hatte den Ort mit der ganzen Herrschaft Engstingen, wozu außer Groß-Engstingen Güter und Rechte zu Klein-Engstingen, Meidelstetten, Honau und Unter- und Oberhausen gehörten, im Jahr 1694 von dem Bisthum Chur, für 90.000 Gulden gekauft. Früher besaßen die Herrn von Neuhausen die Herrschaft als Churisches Lehen, bis sie im Jahr 1635 ausstarben, worauf der Bischof von Chur sich in eigener Person zu Groß-Engstingen huldigen ließ und die Herrschaft als „jetzt regierender Herr vor sich selbst,“ in Besitz nahm.
Es ist wahrscheinlich, daß die Herrschaft durch den Bischof Hartbert, den wir oben S. 5. 122. 130. durch die Urkunde des Kaisers Otto IV. kennen gelernt haben, an Chur gekommen, und daß dieser Hartbert ein Herr von Engstingen gewesen sey. Ein Conrad von Engstingen kommt noch in einer Urkunde vom Jahr 1292 als Zeuge vor.[1] Noch sind auch die Ruinen eines ansehnlichen Schlosses in Groß-Engstingen vorhanden, wo ohne Zweifel die alten Herrn von Engstingen ihren Sitz hatten, wie ihn später die Herrn von Neuhausen und nach ihnen die Churischen und endlich die Zwifaltischen Obervögte darin hatten. Das Schloß wurde erst von Herzog Karl nach der Erwerbung des Orts abgebrochen. Mit dem Schlosse war ein Gut verbunden, das Karl, der die Erwerbung als Kammerschreiberey gut behandelte, an die Einwohner verkaufte.
Ohne Unterscheidung, ob Groß- oder Klein? kommt Engstingen in zwey Urkunden des 13ten Jahrhunderts vor; in der einen schenkt Berthold von Lichtenstein im Jahr 1278 dem Kloster Offenhausen Güter in Ochsenwang, und entschädigt dafür die von Bürglen, von denen er sie zu Lehen hatte, mit Gütern in Angstingen (Engstingen), in der andern schenkten schon vorher Berthold und Albert von Nifen (Neufen) demselben Kloster einen Hof in Engstingen.[2] Ohne
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Reutlingen. Stuttgart und Tübingen: , 1824, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Reutlingen_138.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)