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„Völkermord in Ruanda“ – Versionsunterschied

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Schätzungen zur genauen Zahl der auch [[Génocidaire]]s genannten Täter weichen erheblich voneinander ab. Einzelne Studien gehen von einigen Zehntausend Tätern aus, andere Autoren sprechen von drei Millionen. Vielfach basieren diese Angaben auf Spekulationen.<ref>{{BibISBN|0801444489|Seite=115|Kommentar=Anmerkung 28}}</ref> Eine 2006 veröffentlichte [[Empirische Sozialforschung|empirische Studie]] schätzt die Zahl der Täter, die einen oder mehrere Morde begingen, auf 175.000 bis 210.000. Das entspricht einem Anteil von etwa sieben bis acht Prozent der damaligen erwachsenen Hutu beziehungsweise 14 bis 17 Prozent der männlichen erwachsenen Hutu.<ref>{{BibISBN|0801444489|Seite=117 f|Kommentar=Als Erwachsene gelten in diesem Fall alle 18- bis 54-Jährigen.}}</ref> Im Jahr 1997 hatte in Ruanda die Zahl der Inhaftierten, denen Völkermorddelikte vorgeworfen werden, einen Spitzenwert von 140.000 Personen erreicht. Im Jahr 2000 wurden 110.000 und 2006 noch etwa 80.000 Inhaftierte gezählt.<ref>{{BibISBN|0801444489|Seite=98|Kommentar=Zahlen für das Jahr 2000}} Und bei Axel T. Paul: ''Schuld.'' S. 42 (für 1997 und 2006).</ref>
 
Die Täter waren mit überwältigender Mehrheit Männer. Der Anteil der Frauen lag bei etwa drei Prozent.<ref>{{BibISBN|0801444489|Seite=100}}</ref> [[Pauline Nyiramasuhuko]], Ministerin für Familie und Frauen, war am Völkermord in Ruanda maßgeblich beteiligt. Sie hielt über den staatlichen Radiosender [[Radio Rwanda]] aufstachelnde Reden,<ref name="Times 1">{{Literatur |Autor=[[Peter Landesman]] |Titel=A Woman’s Work |Sammelwerk=[[The New York Times]] |Datum=2002-09-15 |Sprache=en | online], englisch |Abruf=2014-04-18}}</ref> hetzte Hutu-Milizen in Butare auf Flüchtlinge, rief zur Massenvergewaltigung von Tutsi-Frauen auf und wählte dabei einige der Opfer persönlich aus.<ref name="Spiegel.49/2002">{{Der Spiegel |ID=25832008 |Autor=[[Alexander Smoltczyk]] |Titel=Tage des Gerichts |Jahr=2002 |Nr=49 |Seiten=}}</ref> Sie ist die erste Frau, die wegen Völkermord und [[Vergewaltigung#Vergewaltigungen im Krieg|Vergewaltigung als Verbrechen gegen die Menschlichkeit]] verurteilt wurde.<ref name="SpiegelOnline.2011-06-24">{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/politik/ausland/ruanda-erste-frau-muss-wegen-voelkermords-lebenslaenglich-hinter-gitter-a-770480.html |titel=Ruanda: Erste Frau muss wegen Völkermords lebenslänglich hinter Gitter |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2011-06-24 |abruf=2014-04-18}}</ref><ref>Dominic Johnson: [http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=a2&dig=2011%2F06%2F25%2Fa0122&cHash=79a4a72c315eae3baa1e7cdb4bf0adf0 ''Ministerin für Vergewaltigung'']. In: ''Die Tageszeitung'', 25. Juni 2011, abgerufen am 18. April 2014.</ref>
 
Täter kamen aus allen Teilen der Bevölkerung. An der Spitze standen Personen mit Macht und Einfluss im Militär, in der Politik sowie in der Verwaltung. Das traf auf die nationale und auf die lokale Ebene zu. Von ihrer Anzahl her waren diese Eliten wenig bedeutend. Das Gros der Génocidaires setzte sich aus gewöhnlichen ruandischen Männern zusammen.<ref>{{BibISBN|0801444489|Seite=107 f. |Kommentar=So die Formulierung von Scott Straus, der sich dabei bewusst an [[Christopher Browning]] anlehnt.}}</ref> Sie unterschieden sich hinsichtlich ihrer Bildung, ihres Berufs, ihres Alters und der Anzahl ihrer Kinder nicht vom Bevölkerungsdurchschnitt.<ref>{{BibISBN|0801444489|Seite=108}}</ref> Täteranalysen deuten an, dass die gewaltsamsten unter ihnen junge, unterdurchschnittlich gebildete Männer waren mit wenigen oder keinen Kindern. Zugleich zeigen sie, dass die lokalen Initiatoren von Völkermordaktionen zur lokalen Elite gehörten. Diese Personengruppe war sehr gut in das lokale Gemeinwesen integriert und besaß eine überdurchschnittliche Bildung.<ref>{{BibISBN|0801444489|Seite=103–121|Kommentar=Zum Sozialprofil der lokalen Täter}}</ref>