Vor dem Hintergrund veränderter Rahmenbedingungen der Wissensgenerierung wird sowohl in der Forschung als auch in der Praxis weithin angenommen, dass es zu einer Veränderung der unternehmerischen Standortwahl sowie ihrer Standortpräferenzen kommt. Da durch den Übergang zur Wissensökonomie gegenwärtig eine Verschiebung der Gewerbeflächennachfrage von traditionellen Industrieflächen zu hochwertigen Büro- und Laborflächen stattfindet und weiche, personenbezogene Standortfaktoren potenziell an Bedeutung gewinnen, stellt sich im Rahmen einer wissensbasierten Standortentwicklung die zentrale Frage nach der konkreten Ausgestaltung eines optimalen Umfelds für die Innovationsgenerierung. Allerdings ist die empirische Standortfaktorenforschung mit einer Reihe konzeptioneller und methodischer Probleme behaftet, da die Logik der gängigen Untersuchungsverfahren nicht jener der unternehmerischen Standortwahl entspricht. Dies bildet den Ausgangspunkt für die vorliegende Untersuchung, die das Ziel verfolgt, durch eine Weiterentwicklung des raumwirtschaftlichen Untersuchungsinstrumentariums mittels Conjoint-Analyse zu ermitteln, wie moderne Technologieparks gestaltet werden müssen, um als spezifische Räume der Wissensarbeit ein optimales Umfeld für die Innovationsgenerierung zu ermöglichen. Gerade im Bereich der Raumwirtschaft ergeben sich vielfältige potenzielle Einsatzmöglichkeiten für die Conjoint-Analyse, die allerdings bislang kaum ausgeschöpft wurden.In Ermangelung einer universellen Vorgehensweise zur erfolgreichen Technologieparkentwicklung wird der subjektiv empfundene Standortnutzen der jeweiligen Zielgruppen zum maßgeblichen Planungskriterium. Aus diesem Grund wird anhand eines konkreten Fallbeispiels, dem Augsburg Innovationspark, zur Ermittlung von Standortpräferenzen eine nachfrage- bzw. nutzenzentrierte Perspektive eingenommen, indem dieser Technologiepark als multiattributives Produkt definiert wird, der sich aus verschiedenen Standorteigenschaften zusammensetzt. Technologieorientierte Unternehmen erwerben oder mieten dieses Produkt, weil ihnen ein solcher Standort Leistungen vermittelt, die sie an einem alternativen Gewerbestandort nicht erhalten können. Unter Verwendung der Conjoint-Analyse, einer multivariaten Analysemethodik zur Untersuchung von Präferenzen bzw. Nutzenstrukturen von Personen, können auf diese Weise für Planungsverantwortliche Erkenntnisse zu konkreten Gestal-tungserfordernissen und relevanten Entscheidungskriterien gewonnen werden, die durch konventionelle Erhebungsverfahren nicht in vergleichbarer Qualität bzw. Detailtiefe zu erheben wären.Für die Definition des Augsburg Innovationsparks als multiattributives Produkt wurden auf Basis der Kernelemente moderner Technologieparkkonzepte zunächst Schlüsselstandortanforderungen identifiziert und anschließend für die Conjoint-Analyse zu entsprechenden Standortmerkmalen dekliniert. Mithilfe des sog. Adaptive Choice-Based-Conjoint-Verfahrens wurden anschließend in einem computergestützten Prozess 46 überwiegend aus der Region Augsburg stammender Akteure wissensintensiver Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen nach ihrer präferierten Standort- und Angebotskonfiguration des Augsburg Innovationsparks befragt. Basierend auf den im Rahmen dieses Conjoint-Verfahrens getroffenen Auswahlentscheidungen erfolgte durch ein spezielles Schätzverfahren (Hierarchisch-Bayesianischer-Ansatz) für jede befragte Person eine Ermittlung seiner individuellen Präferenz- bzw. Nutzenstruktur. Diese Ergebnisse wurden normiert und aggregiert, um eine Interpretation sowie Vergleichbarkeit der individuellen Nutzenwerte zu ermöglichen.Die Ergebnisse zeigen, dass trotz der Verschiedenheit von Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit ihren jeweils spezifischen Funktionslogiken und Operationsweisen die grundsätzlichen Anforderungen gegenüber der Standort- und Angebotskonfiguration des Augsburg Innovationsparks kaum differieren. Akteursübergreifend besitzen das Arbeitsinfra-strukturangebot mit umfangreichen Nutzungsmöglichkeiten und das Angebot umfangreicher Serviceleistungen im Vergleich zu den anderen Eigenschaften übergeordnete Bedeutung für die Präferenzbildung. Aus Sicht des Technologieparkmanagements verfügen diese beiden Standorteigenschaften somit über die höchste Hebelwirkung, da hier der empfundene Nutzen des Technologieparks am stärksten beeinflusst werden kann. Grundsätzlich bestätigt sich mit diesem Ergebnis, wie wichtig spezifische, über die unmittelbare Immobilieninfrastruktur hinausgehende Zusatzangebote für die Konzeption moderner Technologieparks sind, da diese durch eine entsprechende Ausgestaltung eine hohe Attraktivität auf Wissensarbeiter ausüben können.Technologieparks gelten aufgrund ihrer Akteursvielfalt und aufgrund der Tatsache, dass der Vernetzung in den Bereichen Bildung, Wissensgenerierung und der Vermarktung von Wissen bzw. Innovationen eine wachsende Bedeutung zukommt als ideale Plattform für Open Innovation-Prozesse. Die starke unternehmensseitige Nachfrage nach Vernetzungsunter-stützung im Rahmen der Untersuchung zeigt, dass moderne Technologieparks durch die Organisation eines entsprechenden Wissensmanagements in vielerlei Hinsicht die Öffnung unternehmensinterner Innovationsprozesse unterstützen können.Im Rahmen der Untersuchung konnten mittels des Einsatzes der Conjoint-Analyse eine hohe Antwortkonsistenz und valide Ergebnisse erzielt werden. Das gewählte Befragungs-verfahren zur Präferenzermittlung kann für die Teilnehmer als kognitiv herausfordernd bezeichnet werden, wirkt jedoch aufgrund seiner unterschiedlichen Befragungssequenzen und seines adaptiven Charakters wesentlich abwechslungsreicher als die konventionelle Bewertung vorgegebener Standortfaktorenlisten per Fragebogen. Somit kann mit dieser Analysemethode grundsätzlich die Aussagequalität von Standortbewertungen verbessert werden und bietet darüber hinaus vielfältige Anknüpfungspotenziale für weiterführende raumwirtschaftliche Fragestellungen.
Index Terms
- Gestaltungserfordernisse Wissensbasierter Standortentwicklung-Technologieparks als Spezifische Räume der Wissensarbeit: Empirische Erfassung von Standortpräferenzen der Wissensökonomie Mittels Conjoint-Analyse