DE3421507A1 - Verfahren zum entfernen von schwefelverbindungen aus gasgemischen - Google Patents
Verfahren zum entfernen von schwefelverbindungen aus gasgemischenInfo
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Description
LINDE AKTIENGESELLSCHAFT
(H 1506) H 84/63
Sti/fl 7.6.84
Verfahren zum Entfernen von Schwefelverbindungen aus Gasgemischen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entfernen von Schwefelverbindungen, insbesondere H2S aus Gasgemischen
durch Wäsche mit einem physikalisch wirkenden Lösungsmittel/ das nach Aufnahme der Schwefelverbindungen regeneriert und
wiederverwendet wird.
Ein bei der Verarbeitung von Rohgasströmen häufig erforderliche Verfahrensschritt ist die Abtrennung von Schwefelverbindungen,
worunter im wesentlichen HS, COS, CS„, Merkaptane
sowie gegebenenfalls Metallsulfide verstanden werden.
Von diesen wegen ihrer korrodierenden und katalysatorschädigenden Eigenschaften oder auch aus anderen Gründen von
nachgeschalteten Anlagen fernzuhaltenden Verunreinigungen ist H2S am häufigsten und im allgemeinen in höchster Konzentration
in Gasströmen enthalten.
Beispielhaft für derartige Gasströme sei auf Erdgase, Raffineriegase, Kokereigase, Gase aus der Kohleveredelung
und Wasserstoffhaltige Gasgemische hingewiesen. Aus diesen Gasströmen werden die Schwefelverbindungen in bevorzugter
Weise durch eine Gaswäsche mit insbesondere einem physika-
lisch wirkenden Lösungsmittel entfernt (z.B. Erdöl-Kohle-Erdgas-Petrochemie
vereinigt mit Brennstoffchemie, Band 35, Heft 8, August 1982, Seiten 380 bis 385). Die dabei
eingesetzten Absorptionsmittel lösen die Schwefelverbindüngen ohne chemische Bindung und können von ihnen durch
Entspannen und/oder Strippen wieder befreit werden.
Bei der Absorption von beispielsweise H3S und nachfolgender
thermischer Regenerierung ist das freiwerdende Sauergas in einer Claus-Anlage mit nachgeschalteter Abgasreinigung
zu Schwefel umzusetzen, was einen großen apparativen Aufwand bedeutet.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Entschwefelung von Gasströmen zur Verfügung
zu stellen, bei dem die Absorption und Desorption der Schwefelverbindungen verbessert und kostengünstiger
durchgeführt werden kann. Insbesondere soll auch die Abtrennung von gebildetem Schwefel als Feststoff ermöglicht
werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß
dem Lösungsmittel ein Oxidationsmittel zur Umsetzung der Schwefelverbindungen zu elementarem Schwefel sowie ein die
Reaktionsgeschwindigkeit der Umsetzung beschleunigender und/oder die Sedimentation des sich bildenden Schwefels
begünstigender Zusatz zugegeben wird.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden in der flüssigen
Phase die Schwefelverbindungen zu elementarem Schwefel und gegebenenfalls Wasser oxidiert. Erfolgt diese Oxidation
bei Umgebungstemperatur, so bildet sich feinverteilter Schwefel der sich üblicherweise schlecht abtrennen läßt.
Erfindungsgemäß wird dem Lösungsmittel jedoch ein Zusatz zugeführt, der bewirkt, daß ein großkristalliner, leicht
absetzbarer Schwefel entsteht. Es erfolgt so im Prinzip eine Abtrennung der Schwefelverbindungen durch chemische Regenerierung.
Insbesondere wird also bei Verwendung eines physikalisch wirkenden Lösungsmittels eine chemische und eine
übliche physikalische Regenerierung kombiniert.
Als Lösungsmittel kommen für das erfindungsgemäße Verfahren alle physikalisch wirkenden Absorptionslösungen infrage,
die insbesondere eine Selektivität für Schwefelverbindungen gegenüber beispielsweise linearen Kohlenwasserstoffen oder
CO2 aufweisen. Diese Lösungsmittel sind dabei insbesondere
Alkohole, wie Methanol, Ketone, n-Methylpyrrolidon, Dimethylformamid,
Polyäthylenglykoläther, Butyrolacton, Aromaten.
Versuche haben ergeben, daß es besonders vorteilhaft ist, erst dem beladenen Lösungsmittel ein Oxidationsmittel
und einen Zusatz zuzugeben. Die Umsetzung der Schwefelverbindungen in Gegenwart eines Oxidationsmittels erfolgt
nämlich so schnell, daß bei Zugabe des Oxidationsmittel direkt in die Waschsäule oder vor dieser Verlegungen
durch sich bildenden Schwefel nur durch besondere Maßnahmen vermieden werden können.
Die Umsetzung der Schwefelverbindungen zu elementarem Schwefel durch Zugabe des Oxidationsmittels und des Zusatzes
und gegebenfalls auch die Abtrennung des Schwefels aus dem Lösungsmittel kann in mehreren, hintereinandergeschalteten
Stufen durchgeführt werden, wobei in jeder Stufe beispielsweise ein anderes Oxidationsmittel eingesetzt
werden kann. Zwischen den aufeinanderfolgenden Stufen kann dabei die Temperatur des Lösungsmittels gesenkt werden.
Zweckmäßigerweise wird das Oxidationsmittel in einem zur Umsetzung der Schwefelverbindungen ungefähr stöchiometrisehen
Verhältnis zugegeben. Abweichungen von der Stöchiome-
trie führen zu einem unvollständigen Umsatz, der allerdings
aus Gründen der Betriebssicherheit erwünscht sein kann.
Der die oxidative Umsetzung beschleunigende und/oder die Sedimentation des sich bildenden Schwefels begünstigende
Zusatz wird in vorteilhafter Weise in einer Menge von 1 bis 20 g/l Lösungsmittel, vorzugsweise 1 bis 10 g/l Lösungsmittel
zugegeben.
Als Oxidationsmittel kommen bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
alle hierfür bekannten Stoffe infrage. Als besonders günstig haben sich dabei Sauerstoff oder auch ozonhaltiger
Sauerstoff sowie SO erwiesen. Im Prinzip ist auch die Ver-
Ji
Wendung von Luft als Oxidationsmittel möglich, doch hat
Luft einen zu großen Inertgasanteil. Bei Einsatz von Sauerstoff oder Ozon erfolgt die Umsetzung dabei gemäß
2 H2S + O2 5==* 2 H2O + 2/x Sx (1)
Bei Verwendung von SO , also SO2 und SO3,
findet die
an sich bekannte Claus-Reaktion
30
30
2 H2S + SO2 2 H2O + 3/x Sx (2)
in der flüssigen Phase statt.
Bei den Reaktionen gemäß Gleichungen 1 und 2 entsteht der
Bei den Reaktionen gemäß Gleichungen 1 und 2 entsteht der
Schwefel sofort und kann sich durch den Zusatz ohne Schwierigkeiten
absetzen. Dies stellt gegenüber herkömmlichen Verfahren einen enormen Vorteil dar, da üblicherweise der Schwefel
so feinkörnig anfällt, daß er sich nicht absetzt und weder durch ZentrifugierenVAusschmelzen oder Flotieren abgeschieden
werden kann. Aus diesem Grunde wird erfindungsgemäß ein Zusatz zum Lösungsmittel gegeben, der eine grobkörnigere
Ausscheidung des Schwefels bewirkt. Als Zusatz kommen dabei unter anderem Ammoniak, Salze, insbesondere
Alkalisalze, der Benzoesäure und der Salizylsäure und insbesondere Ammöniumrhodanid zum: Einsatz.
Die Umsetzungsreaktionen gemäß Gleichungen 1 und 2 sind stark exotherm, so daß sich das Lösungsmittel während
der Reaktion erwärmt. Es ist nun eine bekannte Tatsache, daß die Gaslöslichkeit mit sinkender Temperatur zunimmt,
während die Löslichkeit von Feststoffen abnimmt. Daraus ergab sich, daß das Reaktionsprodukt Schwefel durch Temperaturabsenkung
aus dem Lösungsmittel abzutrennen ist, ohne die noch im Lösungsmittel enthaltenen Restgase abzutreiben.
Der elementare Schwefel fällt fest aus, wodurch sich das chemische Gleichgewicht weiter nach rechts, also
zur Schwefelbindung, hin verschiebt. Damit kann weiteres H2S mit dem Oxidationsmittel in dem Lösungsmittel zu
elementarem Schwefel reagieren.
Zur Ausscheidung des elementaren Schwefels muß daher das Lösungsmittel auf niedrigere Temperaturen abgekühlt
werden. Die Abtrennung des entstandenden Schwefels kann dabei in mehreren Stufen durchgeführt werden, wobei die
Temperatur und/oder der Druck des Lösungsmittel zwischen aufeinanderfolgenden Stufen abgesenkt werden kann. Als
besonders günstig hat es sich erwiesen, das Lösungsmittel zum Ausscheiden des Schwefels auf Temperaturen zwisehen
-500C und +750C, vorzugsweise O0C und +400C zu brin-
gen. Dies kann z.B. in einem innengekühlten Reaktor erfolgen. Der Schwefel wird sodann mittels üblicher Fest-Flüssig-Trennverfahren,
wie z.B. einer Zentrifuge oder eines Filters aus dem Lösungsmittels abgetrennt. Die jeweiligen Temperatüren
hängen dabei von dem verwendeten Absorptionsmittel und damit von der Temperatur ab, bei der die Absorption
durchgeführt wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere für Kohlenwasserstoff-und/oder
CO^-haltige Gase anwendbar, aus denen Schwefelverbindungen absorptiv entfernt werden sollen. Die
Kohlenwasserstoffe, insbesondere C3^Kohlenwasserstoffe,
und/oder CO2 reagieren mit dem Oxidationsmittel sowie mit
dem Zusatz nicht und können in einem gesonderten Verfahrensschritt in bekannter Weise von dem Lösungsmittel abgetrennt
werden.
78 ml Lösungsmittel, z.B. Tetraäthylenglykolrdimethyläther
sind bei Umgebungstemperatur und Atmosphärendruck mit Schwefelwasserstoff gesättigt. Dem Lösungsmittel wird
2 ml Wasser mit 0,5 g eines Zusatzes zugegeben, kurz durchgemischt
und mit 10 ml SO_ gesättigtem Lösungsmittel versetzt.
Nach kurzem Durchmischen wurde die Absetzgeschwindigkeit beobachtet. In der Figur ist das Absetzen des
Schwefels gegen die Zeit aufgetragen. Die Ausfällung des Schwefels konnte schon nach einigen Sekunden beobachtet
werden.
Wie der graphischen Darstellung der Figur zu entnehmen ist, tritt ohne Zusatz (Kurve A) kaum eine Schwefelabscheidung
auf. Dies rührt daher, daß der Schwefel so feinkörnig bzw. kolloidal anfällt, daß er im Lösungsmittel schwebt.
Kurve B zeigt die Schwefelabscheidung bei NH3 als Zusatz.
1 Es wurde durch diesen Zusatz eine gute Schwefelabscheidung erzielt, doch blieb die überstehende Lösung trüb und die
Wärmetönung bei der Schwefelbildung war höher.
5 Ein gut absetzbarer Schwefel konnte durch Zusatz von NH^SCN
(Kurve C) erreicht werden. Ammoniumrhodanid ist sehr
gut im Wasser löslich (163 g pro 100 g H3O bei 200C) und
fällt auch bei Zugabe von Glykoläthern nicht aus.
-AG ·
- Leerseite -
Claims (9)
- (H 1506) H 84/63Sti/fl 7.6.84Patentansprüche1♦ Verfahren zum Entfernen von Schwefelverbindungen, insbesondere H2S, aus Gasgemischen durch Wäsche mit einem physikalisch wirkenden Lösungsmittel, das nach Aufnahme der Schwefelverbindungen regeneriert und wiederverwendet wird, dadurch gekennzeichnet, daß dem Lösungsmittel ein Oxidationsmittel zur Umsetzung der Schwefelverbindungen zu elementarem Schwefel sowie ein die Reaktionsgeschwindigkeit der Umsetzung beschleunigender und/oder die Sedimentation des sich bildenden Schwefels begünstigender Zusatz zugegeben wird.
- 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Oxidationsmittel und der Zusatz dem beladenen Lösungsmittel zugegeben werden.
- 3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Oxidationsmittel in einem zur Umsetzung der Schwefelverbindungen ungefähr stöchiometrischen Verhältnis zugegeben wird.
- 4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge-kennzeichnet, daß der Zusatz in einer Menge von 1 bis 20 g/l Lösungsmittel, vorzugsweise 1 bis 10 g/l Lösungsmittel zugegeben wird.
- 5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Oxidationsmittel Sauerstoff zugegeben wird.
- 6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Oxidationsmittel SO zugegeben wird.
- 7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Zusatz 'Ämmoniumrhodanid zugegeben wird.
- 8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gegekennzeichnet, daß das Lösungsmittel zum Ausscheiden des Schwefels auf Tempraturen zwischen -500C und +750C, vorzugsweise O0C und +40'0C gebracht wird.
- 9. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 8 auf Kohlenwasserstoff-und/oder CO2-haltige Gase.
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