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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Bilden einer Fadenreserve aus dem Fadenende einer von der Wickelwalze einer Wickelvorrichtung durch Friktion angetriebenen und fertiggewickelten Textilspule.
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Für viele Zwecke ist es nützlich, das Fadenende einer Textilspule, insbesondere Kreuzspule, stets an einer bestimmten Stelle verfügbar zu haben und nicht erst aufsuchen zu müssen. Das Fadenende ist zweckmäßig nicht zu kurz zu bemessen und sollte eine kleine "Fadenreserve" bilden.
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Durch die DE-OS 17 60 243 ist es bekannt, am Ende des Spulvorganges von Kreuzspulen im Bereich des Kopfendes eine gewisse Fadenlänge als Fadenreserve ungekreuzt aufzuwickeln. Das geschieht zum Beispiel mit Hilfe einer sich mindestens über die Spulenlänge unmittelbar vor dem Changierfadenführer oder der Nutwalze erstreckende, unterhalb von dessen Fadenführungsebene, etwa parallel zu dieser an einem Punkt außerhalb des Kopfendes der Spule ortsfest angelenkte, bis zu einer Schräglage aufwärts verschwenkbare Leiste, die im Bereich des Kopfendes der Spule eine gegen die Spule hin offene Fadenführereinkerbung aufweist. Der Faden gerät dabei allerdings aus seiner Changierführung und muß für einen nachfolgenden Wickelvorgang erst wieder neu eingefädelt werden.
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Durch die gleiche DE-OS 17 60 243 ist es bekannt, in einer besonderen, beispielsweise einer Aufwärtszwirnmaschine vorgeschalteten Vorrichtung die Lieferspulen mit einer End-Fadenreserve zu versehen.
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Das an irgendeiner Stelle auf der Mantelfläche der Kreuzspule aufliegende Fadenende wird hierbei mit Hilfe eines Saugrohres, dessen Saugöffnung sich über einen Teil des Umfanges und über die ganze Höhe der Kreuzspule erstreckt, pneumatisch bei sich gegen die Aufwickelrichtung drehender Kreuzspule abgehoben und gespeichert und bei sich in Aufwickelrichtung drehender Kreuzspule auf das obere Ende der Spulenhülse oder auf den oberen Rand des Wickelkörpers wieder aufgewickelt. Dieses nachträgliche Aufsuchen des Fadenendes auf der Spule ist allerdings umständlich und führt nicht immer zum Erfolg. Die Such- und Haltezeit ist verhältnismäßig lang, so daß das Fadenende durch Ausfransen zunehmend beschädigt wird.
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Durch die US-PS 26 70 150 ist ein Spulenhandhabungsgerät bekannt, das beispielsweise Schußspulen mit hohler Hülse aus einer Schußspulmaschine entnimmt, das Fadenende in die Hülse einsaugt und die Schußspule dann an Sammelkästen oder dergleichen weitergibt.
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Während die Schußspule in eine Aufnahmemulde übernommen wird, trennt eine schwenkbare Klemmschere der Handhabungsvorrichtung den zwischen der fertiggewickelten Schußspule und der Wickelmaschine vorhandenen Faden, gibt das zur Wickelmaschine weisende Fadenende frei und hält das mit der fertiggewickelten Schußspule verbundene Fadenende fest, um es nach Zurücklegen eines Schwenkweges und während sich die Schußspule in eine Fadeneinsaugposition begibt, einem starren Saugrohr vorzulegen und an dieses Saugrohr freizugeben. Die Schußspule gelangt über ein weiteres Saugrohr, dessen Saugströmung nun überwiegt, so daß das Fadenende aus dem ersten Saugrohr wieder herausgezogen und in die hohle Hülse der Schußspule eingesaugt wird. Danach wird die Schußspule an einen Sammelkasten oder dergleichen abgegeben.
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Die ganze Handhabung der Schußspulen und deren Fadenenden ist recht kompliziert und die Spulenbehandlung ist nicht ohne weiteres auf Spulen übertragbar, die in einer Wickelvorrichtung hergestellt werden, in der die Spulen durch eine Wickelwalze durch Friktion angetrieben und beispielsweise zu Kreuzspulen hochgewickelt werden. Nur bei den verhältnismäßig schlanken Schußspulen und ähnlichen Spulen läßt sich die bekannte Vorrichtung verwenden. Das angesaugte Fadenende wird vom Augenblick des Ansaugens an pneumatisch derart beansprucht, daß es auffasert. Die Anordnung einer zweiten Saugvorrichtung ist aufwendig und das Rücksaugen des Fadenendes gegen einen ersten Saugstrom, der es festhalten will, beansprucht das Fadenende zusätzlich. Dies ist nicht in allen Fällen statthaft, insbesondere nicht bei empfindlichen Fäden.
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Die Erfindung hat die Aufgabe, eine derartige Fadenreserve schonend und auf einfache und wirtschaftliche Weise automatisch herzustellen, ohne daß dabei das zulaufende Fadenende für den nächsten Wickelvorgang an der Wickelvorrichtung verlorengeht.
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Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Textilspule vor dem Abtrennen des Fadens mittels einer Spulenentnahmevorrichtung aus der Wickelvorrichtung entnommen und auf die Spulenentnahmevorrichtung verbracht wird, dann der sich zwischen Wickelwalze und Textilspule erstreckende Faden durch die Mündung eines in die Nähe des Fadens bringbaren Sauggreifers pneumatisch erfaßt und bei gleichzeitigem Rückwärtsdrehen der Textilspule in Form einer Schlaufe in die Mündung des Sauggreifers hinein abgesaugt wird, worauf der Faden zwischen Sauggreifer und Wickelwalze durch eine das zulaufende Fadenende festhaltende, das spulenseitige Fadenende jedoch freigebende Klemmschere getrennt wird, worauf die Mündung des Sauggreifers zu einem aus der Textilspule herausragenden Ende der Spulenhülse geschwenkt und das angesaugte Fadenende an die Spulenhülse abgegeben wird.
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Das die Fadenreserve bildende Fadenende muß nicht erst auf der Spule aufgesucht werden. Seine Länge ist durch die Anzahl der Umdrehungen der Spule entgegen der Wickelrichtung bestimmbar. Für den nachfolgenden Wickelvorgang geht an der Wickelvorrichtung das zulaufende Fadenende nicht verloren, es befindet sich vielmehr schon dort, wo es an eine neue Spulenhülse angelegt werden kann.
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Das Ende der Spulenhülse beziehungsweise die Spulenhülse selber wird als eine bevorzugte Stelle zum Bereithalten der Fadenreserve angesehen. Man kann das Fadenende zum Beispiel um das Hülsenende wickeln. Daher wird in weiterer Ausgestaltung der Erfindung vorgeschlagen, daß das spulenseitige Fadenende dadurch aus dem Sauggreifer herausgezogen und um das Ende der Spulenhülse gewickelt wird, daß die Textilspule wieder in Wickelrichtung gedreht wird, während der Sauggreifer am Ende der Spulenhülse stehenbleibt.
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Da die Fadenreserve auch im Hülseninnern bereitgehalten werden kann, wird außerdem vorgeschlagen, das Fadenende aus dem Sauggreifer in die Spulenhülse einzublasen. Das geschieht vorteilhaft durch Umkehr der Strömungsrichtung. Dabei ist es nicht nötig, die Textilspule in Wickelrichtung zu drehen.
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Zum Durchführen des Verfahrens wird vorgeschlagen, daß die Spulenentnahmevorrichtung eine Spulenrückdreheinrichtung aufweist, die mit einem Sauggreifer verbunden ist, dessen Mündung von einer nahe an dem von der Wickelwalze zu der von der Spulenentnahmevorrichtung bereits entnommenen Textilspule sich erstreckenden Faden gelegenen Fadenansaugstelle zu einer in der Nähe eines Ende der Spulenhülse der Textilspule gelegenen Fadenabgabestelle ortsveränderbar ist, und daß eine von der Spulenentnahmevorrichtung betätigbare, das zulaufende Fadenende festhaltende, das spulenseitige Fadenende des Fadens jedoch freigebende Fadenklemmschere zwischen der Fadenansaugstelle und der Wickelwalze angeordnet ist.
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Der Sauggreifer kann vorteilhaft schwenkbar und axial verschiebbar angeordnet sein. Zwecks Bewickelns des Hülsenendes mit der Fadenreserve wird vorgeschlagen, daß in Verbindung mit der Spulenrückdreheinrichtung eine Dreheinrichtung für die Rotation der Textilspule in Wickelrichtung angeordnet ist.
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Sofern die Fadenreserve im Hülseninnern vorrätig gehalten werden soll, wird vorgeschlagen, daß der Sauggreifer eine Einrichtung zur Umkehr der Strömungsrichtung besitzt. Dabei kann vorteilhaft die oben erwähnte Dreheinrichtung für die Rotation der Textilspule in Wickelrichtung entfallen.
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Hierzu ist vorteilhaft in Verbindung mit der Spulenrückdreheinrichtung oder in Verbindung mit der Spulenhülse vor dem der Mündung des Sauggreifers abgewandten Ende der Spulenhülse ein Sieb zum Zurückhalten des in die Spulenhülse eingeblasenen Fadenendes angeordnet. Es muß nicht unbedingt jede Spulenhülse ein Sieb erhalten. Es genügt, wenn das Ausblasende der Hülse nur vorübergehend durch ein Sieb abgedeckt wird.
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Die in den Zeichnungen dargestellten Beispiele der Erfindung sollen in den folgenden Abschnitten näher erläutert werden.
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Fig. 1 zeigt ausschnittweise die Ansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung,
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die Fig. 2 und 3 Teilansichten der Vorrichtung mit weiteren Einzelheiten.
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Die in Fig. 1 dargestellte Wickelvorrichtung 11 besitzt einen hin und her gehenden Fadenführer 12, eine in Richtung des Pfeiles 13 rotierende Wickelwalze 14, einen Spulenhalter 15 und eine Spulengabel 16.
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Am Kopf 17 des Spulenhalters 15 ist ein Bolzen 18 befestigt, an dem ein mit einem Schaltstift 19 versehener Schalthebel 20 drehbar befestigt ist. Der Schalthebel 20 dient zum Ein- und Ausschalten des ebenfalls im Kopf 17 drehbar und längsverschiebbar gelagerten Hülsenaufnehmers 21. Eine in Richtung des Pfeiles 22 versenkbare Platte 23 besitzt zwei Bolzen 24, 25, an denen je ein Wellenlager 26, 27 befestigt ist. Eine Welle 28 ist in den Wellenlagern 26, 27 gelagert. Sie ist mit der Spulengabel 16 verbunden und besitzt einen Hebel 29, an dessen Ende eine Schaltstange 30 gelenkig befestigt ist.
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Hinter der Wickelvorrichtung 11 ist auf den Schienen 31, 32 eine Spulenentnahmevorrichtung 33 verfahrbar. Sie besitzt ein Gehäuse 34, das nicht näher dargestellte Programmschalteinrichtungen, Antriebseinrichtungen und eine Fahreinrichtung enthält. Eine mittels der Schaltstange 35 betätigbare Fadenklemmschere 36 ist seitlich am Gehäuse 34 schwenkbar befestigt. Außerdem erkennt man in einer Gehäusevertiefung zwei Rollen 37, 38, die mittels eines Keilriemens 39 durch eine Riemenscheibe 40 antreibbar sind. Auf den Rollen 37 und 38 ist eine aus der Wickelvorrichtung zuvor entnommene Textilspule 41 gelagert.
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Aus dem Gehäuse 34 der Spulenentnahmevorrichtung 33 ragt eine Schaltstange 42 heraus, die in Richtung des Pfeiles 43 drehbar in Richtung des Pfeiles 44 längsverschiebbar ist. An der Schaltstange 42 ist ein Sauggreifer 45 befestigt, der einen flexiblen Leitungsanschluß 46 besitzt.
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An einer aus dem Gehäuse 34 herausragenden Welle 47 ist ein gebogener Schalthebel 48 befestigt. Aus einem Schlitz 49 des Gehäuses 34 ragt ein Schalthebel 50 heraus. Mit Hilfe des Schalthebels 48 kann der Hülsenaufnehmer 21 aus- und eingeschaltet, mittels des Schalthebels 50 der Spulenhalter 15 gesenkt werden. Mittels eines aus dem Gehäuse 34 herausragenden Stößels 60 kann die Schaltstange 30 betätigt werden.
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Auf der Rückseite der Spulenentnahmevorrichtung 33 bewegt sich ein Transportband 52 in Richtung des Pfeiles 51.
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In Fig. 2 erkennt man außerdem noch eine aus dem Gehäuse 34 der Spulenentnahmevorrichtung 33 herausragende Welle 53 mit einem daran befestigten Spulenauswerfer 54 und in Fig. 3 eine aus dem Gehäuse 34 herausragende Welle 55, an deren Ende ein Hebel 56 befestigt ist, der ein Sieb 57 trägt. Die Welle 55 ist in Richtung des Pfeiles 58 drehbar und in Richtung des Pfeiles 59 längsverschiebbar angeordnet.
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Bevor die Textilspule 41 auf die Rollen 37 und 38 gelangte, war sie mit ihrer Spulenhülse 61 auf dem Hülsenaufnehmer 21 aufgesteckt, der zu diesem Zweck eingeschaltet und damit ausgefahren war. Die Spule 41 lag auf der Wickelwalze 14 auf und wurde durch Friktion in Rotation versetzt. Beim Erreichen der vorgegebenen Spulenfülle wurde zunächst die weitere Zufuhr des Fadens 62 eingestellt. Dann trat die Spulengabel 16 in Tätigkeit. Durch Drehen des Hebels 29 in Richtung des Pfeiles 63 bei gleichzeitigem Anheben der Platte 23 entgegen der Richtung des Pfeiles 22 wurde die Spulengabel 16 zwischen die Wickelwalze 14 und die Textilspule 41 geschoben. Dann trat der Stößel 60 in Tätigkeit und brachte die Spulengabel 16 in die in Fig. 1 dargestellte Lage. Dabei rollte die Textilspule 41 auf die Rollen 37 und 38.
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Zugleich übernahm die Spulengabel 16 die Führung des Fadens 62, der immer noch mit der Textilspule 41 verbunden war. In diesem Zeitpunkt wurde die Schaltstange 42 in Richtung des Pfeiles 43 gedreht und in Richtung des Pfeiles 44 verschoben, bis die Mündung 64 des Sauggreifers 45 die mit 65 bezeichnete Lage einnahm und somit unmittelbar vor dem Faden 62 lag. Zugleich wurde die Riemenscheibe 40 gegen die Richtung des Pfeiles 66 langsam gedreht und der Sauggreifer 45 über den flexiblen Leitungsanschluß 46 mit Unterdruck beaufschlagt. Dabei wurde der Faden in Form einer Schlaufe in den Sauggreifer 45 hinein abgesaugt. Dann schwenkte die Fadenklemmschere 36 hoch und trennte den Faden. Das von der Auflaufspule 41 kommende Fadenende 67 blieb im Sauggreifer, wie es Fig. 1 zeigt. Anschließend wurde der Sauggreifer 45 wieder in die in Fig. 1 dargestellte Ausgangslage zurückgeschwenkt. Da die Mündung 64 hierbei ganz nahe an der stirnseitigen Fläche der Textilspule 41 vorbeigeführt wird und zugleich die Riemenscheibe 40 auf Reversiergang geschaltet und in Richtung des Pfeiles 66 gedreht wird, legt sich das Fadenende 67 in Windungen um die etwas aus der Spule herausragende Spulenhülse 61.
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Gemäß Fig. 2 ist auf die beschriebene Weise das Fadenende 67 bereits zu einer Fadenreserve 68 aufgewickelt. Jetzt tritt der Spulenauswerfer 54 in Tätigkeit. Er wird in Richtung des Pfeiles 69 geschwenkt und wirft die Textilspule 41 dabei auf das Transportband 52, wo sie die mit 70 bezeichnete Lage einnimmt und abtransportiert wird. Spätestens zu diesem Zeitpunkt kann der Sauggreifer 45 von seiner Unterdruckquelle abgeschaltet werden.
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Eine Variante der Erfindung soll anhand der Fig. 3 näher erläutert werden. Nach dem Trennen des Fadens 62 durch die Fadenklemmschere 36 und dem Ansaugen des Fadenendes 67 schwenkt der Sauggreifer 45 nur bis vor die Öffnung 71 der Spulenhülse 61. Zugleich wird die Welle 55 entgegen der Richtung des Pfeiles 58 gedreht und entgegen der Richtung des Pfeiles 59 verschoben, so daß sich das Sieb 57 gegen das der Mündung 64 des Sauggreifers 45 abgewandte Ende der Spulenhülse 61 legt. Jetzt wird im Sauggreifer 45 die Strömungsrichtung umgekehrt, der Sauggreifer 45 also mit Überdruck beaufschlagt. Dabei wird das ganze Fadenende 67 in die Spulenhülse 61 eingeblasen. Das Sieb 57 hält das Fadenende 67 in der Spulenhülse 61 zurück. Nachdem das Sieb 57 durch Verschieben der Welle 55 in Richtung des Pfeiles 59 und durch Verdrehen der Welle 55 in Richtung des Pfeiles 58 wieder in seine Ausgangslage gebracht worden ist, tritt der Spulenauswerfer 54 in Tätigkeit und wirft die Textilspule 41 auf das Transportband 52, wo sie die mit 72 bezeichnete Lage einnimmt.
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Die zeitliche Reihenfolge und die Dauer der beschriebenen Arbeitsgänge kann durch Programmschaltwerke, zum Beispiel Kurvenscheibenschaltwerke, gewährleistet werden, auf die hier nicht näher eingegangen wird, weil sie als bekannt vorausgesetzt werden. Die beschriebene Wickelvorrichtung kann ein Teil einer größeren Maschineneinheit, zum Beispiel einer aus vielen Spulstellen bestehenden Spulmaschine sein. Die Spulenentnahmevorrichtung kann ein Teil einer verfahrbaren Auflaufspulenwechseleinrichtung sein.
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Die Erfindung ist nicht auf die dargestellten und beschriebenen Beispiele beschränkt. Im Rahmen der Schutzansprüche und der sonstigen Angaben sind auch noch andere Ausführungsformen denkbar und naheliegend.