Mit zunehmender Digitalisierung wird immer mehr elektronisch kommuniziert, beruflich wie privat. Vertrauliche, persönliche, geschäftskritische, sicherheitskritische oder geheime Daten gehen über Datenleitungen von einem Computer zu einem anderen und werden oft zentral und längerfristig an einem Ort gesammelt. Firmen betreiben Customer Relationship Management, zahlreiche Unternehmen der New Economy bieten ihre Dienstleistungen kostenlos an und verdienen Geld nur mit den gesammelten Nutzerdaten. Das bringt zahlreiche, wachsende Risiken nicht nur für den Datenschutz unserer persönlichen Daten mit sich.

Ist dieser Trend unumkehrbar? Dieses Themenheft diskutiert zahlreiche Lösungsansätze, wie diese Entwicklung verlangsamt oder sogar umgekehrt werden kann:

  • In seinem Artikel „Datenschutz und Internet – Es ist kompliziert!“ zeigt Peter Schaar anhand eines historischen Rückblicks, dass das Internet ursprünglich nicht für die Übermittlung persönlicher Daten und für den Datenschutz erfunden wurde. Gesetze wie die Datenschutz-Grundverordnung und die E‑Privacy-Richtlinie versuchen diesen Mangel zu reparieren. Wichtig ist es, auch im Netz die zentralen ethischen und rechtlichen Prinzipien zu verteidigen!

  • Im Internet tobt ein Krieg der Giganten um die Monopolisierung. Das Kartellrecht soll die Interessen der Menschen wahren. Vorschläge für rechtliche Maßnahmen für Daten- und Verbraucherschutz macht der Artikel „Ungezähmte Internetgiganten – GWB-Digitalisierungsgesetz: Trippelschritte mit geringer Wirkung – Für eine digitale Grundversorgung im 21. Jahrhundert!“ von UnternehmensGrün, Initiative „Konzernmacht beschränken“, Oxfam Deutschland und digitalcourage.

  • Der Artikel „Die Rückkehr des Dezentralen – Wie sich Internetaktive gegen Regulierung wehren“ von Joachim Selzer zeigt im historischen Rückblick, dass Dezentralität zu den ursprünglichen Prinzipien des Internets gehört. Mit Hilfe von Onion Routing kann man auch heutzutage noch anonym surfen. Das Darknet hat auch Schattenseiten, denn es bietet Gut und Böse Datenschutz. Aber Anonymität ist ein wichtiges Bedürfnis.

  • Durch die Initiative „Holen wir uns das Web zurück“ („The web is ours“) (Kai Bösefeldt) werden die Nutzerinnen und Nutzer, Programmiererinnen und Programmierer dazu aufgerufen, nur Systeme zu verwenden, bei denen das Privacy-by-Design-Prinzip umgesetzt ist, und gemeinsam solche zu entwickeln. Er diskutiert den Unterschied zwischen zentralisierten, föderalen und verteilten Architekturen und was sie für den Datenschutz bedeuten.

  • Eine technische Lösung besteht in dezentralen Technologien, die keine zentrale Datensammlung anhäufen. In meinem Artikel „Vertrauenswürdige Kommunikation: Ergebnisse einer Umfrage“ stelle ich drei Initiativen, einige Peer-to-Peer-Netzwerke und die Ergebnisse einer Umfrage innerhalb der Gesellschaft für Informatik vor. Für zahlreiche bekannte Datenkraken gibt es datenschutzfreundliche alternative Software und Communities, die nur noch nicht genügend bekannt sind.

Ich wünsche eine interessante Lektüre, und vielleicht wollen Sie sich ja zukünftig auf die eine oder andere Weise für die vertrauenswürdige Kommunikation engagieren. Die genannten Initiativen suchen noch Programmierer/innen, Aktive und Nutzer/innen.

Dr. Andrea Herrmann