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„Suizid durch Kohlenmonoxidvergiftung“ – Versionsunterschied

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{{Hinweis Suizid}}
'''Suizid durch Kohlen(stoff)monoxidvergiftung''' bezeichnet eine Art des [[Suizid]]s, bei dem in einem geschlossenen Raum die Luft mit [[Kohlenstoffmonoxid]] (CO) angereichert wird. Als CO-Quelle für die Selbsttötungen werden zumeist benzinbetriebene Verbrennungsmotoren und Holzkohlefeuer benutzt. InzwischenBereits wenigerseit verbreitet2008 ist das Laufenlassen eines Automotors in der Garage weniger verbreitet, da aufgrund der modernen [[Autokatalysator|Katalysatoren]] nur geringemehr geringere CO-Konzentrationen erreicht werden.<ref>[httphttps://www.zeit.de/2008/23/Stimmts-Abgasvergiftung ''Stimmt’s: Suizid in der Garage''.] In: ''[[Die Zeit]].'', Nr. 23/2008</ref>
 
== WirkungsmechanismusWirkmechanismus ==
Durch unvollständige Verbrennung kohlenstoffhaltiger Materialien erhöht sich in geschlossenen Räumen die KohlenstoffmonoxidkonzentrationKonzentration von Kohlenstoffmonoxid (CO) stetig. WegenDie Giftwirkung erfolgt eher nicht über eine Absenkung der Sauerstoffkonzentration (knapp 21 Volumsprozent O<sub>2</sub> in frischer, trockener [[ToxizitätLuft]]), (undsondern nicht,über wieeinen manchmalvergleichsweise angenommen,geringen desAnteil Sauerstoffrückgangs)an sind[[Toxizität|hochgiftigem]] CO. Wenn CO-Wertebelastete vonLuft nurlängere einemZeit Zehnteleingeatmet Prozentwird, dergenügen Luftschon tödlich,Konzentrationswerte sofernum sieein längerZehntel eingeatmetVolumenprozent Kohlenstoffmonoxid, um tödlich zu werdenwirken.<ref>[http://www.engineeringtoolbox.com/carbon-monoxide-d_893.html Kreuztabelle Belastungszeit] vs. [[Parts per million|ppm]] (englisch)</ref> Die unvollständige [[Verbrennung (Chemie)|Verbrennung]] von [[Kohlenstoff]] erzeugt Kohlenstoffmonoxid, welches sich stark an [[Hämoglobin]] bindet, wodurch rasch die Fähigkeit des Blutes nachlässt, den Körper mit [[Sauerstoff]] zu versorgen. Dies führt zum Tod durch [[Hypoxie (Medizin)|Hypoxie]], hervorgerufen durch eine [[KohlenstoffmonoxidintoxikationKohlenstoffmonoxidvergiftung]].<ref name="psychservices.psychiatryonline.org">{{citeLiteratur journal|doiAutor=10W.1176/appi.ps S.52.6.836 |author=WS Chung, CMC. M. Leung |titleTitel=Carbon monoxide poisoning as a new method of suicide in Hong Kong |journalSammelwerk=Psychiatr Serv |volumeBand=52 |issueNummer=6 |pages=836–837 |yearDatum=2001-06 |monthSeiten=June836–837 |pmid=11376237 |urlOnline=http://www.psychservicesps.psychiatryonline.org/cgi/contentdoi/full/5210.1176/appi.ps.52.6.836 |DOI=10.1176/appi.ps.52.6.836 |PMID=11376237}}</ref><ref>[{{Webarchiv |url=http://app1.chinadaily.com.cn/star/2002/0530/fe19-1.html |text=''Life is precious''. (englisch)] |wayback=20160304060741 |archiv-bot=2019-05-16 12:26:59 InternetArchiveBot}}</ref> Überlebende (z.&nbsp;B. durch Rettungsmaßnahmen nach vorzeitigem Auffinden) benötigen meist [[Intensivmedizin]] und tragen oft bleibende Hirnschäden davon.
 
Laut Feststellungen der [[Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung]] wird in der BRD gegenwärtig zur Durchführung von Suiziden durch Kohlenmonoxidvergiftung am häufigsten auf Holzkohlegrillvorrichtungen (v.&nbsp;a. Einweggrille) zurückgegriffen. Dabei werden von Personen, die zu dieser Methode greifen, in kleineren Räumen (Zelten, Automobilkabinen etc.) Grille angezündet, um so die erforderliche Gaskonzentration zu generieren, um den Tod herbeizuführen. Um ein Entweichen von Rauch bzw. Gas (und damit eine Gefährdung Dritter oder ein Herabsinken der Gaskonzentration unter die tödliche Konzentration) zu verhindern, werden nach den Beobachtungen ermittelnder Kriminalbeamten dabei häufig Ritzen an den Rahmen von Fenstern und Türen, Türunterseiten, Schlüssellöcher etc. mit Dichtungsband und dergleichen abgeklebt. Recht häufig wird auch im Rahmen von Gruppensuiziden auf dieses Mittel zurückgegriffen: Für Aufsehen und rege Berichterstattung in der Presse sorgte beispielsweise der Suizid von drei Teenagern durch Herbeiführung einer Kohlenmonoxidvergiftung mit Hilfe von Einweggrills in einem Zelt im Jahr 2011<ref>{{Der Spiegel |ID=80726189 |Titel=Suizid: One way ticket in die Hölle |Jahr=2011 |Nr=40 |Seiten=}}</ref> oder der Suizid von drei Frauen in einer Blockhütte in Nordhessen im Jahr 2014.<ref>[https://www.op-online.de/hessen/selbstmord-blockhuette-durch-kohlenmonoxid-obduktion-drei-frauen-voehl-3342688.html ''Obduktion bestätigt Anzeichen. Selbstmord in Blockhütte: Kohlenmonoxid-Tod''.] In: ''Offenbacher Post online'', 31. Januar 2014.</ref>
 
== Suizid mithilfe von Holzkohle ==
Durch Abbrennen von Holzkohle wird in einem abgedichteten Raum eine letale Kohlenstoffmonoxid-IntoxikationKohlenstoffmonoxidvergiftung herbeigeführt.<ref>''RechtsmedizinZwei 2011Fälle von Dreifachsuiziden mithilfe von Holzkohle.'' In: ''Rechtsmedizin''. SpringerBand Verlag21, Nr. 20102, 21April 2011, S.&nbsp;111–115. [[doi:10.1007/s00194-010-0727-8]]</ref> Diese Art desder SelbstmordsSelbsttötung gefährdet die Rettungskräfte und auffindende Angehörige erheblich.
 
Obwohl diese Suizid-Methode bereits 1844 in [[Eugène Sue]]s ''Der ewige Jude'' erwähnt wurde,<ref>''Der ewige Jude.'', Kapitel 3. [http://www.gutenberg.org/ebooks/15295 Komplettes Buch] (französisch)</ref> war die Vorgehensweise in Wataru Tsurumis im Jahr 1993 ursprünglich auf Japanisch erschienenem Werk ''Vollständiges Handbuch des Suizids'' ([[Deutsche Sprache|deutsche]] Ausgabe noch nicht vorhanden) nicht verzeichnet. Tsurumis Schrift war im asiatischen Raum bekannter als die von Sue.
 
Im November 1998 tötete sich eine Frau mittleren Alters in [[Hongkong]] mithilfe eines Holzkohlegrills in ihrem kleinen, gut abgeschlossenen Schlafzimmer.<ref>{{citeLiteratur journal|authorAutor=K. KPP. Chan, PSP. S. Yip, J. Au, DTD. T. Lee |titleTitel=Charcoal-burning suicide in post-transition Hong Kong |journalSammelwerk=Br J Psychiatry |volumeBand=186 |issueNummer= 1|pages=67–73 |yearDatum=2005-01 |monthSeiten=January67–73 |pmid=15630126 |doi=10.1192/bjp.186.1.67 |urlOnline=http://bjp.rcpsych.org/cgi/content/full/186/1/67 |DOI=10.1192/bjp.186.1.67 |PMID=15630126}}</ref> In jener Zeit litt Hongkong unter der „[[Asienkrise]]“ und die Suizidrate stieg generell. Nachdem Details jenes Freitods [[Werther-Effekt|großflächig in den lokalen Medien behandelt]] worden waren, gab es viele Nachahmer. Binnen zweier Monate wurde Suizid durch Holzkohle so die dritthäufigste Suizidart Hongkongs.<ref name="newscientist.com">[httphttps://www.newscientist.com/article.ns?id=/dn3448-media-coverage-boosts-charcoal-burning-suicides/ ''Media coverage boosts ‘charcoal burning’ suicides.''] In: ''New Scientist,.'' 28. Februar 2003. (englisch)</ref> Sie zeichnete 1998 für 1,7 % und 1999 für 10,1 % der Fälle verantwortlich.<ref>{{citeLiteratur journal|authorAutor=C. CMM. Leung, WSW. S. Chung, EPE. P. So |titleTitel=Burning charcoal: an indigenous method of committing suicide in Hong Kong |journalSammelwerk=J Clin Psychiatry |volumeBand=63 |issueNummer=5 |pages=447–50 |yearDatum=2002-05 |monthSeiten=May447–450 |pmid=12019670 |doiDOI=10.4088/JCP.v63n0512 |PMID=12019670}}</ref> 2001 hatte sie Erhängen als zweithäufigste Methode (nach Springen von Hochhäusern) verdrängt, was etwa 25 % aller Suizide ausmachte.<ref name="newscientist.com" /> Seitdem wird die Methode auch im Rest Chinas sowie in Taiwan und Japan praktiziert.<ref name="PMID25859754">S. S. Chang, S. S. Kwok u.&nbsp;a.: ''The association of trends in charcoal-burning suicide with Google search and newspaper reporting in Taiwan: a time series analysis.'' In: ''Social psychiatry and psychiatric epidemiology.'' [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck] April 2015, {{ISSN|1433-9285}}, [[doi:10.1007/s00127-015-1057-7]],. PMID 25859754.</ref>
 
Sowohl bei der Verbreitung der Methode wie auch im Präventivbereich spielen die Massenmedien eine entscheidende Rolle.<ref>C. Oehme, R. Penning: ''Suizid durch Kohlenmonoxidvergiftung mithilfe des Holzkohlegrills.''. In: ''Rechtsmedizin'', April 2011, Band 21, AusgabeNr. 2, April 2011, S. 102–105.</ref> Um weitere Fälle zu vermeiden, veranlasste die Regierung Hongkongs, klassische Holzkohlegrills durch Elektrogrills zu ersetzen. Einige [[Nichtregierungsorganisation]]en kooperierten mit Holzkohlehändlern, um die Botschaft „schätze dein Leben“ mittels Aufklebern auf den Packungen zu verbreiten.
 
Am 9. März 2007 schied [[Brad Delp]], Sänger der Rockgruppe [[Boston (Band)|Boston]], auf diese Art aus dem Leben.<ref>Les Macdonald: ''The Day the Music Died''. S. 374</ref>
 
== Suizid mithilfe von Pkw-Abgasen ==
Zwischen 1980 und 1987 wurden in der Umgebung von Köln durchschnittlich acht Suizide im Jahr mithilfe von Pkw-Abgasen verübt. Bis 1999 ging die Häufigkeit auf einen Todesfall pro Jahr zurück. Ursache des Rückgangs war die Ausrüstung der Pkw mit Katalysatoren. Aufgrund des nunmehr geringen CO-Anteils in den Abgasen ist eine letale KohlenstoffmonoxidintoxikationKohlenstoffmonoxidvergiftung nicht mehr zu erwarten.<ref>[http://linkT.springer Riepert, R.com/article/10 Iffland, H.1007/s00194-002-0127-9 Käferstein: ''Rückgang der Suizide durch Autoabgase nach Einführung der Katalysatortechnik.'' In: ''Rechtsmedizin'', 12, 2002, S. 24. [[doi:10.1007/s00194-002-0127-9]]</ref>
 
== Suizid mithilfe chemischer Reaktion zweier Säuren ==
 
Mischt man die beiden Säuren [[Schwefelsäure]] (H<sub>2</sub>SO<sub>4</sub>) und [[Ameisensäure]] (CH<sub>2</sub>O<sub>2</sub>), so bilden sich in einer exothermen Reaktion Wasser (H<sub>2</sub>O) und Kohlenstoffmonoxid; diese Reaktion wurde schon zu Suizidversuchen benutzt.<ref>M. Santamaria, C. G. Erker u.&nbsp;a.: ''Kohlenmonoxidintoxikation in suizidaler Absicht durch ein Gemisch aus Schwefelsäure und Ameisensäure.'' In: ''Notfall + Rettungsmedizin'', 6/2013, S. 457–459. [[doi:10.1007/s10049-013-1724-8]]</ref>
 
== Beratungsangebote ==
Für Personen, die einen Suizid durch Kohlenmonoxidvergiftung erwägen (oder auch einen Suizid mit anderen Mitteln erwägen), die aber für Alternativen offen sind, haben Personen bzw. Organisationen, die diese Handlungsweise ablehnen, verschiedene Beratungsangebote wie z. B. die [[Telefonseelsorge]] eingerichtet, bei denen sie sich über Alternativen beraten und z. T. sogar praktische Unterstützung vermitteln lassen können.
 
== Siehe auch ==