DE4420402C1 - Verfahren zur Konditionierung von Kompost und hierdurch erhältlicher Kompost - Google Patents
Verfahren zur Konditionierung von Kompost und hierdurch erhältlicher KompostInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf die Konditionierung konven
tioneller Komposte, die aus verschiedenen Ausgangsmateria
lien hergestellt wurden und einen unterschiedlichen Reife
grad aufweisen, sowie auf konditionierte Komposte.
Biogene Reststoffe der verschiedensten Zusammensetzung und
Herkunft werden mit Hilfe statischer und dynamischer Ver
fahren in offenen und geschlossenen Systemen kompostiert.
Die Verrottung der organischen Substanz unterliegt dabei
den Prinzipien des mikrobiellen Stoffumsatzes, der einen
typischen Verlauf nimmt (Abb. 1). Mit Mitteln der Verfah
renstechnik kann eine Bioprozeßführung realisiert werden,
die den gewünschten Stoffumsatz optimiert. Dieser stützt
sich auf die stofflichen Komponenten des Reststoffgemenges.
Die Effizienz des Um- und Abbaus wird durch den Wasserge
halt und durch die An- oder Abwesenheit von Sauerstoff,
sowie durch die Kohlendioxidkonzentration beeinflußt. Dar
aus ergibt sich die Einstellung des pH-Wertes. In sauer
stoffunterversorgten Rottegemengen tritt eine Säuerung
durch die Bildung von Mono- und Dicarbonsäuren ein. Der pH-
Wert liegt dann etwa zwischen 4 und 6. Unter ausreichend
aeroben Bedingungen unterbleibt die biologisch induzierte
Säurebildung. Der pH-Wert verschiebt sich in den alkali
schen Bereich, d. h. < 7.0. Diese Veränderungen hängen mit
der Bildung von Calciumcarbonat während des Rotteprozesses
zusammen. Auf dem Gehalt an Calciumcarbonat beruht über
wiegend die Pufferkapazität des Kompostes. Sie kann in
Abhängigkeit vom Calciumgehalt der Ausgangsgemenge unter
schiedlich hoch sein.
Säuerungen, die durch Sauerstoffmangel verursacht werden,
sind an das Vorhandensein von Zwischenprodukten des Anaer
obstoffwechsels geknüpft. Da diese Metaboliten unter aer
oben Bedingungen dem weiteren Abbau zugänglich sind, ist
die Versauerung bei genügender Sauerstoffzufuhr ein umkehr
barer Prozeß, d. h. mit der Abnahme der Säurekonzentration -
strebt der pH-Wert wieder dem Neutralpunkt zu. Die Bildung
organischer Säuren tritt nur zu Beginn der Rotte auf (Abb.
1, Phase A), wenn noch genügend organische Substanz in Form
leichtverwertbarer Kohlenhydrate vorhanden ist. In fort
geschrittenen Rottestadien konzentriert sich die mikrobiel
le Aktivität auf den überwiegend oxidativen Abbau der hoch
molekularen Zellulose (Abb. 1, Phase B) und auf den strikt
oxidativen Abbau des Lignins (Abb. 1, Phase C). Zu diesem
Zeitpunkt kann die Pufferkapazität des Kompostes durch
stoffwechselbedingte Säuerungen nicht mehr beeinträchtigt
werden.
Die Bildung und Anreicherung von Calciumcarbonat in Kom
posten hängt davon ab, welche Calciumgehalte in den Kompo
nenten des Ausgangsmaterials vorliegen. Häufig können auch
anorganische Zuschlagstoffe zu hohen Konzentrationen füh
ren. So wird zur Verfestigung von Klärschlamm Calciumoxid
verwendet, das sich während des Kompostierungsprozesses in
Calciumcarbonat umwandelt und eine hohe Pufferkapazität
verursacht.
Hohe Calciumcarbonat-Mengen in Komposten können überall
dort vorteilhaft sein, wo ein saures Milieu neutralisiert
werden soll oder die Bodenverbesserung auf große Pufferka
pazitäten angewiesen ist. Im gewerblichen Gartenbau, wo
spezielle Pflanzenkultursubstrate eingesetzt werden, stößt
die Verwendung konventioneller Komposte an Grenzen. Vor
allem im Zierpflanzenbau werden überwiegend Fertigsubstrate
verwendet, deren pH-Wert zwischen 5 und 6,5 liegt. Als
Substratkomponente bieten sich hier nur Komposte an, deren
pH-Stabilität um den Neutralpunkt (pH 7.0) durch die Zumi
schung von Torf überwunden werden kann. Dies gelingt umso
leichter, je weniger Calciumcarbonat im Kompost enthalten
ist. Der Gehalt an Calciumcarbonat ist also ein Eignungs
kriterium für bestimmte Verwendungszwecke.
Die WO 90/03350 beschreibt die Verwendung von elementarem
Schwefel zur Ansäuerung alkalischer Böden. Die chemischen
Umsetzungen spielen sich in den Horizonten des Oberbodens
ab, also in Reaktionsräumen, die einer stöchiometrischen
Vorausberechnung des Mengeneinsatzes und der gewünschten
Wirkung nur schwer zugänglich sind, zumal Schwefel auch als
Pflanzennährstoff eine Rolle spielt. Über Versuche zur pH-
Absenkung in Containerpflanzsubstraten auf der Basis von
Koniferenrinde berichtet T.M. Rathier in American Nursery
man 1, 105-107, 1983. Ähnliche Versuche mit Torf und Klär
schlammkompost als Pflanzenkultursubstratgemenge wurden von
F.C. Gouin und C.B. Link durchgeführt (American Nurseryman
7, 71-79, 1982).
Alle Ergebnisse zeigen eine schwierige Handhabung des
Schwefelzusatzes bei Substratgemengen, deren Komponenten
unterschiedlicher Herkunft sind. Nachteilig für die Quali
tät der Substratgemenge sind pH-Veränderungen bzw. pH-Rück
stellungen, die schwer vorhersehbar sind, da die Einzelkom
ponenten unterschiedlich ausgeprägte Puffersysteme besit
zen. Sie können ein schwer einschätzbares Langzeitverhalten
aufweisen, was im Hinblick auf die Ansprüche spezieller
Pflanzenkulturen ein Risiko darstellt.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Ver
fahren zur Konditionierung von Komposten bereitzustellen,
das Komposte mit einem stabilen pH-Wert im sauren Bereich
liefert, so daß pH-Veränderungen bzw. pH-Rückstellungen
vermieden werden können.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Anspruch 1
gelöst. Im Ergebnis wird beim erfindungsgemäßen Verfahren
die Pufferkapazität eines Kompostes durch An
säuern gebrochen, d. h. ihr die Grundlage genommen
wenigstens aber herabgesetzt.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind ferner Sauerkom
poste, die nach diesem Verfahren erhältlich sind.
Als Ausgangsmaterial werden zweckmäßig Komposte verwendet,
die in einem pH-Wert im neutralen bis schwach alkalischen
Bereich, beispielsweise im Bereich von ungefähr 7-8, gepuf
fert sind. Um den mikrobiellen Stoffumsatz in Rottegemengen
nicht durch drastische pH-Änderungen zu stören, setzt die
Behandlung des Rottematerials vorzugsweise im Stadium der
Nachrotte ein, wenn pH-Absenkungen den Milieuansprüchen der
pilzlichen Mischflora entgegenkommen, (Abb. 1, Phase B oder
C). Der Reifezustand des Kompostes spielt zu diesem Zeit
punkt nur eine untergeordnete Rolle, so daß Komposte ver
schiedener Reifegrade eingesetzt werden können.
Die Verminderung der Pufferkapazität (vgl. Römpps Chemie Lexikon, 8te Auflage, Bd. 5, S. 3399, Stichwort "Puffer") erfolgt durch eine Ansäuerung des Kompostes, wobei die Bildung von Calciumcar
bonat im Kompost verhindert wird bzw. das vorhandene Calci
um in Salze überführt wird, die unter den erreichten sauren
pH-Werten keine Pufferwirkung mehr zeigen. Die Ansäuerung
kann auf chemische und/oder auf mikrobiologischem Weg erfol
gen, nämlich durch Zugabe von Säuren und/oder Substanzen, die im mikrobiellen Stoffwechsel Säuren bilden. Die Ansäuerung erfolgt zweckmäßig so, daß sich der pH-
Wert auf einen Wert zwischen ungefähr 3-7 einstellt.
Als Säuren eignen sich insbesondere Mine
ralsäuren, insbesondere Phosphorsäure und/oder
Schwefelsäure, die zweckmäßig in verdünnter Form eingesetzt
werden. Besonders bevorzugt wird Schwefelsäure eingesetzt.
Als säurebildende Substanz wird bevorzugt Schwefel in ele
mentarer Form, insbesondere in Pulverform (Schwefelblüte),
eingesetzt, wobei die Pufferkapazität des Kompostes über
die mikrobielle Oxidation des Schwefels zu Sulfat abgebaut
wird. Der elementare Schwefel kann trocken oder emulgiert
zugesetzt werden.
Zur Bestimmung der zur Verminderung der Pufferkapazität
erforderlichen Mengen an Säuren und/oder säurebildenden
Substanzen, wird die Pufferkapazität für eine wirt
schaftliche Anwendung zweckmäßig durch Titration mit Säuren
bestimmt. Das Ergebnis ist die Grundlage der stöchiometri
schen Berechnung.
Bei der Ansäuerung durch Zusatz von Mineralsäuren wird der
Kompost beispielsweise während der maschinellen Umsetzung
mit verdünnter Schwefelsäure geeigneter Herkunft in Mengen
besprüht, die sich aus der stöchiometrischen Berechnung ab
leiten lassen. Die Schwefelsäure setzt sich mit dem Cal
ciumcarbonat unter Freisetzung von Kohlendioxid und Wasser
zu Gips (CaSO₄) um. Im Gegensatz zu verdünnter Salzsäure,
die zur Bildung von Calciumchlorid (CaCl₂) führt, ist Gips
kein pflanzenwirksames Salz und belastet somit nicht den
Kompost-Salzgehalt, der eine limitierende Größe für die
Kompostverwendung im Gartenbau ist. In einer weiteren be
sonderen Ausführungsform wird verdünnte Phosphorsäure ver
wendet. Der Einsatz von Phosphorsäure führt zu einer Erhö
hung der Phosphatgehalte und Phosphatverfügbarkeit, was
unter bestimmten Umständen ebenfalls einen erwünschten
Effekt darstellt.
Die Ansäuerung mit Mineralsäuren bietet sich an, wenn eine
hohe Pufferkapazität abgeschwächt werden soll, ohne daß
sich der ursprüngliche pH-Wert drastisch verändert. Auf
diese Weise gelingt es beispielsweise, hohe Calciumcarbo
natgehalte mit Schwefelsäure unter Gipsbildung zu neutrali
sieren und das Verhalten solcher Komposte im Gemenge mit
Torf positiv zu beeinflussen.
Die Verwendung säurebildender Substanzen, insbesondere von
elementarem Schwefel, zielt darauf ab, über die mikrobielle
Oxidation des Schwefels zu Sulfat die Pufferkapazität ab
zubauen. Auch in diesem Falle ist das Endprodukt unlösli
cher Gips. Auf der Basis stöchiometrischer Berechnungen
kann eine stufenweise pH-Absenkung in etwa drei bis vier
Wochen (Abb. 2 bis 5/Tabelle 1) erreicht werden.
Die Ansäuerung mit Mineralsäuren hat den Vorteil, daß der
pH-Wert mit den stöchiometrisch angepaßten Aufwandmengen
sehr rasch abgesenkt werden kann. Hierbei muß allerdings
bedacht werden, daß in Abhängigkeit von der Zeit erhebliche
pH-Rückstellungen erfolgen können, die eine Nachbehandlung
erforderlich machen. Bei Verwendung von elementarem Schwe
fel in Pulverform dauert es mehrere Wochen, bis der ge
wünschte Ansäuerungsgrad erreicht ist.
Die Kombination beider Verfahren hat den Vorteil, daß die
Ansäuerung hoch abgepufferter Komposte zügiger bewerkstel
ligt werden kann, wenn die Beseitigung großer Calciumcar
bonatinengen einleitend chemisch erfolgt. Da die Geschwin
digkeit der mikrobiellen Oxidation elementaren Schwefels
vom gleichzeitigen Angebot an geeigneter organischer Sub
stanz abhängt, ist die geschilderte Vorgehensweise vor
allem bei Reifkomposten angezeigt, die zu einem hohen Pro
zentsatz aus schwer abbaubarem Dauerhumus bestehen.
Zur Erleichterung der Applikation von Mineralsäuren und
elementarem Schwefel kann die Kompostansäuerung auch in
Kombination mit organischen und anorganischen Trägermate
rialien erfolgen. Hierzu eignen sich z. B. Ton, Sande,
Vermiculite, Perlite, Kieselgur und biogene Zuschlagsstof
fe.
Obwohl schwefeloxydierende Mikroorganismenarten in Böden
immer vorhanden sind, ist ihre Anwesenheit in Rottemateria
lien sicherzustellen. In einer vorteilhaften Ausführungs
form werden dem Kompost daher zur Herstellung von stabilen
Sauerkomposten schwefeloxidierende Mikroorganismenfloren
zugesetzt. Die Toleranz gegenüber niedrigen pH-Werten ist
bei den einzelnen Arten unterschiedlich ausgeprägt. Bevor
zugt wird die Anzucht und Einimpfung von Arten, die spe
zielle Stoffumsatzleistungen erbringen. Besonders bevorzugt
wird Thiobacillus thiooxidans eingesetzt, dem die Fähigkeit
zugeschrieben wird, große Mengen Schwefelsäure zu produzie
ren und an einen niedrigen pH-Wert angepaßt zu sein.
Die Kompostansäuerung kann auch in Kombination mit der
Zufuhr an organischer Substanz, Nähr- und Wirkstoffen er
folgen. Unter anaeroben Bedingungen ist der Abbau nieder
molekularer, leicht verwertbarer organischer Substanz in
Gegenwart von Sulfat bzw. elementarem Schwefel mit der
Bildung von Schwefelwasserstoff verknüpft. Um diesen Reduk
tionsprozeß weitestgehend zu unterbinden, wird das Rottege
menge vorzugsweise in einem fortgeschrittenen Rottestadium
behandelt, wenn der Stoffabbau an den oxidativen Stoffwech
sel geknüpft ist. In diesem Fall wird zweckmäßig auch für
ein ausreichendes Sauerstoffangebot gesorgt.
Die Schwefeloxidation ist für einige der beteiligten Mi
kroorganismenarten an das Vorhandensein geeigneter organi
scher Substanz geknüpft (s.d.H.G. Schlegel: Allgemeine
Mikrobiologie, S. 383, 385ff, 589, Thieme-Verlag 1981, ISBN
3 13 444605 7). Eine angepaßte Zufuhr zusammen mit dem
elementaren Schwefel kann den Oxidationsprozeß beschleuni
gen. Gleiches gilt für die pH-Regulation in stickstoffarmen
Gemengen, wo die Applikation von Nähr- und Wirkstoffen den
mikrobiellen Stoffumsatz generell erhöht.
In Gegenwart anorganischer und organischer Schadstoffkon
taminationen kann die Schwefelreduktion mit der Schwefel
oxidation verfahrenstechnisch sinnvoll verknüpft werden.
Die Ansäuerung von Komposten führt zur verstärkten Freiset
zung und Bioverfügbarkeit von Schwermetallionen. Durch die
Vorschaltung einer anaeroben Phase in einem frühen Rotte
stadium läßt sich die Schwefelwasserstoffbildung dazu be
nutzen, Schwermetallionen in die sulfidische Bindung zu
überführen. Diese wasserunlöslichen Verbindungen haben
später unter sauren Milieubedingungen eine geringere Lös
lichkeit als die ursprünglichen Salze.
Die Vorschaltung einer anaeroben Phase hat nur dann Erfolg,
wenn ausreichend organische Substanz verfügbar ist oder
zusätzlich zur Verfügung gestellt wird. Grundsätzlich ist
auch die Nachbehandlung von Reifkomposten möglich, wenn auf
der Basis des Schwermetallgehaltes die Zufuhr an organi
scher Substanz und Schwefelblüte stöchiometrisch aufein
ander abgestimmt wird.
Die Kompostansäuerung kann auch als Maßnahme der Ammoniak
umwandlung in der Intensivrotte erfolgen. Biogene Rest
stoffgemenge setzen sich aus kohlen- und stickstoffhaltigen
Komponenten zusammen. Da Stickstoff aus der organischen
Bindung durch die Ammonifikation rasch freigesetzt wird und
sehr häufig adäquate Kohlenstoffverbindungen für Re-Assimi
lationsprozesse (z. B. Festlegung der Biomasse) nicht zur
Verfügung stehen, treten bei pH-Werten < 7.0 hohe Ammoniak
verluste auf. Durch Zusatz von elementarem Schwefel kann
der pH-Wert behutsam auf Werte um 6.0 abgesenkt werden. Das
Ammoniak liegt dann als Ammoniumsalz vor und bleibt im
Rottematerial erhalten. Über ausgefeilte Rezepturen für die
Zusammensetzung der Reststoffausgangsgemenge können stick
stoffreiche Komposte für Düngezwecke hergestellt werden.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich stabile
Sauerkomposte erhalten, d. h. Komposte, bei denen keine we
sentlichen pH-Veränderungen oder pH-Rückstellungen erfol
gen. Diese Sauerkomposte finden auf den verschiedensten
Gebieten Verwendung. So können die Sauerkomposte Torf in
vielen Bereichen der gewerblichen und privaten Bodenpflege,
z. B. Bodenverbesserung bei Kalkböden, und bei vielen pflan
zenbaulichen Maßnahmen, z. B. bei der Ansiedelung acidophi
ler Pflanzengesellschaften und der Bekämpfung des acidopho
ben Kartoffelschorfs in Böden, ersetzen. Sie können den
Torfferner in Gemengen, die aus organischen und anorgani
schen Komponenten bestehen, als Mittel der pH-Wert-Korrek
tur ersetzen.
Die Sauerkomposte können über die abgestufte Pufferkapazi
tät in einem pflanzenbaulich relevanten pH-Bereich allein
oder im Gemisch mit konventionell hergestellten Komposten
für Pflanzenkultursubstrate und Fertigerden verwendet wer
den, die einen bestimmten pH-Wert für spezielle Pflanzen
kulturen besitzen müssen. Sie können anstelle von Torf
allein oder im Gemenge mit Boden den Bodenaustrag in Baum
schulen ersetzen, die ein saures Milieu, z. B. für die An
zucht von Rhododendren, benötigen. Im Speisepilzanbau kön
nen sie allein oder als Zuschlag für die Deckerdeherstel
lung verwendet werden.
Sauerkomposte können mit Bodenaushub und Mutterboden mit
und ohne Stützkorn oder Zuschlagsstoffen, z. B. Strukturma
terial (Holzschreddergut, Hackschnitzel) zu Bodenverbes
serungsmitteln aufbereitet werden. Sie können in Verfahren
der Bodensanierung integriert werden, indem sie alkalische
pH-Werte, beispielsweise von < 10, in einen Bereich absen
ken, der den mikrobiellen Stoffumsatz begünstigt oder über
haupt erst ermöglicht.
Das Prinzip der Sauerkompostherstellung kann außerdem dazu
benutzt werden, hohe Ausgangs-pH-Werte in Rottegemengen
soweit abzusenken, daß Problemkomponenten, z. B. CaO-behan
delter Klärschlamm, der Verrottung zugänglich gemacht wer
den. Ferner können Reststoffgemenge während früher Stadien
des Rotteprozesses aus dem alkalischen Bereich in ein
leicht saures Milieu überführt werden.
Ein wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens
liegt darin, daß der Zusatz von Schwefel bei der Kompostie
rung biogener Reststoffe und/oder bei der Nachbereitung von
Komposten, die als uniformes Material in Gestalt von Dau
erhumus vorliegen, die Oxidation des Schwefels in die Kom
plexität des mikrobiellen Stoffumsatzprozesses einbezieht.
Auf diese Weise wird die pH-Konditionierung des Kompostes
in das Eigenschaftsprofil des Produktes integriert und
nicht nachträglich aufgesattelt.
Tabelle 1 gibt erfindungsgemäße Rezepturen der Konditionie
rung von vier unterschiedlichen Komposten zu stabilen Sau
erkomposten mit unterschiedlichen pH-Werten wieder.
Die Ausgangskomposte sind jeweils frische und reife Bio
abfall- oder Klärschlammkomposte mit unterschiedlichen
(Ausgangs-)pH-Werten. Diese werden jeweils mit einer ersten
Zugabe von Schwefelblüte in mindestens stöchiometrischer
Menge (kg S/t Kompost) auf den gewünschten pH-Wert kondi
tioniert. Die Tabelle zeigt die sich tatsächlich einstel
lenden pH-Werte nach 6 Wochen nach der Schwefelzugabe.
Offenbar stimmen die IST- und SOLL-pH-Werte recht gut über
ein.
Mit der 2. Schwefelzugabe nach Ablauf der 6. bzw. bei Be
ginn der 7. Woche und einer 3. Schwefelzugabe nach Ablauf
der 13. bzw. bei Beginn der 14. Woche wurde der pH-Wert
weiter abgesenkt, wenngleich geringfügiger als beim ersten
Mal. Die tatsächlichen pH-Werte nach 16 Wochen ergeben sich
aus der Spalte "pH n. 3 Wo.".
Die Graphen der Abb. 2 veranschaulichen den Verlauf
des pH-Wertes über einen Zeitraum von 80 Tagen nach einer
einmaligen Schwefelzugabe zu frischen und alten Bioabfall-
und Klärschlammkomposten. Dabei wurde jeweils ein pH-Wert
von 5 angestrebt und erreicht.
Die Abb. 3 stellt eine Fortsetzung der Abb. 2 auf der Zeit
achse dar, geht also von den End-pH-Werten der Abb. 2 aus,
strebt über eine 2. Schwefelzugabe einen pH-Wert von 4 an,
erreicht diesen nach etwa 20 Tagen und hält ihn dann.
Die Graphen der Abb. 4 und 5 veranschaulichen die pH-Wert-
Entwicklung in frischen und alten Bio- und Klärschlammkom
posten nach jeweils 3 Schwefelzugaben.
Claims (9)
1. Verfahren zur Konditionierung von Kompost, dadurch
gekennzeichnet, daß die Pufferkapazität des Kompostes
durch Zugabe von Säuren und/oder von im mikrobiellen
Stoffwechsel säurenbildenden Substanzen reduziert
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
als Säuren Mineralsäuren, insbesondere Schwefelsäure
und/oder Phosphorsäure, eingesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
als säurebildende Substanz Schwefel, insbesondere
Schwefelblüte, eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet daß
dem Kompost schwefeloxidierende Mikroorganismen, ins
besondere Thiobacillus thiooxidans, zugesetzt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Säure- und Schwefelzugabe in
Mischung mit Trägermaterialien erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß bei Einsatz von Schwefel eine
anaerobe Behandlung des Kompostes vorgeschaltet ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß bei Einsatz von Schwefel eine
anaerobe Behandlung des Kompostes nachgeschaltet ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
die anaerobe Behandlung unter erneuter Zugabe von
Schwefel erfolgt.
9. Sauerkompost, erhältlich nach einem der Ansprüche 1
bis 8.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944420402 DE4420402C1 (de) | 1994-06-10 | 1994-06-10 | Verfahren zur Konditionierung von Kompost und hierdurch erhältlicher Kompost |
Applications Claiming Priority (1)
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DE19944420402 DE4420402C1 (de) | 1994-06-10 | 1994-06-10 | Verfahren zur Konditionierung von Kompost und hierdurch erhältlicher Kompost |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE4420402C1 true DE4420402C1 (de) | 1995-10-05 |
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ID=6520337
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19944420402 Expired - Fee Related DE4420402C1 (de) | 1994-06-10 | 1994-06-10 | Verfahren zur Konditionierung von Kompost und hierdurch erhältlicher Kompost |
Country Status (1)
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DE (1) | DE4420402C1 (de) |
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1994
- 1994-06-10 DE DE19944420402 patent/DE4420402C1/de not_active Expired - Fee Related
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