DE2834330C2 - - Google Patents

Description

Die Erfindung geht aus von einer Lanzettenvorrichtung, insbesondere zum Entnehmen einer Blutprobe, mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs 1.

Eine bekannte Lanzettenvorrichtung dieser Art weist eine Haupt­ feder, welche nach Vorspannung und Entriegelung den Arm in die Einstichsrichtung beaufschlagt, sowie eine davon gesonderte Rückstellfeder auf, welche die Nadel nach dem Einstich in deren Richtung auf deren Ruhestellung beaufschlagt (GB-PS 5 612, Jahrgang 1828).

Bei gewissen Krankheiten, wie bei Diabetes, muß der Patient regelmäßig kleine Blutproben bereitstellen, die zur Analyse in einem speziell gestalteten Transportrohr verschickt werden. Dies erfordert Einstechen im Finger oder in einem anderen Körperteil zum Erhalten der Blutprobe. Es ist physisch und psychologisch für manche Patienten schwierig, in ihren eigenen Finger mit einer von Hand gehaltenen Nadel zu stechen, die steril sein muß.

Stechapparate zur Blutentnahme mittels eines federbelasteten gradlinig bewegbaren Stempels, der eine auswechselbare, sterile Nadel trägt, sind an sich bekannt (DE-OS 21 31 297). Ein solcher Stechapparat könnte von einem Kind als "Spielzeugkanone" miß­ braucht werden.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine einfache, von Hand zu haltende automatische Lanzettenvorrichtung zu schaffen, mit welcher das Einstechen für den Patienten physisch und psycho­ logisch erleichert ist.

Diese Aufgabe ist bei einer Lanzettenvorrichtung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.

Bei einer Lanzettenvorrichtung nach der Erfindung greift nur eine Feder am Arm an. Diese Feder ändert ihre Wirkrichtung mit der Drehlage des Armes und durchfährt kurz vor der Einstich­ stellung eine Totlage ("Neutralstellung" des Armes), in welcher ihre Wirkrichtung den Drehpunkt des Armes schneidet. In dieser Totlage übt die Feder kein Drehmoment auf den Arm aus. Nach Durchfahren der Totlage übt die Feder auf den Arm ein entgegen­ gesetzt zur Einstichdrehrichtung wirkendes Drehmoment aus, so daß die Nadel nach dem Einstechen selbsttätig zurückgestellt wird.

Die Erfindung schafft eine mit einer Hand zu bedienende Lanzetten­ vorrichtung, mit der sich ein Patient selbst in den Finger stechen kann, wobei die Nadel nach dem Einstich selbsttätig wieder zurückgestellt wird. Dies erleichtert die psychologische Akzeptanz. Außerdem ist ein aus der Drehbewegung des Armes resultierender Vorteil der Lanzettenvorrichtung nach der Er­ findung, daß sie nicht als "Spielzeug-Kanone" von einem Kind mißbraucht werden kann.

Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteran­ sprüchen angegeben.

Die Erfindung ist im folgenden anhand schematischer Zeichnungen an einem Ausführungsbeispiel mit weiteren Einzelheiten näher erläutert. Es zeigt

Fig. 1 eine Draufsicht auf eine Lanzettenvorrichtung mit abgenomme­ nem Gehäusedeckel und mit einer eingesetzten Nadel;

Fig. 2 eine Draufsicht auf die Innenseite des Gehäusedeckels;

Fig. 3 und 4 eine Seiten- und eine Endansicht der Vorrichtung nach Fig. 1 in Richtung der Pfeile III und IV;

Fig. 5 eine perspektivische Ansicht der Vorrichtung mit entferntem Deckel;

Fig. 6 eine montierte Nadel und den Halter dafür, der an dem äuße­ ren Ende des schwenkbaren Armes angeformt ist, und

Fig. 7 die entfernbare Fingerauflage der Vorrichtung.

Die dargestellte Ausführung umfaßt ein zweiteiliges Gehäuse von im wesentlichen Viertelkreisform mit einer Grundplatte 10 A und einem gesonderten, entfernbaren Deckel 10 B, der bezüglich der Grundplatte mittels zusammenwirkenden Vorsprüngen und Löchern 11 A, 11 B, 12 A, 12 B und 13 A, 13 B plaziert wird und an der Grundplatte mittels Schrauben (nicht gezeigt) oder auf andere Weise, z. B. durch Kleben, Schweißen oder Heiß-Siegeln von Kunststoff, gehalten wird. Die bei­ den Gehäuseteile 10 A und 10 B haben gebogene Kanten 14 A, 14 B, zwi­ schen denen in geschlossenem Zustand des Gehäuses ein Schlitz 15 gebildet ist, und ein Arm 16 ist schwenkbar an seinem inneren Ende im Gehäuse mittels eines Schwenkstiftes (Drehpunkt 17) gelagert und ragt mit seinem äußeren Ende 18 durch den Schlitz 15. Die Achse des Schwenk­ stiftes 17 ist konzentrisch mit den kreisförmig gebogenen Kanten 14 A, 14 B. An seinem äußeren Ende 18 hat der Arm einen Halter 18 A in Gestalt eines Zylinders mit einem Sackloch in seinem unteren Ende, welches einen geriffelten Schaft 20 einer Nadel 21 aufnehmen und halten kann, derart, daß die Nadel mit ihrer Spitze 22 im we­ sentlichen tangential bezüglich der gebogenen Kanten 14 A, 14 B und des Schwenkstiftes 17 steht.

Zwischen einem Verankerungsstift (Anlenkpunkt 26) am Gehäuseteil 10 A und einem Haken 27 am Arm 16 nahe seinem Drehpunkt erstreckt sich eine Schraubenzugfeder 25. Der Haken 27 ist radial versetzt zum Schwenk­ stift 17 angeordnet. In der in Fig. 1 dargestellten Stellung des Arms fluchtet die Feder 25 mit dem Schwenkstift 17, so daß sie kein Drehmoment auf den Arm 16 ausübt. Die Stellung des Arms 16 in Fig. 1 ist also eine Neutral- oder Totpunktstellung. Wenn der Arm in Fig. 1 gesehen im Uhrzeigersinn zum anderen Ende des Schlitzes 15 hin gedreht wird, wird die Feder 25 gespannt und übt ein Dreh­ moment auf den Arm 16 aus, das den Arm in seine Neutralstellung drehen möchte. Ein nachgiebiger Riegel 28 mit einer Klinke 28 A und einem Auslöser 29 ist im Gehäuseteil 10 A angeordnet, um mit einer am Arm 16 vorgesehenen Arretieraussparung 30 zusammenzuwirken und so den Arm in seiner zurückgezogenen Stellung zu verriegeln. Druck auf den Auslöser 29 gibt den Riegel frei und erlaubt der Feder 25, den Arm in Fig. 1 gesehen im Gegenuhrzeigersinn zurück in seine Neutralstellung zu schwenken. Die Trägheit des schwingenden Arms führt ihn über die Neutralstellung zu einer Stechoperation hinaus, wie nun beschrieben wird.

Eine austauschbare Fingerauflage 32 ist entfernbar in einem Schlitz 33 im Gehäuseteil 10 A angeordnet und hat einen an ihrem äußeren Ende angeformten Ring 34, der aus dem Gehäuse vorragt. Der schwin­ gende Arm erreicht nach dem Überlaufen seiner Neutralstellung seine Betriebsendstellung, in welcher er an einem Absatz 35 im Gehäuse­ teil 10 A anläuft, der als Puffer bzw. Anschlag am Ende des Schlitzes 15 wirkt. In dieser Stellung durchdringt die Nadel den Ring 34, um eine Stechoperation auszuführen. Die Drehung des Arms wird durch das Zusammenwirken des Arms mit dem Absatz 35 begrenzt, worauf der Arm in seine Neutralstellung durch ein Rückstelldrehmoment zurückge­ dreht wird, das von der über ihre Totpunktstellung hinaus bewegten Feder 25 ausgeübt wird, so daß die Nadel in eine Stellung zurückge­ zogen wird, die hinter dem Ring 34 und von diesem bewacht liegt.

Der Riegel 28, die Nadel 21 und die Fingerauflage 32 sind in Fig. 5 der Klarheit halber nicht dargestellt.

Die Fingerauflage 32 kann ein billiges Formteil aus Polyäthylen oder einem anderen flexiblen Kunststoff sein und ist in Fig. 7 gezeigt.

Um die Stechvorrichtung zu betätigen, setzt der Benutzer eine neue sterile Nadel 21 in den Halter 18 A so ein, daß die Nadelspitze 22 zum Ring hinweist; ferner setzt er eine neue sterile Fingerauflage in den Schlitz 33 ein. Dann stellt er die Vorrichtung durch Be­ wegen des Arms in die zurückgezogene Stellung ein, wo der Arm durch Zusammenwirken mit dem Riegel 28 gehalten wird. Darauf pla­ ziert der Benutzer mit der Vorrichtung in der einen Hand den Fin­ gerauflagering 34 über der Kuppe eines Fingers der anderen Hand, aus welcher er eine Blutprobe zu nehmen beabsichtigt, wobei er diesen Finger in der gekrümmten Basis 36 des Gehäuses anlegt, und drückt dann den Auslöser 29 nieder, um den Riegel freizugeben. Un­ ter der Wirkung der Feder 25 schwingt der Arm 16 mit der Nadel 21 um den Schwenkstift 17 drehend vorwärts und passiert die Neutral­ stellung, bis der Arm durch den Absatz am Ende des Schlitzes 15 angehalten wird, zu welchem Zeitpunkt die Spitze der Nadel durch die Mitte des Fingerauflagerings 34 hindurchragt, um in den darun­ ter gehaltenen Bereich der Haut des Patienten einzustechen. Der Arm schnellt von seiner Betriebsendstellung zurück in seine Neutral­ stellung unterstützt durch die Rückstellkraft der über den Tot­ punkt bewegten Feder 25, wobei die Spitze der Nadel aus der Haut des Patienten in eine Stellung hinter dem Ring 34 zurückgezogen wird. Die gebrauchte Nadel 21 und die Fingerauflage 32 können nun entfernt und weggeworfen oder erneut sterilisiert werden, und eine sterile Ersatznadel 21 und die Fingerauflage 32 können in den Halter 18 A bzw. den Schlitz 33 für erneuten Gebrauch eingesetzt werden.

Die Lanzettenvorrichtung kann auch zur Blutprobenentnahme von ande­ ren Körperstellen, z. B. aus dem Ohrläppchen oder der Fersenspitze gebraucht werden.

Die beschriebene Vorrichtung ist einfach, leichtgewichtig und bil­ lig herstellbar und kann in Massenproduktion durch Spritzgießen ihre Hauptteile aus einem geeigneten Kunststoff hergestellt wer­ den.

Kurzgefaßt läßt sich die Lanzettenvorrichtung wie folgt beschreiben:

Die Lanzettenvorrichtung umfaßt einen Arm, der an einem Ende in einem Gehäuse gelagert ist und mit seinem anderen Ende durch einen gebogenen Schlitz im Gehäuse ragt, wobei das äußere Ende des Arms außerhalb des Gehäuses als Träger gestaltet ist, der eine auswechselbare Nadel so hält, daß ihre Spitze in tangentialer Rich­ tung weist. Der Arm ist in diejenige Richtung federvorgespannt, in welche die Nadelspitze weist, und kann gegen die Kraft der Feder zurückgezogen und mittels eines Riegels im Gehäuse gehalten wer­ den. Wenn der Riegel freigegeben wird, schwingt der Arm unter der Wirkung der Federkraft vorwärts, um eine Einstechoperation auszu­ führen. Die Feder befindet sich in einer Stellung geringfügig jen­ seits ihrer Totpunktlage bezüglich des Armdrehpunktes, wenn der Arm vollständig vorwärts in seine Betriebsstellung geschwenkt ist, um das Rückschnellen des Arms zu unterstützen. Eine entfernbare Fingerauflage ist im Gehäuse angeordnet und umfaßt einen Ring zur Auflage auf der Haut des Patienten, so daß die Nadel zum Einste­ chen durch den Ring hindurchdringt.

Claims (8)

1. Lanzettenvorrichtung, insbesondere zum Entnehmen einer Blutprobe, mit einem in einem Gehäuse (10 A, 10 B) um einen begrenzten Winkel schwenkbar gelagerten Arm (16), der an einem von seinem Drehpunkt (17) entfernten Ende (18) einen Halter (18 A) zur Aufnahme einer auswechselbaren Nadel (21) und zum Halten der Nadel in einem Schaft (20) derart aufweist, daß die Nadel in eine Richtung weist, die eine Tangente an einen Kreis um den Drehpunkt (17) bildet, mit einer mittels handbetätigbarem Auslö­ ser (29) lösbaren Verriegelungsvorrichtung (28, 30) zum Halten des Arms und der Nadel in einer zurückgezogenen Ruhestellung, mit Federmitteln, die durch Drehung des Armes in seine Ruhestellung so vorgespannt werden, daß sie auf den Arm bei Betätigung des Auslösers ein Drehmoment auf eine Einstichstellung hin ausüben, und die den Arm aus dieser Einstichstellung selbsttätig in entgegengesetzte Richtung zurückstellen, dadurch gekennzeichnet, daß die Federmittel eine einzige, zwischen einem Anlenkpunkt (26) am Gehäuse (10 A, 10 B) und einem Anlenkpunkt (bei 27) am Arm (16) angeordnete Feder (25) umfassen, deren Wirkrichtung und Spannung sich mit der Drehlage des Arms (16) verändert, und daß die Wirkrichtung der Feder (25) in einer Neutralstellung des Arms (16) kurz vor der Einstichstellung den Dreh­ punkt (17) des Arms (16) schneidet, so daß das auf den Arm (16) ausgeübte Drehmoment zu Null wird und sich bei weiterer Drehung des Arms (16) in Richtung der Einstichstel­ lung umkehrt.

2. Lanzettenvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch ge­ kennzeichnet, daß das vom Drehmoment (17) entfernte Ende (18) des Arms (16) oder ein daran befestigtes Teil vom Gehäuse (10 A, 10 B) vorragt, um eine Rückstellung von Hand zu ermöglichen.

3. Lanzettenvorrichtung nach Anspruch 2, dadurch ge­ kennzeichnet, daß das Gehäuse (10 A, 10 B) einen kreis­ förmig gebogenen Rand (14 A) hat, der konzentrisch mit dem Drehpunkt (17) des Arms (16) ist, und daß ein entsprechend kreisbogenförmiger Schlitz (15) in dem Rand (14 A) vorgesehen ist, durch welchen das äußere, die Nadel (21) tragende Ende (18) mit dem Halter (18 A) des Arms (16) vorragt, um die montierte Nadel (21) unmittelbar außerhalb des gebogenen Randes (14 A) zum einfachen Entfernen und Austauschen der Nadel (21) zugänglich zu halten.

4. Lanzettenvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Feder (25) eine Zugfeder ist.

5. Lanzettenvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet durch eine entfernbare Fingerauflage (32), die am Gehäuse (10 A, 10 B) angeordnet ist und davon wegragt und zur Anlage des Fingers eines Patienten dient, wobei sie ungefähr die Stellung des Schaftes (20) anzeigt, in wel­ cher die Nadel (21) einsticht, wenn die Verriegelungsvor­ richtung (28, 30) ausgelöst wird.

6. Lanzettenvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch ge­ kennzeichnet, daß die Fingerauflage (32) als Ring (34) geformt ist, durch welchen die Spitze (22) der Nadel (21) in der Einstichstellung des Armes (16) hindurch­ dringt.

7. Lanzettenvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß am Gehäuse (10 A, 10 B) ein Absatz (35) zum Begrenzen der Bewegung des Armes (16) und damit die Einstichtiefe der Nadel (21) begrenzt ist.

8. Lanzettenvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Feder (25) in Neutralstellung des Armes (16) minimal beansprucht wird.