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Textdaten
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Autor:
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Titel: Institutskarneval
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 32
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Karneval im Institut.
Nach einem Gemälde von Josef Weiser.

[32] Institutskarneval. (Mit Illustration S. 4 und 5.) Heute sieht es einmal lustig aus in dem sonst so ernsthaften Klassenzimmer! Studierlampe und Globus sind bei Seite gerückt, unbeachtet von den Vorsteherinnen prangt auf der großen Tafel eine höchst verpönte Kunstleistung der mutwilligen Jugend, aber niemand achtet darauf, denn die Zeit drängt; in einer halben Stunde soll der Ball beginnen, und wie viel ist bis dorthin noch zu thun. Das Festspiel wird herrlich werden, der junge Litteraturlehrer, das Ideal der gesammten Oberkasse, hat es gedichtet, mit einer gewissen Rücksichtnahme auf die vorhandenen Kostüme freilich, aber gerade deshalb um so genialer erdacht: eine Huldigung der Künste vor der höchsten von allen, der Poesie. Figuren aus klassischen und modernen Dichtungen leiten die Handlung ein; zum Schluß kommen palmentragende Genien mit weißen Gewändern und Lockenhaaren. Soeben ist man mit deren Anputz fertig geworden und sie treten den Abmarsch auf die Bühne an, begleitet von der ersten Gouvernante, die das Soufflirbuch trägt und sich gerade noch einmal von der Leistungsfähigkeit ihres Trüppleins überzeugt hat. Steht es bei den „Großen“ ebenso sicher?! Man weiß es nicht gewiß, und deshalb „überhört“ eine barmherzige Seele aus dem Volk geschwind noch die Helden und Heldinnen. Gerade stockt Dorothea in ihrer Rede, sie fühlt den Augenblick kommen, wo die Erinnerung plötzlich versinkt und nur das schreckliche Bewußtsein bleibt, daß man jetzt etwas sagen sollte, das mit aller Anstrengung nicht beizuschaffen ist! Theilnahms- und ahnungsvoll blickt der neben ihr stehende Hermann auf das rettende Papier; Max Piccolomini aber, in einer Sturmhaube, welche er nicht in seinem Kürassierregiment gefunden, sieht gespannt hinüber nach dem Wandschirm, hinter dem gerade die erste Vorsteherin sich bemüht, Theklas allzu rothe Backen durch einen Puderüberzug mit schwermütiger Blässe anzukränkeln.

Im Mittelgrunde kniet Corinna und heftet mit eiligen Fingern dem Trompeter von Säckingen die bunte Schleife an das Beinkleid. Lachend schaut die übermütige Blondine zu ihr nieder - sie kann sich noch nicht recht in das knappe Collet finden, und es steht zu vermuten, daß ihr auch Perücke, Federhut und Schnurrbärtchen keinen allzu drohenden Charakter verleihen werden. Die vom Stadtmusikus entliehene Trompete steckt noch in der neben Thekla stehenden Schachtel, sie kommt zuletzt, wenn das Stoßrappier umgehangen ist. Die zweite der gefährlichen, noch am Boden liegenden Waffen hat sich flehentlich das lustige Backfischlein ausgebeten, die muthmaßliche Künstlerin des idealen Lieutenantskopfes an der Tafel, die aus dem Hintergrund halbangezogen herauslacht und sich „furchtbar“ über die lang ersehnten Bubenhosen freut. Aber weit über solche Kindereien erhaben, in süßer eben erblühter Mädchenschöne stehen die beiden Siebzehnjährigen im Vordergrunde: Leonore von Sanvitale und Jung Werners Lieb, Margaretha. Die erstere betrachtet lächelnd von der Seite den angehenden Trompeter, die letztere heftet den träumerischen Blick auf die harmlosen Toilettenkünste der alten Lehrerin, aber ihre Gedanken fliegen dabei weit über das Institut hinaus, ins nächste Jahr, wo sie erwachsen in die Welt geführt wird . . . auf wirkliche Bälle . . . andern Erfolgen entgegen, als sie auf einem Institutsball blühen! . . .