Akkulturation und psychische Belastung
bei Kindern und Jugendlichen
Emily Frankenberg und Stephan Bongard
Inhalt
1 Kinder und Jugendliche im Kontext Migration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
2 Psychische Gesundheit junger Migranten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
3 Risikofaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
4 Protektive Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
5 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Zusammenfassung
Bei jungen Migranten fallen die mit der Akkulturation und Adaptation an eine
neue Kultur einhergehenden Herausforderungen zeitlich mit alterstypischen
Veränderungen und Entwicklungsaufgaben zusammen. Für das Erwachsenenalter
gut erforschte, mit dem Migranten-Status einhergehende Stressoren und Ressourcen müssen daher vor dem Hintergrund dieser potenziellen Doppelbelastung
betrachtet werden, um die Besonderheiten der Adaptationsverläufe dieser Altersgruppe verstehen und wirkungsvolle Interventionen zur Förderung der psychischen Gesundheit junger Migranten implementieren zu können.
Schlüsselwörter
Adaptation · Akkulturation · Junge Migranten · Akkulturationsstress · Stress ·
Kinder und Jugendliche · Diskriminierung · Vulnerabilität · Resilienz
E. Frankenberg (*)
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Schwerpunkt Neuropädiatrie, Kinderpsychologischer
Dienst, Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland
E-Mail: emily.frankenberg@kgu.de
S. Bongard (*)
Institut für Psychologie, Goethe-Universität Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland
E-Mail: bongard@psych.uni-frankfurt.de
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
T. Ringeisen et al. (Hrsg.), Handbuch Stress und Kultur,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-27825-0_41-1
1
2
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E. Frankenberg und S. Bongard
Kinder und Jugendliche im Kontext Migration
Der Prozess interkultureller Adaptation ist für Kinder und Jugendliche besonders
komplex. Wie ihre Eltern sehen sie sich mit zahlreichen potenziellen Herausforderungen und Belastungen konfrontiert, die mit ihrem Migrantenstatus zusammenhängen. Hierzu zählen häufig sozioökonomische Nachteile, ethnische Diskriminierung sowie Unterschiede in den Akkulturationsverläufen innerhalb der Familie,
welche wiederum weitreichende Folgen haben können (Kwak 2003). Bei jungen
Migranten fallen diese Herausforderungen zeitlich mit alterstypischen entwicklungsbedingten Veränderungen und Aufgaben zusammen. So sehen sie sich beispielsweise mit schulischen Leistungsanforderungen konfrontiert sowie mit der Entwicklungsaufgabe soziale Beziehungen zu formen und aufrechtzuerhalten und eine
(ethnische) Identität zu entwickeln (Strohmeier und Schmitt-Rodermund 2008).
Man kann hier also durchaus von einer Doppelbelastung sprechen, der jugendliche
Migranten ausgesetzt sind.
In diesem Kapitel werden die Besonderheiten des Akkulturationsprozesses bei
Kindern und Jugendlichen herausgearbeitet. Zudem werden die damit einhergehenden Belastungen, Einflüsse und Schutzfaktoren aufgezeigt und daraus folgende
Implikationen für Fachkräfte und Gesellschaft beleuchtet.
1.1
Akkulturation bei Kindern und Jugendlichen
Akkulturation wird definiert als Veränderung, die aus langanhaltendem direktem
Kontakt zwischen Individuen oder Gruppen unterschiedlicher Kulturen in einer oder
beiden Kulturen resultiert (Sam und Berry 2006). Individuelle Akkulturationsverläufe und deren Ergebnisse sind vielgestaltig. Insbesondere im europäischen Kontext
scheinen sie keinen klaren, linearen Verlauf anzunehmen (Frankenberg et al. 2013;
Phinney et al. 2006). Vielmehr hängen sie, wie gezeigt werden wird, von individuellen Faktoren aufseiten der Betroffenen selbst sowie von Charakteristika der
Aufnahmegesellschaft ab.
Psychologische Akkulturation bezeichnet den individuellen Grad der Anpassung
an die Herkunfts- und an die Aufnahmekultur. Studien, die sich auf dieses zweidimensionales Modell der Akkulturation stützen, zeigen, dass die Akkulturationsstrategie der Integration oder des Bikulturalismus, d. h. mit den Eigenheiten der
Aufnahmekultur als auch mit denen der Herkunftskultur vertraut zu sein, im Erwachsenenalter mit dem besten Gesundheitsergebnissen assoziiert ist (Berry 2005).
Migranten hingegen, welche weder zur Herkunfts- noch zur Aufnahmekultur in
Beziehung stehen (Akkulturationsstrategie: Marginalisierung) weisen meist relativ
hohe gesundheitliche Belastungen auf. Die meisten derartigen Studien wurden bei
Migranten mit einem hispanischen oder asiatischen Hintergrund in den USA,
Kanada und Australien durchgeführt.
Unter jungen Migranten in Deutschland ist die Akkulturationsstrategie der Integration am stärksten vertreten (Frankenberg und Bongard 2013; Pfafferott und
Brown 2006) und wird mit den besten Ergebnissen in Bezug auf zahlreiche Varia-
Akkulturation und psychische Belastung bei Kindern und Jugendlichen
3
blen der psychischen Gesundheit in Verbindung gebracht (Schenk et al. 2008; Sam
et al. 2006). Die Entwicklung eines Zugehörigkeitsgefühls zu mehr als einer Gruppe
bzw. die Entwicklung einer binationalen Identität, steht ebenfalls in Zusammenhang
mit guter psychischer und psychosozialer Anpassung (Schwartz et al. 2015). Ethnische Identität und psychologische Akkulturation sind unterschiedliche, aber zusammenhängende Konzepte. Dennoch wird die Identifikation mit der Mehrheitsgesellschaft bzw. die Entwicklung einer nationalen Identität häufig richtigerweise als
derjenige Teil der Akkulturation verstanden, der sich auf das subjektive Gefühl der
Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe oder Kultur bezieht (Arends-Tóth und
Van de Vijver 2004, S. 20; siehe auch Berry 2006; Sam 2006; Phinney 1990).
Die Ergebnisse einer Interview-Studie des deutschen Bundesministeriums des
Innern mit einer kleinen Stichprobe von 18 Teilnehmern sprechen dafür, dass junge
muslimische Migranten im Alter von 14 bis 32 Jahren überwiegend eine deutsche
Identität entwickelt haben, sich also als Teil der deutschen Gesellschaft fühlen.
Jedoch waren nicht alle Ergebnisse der genannten Studie positiv. Ein Teil der
muslimischen Migranten in Deutschland betrachtetet sich z. B. eher als türkisch
denn als deutsch, weil sie „ja auch automatisch von den Deutschen ausgeschlossen
werden“ (Frindte et al. 2011, S. 492) und „von den Deutschen nie als Deutsche
akzeptiert“ würden, unabhängig davon wie sehr sie sich integrierten (Frindte et al.
2011, S. 492). Dieses Ergebnis ist von besonderer Bedeutung, da türkischstämmige
Migranten in Deutschland die größte ethnische Gruppe darstellen (Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge 2018). Wenn sie das Gefühl haben, nicht zu der Gesellschaft zu gehören, in der sie leben, kann dies ihre weitere Integration erschweren und
ihr psychisches Wohlbefinden langfristig beeinträchtigen.
1.2
Akkulturationsstress und psychologische Adaptation
Das Ergebnis des Akkulturationsprozesses wird laut Berry et al. (2006) auf drei
verschiedene Arten (culture learning bzw.culture shedding, Akkulturationsstress und
Adaptation) konzipiert. Diese unterscheiden sich hinsichtlich des Belastungsgrades
der individuellen Akkulturationserfahrung. Verläuft der gegenseitige Anpassungsprozess relativ einfach, findet er auf dem Wege des kulturellen Lernens (culture
learning) und kulturellen Abstreifens (culture shedding) statt (Berry 2005, 2006).
Culture learning und culture shedding umfassen die Anpassung an die neue Kultur
und das Lernen eines neuen Verhaltensrepertoires. Dazu ist es notwendig, Aspekte
des bisherigen Verhaltens zugunsten neuer Verhaltensweisen aufzugeben (Berry
2005). Diese Anpassung ist typischerweise mit nur minimalen Schwierigkeiten
verbunden, sodass das Individuum den Prozess meist als unproblematisch erlebt.
Ist die interkulturelle Begegnung mit einem größeren Maß an kulturellen Konflikten
verbunden, die zwar als problematisch aber auch als kontrollierbar eingestuft werden, spricht man von Akkulturationsstress (Berry 2005, 2006; Berry et al. 1987).
Dieser kann sich negativ auf die körperliche (Morrow 1994) und psychische
Gesundheit (Lee et al. 2004; Pawliuk et al. 1996) auswirken und wird auch mit
Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung gebracht (Cederblad et al. 1999). Innerhalb
4
E. Frankenberg und S. Bongard
des Stress-und-Coping-Konzepts wird psychologische Adaptation verstanden als
Art und Weise, in der Migranten den Herausforderungen begegnen, die mit kulturellen Veränderungen und der Erfahrung, einer ethnischen Minderheit anzugehören,
einhergehen (Berry 2006). Fehlt es Individuen an den notwendigen Ressourcen und
Coping-Strategien, um diese Herausforderungen zu bewältigen – dazu zählen beispielsweise Sprachkompetenzen und soziale Unterstützung – dann entsteht Akkulturationsstress, welcher sich negativ auf ihr emotionales Wohlbefinden, sowie ihre
physische und psychische Gesundheit auswirken kann (Frankenberg et al. 2013;
Berry 2006). Psychologische Adaptation wird häufig operationalisiert mittels verschiedener Maße psychischer Gesundheit, Lebenszufriedenheit oder Selbstwert
(Sam et al. 2006; Sam und Horenczyk 2012).
2
Psychische Gesundheit junger Migranten
Der allgemein erhöhte psychische Belastungsgrad junger Migranten in Deutschland
ist gut belegt, jedoch sind die Zusammenhänge zuweilen komplex. Eine der umfangreichsten, repräsentativen Umfragen zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
ist das Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS; Kurth 2007). An einer
Stichprobe von 17.641 Kindern und Jugendlichen wurden zahlreiche physische
und psychische gesundheitsrelevante Parameter erhoben. Eltern wurden zur Gesundheit ihrer Kinder befragt. Ab einem Alter von 11 Jahren wurden von den jungen
Probanden mit und ohne Migrationshintergrund zusätzlich auch Selbstauskünfte
erhoben und deren Aussagen miteinander verglichen. Die Ergebnisse sprechen für
eine höhere Belastung junger Migranten im Vergleich zu Deutschstämmigen auf
nahezu allen Dimensionen psychischer Gesundheit (Hölling et al. 2007). Insbesondere für die Gruppe junger türkischer Migranten zeigte sich eine erhöhte Vulnerabilität (siehe auch Razum und Zeeb 2004). Eine Ausnahme bildet jedoch die Gruppe
der 14- bis 17-jährigen, deren psychische Gesundheit sich nicht bedeutsam von
derjenigen gleichaltriger Deutschstämmiger unterschied (Hölling et al. 2007). Dies
deckt sich mit den Ergebnissen der International Comparative Study of Ethnocultural Youth (ICSEY) (Berry et al. 2006). Auch hier zeigte sich innerhalb der deutschen
Substichprobe kein Unterschied zwischen jugendlichen Migranten und NichtMigranten in Bezug auf Lebenszufriedenheit, Selbstwert, psychische und Verhaltensprobleme (Phinney et al. 2006).
Wie bei Akkulturationsverläufen gibt es auch in Bezug auf die individuellen
Entwicklungsverläufe psychischer Adaptation, d. h. die psychische Gesundheit
junger Migranten, eine große Variationsbreite. Diese spiegelt sich in der Forschungsliteratur in Form von teils scheinbar widersprüchlichen Ergebnissen wider (Frankenberg et al. 2013) und ist teilweise auf alters- und geschlechtsspezifische Unterschiede zurückzuführen (Oppedal et al. 2005). Bei erwachsenen Migranten ist das
psychische Wohlbefinden kurz nach der Migration am geringsten und verbessert sich
dann mit zunehmender Aufenthaltsdauer und meist damit einhergehender zunehmender Verbesserung der Lebenslage (Berry 1997, 2005). Auch bei jungen Migranten scheinen beispielweise Heimweh und Einsamkeit (Kossolapow 1987), man-
Akkulturation und psychische Belastung bei Kindern und Jugendlichen
5
gelnde Sprachkenntnisse (Titzmann et al. 2011) und andere Faktoren (s. u.) zu
Akkulturationsstress, also zu einer erhöhten psychischen Belastung unmittelbar nach
der Ankunft in einem neuen Heimatland zu führen. Eine Längsschnittstudie von
Schmitt-Rodermund und Silbereisen (2002) an 220 jugendlichen Aussiedlern in
Deutschland zeigte, dass depressive Symptome und Schulprobleme mit der Zeit
abnahmen. Risikobelastete Jugendliche hingegen, die beispielsweise mit intrafamiliären Konflikten, depressiven Verstimmungen der Eltern und Ablehnung in der
Schule konfrontiert waren, zeigten diese Verbesserung mit zunehmender Aufenthaltsdauer nicht (Schmitt-Rodermund und Silbereisen 2002). Die Befunde der
ICSEY bestätigen diese Adaptationsverläufe jedoch nicht (Sam et al. 2006). Auch
in einer Studie von Oppedal und Kollegen (2005), in der 1295 jugendliche Migranten in Norwegen hinsichtlich ihrer psychischen Gesundheit untersucht wurden,
zeigte keine eindeutige Verbesserung des Wohlbefindens mit zunehmender Länge
des Aufenthalts im Aufnahmeland.
Ein Erklärungsansatz für diese widersprüchlichen Befunde in Bezug auf die
psychische Gesundheit jugendlicher Migranten könnte auf der Schwierigkeit basieren, zwischen alterstypischen Entwicklungsverläufen und migrationsbedingten Einflüssen zu unterscheiden. So ist bekannt, dass depressive Symptome und psychosoziale Probleme in der Adoleszenz im Allgemeinen zunächst zunehmen (Steinberg
1996). Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund sehen sich darüber hinaus
jedoch noch mit weiteren migrationsbedingten Belastungen konfrontiert. Michel und
Kollegen (2012) gelang es in einer Längsschnittstudie mit Migranten im Alter von
10 bis 16 Jahren sowie einer deutschstämmigen Vergleichsgruppe zwei sich überlagernde Phänomene zu separieren. Sie fanden einerseits die allgemeine entwicklungsbedingte Zunahme depressiver Symptome in allen Gruppen. Die Gruppe von
„Neuankömmlingen“ wies anfangs die stärkste Belastung mit depressiven Symptomen auf. Während ihre Werte jedoch im Verlauf konstant blieben, also den alterstypischen Anstieg nicht zeigten, verschlechterten sich diejenigen der Migranten, die
bereits mehr als sechs Jahre in Deutschland gelebt hatten (Michel et al. 2012) in
alterstypischer Weise. Bei den Neuankömmlingen wurde also, so ist anzunehmen,
der alterstypische Anstieg in depressiver Symptomatik von einer Verbesserung der
Symptomatik, wie sie häufig kurz nach der Migration auftritt, überlagert, sodass in
der Summe konstante Werte zu beobachten waren. Dies könnte bedeuten, dass sich
die psychische Belastung junger Migranten in manchen Studien allein deshalb nicht
zu verringern scheint, weil innerhalb der betrachteten Altersspanne die alterstypische
Zunahme depressiver Symptome nicht mitberücksichtigt wurde. Der förderliche
Effekt einer guten soziokulturellen Adaptation könnte somit unterschätzt werden
(vgl. Frankenberg et al. 2013). Diese Annahme wird gestützt durch den Befund von
Titzmann und Kollegen (2011), dass akkulturationsbezogene tägliche Ärgernisse im
Zeitverlauf abnehmen.
Wie anhand dieser Studien deutlich wird, muss das Zusammenspiel akkulturations- und altersbedingter Veränderungen bei Untersuchungen mit Kindern und
Jugendlichen mit Migrationshintergrund unbedingt berücksichtigt werden.
6
3
E. Frankenberg und S. Bongard
Risikofaktoren
In den folgenden Absätzen wird ausgeführt, welche Faktoren dazu führen können,
dass manche Gruppen junger Migranten in Deutschland eine höhere Vulnerabilität
für psychische Belastung haben als andere. In der Literatur werden zahlreiche
Variablen diskutiert, die zwischen Migrantenstatus und Gesundheit vermitteln. Dazu
gehören sozioökonomischer Status und Bildung sowie individuelle Resilienz- und
Vulnerabilitätsfaktoren (vgl. Kohlmann und Eschenbeck, Kap. ▶ „Stressbewältigung
und Gesundheit: eine kulturvergleichende Perspektive“ in diesem Band). Im Folgenden soll besonders auf solche Faktoren eingegangen werden, die auf die Adaptationsverläufe junger Migranten Einfluss nehmen und für den Kontext Deutschland
als Aufnahmeland relevant sind. Hierbei ist von Bedeutung, dass nicht alle Faktoren,
deren unmittelbarer Einfluss auf den Akkulturations- und Adaptationsprozess von
Erwachsenen unumstritten ist, auf gleiche Weise auch bei Kindern und Jugendlichen
wirken. Teilweise werden Einflussfaktoren wie beispielsweise der Grund für die
Migration (Segall et al. 1999) bei Kindern durch die psychische Gesundheit, soziokulturelle Adaptation und Verfügbarkeit ihrer Eltern vermittelt.
3.1
Belastungen vor der Migration
Die Erfahrung von Flucht oder Vertreibung stellt für Kinder und Jugendliche meist
eine besonders unsichere und ängstigende Zeit dar und geht nicht selten mit der
Zeugenschaft von Gewalt sowie Trennung und Verlust von nahen Angehörigen
einher (Almqvist und Broberg 2003). Entsprechende epidemiologische Untersuchungen wurden mit palästinensischen (Ahmad et al. 2015), somalischen (Ellis
et al. 2008), tibetanischen (Servan-Schreiber et al. 1998), kambodschanischen (Sack
et al. 1993) und bosnischen (Sujoldzic et al. 2006) Flüchtlingskindern durchgeführt.
Die Ergebnisse dieser Studien sind – im Vergleich zu Studien mit jungen Migranten
ohne Fluchterfahrung – relativ konsistent. Sie zeigen, dass junge Geflüchtete hohe
psychische Belastungen unterschiedlicher Art aufweisen. Insbesondere posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), Depression, Angst- und Verhaltensstörungen sind häufig vertreten und bei den besonders verletzlichen, unbegleiteten,
alleinreisenden Minderjährigen nochmals stärker ausgeprägt als bei geflüchteten
Minderjährigen in Begleitung ihrer Familien (Jensen et al. 2015).
Wie bereits erwähnt, ist die psychische Gesundheit junger Migranten auch durch
die transgenerationale Vermittlung belastender Erfahrungen der Eltern gefährdet. So
verglichen Daud und Kollegen (2005) Kinder mit Migrationshintergrund, deren
Eltern vor der Ankunft im Aufnahmeland Opfer von Folter geworden waren, mit
solchen, deren Eltern möglicherweise Gewalt, nicht jedoch Folter erlebt hatten.
Auch wenn die Kinder selbst keine direkte Gewalt erlebt hatten, zeigte sich in
klinischen Interviews, dass Kinder, deren Eltern gefoltert worden waren, ein erhöhtes Maß an Symptomen einer Angst- oder Verhaltensstörung, Depression, PTBS
oder eines Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms zeigten. Eine weitere Studie zeigte,
dass Kinder, deren Eltern durch Folter traumatisiert waren, die jedoch selbst keine
Akkulturation und psychische Belastung bei Kindern und Jugendlichen
7
PTBS entwickelt hatten, höhere Werte auf Skalen der Resilienz, der kognitive
Leistungsfähigkeit und des Selbstwertes aufwiesen (Daud et al. 2008).
3.2
Belastungen nach erfolgter Migration
Die Veränderungsprozesse, denen das psychische Wohlbefinden junger Migranten
unterworfen ist, hängen auch mit Faktoren zusammen, die sich im Verlauf des
Akkulturationsprozesses ergeben, wie beispielsweise Kompetenz in Bezug auf die
Aufnahmekultur und soziale Unterstützung (Oppedal et al. 2005; Frankenberg et al.
2013). Zu den Risikofaktoren, denen junge Migranten nach erfolgter Migration (sei
es ihre eigene oder die ihrer Eltern) ausgesetzt sind, gehören Diskriminierung,
Armut, Mangel an Bildung, ein erschwerter Zugang zu präventiven Gesundheitsmaßnahmen, Adaptation an eine neue Kultur und sprachliche Probleme (Berry 2006;
Porter und Haslam 2005). Der Beitrag vieler dieser Faktoren (insbesondere Armut,
Zugang zur Gesundheitsfürsorge und Diskriminierung) zu einer erhöhten Gefährdung von Migranten für psychologische Probleme kann als weitgehend gesichert
angesehen werden (Berry 2006; Frankenberg et al. 2013). Nachfolgend werden
einige Risikofaktoren näher beleuchtet.
3.2.1 Mangelnde Sprachkompetenzen
Eine mangelnde Vertrautheit mit der Sprache des Aufnahmelandes stellt einen
wesentlichen Risikofaktor für die psychische Gesundheit dar. Der Prozess der
Akkulturation ist mit dem Erwerb neuer und dem Verlust zuvor erlangter Sprachkompetenzen eng verknüpft. Der Kontakt zu Mitgliedern der Aufnahmegesellschaft
ist nahezu unmöglich, die Beteiligung am kulturellen Leben der neuen Gesellschaft
äußerst schwierig, wenn die Landessprache nicht beherrscht wird (vgl. Titzmann
et al. 2011). Teilweise werden Akkulturation und Sprachkompetenzen sogar gleichgesetzt (Kang 2006). Eine erfolgreiche Adaptation junger Migranten, die wiederum
für die psychische Gesundheit wesentlich ist, setzt daher adäquate sprachliche
Kompetenzen voraus. Auch zahlreiche Aspekte von Resilienz – Partizipation,
Beziehungen, soziale Kompetenz, Zugang zu materiellen Ressourcen – setzen ein
Mindestmaß an Kompetenzen in der Sprache des Aufnahmelandes voraus. Hinzu
kommt, dass in Deutschland die Abhängigkeit des Bildungserfolges von sozialer
Herkunft und Migrationshintergrund im internationalen Vergleich besonders stark
ausgeprägt ist (Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2007). Zentral
sind hier insbesondere mangelnde Kenntnisse der deutschen Sprache, die den
Zugang zum deutschen Bildungssystem erschweren (z. B. Barzel und Salek 2007).
Schließlich stellen mangelnde Kenntnisse der Sprache des Aufnahmelandes auch
deshalb einen Risikofaktor für die psychische Gesundheit dar, weil sie ggf. den
Zugang zu einer psychotherapeutischen Behandlung erschweren.
3.2.2 Familiäre Faktoren
Es gibt zahlreiche Hinweise auf wachsende, generationsstufenabhängige Diskrepanzen im Grad der Akkulturation, sodass jüngere Migranten meist stärker an die
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E. Frankenberg und S. Bongard
Aufnahmekultur adaptiert sind (z. B. Birman 2006; Bongard et al. 2020; Kuo und
Roysircar 2004; Miranda und Matheny 2000). Diese scheinen teilweise auf die
gesellschaftliche Erwartung einer möglichst schnellen und vollständigen Assimilation zurückzuführen zu sein. Weitere mögliche Gründe für Diskrepanzen zwischen
den Generationen ist, dass die Enkulturation in die Kultur der Eltern bei Kindern
noch nicht hinreichend fortgeschritten ist um eine großes Maß an culture shedding
zu erfordern oder nennenswerte kulturelle Konflikte hervorzurufen (Berry 1997;
Berry et al. 2002). Zudem fällt es Kindern in der Regel leichter, neue Sprachen zu
erlernen und ihre Anschauungen und Verhaltensmuster zu ändern (Lazarus 1997).
Gerade eine größere linguistische Assimilation aufseiten des Kindes, also die zunehmend fließenden Kenntnisse der Sprache des Aufnahmelandes bei gleichzeitigem
Verlust der ursprünglichen bzw. elterlichen Sprache (Park-Taylor et al. 2007), kann
zu vermehrten Eltern-Kind-Konflikten (Portes und Hao 2002) und damit zu einer
erhöhten Belastung des Kindes führen.
Ähnlich kann auch die schnellere Anpassung junger Migranten an die kulturellen
Aspekte der neuen Gesellschaft familiäre Konflikte auslösen, denn aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse und mangelndem kulturellen Wissen der Eltern fällt
Kindern und Jugendlichen oft die Rolle des „language brokers“ oder „culture
brokers“ zu (z. B. Weisskirch und Alva 2002). Sie vermitteln zwischen ihren Eltern
und dem breiteren kulturellen Kontext der Aufnahmegesellschaft, indem sie Sprache
und Kultur für ihre Eltern übersetzen. Hierdurch kehren sich zuweilen die familiären
Strukturen um, indem Kinder Fürsorge für Ihre Eltern leisten und die Eltern von
Ihren Kindern und deren Kompetenzen abhängig sind. Language brokering und
culture brokering sind, neben den oben erwähnten zunehmenden Konflikten, mit
weiteren negativen (Trickett und Jones 2007), aber auch mit positiven Konsequenzen, z. B. in Form eines erhöhten Selbstbewusstseins (Weisskirch und Alva 2002) in
Verbindung gebracht worden (vgl. Park-Taylor et al. 2007).
Auch eine Beeinträchtigung der elterlichen psychischen Gesundheit in der Zeit
nach erfolgter Migration kann einen Risikofaktor für betroffene Kinder und Jugendliche darstellen. Hierzu zählen die bereits oben erwähnten elterlichen Belastungsfolgestörungen sowie andere psychische Störungsbilder. So zeigte eine Studie an
Asylsuchenden in Deutschland, dass psychische Störungen der Eltern emotionale
und Verhaltensprobleme ihrer Kinder begünstigten (Wiegersma et al. 2011). Eltern,
die psychisch beeinträchtigt sind, sind – je nach Art und Grad der Beeinträchtigung –
weniger gut in der Lage, auf die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen,
sodass protektive Faktoren wie elterliche emotionale Unterstützung wegfallen können (Bilsky et al. 2013; Cohen und Wills 1985). Elterliche Unterstützung wird mit
guter Adaptation junger Migranten, beispielsweise in Form von guten schulischen
Leistungen, in Verbindung gebracht (Régner und Loose 2006). Ein Mangel an
Unterstützung kann überdies dazu führen, dass externe Stressoren sich stärker auf
die psychische Gesundheit von Kindern auswirken. So kann elterliche Unterstützung
bei Kindern im Alter von 8 bis 14 Jahren den negativen Einfluss chronischen
Schikanierens (Mobbing) durch Gleichaltrige mindern. Kinder, die schikaniert wurden, die ihre Eltern jedoch als unterstützend wahrnahmen, berichteten weniger
depressive Symptome (Bilsky et al. 2013). Die Erfahrung wiederholter Herabwür-
Akkulturation und psychische Belastung bei Kindern und Jugendlichen
9
digung und Schikane, insbesondere in Form von Diskriminierung, wird am Ende des
nächsten Absatzes aufgrund ihrer großen Bedeutung für die erfolgreiche Adaptation
junger Migranten näher beleuchtet.
3.2.3 Ungünstige Bedingungen des Aufnahmelandes
Eine wachsende Menge an Forschungsliteratur belegt, dass das politische Klima und
die öffentliche Einstellung des Aufnahmelandes einen großen Einfluss auf die
Akkulturation und Adaptation von Migranten haben (Berry 2005; Frankenberg
et al. 2013). Wie Horenczyk (1997, S. 34) betont, findet Akkulturation nicht in
einem „sozialen Vakuum“ statt, sondern wird maßgeblich durch den Kontext komplexer Intra- und Intergruppenbeziehungen mitbestimmt. Die kollektiven Einstellungen der dominanten Gesellschaft haben einen maßgeblichen Einfluss auf die
Akkulturationserfahrung von Migranten (Beiser et al. 1988). Eine erfolgreiche
Integration kann nur innerhalb einer multikulturellen bzw. explizit die Integration
von Migranten unterstützenden (Bourhis et al. 1997) Gesellschaft stattfinden. Eine
solche zeichnet sich durch bestimmte psychologische Vorbedingungen aus (Berry
1997). Dazu zählt, dass Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft die Entwicklung hin zu
einer multikulturellen Gesellschaft unterstützen, kulturelle Vielseitigkeit wertschätzen und das Anrecht von Migranten anerkennen, ihre Heimatkultur beizubehalten
und zugleich Aspekte der nationalen Kultur anzunehmen (vgl. Van Oudenhoven
et al. 2006). Die Einstellung der Mehrheitsgesellschaft wirkt sich über die nationale
Einwanderungspolitik und die Prävalenz von Diskriminierung und Vorurteilen
direkt auf Migranten aus.
Obwohl Deutschland seit dem Wirtschaftsaufschwung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen großen Zufluss an Einwanderern erfahren hat, entwickelte es
erst Jahrzehnte später das Selbstverständnis ein Einwanderungsland zu sein (vgl.
Frankenberg et al. 2013; Bommes 2011). Zu diesem Zeitpunkt machten Personen
mit Migrationshintergrund bereits ein Fünftel der deutschen Bevölkerung aus
(DeStatis 2011). Zuvor wurde überwiegend eine Politik der Separation verfolgt, da
man davon ausging, dass Arbeitsmigranten nach einigen Jahren in ihre Herkunftsländer zurückkehren würden, was sich als Fehlannahme erwiesen hat. Eine Neuausrichtung der „Integrationspolitik“, die etwa seit dem Inkrafttreten des ersten Zuwanderungsgesetzes im Jahr 2005 zu beobachten ist, wird begleitet von zunehmenden
Bemühungen, die Integration von Migranten zu fördern. Dennoch liegt Deutschland
in Bezug auf multikulturelle Politik weltweit auf den hinteren Rängen (Berry et al.
2006, S. 18) und betreibt eine Politik, die eher auf Assimilation denn auf Integration
ausgelegt ist (ICSEYYagmur und Van de Vijver 2012). Dies spricht dafür, dass die
notwendigen Bedingungen erfolgreicher Adaptation in Deutschland noch schwach
ausgebildet sind, was ein Hindernis für die erfolgreiche Akkulturation und
Adaptation junger Migranten darstellt und damit deren Vulnerabilität für psychische
Beeinträchtigungen erhöhen kann. Erfahren Migranten beispielsweise einen Mangel
an sozialer Unterstützung, kann die negative Wirkung von Stressoren hierdurch
verschärft werden (Cohen und Wills 1985; Taylor 2009). Auch die Art und Weise,
wie Migranten die Einstellung der Mehrheitsgesellschaft wahrnehmen, nimmt eine
vermittelnde Rolle ein. Quantitative und qualitative Daten einer Studie des deut-
10
E. Frankenberg und S. Bongard
schen Innenministeriums beispielsweise zeigen auf, dass junge Migranten im Alter
von 14 und 32 Jahren die von der deutschen Öffentlichkeit offiziell vertretene
Förderung von Integration als Forderung nach Assimilation verstehen (Frindte
et al. 2011). Die deutsche Gesellschaft wird als distanziert, ablehnend und in ihrer
Akzeptanz des Islam mangelhaft beschrieben (Frindte et al. 2011). Junge Migranten
in Deutschland sehen in der Einstellung der Mehrheitsgesellschaft demnach eher
eine Ablehnung des Multikulturalismus statt eine Förderung. Diese Ergebnisse sind
besorgniserregend, insbesondere angesichts der möglichen Folgen dieser wahrgenommenen Einstellung der Mehrheitsgesellschaft auf die kulturelle und psychische
Adaptation junger Migranten.
Diskriminierung stellt ein Hindernis für die erfolgreiche Integration und
Adaptation im Aufnahmeland dar (Esser 1980). Junge Migranten sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, Opfer systematischer Schikanen (Mobbing) ihrer Mitschüler
zu werden oder von diesen abgelehnt oder diskriminiert zu werden. Durch Gleichaltrige ausgegrenzt und schikaniert zu werden wurde wiederholt als eine der Hauptursachen depressiver Symptome und anderer internalisierender Verhaltensprobleme
bei Kindern und Jugendlichen identifiziert (z. B. Reijntjes et al. 2010). In einer
Studie mit jugendlichen Geflüchteten aus dem Nahen Osten zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Erfahrung von Diskriminierung und internalisierenden Symptomen (Montgomery 2008). Gruppen, die sich hinsichtlich äußerer
Merkmale stärker von der dominanten Gruppe unterscheiden, erleben oft ein gesteigertes Maß an Vorurteilen und Diskriminierung, sodass besonders Menschen dieser
Gruppen eine Anpassung an die Aufnahmegesellschaft aus Angst vor Ablehnung
meiden (Berry 2005; Piontkowski et al. 2000). Dies trifft umso stärker zu, wenn sich
die betreffenden Personen von der Mehrheitsgesellschaft zusätzlich hinsichtlich der
in ihrem Heimatland vorherrschenden Religionsgemeinschaften unterscheiden.
Umgekehrt kann die Mitgliedschaft in der Religion der kulturell dominanten Gruppe
dazu beitragen, als Minderheit in der Gesellschaft akzeptiert zu werden (Ghorpade
et al. 2004). Daraus folgt, dass je unterschiedlicher Aufnahme- und Herkunftskultur
sind, je größer die kulturelle Distanz zwischen zwei Gruppen, desto schwerer fällt
die Anpassung an die neuen Lebensverhältnisse (Triandis 1997).
4
Protektive Faktoren
Nicht alle Kinder und Jugendliche, die belastenden Ereignissen ausgesetzt sind,
reagieren mit psychischen Symptomen. Charakteristika, die den Einfluss potenziell
traumatisierender Erfahrungen, belastender Lebensereignisse oder chronischer
Stressoren mindern, werden als Resilienz bezeichnet (Agnafors et al. 2017; Kim
et al. 2017). Eine hohe Resilienz geht mit einer effektiven Bewältigung von Belastungen einher (Connor und Davidson 2003). Das Konzept der Resilienz ist für die
Betrachtung des Zusammenhanges zwischen psychischer Belastung und migrationsbedingter Veränderungsprozesse von besonderer Bedeutung, da Resilienz unter
anderem beeinflusst wird durch Kultur und Kontext (Ungar 2012), mütterlichen
Stress und Depression (Van den Bergh und Marcoen 2004) und die Erfahrung von
Akkulturation und psychische Belastung bei Kindern und Jugendlichen
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Traumata (z. B. sexueller Missbrauch, Zeugenschaft von Gewalt oder Krieg; Cook
et al. 2017). Die oben beleuchteten, migrations-assoziierte Risikofaktoren können
daher die Resilienz von Kindern beeinflussen und ihre Anfälligkeit für Stress,
körperliche und psychische Erkrankungen erhöhen.
Ein dynamisches Verständnis von Resilienz beinhaltet sowohl internale als auch
externale Faktoren, die positive Outcomes moderieren (Masten 2001, 2011; Masten
und Reed 2002; Ungar und Liebenberg 2011). Eine einheitliche Definition von
Resilienz existiert nicht. Zu den Aspekten, die zur Operationalisierung herangezogen werden und die für die Population junger Migranten besonders relevant sind,
gehören Selbstwirksamkeitserwartung (Furlong et al. 2009), Akzeptanz von Veränderung (Connor und Davidson 2003), emotionale Verbundenheit (Beziehungen;
Ungar und Liebenberg 2011), Empathie (Nese et al. 2012), schulische Angebundenheit (Furlong et al. 2009), soziale Kompetenz (Nese et al. 2012), Problemlösekompetenz (Furlong et al. 2009), bedeutsame Partizipation (Furlong et al. 2009), kulturelle Verbundenheit und Zugang zu materiellen Ressourcen (Ungar und Liebenberg
2011). In den für Kinder und Jugendliche zur Verfügung stehenden Instrumenten zur
Erfassung von Resilienz wird teilweise explizit auf interkulturelle Aspekte Bezug
genommen: „Ich weiß, wie ich mich in verschiedenen sozialen Situationen verhalten
soll,“ oder „Ich mag es, wie meine Familie Anlässe feiert (wie z. B. Feiertage, oder
über meine Kultur zu lernen)“ (Jefferies et al. 2018).
Eng mit dem Konzept von Resilienz verwandt – bzw. je nach Operationalisierung
untrennbar damit verbunden – ist das Konstrukt des Copings. Coping bezeichnet all
jene Verhaltensweisen, die eine Person einsetzt, um belastende innere oder äußere
Vorgänge weniger belastend zu machen. Eine Studie mit bosnischen jugendlichen
Geflüchteten zeigt, dass diejenigen Jugendlichen, die die Coping-Mechanismen
Emotionsregulation, Problemlösen und kognitive Umstrukturierung präferieren,
weniger Symptome einer PTBS berichten als solche, die Strategien der Vermeidung
bevorzugen (Howell et al. 2014). Diese Ergebnisse zeigen, dass bei Untersuchungen
zur Belastung junger Migranten immer auch deren Resilienz mitberücksichtigt
werden sollte.
5
Fazit
Die Doppelbelastung junger Migranten in Deutschland zeichnet sich dadurch aus,
dass häufig zu beobachtende migrationsassoziierte Belastungen wie sozioökonomische Nachteile und ethnische Diskriminierung mit altersspezifischen Entwicklungsaufgaben koinzidieren. Diese sich überlagernden Phänomene müssen getrennt werden, um den Einfluss von Akkulturation auf die psychische Gesundheit von Kindern
und Jugendlichen zu verstehen. Groß angelegte Studien zeigen, dass junge Migranten fast aller Altersgruppen in Deutschland eine erhöhte psychische Belastung
aufweisen, die meist mit zunehmender Aufenthaltsdauer im Aufnahmeland abnimmt. Diese Verbesserung des Wohlbefindens wird in der Adoleszenz überlagert
von einer alterstypischen Zunahme depressiver Symptome und psychosozialer Probleme. Die unter jungen Migranten am häufigsten vertretene eigene Zuordnung
12
E. Frankenberg und S. Bongard
sowohl zu der Herkunfts- als auch zu der Aufnahmekultur steht bei Erwachsenen
und Kindern gleichermaßen mit einer guten psychischen und psychosozialen
Gesundheit in Zusammenhang. Die Integration von Kindern und Jugendlichen in
Deutschland ist jedoch dadurch gefährdet, dass die deutsche Migrationspolitik in der
Vergangenheit zu sehr auf Assimilation – also die Aufgabe der Herkunftskultur
zugunsten der deutschen – ausgelegt war, was sich teilweise in der Wahrnehmung
einer mangelnden Akzeptanz durch die Mehrheitsgesellschaft widerzuspiegeln
scheint.
Problematische Akkulturationsprozesse können sich negativ auf die körperliche
und psychische Gesundheit von Migranten auswirken. Ein wesentlicher potenzieller
Belastungsfaktor ist die mangelnde Sprachkompetenz, welche die erfolgreiche
5Partizipation und den Zugang zu Ressourcen, Gesundheitsmaßnahmen und Bildungssystem verhindert. Weitere mögliche Belastungsfaktoren sind generationsstufenabhängige Diskrepanzen im Grad der Akkulturation und damit einhergehende ElternKind-Konflikte, Armut sowie psychische Störungen der Eltern bzw. ein Mangel an
elterlicher Unterstützung. Junge Migranten sind – insbesondere bei großen Unterschieden zwischen der Herkunfts- und der deutschen Kultur – einem erhöhten Risiko
für Diskriminierung ausgesetzt, welche die Hauptursache internalisierender emotionaler und Verhaltensprobleme darstellt. Junge Geflüchtete stellen eine besondere
Risikogruppe dar, die aufgrund von Zeugenschaft von Gewalt, des Verlusts von nahen
Angehörigen, der transgenerationalen Vermittlung belastender Erfahrung und weiteren
Belastungsfaktoren eine erhöhte Belastung mit psychischen Störungen aufweist.
5.1
Ausblick
Für Berufsgruppen, die regelmäßigen, direkten Kontakt mit betroffenen Kindern und
Jugendlichen haben wie beispielsweise Sozialarbeiter, Psychotherapeuten, Pädiater
und Lehrer bedeuten die oben dargelegten Zusammenhänge, dass sie beispielweise
eine mögliche Transmission elterlicher Traumata auf das Kind mitberücksichtigen
und besondere diagnostische und therapeutische Methoden für die Kinder aus
entsprechenden Familien entwickeln müssen (vgl. Daud et al. 2005). Die Bedeutsamkeit einer gründlichen Familienanamnese leitet sich nicht nur daraus ab, dass
elterliche Psychopathologie einen psychosozialen Risikofaktor darstellt (vgl. Daud
et al. 2008), sondern auch aus der moderierenden Rolle, die familiäre Unterstützung
in Bezug auf verschiedene Belastungen haben kann.
Risikofaktoren zu minimieren und Resilienz zu erhöhen bedeutet in Bezug auf
junge Migranten, ihre Sprachkompetenz zu fördern, um gesellschaftliche Teilhabe
und den Zugang zu materiellen Ressourcen zu sichern, ihnen adaptive CopingMechanismen zu vermitteln, ihre Eltern in deren psychischer Gesundheit und erzieherischer Kompetenz zu stärken sowie leicht zugängliche präventive Gesundheitsmaßnahmen bereitzustellen. Zudem sollten insbesondere für Risikogruppen wie jene
junger Geflüchteter mehr niederschwellige Möglichkeiten der kulturellen Teilhabe,
wie sie z. B. im sportlichen oder auch musischen Bereich existieren, angeboten
werden (siehe Chantah et al. 2020). Darüber hinaus bedarf es aber auch eines
Akkulturation und psychische Belastung bei Kindern und Jugendlichen
13
geeigneten, niederschwelligen und kultursensitiven Therapieangebots für besonders
belastete Migranten. Generationenkonflikten kann durch eine geeignete Beratung
und Psychoedukation entgegengewirkt werden, die einerseits ressourcenorientiert
ist, andererseits jedoch auch die Notwendigkeit des Schutzes betroffener Kinder vor
Überforderung beinhaltet. Aufgrund ihres erhöhten Risikos, Opfer von Diskriminierung und Mobbing zu werden, sollten junge Migranten durch aktive Intervention
und klare Positionierung, z. B. vonseiten der Schulen, unterstützt werden.
Auf gesellschaftlicher Ebene wäre zur Förderung einer gesunden Entwicklung
von Kindern und Jugendlichen das Vorantreiben einer stärker auf Multikulturalismus
ausgelegten Politik wünschenswert.
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