Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält | |
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Karlos
sieht wieder in den Brief, und betrachtet den Pagen mit zweifelhafter forschender Miene. Nachdem er einen Gang durch den Saal gemacht hat.
Du hast noch Aeltern? Ja. Dein Vater dient
dem Könige, und ist ein Kind des Landes?
Page.
Er fiel bei S. Quentin, ein Obrister
der Reuterei des Herzogs von Savoyen,
und hieß Alonzo, Graf von Henarez.
Karlos
indem er ihn bei der Hand nimmt und die Augen bedeutend auf ihn heftet.
Sohn des Alonzo, du bist sechszehn Jahr alt,
mehr bist du nicht – wenn du dem dreißigsten
dich nähern wirst, ist diese Welt verwandelt.
Dann, junger Freund, wenn deine Ruhmbegier,
im Sonnenlicht der Majestät entfaltet,
des Glückes goldne Preiße feurig sucht,
dann ist die Reih an mir, sie auszutheilen.
Noch steht die Wahl dir frei. Besinne dich.
Quält dich der Stolz, der Ehre Vollgenuß
als Knabe schon, als Jüngling zu verpraßen,
durch eine frühe Missethat den Sommer
der Größe zu beschleunigen – wolan
verrathe deines Königs Sohn. So hoch
wird dich Dom Philipps Dankbarkeit nicht heben,
als Karlos Haß dich stürzen kann. Sei klug,
und pflanze hier in seines Erben Brust,
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft3_006.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)