DE19956682A1 - Verfahren zur Steuerung der Übertragungszeitpunkte von Daten, die Ereignisse betreffen, die durch Fahrzeuge detektiert werden - Google Patents
Verfahren zur Steuerung der Übertragungszeitpunkte von Daten, die Ereignisse betreffen, die durch Fahrzeuge detektiert werdenInfo
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Abstract
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Steuerung der Übertragungszeitpunkte von Daten, die Ereignisse betreffen, die durch Fahrzeuge einer Fahrzeugflotte, insbesondere einer Stichprobe-Fahrzeugflotte detektiert werden, an eine Dienstezentrale. Dadurch, dass jedes Fahrzeug die Daten in Übereinstimmung mit einer statistischen Verteilungsfunktion zeitlich verzögert an die Zentrale sendet, und nach Eintritt vorgegebener Kriterien keine weiteren Übertragungen mehr stattfinden, wird die Anzahl der zu übertragenen Nachrichten gesenkt, und dennoch kann die Zentrale die Ereignisse mit einer entsprechend großen statistischen Sicherheit detektieren. Das Verfahren erfordert nur geringen Aufwand zum Verwalten der Daten und Fahrzeuge.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung der
Übertragungszeitpunkte von Daten, die Ereignisse betreffen,
die durch Fahrzeuge einer Fahrzeugflotte, insbesondere
einer Stichproben-Fahrzeugflotte detektiert werden, an eine
Zentrale.
Es gibt Straßenverkehrsdienstleistungen die darauf basie
ren, dass Daten, die im Fahrzeug anfallen bzw. erhoben wer
den und die bisher nicht oder nur lokal im Fahrzeug verwen
det wurden, zu einer Dienstezentrale übertragen werden.
Dort werden diese Daten mit den Daten aus einer Vielzahl
anderer Fahrzeuge verknüpft und Schlussfolgerungen abgelei
tet. Die Vielzahl von Fahrzeugen sind zum Beispiel Stich
probenfahrzeuge einer Fahrzeugflotte, die nicht nur organi
satorisch verbundene Fahrzeuge, sondern beliebige Fahrzeuge
umfassen kann, z. B. alle Fahrzeuge, die in einem gegebenen
Straßennetz gleichzeitig unterwegs sind. Beispiele für ent
sprechende Dienste sind: Staudetektion, Unfalldetektion
oder die Übertragung von Daten, die auf den Wetterzustand
schließen lassen. Derartige Dienste werden als "Floating
Car Data"-Dienste bezeichnet.
Die Aussagesicherheit der Schlussfolgerungen lässt sich
steigern, wenn man eine große Anzahl von Fahrzeugen einbe
zieht. Andererseits sind solche Abfragen problematisch, da
aufwendige Mobilfunktechnologien mit entsprechend niedrigen
Bandbreiten verwendet werden müssen. Es ist also ein Kom
promiss zwischen der Anzahl der Übertragungen und der Aus
sagesicherheit notwendig.
Die Übertragung der Ergebnisse der Auswertungen der Zentra
le zu den Fahrzeugen (diese Übertragungsrichtung wird im
Folgenden "Downlink" genannt) kann entweder über einen
Rundfunkkanal (z. B. DAB, GSM-SMS-CB) oder über eine Punkt-
zu-Punkt-Verbindung (z. B. Mobilfunk, GSM-BS, GSM-SMS-PtP)
gesendet werden. Diese Übertragungen im Downlink können
auch zur Steuerung der Übertragungen vom Fahrzeug zur Zen
trale (im Folgenden "Uplink" genannt) verwendet werden.
Die Steuerung der Uplink-Übertragungen kann erstens perio
disch organisiert werden, z. B. wenn die Fahrzeuge nach
einer bestimmten, dienstespezifischen Zeitspanne oder Weg
strecke ihre Daten übertragen. Zweitens können die Uplink-
Übertragungen ereignisgesteuert durchgeführt werden, etwa
wenn definierte Ereignisse vom Fahrzeug detektiert werden,
z. B. Stillstand der Fahrt auf der Autobahn. Periodische
bzw. ereignisgesteuerte Organisation der Uplink-Übertragun
gen ist z. B. in der DE-C-195 13 640 beschrieben.
Die bekannten Verfahren arbeiten in manchen Anwendungen
gut, jedoch gibt es auch Anwendungen, bei denen sie unzu
länglich arbeiten oder versagen. Insbesondere bei ereignis
gesteuerter Organisation der Datenübertragungen besteht die
Gefahr, dass viele Fahrzeuge innerhalb kurzer Zeit auf das
Mobilfunksystem zugreifen, wenn ein Ereignis eintritt, das
von vielen Fahrzeugen detektiert wird, z. B. einsetzender
Regen, und die Fahrzeuge entsprechende Meldungen an die
Zentrale senden. Schmalbandige Mobilfunkdienste können
hierdurch überlastet werden, und Übertragungssysteme mit
ausreichender Leistungsfähigkeit würden hohe Übertragungs
kosten verursachen.
Weiterhin verursachen die bekannten Verfahren einen sehr
hohen Verwaltungs- und Bearbeitungsaufwand.
Diese Probleme werden durch die im Patentanspruch 1 angege
benen Merkmale gelöst.
Unter einem Ereignis wird hier auch eine Zustandsänderung
verstanden, z. B. wenn ein vom Fahrzeug detektierter Zustand
nicht mehr mit Daten übereinstimmt, die von der Zentrale an
die Fahrzeuge gesendet werden. Gemäß der Erfindung werden
neue Daten, die an die Zentrale zu senden sind, nicht so
fort, sondern um eine Zeit verzögert gesendet, die anhand
der Verteilungsfunktion festgelegt wird, d. h. zufällig er
zeugt oder pseudozufällig berechnet wird.
Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass man nicht nur
die Anzahl der Übertragungen, sondern auch den Betriebsauf
wand zum Verwalten der Daten, Fahrzeuge und Zustände erheb
lich vermindern kann, wenn man die Übertragungszeiten nicht
deterministisch, wie im Stand der Technik, sondern stati
stisch in die Zukunft verschiebt. Da die statistische Ver
teilungsfunktion, gemäß der dies geschieht, in der Zentrale
bekannt ist, kann die Zentrale ein gemeldetes Ereignis be
reits nach relativ wenigen Meldungen als korrekt erkennen.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist die statistische
Verteilungsfunktion eine vorbestimmte Verteilungsfunktion
mit wenigstens einem freien Parameter, für den die Zentrale
einen konkreten Parameterwert wählt, den sie an die Fahr
zeuge sendet. Dadurch kommt man für alle Arten von Ereig
nissen mit einer Basis-Verteilungsfunktion aus, die leicht
an die speziellen Erfordernisse zur korrekten Erkennung von
bestimmten Ereignissen angepasst werden kann.
Dabei wird der konkrete Parameterwert vorzugsweise so ge
wählt, dass innerhalb einer vorbestimmten Zeit nach Detek
tion eines Ereignisses durch mehrere Fahrzeuge statistisch
so viele Fahrzeuge Daten in Bezug auf das Ereignis senden,
dass in der Zentrale eine vorbestimmte statistische Sicher
heit besteht, dass das Ereignis tatsächlich eingetreten
ist.
Falls die Zeitpunkte der Detektion von Ereignissen in den
Fahrzeugen einer Zufallsverteilung unterliegen, wie es im
Allgemeinen der Fall ist, kann dies bei der Wahl des pas
senden konkreten Parameterwertes berücksichtigt werden, wo
bei die Zufallsverteilung der Detektionszeitpunkte vorzugsweise
durch eine mit α = 2 parametrisierte Gamma-Verteilung
approximiert wird.
Als statistische Verteilungsfunktion wird vorzugsweise eine
negativ exponentielle oder gleichverteilte Verteilungsfunk
tion verwendet.
Sobald die Zentrale so viele Meldungen zu einem Ereignis
empfangen hat, dass die vorbestimmte statistische Sicher
heit besteht, dass das Ereignis tatsächlich eingetreten
ist, kann sie die Zustandsänderung an die Fahrzeuge zurück
melden. Fahrzeuge, die dieses Ereignis detektiert, aber
noch nicht gesendet haben, oder Fahrzeuge, die das Ereignis
später detektieren, senden dies dann nicht mehr, um redun
dante Meldungen im Uplink zu vermeiden.
Alternativ kommt man ohne Rückmeldung des geänderten Zu
stands an die Fahrzeuge aus, indem die Zentrale eine maxi
male Verzögerungszeit für die Übertragung von Daten, die
Ereignisse betreffen, die durch Fahrzeuge detektiert wer
den, im Voraus festlegt und an die Fahrzeuge übermittelt,
und indem Fahrzeuge, die bei Detektion eines Ereignisses
eine Verzögerungszeit festlegen, die länger als die maxima
le Verzögerungszeit ist, nicht senden.
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich
aus der folgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen
und aus der Zeichnung, auf die Bezug genommen wird.
Darin zeigen:
Fig. 1 eine Prinzipskizze zur Erläuterung des prinzipiellen
Ablaufs des erfindungsgemäßen Verfahrens,
Fig. 2 den Ablauf zur Bestimmung der Parameter der Zufalls
verteilung, mit der die Fahrzeuge den Sendezeitpunkt be
rechnen, und
Fig. 3 Gamma-Verteilungsdichtefunktionen zur Approximation
der Detektionszeitpunkte.
In der nachfolgenden Beschreibung wird von einem konventio
nellen "Floating Car Data"-Dienst ausgegangen, bei dem die
Fahrzeuge ihre Daten dann übertragen, wenn der detektierte
Zustand mit den empfangenen bzw. abgespeicherten Daten
nicht mehr übereinstimmt. Dies wird im folgenden als Ein
tritt eines Ereignisses bezeichnet.
Empfängt die Zentrale Nachrichten, so wird sie so viele
Nachrichten abwarten, bis sie mit einer genügend hohen
Wahrscheinlichkeit auf den Eintritt des Ereignisses schlie
ßen kann. Dabei müssen die Übertragungen innerhalb einer
dienstespezifischen Zeitspanne eintreffen. Dann signali
siert die Zentrale den Fahrzeugen die erkannte Zustandsän
derung. Alle Fahrzeuge, die bis dahin noch nicht gesendet
haben, senden nicht.
Es tritt als eine zu beachtende Randbedingung der Umstand
auf, dass im Allgemeinen die Fahrzeuge ein Ereignis nicht
gleichzeitig, sondern individuell zu verschiedenen Zeit
punkten detektieren. Die Streuung dieser Detektionszeit
punkte hängt vom Anwendungsfall ab. Starker Regen in einem
Gebiet kann an verschiedenen Stellen zu verschiedenen Zeit
punkten auftreten.
Eine falsche Ereignismeldung andererseits kann von sehr
vielen Fahrzeugen nahezu gleichzeitig detektiert werden.
Ohne weitere Vorkehrungen werden daher sehr viele Fahrzeuge
nahezu gleichzeitig versuchen, auf das Kommunikationsmedium
des Dienstes zuzugreifen, das z. B. ein Mobilfunkkanal auf
GSM-SMS-Basis ist. Dadurch wird unter Umständen der be
grenzte Uplink-Kanal des Funkkanals überlastet und im
schlimmsten Fall eine Blockade des Systems verursacht, da
der Uplink-Kanal nicht mehr für andere Anwendungen und
Dienste genutzt werden kann.
Zur Vermeidung von lawinenartigen Übertragungen wird dafür
gesorgt, dass die Sendezeitpunkte der Fahrzeuge zufällig
verzögert werden. Durch statistisches Verschieben des Sen
dezeitpunktes in die Zukunft kann man eine deutliche Ver
ringerung des Übertragungsvolumens im Uplink-Kanal errei
chen.
Die Fahrzeuge verzögern die Zeitpunkte des Sendens anhand
einer statistischen Verteilung, die den Fahrzeugen und der
Zentrale bekannt ist, und deren Parameter durch die Dien
stezentrale berechnet und den Fahrzeugen übermittelt wird.
Durch die bekannte statistische Verteilung und die sowohl
den Fahrzeugen als auch der Dienstezentrale bekannten Para
metereinstellungen der Verteilung kann die Dienstezentrale
eine statistische Sicherheit für das Eintreten des Ereig
nisses berechnen.
Im Folgenden werden das zugrundeliegende Modell beschrie
ben, die für die Berechnung notwendigen Größen definiert
und die das Verfahren beschreibenden mathematischen Glei
chungen dargestellt.
Fig. 1 veranschaulicht das Modell, nach dem das Verfahren
prinzipiell abläuft:
- 1. Eine Menge bestehend aus N Fahrzeugen befindet sich in dem betrachteten geografischen Gebiet. Die Fahrzeuge de tektieren ein Ereignis, das im Zeitpunkt to eintritt und eine Meldung innerhalb eines "Floating Car Data"-Dien stes an die Zentrale notwendig macht.
- 2. Die Fahrzeuge übertragen die geforderten Daten zeitlich verzögert an die Zentrale. Ein Algorithmus bestimmt die zeitliche Verzögerung durch Generierung einer Pseudozu fallszahl entsprechend der bekannten Verteilungsfunk tion. Die Steuerung der Parameter dieses Algorithmus er folgt wie weiter unten beschrieben. Die Verzögerungszeit der einzelnen Fahrzeuge wird des weiteren durch die Zu fallsvariable Tx beschrieben. Die Zentrale besitzt einen genügend genauen Schätzwert von N, z. B. durch eine vor hergehende Anmeldung der Fahrzeuge bei der Zentrale. Als Beispiel sind in Fig. 1 Sendezeitpunkte von einzelnen Fahrzeugen mit Pfeilen senkrecht zur Zeitachse markiert.
- 3. Die Zentrale empfängt die Nachrichten und wartet, bis eine genügend große Anzahl a von Nachrichten empfangen wurde, um das Ereignis mit ausreichender statistischer Sicherheit σ zu detektieren. Der Zeitpunkt, in dem die Zentrale das Ereignis als statistisch sicher erkennt, ist in Fig. 1 mit td bezeichnet. Die Zentrale sendet dann eine Zustandsänderungsmeldung an die Fahrzeuge zu rück.
- 4. In einem Zeitpunkt tf in Fig. 1 haben alle N Fahrzeuge die Nachricht empfangen, und die "Floating Car Data"-Sy steme in den Fahrzeugen ändern ggf. ihre Zustandsdaten. Hat ein Fahrzeug die Nachricht über das eingetretene Er eignis bis dahin noch nicht gesendet, so wird die Nach richt verworfen.
Alternativ zur aktiven Rückmeldung der Zentrale nach Punkt
3 ist es auch möglich, dass die Zentrale eine Zeit vorgibt,
bis zu der die Stationen senden. Das heißt, die Zentrale
bestimmt eine ausreichend lange Zeitspanne Ts, die den am
Dienst teilnehmenden Fahrzeugen z. B. zusammen mit den Para
meterwerten zur Berechnung der Pseudozufallszahl übermit
telt wird. Die Fahrzeuge senden nur dann, wenn die ermit
telten Verzögerungszeiten geringer sind als Ts. Alle Sende
vorgänge erfolgen weiterhin zeitlich verzögert. Auf diese
Weise sind die Fahrzeuge von der Rückmeldung des geänderten
Zustands von der Zentrale unabhängig.
Als Randbedingung ist in der Regel zu berücksichtigen, dass
Fahrzeuge ein Ereignis nicht direkt bei dessen Auftreten,
sondern individuell zu einem späteren Zeitpunkt detektie
ren. Dies wird als Zufallsprozess approximiert und geht in
die Berechnungen mit ein. Hierfür wird die Zufallsvariable
Te mit der dazugehörigen Verteilungsfunktion Fe(t) und Ver
teilungsdichtefunktion fe(t) definiert. Diese werden als
gegeben angenommen. Sie werden z. B. aus empirischen Daten
gewonnen und bei der Berechnung der Parameter der Vertei
lung von Tx berücksichtigt. Die Gesamtzeit zwischen dem
Auftreten des Ereignisses und dem Sendezeitpunkt eines
Fahrzeugs wird durch die Zufallsvariable T = Te + Tx be
schrieben.
Die Berechnung der Parameter der Zufallsverteilung, mit der
die Fahrzeuge den Sendezeitpunkt berechnen, in der Zentrale
wird nun anhand von Fig. 2 beschrieben.
Wenn die Fahrzeuge eine Zustandsänderung gegenüber einer
früheren Zustandsmeldung der Zentrale detektieren, so sen
den sie nicht sofort, sondern berechnen anhand einer Ver
teilungsfunktion eine Pseudozufallszahl.
Im Allgemeinen muss die Verteilungsfunktion einen freien
Parameter λ besitzen, der durch die Zentrale zur Steuerung
von Verzögerungszeiten vorgegeben wird. Die Verteilungsfun
ktion kann zum Beispiel durch eine negativ exponentielle
Verteilung mit Parameter λ realisiert werden.
Der Parameter λ wird von der Zentrale berechnet und den
Fahrzeugen übermittelt. Die Zentrale bestimmt λ wie folgt:
S1: Die Zentrale definiert eine Zeitspanne td (Detektions
zeit), innerhalb der mindestens a der N Stationen das
Ereignis mit der Wahrscheinlichkeit σ an die Zentrale
gemeldet haben müssen. td hängt von der Art des Dien
stes und von der Verteilung der Zeit, die vergeht, bis
die Fahrzeuge das Ereignis detektieren, ab. Eine Regen
warnung wird ein längere Detektionszeit ermöglichen,
als z. B. ein Notruf.
S2: Mit den gegebenen Parametern N (Anzahl der Fahrzeuge),
a (Anzahl der benötigten Meldungen für die Detektion),
td (maximale Zeitspanne zur Detektion des Ereignisses
mit Wahrscheinlichkeit λ), σ und der gegebenen Verteilung
für die Zeit Te, kann die Dienstezentrale die Pa
rameter zur Steuerung der Wahrscheinlichkeitsverteilung
(hier λ) berechnen.
Die berechneten Parameterwerte werden nun an die Fahrzeuge
im betroffenen Gebiet übermittelt (S3), und wenn ein Ereig
nis eintritt, verzögern Fahrzeuge, die dieses Ereignis de
tektieren, den Sendezeitpunkt derart, dass innerhalb der
Zeit td mindestens a Meldungen mit der Wahrscheinlichkeit
σ der Zentrale eintreffen (S4).
Die Zentrale steuert somit die Berechnung der Wartezeiten
der Fahrzeuge derart, dass innerhalb der Zeit td mit der
Wahrscheinlichkeit σ mindestens a Fahrzeuge die Nachrichten
gesendet haben.
Das hier beschriebene Vorgehen eignet sich prinzipiell zur
Bestimmung eines Freiheitsgrades einer jeden beliebigen Zu
fallsverteilung.
Es senden also nicht alle N Fahrzeuge das detektiere Er
eignis. Die Anzahl der sendenden Fahrzeugen muss größer
gleich a sein. Wie groß die Zahl n ist, hängt ab
- - von der Verteilung, nach der der Sendezeitpunkt der Da ten bestimmt wird,
- - von der Dauer, bis die Zentrale die a Nachrichten emp fangen, bearbeitet und die Rückmeldung an die Fahrzeuge gesendet hat, bzw. bis diese von den Fahrzeugen ausge wertet wurde, und
- - von der Übermittlungsdauer der Nachrichten im Uplink.
In diesem Modell wird davon ausgegangen, dass die Zentrale
entweder die Anzahl N der betroffenen Fahrzeuge kennt oder
zumindest einen Schätzwert für N besitzt.
Tabelle 1 gibt einen Überblick über die bei der obigen Be
rechnung von λ verwendeten Größen.
Es folgt eine Beschreibung der mathematischen Grundlagen
des Verfahrens.
Ausgangspunkt ist die Verteilungsfunktion für die Verzöge
rung der Sendezeitpunkte der Fahrzeuge (Zufallsvariable Tx)
und die Verteilung der Detektionszeitpunkte der Fahrzeuge
(Zufallsvariable Te). Die Summe dieser Zufallsvariablen er
gibt die Zeit zwischen Auftreten eines Ereignisses und dem
Sendezeitpunkt eines Fahrzeugs. Diese Zeit wird durch die
Zufallsvariable T = Tx + Te beschrieben.
Die Zufallsvariable X beschreibe die Anzahl der Fahrzeuge,
die eine Nachricht an die Zentrale senden.
Gleichung 1 beschreibe die Verteilungsfunktion der Warte
zeit in einem Fahrzeug.
P(T ≦ t) = FT(t, λ) Gl. 1
Betrachtet man N Fahrzeuge und sucht man die Wahrschein
lichkeit P(T ≦ t, X = a), dass genau a Fahrzeuge aus N innerhalb
von t senden, so gilt Gl. 2:
Die Wahrscheinlichkeit, dass a oder mehr als a Fahrzeuge
innerhalb t senden, ist demnach (Gl. 3):
Gl. 3 beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens a
Fahrzeuge innerhalb der Zeit t senden. Diese Gleichung wird
von der Zentrale zur Berechnung der Parameter der Vertei
lung nach Gl. 1 verwendet. Die Zentrale geht davon aus,
dass bei einem gegebenen Dienst, zwischen Eintreten eines
Ereignisses und der Detektion mit der statistischen Sicher
heit σ höchstens die Zeit td verstreichen darf. D. h. es
müssen mindestens a Fahrzeuge mit der Wahrscheinlichkeit a
während td gesendet haben. Es gilt daher:
P(T ≦ td, X ≧ a) = σ Gl. 4
Setzt man Gl. 3 und σ gleich, so erhält man Gl. 4, aus der
man einen freien Parameter λ der Wahrscheinlichkeitsvertei
lung nach Gl. 1 bestimmen kann. Diese Gleichung ist im All
gemeinen nicht nach λ auflösbar. Mit numerischen Methoden
lässt sich der Wert von λ jedoch bestimmen.
Dem Modell nach Abschnitt 2.1 zufolge sendet die Zentrale
diesen Parameter λ an alle N Fahrzeuge. Bei Eintritt eines
Ereignisses ist somit mit der Wahrscheinlichkeit σ garan
tiert, dass mindestens a Fahrzeuge innerhalb td übertragen
und somit die Detektion des Ereignisses innerhalb td durch
geführt wird.
Bei der mathematischen Beschreibung wurde noch nicht be
rücksichtigt, dass die Fahrzeuge das Eintreten eines Ereig
nisses nicht zugleich, sondern weiter wie oben erwähnt erst
nach einer Verzögerungszeit detektieren. Diese Zeit wird
durch die Zufallsvariable Te beschrieben.
Die Verteilung von Te sei bekannt. Sie kann zum Beispiel
empirisch approximiert werden. Intuitiv erwartet man, dass
bei einer Vielzahl von Fahrzeugen der Verlauf der Vertei
lungsdichtefunktion eine schiefe "Glockenkurve" ergibt, bei
der ab der Zeit t0 = 0 zuerst nur wenige Fahrzeuge das Er
eignis detektieren, dann ein Maximum erreicht wird und die
Wahrscheinlichkeit zur Detektion wieder abnimmt. Die so ge
nannte Gamma-Verteilung besitzt ein solches Verhalten. Die
Verteilungsdichtefunktion der Gamma-Verteilung ist in Gl. 5
angegeben.
Die Berechnung der hier auftretenden Integrale ist im All
gemeinen nicht in geschlossener Form möglich. Setzt man den
Parameter α der Gamma-Verteilung auf den Wert α = 2, so
sind einige Integrale lösbar, was den Rechenverlauf verein
facht, so dass ein Einsatz in der Praxis realisierbar ist.
Auch mit dieser Parametrisierung eignet sich die Gamma-Ver
teilung zur Modellierung, da mit dem zweiten Parameter
sich die Verteilung verschiedenen Ausprägungen sehr gut an
passen lässt. Dies erkennt man aus Fig. 3, die den Verlauf
der mit α = 2 parametrisierten Gamma-Verteilungsdichte für
fünf verschiedene Parameter ξ darstellt (hierbei gilt für
die Kurven 1-5: 1 → ξ = 3, 2 → ζ = 2, 3 → ζ = 1, 4 → ζ = 0.5, 5 → ζ = 0.1).
Mit α = 2 ergibt sich aus Gl. 5:
fe(te) = ζ2.te.e-ζ.te Gl. 6
fe(te) = ζ2.te.e-ζ.te Gl. 6
mit Γ (2) = 1
Berücksichtigt man Te, so ergibt sich die Zeit zwischen
Auftreten des Ereignisses und dem Sendezeitpunkt T nunmehr
als Summe der Zufallsvariablen Te und Tx. Tx beschreibe da
bei die Wartezeit entsprechend der Sendeverzögerung der
Fahrzeuge. Da die beiden Zufallsvariablen voneinander unab
hängig sind und beide einen Wertebereich größer Null besit
zen, gilt für die Verteilungsdichtefunktion der Zufallsva
riable T:
Darin sind fx(tx), fe(te) die Verteilungsdichtefunktionen
von Tx bzw. Te, wobei fx(tx) den unbestimmten Parameter λ
beinhaltet.
Die Verteilungsfunktion für T ergibt sich dann aus:
Die Funktion aus Gl. 8 wird nun von der Zentrale für die
Berechnung des Parameters λ den die Fahrzeuge zur Bestim
mung der Sendeverzögerung benötigen, herangezogen.
Nachfolgend werden zwei Beispiele für Verteilungsfunktionen
gegeben, die für die Bestimmung der Sendeverzögerungen der
Fahrzeuge geeignet sind.
Prinzipiell lässt sich mit oben beschriebenen Verfahren ein
freier Parameter für jede beliebige Verteilungsfunktion,
die für t < 0 definiert ist, bestimmen. Beispiele hierfür
sind insbesondere negativ exponentielle Verteilungen nach
Gl. 9 (Verteilungsfunktion) und Gl. 10 (Verteilungsdichte
funktion):
P(T ≦ t) = Fx(t) = 1 - e-λ.t Gl. 9
fx(t) = λ.e-λ.t Gl. 10
Für die Berechnung des Parameters λ nach Gl. 4 unter Be
rücksichtigung der Gamma-Verteilung (Gl. 6) für die Detek
tionszeitpunkte der einzelnen Fahrzeuge ergibt sich:
Weitere Beispiele für geeignete Verteilungsfunktionen sind
Gleichverteilungen nach Gl. 12 (Verteilungsfunktion) und
Gl. 13 (Verteilungsdichtefunktion):
Zusammengefasst verfolgt das vorstehende beschriebene Ver
fahren das Ziel, die Anzahl der Übertragungen im Uplink bei
der Detektion eines neuen Ereignisses zu reduzieren, indem
die Fahrzeuge nicht sofort, sondern statistisch verzögert
senden.
Dieses Vorgehen ist sinnvoll, um die teure Kommunikation
über Mobilfunksysteme zu reduzieren, schmalbandige Kommuni
kationssysteme nicht zu überlasten und um der Zentrale
trotzdem eine statistische Aussagesicherheit über ihre De
tektion eines Ereignisses zu erlauben.
Eine Einschränkung der Einsetzbarkeit des Verfahrens ergibt
sich aus der Tatsache, dass bei einer Reihe von "Floating
Car Data"-Anwendungen die Fahrzeuge nicht gleichzeitig ein
Ereignis detektieren, sondern zeitlich verzögert. Ist diese
Verzögerung, die im Modell mit einer geeigneten Vertei
lungsfunktion berücksichtigt wird, groß gegenüber den Ziel
größen, so bringt dieses Verfahren keinen Vorteil. Der Parameter
λ für die Verteilung zur Bestimmung der Sendeverzö
gerung wird dann von der Zentrale so eingestellt, dass die
Fahrzeuge sofort nach der Detektion des Ereignisses senden.
Liegen die Detektionszeiten der Fahrzeuge jedoch in der
Größenordnung der angestrebten Zugriffsverzögerungen oder
sind sie gar kleiner, so wird durch das Verfahren ein deut
lich verbessertes Verhalten erzielt.
Ein Beispiel, bei dem das vorgestellte Vorgehen erfolgreich
eingesetzt werden kann, ist, wenn die Zentrale aufgrund
einer falschen Einschätzung, eine falsche Zustandsmeldung
an die Fahrzeuge schickt. Eine große Anzahl der Fahrzeuge
wird diese Meldung mehr oder weniger gleichzeitig als
falsch interpretieren und daraufhin den Sendevorgang ein
leiten. In diesem Fall greift das hier vorgeschlagene Ver
fahren, und die Anzahl der sendenden Fahrzeuge wird dra
stisch reduziert.
Claims (8)
1. Verfahren zur Steuerung der Übertragungszeitpunkte von
Daten, die Ereignisse betreffen, die durch Fahrzeuge einer
Fahrzeugflotte, insbesondere einer Stichproben-Fahrzeug
flotte detektiert werden, an eine Zentrale, dadurch gekenn
zeichnet, dass jedes Fahrzeug die Daten in Übereinstimmung
mit einer statistischen Verteilungsfunktion zeitlich verzö
gert an die Zentrale sendet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
die statistische Verteilungsfunktion eine vorbestimmte Ver
teilungsfunktion mit wenigstens einem freien Parameter (λ)
ist, für den die Zentrale einen konkreten Parameterwert
wählt, den sie an die Fahrzeuge sendet.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass
der konkrete Parameterwert so gewählt wird, dass innerhalb
einer vorbestimmten Zeit nach Detektion eines Ereignisses
durch mehrere Fahrzeuge statistisch so viele Fahrzeuge Da
ten in Bezug auf das Ereignis senden, dass in der Zentrale
eine vorbestimmte statistische Sicherheit besteht, dass das
Ereignis tatsächlich eingetreten ist.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass
bei der Wahl des konkreten Parameterwertes berücksichtigt
wird, dass die Zeitpunkte der Detektion von Ereignissen in
den Fahrzeugen einer Zufallsverteilung unterliegen.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass
die Zufallsverteilung der Detektionszeitpunkte durch eine
mit α = 2 parametrisierte Gamma-Verteilung approximiert wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass die in Anspruch 1 genannte sta
tistische Verteilungsfunktion negativ exponentiell oder
gleichverteilt ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch ge
kennzeichnet, dass die Zentrale ein Ereignis, für dessen
Eintritt die vorbestimmte statistische Sicherheit besteht,
an die Fahrzeuge übermittelt, woraufhin Fahrzeuge, die die
ses Ereignis detektieren, nicht senden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch ge
kennzeichnet, dass die Zentrale eine maximale Verzögerungs
zeit für die Übertragung von Daten, die Ereignisse betref
fen, die durch Fahrzeuge detektiert werden, im Voraus fest
legt und an die Fahrzeuge übermittelt, und dass Fahrzeuge,
die bei Detektion eines Ereignisses eine Verzögerungszeit
festlegen, die länger als die maximale Verzögerungszeit
ist, nicht senden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999156682 DE19956682B4 (de) | 1999-11-25 | 1999-11-25 | Verfahren zur Steuerung der Übertragungszeitpunkte von Daten, die Ereignisse betreffen, die durch Fahrzeuge detektiert werden |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999156682 DE19956682B4 (de) | 1999-11-25 | 1999-11-25 | Verfahren zur Steuerung der Übertragungszeitpunkte von Daten, die Ereignisse betreffen, die durch Fahrzeuge detektiert werden |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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