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Die Erfindung beschäftigt sich mit einer Munition mit einem explosivstofffreien Geschoss, welches bei Zerlegung im Ziel einen Brennstoff oder ein Brennstoffgemisch als entzündliches Luft-Brennstoff-Gemisch freisetzt. Dieses Gemisch wird durch mindestens einen bei der Aufschlagzerlegung ausgelösten explosivstofffreien, funkenerzeugenden Anzündmechanismus spontan zur Umsetzung gebracht. Die so erzeugte optische und thermische Zielsignatur kann mit bloßem Auge und/oder Hilfsmitteln wie Zielfernrohren oder anderen optischen Zielerfassungssystemen als auch mit Nachtsicht- und Wärmebildgeräten detektiert werden.
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Die Verfügbarkeit von kleinen leistungsfähigen Wärmebild-Zielerfassungssystemen führt zunehmend auch zu deren Verwendung im Bereich infanteristischer Waffen wie zum Beispiel Maschinengewehren oder Granatmaschinenwaffen. Für das Training moderner Einsatzkräfte ergibt sich daraus der entsprechende Bedarf an geeigneten Munitionen für Werferanlagen und Granatwaffen, mannportable Mörser und Schulter verschießbare Ladungen. Seitens der Einsatzkräfte sind grundsätzlich solche Munitionen zu bevorzugen, bei denen neben einer optischen Wahrnehmbarkeit im sichtbaren Bereich des Lichts auch eine Detektion mittels Nachtsicht- und/oder Wärmebildgeräten in Entfernungen bis ca. 1500 m gegeben ist.
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Pyrotechnische Munitionen auf der Basis von Blitz-Knalleffekten eignen sich für Übungszwecke zur visuell-optischen und akustischen Wahrnehmung ebenso wie zur Detektion mittels Nachtsicht- und Wärmebildgeräten. Ein Nachteil derartiger pyrotechnischer Munitionen ist deren Gefährdungspotential durch den in den Geschossen enthaltenen Explosivstoff selbst, als auch die Räumung von durch Blindgänger mit Explosivstoff kontaminierten Trainingsarealen.
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Dies führte innerhalb der vergangenen Jahrzehnte zur Entwicklung von Übungsmunitionen mit explosivstofffreien Geschossen. Die visuell-optische Wahrnehmbarkeit wird bei derartigen Munitionen zum Beispiel durch die Freisetzung von Farbstäuben bei der Aufschlagzerlegung erzielt. Zur Detektierbarkeit mit Nachtsichtgeräten sind entsprechende Munitionen, die Chemolumineszenzeffekte nutzen, entwickelt worden. Die Kombination von Farbstäuben und Markereinheiten mit Chemolumineszenzeffekt ermöglichte letzten Endes die Bereitstellung von einheitlichen Übungsmunitionen mit explosivstofffreien Geschossen für ein Tag- und Nachttraining.
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Mit
US 2011/0079164 A1 bzw.
WO 2011/044126 A2 wird eine 40 mm-Übungsmunition unter anderem zur Verwendung in Granatmaschinenwaffen vorgeschlagen. Diese besitzt ein explosivstofffreies Geschoss, in das ein beim Aufschlag zerbrechliches Nutzlastmodul im Bereich der Geschosshaube integriert ist. Das Nutzlastmodul ist mit unterschiedlichen Materialien, oder im Falle einer darin integrierten Ampulle auch mit unterschiedlichen Materialkombinationen zur Erzielung unterschiedlicher Effekte befüllt. Die Konstruktion der Munition ist so ausgelegt, dass diese bei gleichbleibendem Aufbau von Antrieb, Geschosskörper mit Masseeinsatz und Geschosshaube mit unterschiedlichen Nutzlastmodulen versehen werden kann. Für das Nutzlastmodul wird zur Erzielung eines visuell-optischen Effektes für das Tagtraining die Verwendung von pulverförmigen oder granulierten Farbstoffen oder von Farbstofflösungen oder gelierten Farbstofflösungen vorgeschlagen. Bei Verwendung eines Nutzlastmoduls mit integrierter Ampulle kann zusätzlich ein mit Nachtsichtgeräten und/oder ein mit Wärmebildgeräten detektierbarer Effekt erzielt werden. Zur Erzielung eines mit Wärmebildgeräten detektierbaren Effektes wird die Verwendung eines pyrophoren Materials in Pulver- oder Granulatform vorgeschlagen. Durch die Materialkombination von Farbstoff und pyrophorem Material kann ein visuell-optischer und ein mindestens mittels Wärmebildgeräten detektierbarer Effekt erzeugt werden.
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Mit
WO 2011/019695 A1 wird eine weitere 40 mm-Übungsmunition unter anderem zur Verwendung in Granatmaschinenwaffen offenbart. Dieses explosivstofffreie Geschoss besitzt in Analogie zu den existierenden „Tag- und Nachtmarkierungs”-Munitionen einen Farbstaub zur „Tagmarkierung” sowie einen gekapselten Chemolumineszenzeffekt zur „Nachtmarkierung”. Gegenüber dem bekannten Stand der Technik wird hier ein im Geschossboden integrierter, gekapselt Wärme erzeugender „Heat Engine” vorgeschlagen, der durch die Abschussbelastung initiiert und direkt oder indirekt – über ein Wärmeüberträgermedium – den Chemolumineszenzeffekt aufheizen soll, so dass dieser bei der Aufschlagzerlegung mittels Nachsicht- und Wärmebildgeräten detektierbar ist. Die im „Heat Engine” gekapselte Wärmeerzeugung bewirkt, dass bei Verwendung pyrophorer Materialien zur Wärmeerzeugung diese nicht freigesetzt werden und dementsprechend eine potenzielle Brandgefahr nicht gegeben ist. Neben der Verwendung von pyrophoren Materialien werden auch Reaktionen von wasserfreien Salzen mit Wasser oder Polymerisationsreaktionen organischer Substanzen zur möglichen Wärmeerzeugung vorgeschlagen.
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Mit
US 7,055,438 B1 werden Munitionen im Kaliber von 20 mm bis 155 mm abgehandelt, die einen flammenlosen, Wärme erzeugenden Effekt als „explosivstofffreie Leuchtspur” und/oder längerfristige Zielmarkierung allein oder in Kombination mit einem Chemolumineszenzeffekt nutzen. Hier werden unter anderem die Reaktionen von (wasserfreiem) Calciumchlorid mit Wasser oder wässrigen Lösungen oder pulverförmigen Metallen mit Wasserstoffperoxid-Lösungen als Beispiele angeführt. Zur Erzielung eines längerfristigen Markierungseffekts, sind die Feststoffsubstanzen mit pulverförmigen Bindemitteln wie Hydroxyethylcellulose oder CAB vermengt, so dass sich bei der Vermischung mit der Flüssigkomponente oder den Flüssigkomponenten eine gelierte, haftfähige Effektmasse bilden soll.
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Bei in der Verwendung befindlichen explosivstofffreien Übungsmunitionen im Bereich der 40 mm-Granatwaffen gibt es derzeit die zwei prinzipiellen Varianten der „Tagmarkierung” mittels beim Aufschlag freigesetzter Farbstäube sowie die „Tag- und Nachtmarkierung”, wobei die Geschosse zusätzlich zum Farbstaub einen separat im Geschoss verbauten Chemolumineszenzeffekt freisetzen. Durch Integration des gekaspselten Chemolumineszenzeffektes in das Geschoss ergibt sich eine entsprechend reduzierte Farbstaubeinwaage, so dass die geforderte visuell-optische Sichtbarkeit oberhalb 1000 m für zum Beispiel 40 mm-Munitionen schon deutlich abnimmt.
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Die Möglichkeit der Integration eines zusätzlichen Effektes zur Detektion mittels Wärmebildgeräten ist nur zu Lasten der Detektierbarkeit der anderen Effekte zu realisieren. Hierdurch reduzieren sich die effektiv nutzbaren Einsatzschussweiten in den Trainingsszenarien stark. Mag dies gegebenenfalls für einfache Schießübungen im Nahbereich mit beispielsweise 40 mm × 46-Munitionen noch ausreichend sein, ist mit derartigen Munitionen ein realitätsnahes Gefechtstraining zum Beispiel im Verbund mit Granatmaschinenwaffen und/oder Maschinenkanonen auf Gefechtsfahrzeugen nicht mehr möglich.
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Alle in Verwendung befindlichen Übungsmunitionen oder vorgeschlagenen Munitionskonzepte bauen letzten Endes auf der Ur-Variante der Übungsmunition mit einem explosivstofffreien Geschoss mit Farbstaubeffekt auf und sollen dessen Funktionalität durch Integration weiterer Effekte erhöhen. Mit der durch die Integration weiterer Effekte bedingten Einwaagereduzierung des anderen Effekts oder der anderen Effekte geht eine mehr oder weniger starke Verringerung der effektiv nutzbaren Einsatzschussweite der Übungsmunitionen einher. In Fortführung, Variation oder Erweiterung der vorstehenden Vorgehensweise ist eine Lösung der der Erfindung zugrunde liegenden Aufgabenstellungen nicht möglich.
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Der Erfindung stellt sich die Aufgabe, eine Munition mit einem explosivstofffreien Geschoss bereit zu stellen, welches bei Zerlegung im Ziel eine multispektrale Signatur erzeugt, die mit bloßem Auge oder Hilfsmitteln, wie Zielfernrohren oder anderen optischen Zielerfassungssystemen, Nachtsicht- und Wärmebildgeräten, detektiert werden kann.
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Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Ausgestaltungen werden in den Unteransprüchen aufgezeigt.
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Die Erfindung geht daher von der Grundidee aus, eine Munition mit einem explosivstofffreien Geschoss zu schaffen, welches bei Zerlegung im Ziel einen Brennstoff oder ein Brennstoffgemisch als entzündliches Luft-Brennstoff-Gemisch freisetzt, das wiederum durch mindestens einen bei der Aufschlagzerlegung ausgelösten explosivstofffreien, funkenerzeugenden Anzündmechanismus spontan zur Umsetzung gebracht wird. Die mit der Umsetzung des entzündlichen Luft-Brennstoff-Gemisches erzeugte multispektrale Signatur kann bei Tag und Nacht mit bloßem Auge und/oder Hilfsmitteln, wie Zielfernrohren oder anderen optischen Zielerfassungssystemen als auch mit Nachtsicht- und Wärmebildgeräten detektiert werden.
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Zur Erzeugung der bei Übungsmunitionen gewünschten Effekte/Signaturen wird mit der vorgeschlagenen Munition nur noch eine einzige Effektmasse benötigt, die darüber hinaus keine im Vergleich zu pyrophoren Materialien oder Chemolumineszenz erzeugenden flüssigen Mehrkomponentensystemen komplexere Kapselung mehr erfordert, diese aber auch nicht ausschließt. Hierdurch können vergleichsweise höhere Effektsatzeinwaagen und damit verbunden größere effektiv nutzbare Einsatzschussweiten realisiert werden.
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Die erfindungsgemäß vorgeschlagene Munition weist den Vorteil auf, dass diese durch mindestens eine Sicherungseinrichtung des Anzündmechanismus transport-, handhabungs- und anwendungssicher ausgelegt werden kann. Eine nicht bestimmungsgemäße, verfrühte Effektauslösung in Munitionen für Maschinenwaffen ist daher auszuschließen, da die Sicherungseinrichtung des Anzündmechanismus bei drallstabilisierten Geschossen erst durch die beim Abschuss auftretenden Kräfte entriegelt und den Anzündmechanismus frei gibt. Daher kann das erfindungsgemäß vorgeschlagene Munitionskonzept auch für mechanisch stark beanspruchte Munitionen für Maschinenkanonen im Kaliberbereich von 20 mm bis 50 mm genutzt werden. Zusätzlich zur Sicherungseinrichtung des Anzündmechanismus erhöht sich die Transport-, Handhabungs- und Anwendungssicherheit auch durch die Abwesenheit von pulverförmigen, an der Luft selbstentzündlichen Substanzen und Substanzgemischen im Geschoss.
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Gegenüber der Verwendung von Munitionen mit einem im Geschoss integrierten „Heat Engine” besitzt die erfindungsgemäß vorgeschlagene Munition des Weiteren den Vorteil, dass die multispektrale Signatur direkt bei der Aufschlagzerlegung im Ziel erzeugt wird und damit weitestgehend unabhängig von der Temperatur der Munition und der Schussentfernung ist.
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Mit der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Munition kann eine nahezu naturgetreue multispektrale Signatur vergleichbar mit der entsprechender HE-Gefechtsmunitionen oder pyrotechnischer Blitz-Knall-Munitionen erzielt werden. Im Gegensatz zu HE-Gefechtsmunitionen oder pyrotechnischen Blitz-Knall-Munitionen kann mit der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Munition ein realitätsnahes Training ohne eine entsprechende Gefährdung durch etwaige explosivstoffhaltige Blindgänger gewährleistet werden. Eine bei der Aufschlagzerlegung nicht umgesetzte Effektmasse stellt, in Abhängigkeit vom verwendeten Brennstoff oder Brennstoffgemisch, in der Regel keine einem explosivstoffhaltigen Blindgänger vergleichbare Gefährdung dar. Die Anzündfähigkeit der Wirkmasse ist nur in einem kurzen Zeitfenster bei der Aufschlagzerlegung unter Ausbildung eines Luft-Brennstoff-Gemisches gegeben. Etwaige Brennstoffrückstände können, in Abhängigkeit vom verwendeten Brennstoff oder Brennstoffgemisch, entweder auf den Trainingsarealen einfach verwittern oder problemlos aufgenommen und entsorgt werden.
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In Munitionen verbaute Brennstoffe oder Brennstoffgemische werden zur Erzeugung von Blitz- und oder Blendeffekten bisher nur über Zerlegerladungen aus Sprengstoff (beispielsweise Blitzlichtbomben für Aufklärungsfotografie) oder pyrotechnischen Mischungen initiiert (diverse nicht-letale Wirkmittel und Munitionen). Das Konzept der explosivstofffreien Erzeugung einer multispektralen Signatur mit Munitionen mit explosivstofffreien Geschossen ist bisher unbekannt und kann in Munitionen im Kaliber von 20 mm bis 50 mm für Granatwerfer und Granatmaschinenwaffen, in Munitionen im Kaliber von 20 mm bis 50 mm für Maschinenkanonen, in Munitionen im Kaliber von 40 mm bis 81 mm für Werferanlagen, in Munitionen im Kaliber von 50 mm bis 120 mm für Mörser, in Subkalibermunitionen für Mörser, in Munitionen für Panzerfäuste und Schulter verschießbare Ladungen, in Subkalibermunitionen für Panzerfäuste und Schulter verschieß-bare Ladungen sowie in Panzerbord- und Artilleriemunitionen realisiert werden. Neben der Verwendung der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Munition als Übungsmunition für ein realitätsnahes Training, kann diese auch als „Warnschuss mit optischer Signatur” als nicht letale Munition oder auch als Antimaterialmunition Verwendung finden.
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Die mit der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Munition zu erzielenden multispektralen Signaturen können durch die Wahl des Brennstoffes oder des Brennstoffgemisches, die verwendeten Korngrößen und die Einwaage gesteuert werden. Die diesbezüglichen Steuerungsmöglichkeiten der zu erzielenden multispektralen Signatur sind bei der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Munition vergleichsweise größer als bei Munitionen mit mehreren, separat im Geschoss angeordneten Wirkmassen zur Erzielung einer entsprechenden Signatur. Beispielsweise kann die Dauer der multispektralen Signatur bei Verwendung eines Aluminiumpulvers in Pyroschliff-Qualität durch den Zuschlag einer Legierung aus Aluminium und Magnesium oder durch den Zuschlag von Aluminiumflittern entsprechender Korngrößen verlängert werden.
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Der mit der Verbrennung des Brennstoffes oder des Brennstoffgemisches zusätzlich erzielte visuell-optische Effekt der Rauchentwicklung kann ebenfalls durch die Wahl des Brennstoffes oder des Brennstoffgemisches beeinflusst werden. Beispielsweise kann die Rauchentwicklung bei Verwendung eines Aluminiumpulvers in Pyroschliff-Qualität durch den Zuschlag von Rot-Phosphor (weißer Rauch) oder durch den Zuschlag eines organischen Brennstoffes, beispielsweise Naphthalin (weiß-grauer bis schwärzlicher Rauch) verstärkt werden. Ist die Rauchentwicklung eher unerwünscht, kann dem durch Wahl des Brennstoffes oder des Brennstoffgemisches entgegen gesteuert werden. Beispielsweise kann bei Verwendung eines Aluminiumpulvers in Pyroschliff-Qualität durch Zuschlag von beispielsweise Lycopodium (ein aus Pflanzen oder Pflanzenbestandteilen gewonnenes Gemisch natürlicher organischer Verbindungen) oder vollständige Substitution des Aluminiumpulvers durch Lycopodium die Rauchentwicklung reduziert werden.
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Als Brennstoff kann gewählt werden:
- • Aluminium oder eine Aluminiumlegierung oder Bor oder Cer oder Eisen oder Ferrosilizium oder Magnesium oder eine Magnesiumlegierung oder Mangan oder Molybdän oder Rot-Phosphor oder Schwefel oder Silizium oder Titan oder Titanhydrid oder Wolfram oder Zirkonium oder Zirkoniumhydrid oder eine Zirkonium-Eisenlegierung, oder ein Gemisch derselben,
- • oder eine synthetische organische Verbindung oder ein Gemisch von synthetischen organischen Verbindungen,
- • oder ein aus Pflanzen oder Pflanzenbestandteilen gewonnenes Gemisch organischer Verbindungen,
- • oder ein Gemisch aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung oder Bor oder Cer oder Eisen oder Ferrosilizium oder Magnesium oder einer Magnesiumlegierung oder Mangan oder Molybdän oder Rot-Phosphor oder Schwefel oder Silizium oder Titan oder Titanhydrid oder Wolfram oder Zirkonium oder Zirkoniumhydrid oder einer Zirkonium-Eisenlegierung oder ein Gemisch derselben mit einer synthetischen organischen Verbindung oder einem Gemisch von synthetischen organischen Verbindungen,
- • oder ein Gemisch aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung oder Bor oder Cer oder Eisen oder Ferrosilizium oder Magnesium oder einer Magnesiumlegierung oder Mangan oder Molybdän oder Rot-Phosphor oder Schwefel oder Silizium oder Titan oder Titanhydrid oder Wolfram oder Zirkonium oder Zirkoniumhydrid oder einer Zirkonium-Eisenlegierung oder ein Gemisch derselben mit einem aus Pflanzen oder Pflanzenbestandteilen gewonnenen Gemisch organischer Verbindungen.
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Der Anzündmechanismus umfasst mindestens eine der Komponenten aus einem funkenreißenden Metall oder einer funkenreißenden Metalllegierung oder einer funkenreißenden Keramik. Als geeignete Materialien seien hier Magnesium, Cer-Eisen-Legierungen (Auermetal I), Cer-Eisen-Lanthan-Legierungen (Auermetal II) oder Auermetall III genannt, ohne die erfindungsgemäß bevorzugten Ausführungen der Munition auf diese Beispiele zu beschränken. Dabei werden die bei der Aufschlagzerlegung auftretenden Kräfte direkt zur Funkenerzeugung durch mindestens zwei gegeneinander bewegliche Komponenten genutzt.
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Alternativ kann ein Anzündmechanismus eingebunden werden, der die bei der Aufschlagzerlegung auftretenden Kräfte indirekt zur Funkenerzeugung durch Ausnutzung des piezoelektrischen Effekts nutzt. Dieser umfasst mindestens eine Komponente des piezoelektrischen Anzündmechanismus aus einem nichtleitenden Material oder einem nichtleitenden ferroelektrischen Material oder einem Material mit permanentem elektrischen Dipol. Als geeignete Materialien seien hier aus synthetischen, anorganischen, ferroelektrischen und polykristallinen Keramikwerkstoffen gefertigte Keramiken, wie Blei-Zirkonat-Titanat oder Bariumtitanat genannt, ohne die erfindungsgemäß bevorzugten Ausführungen der Munition auf diese Beispiele zu beschränken.
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Zur Reduzierung der etwaig durch die offene Licht- und Wärmeerzeugung gegebenen Brandgefahr bei der Umsetzung des durch die Aufschlagzerlegung generierten Luft-Brennstoff-Gemisches, kann in erfindungsgemäß bevorzugten Ausführungen der Munition mit einem explosivstofffreien Geschoss der darin angeordnete Brennstoff oder das darin angeordnete Brennstoffgemisch von einer weiteren, sekundären Wirkmasse umgeben sein, die vom Brennstoff oder dem Brennstoffgemisch durch einen Einsatz im Geschoss räumlich getrennt ist. Diese sekundäre Wirkmasse bildet bei der Aufschlagzerlegung um das entzündliche Luft-Brennstoff-Gemisch herum eine offene Flammen dämpfende und/oder Energie absorbierende Wolke aus, die ihrerseits die aufgenommene Energie detektierbar abstrahlen kann. Zusätzlich kann in der sekundären Wirkmasse ein zusätzlicher, visuell-optischer Effekt in Form eines Farbstaubeffektes integriert sein.
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In allen entsprechenden erfindungsgemäßen Ausführungen besteht die sekundäre Wirkmasse aus:
- • einem anorganischen und/oder organischen Löschmittelgemisch, oder
- • einem anorganischen Pigment und/oder einer anorganischen Legierung, oder
- • einem anorganischen Pigment und/oder einer anorganischen Legierung und einem organischen Farbstoff, oder
- • einem Gemisch eines anorganischen und/oder organischen Löschmittelgemischs mit einem anorganischen Pigment und/oder einer anorganischen Legierung und/oder einem organischen Farbstoff.
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Als Beispiele anorganischer Löschmittel seien hier Ammoniumphosphat, Ammoniumhydrogenphosphate, Phosphate und Hydrogenphosphate der Alkali- und Erdalkalimetalle, Ammoniumsulfat, Ammoniumhydrogensulfat, die Sulfate und Hydrogensulfate der Alkali- und Erdalkalimetalle sowie die Carbonate und Hydrogencarbonate der Alkali- und Erdalkalimetalle genannt, ohne die erfindungsgemäß bevorzugten Ausführungen der Munition auf diese Beispiele zu beschränken.
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Als Beispiele anorganischer Pigmente und Legierungen seien hier Eisenoxide, Aluminiumbronzen und Messing genannt, ohne die erfindungsgemäß bevorzugten Ausführungen der Munition auf diese Beispiele zu beschränken.
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Anhand eines Ausführungsbeispiels mit Zeichnung soll die Erfindung näher erläutert werden. Es zeigt:
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1 eine erste Ausführungsform einer Munition mit einem explosivfreien Geschoss,
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2–5 weitere Ausführungsformen.
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In einer ersten Ausführung nach 1 umfasst die Munition mit einem explosivfreien Geschoss 20 – 1a), b) – eine Geschosshülle 11, mindestens bestehend aus einem Geschosskörper 1 und einer Geschosshaube 2. In der Geschosshülle 11 ist eine Tragstruktur 3 – in der Geschosshaube 1 in 1a oder im Geschosskörper 2 in 1b – für einen Anzündmechanismus 4 mit Sicherungseinrichtung 4' integriert. Die Tragstruktur 3 mit dem Anzündmechanismus 4 mit Sicherungseinrichtung 4' ist dabei kopf- oder bodenseitig im Geschoss 11 angeordnet. In der Ruhelage arretiert die Sicherungseinrichtung 4' den Anzündmechanismus 4. Die beim Abschuss auftretenden Kräfte entriegeln die Sicherungseinrichtung 4' und geben den Anzündmechanismus 4 frei. Der durch Geschosskörper 1, Geschosshaube 2 und Tragstruktur 3 mit Anzündmechanismus 4 mit Sicherungseinrichtung 4' gebildete Hohlraum 5 dient zur Aufnahme einer Geschosswirkmasse 12.
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Die in 2 aufgezeigte Munition mit einem explosivfreien Geschoss 20' entspricht in etwa der Munition nach 1, mit dem Unterschied, dass der durch den Geschosskörper 1, die Geschosshaube 2 und die Tragstruktur 3 mit Anzündmechanismus 4 mit Sicherungseinrichtung 4' gebildete Hohlraum 5 in mindestens zwei Kammern geteilt (unterteilt) ist. Die innere Kammer 6 dient zur Aufnahme einer primären Geschosswirkmasse 14. Die primäre Wirkmasse 14 ist ein pulverförmiger oder granulierter oder verpresster Brennstoff oder ein pulverförmiges oder granuliertes oder verpresstes Brennstoffgemisch. Die äußere Kammer 7 dient zur Aufnahme einer sekundären Geschosswirkmasse 15. Die sekundäre Wirkmasse 15 ist eine pulverförmige oder granulierte oder verpresste Wirkmasse mit offene Flammen dämpfenden und/oder Energie absorbierenden/moderierenden Eigenschaften und erzeugt bei Zuschlag eines anorganischen Pigments und/oder einer anorganischen Legierung und/oder eines organischen Farbstoffs bei der Aufschlagzerlegung einen zusätzlichen visuell-optischen Effekt. Beim Auftreffen des Geschosses 20' auf ein etwaiges Ziel bewirkt die auftretende Verzögerungskraft eine Auslösung des Anzündmechanismus 4, wobei die mechanische Energie durch Reibung und/oder Schlag direkt zur Funkenerzeugung genutzt wird, oder wobei indirekt durch Ausnutzung des piezoelektrischen Effektes Funken erzeugt werden. Das bei der Aufschlagzerlegung generierte Luft-Brennstoff-Gemisch wird durch die gleichzeitig erzeugten Funken des Anzündmechanismus 4 angezündet, sodass eine optische und thermische Zielsignatur entsteht. Die bei der Aufschlagzerlegung gleichzeitig um das entzündliche Luft-Brennstoff-Gemisch herum generierte sekundäre Wirkmassenwolke dient, je nach Zusammensetzung der sekundären Wirkmasse 15, zur Erzeugung einer zusätzlichen visuell-optischen Signatur und/oder zur Abschirmung und zum Schutz der Umgebung gegenüber dem primär erzeugten thermischen Effekt.
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3 zeigt eine bevorzugte erfindungsgemäße Ausführung für ein drallstabilisiertes Geschoss 30. Das Geschoss 30 der Munition besteht auch hier aus der Geschosshaube 2 und dem Geschosskörper 1, in welches eine Tragstruktur 3 für den mechanischen Anzündmechanismus, bestehend aus einem Bolzen 8, einem Kolben 9 sowie eine Sicherungsmechanismus 10, eingebaut ist. Diese Tragstruktur 3 nimmt den Bolzen 8 aus einem funkenreißendem Stoff oder Stoffgemisch auf, welcher wiederum von dem Kolben 9 umgeben ist, der in seiner Ruhelage durch den Sicherungsmechanismus 10 arretiert ist, der erst unter Ausnutzung der Zentrifugalkraft unmittelbar nach dem Abschuss ausgelenkt wird und so den Kolben freigibt, welcher nun beim Auftreffen des Geschosses 30 auf ein etwaiges Ziel durch die einwirkende Verzögerungskraft aus seiner Ruhelage nach vorne bewegt wird und im selben Zuge durch mechanischen Kontakt zum Bolzen 8 aus funkenschlagendem Stoff oder Stoffgemisch für die Bildung eines oder mehrerer Anzündfunken sorgt, die wiederum die beim Auftreffen des Geschosses 30 und Zerbersten der Geschosshaube 2 in Form eines Luft-Brennstoff-Gemisches freigesetzte Wirkmasse 12 (14) anzünden.
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4 zeigt eine weitere bevorzugte erfindungsgemäße Ausführung für ein drallstabilisietes Geschoss 30'. Das Geschoss 30' der Munition besteht aus der Geschosshaube 2 und dem Geschosskörper 1, in welches eine Tragstruktur 3 für den Anzündmechanismus eingebaut ist, die eine elektronische Baugruppe 16 aufnimmt, unter der ein Kolben 17 positioniert ist, der in seiner Ruhelage durch einen Sicherungsmechanismus 18 arretiert ist, der erst unter Ausnutzung der Zentrifugalkraft unmittelbar nach dem Abschuss ausgelenkt wird und so den Kolben 17 freigibt, welcher nun beim Auftreffen des Geschosses 30' auf ein etwaiges Ziel durch die einwirkende Verzögerungskraft aus seiner Ruhelage nach vorne bewegt wird und im selben Zuge den in diesem Fall piezo-elektrischen Anzündmechanismus axial verformt, wodurch eine elektrische Spannung erzeugt wird, die mittels zwei Elektroden einen oder mehrere Anzündfunken erzeugt, die wiederum die beim Auftreffen des Geschosses 30' und Zerbersten der Geschosshaube 2 in Form eines Luft-Brennstoff-Gemisches freigesetzte Wirkmasse 12 anzünden.
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In einer weiteren Ausführung für Munitionen mit einem explosivstofffreien, Flügel stabilisierten Geschoss 40 besteht dieses aus einer Geschosshülle, mindestens bestehend aus einem Geschosskörper 41 und einer Geschosshaube 42, in welcher eine Tragstruktur 44 für den Anzündmechanismus 45 mit Sicherungseinrichtung integriert ist. Die Tragstruktur 44 mit dem Anzündmechanismus 45 mit Sicherungseinrichtung ist dabei kopf- oder bodenseitig im Geschoss 40 angeordnet. Die Sicherungseinrichtung 45' wird bevorzugt manuell vor dem Schuss entriegelt. Dabei ist die Sicherungseinrichtung 45' beispielsweise entweder ein Ziehsplint oder ein Drehziehsplint oder ein federgelagerter Bolzen mit Bajonettverschluss. Der durch Geschosskörper 41, Geschosshaube 42 und Tragstruktur 44 mit Anzündmechanismus 45 mit Sicherungseinrichtung gebildete Hohlraum 46 dient zur Aufnahme einer Geschosswirkmasse 47. Die im Geschoss 40 enthaltene Wirkmasse 47 ist ein pulverförmiger oder granulierter oder verpresster Brennstoff oder ein pulverförmiges oder granuliertes oder verpresstes Brennstoffgemisch. Beim Auftreffen des Geschosses 40 auf ein etwaiges Ziel bewirkt die auftretende Verzögerungskraft eine Auslösung des Anzündmechanismus 45, wobei die mechanische Energie durch Reibung und/oder Schlag direkt zur Funkenerzeugung genutzt wird, oder wobei indirekt, durch Ausnutzung des piezoelektrischen Effektes, Funken erzeugt werden. Das bei der Aufschlagzerlegung generierte Luft-Brennstoff-Gemisch wird durch die gleichzeitig erzeugten Funken des Anzündmechanismus 45 angezündet, sodass eine optische und thermische Zielsignatur entsteht.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 2011/0079164 A1 [0005]
- WO 2011/044126 A2 [0005]
- WO 2011/019695 A1 [0006]
- US 7055438 B1 [0007]