Zusammenfassung
Entwicklungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie führen derzeit zu fundamentalen Umwälzungen der Gesellschaft. Eine Beschleunigung des Lebens und das Verschwimmen von Beruf und Privatleben sind nur zwei Beispiele hierfür. Ein Abweichen von dem gesellschaftlichen Ideal des mobilen, jungen und dynamischen Mitarbeiters erweist sich häufig als Weg in das Einsiedlerdasein eines Exoten. Ein Widerstreben gegen die wachsenden Begehrlichkeiten von Wirtschaft und Staat lässt das Individuum verdächtig erscheinen und kann zu einer weiteren Entkopplung aus der Gesellschaft führen.
Eine entscheidende Aufgabe bei gesellschaftlichen Umwälzungen ist die der Reflexion und Kritik. Diese Rolle scheint mehr und mehr den Juristen zuzukommen. Insbesondere beim Thema Datenschutz erfolgt häufig eine Reduktion auf die Verfassungskonformität einzelner staatlicher Maßnahmen. Kritik sollte jedoch bereits weit früher geübt werden. Medien sollten diese zentrale Funktion unterstützen und der politische Diskurs sollte zu einer optimalen Lösung führen. Eine Gruppe, die in der Debatte viel beitragen könnte und müsste, wird häufig, wenn überhaupt, aufgrund ihres technischen Sachverstandes herangezogen – die Informatiker. Dies ist insbesondere verwunderlich, da Informatiker maßgeblich an der Veränderung der Gesellschaft beteiligt sind. Sie schaffen die technischen Grundlagen für neue Formen der Interaktion. Doch das daraus resultierende Bild der Informatik als Computerwissenschaft beraubt Informatiker ihrer gesellschaftskritischen Funktion, da sie auf die Rolle von Technikern reduziert werden.
Eine Positionierung und Darstellung der Informatik als Struktur- und Koordinationswissenschaft sowie der Informatiker als interdisziplinäre Systementwickler und -analytiker würde es Informatikern ermöglichen die bedeutende Rolle der Gesellschaftskritiker einzunehmen und gehört zu werden.
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Glaser, T. Die Rolle der Informatik im gesellschaftlichen Diskurs: Eine Neupositionierung der Informatik. Informatik Spektrum 32, 223–227 (2009). https://doi.org/10.1007/s00287-009-0324-y
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