„Oskar Zwintscher“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Zwintscher selbstbildniss 1895.jpg|mini|hochkant|''Selbstbildnis'', 1895]]
'''Oskar Bruno<ref>[https://digital.slub-dresden.de/id31475276Z/1104 ''Adreßbuch für Dresden und seine Vororte''], 1904, Teil I, S. 972.</ref> Zwintscher''' (* [[2. Mai]] [[1870]] in [[Leipzig]]; † [[12. Februar]] [[1916]] in [[Loschwitz]] bei [[Dresden]]) war ein deutscher [[Malerei|Maler]].
== Leben ==
Oskar Zwintscher war Sohn des Klavierpädagogen [[Bruno Zwintscher]] (1838–1905) und Bruder des Pianisten [[Rudolf Zwintscher]] (1871–1946). Er studierte von 1887 bis 1890 an der [[Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig#Geschichte|Leipziger Kunstakademie und Kunstgewerbeschule]] und war von 1890 bis 1892 Schüler von [[Leon Pohle]] und [[Ferdinand Pauwels]] an der [[Hochschule für Bildende Künste Dresden|Kunstakademie Dresden]]. Nach seinem Studium ließ er sich als freischaffender Künstler in [[Meißen]] nieder, wo er einige Jahre auf der [[Albrechtsburg]] lebte und durch das „Munkelt’sche Legat“, ein [[Stipendium]] der ''E. Munkelt’schen Stiftung für sächsische Maler'', für drei Jahre frei arbeiten konnte. 1898 trat er erstmals mit einer größeren Kollektion seiner Werke an die Öffentlichkeit. Er war 1898 Preisträger beim ersten Preisausschreiben des Unternehmers [[Ludwig Stollwerck]] für Entwürfe von Stollwerck-[[Sammelbilder]]n. An dem Wettbewerb beteiligten sich viele namhafte Künstler, Preisrichter waren u. a. [[Emil Doepler]] d. J., [[Woldemar Friedrich]], [[Bruno Schmitz]] und [[Franz Skarbina]].<ref>''Kunstgewerbeblatt'', 9. Jahrgang 1898.</ref> Um seinen Lebensunterhalt aufzubessern, arbeitete Zwintscher zeitweise als [[Karikatur]]ist für die ''[[Meggendorfer-Blätter]]''.<ref>{{Literatur |Autor=Ralf Hübner |Titel=Der noch immer rätselhafte Maler |Sammelwerk=[[Sächsische Zeitung]] |Datum=2020-05-02}}</ref>
Im Jahr 1898 wurde Zwintschers Sammelbildserie „Jahreszeiten“ veröffentlicht, 1900 folgte die Serie „Das Gewitter“. 1902 besuchte er auf Einladung von [[Rainer Maria Rilke]] die [[Künstlerkolonie Worpswede]], wo er ein Porträt von ihm und dessen Frau [[Clara Westhoff|Clara]] malen sollte. Es wird vermutet, dass die Empfehlung vom Maler [[Heinrich Vogeler]] kam, den er im Jahr 1900 kennengelernt hatte.<ref>{{Literatur |Autor=Janina Majerczyk |Titel=Oskar Zwintscher: Zwischen Symbolismus und Neuer Sachlichkeit |Reihe=Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag: Kunstgeschichte |BandReihe=10 |Verlag=Tectum Wissenschaftsverlag |Ort=Baden-Baden |Datum=2019 |ISBN=978-3-8288-7310-0 |Seiten=35 | Buch |BuchID=vbXEDwAAQBAJ |Seite=35 |Hervorhebung="Zudem besuchte Zwintscher 1902" "Worpswede"}}}}</ref>
[[Datei:Grab Oskar Zwintscher.JPG|thumb|left|upright|Grab Oskar Zwintschers]]▼
Die Bilder Zwintschers stehen ganz in der malerischen Tradition eines Cranach oder Holbein. Sie sind keine subjektiven Momentaufnahmen, sondern eine wirklichkeitsgetreue Aufnahme im Stile der alten Meister. [[Ludwig Richter]], [[Moritz von Schwind]] und [[Arnold Böcklin]] haben den jungen Künstler beeinflusst. Mit dem Maler [[Sascha Schneider]] (Rudolf Karl Alexander Schneider) verband ihn eine enge Freundschaft. ▼
▲[[Datei:Grab Oskar Zwintscher.JPG|
Seit 1903 unterrichtete Zwintscher als Professor an der [[Dresdner Kunstakademie]]. Er war ein sehr sorgfältiger, ja pedantischer Maler und ein prinzipieller Gegner des [[Impressionismus]]. Ein Zeitgenosse beschrieb ihn einmal als „einen guten Sachsen und echten Sohn der mitteldeutschen Ebene, aber auch etwas geschäftsfremd und versponnen.“ ▼
Ab 1903 unterrichtete Zwintscher als Professor an der [[Kunstakademie Dresden]]. Er war auch ein frühes Mitglied des [[Deutscher Künstlerbund|Deutschen Künstlerbunds]].<ref>[https://www.kuenstlerbund.de/deutsch/historie/archiv/archiv.html ''Mitglieder seit 1903''] auf der Website des ''Deutschen Künstlerbundes'', zuletzt abgerufen am 7. Dezember 2017.</ref> Bereits an der ersten DKB-Jahresausstellung, die 1904 im [[Staatliche Antikensammlungen|Königlichen Kunstausstellungsgebäude]] am Königsplatz in München noch mit Hilfe der [[Münchener Secession|Sezessionisten]] organisiert wurde, nahm er mit einem Ölgemälde in [[Symbolismus (Bildende Kunst)|symbolistischem Jugendstil]] teil.<ref>''X. Ausstellung der Münchener Sezession: Der Deutsche Künstlerbund (in Verbindung mit einer Ausstellung erlesener Erzeugnisse der Kunst im Handwerk).'' Ausstellungskatalog. Verlagsanstalt F. Bruckmann, München 1904, S. 33, Abb. 51 (''Knabe und Lilie'').</ref> 1904 war er Preisrichter bei einem Preisausschreiben der Unternehmer Ludwig Stollwerck und [[Otto Henkell]] um die Einreichung von Entwürfen „von Illustrationen zum Zweck der Propaganda für ihre Fabrikate Schokolade bzw. Kakao und Champagner.“ Weitere Preisrichter waren dabei Emil Doepler d. J., Woldemar Friedrich, [[Claus Meyer (Maler)|Claus Meyer]], Bruno Schmitz, [[Raffael Schuster-Woldan]] und Franz Skarbina.<ref>''Kunstgewerbeblatt'', 15. Jahrgang 1904.</ref>
Oskar Zwintscher starb 1916 in
== Einordnung ==
{{Überarbeiten|grund=Eine Kritik an den kunsthistorischen Formulierungen hier wurde 2011, vor zehn Jahren, auf der Diskussionsseite formuliert, es wäre schön, wenn sich mal wer drum kümmern könnte.}}
Zwintschers Werk weist vielfältige kunsthistorische Einflüsse auf. Er bediente sich sowohl griechischer als auch italienischer Bildfindungen, die er mit den aktuellen Kompositions- und Farbauffassungen des [[Jugendstil]]s vereinte, und schuf so widerspruchsvolle Balanceakte zwischen tradiertem [[Historismus]] und zeitgenössischem Jugendstil<ref>Siehe dazu {{SächsBio|Hans Sonntag|118637541|Oskar Zwintscher (1870–1916)}}</ref> im Sinne einer konservativen Moderne. Sein kühler Stil verweist aber auch schon auf die [[Neue Sachlichkeit (Kunst)|Neue Sachlichkeit]].
[[Datei:Oskar Zwintscher Portrait Heinrich Vogeler.png|mini|hochkant|''Porträt Heinrich Vogeler'', 1902]]
[[Datei:Oskar Zwintscher, Bildnis der Adele Zwintscher im Hamsterpelz, 1914.jpg|mini|hochkant|''Adele im Hamsterpelz'', 1914]]
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Mit fünfzehn Gemälden Zwintschers gehört dem Museum [[Albertinum (Dresden)|Albertinum]] neben der [[Städtische Galerie Dresden|Städtischen Galerie Dresden]] eine bedeutende Werkgruppe des Malers.<ref>{{Literatur |Autor=Andreas Dehmer; Birgit Dalbajewa |Hrsg=Staatliche Kunstsammlungen Dresden |Titel=Oskar Zwintscher im Albertinum |Verlag=Sandstein |Ort=Dresden |Datum=2021 |ISBN=978-3-95498-597-5}}</ref> Für ein Forschungsprojekt ist es 2020 gelungen, das lange als verschollen geltende Gemälde ''Adele im Hamsterpelz'', ein Porträt seiner Ehefrau Adele aus dem Jahr 1914, als langfristige Leihgabe nach Dresden zu holen. Zwintschers 150. Geburtstag am 2. Mai 2020 wurde feierlich begangen.<ref>[https://www.skd.museum/presse/2020/adele-im-hamsterpelz-kommt-zu-oskar-zwintschers-150-geburtstag-ins-albertinum/ ''„Adele im Hamsterpelz“ kommt zu Oskar Zwintschers 150. Geburtstag ins Albertinum.''] [[Staatliche Kunstsammlungen Dresden]], erschienen und abgerufen am 5. Februar 2020.</ref> Vom 14. Mai 2022 bis 15. Januar 2023 fand im Dresdner Albertinum eine Einzelausstellung unter dem Titel ''Weltflucht und Moderne. Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900'' statt. Dies war die zweite Ausstellung zu Zwintscher in Dresden nach 1982.<ref>{{Internetquelle |url=https://albertinum.skd.museum/ausstellungen/oskar-zwintscher-und-die-kunst-um-1900/ |titel=Weltflucht und Moderne |titelerg=Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900 |hrsg=Staatliches Kunstsammlungen Dresden |abruf=2022-05-14}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Trinks |Titel=Maler Oskar Zwintscher Dresden: Sächsischer Klimt in Ziegelrot |Sammelwerk=FAZ |Datum=2022-05-31 |ISSN=0174-4909 | |Abruf=2022-05-31}}</ref>
== Werke (Auswahl) ==
* ''Die schlechte Nachricht'' (1891)▼
[[Datei: Bildnis mit weißen Astern.jpg|thumb|upright|Bildnis mit weißen Astern]]▼
* ''Schwere Stunden'' (1893)▼
▲*Die schlechte Nachricht (1891)
* ''Sehnsucht'' (1895)▼
▲*Schwere Stunden (1893)
* ''Ein Gespenst des Jahrhunderts'' (1898)
▲*Sehnsucht (1895)
*
* ''Bildnis [[Clara Rilke-Westhoff]]'' (1902)
*
* ''Bildnis [[Heinrich Vogeler]]'' (1902)
* ''Die Melodie'' (1903)
* ''Pieta'' (1906)
* ''Oberbürgermeister Beutler'' (1910)
* ''Frau Apel'' (1912)
*Lenzfreude (1915)▼
* ''Partie aus meinem Garten in Loschwitz'' (1914)
*Bildnis des Schriftstellers [[Ottomar Enking]]▼
▲* ''Lenzfreude'' (1915)
*Bildnisse seiner Frau – Bildnis in Blumen (1904), Bildnis mit grünschwarzen Kacheln (1906), Gold und Perlmutter (1909), Bildnis im Sommergarten (1910)▼
▲* ''Bildnis des Schriftstellers [[Ottomar Enking]]''
▲* ''Bildnisse seiner Frau – Bildnis in Blumen'' (1904), ''Bildnis mit grünschwarzen Kacheln'' (1906), ''Gold und Perlmutter'' (1909), ''Bildnis im Sommergarten'' (1910)
<gallery mode="packed">
Sehnsucht zwintscher.jpg|''Sehnsucht'', 1895
Oskar Zwintscher Rainer Maria Rilke.jpg|''Bildnis Rainer Maria Rilke'', 1902
Zwintscher Clara Rilke-Westhoff-1902.jpg|''Bildnis Clara Rilke-Westhoff'', 1902
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Oskar Zwintscher Die Melodie 1903.jpg|''Die Melodie'', 1903
Oskar Zwintscher Gewitterschwüle 1900.jpg|<small>Stollwerck-Sammelbild ''Gewitterschwüle'', 1900</small>
Oskar Zwintscher Selbstporträt.jpg|Selbstporträt
</gallery>
== Literatur ==
* {{Literatur
* Joachim Uhlitzsch (Hrsg.): ''Oskar Zwintscher''. Seemann, Leipzig 1984.▼
|Autor=[[Hildegard Heyne]]
* Rolf Günther (Hrsg.): ''Oskar Zwintscher: 1870–1916. Leben und Werk mit dem Werkverzeichnis der Gemälde''. Sandstein, Dresden 1999.▼
|Titel=Oskar Zwintschers künstlerische Entwicklung
* Rolf Günther: ''Der Symbolismus in Sachsen 1870–1920''. Sandstein, Dresden 2005. ▼
|Ort=
|Datum=1916
|Seiten=376–389
| |diekunstmonatshe33mnuoft |Blatt=376}}}}
* {{ThiemeBecker |Autor=Hildegard Heyne |Lemma=Zwintscher, Oskar |Band=36 |Seite=613}}
* Waltraut Schumann (Red.): ''Oskar Zwintscher 1870–1916.'' Ausstellungskatalog. Dresden 1982.
▲* Rolf Günther (Hrsg.): ''Oskar Zwintscher
* Birgit Nachtwey: ''Rainer Maria Rilke und der Maler Oskar Zwintscher in Worpswede. Eine Dokumentation.'' Worpsweder Verlag, Worpswede 1999, ISBN 3-89299-190-1.
▲* Rolf Günther: ''Der Symbolismus in Sachsen 1870–1920.''
* Janina Majerczyk: ''Oskar Zwintscher. Zwischen Symbolismus und Neuer Sachlichkeit'' (= ''Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag; Reihe Kunstgeschichte.'' Band 10). tectum, Baden-Baden 2019, ISBN 978-3-8288-4357-8.
* Andreas Dehmer, Birgit Dalbajewa: ''Oskar Zwintscher im Albertinum.'' Sandstein Verlag, Dresden 2021, ISBN 978-3-95498-597-5.
* Andreas Dehmer, Birgit Dalbajewa (Hrsg.): ''Weltflucht und Moderne. Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900.'' Sandstein-Verlag, Dresden 2022, ISBN 978-3-95498-681-1.
* Andreas Dehmer, [[Susanna Partsch]]: ''Symphonie in Schwarz. Eine Spurensuche zwischen Lebensreform, Frauenbewegung und Bohème.'' Deutscher Kunstverlag, München 2023, ISBN 978-3-422-80115-8.
* Silke Beisiegel: ''Vom Suchen und FInden im Malprozess Oskar Zwintschers.'' In: ''Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung'' 37 (2024), S. 117–140.
== Weblinks ==
{{
* {{DNB-Portal|118637541}}
* {{SächsBio|Hans Sonntag|118637541|Oskar Zwintscher (1870–1916)}}
== Einzelnachweise ==
<references />
{{Normdaten|TYP=p|GND=118637541|LCCN=n83062959|VIAF=74646416}}
{{
[[Kategorie:
[[Kategorie:Mitglied im Deutschen Künstlerbund]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (HfBK Dresden)]]▼
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1870]]
[[Kategorie:Gestorben 1916]]
[[Kategorie:Mann]]
▲[[Kategorie:Hochschullehrer (Dresden)]]
{{Personendaten
|NAME=Zwintscher, Oskar
|ALTERNATIVNAMEN=Zwintscher, Oskar Bruno
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Maler
|GEBURTSDATUM=2. Mai 1870
|GEBURTSORT=[[Leipzig]]
|STERBEDATUM=12. Februar 1916
|STERBEORT=[[
}}
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