DE19623596A1 - Bremssystem mit einer Einrichtung zur aktiven Bremsbetätigung - Google Patents
Bremssystem mit einer Einrichtung zur aktiven BremsbetätigungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Bremssystem mit einer
Einrichtung zur aktiven Bremsbetätigung gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
Ein derartiges Bremssystem ist beispielsweise aus der DE 42 41
595 A1 bekannt. Es handelt sich dabei um eine hydraulische
Fahrzeugbremsanlage, welche eine Blockierschutzeinrichtung
besitzt und außerdem weitergebildet ist zur Verbesserung des
Fahrzeugspurverhaltens insbesondere in Kurven durch eine akti
ve Bremsbetätigung. Bei einer aktiven Bremsbetätigung liefert
eine Hilfsdruckquelle Druckmittel in eine Blockierschutzein
richtung, mittels derer in den Radbremsen Bremsdrücke indivi
duell einstellbar sind. Hierfür befinden sich zwischen der
Hilfsdruckquelle und der Blockierschutzeinrichtung Zylinder
mit Trennkolben zum Druckaufbau im Vorderachs- und im Hinter
achsbremskreis, wobei die Trennkolben mit Ventilöffnungen ver
sehen sind, die mit Lippendichtringen zusammenwirken. Eine
aktive Bremsbetätigung dient zur Stabilisierung des Fahrzeugs,
wirkt also einer Übersteuerungstendenz oder einer Untersteue
rungstendenz oder einer Schleudergefahr oder einem bereits
eingetretenen Schleudern entgegen. Zur Gewinnung der Steuer
signale werden beispielsweise Schräglaufwinkel gemessen und
mit vorgewählten Schwellenwerten verglichen. Beispielsweise
kann auch mittels eines Gierratensensors die Drehgeschwindig
keit des Fahrzeugs um die Hochachse beobachtet werden. Alter
nativ können achsenspezifische Querbeschleunigungen gemessen
werden und in eine Gierwinkelgeschwindigkeit umgerechnet wer
den.
Ein Verfahren zur Bestimmung derartiger fahrdynamisch relevan
ter Größe ist beispielsweise aus der DE 42 00 061 A1 bekannt.
Um für alle kritischen Fahrsituationen eine Einschätzung der
nötigen Bremseneingriffe zu ermöglichen, wird hierin ein Ver
fahren zur Bestimmung der Fahrzeugquergeschwindigkeit und/oder
des Schwimmwinkels vorgeschlagen. Zur Durchführung dieses Ver
fahrens sind Sensoren für den Lenkeinschlag der Vorderräder
und ggf. der Hinterräder, für die Einzelradgeschwindigkeiten
zur Ermittlung einer Fahrzeug-Referenzgeschwindigkeit, für die
Gierwinkelgeschwindigkeit sowie für die Fahrzeugquerbeschleu
nigung erforderlich. Alternativ zu einem Querbeschleunigungs
sensor wird vorgeschlagen, die Bremsdrücke an den Rädern zu
messen oder zu schätzen.
Ein gattungsgemäßes Bremssystem, welches sich zur aktiven
Bremsbetätigung eignen soll und eine entsprechende Auswertung
der aktuellen Fahrsituation vornimmt, fordert also einen rela
tiv hohen Zusatzaufwand in Form von zusätzlicher Hydraulik zum
selektiven aktiven Bremsdruckaufbau, wobei dieser wahlweise an
einem oder an mehreren der vier Räder erfolgen soll, und zu
sätzlicher Sensorik wie Gierratensensor, Lenkradwinkelsensor
oder Radlenkwinkelsensor, Querbeschleunigungssensor sowie
Bremsdrucksensoren zumindest in den Hauptbremsleitungen der
Bremskreise.
Insbesondere bei Klein- und Kleinstwagen ist ein derart hoher
Aufwand, der für ein vollwertiges Bremssystem mit einer Ein
richtung zur aktiven Bremsbetätigung zur Stabilisierung des
Fahrverhaltens investiert werden muß, durch den hohen Preis
und den großen erforderlichen Bauraum nur schwer auf dem Markt
durchzusetzen.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein
Bremssystem der eingangs genannten Art vorzuschlagen, welches
sich auch für die Verwendung in Klein- und Kleinstwagen eig
net, also sehr preiswert und mit geringem Aufwand herzustellen
und einzubauen ist, ohne signifikante Einbußen an der Fahr
zeugsicherheit hinzunehmen.
Diese Aufgabe wird gelöst in Verbindung mit den kennzeichnen
den Merkmalen des Anspruchs 1.
Das Prinzip der vorliegenden Erfindung liegt darin, daß ins
besondere bei Klein- und Kleinstwagen ein kritisches Fahrver
halten in der Regel durch Übersteuern des Fahrzeugs eintritt.
Das Untersteuern - vor allem unter Last - ist bei den in der
Regel schwach motorisierten Kleinfahrzeugen ein geringes Pro
blem. Die Erfindung beschränkt also das Bremssystem auf Maß
nahmen, die gegen das Übersteuern erforderlich sind. Wegen der
unkritischeren Fahrsituation beim Untersteuern werden diejeni
gen Funktionen, die vorwiegend gegen das Untersteuern erfor
derlich sind, weggelassen. Sowohl Hydraulik als auch Sensorik
können dadurch einfacher und billiger gestaltet werden.
Es muß beispielsweise keine Gierwinkelgeschwindigkeit des
Fahrzeugs mehr erfaßt werden, sondern es reicht aus, fest zu
stellen, ob bei Durchfahren einer Kurve das Heck ausbricht.
Ein Eintrittskriterium in eine aktive Bremsbetätigung kann
also die Querbeschleunigung des Fahrzeughecks sein, wenn diese
eine bestimmte Schwelle überschreitet.
Dabei ist es möglich, diese Schwelle geschwindigkeitsabhängig
und/oder lenkwinkelabhängig zu gestalten, ,im den Eingriff der
jeweiligen Fahrsituation anzupassen.
Um einer Übersteuerungstendenz gegenzusteuern, reicht es aus,
die Radbremse des kurvenäußeren Vorderrades zu betätigen. Da
her kann ein erfindungsgemäßes Bremssystem so ausgerüstet
sein, daß lediglich die - bei Kleinwagen ohnehin angetriebene -
Vorderachse mit der Möglichkeit zu einer aktiven Bremsbetä
tigung versehen ist. Wenn also beispielsweise eine Vorderachs-
Hinterachs-Bremskreisaufteilung bei einer hydraulischen Brems
anlage vorliegt, reicht es aus, eine an sich bekannte Brems
anlage zur Antriebsschlupfregelung für die aktive Bremsbetäti
gung zum Zwecke einer Stabilisierung des Fahrverhaltens zu
verwenden. Der Hinterachsbremskreis wäre dann lediglich mit
einer Blockierschutzfunktion ausgestattet. Aber auch bei einer
sogenannten X-Bremskreisaufteilung wäre eine antriebsschlupf
geregelte Bremsanlage geeignet, da eine solche Bremsanlage
einen aktiven Bremsdruckaufbau an der Vorderachse erlaubt und
während eines solchen Eingriffs durch ein Trennventil die Hin
terachsbremsen von der Hilfsdruckquelle abtrennt.
Da als Kriterium zum Erkennen eines Übersteuerns die Querbe
schleunigung des Fahrzeughecks geeignet ist, reicht es aus,
als einzigen Sensor zur Erfassung der Fahrdynamik bei einer
Kurvenfahrt einen Querbeschleunigungssensor vorzusehen, der
möglichst weit hinten im Fahrzeug eingebaut wird. Ein Gierra
tensensor kann entfallen. Für die Bekämpfung des Untersteuerns
ist es nicht notwendig festzustellen, ob eine gemessene Gier
winkelgeschwindigkeit einer vorgegebenen Sollgierwinkel
geschwindigkeit folgt oder nicht. Charakteristisch für das
Übersteuern eines Fahrzeugs ist es, daß das Fahrzeugheck aus
bricht, so daß der Querbeschleunigungssensor, der hinten im
Fahrzeug eingebaut ist, eine zuverlässige Information über die
Notwendigkeit eines Regeleingriffs gibt.
Bei einer blockiergeschützten Bremsanlage sind vier Radsenso
ren zur Erfassung der Einzelradumfangsgeschwindigkeiten ohne
hin vorhanden. Mit einem zusätzlichen Querbeschleunigungssen
sor und einem Lenkwinkelsensor sowie ggf. einem Druckschalter
in einem der Bremskreise ist ein zur Antriebsschlupfregelung
ausgerüstetes Bremssystem auf preiswerteste Weise zu einem
Bremssystem aufgerüstet, welches zur aktiven Bremsbetätigung
zum Zwecke einer Stabilisierung des Fahrverhaltens des Fahr
zeugs in einer Kurve ausgestattet ist. Auch die notwendige
Software zur Feststellung, ob eine aktive Bremsbetätigung not
wendig ist und wenn ja, welche, ist reduziert, da es sehr ein
fache Kriterien für einen Regeleingriff gibt.
Der Vorteil eines erfindungsgemäßen Bremssystems ist also die
Reduzierung des Aufwandes gegenüber bekannten Bremssystemen
mit Einrichtungen zur Aktivbremsung. Das Fahrverhalten in kri
tischen Situationen wird deutlich verbessert gegenüber solchen
Bremssystemen, die ausschließlich mit einer Blockierschutz-
und Antriebsschlupfregelfunktion ausgestattet sind. Lediglich
in solche Fahrsituationen, die ohnehin nicht hochkritisch sind
und eher vom Fahrer zu beherrschen sind, wird nicht aktiv
durch Bremsbetätigung eingegriffen. Das Übersteuern, das im
Gegensatz zum Untersteuern vom Fahrer des Fahrzeugs nicht so
leicht beherrscht werden kann, wird aber mit Sicherheit unter
bunden.
Im Hinblick auf den erheblich niedrigeren Preis im Vergleich
zu bekannten Bremssystemen dieser Art ergibt sich also eine
breite Anwendungsmöglichkeit für Kleinfahrzeuge.
Claims (6)
1. Bremssystem mit einer Einrichtung zur aktiven Bremsbetäti
gung im Sinne einer Stabilisierung des Fahrverhaltens eines
zweiachsigen Fahrzeugs beim Durchfahren einer Kurve, wobei
durch gezieltes Bremsbetätigen und/oder Lösen an einzelnen
Rädern auf das Fahrzeug ein Giermoment ausgeübt wird, wel
ches das Fahrzeug in eine gewünschte Bahnkurve bringt, da
durch gekennzeichnet, daß eine aktive Bremsbetätigung aus
schließlich gegen eine Übersteuerungstendenz eingesetzt
wird.
2. Bremssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
eine aktive Bremsbetätigung nur dann erfolgt, wenn die
Querbeschleunigung des Fahrzeughecks eine bestimmte Schwel
le überschreitet.
3. Bremssystem nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Schwelle geschwindigkeitsabhängig ist.
4. Bremssystem nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schwelle lenkwinkelabhängig ist.
5. Bremssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß eine aktive Bremsbetätigung nur
an den Bremsen der Vorderräder erfolgt.
6. Bremssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß der einzige Sensor zur Erfassung
der Fahrzeugdynamik bei Kurvenfahrt ein Quer
beschleunigungssensor ist, der möglichst nahe am Fahrzeug
heck, zumindest in der Nähe oder hinter der Hinterachse
angeordnet ist.
Priority Applications (2)
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