DE102015111282A1 - Verfahren zum Beobachten eines chemischen und/oder biologischen Vorgangs - Google Patents
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Abstract
Verfahren zum Beobachten eines chemischen und/oder biologischen Vorgangs anhand eines lumineszierenden Stoffes (8), der durch eine erste, insbesondere zeitmodulierte, Lichtstrahlung (21) angeregt wird, wobei der luminszierende Stoff (8) bei Anregung durch Licht der ersten Lichtstrahlung (21) dritte Lichtstrahlung (23) durch Lumineszenz erzeugt, wobei der chemische bzw. biologische Vorgang durch eine zweite Lichtstrahlung (22) beeinflusst wird, wobei die zweite Lichtstrahlung (22) ebenfalls geeignet ist, den lumineszierenden Stoff (8) zur Erzeugung der dritten Lichtstrahlung (23) durch Lumineszenz anzuregen, wobei die dritte Lichtstrahlung (23) durch einen Lichtsensor (13) erfasst wird und in ein elektrisches Signal (25) zur weiteren Verarbeitung umgewandelt wird, wobei die erste Lichtstrahlung (2) in Pulsen (24) ausgesendet wird und dass aus dem elektronischen Signale der Einfluss der zweiten Lichtstrahlung (22) anhand einer Synchronisierung mit den Pulsen (24) herausgefiltert wird.
Description
- Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beobachten eines chemischen und/oder biologischen Vorgangs anhand eines lumineszierenden Stoffes, wobei der Vorgang selbst durch eine Lichtstrahlung angeregt wird.
- Bewegliche Zellen und Organismen nutzen den zeitlichen Verlauf von sensorischen Signalen zur Navigation, dieser Mechanismus wird Klinotaxis genannt. Samenzellen verfügen dabei über eine Art Kompass, um die zu befruchtende Eizelle zu lokalisieren. Die Samenzellen folgen Gradienten der Konzentration eines von der Eizelle ausgesendeten Lockstoffs. Der Mechanismus, welcher der dreidimensionalen Navigation zugrunde liegt, ist jedoch nicht bekannt.
- Samenzellen bewegen sich zumeist auf helixförmigen Bewegungsbahnen und nähern sich dabei der Eizelle immer weiter an. Dabei werden regelmäßig Bahnkorrekturen vorgenommen, durch welche die Samenzellen auf Kurs gehalten werden. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung sollen Zusammenhänge zwischen der Änderung der Konzentration des Lockstoffs und der biochemischen Vorgänge in der Samenzelle untersucht werden.
- Grundsätzlich ist es dabei bekannt, biochemische Vorgänge in einer Zelle durch fluoreszierende Indikatoren sichtbar zu machen, die durch eine Lichtquelle gezielt angeregt werden. Die Konzentration des Lockstoffs kann über caged-Verbindungen und einer gezielten Lichteinstrahlung gesteuert werden. Im vorliegenden Fall liegt nun die Schwierigkeit vor, dass sowohl die fluoreszierenden Indikatoren als auch die Lockstoffkonzentration durch Lichtstrahlen angeregt werden, die sich teilweise in ihren Wellenlängenbereichen überlagern. Hierbei kommt es bislang zu signifikanten Verfälschungen, die es auszuräumen gilt.
- Dies wird erfindungsgemäß nun gelöst durch ein Verfahren zum Beobachten eines chemischen und/oder biologischen Vorgangs anhand eines lumineszierenden Stoffes, der durch eine erste Lichtstrahlung angeregt wird. Der chemische bzw. biologische Vorgang wird durch eine zweite Lichtstrahlung beeinflusst. Der lumineszierende Stoff erzeugt bei Anregung durch Licht der ersten Lichtstrahlung dritte Lichtstrahlung durch Lumineszenz. Auch die zweite Lichtstrahlung ist geeignet, den lumineszierenden Stoff zur Erzeugung der dritten Lichtstrahlung durch Lumineszenz anzuregen. Die dritte Lichtstrahlung wird durch einen Lichtsensor erfasst und in ein elektrisches Signal zur weiteren Verarbeitung umgewandelt.
- Die Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass die erste Lichtstrahlung in Pulsen ausgesendet wird und dass aus dem elektronischen Signal der Einfluss der zweiten Lichtstrahlung auf die Vorgänge anhand einer Synchronisierung mit den Pulsen herausgefiltert wird.
- Der Kern der Erfindung liegt nun darin, dass die Pulse eine Differenzierung von Teilen der dritten Lichtstrahlung dahingehend ermöglichen, ob diese nun bestimmungsgemäß durch die erste Lichtstrahlung erzeugt wird oder durch die zweite Lichtstrahlung verfälscht wird. Zur Ermittlung der Abhängigkeit der Vorgänge durch die zweite Lichtstrahlung werden nur noch diejenigen Signalanteile ausgewertet, die synchron sind zu den Pulsen. Hieraus lässt sich der gewünschte zeitliche Verlauf der Vorgänge weiter durch Interpolation ermitteln.
- Die Filterung erfolgt bevorzugt mithilfe eines phasensensitiven Verstärkers, insbesondere eines Lock-In Verstärkers oder eines Boxcar Verstärkers, der mit der ersten Lichtquelle gekoppelt ist. Über die Kopplung können Informationen über den zeitlichen Verlauf der Pulse an den Verstärker übermittelt werden.
- Bei der Anregung des chemischen und/oder biologischen Vorgangs durch die zweite Lichtstrahlung kommen insbesondere sogenannte Caged-Verbindungen (engl. caged-compound) zum Einsatz. Dies sind chemische Verbindungen, die bei Bestrahlung mit Licht bestimmter Wellenlängen eine bestimmte Substanz freisetzen. Diese freigesetzte Substanz erzeugt dann eine gewünschte Reaktion. Durch Steuerung der an einen Ort eingebrachten Lichtmenge kann somit die gewünschte Reaktion gezielt an diesem Ort veranlasst werden.
- Das Hauptanwendungsgebiet der caged-Verbindungen ist die biochemische und zellbiologische Forschung. Biologisch aktive Verbindungen werden mit einer photolabilen Schutzgruppe, nämlich dem "cage" ausgestattet und verlieren somit temporär ihre biologische Funktion. Mittels Lichteinstrahlung wird die photolabile Schutzgruppe irreversibel von der biologisch aktiven Verbindung abgespalten und die zuvor inaktive Verbindung weist wieder eine biologische Aktivität auf.
- Als Lichtmenge wird die Strahlungsenergie bezeichnet, berechnet als Integral des Lichtstromes über eine bestimmte Zeit. Durch die an einem Ort auftreffende Lichtmenge in einer bestimmten Lichtfrequenz wird an diesem Ort eine entsprechende Konzentration von Lockstoff erzeugt. Durch den gezielten Einsatz von Linsen kann die Lichtmenge an einem gewünschten Ort erhöht bzw. verringert werden. Je näher ein Ort am Brennpunkt der Linse angeordnet ist, desto größer ist die an diesem Ort anfallende Lichtmenge pro Zeiteinheit. Werden unterschiedliche Orte während für dieselbe Zeit mit einem fokussierten Lichtstrahl beaufschlagt, so werden die Bereiche, die näher an dem Brennpunkt angeordnet sind, stärker belichtet als andere Orte. Folglich bildet sich dort eine größere Konzentration von Lockstoffen aus.
- Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird der Vorgang insbesondere mit einer homogenen örtlichen Lichtverteilung beeinflusst, das heißt, die eingebrachte Lichtmenge ist im Wesentlichen an allen Orten des Vorgangs identisch.
- Die Erfindung wird anhand der Figuren nachfolgend näher erläutert. Hierin zeigt
-
1 schematisch den Versuchsaufbau zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens; -
2 schematisch eine verwendete Auswerteanordnung. -
1 zeigt eine Beobachtungskammer3 , in der eine Flüssigkeit mit einer Vielzahl von zu beobachtenden Zellen1 aufgenommen ist. Beispielhaft ist eine Zelle1 schematisch dargestellt. Es soll im Rahmen der Beobachtung ein Zusammenhang ermittelt werden zwischen dem Auftreten eines Wirkstoffs5 innerhalb der Flüssigkeit der Beobachtungskammer und dem Auftreten eines Zielstoffes2 innerhalb der Zelle1 . In Abhängigkeit der Konzentration des Wirkstoffs5 oder dessen Gradienten ändert sich die Menge des Zielstoffes2 in der Zelle1 . Der Zielstoff2 selbst lässt sich isoliert nicht in der Zelle1 nachweisen. Dafür wird die Zelle mit einem Indikatorstoff7 geimpft, der eine Verbindung8 mit dem Zielstoff2 einnehmen kann. Die Verbindung8 wirkt im Gegensatz zu den Stoffen2 und7 lumineszierend. Bei Anregung über eine erste Lichtstrahlung21 gibt die lumineszierende Verbindung8 eine dritte Lichtstrahlung23 ab, die von einem Lichtsensor13 erfasst wird und in ein elektrisches Signal umgewandelt wird. Bei dieser Verbindung kann es sich um ein fluoreszierendes Protein oder einen fluoreszierenden Indikator, beispielsweise Fluo4, welches seine Fluoreszenz bei Bindung von Ca2+ ändert. - Zur gezielten Erzeugung des Wirkstoffs
5 ist eine zweite Beleuchtungseinrichtung12 vorgesehen, die eine zweite Lichtstrahlung22 definiert einstellbar mit einer vorgegebenen Wellenlänge in die Beobachtungskammer3 einstrahlen kann. Die von der zweiten Beleuchtungseinrichtung12 ausgesendete Lichtstrahlung22 kann auf unterschiedlichste Weise moduliert sein. Im vorliegenden Beispiel weist die Lichtstrahlung zwar eine konstante Lichtleistung P12 auf; die Lichtleistung P12 kann aber jegliche andere Form aufweisen, beispielsweise eine sinusförmige oder gepulste Form. - In der Beobachtungskammer
3 ist der Wirkstoff5 zunächst in einer Caged-Verbindung4 aufgenommen. Die Caged-Verbindung4 umfasst dabei einen Schutzstoff6 , der den Wirkstoff5 zunächst bindet. Bei Auftreffen der zweiten Lichtstrahlung22 von bestimmter Wellenlänge auf die Caged-Verbindung4 wird die Verbindung4 zwischen Schutzstoff6 und Wirkstoff5 gelöst; der Wirkstoff5 kann frei in die Beobachtungskammer3 entweichen. - Wenn der Wirkstoff
5 frei in der Flüssigkeit ist, kann er im Gegensatz zum gebundenen Zustand an der Zellwand der Zelle1 andocken. Ist der Werkstoff5 an der Zellwand angedockt, öffnet er eine Durchgangsmöglichkeit für den Zielstoff2 in die Zelle1 hinein. Der Zielstoff2 kann nun im Zellinneren, wie bereits beschrieben, die Verbindung mit dem Indikatorstoff7 eingehen und die lumineszierende Verbindung8 bilden. - Nachteiligerweise ist jedoch auch die zweite Lichtstrahlung
22 dazu geeignet, die lumineszierende Verbindung8 anzuregen, wodurch ebenfalls dritte Lichtstrahlung23 erzeugt wird. Diese durch die zweite Lichtstrahlung22 generierte Lichtstrahlung23 fälscht das Untersuchungsergebnis ab. Zu diesem Zweck wird die erste Lichtstrahlung11 gepulst ausgesendet. Dabei werden einzelne kurze Pulse24 mit jeweils der Leistung P11 von der ersten Lichtquelle11 ausgesendet. Dies wird verdeutlicht durch die gestrichelte Linie, welche die erste Lichtstrahlung21 darstellt. Die dritte Lichtstrahlung23 ist zeichnerisch ebenfalls aufgeteilt in unterschiedliche Komponenten, nämlich einmal die durch die durchgezogene Linie dargestellte kontinuierliche Lichtstrahlung und die durch die gestrichelte dargestellte Linie gepulste dritte Lichtstrahlung23 . Es ergibt sich eine Lichtleistung nach dem Diagramm mit der Leistung P13, wie rechts unten in1 dargestellt. - Anhand
2 wird nun erläutert, wie die Signalverarbeitung des von dem Lichtsensor13 erfassten Lichts beziehungsweise generierten elektrischen Signals durchgeführt wird. Zu erkennen ist das elektrische Signal25‘ , welches die Lichtleistung P13 in elektronischer Form darstellt. Das elektrische Signal25‘ umfasst auch die verfälschten Werte, die durch die zweite Lichtstrahlung erzeugt wurden. Das Signal25‘ wird nun einem Lock-in-Verstärker9 zugeführt, der gekoppelt ist zu der ersten Lichtquelle11 . Der Lock-in-Verstärker9 ist ein Bandpassfilter, der lediglich die Signalabschnitte durchlässt, die zeitlich synchronisiert sind mit den Pulsen24 der ersten Lichtquelle11 . Als Ergebnis verbleibt ein Signal25‘‘ welches lediglich einzelne Punktwerte umfasst, die synchron zu den Pulsen24 auftreten. Durch Interpolation27 der Punktwerte kann nun eine Näherungskurve26 erzeugt werden. Diese Näherungskurve26 stellt den zeitlichen Zusammenhang zwischen der Änderung der Konzentration des Wirkstoffs5 in der Beobachtungskammer3 und dem Auftreten des Zielstoffs2 in der Zelle1 dar. - Beispielhaft kann es sich um folgende Stoffe handeln:
Zielstoff 2 :Ca2+ caged-Verbindung 4 :DMNB-caged resact Wirkstoff 5 :chemoattractant resact Schutzstoff 6 :caging group Indikatorstoff 7 Fluo4-AM lumineszierende Verbindung 8 Fluorescent Fluo4 bound to Ca2+ 1 handelt es sich die Zelle eines Seeigelspermiums. - Das Lichtspektrum der ersten Lichtstrahlung umfasst vorzugsweise folgenden Wellenlängenbereich: 350–1100 nm. Das Lichtspektrum der zweiten Lichtstrahlung umfasst vorzugsweise folgenden Wellenlängenbereich: 350–1100 nm. Das Lichtspektrum der dritten Lichtstrahlung umfasst vorzugsweise folgenden Wellenlängenbereich: 350–1100 nm.
- Bezugszeichenliste
-
- 1
- Zelle
- 2
- Zielstoffes
- 3
- Beobachtungkammer
- 4
- caged-Verbindung
- 5
- Wirkstoff
- 6
- Schutzstoff
- 7
- Indikatorstoff
- 8
- lumineszierende Verbindung
- 9
- Lock-In Verstärker
- 11
- erste Beleuchtungseinrichtung
- 12
- zweite Beleuchtungseinrichtung
- 13
- Lichtsensor
- 21
- erste Lichtstrahlung
- 22
- zweite Lichtstrahlung
- 23
- dritte Lichtstrahlung
- 24
- Pulse
- 25
- elektrisches Signal
- 26
- Näherungskurve
- 27
- Interpolation
Claims (3)
- Verfahren zum Beobachten eines chemischen und/oder biologischen Vorgangs anhand eines lumineszierenden Stoffes (
8 ), der durch eine erste, insbesondere zeitmodulierte, Lichtstrahlung (21 ) angeregt wird, wobei der luminszierende Stoff (8 ) bei Anregung durch Licht der ersten Lichtstrahlung (21 ) dritte Lichtstrahlung (23 ) durch Lumineszenz erzeugt, wobei der chemische bzw. biologische Vorgang durch eine zweite Lichtstrahlung (22 ) beeinflusst wird, wobei die zweite Lichtstrahlung (22 ) ebenfalls geeignet ist, den lumineszierenden Stoff (8 ) zur Erzeugung der dritten Lichtstrahlung (23 ) durch Lumineszenz anzuregen, wobei die dritte Lichtstrahlung (23 ) durch einen Lichtsensor (13 ) erfasst wird und in ein elektrisches Signal (25 ) zur weiteren Verarbeitung umgewandelt wird, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Lichtstrahlung (2 ) in Pulsen (24 ) ausgesendet wird und dass aus dem elektronischen Signale der Einfluss der zweiten Lichtstrahlung (22 ) anhand einer Synchronisierung mit den Pulsen (24 ) herausgefiltert wird. - Verfahren nach dem vorherigen Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die Filterung mittels eines phasensensitiven Verstärkers (
9 ) erfolgt, der mit der ersten Lichtquelle (11 ) gekoppelt ist. - Verfahren nach dem vorherigen Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass über die Kopplung Informationen über den zeitlichen Verlauf der Pulse (
24 ) von der Lichtquelle (11 ) an den Verstärker (9 ) übermittelt werden.
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