Zusammenfassung
Eines der vorrangigen Ziele der Energiewende in Deutschland ist die Reduzierung von Treibhausgasemissionen (THG) um 80–95 % bis zum Jahr 2050. Gleichzeitig soll der Ausbau erneuerbarer Energien auf 80 % im Strom-Mix erfolgen und stellt damit eine der wesentlichen Komponenten zur Senkung der THG-Emissionen dar. Mit dem Wachstum der Wind- und PV-Erzeugung wachsen auch die Herausforderungen, volatil einspeisende Leistungen zu integrieren und den Netzbetrieb zuverlässig zu gestalten. Mit der Verzögerung beim Netzausbau (aus verschiedenen Gründen wie Umweltverträglichkeit, technische Reife, Akzeptanz etc.) und beim Bau von Stromspeichern fällt bei der notwendigen Flexibilisierung des Versorgungssystems dem Strom- und Wärmeerzeugungssektor eine immer bedeutendere Rolle zu. Es sind noch signifikante technische Potenziale zum Ausgleich fluktuierender Stromproduktion durch die Flexibilisierung von fossil befeuerten, thermischen Kraftwerken vorhanden. Flexible Kraft-Wärme-Kopplung, thermische Energiespeicherung und „Power to Heat“ sind relativ einfache, auch an bestehenden Anlagen realisierbare und somit attraktive Lösungen. Für die Braunkohle, die noch zu 90 % für die Stromerzeugung verwendet wird und für die im Rahmen der Energiewende neue Nutzungsmöglichkeiten gesucht werden, ist die Kohlevergasung verbunden mit SNG- oder Methanolsynthese eine intermodale Lösung, die hohe Potenziale hinsichtlich Versorgungssicherheit, Produkt- und Betriebsflexibilität zeigt. In der dezentralen Versorgung zeigen neben KWK v. a. die PV-Anlagen, kombiniert mit elektrischen und thermischen Speichern, hohe, systemrelevante Flexibilisierungspotentiale. Das Energiesystem der Zukunft ist multimodal und smart. Durch die Verknüpfung von Versorgungssystemen für Elektrizität, Gas, Wasser, Wärme, Kälte und Kraftstoffe sowie die zukünftig mögliche Selbstorganisation mit Hilfe fortschrittlicher Informations- und Kommunikationstechnologien kann eine noch größere fluktuierende Stromproduktion auf Basis erneuerbaren Energien integriert werden.
Literatur
Retzmann, D., et al. (2013): Integration der HGÜ ins Drehstromnetz – Erfahrungen, Vorteile und Perspektiven für ein hybrides Netz. In Vorträge der 11. ETG/GMA-Fachtagung/2013, Netzregelung und Systemführung, München, Deutschland.
Lenk, U., Pyc, I., Stuckenberger, P., Tremel, A. (2014): Sind GuD-Kraftwerke zukunftsfähig? In: 46. Kraftwerkstechnisches Kolloquium am 14 und 15 Oktober 2014 in Dresden.
Lenk, U., Tremmel, A. (2013): Flexibilisierung von Kraftwerken durch thermische Speicherung. In: 45. Kraftwerkstechtisches Kolloquium, 15 und 16 Oktober, Dresden.
Frutschi, H. U. (1999): Das Kombikraftwerk – Schlüssel zur thermischen Stromerzeugung aus Erdgas. ABB-Tech., 3, 12–18.
Heinisch, M., Trumpf, R. (1998): Erfahrungen aus der Planung, der Inbetriebnahme und dem ersten Betriebsjahr des GuD-Kraftwerkes der Gemeinschaftskraftwerk Tübingen GmbH. VDI-Ber., 1438, 93–121.
Weber, U., Rejek, E., Schrader, K. Power to Heat – Betriebserfahrungen mit einem 5 MW Elektrokessel. Vortrag am 23. April 2013 zum D-A-CH Workshop in München.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Additional information
Nach einem Vortrag im Rahmen des WEC-Workshops „Speicher für die Energiewende“ am 25. Februar 2015 in Wien.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Lenk, U., Pyc, I. Flexibilisierung durch Hybridisierung der Energieversorgung. Elektrotech. Inftech. 133, 216–222 (2016). https://doi.org/10.1007/s00502-016-0411-0
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00502-016-0411-0