„Fiaker“ – Versionsunterschied

[[Datei:AUSTRIA Parlament 3.JPG|mini|Fiaker vor dem [[Österreichisches Parlamentsgebäude|österreichischen Parlamentsgebäude]] in Wien]]

[[Datei:Fiaker 2005.jpg|mini|Fiaker mit rastenden Kutschern in Wien]]

[[Datei:Wien-Innere Stadt - ehem bürgerliches Zeughaus - Feuerwehrzentrale.jpg|mini|hochkant|Fiaker vor dem [[Bürgerliches Zeughaus|Bürgerlichen Zeughaus]] <br />[[Am Hof]] in Wien]]

Als '''Fiaker''' ({{HrShrS|fijaker}}, {{HuShuS|fiáker}}) wird sowohl eine zweispännige Lohnkutsche bezeichnet als auch deren [[Kutscher]].

Der Begriff ''Fiaker'' wurde im 18.&nbsp;Jahrhundert aus {{FrSfrS}} ''Fiacre'' entlehnt. In der ''Rue de Saint Fiacre'' in Paris befand sich der erste Standplatz für Lohnkutschen, die der französische Kaufmann und Pferdehändler [[Nicolas Souvage]] seit 1662 zum Einsatz brachte. Die Rue de Saint Fiacre wiederum hatist benannt alsnach Namenspatrondem denheiligen Einsiedler [[Fiacrius]], der im 7.&nbsp;Jahrhundert von Irland nach Frankreich kam und in einem Waldstück südöstlich von [[Meaux]] ([[Département Seine-et-Marne]]) eine Einsiedelei gründete. Den nötigen Grund und Boden verdankte er dem Bischof [[Faro (Heiliger)|Faro von Meaux]].

Der Begriff ''Fiaker'' war schon nach kurzer Zeit im deutschen Sprachraum nur noch in [[Bayern]] und [[Österreich]] gebräuchlich (und somit in {{CsScsS}}, [[Kroatische Sprache|kroatisch]] und {{SrSsrS}}). Außerhalb Bayerns und Österreichs setzte sich in {{DeSdeS}} der Begriff ''[[Droschke]]'' durch.

In [[Wien]] wurde 1693 die erste Lizenz erteilt. Die nummerierten und lizenzierten [[Kutsche]]n lösten die früher unnummerierten ''Janschky-Wagen'' ab, womit ein Vorläufer des [[Taxi]] entstand. Etwa um diese Zeit führte man auch fixe Standplätze nach Pariser Vorbild ein. Dort warben die Kutscher in der Rue de St. Fiacre um Kundschaft, was den Kutschen auch ihren Namen verlieh. Um 1700 gab es in Wien ungefähr 700 Fiaker. In der besten Zeit von 1860 bis 1900 waren es über 1000 Wagen.

Die Fiaker waren oft stadtbekannte Originale, darunter [[Josef Bratfisch]] und [[Karl Mayerhofer (Sänger, 1873)|Karl Mayerhofer]]. Angeblich wohnten früher besonders viele Fiaker im ''Fiakerdörfl'' beim Fiakerplatz im [[Landstraße (Wien)|3.&nbsp;Bezirk]]. Hier befindet sich das 1937 von [[Josef Engelhart]] geschaffene Fiakerdenkmal, das vermutlich den Fiaker Josef Schmutz (umgangssprachlich: ''Schuaster Fraunz'') darstellt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.dasmuseen.net/Wien/BezMus03/page.asp/3847.htm |titel=Das Fiakerdenkmal auf dem Fiakerplatz in Erdberg |hrsg=Bezirksmuseum Landstraße |archiv-url=http://web.archive.org/web/20131014053933/http://www.dasmuseen.net/Wien/BezMus03/page.asp/3847.htm |archiv-datum=2013-10-14 |hrsg=Bezirksmuseum Landstraße |titel=Das Fiakerdenkmal auf dem Fiakerplatz in Erdberg |zugriffabruf=2018-01-03 |offline=1}}</ref>

Fiaker stellen eine beliebte [[Tourismus|Touristenattraktion]] dar und bieten von mehreren Standplätzen aus meist Rundfahrten im Bereich der [[Innere Stadt (Wien)|Wiener Altstadt]] an. AmAußerdem werden am [[Wiener Zentralfriedhof]] wirdzwei ebenfallsRundfahrten<ref>[https://www.fiaker-wulf.at/grosse-rundfahrt/ kleine und große Fiakerrundfahrt auf dem Wiener Zentralfriedhof]</ref> und im Schlosspark Schönbrunn eine Rundfahrt<ref>[https://www.fiaker-paul.at/produkt/schoenbrunn-rundfahrt/ Fiakerrundfahrt im Schlosspark Schönbrunn]</ref> angeboten. 2008 gab es 144 Fiaker, wovon die eine Hälfte an geraden, die andere an ungeraden Tagen fährt. VieleDie dieser PferdekutschenKutschfahrten sind mittlerweilenach überwie 100&nbsp;Jahrevor altein undSaisongeschäft, daher werden indie denWintermonate Wintermonatengenutzt, um die zum Teil mehr als 100 Jahre alten Kutschen aufwendig restauriertzu restaurieren. Im WinterNovember habensowie dieim FiakerJänner und Februar sind nur etwa 1/3 der Kutschen keinenim VerdienstDienst. Standplätze befinden sich am [[Stephansplatz (Wien)|Stephansplatz]], [[Heldenplatz]], [[Michaelerplatz]] und Petersplatz sowie beim [[Burgtheater]] und bei der [[Albertina (Wien)|Albertina]] hinter der [[Wiener Staatsoper]]. Die Preise für Rundfahrten unterschiedlicher Länge werden von der Stadt Wien festgesetzt. Zusätzlich werden kulinarische Stadtrundfahrten angeboten.<ref>{{Internetquelle |url=http://wien.ridingdinner.com/ |titel=DINNER IM FIAKER {{!}} Ihre kulinarische Fiaker-Stadtrundfahrt in Wien |sprache=DE |abruf=2021-09-09}}</ref>

Seit 1984 gibt es bei den Wiener Fiakern auch weibliche KutscherKutscherinnen. Seit 1998 ist in Wien eine spezielle Prüfung, die ''Fahrdienstprüfung'' notwendig, um einen Fiaker lenken zu dürfen. Im Rahmen dieser Prüfung werden Grundkenntnisse über die wichtigsten Wiener Sehenswürdigkeiten verlangt.<ref>[http://www.wien.gv.at/recht/landesrecht-wien/landesgesetzblatt/jahrgang/1997/html/lg1997035.htm wien.at – Fiaker- und Pferdemietwagen-Fahrdienstprüfungsverordnung]</ref> Die ''Betriebsordnung für Fiaker- und Pferdemietwagenunternehmen'' regelt unter anderem die traditionelle Bekleidung der Fiakerfahrer. So ist zum Beispiel im aktiven Dienst, also während der Fahrt mit Passagieren als Kopfbedeckung die [[Melone (Hut)|Melone]] vorgeschrieben.<ref>[http://www.wien.gv.at/recht/landesrecht-wien/landesgesetzblatt/jahrgang/2001/html/lg2001004.htm wien.at – Betriebsordnung für Fiaker- und Pferdemietwagenunternehmen]</ref>

Fiaker gab es auch in anderen Städten der [[Kaiserlich und königlich|k.u.k.]] [[Donau-Monarchie]] (von [[Prag]] über [[Budapest]] bis [[Lwiw|Lemberg]]) und noch bis heute gehören sie in einigen österreichischen Tourismushochburgen (etwa [[Wien]], [[Salzburg]]) zum Altstadtbild. Im tschechischen [[Karlsbad]] ist der Innenstadtverkehr für Kraftfahrzeuge beschränkt und touristisch erschließen Fiaker das Bäderzentrum.

In Rom arbeiteten im Oktober 2016 etwa 50 Fiaker, in den 1980er Jahren waren es noch etwa dreimal so viele. Tierschützer haben 10.000 Unterschriften gegen die Kutschen bei der Gemeinde eingebracht, da die Pferde nicht nur bei 35 °C Hitze leiden würden. Letztlich will Bürgermeisterin Virginia Raggi die Pferdekutschenfahrten abschaffen, und der Chef der Umweltkommission hält es im heutigen Verkehr nicht für geeignet.<ref>[http://orf.at/#/stories/2362893/ Roms Bürgermeisterin will Fiaker aus Stadt verbannen] orf.at, 19. Oktober 2016, abgerufen am 19. Oktober 2016.</ref>

In [[Graz]] bot zuletzt noch um 2000 Josef Uitz eher sporadisch und als einziger Fiakerdienste am Grazer Hauptplatz an. Er kam mit dem [[Zweispänner]] von seinem Betriebsstandort in der Triester Straße 390 (2,5 km südlich des Zentralfriedhofs) etwa anlässlich zu Hochzeiten zum sechs Kilometer entfernten Rathaus. Er starb am 9. August 2014.<ref>Helmuth Scheuch: [{{Webarchiv|url=http://grazervp.at/files/2014/10/WIR_10_2014_web.pdf |wayback=20161019173650 |text=WIR Puntigamer] |archiv-bot=2023-12-23 06:43:09 InternetArchiveBot }} Nr. 121, Oktober 2014, grazervp.at, ÖVP, abgerufen am 19. Oktober 2016.</ref>

In [[Feldkirchen bei Graz]], rund 4 km südlich des Zentralfriedhofs Graz, hat der Museumsverein folgende Dokumente archiviert: 1854 bittet Johann Florianz die Gemeindevorstehung um Erwirkung seiner „Fiaker-Gewerbe-Verleihung“, 1909 entwirft die Marktgemeindevorstehung einen „neuen Fiakertarif“, 1910 erscheint eine „Lohnkutscher-Ordnung für die Ein- und Zweispänner-Lohnkutscher“ und ein „Fiaker-Tarif“.<ref>[{{Webarchiv|url=http://www.museum-feldkirchen.at/download/Bildarchiv%20Museumsverein%20Feldkirchen.pdf |wayback=20161019173655 |text=Bildarchiv Museumsverei Feldkirchen] |archiv-bot=2023-12-23 06:43:09 InternetArchiveBot }} museum-feldkirchen.at, S. 32, 443, 456, (PDF 2860 S.) abgerufen am 19. Oktober 2016.</ref>

In [[Salzburg]] berichtet am 23. April 1943 die [[Salzburger Zeitung]] auf Seite 3 über die Kutscher in Salzburg.<ref>Heinz Jonke-Zellhof: „Fahr’n ma, Euer Gnaden! Salzburger Einspänner – wieder Trumpf“ [https://www.stadt-salzburg.at/pdf/zeitungsdokumentation_1943.pdf Zeitungsdokumentation 1943] SZ, 23. April 1943, S. 3, abgerufen am 19. Oktober 2016.</ref>

[[Datei:Fiaker in traffic.jpg|mini|Pferde im Straßenverkehr]]Die Verunreinigung der [[Innere Stadt (Wien)|Wiener Innenstadt]] durch [[Pferdeapfel|Pferdeäpfel]] der umherfahrenden Fiaker und die dadurch gegebene Geruchsbelästigung führten dazu, dass den Wiener Fiakerpferden zum 1.&nbsp;Juli 2004 per Landesgesetz ''Pooh-Bags'' verordnet wurden. Diese Regelung ist unter den Fiakern umstritten, andererseits ist bei Missachtung eine hohe Geldstrafe vorgesehen. Zudem kam die Stadtverwaltung 2007 zum Schluss, dass die eisernen [[Hufeisen]] das Straßenpflaster stärker abnutzen als Autos und Lastwagen, was zu Sanierungskosten von rund sechs Millionen Euro geführt habe, und verordnete den Tieren deshalb probeweise Kunststoff-Hufeisen.<ref>''[http://www.n-tv.de/panorama/Pferde-bekommen-Gummischuhe-article59353.html Pferde bekommen Gummischuhe.]'' Bei: ''[[n-tv]]'', 3. August 2007</ref>

[[Datei:FiakerFiakerpferd in trafficden Stallungen.jpg|mini|PferdeFiakerpferd imin den Stallungen in StraßenverkehrWien-Simmering]]

Die Tierschutzorganisation ''Verein gegen Tierfabriken'' kritisiertkritisierte 2006 die Bedingungen, unter denen Fiakerpferde eingesetzt werden und ihre Unterbringung während arbeitsfreier Zeiten. Laut dieser Organisation wurden schon Fälle dokumentiert, wo Pferde in Kellergewölben in [[Anbindestall|Anbindehaltung]] untergebracht waren.<ref>[[Verein gegen Tierfabriken (Österreich)|VGT]]: [http://www.vgt.at/projekte/fiaker/fakten.php ''Fakten zu Fiakern''.]</ref>

Für Fiakerpferde in Wien stehen Sonnenschutzsegel und zur Kühlung Wasserschläuche bereit.<ref>''[http://www.krone.at/Nachrichten/Neues_Schutzpaket_fuer_Wiens_Fiaker-Pferde_steht-Strenge_Kontrollen-Story-152430 Neues Schutzpaket für Wiens Fiaker-Pferde steht.]'' In: ''[[Kronen Zeitung]]'', 10. Juli 2009</ref><ref>''[http://www.vienna.at/news/wien/artikel/sommerhitze-wiener-fiaker-im-visier-der-kontrolleure/cn/news-20090722-04290081 Sommerhitze: Wiener Fiaker im Visier der Kontrolleure.]'' Bei: ''Vienna Online'', 22. Juli 2009</ref> Seit Herbst 2011 tragen Fiaker Nummerntafeln und führen Fahrtenbücher,<ref>[http://wien.orf.at/stories/498885/ ''Fiaker neu mit Nummerntafel und Fahrtenbuch.'']{{Toter Link|url=http://wien.orf.at/stories/498885/ |date=2023-12 |archivebot=2023-12-23 06:43:09 InternetArchiveBot }} Bei: ''orf.at'', 14. Februar 2011</ref> in die Fahrten, Fütterungen sowie Ruhepausen eingetragen werden.<ref>{{ Webarchiv | url=http://kurier.at/nachrichten/wien/2073436.php | wayback=20110216205543 | text=kurier.at: Strengere Kontrollen für Fiaker |wayback=20110216205543}}</ref>

Die Tierschutzorganisation ''[[Vier Pfoten'']] fordert das Verbot von Fiakern, da diese auch in Verkehrsunfälle verwickelt sind.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20100525_OTS0015/erneuter-fiakerunfall-vier-pfoten-fordert-ein-ende-dieser-tierquaelerischen-tradition |titel=Erneuter Fiakerunfall: VIER PFOTEN fordert ein Ende dieser tierquälerischen Tradition |zugriffabruf=2015-12-09}}</ref><ref>''[http://www.krone.at/Nachrichten/Kutscher_bei_Unfall_mit_Fiaker_in_der_Innenstadt_verletzt-Pferde_in_Panik-Story-201255 Kutscher bei Unfall mit Fiaker in der Innenstadt verletzt.]'' In: ''[[Kronen Zeitung]]'', 23. Mai 2010</ref> In einer Parteien-Befragung vor der [[Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien 2020|Wien-Wahl 2020]] sprachen sich die [[Die Grünen – Die Grüne Alternative|Grünen]] und [[NEOS – Das Neue Österreich und Liberales Forum|NEOS]] für ein Fiaker-Verbot in der [[Innere Stadt (Wien)|Wiener Innenstadt]] aus, während alle Parteien zustimmten, dass Förderungen für Fiaker-Betriebe in Zukunft an Tierschutz-Bedingungen geknüpft werden sollen.<ref>[https://kurier.at/chronik/wien/gruene-und-neos-sind-fuer-ein-fiaker-verbot-in-der-wiener-city/401041862 ''Grüne und Neos sind für ein Fiaker-Verbot in der Wiener City''] vom 24. September 2020 in Kurier.at</ref>[[Datei:Fiakerpferde werden getränkt.jpg|mini|Fiakerpferde werden regelmäßig getränkt – dies muss im Fahrtenbuch eingetragen werden]]Dem gegenüber stehen alleine im Jahr 2019 laut offiziellen Zahlen der Veterinärbehörde der Stadt Wien 2520 Einzelkontrollen, auf die 2 Anzeigen nach dem Tierschutzgesetz folgten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fiaker.info/ |titel=Fiaker: Tierschutz, Wissen & Tradition |sprache=de |abruf=2021-09-09}}</ref> Auch in Sachen Unterbringung gibt es heute strikte Vorgaben, die bei den amtstierärztlichen Kontrollen berücksichtigt werden müssen. So müssen die Tiere etwa Zugang zum Tageslicht und frischem Trinkwasser haben. Ein freier Auslauf ist vorgeschrieben. Darüber hinaus haben einige Betriebe große Pferdehöfe außerhalb von Wien, in denen die Tiere ihre freie Zeit, sowie ihre Ausbildung und ihre Pension verbringen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.wien.info/de/sightseeing/sehenswuerdigkeiten/imperiales/fiaker-lipizzaner-345908 |titel=Wiens weltberühmte Pferde |sprache=de |abruf=2021-09-20}}</ref>

<center><gallery class="center centered" widths="350" perrow="3" mode="packed" caption="Fiakerformen">

Wien Stefansdom fiaker DSC02643.JPG|geöffnetGeöffnet

Wien Fiaker halbgeoeffnet 20100930a.JPG|halbHalb geschlossen

Wien Fiaker geschlossen Stephansdom 20100930.JPG|geschlossenGeschlossen

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* [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18730418&seite=2 Erweiterung] der Fiaker- u. [[Einspänner (Fuhrwerk)|Einspänner]]-Ordnung für die [[Weltausstellung 1873]]

<references />

[[Kategorie:VerkehrÖffentlicher Personennahverkehr (Wien)]]

[[Kategorie:TaxiTaxifahrzeug]]