DE4442858A1 - Verfahren zur Herstellung eines Sandwich-Formkörpers aus faserverstärktem thermoplastischem Material - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines Sandwich-Formkörpers aus faserverstärktem thermoplastischem MaterialInfo
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- Laminated Bodies (AREA)
Description
Glasmattenverstärkte Thermoplaste (G MT) werden aufgrund ihrer guten
mechanischen und physikalischen Eigenschaften, leichten Verarbeitbarkeit und
günstigen Preis-Leistungsverhältnisse vermehrt als Werkstoff für leicht- bis
mittelschwer beanspruchte Formkörper u. a. aus dem Automobilbau und der
Elektrotechnik eingesetzt. Bei der Formkörperherstellung wird ein faserverstärktes
thermoplastisches Material, mit einem Faseranteil zwischen 20-40 Gew.-% und
einer Faserlänge größer als 10 mm, über den Erweichungspunkt des
Thermoplasten erwärmt und anschließend in ein Werkzeug, dessen Temperatur
unter dem Einfrierungspunkt des Thermoplasten liegt, transferiert, verpreßt,
gekühlt und anschließend, nachdem der abgekühlte Formkörper dazu eine
ausreichende Steifigkeit besitzt, dem Werkzeug entnommen. Für die
Formkörperherstellung wird in der Regel zunächst ein Halbzeug hergestellt, das
den entsprechenden Anteil und die erforderliche Verteilung der
Halbzeugkomponenten aufweist. Zur Zeit werden mehrere Halbzeugtypen in der
Praxis eingesetzt, die alle üblicherweise die Bezeichnung GMT tragen, sich in
Aufbau, Herstellung und Eigenschaften jedoch unterscheiden (Derek H.,
"Verarbeitungsverhalten von GMT - Prüfung und Qualitätssicherung",
Tagungsband 25. Int. AVK-Tagung, Berlin, 1993). Für die Halbzeugherstellung
werden Glasfaserbündel oder -rovings verwendet, die länger als 10 mm sind.
Einige Halbzeuge enthalten neben dem Thermoplasten regellos angeordnete
Faserrovings oder -bündel, gezielt ausgerichtete Faserrovings oder -bündel oder
eine Kombination dergleichen, die durch einen Vernadelungsprozeß mechanisch
miteinander verbunden sein können. Andere Halbzeuge (Kurzfaser-GMT) werden
in einem Verfahren hergestellt, das der Papierherstellung ähnlich ist,
beispielsweise durch Einmischung von geschnittenen Fasern mit einer Länge von
10-100 mm und Thermoplastpartikeln oder -pulver in einem Schaum oder
Flüssigkeit und anschließende flächige Ablagerung, Trocknung und
Kompaktierung. Wieder andere Halbzeuge, beispielsweise in Form länglichen
Granulats oder länglicher Stäbchen, mit einer Durchschnittslänge zwischen 10-100
mm, bestehen aus einem Thermoplast sowie Glasfaserrovings oder -bündeln der
gleichen Länge, die nach Plastifizierung in einem Ofen oder sonstigem
Plastifiziergerät in einem Preßwerkzeug eingegeben und verpreßt werden. Weitere
Halbzeuge bestehen aus mittels Wirbelluft trocken gemischten Glasfasern und
Thermoplastpulver, die direkt in das Preßwerkzeug geblasen werden und durch
einen erzeugten Unterdruck an der perforierten Werkzeugwand hängen bleiben,
bis das Preßwerkzeug zur Konsolidierung des faserverstärkten Materials
geschlossen wird. Ferner gibt es Halbzeuge auf der Basis einer Fasermatte, die im
Krempelverfahren hergestellt werden. Diese und ähnliche Halbzeugarten werden
alle üblicherweise unter dem Namen Glasmattenverstärkte Thermoplaste (GMT)
zusammengefaßt, bei der die wesentlichen Elementen sind, daß ein
thermoplastisches Material mit 20-40 Gew.-% Glasfasern mit einer Länge größer
als 10 mm verstärkt ist und außerdem ein wesentlicher Anteil der Glasfasern
regellos angeordnet ist.
Die Wanddicke von GMT-Formteilen wird im Hinblick auf den sparsamen Umgang
mit diesem Leichtbauwerkstoff sowie die Verkürzung der Zykluszeit in der Regel
minimiert. Die sich daraus ergebende Reduzierung des Trägheitsmomentes kann
bisher nur durch z. B. Rippen und Sicken wettgemacht werden. Diese verursachen
eine Zunahme der Einbauhöhe des Formkörpers, die nicht selten zu Problemen in
der Gesamtkonstruktion führt.
In DE-OS-37 41 539 wird ein Verfahren beschrieben, womit die Wanddicke von
Formteilen aus einem Verbundwerkstoff zumindest in Teilbereichen um
mindestens 10% zunimmt. Das Verfahren ist in der beschriebenen Form jedoch
nicht für fließfähige Werkstoffe geeignet. Mit dem beschriebenen Verfahren ist es
außerdem ohne den Einsatz von separaten Deckschichten nicht möglich,
geschlossene Formteiloberflächen zu erzeugen. Weiterhin ist es mit dem
beschriebenen Verfahren nicht möglich, den Materialanteil von Kern und
Deckschicht über den Prozeß zu steuern.
Das angemeldete Verfahren beinhaltet eine Steigerung des
Formkörperträgheitsmomentes durch Anwendung einer Sandwich-Bauweise. Die
so über das Bauteil zumindest in Teilbereichen flächig verteilte Zunahme des
Trägheitsmomentes erlaubt bei vergleichbaren Eigenschaften eine flachere
Bauweise als mit diskreten Rippen und Sicken. Außerdem kann die Sandwich-
Bauweise Vorteile bei der Wärme- und Schalldämmung bieten.
Das hier beschriebene Verfahren beruht auf der Nutzung der Rückstellkraft der
deformierten, regellos angeordneten Fasern des unter dem Preßdruck
komprimierten und mit Thermoplast imprägnierten Glasfasergebildes.
Zur Herstellung der Sandwich-Formkörper wird über den Erweichungspunkt
aufgewärmtes, faserverstärktes thermoplastisches Material in ein Preßwerkzeug
eingegeben, das anschließend unmittelbar geschlossen wird. Durch Abkühlung
des faserverstärkten thermoplastischen Materials an der Werkzeugwand wird die
Außenschicht des Materials eingefroren. Nachdem eine dünne, geschlossene
Oberflächenschicht unter den Erweichungspunkt des Thermoplasten abgekühlt
und damit eingefroren ist, wird nach dem hier angemeldeten Verfahren das
Preßwerkzeug entlastet oder von der Presse leicht geöffnet. Die Rückstellkraft des
verformten Glasfasergebildes im noch schmelzeflüssigen Kern bewirkt ein
Aufblähen des Formkörpers zu einem Sandwich-Bauteil mit einer geschlossenen
Außenhaut und einem mit Hohlräumen gefüllten Kern. Von dem Aufblähen der
noch schmelzeflüssigen Kerne sind primär die Formkörperflächen betroffen, die
senkrecht zur Werkzeugschließbewegung orientiert sind. Dies macht das hier
beschriebene Verfahren besonders attraktiv für relativ flache Formkörper, wie
beispielsweise Deckel, Geräuschabschirmungen und Motorkapsel.
Die unterschiedliche Herstellung und Art des verstärkenden Fasergebildes im
Thermoplast bedingt ein unterschiedliches Aufblähverhalten der einzelnen
faserverstärkten Thermoplaste. So wird die Wanddicke einer thermoplastischen
Platte - mit darin enthalten eine vernadelte Fasermatte mit einem hohen Anteil an
Fasern in Dickenrichtung - bei Anwendung des hier beschriebenen Verfahrens
durch die Behinderung von in den beiden Schichten eingefrorenen Fasern nur
geringfügig zunehmen. Ein anderes faserverstärktes thermoplastisches Material,
beispielsweise das, welches in einem Verfahren ähnlich der Papierherstellung
hergestellt wurde, weist nur einen geringen Anteil der regellos verteilten
Verstärkungsfasern in der Dickenrichtung der Halbzeugplatte auf. Durch
Aufblähen ohne Druck kann das Halbzeug eine Dicke, die mehr als das Dreifache
der Halbzeugdicke in kompaktierter Form beträgt, aufweisen. Die Dicke der
Deckschichten der nach dem angemeldeten Verfahren Sandwich-Formkörper
richtet sich nach den Prozeßbedingungen während der Preßphase und der
anschließenden Entlastungsphase.
In einem Tauchkantenwerkzeug mit einer flachen Kavität von 400 × 400 mm, das
auf einer geregelten servohydraulischen Presse aufgespannt war, wurden GMT-
Zuschnitte nach herkömmlichen und hier angemeldeten Verfahren verpreßt und
bewertet. Die Werkzeugtemperatur betrug 70°C. Als Halbzeug wurde einmal ein
Kurzfaser-GMT mit 40 Gew.-% Glasanteil verwendet, daß in einem Verfahren
ähnlich der Papierherstellung produziert wurde (Material A). Die Faserlänge
beträgt vor der Halbzeugherstellung 30-60 mm. Durch Faserbrüche während der
Halbzeugherstellung kann es teilweise zu einer Verkürzung der Fasern kommen,
aber eine schonende Verarbeitung gewährleistet in jedem Fall eine
Durchschnittslänge im Halbzeug von mehr als 10 mm. Als Alternative dazu wurde
ein GMT-Material verarbeitet, das auf vernadelten Glasfasermatten basiert
(Material B). Der Glasfasergehalt betrug in diesem Fall 20 Gew.-%. Die Glasfasern
liegen in Endlosrovingform vernadelt im Halbzeug. Durch die Vernadelung kann
es zu Faserbrüchen kommen, was aber den Endloscharakter der Rovingbündel
nicht maßgeblich antastet. Die Halbzeugzuschnitte wurden in einem Umluftofen
auf 220°C vorgewärmt.
Das herkömmliche Verarbeitungsprogramm ¢1 lautet:
Schließgeschwindigkeit ab Materialkontakt: 5 mm/s;
Umschaltkraft 6300 kN;
Aufbau Preßkraft 6500 kN in 0,2 s;
Haltezeit 20 s;
Entlasten, Öffnen und Formkörper entnehmen.
Schließgeschwindigkeit ab Materialkontakt: 5 mm/s;
Umschaltkraft 6300 kN;
Aufbau Preßkraft 6500 kN in 0,2 s;
Haltezeit 20 s;
Entlasten, Öffnen und Formkörper entnehmen.
Ein für das angemeldete Verfahren modifiziertes Verarbeitungsprogramm ¢2
lautet:
Schließgeschwindigkeit ab Materialkontakt 5 mm/s;
Umschaltkraft 6300 kN;
Preßkraft von 6300 kN 2 s halten;
Abbau Preßkraft in 0,5 s;
Anheben des Stößels um 4 mm
Haltezeit 100 s;
Entlasten, Öffnen und Formkörper entnehmen.
Schließgeschwindigkeit ab Materialkontakt 5 mm/s;
Umschaltkraft 6300 kN;
Preßkraft von 6300 kN 2 s halten;
Abbau Preßkraft in 0,5 s;
Anheben des Stößels um 4 mm
Haltezeit 100 s;
Entlasten, Öffnen und Formkörper entnehmen.
Claims (14)
1. Verfahren zur Herstellung eines Formkörpers ausgehend von einem
faserverstärkten thermoplastischen Material mit Faseranteil zwischen
20-40 Gew.-% in beliebiger, insbesondere regelloser Anordnung und
Faserlänge größer als 10 mm,
dadurch gekennzeichnet,
daß über den Erweichungspunkt des Thermoplasten vorgeheiztes Material in ein Werkzeug, dessen Temperatur unter dem Einfrierpunktpunkt des faserverstärkten Materials liegt, eingegeben, verpreßt und solange unter Druck gehalten wird bis eine dünne Schicht des faserverstärkten Materials an der Werkzeugwand erstarrt ist, und
daß anschließend die Werkzeugschließkraft abgebaut wird und die Rückstellkraft der deformierten Fasern ein Aufbauschen des noch schmelzeflüssigen Kerns bewirkt und der Kern des Formkörpers nachher Hohlräume aufweist.
daß über den Erweichungspunkt des Thermoplasten vorgeheiztes Material in ein Werkzeug, dessen Temperatur unter dem Einfrierpunktpunkt des faserverstärkten Materials liegt, eingegeben, verpreßt und solange unter Druck gehalten wird bis eine dünne Schicht des faserverstärkten Materials an der Werkzeugwand erstarrt ist, und
daß anschließend die Werkzeugschließkraft abgebaut wird und die Rückstellkraft der deformierten Fasern ein Aufbauschen des noch schmelzeflüssigen Kerns bewirkt und der Kern des Formkörpers nachher Hohlräume aufweist.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Faseranteil 15-80 Gew.-% beträgt.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Werkzeug von der Schließeinheit nach dem Erstarren einer
Hautschicht des Formkörpers geöffnet wird und die Formteildicke
zumindest in Teilbereichen um mindestens 5% zunimmt.
4. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verstärkungsfasern im thermoplastischen Material überwiegend
in Rovingform oder Faserbündelform vorliegen.
5. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verstärkungsfasern im thermoplastischen Material überwiegend
in Rovingform oder Faserbündelform vorliegen und vernadelt sind.
6. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verstärkungsfasern im thermoplastischen Material überwiegend
als Einzelfilamente vorliegen.
7. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verstärkungsfasern im thermoplastischen Material einen Anteil
von 10 bis 50 Gew.-% an gezielt ausgerichteten Fasern enthält.
8. Formkörper bestehend aus einem faserverstärkten thermoplastischen
Materials,
dadurch gekennzeichnet,
daß er gemäß eines Verfahrens nach Anspruch 1 hergestellt wurde.
9. Formkörper gemäß Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß er aus einem faserverstärkten thermoplastischen Material besteht,
einen Faseranteil von 20-40 Gew.-%, eine Faserlänge von mehr als 10
mm und eine beliebige, insbesondere regellose Anordnung der Fasern
aufweist, wobei die Außenhaut eine geschlossene Oberfläche bildet und
der Kern durch Aufblähen entstandene Hohlräume aufweist.
10. Formkörper gemäß Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Faseranteil 15-80 Gew.-% beträgt.
11. Formkörper gemäß Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß als thermoplastisches Material ein faserverstärkter Thermoplast aus
der Gruppe Polyester, Polyamid, Polyethylen, Polyurethan,
Polyoxymethylen, Polycarbonat, Polyetherketon, Polyethylenterephthalat,
Acryl-Butadien-Styrol, Polyphenylensulfid, Polypropylen oder Polystyrol
eingesetzt wird.
12. Formkörper gemäß Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß als thermoplastisches Material ein faserverstärktes
thermoplastisches Mischpolymer eingesetzt wird.
13. Formkörper gemäß Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die faserförmige Verstärkung des thermoplastischen Materials aus
Glas, Kohlenstoff, Aramid, Metall, Flachs, Jute oder einem Hybrid aus
diesen Fasern besteht.
14. Formkörper gemäß Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß das faserverstärkte thermoplastische Material auch Hohlräume ent
hält, die durch darin angebrachte und/oder darin freigesetzte Gase ent
standen sind.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944442858 DE4442858A1 (de) | 1994-12-02 | 1994-12-02 | Verfahren zur Herstellung eines Sandwich-Formkörpers aus faserverstärktem thermoplastischem Material |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944442858 DE4442858A1 (de) | 1994-12-02 | 1994-12-02 | Verfahren zur Herstellung eines Sandwich-Formkörpers aus faserverstärktem thermoplastischem Material |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4442858A1 true DE4442858A1 (de) | 1996-06-05 |
Family
ID=6534682
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19944442858 Withdrawn DE4442858A1 (de) | 1994-12-02 | 1994-12-02 | Verfahren zur Herstellung eines Sandwich-Formkörpers aus faserverstärktem thermoplastischem Material |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4442858A1 (de) |
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