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Textdaten
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Autor: Karl Brandt
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Titel: Vor dem Hasen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 48, S. 805, 819
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[805]

Vor dem Hasen.
Nach dem Gemälde von J. Deiker.
Photographie von Franz Hanfstaengl Kunstverlag A.-G. in München.

[819] Vor dem Hasen. (Zu dem Bilde S. 805.) Heute „hält“ der Hase – es liegt die erste „Neue“. Der Schnee ist in der Nacht einen halben Fuß tief gefallen, da sitzt Meister Lampe fest, und wenn uns kein altes Weib begegnet – abergläubisch ist jeder Jäger – so giebt es heute eine gute Jagd. Luska, unsere langhaarige deutsche Hündin, tanzt aus Freude, daß es hinausgeht, wie ein Kreisel mit sich selbst, eilt dann voraus und wieder zurück und bellt vergnüglich in die klare Winterluft, als wollte sie zeigen, daß ein guter Hund gerade so viel Lust am Jagen hat wie der Jäger selbst. Jetzt sind wir auf dem Felde angelangt. „Luska, zurück!“ Auf freier Flur sucht der Jäger den Hasen selbst, da braucht ihm der Hund erst nach dem Schusse zu helfen. Breite auf, Breite ab geht es, das Auge schweift links und rechts und geradeaus, aber kein „Krummer“ wird hoch – nichts läßt sich blicken.

Doch! War da links nicht eben ein schwarzer Strich in der Furche? Wir haben uns wohl geirrt, nichts ist zu sehen. Noch einmal blicken wir zur Seite. Da ist die schwarze Linie wieder – und wieder ist sie verschwunden. „Lampe, alter Freund, bist du neugierig, wer da bei dem tiefen Schnee im Felde herumspaziert? Du wirst es zu deinem Schaden bald erfahren!“ Im Bogen geht es näher heran. Jetzt können wir ihn über den Rücken des nächsten Feldstückes sitzen sehen. Wie drückt sich der Bursch so fest ins Lager, er glaubt immer noch, er könne sich unsichtbar machen. Es ist unweidmännisch, einen Hasen im Lager zu schießen. Der Hut ist vom Kopf und fliegt Meister Lampe dicht vors Gesicht. Wie der Blitz ist er hoch und flüchtig geht’s dem Walde zu. Das Gewehr liegt am Backen – ein Druck – es knallt, aber Lampe stürmt munter weiter und „schnirzelt mit der Blume“ und die nachstürmende Luska giebt die aussichtslose Jagd bald auf. Ja! wenn jeder Schuß träfe, möchte der Teufel Hase sein!

Jetzt kommen wir auf eine Hude (Weidefläche vor dem Walde), wo einzelne Büsche und Binsengewirr dem Hasen Deckung gewähren. Hier ist Luskas Feld. „Voran, mein Hund!“ In flottem Trabe sucht die Hündin in Zickzacklinien gegen den Wind mit hoher Nase vor uns her. Jeder Busch, jedes Gestrüpp wird untersucht, es ist eine Lust, die „ferme“ Hündin arbeiten zu sehen. Da wird sie langsamer – der Kopf fährt herum und der ganze Körper ist zu Erz erstarrt – „sie steht“. Welch herrliche Bilder zaubert die Jagd doch dem Weidmann vor! Karl Brandt.