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„Hlinkas Slowakische Volkspartei“ – Versionsunterschied

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'''Hlinkas Slowakische Volkspartei''', auch '''Slowakische Volkspartei Hlinkas''' ({{skS|''Hlinkova slovenská ľudová strana''}}, kurz '''HSĽS'''), in der deutschen Kurzform auch '''Hlinka-Partei''' genannt, bis 1925 nur '''Slowakische Volkspartei''' (''Slovenská ľudová strana'', SĽS), war eine [[Slowaken|slowakische]] [[politische Partei]]. Ihre Anhänger wurden allgemein als '''Ludaken''' bezeichnet (slowakisch: ''Ľudáci'', deutsch etwa ''Volksparteiler''). Sie existierte zunächst von 1906 bis 1913 als Fraktion innerhalb der [[Slovenská národná strana (1871)|Slowakischen Nationalpartei]], danach bestand sie von 1913 bis 1945 als eigenständige Partei. In den Jahren 1938 bis 1945 war sie die [[Diktatur|diktatorische]] [[Einheitspartei]] des zunächst autonomen Landes [[Slowakei#Zwischenkriegszeit und Slowakischer Staat (1918 bis 1945)|Slowakei]] (innerhalb der [[Tschecho-Slowakische Republik|Tschecho-Slowakischen Republik]]) und danach des [[Slowakischer Staat|Slowakischen Staates]]. Ihre Parteivorsitzenden waren der katholische Priester [[Andrej Hlinka]] (1913–1938) und nach einjähriger Vakanz der katholische Priester und Theologe [[Jozef Tiso]] (1939–1945).
 
Die dem [[Politischer Katholizismus|politischen Katholizismus]] entstammende Partei vereinigte in sich mehrere ideologische Strömungen und Flügel. Insgesamt werden die Ludaken von Historikern als [[Nationalismus|nationalistisch]], [[Politischer Katholizismus|katholisch]], [[Klerikalismus|klerikal]], anti[[Sozialismus|sozialistisch]] und [[JudenfeindlichkeitAntisemitismus|antijüdisch]] eingestuft. Innerhalb des [[Königreich Ungarn|Königreichs Ungarn]] setzten sich die Ludaken gegen die [[Magyarisierung]]spolitik ein, innerhalb der [[Tschechoslowakei]] bekämpften sie die Staatsdoktrin des [[Tschechoslowakismus]] sowie die [[Zentralismus|zentralistische]] Verwaltung und forderten für die Slowakei [[Autonomie]]. Dabei radikalisierte sich die Partei, die seit 1925 die stimmenstärksten politische Kraft im slowakischen Landesteil darstellte und von 1927 bis 1929 an einer tschechoslowakischen Regierung beteiligt war, in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre deutlich in Richtung [[Autoritarismus]] und [[Totalitarismus]]. Auf dem Parteitag 1936 wurde das Motto ''„Eine Nation, eine Partei, ein Führer!“'' angenommen.
 
Die anschließende [[Einparteiensystem|Einparteiendiktatur]] der Ludaken (slowakisch ''Ľudácký režím'') von 1938 bis 1945 in der zunächst autonomen und später [[Slowakischer Staat|unabhängigen Slowakei]] wies einige Merkmale zeitgenössischer [[Faschismus|faschistischer]] Regime auf, eine eindeutige Klassifizierung als „([[Klerikalfaschismus|klerikal-]])faschistisch“ ist unter Historikern jedoch umstritten. Die an die Ideologie der Hlinka-Partei anknüpfende Personen werden als '''Neoludaken''' bezeichnet.<ref>Elena Mannová: ''Das kollektive Gedächtnis der Slowaken und die Reflexion der vergangenen Herrschaftsstrukturen.'' In: Johannes Feichtinger, UrulaUrsula Prutsch, Moritz Csáky (Hrsg.): ''Habsburg postcolonial. Machtstrukturen und kollektives Gedächtnis.'' (= ''Gedächtnis – Erinnerung – Identität'', Bd. 2) Studienverlag 2003, S. 189–196.</ref>
[[Bild:Ludak Cross (1938–1945).svg|miniatur|Das Ludakenkreuz ab 1938]]
 
== Bezeichnungen ==
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== Geschichte ==
=== Entstehung ===
Der Gründungsprozess der Partei dauerte einige Jahre. Zur Jahrhundertwende gab es in der Doppelmonarchie der [[Habsburg|Habsburger]] Österreich-Ungarn außer der kurzlebigen [[Slowakische Sozialdemokratische Partei|Slowakischen Sozialdemokratischen Partei]] (1905–1906) nur eine Partei, die spezifisch für die Interessen der [[Slowaken]] eintrat: Die [[SlowakischeSlovenská Nationalparteinárodná strana (1871)|Slowakische Nationalpartei]]. Verschiedene slowakische Persönlichkeiten, die mit der Politik der Slowakischen Nationalen Partei nicht einverstanden waren, aber dennoch slowakische Interessen voranbringen wollten, beschlossen am 14. Dezember 1905 in [[Žilina]] die Gründung der Slowakischen Volkspartei, deren formelle Gründung zunächst noch ausblieb. Weitere Persönlichkeiten, unter ihnen der katholische Priester Andrej Hlinka, traten der provisorischen Partei Anfang 1906 bei. Nationalpartei und Ludaken hatten unterschiedliche Parteiprogramme, die jedoch teils identisch waren. Trotz der in Ungarn seinerzeit üblichen Wahlmanipulationen gewann die Slowakische Volkspartei sechs Sitze und die Nationalpartei einen von insgesamt 415 Abgeordnetensitzen bei den ungarischen Parlamentswahlen von 1906.
 
Die Ludaken bestanden hauptsächlich aus ehemaligen slowakischen Mitgliedern der [[Ungarische Volkspartei|Ungarischen Volkspartei]] (''Néppárt'', gegründet 1895) und ausgetretenen Mitgliedern der Slowakischen Nationalpartei. Ihr Parteiprogramm enthielt Forderungen nach [[Nationalismus|nationalen]], [[Katholizismus|katholisch]]-religiösen und [[Liberalismus|liberalen]] Reformen, wie etwa [[Meinungsfreiheit]] und allgemeines [[Wahlrecht]].
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Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] stellten die Ludaken und die Slowakische Nationalpartei ihr politisches Engagement ein, um jeglichen Vorwand für Anschuldigungen wegen einer Tätigkeit gegen den Österreichisch-Ungarischen Staat zu verhindern. Die Partei nahm jedoch an der Gründung des (zweiten) [[Slowakischer Nationalrat (1918)|Slowakischen Nationalrats]] teil, der von Oktober 1918 bis Januar 1919 tagte.
 
Nach der Gründung der [[Tschechoslowakei]] nahmen die Ludaken ihre Tätigkeiten am 19. Dezember 1918 in Žilina wieder auf. Am 17. Oktober 1925 wurden sie nach ihrem Parteivorsitzenden Andrej Hlinka in Slowakische Volkspartei Hlinkas (HSĽS) umbenannt. Obwohl den Slowaken vor der Gründung der Tschechoslowakei im [[Pittsburgher Abkommen]] ein umfangreicher Autonomiestatus zugesagt worden war, wurde dieser in der Vorkriegs-Tschechoslowakei (1918–1939) nie verwirklicht. Die Ludaken forderten diese Autonomie ein und wehrten sich gegen eine [[ZentralstaatEinheitsstaat|Zentralisierung des Staates]]. Die Partei wandte sich auch gegen „Tschechoslowakismus“ (die Definition von Slowaken und Tschechen als einer gemeinsamen Ethnie), [[Atheismus]] und [[Protestantismus]] und festigte so ihr erz[[Konservatismus|konservatives]], streng katholisches und [[Antikommunismus|antikommunistisches]] Bild. Hlinka zum Wahlsieg der tschechoslowakischen Sozialdemokraten 1920:
{{Zitat|Ich werde 24 Stunden am Tag arbeiten, bis sich die Slowakei von einer roten Slowakei in eine weiße und christliche Slowakei wandelt.}}
 
Vom deutschen [[Kirchenkritik|Kirchen-]] und [[Religionskritik]]er [[Karlheinz Deschner]] wird die Partei Hlinkas in seinem Werk ''Kirche und Faschismus'' als [[Antisemitismus bis 1945|antisemitisch]], [[KonservativismusKonservatismus|konservativ]] und katholisch charakterisiert (S. 68, ohne zeiträumlichen Bezug dieser Charakteristik). Allerdings wurde Hlinka selbst von einer slowakischen jüdischen Zeitung für seine Judenfreundlichkeit gelobt und bestritt 1936 den Antisemitismus seiner Partei wie folgt:
{{Zitat|Ich bin kein Feind der [[Juden]], die [[politische Partei]], deren Anführer ich bin, ist nicht antisemitisch. Antisemitismus ist nicht unser Programm. Als katholischer Pfarrer bin ich mir der großen moralischen, religiösen und historischen Bedeutung des Judentums für die gesamte zivilisierte Menschheit bewusst, insbesondere für das Christentum.|ref=<ref> {{Webarchiv|text=ein von 31 prominenten slowakischen Historikern unterschriebener Text |url=http://www.postoy.sk/node/1149 |wayback=20090620060843 }}</ref>}}
 
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Ihre Hauptwählerschaft bestand aus slowakischen Bauern, hauptsächlich wegen der Kritik der Ludaken an der tschechoslowakischen Landreform von 1920–1929. Mit 17,5 % der in der Slowakei abgegebenen Stimmen war sie bei den Parlamentswahlen 1920, an denen sie gemeinsam mit der Tschechischen Volkspartei unter dem Namen „Tschechoslowakische Volkspartei“ teilnahm, die drittgrößte Partei. Mit den Regionalwahlen 1923 wurde die Partei zur größten Partei in der Slowakei und erhielt im slowakischen Teil der Tschechoslowakei bei der Parlamentswahl 1925 34,4 % und 1935 30,3 %.
 
Bei letzterer bildete sie mit der Slowakischen Nationalpartei den „Autonomie-Block“, der sich jedoch nach der Wahl wieder auflöste. Als ausgesprochene Gegner eines [[Prag]]er [[Zentralismus]] befanden sich die Ludaken meistens in der [[Opposition (Politik)|Opposition]]. Lediglich einmal waren sie Teil einer Regierung, als sie am 15. Januar 1927 der tschechoslowakischen Regierungskoalition beitraten, aber nach einem umstrittenen Gerichtsverfahren gegen das wegen [[Hochverrat]]s angeklagte Ludaken-Mitglied Dr. [[Vojtech Tuka]] trat die Slowakische Volkspartei Hlinkas am 8. Oktober 1929 aus der Regierung aus. Der Staatsverband der Tschechen und Slowaken, im Sinne einer Tschecho-Slowakischen Republik, wurde von den Ludaken bis zum Jahre 1938 grundsätzlich nicht in Frage gestellt. Eine mögliche Rückkehr zu Ungarn oder eine Konföderation der autonomen Slowakei mit [[Zweite Polnische Republik|Polen]] wurden nur in kleinen einflusslosen Gruppierungen innerhalb der Partei erwogen.
 
Der Chefideologe der Partei und spätere Staatspräsident des [[Slowakischer Staat|Slowakischen Staates]], Jozef Tiso, bezeichnete als den {{"|''Gegenstand des politischen Strebens der HSĽS […] nichts anderes als das slowakische Volk – als ein selbstständiges und selbstgenügendes Volk […]. Es sollte diesem Volk geholfen werden, moralisch und wirtschaftlich selbstständig zu werden […]. Nicht nur das materielle Interesse, sondern auch die geistige, kulturelle, die höhere ideelle Zielsetzung war das politische Programm der HSĽS […]. Die Politik der HSĽS hatte in der Tat nur das nationale Interesse des slowakischen Volkes vor Augen.''}}<ref>[[Jörg K. Hoensch|Jörg Konrad Hoensch]], ''Studia Slovaca: Studien zur Geschichte der Slowaken und der Slowakei'', {{Webarchiv|text=S. 206 |url=http://books.google.at/books?id=3q59nMrzTAUC&pg=PA178&dq=Jozef+Tiso+studierte+in+Wien&hl=de&ei=ew4mTdS5IJDysgb259ytAg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=5&ved=0CD0Q6AEwBA |wayback=20111229111913 }}.</ref> Erst als der alternde Andrej Hlinka ab 1937 langsam die Kontrolle über seine Partei verlor und den Ludaken von den Regierungen der Nachbarstaaten eine bedeutsame Rolle bei der Zerschlagung der Tschechoslowakei zugedacht wurde, konnten diese Gruppierungen ihre Ziele öffentlich propagieren.<ref>Hoensch, ''Studia Slovaca'', [http://books.google.de/books?id=3q59nMrzTAUC&pg=PA163&dq=Jozef+Tiso+politischer+Prozess&hl=de&ei=5MKqTbubJMODOpDwyP8J&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CDgQ6AEwAw#v=onepage&q&f=false S. 166].</ref> Die Hlinka-Partei verlangte während der zwanzig Jahre dauernden [[Erste Tschechoslowakische Republik|Ersten Tschechoslowakischen Republik]] vor allem die Anerkennung der ''slowakischen Nationalindividualität'' – also ein Abrücken der Prager Zentralregierung vom [[Tschechoslowakismus]] – sowie kulturelle Autonomie und Selbstverwaltung für die Slowakei im Rahmen der Tschechoslowakei.<ref>Hoensch, ''Studia Slovaca'', [http://books.google.de/books?id=3q59nMrzTAUC&pg=PA163&dq=Jozef+Tiso+politischer+Prozess&hl=de&ei=5MKqTbubJMODOpDwyP8J&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CDgQ6AEwAw#v=onepage&q&f=false S. 221].</ref>
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==== Autonomie und Errichtung der Diktatur ====
Nachdem der tschechische Teil der Tschechoslowakei das [[Sudetenland]] als Ergebnis des [[Münchner Abkommen]]s an Deutschland abtreten musste, erklärte das Exekutivkomitee der Hlinka-Partei zusammen mit fast allen slowakischen Parteien am 6. Oktober 1938 die Autonomie der Slowakei innerhalb der [[Zweite TschechoslowakischeTschecho-Slowakische Republik|Tschecho-Slowakei]]. Prag akzeptierte dies und ernannte noch am selben Tag Jozef Tiso zum Premierminister der autonomen Slowakei. In den folgenden slowakischen Regierungen waren die Ludaken die bestimmende Partei. Als am 8. November 1938 im Zuge des [[Wiener Schiedsspruch]]s dem slowakischen Teil der Tschechoslowakei rund ein Drittel seiner Gebiete an Ungarn verloren ging, vereinigten sich die Mitglieder sämtlicher Parteien in der Slowakei (d.&nbsp;h. die slowakischen Mitglieder der tschechischen Parteien in der Slowakei) mit der Hlinka-Partei und bildeten die ''Slowakische Volkspartei Hlinkas – Partei der Slowakischen Nationalen Einheit'' (HSĽS-SSNJ). Die Slowakische Nationalpartei trat den Ludaken am 15. Dezember bei.
 
Mit dem sofortigen [[Parteiverbot|Verbot]] [[Sozialdemokratie|sozialdemokratischer]], [[Kommunistische Partei|kommunistischer]] und [[Judentum|jüdischer]] Parteien machte sich die [[Autoritarismus|autoritäre]] Tendenz der neuen Partei umgehend bemerkbar, die dann auch bei der slowakischen Wahl(farce) zum [[SněmSnem SlovenskěSlovenskej republiky|autonomen slowakischen Landtag]] vom Dezember 1938 97,3 % der Stimmen (von denen 72 % an Kandidaten der ursprünglichen Hlinka-Partei gingen) für sich gewinnen konnte. Ab dem 31. Januar 1939 wurden dem ethnischen Prinzip folgend alle Parteien außer der HSĽS-SSNJ, der [[Deutsche Partei (Slowakei)|Deutschen Partei]] und der [[Vereinigte Ungarische Partei|Vereinigten Ungarischen Partei]] als Interessenvertreter der jeweiligen Minderheiten, verboten.
 
==== Slowakischer Staat ====
Nach der Ausrufung der [[ErsteSlowakischer Slowakische RepublikStaat|unabhängigen Slowakei]] am 14. März 1939 waren die Ludaken die führende Partei im vom [[NS-Staat|nationalsozialistischen Deutschland]] abhängigen autoritären Staat. Die für 1943 angesetzten Parlamentswahlen wurden kurzerhand abgesagt.
 
Ab 1939 entstand allerdings ein parteiinterner Konflikt. Der vom Parteivorsitzenden und slowakischen Präsidenten Jozef Tiso angeführte konservativ-gemäßigte Flügel wollte einen autoritären und [[Klerikalismus|klerikalen]] [[Ständestaat]] schaffen. Dieser Flügel hielt die entscheidenden Machtpositionen des Landes, der Partei und des Klerus inne. Der vom [[Nationalsozialismus]] beeinflusste rivalisierende Flügel des „Slowakischen Nationalsozialismus“ hingegen war ausgesprochen [[Antisemitismus (bis 1945)|antisemitisch]] eingestellt und forderte die Ausweisung aller Tschechen und die Gründung eines radikal-faschistischen Staats. Die Hauptbetreiber dieser Politik waren der Premierminister [[Vojtech Tuka]] und der Innenminister [[Alexander Mach]]. Anhänger fanden sich vor allem in der sog. [[Hlinka-Garde]] ''(Hlinkova garda)'', dem [[paramilitär]]ischen Verband der Hlinka-Partei.
 
Mit der Einnahme der Slowakei durch [[Tschechoslowakische Armee|tschechoslowakische Truppen]] und die [[Rote Armee]] im Mai 1945 löste sich die Partei auf. Zahlreiche Parteimitglieder wurden während der kommunistischen Herrschaft verfolgt.
 
== ParteisymbolikParteiabzeichen ==
Zwischen 1918 und 1938 verfügten die Ludaken über keine einheitlich festgelegten und getragenen Abzeichen, jedoch verwendeten ihre Mitglieder meist Abzeichen, die auf die grundlegende nationale Symbolik der Slowaken zurückgingen: ein weißes Doppelkreuz auf drei blauen Hügeln im roten Feld, in Schild- oder in Kreisform. Das erste einheitliche Parteiabzeichen wurde erst 1938 eingeführt, gebildet von einem stilisierten gotischen Schild mit Doppelkreuz und den drei Hügeln. Das Abzeichen existierte in zwei Grundvarianten: einer silbernen und ein [[Email|emaillierten]] gefärbten Form. Sie wurden von der Münzfabrik in [[Kremnica]] gefertigt und verteilten sich bald massenhaft unter den Parteimitgliedern und Funktionären. Die letzte Version des Parteiabzeichens der Ludaken entstand noch 1943, wurde jedoch erst Anfang 1944 an die Mitglieder verteilt. Es wurde gebildet von einem emaillierten Staatswappen des Slowakischen Staates in einem Lorbeerkranz, gebunden mit der slowakischen weiß-blau-roten Trikolore. Das Abzeichen wurde in Bronze (lokale Organisationen), Silber (Bezirke) und Gold (Zentrale und Spitzenbeamte) hergestellt.<ref>Vojtech Kárpáty: {{Webarchiv|url=http://archiv.extraplus.sk/1600/slovenska-politicka-symbolika |wayback=20220201214612 |text=''Slovenská politická symbolika. Idey politických strán a spolkov v 20. storočí pretavené do znakov'' |archiv-bot=2022-11-15 10:20:56 InternetArchiveBot }} [= Die slowakische politische Symbolik. Ideen politischer Parteien und Vereine im 20. Jahrhundert in Wappen übersetzt]. In: extraplus.sk, März 2011, abgerufen am 1. Februar 2022 (slowakisch).</ref>
=== Parteiabzeichen ===
Zwischen 1918 und 1938 verfügten die Ludaken über keine einheitlich festgelegten und getragenen Abzeichen, jedoch verwendeten ihre Mitglieder meist Abzeichen, die auf die grundlegende nationale Symbolik der Slowaken zurückgingen: ein weißes Doppelkreuz auf drei blauen Hügeln im roten Feld, in Schild- oder in Kreisform. Das erste einheitliche Parteiabzeichen wurde erst 1938 eingeführt, gebildet von einem stilisierten gotischen Schild mit Doppelkreuz und den drei Hügeln. Das Abzeichen existierte in zwei Grundvarianten: einer silbernen und ein [[Email|emaillierten]] gefärbten Form. Sie wurden von der Münzfabrik in [[Kremnica]] gefertigt und verteilten sich bald massenhaft unter den Parteimitgliedern und Funktionären. Die letzte Version des Parteiabzeichens der Ludaken entstand noch 1943, wurde jedoch erst Anfang 1944 an die Mitglieder verteilt. Es wurde gebildet von einem emaillierten Staatswappen des Slowakischen Staates in einem Lorbeerkranz, gebunden mit der slowakischen weiß-blau-roten Trikolore. Das Abzeichen wurde in Bronze (lokale Organisationen), Silber (Bezirke) und Gold (Zentrale und Spitzenbeamte) hergestellt.<ref>Vojtech Kárpáty: {{Webarchiv|url=http://archiv.extraplus.sk/1600/slovenska-politicka-symbolika |wayback=20220201214612 |text=''Slovenská politická symbolika. Idey politických strán a spolkov v 20. storočí pretavené do znakov'' |archiv-bot=2022-11-15 10:20:56 InternetArchiveBot }} [= Die slowakische politische Symbolik. Ideen politischer Parteien und Vereine im 20. Jahrhundert in Wappen übersetzt]. In: extraplus.sk, März 2011, abgerufen am 1. Februar 2022 (slowakisch).</ref>
 
== Ideologische Einordnung von Partei und Herrschaftssystem ==
Die Ideologie der Ludaken und insbesondere ihr diktatorisches Herrschaftssystem 1938 bis 1945 wurden und werden gelegentlich als der ''„slowakische Faschismus“'',<ref>Mayer, Odehnal: ''Aufmarsch.'' S. 175.</ref> oder – aufgrund der engen Verbindung zwischen Regime und katholischem Klerus – als ''„slowakischer Klerikalfaschismus“'' bezeichnet.<ref>Borejsza: ''Schulen des Hasses.'' S. 203; Tönsmeyer: ''Das Dritte Reich und die Slowakei'', S. 95–96.</ref> Vertreter dieser Einschätzung wie der deutsche Faschismusforscher [[Wolfgang Wippermann]] verweisen auf die zu anderen faschistischen Parteien und Regimen bestehenden Parallelen, wie die Schaffung von paramilitärischen Parteimilizen (Rodobrana, Hlinka-Garde), die Errichtung einer auf eine Staatspartei gestützten Diktatur und die nationalistische, antikommunistische und antisemitische Zielsetzung der Hlinka-Partei.<ref>Vgl. Wippermann: ''Faschismus.'' S. 143.</ref>
 
Ob diese Merkmale jedoch als Entscheidungskriterien eine Klassifizierung der Hlinka-Partei bzw. ihres Regimes insgesamt als ''„faschistisch“'' rechtfertigen, gilt in der Fachwelt als umstritten. Differenziert wird dabei insbesondere zwischen dem Wirken der Hlinka-Partei vor und nach der Entstehung des [[Slowakischer Staat|Slowakischen Staates]] sowie zwischen den einzelnen politischen Flügeln. Laut Einschätzung des polnischen Faschismusforschers Jerzy W. Borejsza trifft der Begriff ''„Klerikalfaschismus“'' eher für das slowakische Staatssystem nach 1939 zu. Allerdings hält Borejsza dem Erklärungsansatz anderer Historiker, dass die Partei vor 1939 eher eine konservativ-nationale denn eine klerikal-faschistische Partei gewesen sei, entgegen, dass seiner Einschätzung nach die Ludaken dem Parteimodell der italienischen [[Partito Nazionale Fascista|PNF]] oder der deutschen [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] wesentlich ähnlicher waren als dem der traditionellen Parteien der polnischen, tschechischen oder rumänischen Rechten. Auch habe der 1939 entstandene [[Slowakischer Staat|Slowakische Staat]] einen ''„wesentlich faschistischeren Charakter gehabt als das ab 1942 hauptsächlich auf Terror und Diktatur gestützte Rumänien von Ion Antonescu“''.<ref>Borejsza: ''Schulen des Hasses.'' S. 203.</ref>
 
Der amerikanische Faschismusforscher [[Stanley Payne]] wiederum spricht in seinem Standardwerk ''Geschichte des Faschismus'' sowohl der Hlinka-Partei als dem Slowakischen Staat jeglichen Faschismuscharakter ab. Payne betrachtet die unabhängige Slowakei unter Tiso ''„bis zu einem gewissen Grad als eine rückständigere, mehr rechtsgerichtete und klerikale Version [[Vichy-Regime|Vichys]]“''.<ref>Payne: ''Geschichte des Faschismus.'' S. 377 u. 570f.</ref> Die Ludaken bezeichnet er insgesamt als eine ''„katholische[n] nationalistisch-populistische[n] Bewegung“'', als ''„überaus religiös und politisch gemäßigt rechtsautoritär“''.<ref>Payne: ''Geschichte des Faschismus.'' S. 493.</ref> Auch hält Payne die ideologische Entwicklung der Partei fest, die sich von einer zunächst ''„quasidemokratische[n] katholische[n] populistische[n] Partei“'' zu einer ''„gemäßigt autoritären katholischen Partei“'' entwickelt habe und später während des Zweiten Weltkrieges ''„noch radikaler nach rechts abdriftete“''.<ref>Payne: ''Geschichte des Faschismus.'' S. 377.</ref> Dabei unterscheidet Payne die Anhänger des Tiso-Flügels ''(„Klerikalkonservative“)'' und jene des Tuka-Flügels ''(„protofaschistische Radikale“)''.<ref>Payne: ''Geschichte des Faschismus'', S. 495.</ref> Der amerikanische Faschismusforscher [[Robert Paxton]] schreibt, dass die Hlinka-Partei ''„eher klerikal-autoritär war als faschistisch“''.<ref>Paxton: ''Anatomie des Faschismus.'' S. 167.</ref>
Zeile 143:
[[Kategorie:Faschistische Partei]]
[[Kategorie:Slowakische Kollaboration]]
[[Kategorie:Historische Partei (Slowakei)]]
[[Kategorie:Politik (Österreich-Ungarn)]]
[[Kategorie:Zweite Tschechoslowakische Republik]]