DE2366271C2 - Durch eine Treibladung betätigbare Zugvorrichtung - Google Patents
Durch eine Treibladung betätigbare ZugvorrichtungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine durch eine Treibladung betätigbare Zugvorrichtung der im Oberbegriff des
Patentanspruchs 1 angegebenen Gattung.
Aus der US-PS 32 39 273 ist eine derartige Zugvorrichtung
zum Spannen von Sicherheitsgurten für Flugzeug-Schleudersitze bekannt, bei der eine Treibla- so
dung in einem gesonderten Gehäuse an einer stabilen Rückenstrebe des Schleudersitzes befestigt und durch
sich verzweigende Rohr- bzw. Schlauchleitungen mit einer an jeder Sitzseite vorgesehenen Zylinder-Kolbeneinheit
verbunden ist. In Jedem Zylinder sind zwei Kolben angeordnet, von denen einer mit einer
Kolbenstange fest verbunden und der andere gegen die Kraft einer Druckfeder auf der Kolbenstange gleitend
gelagert ist. Beide Kolben sind im Zylinder während des inaktiven Zustandes der Zugvorrichtung durch Kugeln
festgelegt, die in entsprechende Ausnehmungen in der Zylinderinnenwand eingreifen und sich auf einer
buchsenförmigen Verlängerung des fliegend^elagerten Kolbens abstützen. Der Zylinder ist ferner an einer
starren Blechlasche befestigt welche über eine Öse mit dem jeweils freien Ende des Sicherheitsgurtes fest
verbunden ist Zum Spannen des Sicherheitsgurtes unmittelbar vor oder während des Aaslösevorganges
des Schleudersitzes wird die Treibladung gezündet und die erzeugten Treibgase verschieben den fliegend
gelagerten Kolben, um dadurch die Kugelverriegelung des mit der Kolbenstange fest verbundenen anderen
Kolbens zu lösen. Daraufhin erfolgt eine axiale Verschiebung des Zylinders und damit die Spannung des
Sicherheitsgurtes. Der maximal mögliche Verschiebeweg beträgt etwa 25 mm und wird durch einen
Endanschlag begrenzt Eine Rückkehrbewegung des Zylinders und damit eine Entspannung des Sicherheitsgurtes
wird durch eine gewölbte Sperrscheibe verhindert die in einer Ringnut des Kolbens sitzt und
gleichzeitig am Kolben sowie an der Innenwand des Zylinders angreift- Besondere Maßnahmen zur zuverlässigen
Begrenzung der auf den Gurt ausgeübten Spannkräfte sind nicht vorhanden.
Aus dem SAE-Bericht 720433. Mai 1972; H.-P.
Willumeit »Passive Preloaded Energy-Absorbing Seat Belt System« ist ein sog. Gurtspanner für die
Sicherheitsgurte von Kraftfahrzeugen bekannt (vgl. Fig. 9, 10), der einen an der Karosserie befestigten
Zylinder mit einem darin durch die Gase einer entzündeten Treibladung verschiebbaren Kolben aufweist.
Am Ende der Kolbenstange wird der Sicherheitsgurt an einer Öse befestigt An der Kolbenstange greift
ein Kugelklemmgesperre an. das die Kolbenstange bei normalem Gebrauch fixiert. Dieser Gurtspanner besitzt
einen Kolbenhub von ca. 12 mm, der bei z.B. einem Auffahrunfall in einer Zeitspanne vcrt 10 ms zurückgelegt
wird, damit die angestrebte Funktion auch erfüllt wird. d. h. der Sicherheitsgurt fesigespannt wird, bevor
die hohen Verzögerungsspitzenwerte wirksam werden. Eine Begrenzung der vom Gurtspanner erzeugten
Zugkräfte im Sicherheitsgurt ist ebenfalls nicht vorgesehen.
Aufgabe der Erfindung ist es. eine Zugvorrichtung der angegebenen Gattung zu schaffen, bei welcher die
Größe der Verschiebung eines mit der Zugvorrichtung verbundenen Bauteils, insbesondere eines Sicherheitsgurtes
für Kraftfahrzeuge, je nach der auf diesen Bauteil ausgeübten Reaktionskraft begrenzt wird.
Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Patenanspruches 1 gelöst.
Durch die Erfindung wird die vom Kolben auf die Kolbenstange übertragene Zugkraft auf einen vorbestimmten
Maximalwert begrenzt. Eine derartige Kraftbegrenzung ist insbesondere bei Gurtspannern für
Kfz-Sicherheitsgurte von erheblicher praktischer Bedeutung, da auf diese Weise exakt und sicher verhindert
werden kann, daß ein bereits normal straff angelegter
Sicherheitsgurt durch den Gurtspanner zu stark gegen den Insassen gepreßt wird. Der unmittelbare Angriff der
Sperrvorrichtung an der Kolbenstange verhindert sicher jede Rückkehrbewegung der Kolbenstange.
Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
Im folgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnung ausführlich beschrie-
ben. Es zeigt
Fig.1. eine als Gurtspanner für einen Kfz-Sicherheitsgurt
ausgebildete Zugvorrichtung mit Treibladung im Axialschnitt;
Fig.2, 3 zwei Varianten der Zugvorrichtung nach
F i g. 1 im Axialschnitt
Der Gurtspanner nach F i g. 1 enthält ein zylindrisches Gehäuse 1 mit einem Kolben 2, an dem eine
Kolbenstange 3 mittels einer Schraube 4 befestigt ist. Zur Begrenzung der aui die Kolbenstange 3 ausgeübten
maximalen Zugkraft weist die Schraube 4 eine Sollbruchstelle 5 auf, durch deren Bruch der Kolben 2
von der Kolbenstange 3 getrennt wird. Im Gehäuse 1 ist
eine Brennkammer 6 angeordnet, in der eine Treibladung 7 zusammen mit zwei Mikrozündern 8 untergebracht
ist Elektrische Leitungsdrähte 9 führen durch einen Kanal 10 in der Zylinderwand zu einem
elektrischen Zündauslöser, z. B. zu einem Stoßdetektor. Das vordere Ende des Gehäuses 1 ist durch einen Boden
11 und eine Scheibe 12 abgeschlossen, die axiale Öffnungen für den Durchgang der Kolbenstange 3
aufweisen und durch einen torusförmigen Ring 13 abgedichtet sind, welcher in einer in den Boden
eingedrehten Ringnut angeordnet ist.
Eine Sperrvorrichtung umfaßt ein hohlzylindrisches Endstück mit konischer Innenwand 14, in dem Kugeln
15 aufgenommen sind. Eine vorgespannte Druckfeder
16 drückt die Kugeln 15 über eine Druckscheibe 17 gegen die konische Innenwand 14. Das Endstück ist am
Ende des Gehäuses 1 durch Schrauben 18 befestigt Die Sperrvorrichtung verhindert die Rückkehr der Kolbenstange
3 durch Einklemmen der Kugeln 15, wobei die Haltekraft von der gespannten Druckfeder 16 ausgeübt
wird.
Das in F i g. I ot>ere Ende des Gehäuses 1 ist durch
einen Boden 19 verschlossen, der eine Öse 20 und eine Bleiplatte 21 aufweist, weiche die Wucht des abgeschleuderten
Kolbens durch plastische Verformung dämpfen soll. Im Boden 19 sind ferner öffnungen 22 zur
Verbindung . lit der Außenluft vorgesehen, die durch Staubschutzdeckel 23 verschlossen sind. Das freie Ende
der Kolbenstange 3 ist mit der Befestigungslasche des Sicherheitsgurtes verbunden, während das Gehäuse 1
des Zylinders über die Öse 20 z. B. am Boden der Karosserie befestig! ist.
Bei eine;/i Zusammenstoß sendet der Stoßdetektor
einen elektrischen Zündimpuls zu den Mikrozündern 8.
die daraufhin die Treibladung 7 zünden. Der Druck der erzeugten Verbrennungsgase schiebt den Kolben 3 im
Gehäuse 1 nach hinien. und die dabei mitgenommene Kolbenstange 3 spannt den Sicherheitsgurt um den
Wageninsa^sen. Wenn eine von der Kolbenstange 3 auf den Sicherheitsgurt ausgeübte Zugkraft von z. B. bO
oder 100 kp erreicht ist. bricht die Schraube 4 an der eine Sollbruchstelle bildenden Nut 5 ab und de · Kolben
2 wird zusammen mn dem Schraubenkopf gegen den Boden 19 getrieben. Der Aufprall dieser abgeschleuderten
Stücke wird durch plastisches Verformen der Bleiplatte 21 gedämpft.
Durch das Abschleudern des Kolbens wird die Verschiebung der Kolbenstange 3 sofort beendet. Eine
Rückkehrbewegung der Kolbenstange 3 aufgrund des vom Insassen auf den Sicherheitsgurt ausgeübten Zuges
wird durch Einklemmen der Kugeln 15 der Sperrvorrichtung verhindert.
Bei der in F i g. 2 dargestellten Variante ist die Sperrvorrichtung zur Verhinderung einer Rückholbewegung
der Kolbenstange 3 im Innern des Gehäuses I vor dem Kolben — also nicht wie in F i g. 1 außerhalb
des Gehäuses — angeordnet Diese Sperrvorrichtung enthält einen an der Kolbenstange 3 dicht vor dem
Kolben 2 angeordneten Ring 24 mit einer Ringnut 25, welche nach hinten in eine kegelige Schrägfläche 26
übergeht In der Ringnut 25 sind ein torasförmiger Dichtungsring 27 aus elastischem Werkstoff und Kugeln
28 zwischen den Schrägflächen 26 und der Innenwand des Gehäuses 1 angeordnet Eine Rückkehrbewegung
ίο der Kolbenstange 3 wird durch Einklemmen der Kugeln
28 verhindert Diese Sperrvorrichtung hat den Vorteil, daß die Klemmfläche größer als bei der Ausführung
nach F i g. 1 ist Die elektrischen Leitungsdrähte 9 der Zündvorrichtung sind im Zylinder 1 in seitlichen
is Kanälen 29 der Kolbenstange 3 und in einer axialen
Bohrung 30 der Schraube 4 zu einer Öffnung im oberen Boden 19 geführt Diese Kanäle 29 sind durch eine
Dichtung 31 abgedichtet
Bei der in F i g. 3 dargestellten Ausführung ist der Kolben 2 an der Kolbenstange 3 nv'tels einer in eine
Gewinde-Blindbohrung 3a der Kolbenstange eingeschraubten
Schraube 4 befestigt. Die Scnraube 4 weist eine axiale Blindbohrung 32 auf, die am Schraubenkopf
ausmündet und sich im Innern der Schraube zu einer Kammer 32a erweitert in der ein Druckbegrenzungsventil
mit Kugel 33, Sitz 34 und vorgespannter Feder 35 angeordnet ist Dieses Druckbegrenzungsventil steuert
die Verbindung der Kammer 32a zur Gasdruckkammer 6 durch einen radialen Strömungskai ia) 36 in der Wand
der Kolbenstange. Das Zünden der Treibladung 7 geschieht durch Mikrozünder 8, die im vorderen
Zylinderboden 11 eingebaut sind.
Das gegen die Gasdruckkammer 6 federbelastete Druckbegrenzungsventil 33 bis 35 bildet einen Teil einer
selbsttätig ansprechenden Reaktionseinrichtung und begrenzt die von der Kolbenstange 3 ausgeübte
Zugkraft auf folgende Weise:
Wenn die eingestellte maximale Zugkraft erreicht ist. hebt sich die Kugel 33 von ihrem Sitz 34 ab und
verbindet die Gasdruckkammer 6 mit dem hinter dem Kolt°n 2 befindlichen Teil des Zylinders 1 durch den
radialen Strömungskanal 36. die Kammer 32a und die Bohrung 32 in der Schraube 4. Die hochgespannten
Verbrennungsgase entweichen zum Teil durch diesen Kanal, wodurch der Druck auf den kolben 2 und
infolgedessen auch die von der Kolbenstange 3 ausgeübte Zugkraft verringert wird. Die Dämpfung der
Kolbenbewegung geschieht durch Entspannen der Verbrennungsgase. die über Öffnungen 37 in der Wand
des Gehäuses 1 nahe dem hinteren Boden 19 abströmen.
Die Sperrvorrichtung enthält eine Sperrscheibe 38.
die an der Kolbenstange 3 der Treibladung 7 und dem Kolben 2 mit einem Zwischenring 39 angeordnet ist.
Diese Sperrscheibe 38 ist wannenförmig durchgebogen und weist Löcher 38a auf. Sie besteht aus ?inem sehr
widerstandsfähigen Werkstoff. /. B. einer BeUeville-Feder.
deren Umfangskante geschärft ist. Die Elastizität der Sperrscheibe 38 und die Richtung ihrer Kantenschärfung
lassen eil „' axiale Verschiebung der beweglichen
Teile beim Abbrennen der Treibladung zu und verhindern einen Rücklauf dieser Teile durch Eingreifen
der Sperrscheibe 38 in die Innenwand der. Gehäuses 1. Diese Ausführung ist wegen des geringen Innendurchmessers
zweckmäßig, da die auf die Kolbenstange 3 ausgeübte Zugkraft kiein bleibt, z. B. nur 25 kp beträgt.
Dieser Wert läßt sich vergrößern, wenn die Sperrscheibe 38 in einem erweiterten Teil der Zylinderwand
angeordnet wird.
Beispielsweise wiegt die in F i g. 3 dargestellte
Vorrichtung 500 g und die größte Verschiebung vor 17 cm wird in 11 ms nach dem elektrischen Zündimpub
erreicht. Die Zeitverzögerung zwischen diesem Ziindim· puls und dem Augenblick, in dem der Druck ein Zehntel
des Maximaldruckes erreicht, beträgt 3,5 ms. Der Maximaldruck von etwa 120 atü tritt bei Beginn der
Kolbenverschiebung auf und sinkt danach ab.
Die beiden Mikroziinder 8 bestehen aus 0,35 g Zündpulver in einer Kapsel aus Nitrozellulose. Die
Treibladung besteht aus einem 2 g schweren Formkörper eines körnigen, homogenen, zweibasigen Pulvers
von 1 cm Länge und achteckigem. 5 mm dickem Querschnitt mit 19 Löchern und hat eine Brenndauer
von 5 ms. Der Restdruck beträgt etwa 20 atü bei einem Höchstdruck von 120 atü. Durch Vergrößerung der
Wandstärke des rohrförmigen Gehäuses 1 kann ein Höchstdruck von bis zu 200 atü erreicht werden.
Hierzu 3 Blatt Zeichnungen
Claims (5)
1. Durch eine Treibladung betätigbare Zugvorrichtung mit einem in einem Zylinder verschiebbaren
Kolben, dessen Kolbenstange abgedichtet in einer Öffnung im Zylinderboden geführt ist, mit
einer pyrotechnischen Treibladung mit Zündeinrichtung, mit einer vom Zylinderboden und einer
Kolbenstirnfläche begrenzten Gasdruckkammer im Zylinder und mit einer Sperrvorrichtung, weiche die
durch den Abbrand der Treibladung zusammen mit dem Kolben verschobene Kolbenstange in einer
erreichten Endstellung blockiert, dadurch gekennzeichnet,
15
— daß an der Kolbenstange (3) eine selbsttätige Reaktionseinrichtung (4, 5; 33, 35) angeordnet
ist. welche die vom Kolben (2) auf die Kolbenstange (3) übertragbare Zugkraft auf
einet vorgegebenen Maximalwert begrenzt und
- daß die Sperrvorrichtung (14, 15; 25 bis 28; 38) unmittelbar an einem Teil der Kolbenstange (3)
angreift.
25
2. Zugvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Reaktionseinrichtung als
Sollbruchstelle (5) in der Verbindung (4) zwischen dem Kolben (2) und der Kolbenslange (3) ausgebildet
ist.
3. Zugvoi richtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die R. .ktionscinrichtung ein
gegen die Gasdruckkammer (β) federbelastetes Druckbegrenzungsventil (33 te 35) aufweist, das in
einem Strömungskanal (32, 36) zwischen der J5 Gasdruckkammer (6) und dem drucklosen Zylinderraum
in Zugrichtung vor dem Kolben (2) angeordnet ist.
4. Einstellvorrichtung nach Anspruch 2 oder 3. dadurch gekennzeichnet, daß aus dem drucklosen
Zylinderraum in Zugrichtung vor dem Kolben (2) Abströmöffnungen (23; 37) für die Treibgas
ausgebildet sind.
5. Einstellvorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß im drucklosen Zylinderraum in
Zugrichtung vor dem Kolben (2) ein Endanschlag (21) aus einem plastisch verformbaren Material als
Schbgdämpfungs-Organ für den von der Kolbenstange (3) durch Bruch abgetrennten Kolben (2)
vorgesehen ist.
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