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„Dillingen (Adelsgeschlecht)“ – Versionsunterschied

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Der Grafschaftsbezirk der Grafen von Dillingen entstand spätestens in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts und umfasste ungefähr den Landstrich zwischen den Ausläufern des [[Jura (Gebirge)|Jura]] und der [[Donau]], vielleicht mit teilweiser Einbeziehung des Südufers der Donau. Seine Ostwestausdehnung erstreckte sich zwischen [[Gundelfingen an der Donau|Gundelfingen]] und [[Donauwörth]]. Der südlich der Donau gelegene Nordfelder Hof war alter Besitz der späteren Grafen von Dillingen.
 
Die Grafschaft wurde von Wittislingen aus verwaltet, dem Stammsitz der späteren Hupaldinger und Vorfahren der Grafen von Dillingen. Aufgrund der kostbaren Grabbeigaben, die im sogenannten Wittislinger [[Fürstengrab]] aufgefunden wurden, wird vermutet, dass Wittislingen bereits im 7. Jahrhundert Sitz eines [[Hoher Adel|Hochadelsgeschlechtes]] war und dass einem Nachkommen dieses Geschlechtes das Grafenamt übertragen wurde.
 
Dieses Amt übten wohl seit dem 9. Jahrhundert die Hucpaldinger oder Hupaldinger aus, als deren Ahnherr Hucpald oder Hupald I. (*um 865; † 910) gilt, der mit Dietpirch, vermutlich einer Cousine des [[Herzogtum Schwaben|Herzogs von Schwaben]] [[Burchard I. (Schwaben)|Burchard I.]], verheiratet war.<ref>[http://periodika.digitale-sammlungen.de/dillingen/Blatt_bsb00007627,00022.html Heinz Bühler: ''Die Vorfahren des Bischofs Ulrich von Augsburg (923-973)'']. In: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau Bd. 75, Dillingen 1973</ref> Deren Sohn Dietpald I., der mehrere Grafschaften verwaltete und der 955 in der [[Schlacht auf dem Lechfeld]] ums Leben kam, erbaute eine erste Burg in Dillingen, in der Nähe eines leicht passierbaren Donauübergangs. Nach dem Tode Dietpalds belehnte Kaiser [[Otto I. (HRR)|Otto I.]] dessen Sohn Richwin mit den Grafschaften seines Vaters.
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Der erste Graf von Dillingen, [[Hartmann I. von Dillingen|Hartmann I.]], war der Sohn von Hupald IV. († 1074) und dessen Gemahlin Adelheid. Er wurde kurz nach 1040 geboren und heiratete um 1065 Adelheid von [[Winterthur]]. Durch diese Heirat gelangten die Grafen von Dillingen in den Besitz der Grafschaft Kiburg oder [[Kyburg (Adelsgeschlecht)|Kyburg]]. Hartmann und Adelheid hatten sechs Kinder, drei Söhne (Hartmann II., Adalbert I. und Ulrich) und drei Töchter (Mathilde, Adelheid und Hedwig).
 
Mit der Gründung des [[Abtei Neresheim|Klosters Neresheim]] 1095 trieb Hartmann die Besiedlung und Kultivierung des [[Härtsfeld]]es voran. Die Abtei, die kurz vor dem [[Erster Kreuzzug|Ersten Kreuzzug]], an dem der Vater oder Sohn teilnahm, gegründet worden war, wurde zum Hauskloster und zur [[Grablege]] der Grafen von Dillingen. Sie wurde den Bistumsheiligen Ulrich und [[Afra von Augsburg|Afra]] geweiht und mit [[Benediktiner]]mönchen aus dem [[Kloster Petershausen]] am Bodensee besiedelt.
 
Die Tochter Mathilde wurde Äbtissin des Klosters Neresheim. Nach dem Tod ihres Gemahls Ulrich von [[Grafen von Gammertingen|Gammertingen]] ließ die zweite Tochter Adelheid das [[Kloster Zwiefalten]] bauen, in das sie selbst und später auch ihre Schwester Hedwig eintrat. Auch Graf Hartmann I. zog sich gegen Ende seines Lebens als Mönch nach Neresheim zurück, wo er 1121 starb. Wie seine Gemahlin Adelheid, die bereits 1118 gestorben war, wurde er in Neresheim bestattet. Zwei [[Epitaph]]ien erinnern noch heute an den Gründer der Abtei.
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== Hartmann II. und Adalbert I. ==
Unter den beiden Brüdern Hartmann II. und Adalbert I. erreichten Macht und Einfluss der Dillinger Grafen ihre größte Ausdehnung. Hartmann II. ist wahrscheinlich identisch mit dem Grafen Hartmann von Gerhausen bei [[Blaubeuren]], dem Erbauer der Burg von [[Ruine Hohengerhausen|Hohengerhausen]]. In den [[Annalen]] von Neresheim wird er als Hartmann der Jüngere, Graf zu Dillingen und Kyburg, bezeichnet. Wie sein Vater verbrachte er die letzte Zeit seines Lebens als Mönch in Neresheim, wo er 1134 wohl ohne männliche Nachkommen starb.
 
Sein Bruder Adalbert, der wohl vor 1080 geboren wurde, vergrößerte den Besitz in der heutigen Nordschweiz durch seine Heirat mit Mathilde oder Mechthilt von [[Schloss Mörsburg|Mörsberg]] und beteiligte sich an der Auseinandersetzung zwischen [[Welfen]] und [[Staufer]]n. Vermutlich war ihm die Verwaltung der kyburgischen Güter übertragen worden, da er in Urkunden stets als Graf von Kyburg bezeichnet wird. Nach dem Tod seines Bruders Hartmann vereinigte er das väterliche Erbe und residierte wohl auch in Dillingen. Er starb 1151 und wurde zum Ahnherren zweier Linien des Dillinger Grafengeschlechts, der Grafen von Dillingen (jüngerer Stamm ab 1180) und der Grafen von [[Kyburg (Adelsgeschlecht)|Kyburg]] aus dem Hause Dillingen (jüngerer Stamm ab 1180).
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== Adalbert III. ==
Adalbert III. war mit einer Tochter von [[Otto I. (Bayern)|Otto I.]], des ersten Herzogs aus dem Haus [[Wittelsbach]], verheiratet, die vermutlich Heilica hieß. 1189/90 nahm Adalbert in Begleitung seines Bruders Ulrich von Kyburg mit Kaiser [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich Barbarossa]] am [[Dritter Kreuzzug|Dritten Kreuzzug]] teil. Nach dem Tod des Kaisers [[Heinrich VI. (HRR)|Heinrich VI.]] war er auf der Seite des Herzogs [[Philipp von Schwaben]], der 1208 von Pfalzgraf [[Otto VIII. von Wittelsbach]], einem Cousin seiner Gemahlin, ermordet wurde. 1211 gründete er das [[Kloster Oberschönenfeld|Kloster Oberschönenfeld]] bei Augsburg und unterstellte es dem Zisterzienser[[kloster Kaisheim]]. Adalbert starb 1214. Aus seiner Ehe mit Heilica sind ein Sohn und vier Töchter bezeugt. Seine Tochter Sophia wurde [[Prior]]in des Dominikanerinnenklosters [[Kloster Maria Medingen|Maria Medingen]], das von ihrem Bruder gegründet wurde.
 
[[Datei:Dillingen Klosterkirche Mariä Himmelfahrt 3425.JPG|miniatur|250px|Hartmann IV. und Hartmann V., Fresko an der [[Klosterkirche Mariä Himmelfahrt (Dillingen an der Donau)|Klosterkirche]] der Franziskanerinnen in [[Dillingen an der Donau]]]]
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Nach der Überlieferung gründete er 1241 das [[Franziskanerinnenkloster Dillingen an der Donau|Franziskanerinnenkloster]] in Dillingen und wohl auch das Kloster der Dominikanerinnen. Noch vor 1239 gründete Hartmann IV. das Dominikanerinnenkloster Maria Medingen in Mödingen. Für die Gründung eines Zisterzienserklosters verkaufte Hartmann IV. dem Edlen Heinrich von [[Rapperswiler|Rapperswil]] ein Gut in [[Kloster Wettingen|Wettingen]]. Die Marienkapelle in Wettingen wurde zur Grablege eines seiner Söhne und anderer Angehörigen seines Geschlechts. Auch die Klöster Kaisheim, Neresheim und andere Klöster bedachte er mit großzügigen Schenkungen.
 
Die Besitzungen der Grafschaft waren weitverstreut und bestanden aus [[Allod|Allodialgut]]ialgut, Lehen und [[Vogt]]eien. In Ulm war der Graf von Dillingen Reichsvogt. Die Ritter von [[Söflingen]] und von Wittislingen bekleideten [[Hofamt|Hofämter]] nach dem Vorbild des königlichen Hofes, erstere als [[Truchsess (Hofamt)|Truchsessen]], letztere als [[Mundschenk|Schenken]].
 
Nach der Absetzung des Kaisers durch Papst [[Innozenz IV.]] auf dem [[Erstes Konzil von Lyon|Konzil von Lyon]] im Jahr 1245 wandte sich Hartmann IV. mit den schwäbischen Grafen von Konrad IV. ab und unterstützte den [[Gegenkönig]] [[Heinrich Raspe IV.|Heinrich Raspe]]. Dies führte zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Kaiser. 1246, 1247 und 1249 fiel Konrad IV. in die Grafschaft Dillingen ein, Neresheim wurde dabei niedergebrannt. 1254 wurde in Urach ein schwäbischer Landfrieden geschlossen und [[Konradin]], dem Sohn Konrads IV., das Herzogtum Schwaben zugesichert.
 
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== Adalbert IV. ==
Letzter Graf von Dillingen war Adalbert (Adelbert oder Albert) IV., der Sohn von Hartmann IV. und seiner Gemahlin Willibirgis. Sein Name erscheint erstmals 1238 in einer Urkunde. In einer Urkunde aus dem Jahr 1255 wird er als ''illustris nunc comes de Dilingen'' bezeichnet. Ihm wurde das Grafenamt noch zu Lebzeiten seines Vaters übertragen, vor dem er allerdings 1257 kinderlos starb. Nach seinem Tod fiel das Lehen an das [[Heiliges Römisches Reich| Reich]] zurück und [[Richard von Cornwall]], von 1257 bis 1272 römisch-deutscher König, belehnte 1261 den Bayernherzog [[Ludwig der Strenge|Ludwig den Strengen]] mit sämtlichen Reichslehen des ''Albertus de Dylon'' (Albert von Dillingen).
 
[[Datei:Dillingen Heilig Geist 381.JPG|miniatur|hochkant|Bischof Hartmann V., Gemälde aus dem 19. Jahrhundert in der [[Spitalkirche Heilig Geist (Dillingen an der Donau)|Spitalkirche Heilig Geist]] in Dillingen an der Donau]]
== Aussterben der Linie ==
Im Bewusstsein des Aussterbens der Dynastie schenkten Hartmann IV. und sein jüngster Sohn [[Hartmann von Dillingen|Hartmann&nbsp;V.]] im Mai 1257 dem 1237 von ihnen gegründeten Dillinger Spital<ref>{{NDB|7|724|725|Hartmann Graf von Dillingen|[[Friedrich Zoepfl]]|133606058}}</ref> einen Teil ihrer Besitzungen bei Dillingen und Wittislingen. Der letzte männliche Nachkomme der Grafen von Dillingen war Hartmann&nbsp;V. († 1286), einziger überlebender Sohn von Hartmann IV. Er war von 1248 bis 1286 Bischof von Augsburg und schenkte 1258 Burg und Stadt dem [[Hochstift Augsburg]], in diesem Jahr beerbten die [[Helfenstein (Adelsgeschlecht)|Helfenstein]] die Dillinger, durch Heirat von Graf Ulrich&nbsp;II. mit Gräfin Willibirg von Dillingen.
Die Bezeichnung ''Grafschaft Dillingen'' erscheint erst in Urkunden des 14.&nbsp;Jahrhunderts nach dem Aussterben des Geschlechts der Grafen von Dillingen, den Titel führten die Grafen von Helfenstein.
 
== Persönlichkeiten ==
* Hucpald oder Hupald I. († 909)
* Dietpald I. († 955)
* Hupald IV. († 1074)
* [[Hartmann I. von Dillingen|Hartmann I.]] († 1121)
* Hartmann II. († 1134)
* Adalbert I. († 1151)
* Adalbert II. († 1170)
* Hartmann III. († 1180)
* Adalbert III. († 1214)
* Hartmann IV. von Dillingen († 1258)
* Adalbert IV. († 1257)
 
== Literatur ==
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{{Commonscat|Dillingen (Adelsgeschlecht)|Grafen von Dillingen}}
* [http://fmg.ac/Projects/MedLands/SWABIAN%20NOBILITY.htm#_Toc301250154 Foundations or Medieval Genalogy: ''Swabian Nobility. Ch. 12A Grafen von Dillingen'']
* {{NDB|73|726720|726720|Hartmann I., Graf von Dillingen-Kyburg|[[PaulFriedrich Kläui]]Zoepfl|14004339X}}
* {{NDB|7|726|726|Hartmann I., Graf von Dillingen-Kyburg|[[Paul Kläui]]|133606368}}
* [[Adolf Layer]]: [http://periodika.digitale-sammlungen.de/dillingen/Blatt_bsb00007627,00056.html ''Die Grafen von Dillingen'']. In: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau Bd. 75, Dillingen 1973
 
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{{SORTIERUNG:Dillingen, Grafen von}}