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1. ERFINDUNGSGEBIET
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Die vorliegende Erfindung betrifft
einen kontinuierlichen Prozeß zum
Herstellen einer Bahn aus dünnem,
chemisch gehärtetem
Glas, das auf eine Rolle aufgewickelt werden kann.
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1. ALLGEMEINER
STAND DER TECHNIK
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Bei vielen Anwendungen sind Materialien
mit einer hohen Form- und/oder
Wärmestabilität erforderlich.
Wenngleich aus organischen Polymeren bestehende Kunststoffilme als
Träger
für eine
Funktionsschicht, wie etwa eine Bildaufzeichnungsschicht, verwendet
werden können,
erfordern mehrere Anwendungen den Einsatz von Glas als einem formstabilen
Träger
für die
Funktionsschicht. Bekannte Beispiele dafür sind Anwendungen in der Grafikindustrie und
Fotomasken für
die Herstellung von Leiterplatinen. Glasträger weisen im Vergleich zu
Kunststoffträgern
den weiteren Vorteil auf, daß sie
sich leicht recyceln lassen. Ein Beispiel für eine Anwendung, bei der eine
hohe Wärmebeständigkeit
benötigt
wird, ist die Herstellung von Farbfiltern in Flüssigkristalldisplays (LCDs),
bei denen Glasplatten als Träger
verwendet werden, und zwar trotz des höheren spezifischen Gewichts
von Glasträgern
im Vergleich zu Kunststoffträgern.
Wegen der geringen Flexibilität
von Glas wird jedoch die Beschichtung mit einer Funktionsschicht in
einem Chargenprozeß (Platte
für Platte)
durchgeführt,
wohingegen die Beschichtung eines Kunststoffträgers allgemein als ein kontinuierlicher
Prozeß, zum
Beispiel unter Verwendung eines Bahnbeschichters, ausgeführt wird.
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EP-A 716 339 beschreibt einen Prozeß zur Bereitstellung
eines flexiblen Glasträgers
mit einer Funktionsschicht in einer Stranggußmaschine, der dadurch gekennzeichnet
ist, daß (i.)
die Dicke des Glasträgers
unter 1,2 mm liegt und (ii) der Glasträger (bei Zugbeanspruchung)
eine Bruchspannung von mindestens 1 × 107 Pa
und ein Elastizitätsmodul (E-Modul)
von höchstens
1 × 1011 Pa aufweist. Das in der letzteren EP-A
offenbarte Glas ist recht brüchig. Derartiges
Glas eignet sich deshalb nicht gut zum Aufwickeln auf einen Kern
(zum Beispiel nach der Herstellung des dünnen Glases) oder für das Abwickeln
von dem Kern (zum Beispiel, um den dünnen Glasträger in einem Bahnbeschichter
mit einer Funktionsschicht zu versehen), da die Wahrscheinlichkeit für einen
Glasbruch hoch ist.
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Bekannterweise besitzt chemisch gehärtetes Floatglas
eine größere Festigkeit
als normales Floatglas. Chemisch gehärtetes Glas ist ein Glas, bei
dem auf beiden Oberflächenschichten
die ursprünglichen Alkaliionen
mindestens teilweise durch Alkaliionen mit einem größeren Radius
ersetzt worden sind. Bekannte Verfahren zum Herstellen chemisch
gehärteten
Glases sind in der Regel Chargenprozesse, bei denen Glasplatten
Ionenaustauschbedingungen ausgesetzt werden, wie beispielsweise
in JP-A 56 041 859, GB 1 208 153 und
US
3 639 198 beschrieben. Chargenprozesse sind gekennzeichnet
durch eine niedrige Produktivität
und deshalb für
die Anwendung im industriellen Maßstab nicht attraktiv. Da das chemische
Härten
von Glasplatten in der Regel dadurch erfolgt, daß die Platten in ein Salzbad
hoher Temperatur eingetaucht werden, ist es schwierig, über die
ganze Oberfläche
der Platte hinweg einen gleichförmigen
Ionenaustauschgrad zu erhalten.
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Typische, in Flachbildschirmen wie
etwa LCDs verwendete Glasplatten weisen eine Dicke von etwa 1,1
mm auf. Ein Glassubstrat mit einer Größe von 360 × 465 × 1 mm wiegt etwa 500 g, und
für eine LCD
werden zwei derartige Platten benötigt. Wegen des oben erwähnten Risikos
des Glasbruchs hängt die
Schirmausbeute invers von der Dicke des Glassubstrats ab. Da die
Schirmgröße von Flachbildschirmen
sowie das Eindringen tragbarer Geräte, die einen Flachbildschirm
enthalten, in den Markt rapide ansteigen, besteht ein Bedarf an
einem dünnen
festen Glassubstrat, das mit Funktionsschichten und Elektronikkomponenten,
die in derartigen Displays verwendet werden, versehen werden kann.
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3. KURZE DARSTELLUNG
DER ERFINDUNG
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Eine Aufgabe der Erfindung besteht
in der Bereitstellung eines Prozesses zum Herstellen von Glas auf
einer Walze, der sich für
die Umsetzung in einem industriellen Maßstab eignet.
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Insbesondere besteht eine Aufgabe
der vorliegenden Erfindung in der Bereitstellung eines Verfahrens
zum Herstellen einer Bahn aus einem dünnen Glasträger, der flexibel und fest
genug ist, daß er um einen
Kern gewickelt und/oder von dem Kern abgewickelt werden kann, wobei
die Bruchwahrscheinlichkeit niedrig ist.
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Eine weitere spezifische Aufgabe
der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung des obigen
Verfahrens als kontinuierlichem Prozeß, der durch eine hohe Produktivität und eine
gute Gleichförmigkeit
der Flexibilität
und der Festigkeit in der Bahn gekennzeichnet ist.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung
werden die obigen Aufgaben durch einen kontinuierlichen Prozeß zum Herstellen
von Glas auf einer Rolle realisiert, der die folgenden Schritte
umfaßt:
- i) Ziehen von Glas, das ursprüngliche
Alkaliionen enthält,
um eine Glasbahn mit einer Dicke von höchstens 1,2 mm und mit einer
ersten und zweiten Hauptfläche
zu bilden; und
- ii) Behandeln beider Oberflächen
der Bahn direkt nach dem Ziehen oder während des Ziehens mit chemischen
Härtungsmitteln über weniger
als zwei Stunden, wobei die ursprünglichen Alkaliionen durch
Alkaliionen mit einem größeren Radius ersetzt
werden; und
- iii) Wickeln der Bahn auf einen Kern nach dem Behandeln beider
Oberflächen;
dadurch gekennzeichnet, daß das
Glas Natriumkalkglas oder Lithiumkalkglas ist und der Kern einen
Durchmesser zwischen 0,05 und 0,80 m aufweist.
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Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht
außerdem
in der Bereitstellung von Materialien, die durch eine verbesserte
Form- und Wärmestabilität gekennzeichnet
sind. Noch eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht
in der Bereitstellung von Materialien mit einem starken dünnen Glasträger, der
durch ein geringeres Gewicht als die bekannten Glasplatten gekennzeichnet
ist. Diese Aufgaben werden durch ein Material realisiert, das als
Träger
das dünne
Glas umfaßt,
das durch das obige Verfahren erhalten wurde und weiterhin eine Funktionsschicht
umfaßt.
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Weitere Aufgaben und Vorteile der
Erfindung ergeben sich aus der folgenden ausführlichen Beschreibung.
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4. AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Das chemische Härten eines Glases ist ein wohlbekannter
Vorgang, um die Festigkeit von Glas zu erhöhen. Chemisch gehärtetes Glas
ist Glas, bei dem die ursprünglichen
Alkaliionen auf beiden Oberflächenschichten
mindestens teilweise durch Alkaliionen mit einem größeren Radius
substituiert werden. Bei chemisch gehärtetem Natriumkalkkieselglas
werden die Natriumionen in der Nähe
der Oberfläche
des Glases mindestens teilweise durch Kalium substituiert, und bei
chemisch gehärtetem
Lithiumkalkkieselglas werden die Lithiumionen in der Nähe der Oberfläche mindestens
teilweise durch Natrium und/oder Kalium substituiert. Weitere Einzelheiten über das chemische
Härten
von Glas findet man unter anderem in „Glass Technology", Band 6, Nr. 3,
Seite 90–97,
Juni 1965.
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Verfahren zum chemischen Härten nach dem
Stand der Technik sind in der Regel Chargenprozesse, bei denen Glasplatten
in einen Tank getaucht werden, der ein geschmolzenes Salz wie etwa Kaliumnitrat
enthält.
Es versteht sich allgemein, daß derartige
Härtungsbedingungen
ungünstig
sind, um an der ganzen Oberfläche
der Platte einen homogenen Ionenaustausch zu erzielen. Durch örtliche
Fluktuationen der Konzentration und der Temperatur und durch durch
die Konvektion oder durch die Bewegung der Platte selbst verursachte
Strömungen
wird die Homogenität
der Reaktionsbedingungen an der Grenzschicht zwischen der Oberfläche der
Platte und dem chemischen Härtungsmedium
gestört.
Dies ist ein wohlbekanntes Problem, das mit allen chemischen Reaktionen
zwischen Mitteln in einem unterschiedlichen Aggregatzustand verbunden
ist. Inhomogenes Härten
führt zu
einer geringen Bruchspannung des Glases, da selbst ein mikroskopisch
kleiner Bereich, der durch einen niedrigen Ionenaustauschgrad gekennzeichnet
ist, als eine „Schwachstelle" wirkt, wo bei Ausübung einer
Zugbelastung auf die Platte leicht ein Riß entstehen kann. Einige Maßnahmen
zur Verbesserung der Homogenität
des Härtungsprozesses
sind beschrieben worden, zum Beispiel das Anlegen elektrischer Felder
oder von Ultraschallwellen, doch sind diese noch unzureichend.
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Der chemische Härtungsprozeß kann überwacht werden, indem die
Zugfestigkeit des Glases in verschiedenen Zeitintervallen der Behandlung
mit chemischen Härtungsmitteln überwacht
wird. Bei dem Verfahren nach DIN Nr. 52300-5 (= EN 1288-5) wird
eine allmählich
zunehmende Zugkraft verwendet, die auf die Oberfläche einer
Glasplatte angewendet wird, und die Zugfestigkeit des Glases kann
anhand der größten Kraft
berechnet werden, die zum Zeitpunkt des Glasbruchs anliegt. Diese
größte Kraft entspricht
dem Ausdruck „Bruchspannung", wie er hier verwendet
wird. Die durch Messen einer signifikanten Anzahl von Platten wie
oben beschrieben erhaltene mittlere Zugfestigkeit σmax nimmt
proportional mit der Zeit des chemischen Härtens zu. Wenn jedoch der Härtungsprozeß nicht
homogen ist, nimmt auch die Standardabweichung dieser Mittelwerte S(σmax) wesentlich
zu, da wie oben beschrieben einige Platten „Schwachstellen" aufweisen und bei
einer geringeren Zugkraft brechen können als andere. So kann die
Zunahme von σmax
beim chemischen Härten
durch eine geringe Signifikanz gekennzeichnet sein (d. h. σmax-3*S(σmax) ist
gering oder liegt sogar in der Nähe
von Null). Diese Phänomene
können
erklären,
weshalb flexible Glasplatten nach dem chemischen Härten in
einem Chargenprozeß immer noch
mit hoher Wahrscheinlichkeit brechen, wenn sie um einen kleinen
Kern gewickelt werden.
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Die Verfahren des chemischen Härtens nach dem
Stand der Technik werden außerdem
offline ausgeführt,
das heißt
nach dem Schneiden des Glases zu Platten. Die zwischen dem Ziehen
des Glases und dem chemischen Härten
verstrichene Zeit sollte bevorzugt kurz gehalten werden, um die
Ausbreitung kleiner Fehler im Glas zu vermeiden, durch die sich die
Festigkeit des Glases verschlechtern kann.
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Die obigen Probleme werden durch
den kontinuierlichen Prozeß der
vorliegenden Erfindung gelöst,
der die folgenden Schritte umfaßtÖ
- i) Ziehen von Glas, das ursprüngliche
Alkaliionen enthält,
um eine Glasbahn mit einer Dicke von höchstens 1,2 mm und mit einer
ersten und zweiten Hauptfläche
zu bilden; und
- ii) Behandeln beider Oberflächen
der Bahn direkt nach dem Ziehen oder während des Ziehens mit chemischen
Härtungsmitteln über weniger
als zwei Stunden, wobei die ursprünglichen Alkaliionen durch
Alkaliionen mit einem größeren Radius ersetzt
werden; und
- iii) Wickeln der Bahn auf einen Kern nach dem Behandeln beider
Oberflächen;
dadurch gekennzeichnet, daß das
Glas Natriumkalkglas oder Lithiumkalkglas ist und der Kern einen
Durchmesser zwischen 0,05 und 0,80 m aufweist.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung
wird eine dünne
flexible Glasbahn unmittelbar nach dem Ziehen des Glases oder während des Ziehens
online chemisch gehärtet.
Die Erfinder der vorliegenden Anmeldung haben festgestellt, daß das chemische
Härten
in einem kontinuierlichen Prozeß und
in einer sehr kurzen Zeit ausgeführt
werden kann, wenn die Dicke des Glases unter 1,2 mm liegt. Das chemische Online-Härten ist
nur praktikabel, wenn die Glasbahn eine geringe Dicke aufweist,
wodurch nur eine geringe Härtungszeit
erforderlich ist. Während
die dünne Glasbahn
in einem kontinuierlichen Prozeß durch das
chemische Härtungsmedium
hindurchgeleitet wird, werden stationäre und homogene Ionenaustauschbedingungen
hergestellt, die zu einer signifikanten Erhöhung der Bruchspannung des
Glases führen.
Das in dem Prozeß der
vorliegenden Erfindung hergestellte Glas ist bevorzugt gekennzeichnet durch
eine Bruchspannung (unter Zugbelastung) von mindestens 5 × 107 Pa und ein Elastizitätsmodul (E-Modul) von höchstens
1 × 1011 Pa. Unter „kontinuierlich" ist hier zu verstehen,
daß sich
dies auf eine Bahn bezieht, d. h., die chemische Härtungsbehandlung
läuft online
während
des Ziehens des Glases oder direkt danach ab und bevor das Glas
zu Platten geschnitten wird.
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Die durch das Verfahren der vorliegenden Erfindung
erhaltene dünne,
chemisch gehärtete Glasbahn
vereinigt den Vorteil eines niedrigen Gewichts, einer hohen Wärmestabilität und mechanischer
Festigkeit mit der Fähigkeit,
auf einen kleinen Kern aufgewickelt zu werden, wobei das Risiko
eines Bruchs viel geringer ist als bei dünnen Glasplatten, die in einem
Chargenprozeß chemisch
gehärtet
werden. Die chemische Härtungsbehandlung
erfolgt bevorzugt nach dem Ziehen des Glases. Die chemische Härtungsbehandlung
kann kürzer
sein als eine Stunde und sogar kürzer
als eine halbe Stunde, wobei man zufriedenstellende Ergebnisse erhält. Die
optimale Behandlungszeit wird durch die Dicke der Glasbahn und durch
die Dicke der chemisch gehärteten Schicht
bestimmt. Die Glasbahn weist eine Dicke von höchstens 1,2 mm, bevorzugt höchstens
800 μm,
besonders bevorzugt höchstens
500 μm und
ganz besonders bevorzugt zwischen 50 und 300 μm auf. Die Dicke der chemisch
gehärteten
Schicht wird hier als die Dicke der Schicht an der Oberfläche jeder
Seite der Bahn definiert, wobei der Ionensubstitutionsgrad mindestens
25% beträgt.
Die Dicke der chemisch gehärteten
Schicht beträgt
bevorzugt weniger als ein Viertel der Gesamtdicke des ursprünglichen
Glases, besonders bevorzugt weniger als 30 μm und ganz besonders bevorzugt
weniger als 15 μm.
So ist nur der äußere Teil
der Oberfläche
der Glasbahn substituiert, und der innere Teil der Glasbahn, der
nicht substituiert ist, bleibt (bei weitem) der Hauptteil.
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Das Verfahren zum Ziehen einer Glasbahn ist
in der Technik wohlbekannt. Die nach dem Ziehen erhaltene Glasbahn
weist in der Regel aufgrund des Streckvorgangs beim Floaten auf
einem Zinnbett dicke Ränder
auf. Diese Ränder
werden normalerweise abgeschnitten und dann abgerundet. Bei dem
Verfahren der vorliegenden Erfindung werden die Ränder bevorzugt
vor der chemischen Härtungsbehandlung
abgeschnitten und abgerundet. Die abgerundeten Ränder weisen bevorzugt einen
Radius in der Größenordnung
der halben Dicke der Glasbahn auf. Der Zinngehalt im Floatglas ist
normalerweise asymmetrisch, wobei er auf einer Oberfläche höher ist
als auf der anderen. Vor dem chemischen Härten wird diese Zinnasymmetrie
bevorzugt durch die bekannten Verfahren entfernt.
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Das durch das Verfahren der vorliegenden Erfindung
erhaltene Glas kann als Träger
für eine oder
mehrere Funktionsschichten auf einer oder beiden Seiten verwendet
werden, zum Beispiel bei Bildaufzeichnungsmaterialien, zum Empfangen
von Materialen beim nichtmechanischen Druck, als Träger für Farbfilter
oder leitende Schichten bei Flachbildschirmen wie etwa LCDs usw.
Da das Glas auf der Rolle flexibel und auch mechanisch fest ist,
kann es ohne zu brechen von seinem Kern abgewickelt und in einem
kontinuierlichen Prozeß,
zum Beispiel durch Einsatz eines Bahnbeschichters, mit einer Funktionsschicht
versehen werden. Das „kontinuierliche" Beschichten bezieht
sich auf das Aufbringen einer Schicht auf einem Träger in Bahnform,
im Gegensatz zu dem Beschichten einzelner Platten. Das beschichtete
Glas kann nach dem Beschichten und Trocknen zu Plattenmaterialien
geschnitten oder in Rollenform gelagert werden.
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Aus EP-A 716 339 ist ein Verfahren
zum kontinuierlichen Beschichten von Glas auf einer Rolle mit einer
Funktionsschicht bekannt. Das Beschichten kann, wie z. B. aus WO
87/00982 bekannt, durch Sputtern, durch physikalische Dampfabscheidung, durch
chemische Dampfabscheidung, durch Laminierung einer Funktionsschicht
(wahlweise unter Verwendung einer Klebeschicht) über ein die Funktionsschicht
umfassendes Material auf einem vorübergehenden Träger erfolgen
sowie durch Beschichten aus einer flüssigen Beschichtungslösung durch
Tauchbeschichten, Stangenbeschichten, Rakelbeschichten, Luftrakelbeschichten,
Gravurbeschichten, Revers-Roll-Coating,
Extrusionsbeschichten, Gleitbeschichten und Vorhangbeschichten.
Einen Überblick über diese
Beschichtungstechniken findet man in „Modern Coating and Drying
Technology" [moderne Beschichtungs-
und Trocknungstechnologie], Edward Cohen und Edgar B. Gutoff, Herausgeber,
VCH Publishers, Inc, New York, NY, 1992. Mehrere Schichten können gleichzeitig
auf durch den Prozeß der
vorliegenden Erfindung hergestelltes Glas auf einer Rolle aufgetragen
werden, zum Beispiel durch Beschichtungentechnik wie etwa Gleitbeschichten oder
Vorhangbeschichten.
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Vor dem Auftrag der Funktionsschicht
kann die Oberfläche
auf einer oder auf beiden Seiten des aufgewickelten Glases vorbehandelt
werden, zum Beispiel zum Zweck einer guten Haftung an der Funktionsschicht
geätzt
oder mit einer Substrierschicht vorbeschichtet werden. Besonders
geeignete Substrierschichten für
diesen Zweck basieren auf siliziumhaltigen Verbindungen, zum Beispiel
solchen, die in
US 3661584 und
GB 1286467 beschrieben werden. Die Verbindungen können auch
der Beschichtungszusammensetzung der Funktionsschicht zugesetzt
werden. In einem Prozeß gemäß der vorliegenden
Erfindung hergestelltes Glas kann zudem mit einem Silikat-Sol-Gel-Bezug
beschichtet werden, der bevorzugt eine Dicke unter 100 μm, besonders bevorzugt
eine Dicke unter 20 μm
aufweist. Der Sol-Gel-Bezug weist bevorzugt kein Natrium auf, wie etwa
ein Borsilikat-Sol-Gel-Bezug, insbesondere wenn das durch die vorliegende
Erfindung erhaltene Glas für
LCD-Anwendungen verwendet wird, um zum Beispiel mit einer Indium-Zinnoxidschicht (ITO-Schicht)
versehen zu werden.
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Ein bevorzugtes Beispiel für eine Funktionsschicht,
die auf das durch das Verfahren der vorliegenden Erfindung erhaltene
Glas aufgetragen werden kann, ist eine Bildaufzeichnungsschicht,
wie etwa eine lichtempfindliche oder wärmeempfindliche Schicht. Der
Glasträger
der vorliegenden Erfindung eignet sich insbesondere zum Einsatz
bei Bildaufzeichnungsmaterialien, die eine hohe Formstabilität erfordern,
zum Beispiel für
den Bildsatz in der Grafikindustrie oder zum Herstellen von Druckplatten,
wie etwa vorsensibilisierten lithographischen Platten, Ein-Lagen-Diffusion-Transfer-Reversal-Platten (DTR-Platten),
driographischen Platten, thermischen Platten usw. Die lichtempfindlichen
Verbindungen von vorsensibilisierten Platten enthalten in der Regel Diazoverbindungen
und können
grob in negativ funktionierende Arten und positiv funktionierende
Arten unterteilt werden. Die negativ funktionierenden Zusammensetzungen
umfassen lichtempfindliche Diazoverbindungen und bevorzugt polymerische
Verbindungen. Als die in einer positiv funktionierenden Zusammensetzung
verwendeten Diazoverbindungen können
alle Verbindungen verwendet werden, die üblicherweise bekannt sind,
und typische Beispiele dafür
sind o-Chinondiazide
und bevorzugt o-Naphthochinondiazidverbindungen. Diese o-Chinondiazidverbindungen
können
für sich
verwendet werden, werden aber bevorzugt als eine Mischung mit einem in
einem Alkali löslichen
Harz verwendet, um eine lichtempfindliche Schicht zu bilden.
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Typische Beispiele für lichtempfindliche
Materialien, die als eine tragende Schicht durch die vorliegende
Erfindung erhaltenes Glas umfassen, sind fotografische Silberhalogenidmaterialien,
die aus mindestens einer hydrophilen, wasserhaltigen Schicht bestehen,
die Silberhalogenidkristalle enthält. Die Zusammensetzung von
Silberhalogenidemulsionsschichten und Hilfsschichten wird zum Beispiel
in der Research Disclosure Nr. 17643 vom Dezember 1978 und in der
Research Disclosure Nr. 307105 vom November 1989 beschrieben. Verschiedene
Ausführungsformen
von fotografischen Farbmaterialien sind in der Research Disclosure
Nr. 308119 vom Dezember 1989 beschrieben.
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Das Material, das das durch die vorliegende Erfindung
erhaltene Glas erfaßt,
kann weiterhin eine aus einem hydrophilen Bindemittel gebildete
hydrophile Schicht umfassen, die mit einem Mittel wie etwa Formaldehyd,
Glyoxal, Polyisocyanat oder bevorzugt einem hydrolysierten Tetraalkylorthosilikat
vernetzt ist. Weitere besondere Beispiele für geeignete vernetzte hydrophile
Schichten sind aus EP-A 601 240, GB 1 149 512, FR 2 300 354,
US 3 971 660 ,
US 4 284 705 und EP-A 514 490 bekannt.
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Wärmemodus-
oder wärmeempfindliche Bildaufzeichnungsmaterialien
profitieren ebenfalls davon, wenn sie als Träger durch die vorliegende Erfindung
erhaltenes Glas aufweisen, und zwar wegen der im Vergleich zu aus
organischen Polymeren bestehenden Kunststoffträgern höheren Wärmestabilität. Bevorzugte wärmeempfindliche
Schichten erfordern keine Naßverarbeitung,
um trockene Bildaufzeichnungsmaterialien, zum Beispiel DRAW-Materialien
(Direkt Read After Write), wärmeverarbeitbare Materialien
wie etwa die sogenannten Dry-Silver-Materialien oder Materialien
für die
COM-Produktion (Computer
Output on Microfilm), wie zum Beispiel im Journal of Applied Photographic
Engineering, Band 9, Nr. 1, S. 12 (Februar 1983) beschrieben, zu
erhalten. Eine Übersicht über Metallschichten,
die sich zur Verwendung als Bildaufzeichnungsschicht bei der Aufzeichnung
im DRAW-Wärmemodus
eignen, findet man in
US 4 499178 und
4 388 400 . Für die Herstellung
optischer Platten, bei denen die Informationen im Reflexionsmodus
geschrieben werden, kann eine wärmeempfindliche
Aufzeichnungsschicht mit einem niedrigen Reflexionsgrad auf eine
relativ stark reflektierende Schicht, wie etwa eine Aluminiumschicht, aufgetragen
werden.
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Dünne
Metallschichten werden bevorzugt durch Vakuumabscheidungstechniken
aufgetragen. Bei einer bevorzugten Ausführungsform eines Wärmemodusaufzeichnungsmaterials,
das durch die vorliegende Erfindung erhaltenes Glas umfaßt, wird
als die Wärmemodusaufzeichnungsschicht
eine dünne, im
Vakuum abgeschiedene Schicht aus Bismut (Bi) verwendet. Bi ist gekennzeichnet
durch eine geringe Toxizität
und bildet unter Vakuumbedingungen leicht Filme durch Dampfabscheidung.
Der Bi-Film kann bildmäßig abgetragen
oder mit wenig Energie zu kleinen Teilchen verschmolzen werden.
Eine derartige Bi-Schicht wird bevorzugt vor Kratzern, Staub usw. geschützt, und
zwar durch eine Schutzschicht, die durch Auftrag aus einer flüssigen Lösung, Aufsprühen oder
durch Laminieren einer Schutzschicht aus organischem Harz in Bahnform
mit Hilfe einer Klebeschicht und in der gleichen Vakuumumgebung,
in der die Bi-Schicht
im Vakuum abgeschieden wird, auf die Bi-Schicht aufgetragen werden
kann, wie in EP-B-384 041 beschrieben.
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Bei einer weiteren Ausführungsform
wird die Wärmemodusaufzeichnung
mit bindemittellosen organischen Farbstoffschichten ausgeführt, wie
zum Beispiel in der Zeitschrift Philips Techn. T. 41, S. 338–346 von
D. J. Gravesteijn und J. van der Veen beschrieben. Bei noch einer
weiteren Anwendung ist die Bildaufzeichnungsschicht eine fotochrome Schicht,
wie in Kapitel 8 von „Imaging
Systems" [Bildgebungssysteme),
K. I. Jacobsen und R. W. Jacobson, Focal press (1976) S. 143 ff.
beschrieben. Die Bildaufzeichnungsschicht kann auch eine Fotodelaminierungsschicht
sein, wie in Research Disclosure Nr. 22202 (Oktober 1982), S. 328–329 beschrieben. Auch
mehrere Druckverfahren können
von der Verwendung von durch die vorliegende Erfindung erhaltenem
Glas profitieren, zum Beispiel als eine Bildaufnahmeschicht. Beispiele
für derartige
Druckverfahren sind der elektrofotografische (Laser-) Druck, Tintenstrahldruck,
Tonerstrahldruck, Farbstoffdiffusionstransferdruck, Thermowachsdruck,
Flexodruck und Siebdruck.
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Das dünne, chemisch gehärtete Glas
der vorliegenden Erfindung eignet sich besonders gut zur Verwendung
bei der Herstellung von Farbflachbildschirmen, die mehrfarbige Filter
umfassen, wie zum Beispiel in EP-B 396 824 und EP-A 615 161 beschrieben.
Zusätzlich
zu dem geringen Gewicht und der hohen Wärmebeständigkeit ist die optische Isotropie
von Glas im Vergleich zu den meisten Polymerfilmen, die optisch
anisotrop sind und dadruch Doppelbrechungen aufweisen, ein weiterer
Vorteil bei dieser Anwendung. Das Glas kann zum Einsatz als Flachbildschirmfarbfilter
mit mindestens drei Silberhalogenidemulsionsschichten beschichtet
werden, wobei jede für
Licht eines anderen Wellenlängenbereichs
empfindlich ist.
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Auf das durch die vorliegende Erfindung
erhaltene Glas können
auch Nicht-Bilderzeugungsschichten aufgetragen werden. Beispiele
für derartige
Schichten sind Klebeschichten, magnetische Schichten, Hartüberzugsschichten,
Pigmentschichten, Wärmeklebeschichten,
UV-absorbierende Schichten,
thermoplastische Schichten usw. Das durch den Prozeß der vorliegenden
Erfindung hergestellte, aufgerollte Glas eignet sich sehr gut als
ein leichter, wärmestabiler
transparenter Träger,
der bei Flachbildschirmen, wie etwa LCDs, benötigt wird, beispielsweise zum
Tragen von Flüssigkristallorientierungsschichten
oder elektrisch leitenden Schichten, wie etwa ITO, oder als ein
Träger
elektronischer Komponenten, wie etwa Dünnfilmtransistoren oder Pixelelektroden.
Für den
Auftrag derartiger elektronischer Komponenten auf regelmäßige Glasplatten wird
in der Regel Siebdruck verwendet, doch ermöglicht aufgerolltes Glas die
Verwendung schnellerer und zuverlässigerer. Drucktechniken, wie
etwa des Offsetdrucks.