stärken und auf der Grundlage einer breiten und dauerhaften Partizipation einer ausreichenden kritischen Masse von Personen den bewussten Umgang mit Komplexität ermöglichen. Hierzu veröffentlicht das COBAWU Institut periodisch Dokumente sowie Schulungsangebote. Das Ergebnis aller Handlungen im COBAWU Institut nennt sich Komplexitätsarchitektur. Eine für das allgemeine Publikum verständliche Architektur von Komplexität wird in weiteren Dokumenten vorgestellt. Fazit ist: Zwischenmenschliche Beziehungen sind das Wichtigste im Leben und wir sollten sie verstehen lernen, kultivieren und pflegen. Der freie Wille erhält dadurch seine Bedeutung. 6 COBAWU Institut, Wuppertal, 20. April 2020 Anlage: Um zu dem oben dargestellten synthetischen Ergebnis zu kommen bedurfte es einer Synthese aus verschiedenen Werken verschiedener Autoren. Diese erfolgte über einen Zeitraum von 20 Jahren. Wir fügen vorerst die Liste der Autoren an auf die sich das COBAWU Institut bezieht und werden diese im Laufe der Arbeit als Professoren an der Universität mit den entsprechenden Titeln und Beschreibung der relevanten Kapitel versehen. Aus diesem Dokument wird ein Teil einer Literaturliste werden, der die Definition von Komplexität betrifft, aus der Warte der Humanität und des Friedens. Das Dokument wird ebenso wie andere Dokumente über Jahre ergänzt werden. Isaac Asimov Aristoteles Margaret Atwood Robert Axelrod Yaneer Bar-Yam Zygmunt Baumann Ludwig Von Bertalanffy Pierre Bourdieu Martin Buber Fridjof Capra Manuel Castells Miguel Cervantes Carl von Clausewitz Juliet Corbin Frank Michael Dittes Hans Peter Dürr Kai T. Erikson Albert Einstein Harald Feldmann Michel Foucault Sigmund Freud Johan Galtung Federico García Lorca René Girard Antonio Gramsci Mark Granowetter Stephen W. Hawking Miguel Hernández Stephane Hessel Heinz Hof Friedrich Hölderlin Juana de Ibarbourou John Maynard Keynes 7 COBAWU Institut, Wuppertal, 20. April 2020 Ervin Laszlo James Lovelock Niklas Luhmann Niccolò Machiavelli Klaus Mainzer Karl Mannheim Jacek Marczyk Karl Marx Humberto Maturana Sandra Mitchell Edgar Morin Thomas Morus Helmut Newton Douglas C. North Mancur Olson Jose Ortega y Gasset Talcot Parsons Ilya Prigogine Jeremy Rifkin Sir Ken Robinson Baruch Spinoza Carl Steylaerts Anselm Strauss Moshe Szyf Francisco Varela Arnaud Villani Jorge Wagensberg Volkmar Weiss Rubeena Zakar 8