Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält | |
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Den folgenden Abend fanden wir uns zeitiger, als gewöhnlich, auf dem Markusplaz ein. Ein plözlicher Regenguß nöthigte uns, in ein Kaffehauß einzutreten, wo gespielt wurde. Der Prinz stellte sich hinter den Stuhl eines Spaniers, und beobachtete das Spiel. Ich war in ein anstoßendes Zimmer gegangen, wo ich Zeitungen las. Eine Weile darauf hörte ich Lermen. Vor der Ankunft des Prinzen war der Spanier unaufhörlich im Verluste gewesen, jezt gewann er auf alle Karten. Das ganze Spiel wurde auffallend verändert, und die Bank war in Gefahr, von dem Pointeur, den diese glükliche Wendung kühner gemacht hatte, aufgefodert zu werden. Ein Venetianer, der sie hielt, sagte dem Prinzen mit beleidigendem Ton - er störe das Glük und er solle den Tisch verlassen. Dieser sah ihn kalt an und blieb; dieselbe Fassung behielt er als der Venetianer seine Beleidigung französisch wiederholte. Der leztere glaubte, daß der Prinz beide Sprachen nicht verstehe, und wandte sich mit verachtungsvollem Lachen zu den übrigen. „Sagen sie mir doch meine Herren, wie ich mich diesem Bakardo verständlich machen soll“ Zugleich stand er auf und wollte den Prinzen beim Arm ergreiffen; diesen verließ hier die Geduld, er pakte den Venetianer mit starker Hand und warf ihn unsanft zu Boden. Das ganze Haus gerieth in Bewegung. Auf das Geräusch stürzte ich herein, unwillkührlich rief ich ihn bei seinem Namen. Nehmen Sie sich in Acht Prinz, sezte ich mit Unbesonnenheit hinzu, wir sind in Venedig. Der Name
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_074.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)