Synergistische herbizide Mittel
Gegenstand der Erfindung sind Kombinationen von Herbiziden, welche zur Bekämpfung von Schadpflanzen in Nutzpflanzenkulturen eingesetzt werden können
Für die Bekämpfung eines Spektrums von Schadpflanzen in Nutzpflanzenkulturen steht heute eine Vielzahl von Herbizidwirkstoffen zur Verfügung Die Wirkung von einzeln angewendeten Herbizidwirkstoffen ist jedoch in der Praxis häufig nicht ausreichend So variiert die herbizide Wirkung von Einzelwirkstoffen in der Regel von Schadpflanze zu Schadpflanze und es gibt naturgemäß Unterschiede bei der Flora in Abhängigkeit von Klimazone und Bodenbeschaffenheit Auch werden nach langjähriger Anwendung eines Wirkstoffs manchmal Resistenzen bei einigen Schadpflanzen beobachtet Einer Erhöhung der Aufwandmenge eines Einzelwirkstoffes zwecks ausreichender Bekämpfung weniger empfindlicher Schadpflanzen sind jedoch aus Kostengrunden und mangelnder Wirksamkeit Grenzen gesetzt Eine Erhöhung der Aufwandmenge hilft beispielsweise dann nicht, wenn dadurch verstärkt unerwünschte herbizide Nebenwirkungen an den Nutzpflanzen auftreten Häufig ist auch zu beobachten, daß eine Resistenz gegenüber einem Wirkstoff nur kurzfristig durch Erhöhung der Aufwandmenge ausgeglichen werden kann und nach einiger Zeit die Resistenz auch bei der höheren Aufwandmenge auftritt
Zur Losung der genannten Probleme können Kombinationen von Herbiziden mit unterschiedlichem Wirkungsmechanismus geeignet sein Allerdings wird die Suche nach geeigneten Kombinationspartnern, mit denen eine zu geringe Wirkung des Einzelwirkstoffs bei einigen Schadpflanzen bzw bei resistenten Schadpflanzen ausgeglichen werden soll, durch physikalische oder physiologische Unverträglichkeiten der Kombinationswirkstoffe oder erhöhte Nebenwirkungen bei den Nutzpflanzen erschwert Ideal waren deshalb Kombinationswirkstoffe, die eine uberadditive Wirkung, d h synergistische Wirkung bei den Sch3dpflanzen ergeben,
jedoch durch die verhältnismäßig niedrige Aufwandmenge der Einzelwirkstoffe in der Kombination eingesetzt werden können, ohne eine wesentliche Schadwirkung bei Nutzpflanzen zu ergeben. Derartig günstige synergistische Wirkungen lassen sich für Kombinationswirkstoffe jedoch praktisch nie voraussagen.
Es ist bekannt, das Herbizid Propanil, d. h. N-(3,4-Dichlorpheπyl)-propansäureamid, zur Bekämpfung von monokotylen und dikotylen Schadpflanzen in Getreide wie z. B. Reis und Weizen, vorzugsweise in Reis mit einer Aufwandmenge von 2,5 bis 5 kg/ha Aktivsubstanz im Nachauflaufverfahren einzusetzen, wobei besonders Schadpflanzen des Typs Amaranthus retroflexus, Digitaria spp., Echinochloa spp., Panicum spp. und Setaria spp. bekämpft werden können (siehe "The Pesticide Manual", British Crop Protection Council & The Royal Society of Chemistry, UK, 10. Auflage 1994; nachstehend "The Pesticide Manual" genannt)
Außerdem ist bereits bekannt, das Herbizid Anilofos, d. h. S-4-Ch!or-N- isopropylcarbaniloylmethyl-dithiophosphorsäuredimethylester, zur Bekämpfung von Gräsern wie Echinochloa, Cyperus, Fimbristylis und Scirpus spp. in Reiskulturen einzusetzen (siehe "The Pesticide Manual", 10. Auflage 1994).
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß Kombinationen von Propanil und Anilofos bei einer Reihe von Schadpflanzen überadditive (synergistische) Wirkungen ergeben und sehr gut zur Bekämpfung einiger Schadpflanzen geeignet sind, bei denen Resistenzen gegenüber einem oder beiden der Einzelwirkstoffe auftreten.
Gegenstand der Erfindung sind deshalb herbizide Mittel, gekennzeichnet durch einen wirksamen Gehalt an einer Kombination aus
A) einer Verbindung der Formel (A)
O— lj— NHÜOCH2ÜM3 (A)
cι
(Propanil) und
B) einer Verbindung der Formel (B)
Die Kombination der Wirkstoffe kann in an sich üblicher Weise eingesetzt werden, entweder durch Sprühapplikation einer aus Einzelformulierungen der Wirkstoffe im Tankmix hergestellten Spπtzbruhe oder einer durch Verdünnen mit Wasser aus einer Mischformulierung der Wirkstoffe hergestellten Spπtzbruhe Für die Applikation kommen vor allem solche Methoden in Frage, die für die Anwendung der Einzelwirkstoffe üblich sind und eine gemeinsame Applikation ermöglichen. Weil Propanil weniger über die Wurzeln als über die grünen Pflanzenteile aufgenommen und wirksam wird, eignet sich Propanil vorwiegend für die Applikation im Nachauflaufverfahren Anilofos dagegen ist sowohl blatt- als auch bodenwirksam Aufgrund der Eigenschaften von Propanil wird jedoch die erfindungsgemäße Kombination vorzugsweise durch Sprühen einer Spπtzbruhe im Nachauflaufverfahren auf die Pflanzen ausgebracht
Die Applikation kann prinzipiell auch durch aufeinanderfolgende Applikationen der Einzelwirkstoffe (A) und (B) erfolgen, wobei der mögliche Zeitabstand in
Vorversuchen ermittelt werden kann Die Wirkstoffe (A) und (B) können gegebenenfalls auch in Kombination mit weiteren Pflanzenschutzmittelwirkstoffen eingesetzt werden
Bei gleicher herbizider Wirkung an Schadpflanzen ist die Aufwandmenge eines Einzelwirkstoffs in der Kombination im Vergleich zur Aufwandmenge des betreffenden Einzelwirkstoffes bei alleiniger Anwendung wesentlich veπngert Die optimale Wahl des Gewichtsverhaltnisses und der Aufwandmengen ist beispielsweise vom Entwicklungsstadium der Unkräuter oder Ungraser, Unkrautspektrum, von Umweltfaktoren und Klimabedingungen oder auch von der Art gegebenenfalls zusätzlich eingesetzter Pflanzenschutzmittelwirkstoffe abhangig
Die Gewichtsverhaltnisse der kombinierten Herbizide (A) und (B) können daher innerhalb weiter Grenzen variieren, sie egen in der Regel zwischen 20 1 und 1 1 , vorzugsweise 12 1 und 3 1 , insbesondere 10 1 und 4 1 , bezogen auf das Verhältnis (A) (B) Dabei ist die Aufwandmenge für das Herbizid (A) (Propanil) in der Kombination in der Regel im Bereich von 0,5 bis 4,5 kg, vorzugsweise 1 bis 3,5 kg, insbesondere 1 ,5 bis 3 kg Aktivsubstanz pro Hektar Die Aufwandmenge für das Herbizid (B) (Anilofos) in der Kombination ist in der Regel im Bereich von 50 bis 1000 g, vorzugsweise 100 bis 800 g, insbesondere 200 bis 500 g Aktivsubstanz pro Hektar
Die erfindungsgemaßen Kombinationen der Verbindungen der Formel (A) und (B) weisen eine ausgezeichnete herbizide Wirksamkeit gegen ein breites Spektrum wirtschaftlich wichtiger mono- und dikotyler Schadpflanzen auf Teilweise werden auch schwer bekampfbare perennierende Unkräuter, die aus Rhizomen, Wurzelstocken oder anderen Dauerorganen austreiben, durch die Wirkstoffe erfaßt In der Regel werden die Wirkstoffe im Nachauflaufverfahren, vorzugsweise im frühen Nachauflaufverfahren ausgebracht Im einzelnen seien beispielsweise einige Vertreter der mono- und dikotylen Unkrautflora genannt, die durch die erfindungsgemaßen Verbindungen kontrolliert werden können, ohne daß durch die Nennung eine Beschrankung auf bestimmte Arten erfolgen soll
Auf der Seite der monokotylen Unkrautarten werden z B Species aus der Reihe Echinochloa, Panicum, Digitaπa, Setaπa, Ischaemum sowie Cyperusarten aus der annuellen Gruppe gut erfaßt Bei dikotylen Unkrautarten sind Arten wie Amaranthus hervorzuheben
Speziell unter den spezifischen Kulturbedingungen im Reis vorkommende Unkräuter wie z B Echinochloa, Eleusme, Leptochloa, Digitaπa, Sagittaπa, Ahsma, Eleochaπs, Scirpus und Cyperus werden von den erfindungsgemaßen Wirkstoffen bekämpft Insbesondere eignen sich die erfindungsgemaßen Kombinationen wegen ihrer synergistischen Wirkung für die Bekämpfung von zur Resistenzbildung neigenden Schadpflanzen vom Typ Echinochloa spp , wie z B Echinochloa colona, welche in Reisanbauflachen, vor allem bei verpflanzentem (transplantiertem) Reis anzutreffen
Bei Applikation der Wirkstoffkombinationen auf die grünen Pflanzenteile im frühen Nachauflaufverfahren tritt sehr rasch nach der Behandlung ein drastischer Wachstumsstop ein und die Unkrautpflanzen bleiben in dem zum Applikationszeitpunkt vorhandenen Wachstumsstadium stehen oder sterben nach einer gewissen Zeit ganz ab, so daß auf diese Weise eine für die Kulturpflanzen schädliche Unkrautkonkurrenz sehr früh und nachhaltig beseitigt wird
Obgleich die Wirkstoffkombinationen eine ausgezeichnete herbizide Aktivität gegenüber mono- und dikotylen Unkräutern aufweisen, werden Reiskulturen aus gesätem oder verpflanzten Reis nur unwesentlich oder gar nicht geschadigt Auch andere Nutzpflanzen, vorzugsweise Getreidepflanzen, werden bei der Applikation wenig geschadigt Die vorliegenden Verbindungen eignen sich aus diesen Gründen sehr gut zur selektiven Bekämpfung von unerwünschtem Pflanzenwuchs in den entsprechenden landwirtschaftlichen Nutzpflanzungen
Gegenstand der Erfindung sind auch herbizide Mittel, die Kombinationen aus Wirkstoffen (A) und (B) sowie übliche Formulierungshilfsmittel enthalten
Die erfindungsgemaßen Kombinationen und deren Einzelwirkstoffe können auf verschiedene Art formuliert werden, je nachdem welche biologischen und/oder chemisch-physikalischen Parameter vorgegeben sind Als Formu erungsmoglichkeiten kommen beispielsweise in Frage Spπtzpulver (WP), wasserlösliche Pulver (SP), wasserlösliche Konzentrate, emulgierbare Konzentrate (EC), Emulsionen (EW), wie ÖI-ιn-Wasser- und Wasser-ιn-OI-Emulsιonen, versprühbare Losungen, Suspensionskonzentrate (SC), Dispersionen auf Öl- oder Wasserbasis, olmischbare Losungen, Kapseisuspensionen (CS), Staubemittel (DP), Beizmittel, Granulate für die Streu- und Bodenapp kation, Granulate (GR) in Form von Mikro-, Sprüh-, Aufzugs- und Adsorptionsgranulaten, wasserdispergierbare Granulate (WG), wasserlösliche Granulate (SG), ULV-Formulierungen, Mikrokapseln und Wachse
Diese einzelnen Formulierungstypen sind im Prinzip bekannt und werden beispielsweise beschrieben in Wmnacker-Kuchler, "Chemische Technologie", Band 7, C Hauser Verlag München, 4 Aufl 1986, Wade van Valkenburg, "Pesticide Formulations", Marcel Dekker, N Y , 1973, K Martens "Spray Drymg" Handbook, 3rd Ed 1979, G Goodwin Ltd London
Die notwendigen Formulierungshilfsmittel wie Inertmateπalien, Tenside, Lösungsmittel und weitere Zusatzstoffe sind ebenfalls bekannt und werden beispielsweise beschrieben in Watkins, "Handbook of Insecticide Dust Diluents and Carπers", 2nd Ed , Darland Books, Caldwell N J , H v Olphen "Introduction to Clay Colloid Chemistry", 2nd Ed , J Wiley & Sons, N Y , C Marsden, "Solvents Guide", 2nd Ed , Inters ence, N Y 1963, McCutcheon's "Detergents and Emulsifiers Annual", MC Publ Corp , Ridgewood N J , Sisley and Wood, "Encyclopedia of Surface Active Agents", Chem Publ Co Ine , N Y 1964, Schonfeldt, "Grenzflächenaktive Athyienoxidaddukte", Wiss Verlagsgesell , Stuttgart 1976, Wmnacker-Kuchler, "Chemische Technologie", Band 7, C Hauser Verlag München, 4 Aufl 1986
Auf der Basis dieser Formulierungen lassen sich auch Kombinationen mit anderen pestizid wirksamen Stoffen, wie z B Insektiziden, Akaπziden anderen Herbiziden, Fungiziden, Safenern, Wachstumsregulatoren und/oder Düngemitteln herstellen, z B in Form einer Fertigformulierung oder als Tankmix
Spritzpulver sind in Wasser gleichmäßig dispergierbare Präparate, die neben dem Wirkstoff außer einem Verdunnungs- oder Inertstoff noch Tenside ionischer und/oder nichtionischer Art (Netzmittel, Dispergiermittel), z B polyoxyethylierte Alkylphenole, polyoxethylierte Fettalkohole, polyoxethylierte Fettamine, Fettalkoholpolyglykolethersulfate, Alkansulfonate Alkylbenzolsulfonate, ligninsulfonsaures Natrium, 2,2'-dιnaphthylmethan-6,6'-dιsulfonsaures Natrium, dibutylnaphthalin-sulfonsaures Natrium oder auch oleoylmethyltaunnsaures Natrium enthalten Zur Herstellung der Spritzpulver werden die herbiziden Wirkstoffe beispielsweise in üblichen Apparaturen wie Hammermuhlen, Geblasemuhlen und Luftstrahlmuhlen feingemahlen und gleichzeitig oder anschließend mit den Formulierungshilfsmitteln vermischt
Emulgierbare Konzentrate werden durch Auflosen der Wirkstoffe in einem organischen Losungsmittel z B Butanol, Cyclohexanon, Dimethylformamid, Xylol oder auch hohersiedenden Aromaten oder Kohlenwasserstoffen oder Mischungen der organischen Losungsmittel unter Zusatz von einem oder mehreren Tensiden ionischer und/oder nichtionischer Art (Emulgatoren) hergestellt Als Emulgatoren können beispielsweise verwendet werden Alkylarylsulfonsaure Calcium-Salze wie Ca-dodecylbenzolsulfonat oder nichtionische Emulgatoren wie Fettsaurepolyglykolester, Alkylarylpolyglykolether, Fettalkoholpolyglykolether, Propylenoxid-Ethylenoxid-Kondensationsprodukte, Alkylpolyether, Sorbitanester wie z B Sorbitanfettsaureester oder Polyoxethylensorbitanester wie z B Polyoxyethylensorbitanfettsaureester
Staubemittel erhalt man durch Vermählen der Wirkstoffe mit fein verteilten festen Stoffen, z B Talkum, natürlichen Tonen wie Kaolin Bentonit und Pyrophylht oder Diatomeenerde
Suspensionskonzentrate können auf Wasser- oder Olbasis sein Sie können beispielsweise durch Naß-Vermahlung mittels handelsüblicher Perlmuhlen und gegebenenfalls Zusatz von Tensiden, wie sie z B oben bei den anderen Formulierungstypen bereits aufgeführt sind, hergestellt werden
Emulsionen, z. B OI-ιn-Wasser-Emulsιonen (EW), lassen sich beispielsweise mittels Rührern, Kolloidmuhlen und/oder statischen Mischern unter Verwendung von wäßrigen organischen Losungsmitteln und gegebenenfalls Tensiden, wie sie z B oben bei den anderen Formulierungstypen bereits aufgeführt sind, herstellen
Granulate können entweder durch Verdusen der Wirkstoffe auf adsorptionsfahiges, granuliertes Inertmaterial hergestellt werden oder durch Aufbringen von Wirkstoffkonzentraten mittels Klebemitteln, z B Polyvinylalkohol, polyacrylsaurem Natrium oder auch Mineralölen, auf die Oberflache von Tragerstoffen wie Sand, Kaolinite oder von granuliertem Inertmateπal Auch können die Wirkstoffe in der für die Herstellung von Dungemittelgranulaten üblichen Weise - gewunschtenfalls in Mischung mit Düngemitteln - granuliert werden
Wasserdispergierbare Granulate werden in der Reget nach den üblichen Verfahren wie Sprühtrocknung, Wirbelbett-Granulierung, Teller-Granulierung, Mischung mit Hochgeschwindigkeitsmischern und Extrusion ohne festes Inertmateπal hergestellt
Die agrochemischen Zubereitungen enthalten in der Regel 0,1 bis 99 Gew -%, insbesondere 0,1 bis 95 Gew -% Wirkstoffe der Formel (A) und/oder (B)
In Spritzpulvern beträgt die Wirkstoffkonzentration z B etwa 10 bis 90 Gew -%, der Rest zu 100 Gew -% besteht aus üblichen Formulierungsbestandteilen Bei emulgierbaren Konzentraten kann die Wirkstoffkonzentratioπ etwa 1 bis 90 Gew -% betragen. Staubformige Formulierungen enthalten z B 1 bis 30, meistens 5 bis 20 Gew -% an Wirkstoff Verspruhbare Losungen beispielsweise 0,05 bis 80, meistens 2 bis 50 Gew -% Wirkstoff Bei wasserdispergierbaren Granulaten hangt der Wirkstoffgehalt zum Teil davon ab, ob die wirksame Verbindung flussig oder fest vorliegt und welche Granulierhilfsmittel, Füllstoffe usw verwendet werden Bei den
in Wasser dispergierbaren Granulaten liegt der Gehalt an Wirkstoff beispielsweise zwischen 1 und 95 Gew -%, meistens zwischen 10 und 80 Gew -%
Daneben enthalten die genannten Wirkstofformulierungen gegebenenfalls die jeweils üblichen Haft-, Netz-, Dispergier-, Emulgier- Penetrations- Konservierungs-, Frostschutz- und Losungsmittel, Füll-, Trager- und Farbstoffe Entschäumer Verdunstungshemmer und den pH-Wert und die Viskosität beeinflussende Mittel
Als Kombinationspartner für die erfindungsgemaßen Wirkstoffe in Mischungsformulierungen oder im Tank-Mix sind beispielsweise auch bekannte Wirkstoffe einsetzbar, wie sie z B in Weed Research 26, 441-445 (1986), oder "The Pesticide Manual", 10 Auflage, 1994 und dort zitierter Literatur vorzugsweise für die Anwendung in Reiskulturen beschrieben sind
Zur Anwendung werden die in handelsüblicher Form vorliegenden Formulierungen gegebenenfalls in üblicher Weise verdünnt, z B bei Spritzpulvern, emulgierbaren Konzentraten, Dispersionen und wasserdispergierbaren Granulaten mittels Wasser, und anschließend auf die Pflanzen, Pflanzenteile oder den landwirtschaftlich oder industriell genutzten Boden oder die Anbauflache, auf dem die Pflanzen stehen oder in dem sie heranwachsen oder als Saat vorliegen, appliziert Dies schließt auch spezielle Apphkationsvaπanten ein, wie sie im Reisanbau üblich sind, z B die Gießapplikation, bei der die Applikation der herbiziden Mittel in das Anstauwasser der bewasserten Anbauflache erfolgt Staubformige Zubereitungen, Boden- bzw Streugranulate sowie verspruhbare Losungen werden vor der Anwendung üblicherweise nicht mehr mit weiteren inerten Stoffen verdünnt
Überraschenderweise hat sich gezeigt daß bei gemeinsamer Anwendung von Herbizid (A) mit Herbizid (B) unter sonst üblichen Bedingungen uberadditive (= synergistische) herbizide Wirkungen bei Schadpflaπzen auftreten wobei die Selektivität bei Getreide wie Reis gewahrt bleibt Diese Effekte erlauben eine Reduzierung der Aufwandmenge, die Bekämpfung eines breiteren Spektrums von Unkräutern und Ungrasern, einen schnelleren Einsatz der herbiziden Wirkung, eine längere Dauerwirkung, eine bessere Kontrolle der Schadpflanzen mit nur einer bzw
wenigen Applikationen sowie eine Ausweitung des möglichen Anwendungszeitraumes Diese Eigenschaften sind in der praktischen Unkrautbekämpfung gefordert, um landwirtschaftliche Kulturen von unerwünschten Konkurrenzpflanzen freizuhalten und damit die Ertrage qualitativ und quantitativ zu sichern und/oder zu erhohen Der technische Standard wird durch die neue Kombination hinsichtlich der beschriebenen Eigenschaften deutlich ubertroffen
In den nachfolgenden Beispielen beziehen sich Mengen- und Prozentangaben auf das Gewicht, wenn dort nichts anderes definiert ist
A Formulierungsbeispiele
a) Ein Staubemittel wird erhalten, indem man 10 Gew -Teile einer erfindungsgemäßen Wirkstoffkombination und 90 Gew -Teile Talkum als Inertstoff mischt und in einer Schlagmühle zerkleinert
b) Ein in Wasser leicht dispergierbares, benetzbares Pulver wird erhalten, indem man 25 Gew -Teile Wirkstoffe (A) + (B), 64 Gew -Teile kaolinhaltigen Quarz als Inertstoff, 10 Gew -Teile ligninsulfonsaures Kalium und 1 Gew -Teil oleoylmethyltaunnsaures Natrium als Netz- und Dispergiermittel mischt und in einer Stiftmuhle mahlt
c) Ein in Wasser leicht dispergierbares Dispersionskonzentrat wird erhalten, indem man 20 Gew -Teile Wirkstoffe (A) + (B) mit 6 Gew -Teilen Alkylphenolpolyglykolether (©Triton X 207), 3 Gew -Teilen Isotπdecanolpolyglykolether (8 EO) und 71 Gew -Teilen paraffinischem Mineralöl (Siedebereich z B ca 255 bis 277°C) mischt und in einer Reibkugelmuhle auf eine Feinheit von unter 5 Mikron vermahlt
d) Ein emulgierbares Konzentrat wird erhalten aus 15 Gew -Teilen Cyclohexanon als Losemittel und 10 Gew -Teilen oxethyliertes Nonylphenol als Emulgator
e) Ein in Wasser dispergierbares Granulat wird erhalten indem man 75 Gew -Teile Wirkstoffe (A) + (B), 0 Gew -Teile ligninsulfonsaures Calcium,
5 Gew -Teile Natπumlaurylsulfat,
3 Gew -Teile Polyvinylalkohol und
7 Gew -Teile Kaolin mischt, auf einer Stiftmuhle mahlt und das Pulver in einem Wirbelbett durch Aufsprühen von Wasser als Granulierflussigkeit granuliert
f) Ein in Wasser dispergierbares Granulat wird auch erhalten, indem man 25 Gew -Teile Wirkstoffe (A) + (B),
5 Gew -Teile 2,2'-dιnaphthylmethan-6,6'-dιsulfonsaures Natrium,
2 Gew -Teile oleoylmethyltaunnsaures Natrium,
1 Gew -Teil Polyvinylalkohol,
17 Gew -Teile Calciumcarbonat und
50 Gew -Teile Wasser auf einer Kolloidmuhle homogenisiert und vorzerkleinert, anschließend auf einer Perlmuhle mahlt und die so erhaltene Suspension in einem Spruhturm mittels einer Einstoffduse zerstaubt und trocknet
B Biologische Beispiele
1 Bonitierung der Schadwirkung und Bewertung des Synergismus
Die Schadwirkung an den Pflanzen wird nach dem Trockengewicht des abgeernteten Pflanzenmateπals gemäß einer Skala von 0 bis 100% bewertet (Standardmethode nach Abbott) 0% = keine erkennbare Wirkung im Vergleich zur unbehandelten
Pflanze, d h die Trockenmasse ist gleich 100% = behandelte Pflanze stirbt ab, das Trockengewicht ist im
Vergleich zu dem der unbehandelten Pflanze vernachlassigbar gering
In einigen Fällen wurde die Bonitur auch optisch im Vergleich zu unbehandelten Kontrollen vorgenommen und ebenfalls in einer Bewertungsskala von 0 bis 100 % angegeben (0% = kein Unterschied zur Kontrolle, 100% = Pflanze völlig abgestorben)
Eine Beurteilung des Synergismus bei den hier eingesetzten Wirkstoffen muß die stark unterschiedlichen Aufwandmengen der Einzelwirkstoffe berücksichtigen Es ist somit nicht sinnvoll, die Wirkungen der Wirkstoffkombinationen und die der Einzelwirkstoffe jeweils bei gleichen Aufwandmengen zu vergleichen Die erfindungsgemaß einzusparenden Wirkstoffmengen werden durch die uberadditive Wirkungssteigerung bei Einsatz der kombinierten Aufwandmengen bzw durch die Verringerung der Aufwandmengen beider Einzelwirkstoffe beim kombinierten Einsatz im Vergleich zu den Aufwandmengen der Wirkstoffen bei Einzelapplikation bei jeweils gleicher Wirkung erkennbar
In allen Fallen wird bei den Kombinationen zwischen dem errechneten und dem gefundenen Wirkungsgrad unterschieden In der Mehrzahl der Falle ist die synergistische Wirkungssteigerung so hoch daß die Wirkung der Kombination deutlich die formale (zahlenmäßige) Summe der Wirkungen der Einzelstoffe übersteigt Eine derart hohe Wirkungssteigerung ist aufgrund der bekannten Wirkungen der Einzel Wirkstoffe keinesfalls zu erwarten gewesen
Der theoretisch zu erwartende Wirkungsgrad einer Kombination kann naherungsweise nach der Formel von S R Colby abgeschätzt werden (vgl "Calculation of synergistic and antagonistic responses of herbicide combinations", Weeds 15 (1967), Seiten 20 - 22)
Diese Formel lautet für Zweierkombinationen
Y
E = X + Y
100 wobei
X = % Schädigung durch Herbizid A bei x kg/ha Aufwandmenge, Y = % Schädigung durch Herbizid B bei y kg/ha Aufwandmenge, E = die zu erwartende Schädigung durch die Herbizide A+B bei x+y kg/ha
Ist die tatsachliche Schädigung großer als die rechnerisch zu erwartende, so ist die Wirkung der Kombination mehr als additiv, d h es liegt ein synergistischer Wirkungseffekt vor
Unkrautwirkung im Nachauflauf
2 1 Allgemeines Vorgehen (Gewachshausversuch)
Samen bzw Rhizomstucke von mono- und dikotylen Unkräutern werden in Topfen mit sandigem Lehmboden ausgelegt, mit Erde abgedeckt und im Gewachshaus unter guten Wachstumsbedingungen angezogen Für einige Tests unter Bedingungen im Reisanbau werden die Unkräuter in Topfen mit wassergesattigter Erde oder in Topfen mit Erde angezogen, in denen Wasser bis zu 2 cm über der Bodenoberflache steht, und wahrend der Versuchsphase kultiviert Drei bis vier Wochen nach der Aussaat werden die Versuchspflanzen im Zwei- bzw Dreiblattstadium behandelt, wobei vorhandenes Anstauwasser gegebenenfalls vorher abgelassen wird Zur Applikation werden die als Emulsionskonzentrate
formulierten erfindungsgemaßen Wirkstoffkombinationen sowie in parallelen Versuchen die entsprechend formulierten Einzelwirkstoffe in verschiedenen Dosierungen mit einer Wasseraufwandmenge von umgerechnet 300 l/ha auf die grünen Pflanzenteile gesprüht Nach 2 Wochen Standzeit der Versuchspflanzen im Gewachshaus unter optimalen Wachstumsbedingungen wird die Wirkung der Präparate im Vergleich zu unbehandelten Kontrollen bonitiert Die erfindungsgemaßen Mittel weisen eine gute herbizide Wirksamkeit gegen ein breites Spektrum wirtschaftlich wichtiger Ungraser und Unkräuter auf
2.2 Bekämpfung von Echinochloa colona und Selektivität in Reis (Gewachshausversuch)
a) Bekämpfung von Echinochloa colona
Samen von Echinochloa colona aus Feldern für den Anbau von verpflanztem Reis wurden in Plastikboden mit sandigem Erdboden herangezogen (vgl Abschnitt 2 1) Propanil und Anilofos, jeweils als emulgierbare Konzentrate formuliert, wurden im Tankmix gemischt und mit einer Wasseraufwandmenge von 300 l/ha auf die Schadpflanzen im 2- bzw 3-Blattstadιum ausgebracht Nach zwei Wochen Standzeit der Versuchspflanzen im Gewachshaus unter optimalen Wachstumsbedingungen wurde die Wirkung der Präparate im Vergleich zu unbehandelten Kontrollen gemäß Abschnitt 1 bonitiert Die Ergebnisse der Bonituren sind in Tabelle 1 zusammengestellt
Die Wirkung der erfindungsgemaßen Kombinationen übertraf jeweils bei weitem den Erwartungswert nach Colby und war demgemäß synergistisch
Tabelle 1 Wirkung bei Echinochloa colona (Nachauflaufversuch)
Produkt Dosis Wirkung in % Wirkung in % g a I /ha Applik -Stadium 2-Blatt Applik -Stadium* 3-Blatt
Propanil 1920 57,5 28,6
Propanil 2880 74,5 33,9
Anilofos 300 63,9 65,9
Anilofos 450 73,2 67,0
Propanil 1920+300 94,3 94,4 +Anilofos (84,6) (75,7)
Propanil 1920+450 96,2 97,5 +Anilofos (88,6) (76,4)
Propanil 2880 + 300 99 97,4 +Anilofos (90,8) (77,6)
Propanil 2880 + 450 99,0 98,6 +Anilofos (93,2) (78,3)
Abkürzungen.
1. Die in Klammern gesetzten Wirkungswerte sind Erwartungswerte nach Colby (vgl. Abschnitt 1)
2. a.i. = active ingredient = Aktivsubstanz (bezogen auf 100% Wirkstoff)
3. Applik -Stadium = Applikationsstadium von Echinochloa colona
b) Selektivität in Reiskulturen
In analogen Versuchen wurde die Wirkung der herbiziden Mittel auf verpflanzten Reis untersucht. In allen Fällen war die Wirkung auf Reis etwa gleich niedrig und lag in der Regel unter 10% Schadwirkung im Vergleich zu unbehandeltem Reis
3.2 Wirkung bei Echinochloa colona (Feldversuch)
Samen von Echinochloa colona aus Feldern für den Anbau von verpflanztem Reis wurden auf Feldparzellen in sandigem Erdboden herangezogen Propanil und Anilofos, jeweils als emulgierbare Konzentrate formuliert, wurden im Tankmix gemischt und mit einer Wasseraufwandmenge von 300 l/ha auf die Schadpflanzen im Zweiblattstadium ausgebracht Nach zwei Wochen Standzeit der Versuchspflanzen wurde die Wirkung der Präparate im Vergleich zu unbehandelten Kontrollen gemäß Abschnitt 1 bonitiert. Die Ergebnisse der Bonituren sind in Tabelle 2 zusammengestellt.
Tabelle 2. Nachauflaufversuch (Feldversuch)
Wirkstoff(e) Dosis Wirkung in % g a.i./ha Applik -Stadium* 2-Blatt
Propanil 1920 38,5
Propanil 2880 44,7
Anilofos 300 12,6
Anilofos 450 15,9
Propanil 1920+300 77,3 +Anilofos (46,2)
Propanil 1920+450 93,3 +Anilofos (48,3)
Propanil 2880 + 300 93,5 +Anilofos (51 ,6)
Propanil 2880 + 450 96,7 +Anilofos (53,5)
Abkürzungen: Siehe Tabelle 1
3 3 Wirkung auf weitere Reisschadpflanzen (Feldversuch)
Samen von Schadpflanzen aus Feldern für den Anbau von verpflanztem Reis wurden auf Feldparzellen in sandigem Erdboden herangezogen Propanil und Anilofos, jeweils als emulgierbare Konzentrate formuliert, wurden im Tankmix gemischt und mit einer Wasseraufwandmenge von 300 l/ha drei Wochen nach der Aussaat auf die Schadpflanzen ausgebracht Nach zwei Wochen Standzeit der Versuchspflanzen wurde die Wirkung der Präparate im Vergleich zu unbehandelten Kontrollen optisch bonitiert (vgl Abschnitt 1 ) Die Ergebnisse der Bonituren sind in Tabelle 3 zusammengestellt
Tabelle 3 Nachauflaufversuch (Feldversuch)
Wιrkstoff(e) Dosis Wirkung in % Wirkung in % Wirkung in % g a i /ha bei ISCRU bei DIGSA bei ELEIN
Propanil 1920 85 80 83
Anilofos 300 35 38 30
Anilofos 450 43 45 38
Anilofos 900 50 50 48
Propanil 1920+300 93 93 92 +Anιlofos (90,3) (87,6) (88,1)
Propanil 1920+450 95 95 95
+Anιlofos (91 ,5) (89,0) (89,5)
Propanil 1920 + 900 95 95 95 +Anιlofos (92,5) (90) (91,2)
Abkürzungen Siehe Tabelle 1 sowie
ISCRU = Ischaemum rugosum (Grammaceae)
DIGSA = Digitana sangumalis und ELEIN=Eleusιne indica