„CO2-Bilanz“ – Versionsunterschied
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{{SEITENTITEL:CO<sub>2</sub>-Bilanz}}
Die '''CO<sub>2</sub>-Bilanz''' (Kohlenstoffdioxidbilanz, ''Kohlendioxidbilanz'', auch ''Treibhausgasbilanz'', '''CO<sub>2</sub>-Fußabdruck''', engl. ''Carbon footprint'') ist ein Maß für den Gesamtbetrag von [[Kohlenstoffdioxid]]-Emissionen,
Der CO<sub>2</sub>-Fußabdruck hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen als Mittel, die Klimaauswirkungen von Aktivitäten wie Bereitstellung oder Konsum von Produkten und [[Dienstleistung]]en für einzelne Personen oder aggregiert für Organisationen und Staaten zu ermitteln. Auf dieser Basis können gezieltere [[Klimaschutz]]-Maßnahmen ergriffen werden, um angestrebte [[Klimapolitik#Deutschland|Klimaziel]]e zu erreichen,<ref>{{Literatur |Autor=Glen P. Peters |Titel=Carbon footprints and embodied carbon at multiple scales |Sammelwerk=Current Opinion in Environmental Sustainability |Band=2 |Nummer=4 |Datum=2010-10 |DOI=10.1016/j.cosust.2010.05.004}}</ref> z. B. die [[globale Erwärmung]] auf maximal 2 °C Temperaturerhöhung zu begrenzen ([[Zwei-Grad-Ziel]]).
== Begriff ==
Der Begriff „CO<sub>2</sub>-Fußabdruck“ ist in den letzten Jahren relativ bekannt geworden. Heute ist eher
Der CO<sub>2</sub>-Fußabdruck lässt sich auch für Personen, Organisationen, Länder und Events (z. B. eine Urlaubsreise) etc. berechnen. Wer die CO<sub>2</sub>-Fußabdrücke mehrerer Handlungsalternativen kennt, kann diese Zahlen mit anderen Faktoren abwägen und bei Entscheidungen berücksichtigen. Bei Personen, Organisationen oder Events wird oft auch angeboten, den CO<sub>2</sub>-Fußabdruck zu kompensieren, indem man z. B., entsprechend dem Ergebnis der Berechnung, in Regenwaldaufforstungen, [[Erneuerbare Energie]]n oder andere [[klima]]freundliche Maßnahmen investiert (→''Kapitel:'' Das Kompensieren eines CO<sub>2</sub>-Fußabdrucks).
Der Begriff CO<sub>2</sub>-Bilanz findet sich beispielsweise beim CO<sub>2</sub>-Rechner des [[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamtes]],<ref>{{Internetquelle |
Mainzer Str. 80
65189 Wiesbaden |abruf=2023-09-14 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210515050602/https://co2.hessen-nachhaltig.de/de/co2_bilanz.html |archiv-datum=2021-05-15 |offline=ja}}</ref> und Unternehmen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.basf.com/global/de/who-we-are/sustainability/we-produce-safely-and-efficiently/energy-and-climate-protection/corporate-carbon-footprint.html |titel=Die BASF-CO2-Bilanz 2020 |hrsg=BASF SE
== Daten und Fakten ==
=== Der CO<sub>2</sub>-Fußabdruck eines Produkts ===
[[Datei:CO2-Fußabdruck von Flaschenwasser.jpg|mini|
Bei allen Berechnungsmethoden des CO<sub>2</sub>-Fußabdrucks ist der CO<sub>2</sub>-Fußabdruck von Produkten der am detailliertesten untersuchte. Er könnte eine große Zukunft in der CO<sub>2</sub>-Kennzeichnung von Waren und Dienstleistungen haben. Allerdings wird nicht immer die gesamte Wertschöpfungskette einbezogen.<ref>BMU, UBA, Öko-Institut e.V. – Memorandum Product Carbon Footprint, S. 24ff, {{Webarchiv
Gerade bei der Bewertung von Produkten ist allerdings eine weiter gefasste Betrachtung üblich geworden, die als [[Lebenszyklusanalyse]] (Life Cycle Assessment, LCA) bezeichnet wird. Sie schließt als [[Ökobilanz]] neben der CO<sub>2</sub>-Bilanz auch den Verbrauch von [[Ressource]]n wie [[Landverbrauch]] und Wasserverbrauch mit ein. Auch das [[Produktdesign]] selbst kann dabei unter Kriterien des [[Ecodesign|Ökodesigns]] beurteilt werden. Beispielsweise gibt es Vorschläge zur zulässigen parameterspezifischen Wertebereichen und der Kennzeichnung des CO<sub>2</sub>-Fußabdrucks auf [[Solarmodul]]en, wodurch die Klimaschutzwirkung transparenter würde und Marktanreize entstünden.<ref>{{Internetquelle |autor=Beatriz Santos |url=https://www.pv-magazine.de/2023/05/08/eu-forscher-schlagen-neue-methode-zur-berechnung-des-co2-fussabdrucks-von-solarmodulen-vor/ |titel=EU-Forscher schlagen neue Methode zur Berechnung des CO2-Fußabdrucks von Solarmodulen vor |werk=pv magazine Deutschland |datum=2023-05-08 |abruf=2023-05-17}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Davide Polverini, Nieves Espinosa, Umberto Eynard, Enrica Leccisi, Fulvio Ardente, Fabrice Mathieux |Titel=Assessing the carbon footprint of photovoltaic modules through the EU Ecodesign Directive |Sammelwerk=Solar Energy |Band=257 |Datum=2023-04-19 |Seiten=1–9 | |Abruf=2023-05-17 |DOI=10.1016/j.solener.2023.04.001}}</ref>
==== Deutschland ====
[[Datei:Klimabilanz PKW Deutschland.jpg|mini|
Im Memorandum
{{Zitat
{{Zitat|Der Product Carbon Footprint (CO<sub>2</sub>-Fußabdruck von Produkten) bezeichnet die Bilanz der Treibhausgasemissionen entlang des gesamten Lebenszyklus eines Produkts in einer definierten Anwendung und bezogen auf eine definierte Nutzeinheit.|Quelle=Memorandum Product Carbon Footprint<ref name="memorandum2011">BMU, UBA, Öko-Institut: ''Memorandum Product Carbon Footprint.'' [https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Produkte_und_Umwelt/memorandum_pcf_lang_bf.pdf Memorandum Carbon Footprint, Langfassung] (PDF; 300 kB).</ref>}}▼
|Text=Der Product Carbon Footprint (CO<sub>2</sub>-Fußabdruck von Produkten) bezeichnet die Bilanz der Treibhausgasemissionen entlang des gesamten Lebenszyklus eines Produkts in einer definierten Anwendung und bezogen auf eine definierte Nutzeinheit.
▲
Die Ermittlung der CO<sub>2</sub>-Bilanz eines Produkts soll dessen gesamten [[Produktlebenszyklus]] umfassen:
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* Entsorgung/Recycling
Gemäß dieser Definition haben einzelne Lebensmittel einen CO<sub>2</sub>-Fußabdruck „in der Größenordnung von einigen Dutzend Gramm bis mehreren Kilo CO<sub>2</sub>-eq pro Kilo Lebensmittel. Sehr hohe Werte hat beispielsweise Rindfleisch mit rund 13 kg CO<sub>2</sub>-eq pro Kilo.“<ref name="memorandum2011" /> Die Werte können je nach Transport, Lagerung und Zubereitungsart stark variieren (→''Kapitel:'' [[
==== Großbritannien ====
In Großbritannien wurde 2008 eine von BSI (British Standards Solutions) erarbeitete Standardisierung der Methodik des CO<sub>2</sub>-Fußabdrucks von Produkten mit dem britischen Standard '[[PAS 2050]]:2008' abgeschlossen.<ref>British Standards Solutions,
Um einen Eindruck zu bekommen, hier einige Produktkennzeichnungen von Tesco, die nach dem britischen Standard (PAS 2050:2008) gekennzeichnet wurden:
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|}
==== CO<sub>2</sub>-Fußabdruck beim Weinbau ====
Bei einem Projekt im [[Weinbaugebiete in Österreich#Traisental|Traisental]] ({{Coordinate |NS=48/21/12/N |EW=15/41/42/E|type=city|region=AT-3|text =DMS | name = Nußdorf an der Traisen | dim=10000}})
<gallery perrow="6" heights="210" widths="300">
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</gallery>
=== Der CO<sub>2</sub>-Fußabdruck einer Person ===
Ein CO<sub>2</sub>-Fußabdruck von Personen soll eine Hilfestellung bei der Verringerung des eigenen CO<sub>2</sub>-Ausstoßes bieten. Zunächst wird der aktuelle CO<sub>2</sub>-Fußabdruck errechnet, damit man eine grobe Vorstellung seines eigenen Ausstoßes bekommt. Der nächste Schritt ist, den Ausstoß zu verringern durch z. B. das Umstellen auf energiesparende Geräte, auf Strom aus erneuerbaren Energien, die effektivere Nutzung von Energie bei der Heizung und das Verändern von Alltagshandlungen, um [[Energiesparen|Energie zu sparen]]. Man sollte „stromfressende“ Altgeräte unbrauchbar machen oder verschrotten (oder jemandem geben, dessen Altgerät noch stromfressender ist).
2019 konnte das [[Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung]] in einer Studie zeigen, dass [[regionale Lebensmittel]] die Emissionen weltweit aus dem Lebensmitteltransport um den Faktor zehn reduzieren könnten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/von-avocados-bis-zu-aepfeln-lebensmittel-lokaler-produzieren-koennte-helfen-klima-emissionen-zu-senken |titel=Von Avocados bis zu Äpfeln: Lebensmittel lokaler produzieren könnte helfen, Klima-Emissionen zu senken |werk=[[Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung|pik-potsdam.de]] |datum=2019-08-29 |zugriff=2019-10-02 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20191002162835/https://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/von-avocados-bis-zu-aepfeln-lebensmittel-lokaler-produzieren-koennte-helfen-klima-emissionen-zu-senken |archiv-datum=2019-10-02 |offline=ja |archiv-bot=2024-08-09 13:38:36 InternetArchiveBot }}</ref>
Entsprechend dem [[Sonderbericht 1,5 °C globale Erwärmung]] müssen die globalen Treibhausgasemissionen zum Erreichen des [[1,5-Grad-Ziel]]s gegen 2050 auf netto Null fallen.<ref name="de-ipcc-256">{{Internetquelle|url=https://www.de-ipcc.de/256.php |titel=Sonderbericht 1,5 °C globale Erwärmung – SR1.5 – de-IPCC |autor= |werk=de-ipcc.de |datum=2018-10-08 |zugriff=2018-10-09}}</ref> Das deutsche Umweltbundesamt nennt als Ziel für Deutschland Emissionen pro Kopf und Jahr unter einer Tonne.<ref name="uba.co2-rechner">[[Umweltbundesamt (Deutschland)|UBA]]: [http://uba.klimaktiv-co2-rechner.de/de_DE/popup/?cat=start uba.klimaktiv-co2-rechner.de] 4. März 2011.</ref>
==== Durchschnittswerte nach Ländern ====
Der CO<sub>2</sub>-Fußabdruck von Personen kann für die Einwohner eines Landes als Durchschnitt ermittelt werden. Die [[Treibhausgas#Produktionsbedingte Emissionen|Inlandsemissionen]] pro Einwohner sind dafür jedoch allein nicht geeignet, da hier die grenzüberschreitend verursachten Emissionen nicht eingerechnet werden. Beispielsweise weist die Schweiz pro Person im Jahr 2015 Inlandsemissionen pro Einwohner von „nur“ 5,8 t CO<sub>2</sub>-eq aus.<ref name=":0" /> Dagegen sind die [[Treibhausgas#Konsumbedingte Emissionen|konsumbedingten Emissionen]], welche die durch internationalen Handel importierten und exportierten Treibhausgasemissionen eines Landes berücksichtigen, im gleichen Jahr mit 14,0 t CO<sub>2</sub>-eq
{{Balkendiagramm
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{{Balken Pixel|Schweiz|teal|156||15,6}}
{{Balken Pixel|Welt|teal|57||5,7}}
| caption = Beispielwerte der Studie
}}
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==== CO<sub>2</sub>-Bilanz nach Einkommen und Vermögen ====
Eine vom [[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]] 2016 veröffentlichte Studie zeigte auf, dass statistisch betrachtet eine Person mit höherem Einkommen in Deutschland deutlich mehr CO<sub>2</sub>-Emissionen verursacht als eine Person mit geringerem Einkommen.<ref>{{Internetquelle|autor=Silke Kleinhückelkotten, H.-Peter Neitzke, Stephanie Moser|url=https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/repraesentative-erhebung-von-pro-kopf-verbraeuchen|titel=Repräsentative Erhebung von Pro-Kopf-Verbräuchen natürlicher Ressourcen in Deutschland (nach Bevölkerungsgruppen)|werk=39/2016|hrsg=Umweltbundesamt|datum=2016-04|zugriff=2019-07-01}}</ref> Dieser Zusammenhang wurde verschiedenenorts bestätigt.<ref>{{Internetquelle |autor=Jess Colarossi |url=https://ourworld.unu.edu/en/the-worlds-richest-people-also-emit-the-most-carbon |titel=The World’s Richest People Emit the Most Carbon |werk=Our World |hrsg=[[United Nations University]] |datum=2015-12-05 |sprache=en |abruf=2023-03-12}}</ref> Demnach seien unter anderem die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung für die Hälfte aller Emissionen verantwortlich
Das Phänomen wird unter anderem als ''Carbon Inequality'' (etwa: Kohlenstoffdioxidungleichheit) bezeichnet.<ref>{{Internetquelle |autor=Tom Schaffer |url=https://www.moment.at/story/diese-zahlen-zeigen-klimazerstoerung-ist-reichensache |titel=Diese Zahlen zeigen: Klimazerstörung ist Reichensache |werk=Moment |datum=2020-07-07 |abruf=2023-04-12}}</ref> Erste Studien legen nahe, dass in hohen Einkommens- und Vermögensschichten geringe Motivation zur Verringerung individueller Emissionen besteht. Sie schlagen vor, die gesellschaftliche Herausforderung durch [[Deliberative Demokratie|deliberative Verfahren]] zu lösen.<ref>{{Literatur |Autor=Noel Cass, Milena Büchs, Karen Lucas |Titel=How are high-carbon lifestyles justified? Exploring the discursive strategies of excess energy consumers in the United Kingdom |Sammelwerk=Energy Research & Social Science |Band=97 |Datum=2023-03 |DOI=10.1016/j.erss.2023.102951 |Seiten=102951 | |Abruf=2023-04-04}}</ref> Eine [[Systematische Übersichtsarbeit|Übersichtsarbeit]] von [[Joshua Pearce]] und [[Richard Parncutt]] legt nahe, dass der Ausstoß von 3700 Tonnen CO<sub>2</sub> im Schnitt einen emissionsbedingten Todesfall verursache.<ref>{{Literatur |Autor=Joshua M. Pearce, Richard Parncutt |Titel=Quantifying Global Greenhouse Gas Emissions in Human Deaths to Guide Energy Policy |Sammelwerk=Energies |Band=16 |Nummer=16 |Datum=2023-08-19 |ISSN=1996-1073 |DOI=10.3390/en16166074 |Seiten=6074 | |Abruf=2023-08-29}}</ref>
''Siehe auch: [[Mortality Cost of Carbon]] (MCC)''
==== Berechnung nach Lebensbereichen ====
[[Datei:Air transport demand distribution in the USA.jpg|mini|Anteil der amerikanischen Bevölkerung an getätigten Flügen: 10 Prozent der Erwachsenen nehmen etwa 70 Prozent der Flüge in Anspruch.]]
Mit sogenannten [[CO2-Rechner|CO<sub>2</sub>-Rechnern]] lässt sich der eigene CO<sub>2</sub>-Fußabdruck überschlägig errechnen. Die meisten unterscheiden die Lebensbereiche
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* ''öffentlicher Konsum'' (Emissionen, die im Land insgesamt verursacht und auf alle Bürger verteilt werden)
Den größten Einfluss hat man auf die Bereiche bzw. Unterbereiche ''privater Konsum'', ''Beheizung'', ''Ernährung'', ''(PKW-)Verkehr'',<ref>{{Literatur |Autor=Marc Schelewsky et al. |Titel=CO2-Fußabdrücke im Alltagsverkehr. Datenauswertung auf Basis der Studie Mobilität in Deutschland |Nummer=224/2020 |Verlag=Umweltbundesamt |Ort=Dessau-Roßlau |Datum=2020 |ISSN=1862-4804}}</ref> ''Flugverkehr'' und ''Stromverbrauch''.
Auf die Bereiche ''Wohnen'' und ''Warmwasserzubereitung'' haben Hauseigentümer unmittelbaren Einfluss; Mieter können mit ihrem Vermieter sprechen und z. B. gegen eine angemessene Mieterhöhung neue Fenster oder eine neue Heizung erhalten. Oft wird auch nach der Berechnung angeboten, durch eine Spende den eigenen CO<sub>2</sub>-Ausstoß zu kompensieren (→''Kapitel:'' Das Kompensieren eines CO<sub>2</sub>-Fußabdrucks). Alle Ergebnisse eines CO<sub>2</sub>-Fußabdrucks sind überschlägige Zahlen.▼
Der Bereich ''öffentlicher Konsum'' ist vom Individuum ohne Organisation in [[Interessenverband|Interessenverbänden]] oder [[Soziale Bewegung|sozialen Bewegungen]] wenig bis gar nicht beeinflussbar.<ref>[[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]]: ''Die CO<sub>2</sub>-Bilanz eines Bürgers.'' S. 8. auf: [http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3327.pdf ''www.umweltdaten.de''], (PDF; 4,9 MB) 4. März 2011.</ref>
▲Auf die Bereiche ''Wohnen'' und ''Warmwasserzubereitung'' haben Hauseigentümer unmittelbaren Einfluss; Mieter können mit ihrem Vermieter sprechen und z.
===== Der CO<sub>2</sub>-Fußabdruck eines Haustieres =====
Was in Klimarechnern bislang keine Rolle spielt, ist die CO<sub>2</sub>-Bilanz von Haustieren. So verursacht eine Hauskatze pro Jahr 2,2 t CO<sub>2</sub> und ein Dackel 1,8 t CO<sub>2</sub>.<ref>[https://taz.de/CO2-Emissionen-bei-Haustieren/!5118625/ ''Klimakiller Katze.''] In: ''TAZ.'' 15. Juni 2011</ref> Ein mittelgroßer Hund ist vom CO<sub>2</sub>-Fußabdruck durchaus mit einem Geländewagen vergleichbar.<ref>Katrin Blawat: [http://www.sueddeutsche.de/wissen/umweltschutz-oekologischer-pfotenabdruck-1.130640 ''Ökologischer Pfotenabdruck.''] In: ''Süddeutsche Zeitung.'' 17. Mai 2010.</ref> Deshalb schlagen die beiden Autoren des Buches „Time to eat the dog“ unter anderem vor, die Haustiere auf vegetarische Kost umzustellen.<ref>Amazon, Buch-Besprechung [http://www.amazon.de/Time-Eat-Dog-Sustainable-Living/dp/0500287902 ''Time to Eat the Dog.'']</ref>
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Vermehrt werden CO<sub>2</sub>-Bilanzen auch von Unternehmen – freiwillig oder aufgrund gesetzlicher Verpflichtungen – im Kontext ihres [[Nachhaltigkeitsbericht]]es erstellt. Betriebliche Verfahren des Rechnungswesens zur Erstellung einer CO<sub>2</sub>-Bilanz nennt man [[Carbon Accounting]]. Ein Fußabdruck einer Organisation benennt den gesamten CO<sub>2</sub>- oder CO<sub>2</sub>-eq-Ausstoß, der durch ihre Aktivitäten pro Jahr entsteht. Der CO<sub>2</sub>-Fußabdruck der Deutschen Bank, zum Beispiel, betrug im Jahr 2008 nach eigenen Angaben 415.269 Tonnen CO<sub>2</sub>.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.banking-on-green.com/de/content/nachhaltig_handeln/co2_rechnungslegung.html |wayback=20101025025223 |text=www.banking-on-green.com}} 4. März 2011.</ref>
Die [[US Army]] war Mitte der 2010er Jahre die Institution mit dem weltweit bei weitem größten Verbrauch von fossilen Brennstoffen. Sie rangierte um das Jahr 2015 mit ihren CO<sub>2</sub>-Emissionen zwischen den Staaten Portugal und Peru.<ref>[https://orf.at/stories/3128002/ ''CO<sub>2</sub>-Fußabdruck des US-Militärs riesig'']</ref><ref>Studie von Wissenschaftlern der [[Lancaster University]] und der [[Durham University]]: [https://rgs-ibg.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/tran.12319 ''Hidden carbon costs of the “everywhere war”: Logistics, geopolitical ecology, and the carbon boot print of the US military'']</ref> Gegenwärtig sind nach Berechnungen des [[Carbon Disclosure Project]] lediglich 100 Firmen weltweit für über 70 Prozent der globalen CO2e-Emissionen verantwortlich. Im Beobachtungszeitraum von 1988 bis 2017 waren dies unter anderem [[ExxonMobil]], [[BHP Billiton]], [[Saudi Aramco]] und [[Gazprom]].<ref>{{Literatur |Autor=Paul Griffin |Titel=The Carbon Majors Database. CDP Carbon Majors Report 2017. 100 fossil fuel producers and nearly 1 trillion tonnes of greenhouse gas emissions |Verlag=Carbon Disclosure Project, Climate Accountability Institute |Ort=London / Snowmass, CO |Datum=2017 |Seiten=14 ff. | |Format=PDF}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.cdp.net/en/articles/media/new-report-shows-just-100-companies-are-source-of-over-70-of-emissions |titel=New report shows just 100 companies are source of over 70% of emissions - CDP |werk=Carbon Disclosure Project |datum=2017-07-10 |sprache=en |abruf=2023-06-06}}</ref> Laut einer Studie des [[WWF Deutschland|WWF]] und des [[Öko-Institut]]s vom Mai 2023 sind 30 Fabriken in Deutschland für 30 Prozent der Emissionen der gesamtdeutschen Industrie verantwortlich. Dazu gehören beispielsweise diverse Standorte von [[thyssenkrupp Steel Europe]] und [[Salzgitter Flachstahl]] sowie [[Zementwerk]]e und Ammoniak- und Ethylenanlagen diverser Unternehmen.<ref>{{Literatur |Autor=Hauke Hermann, Lukas Emele |Titel=Dirty Thirty. Emissionen des Industriesektors in Deutschland |TitelErg=Präsentation |Verlag=WWF Deutschland, Öko-Institut |Ort=Berlin |Datum=2023-05 | |Format=PDF}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=David Zauner |url=https://www.klimareporter.de/finanzen-wirtschaft/dirty-thirty-deutschlands-klimaschaedlichste-industrien |titel="Dirty Thirty": Deutschlands klimaschädlichste Industrien |werk=Klimareporter |datum=2023-06-06 |abruf=2023-06-06}}</ref>
=== Nationale Treibhausgasbilanzen ===
Wie auch bei den anderen CO<sub>2</sub>-Fußabdrücken findet man verschiedene Zahlen für den CO<sub>2</sub>-Fußabdruck eines Landes. Mitgliedsstaaten der [[United Nations Framework Convention on Climate Change|Klimarahmenkonvention]] (UNFCCC) und des [[Kyoto-Protokoll]]s müssen jährlich nationale Treibhausgasbilanzen, meist ''Treibhausgasinventar'' genannt, erstellen und einen [[Nationaler Inventarbericht|nationalen Inventarbericht]] beim Sekretariat der UNFCCC einreichen. Im Jahr 2008 emittierte Deutschland rund 988,2 Mio. t CO<sub>2</sub>-eq (Schweiz 53,4 Mio. t CO<sub>2</sub>-eq, Österreich 69,3 Mio. t CO<sub>2</sub>-eq).<ref>UNFCCC, National greenhouse gas inventory data for the period 1990–2008, Tabelle 2 [http://unfccc.int/resource/docs/2010/sbi/eng/18.pdf www.unfccc.int] (PDF; 265 kB) 1. April 2011.</ref> Dabei werden nach dem Territorialprinzip die im Land liegenden Emissionsquellen berücksichtigt.
Eine andere Herangehensweise ist, die dem Verbrauch eines Landes zugrunde liegenden Emissionen bei der Berechnung eines Fußabdrucks heranzuziehen. So bezog eine Studie an der [[Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens|Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens]] (NTNU) die Emissionen mit ein, die bei der Produktion aller Güter des Gesamtverbrauchs eines Landes auftreten. Wenn ein Land nun einen größeren CO<sub>2</sub>-Fußabdruck hat als seine vom UNFCCC berechneten Treibhausgasemissionen, bedeutet dies, dass die Einfuhren des Landes bei der Produktion mehr Kohlenstoff benötigen als seine Ausfuhren. Auch wurde in den Berechnungen des NTNU zusätzlich der internationale Transport in See- und Luftfracht mit einbezogen, die vom UNFCCC nicht mit berücksichtigt wird. Basierend auf den Daten des Jahres 2001 betrug der Fußabdruck ca. 1.238 Mio. t CO<sub>2</sub>-eq für Deutschland, 112 Mio. t CO<sub>2</sub>-eq für Österreich und 132 Mio. t CO<sub>2</sub>-eq für die Schweiz. Dies entsprach einem CO<sub>2</sub>-Fußabdruck von 15,1 t CO<sub>2</sub>-eq für jeden Deutschen, 13,8 t für jeden Österreicher und 18,4 t für jeden Schweizer ergibt. Weltweit waren unter den 73 untersuchten Ländern Luxemburg (33,4 t CO<sub>2</sub>-eq pro Person), die USA (28,6 t CO<sub>2</sub>-eq pro Person) und Australien (20,6 t CO<sub>2</sub>-eq pro Person) die größten Verschmutzer, während afrikanische Länder wie
== Berechnung ==
Die Berechnung des CO<sub>2</sub>-
=== Direkte Kohlenstoffemissionen ===
Direkte oder
=== Indirekte Kohlenstoffemissionen ===
Indirekte Kohlenstoffemissionen sind Emissionen aus Quellen, die dem untersuchten Prozess vor- oder nachgelagert sind und auch als Scope 2 oder Scope 3 Emissionen bezeichnet werden.<ref name=":1" /> Scope 2 Emissionen sind die indirekten Emissionen, die mit eingekaufter Elektrizität, Wärme und/oder Dampf verbunden sind, die am Standort verwendet werden.<ref name=":2" /> Scope 3 Emissionen sind alle anderen indirekten Emissionen, die aus den Aktivitäten einer Organisation stammen, aber aus Quellen, die sie nicht besitzt oder kontrolliert.<ref>{{Internetquelle |autor=Will |url=https://compareyourfootprint.com/difference-scope-1-2-3-emissions/ |titel=What is the Difference Between Scope 1, 2 and 3 Emissions? |werk=Compare Your Footprint |datum=2018-11-02 |sprache=en-GB |abruf=2021-09-25}}</ref> Emissionen aus vorgelagerten Prozessen werden auch als [[Upstream-Emission]]en bezeichnet, solche aus nachgelagerten ''Downstream-Emissionen''.
== Das Kompensieren eines CO<sub>2</sub>-Fußabdrucks ==
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Lange galt als Kritikpunkt das Fehlen einer international geltenden Definition des Begriffs CO<sub>2</sub>-Fußabdruck, bis die [[Internationale Organisation für Normung|Organisation für internationale Standards]] die Norm ISO 14067 zur Bilanzierung des CO<sub>2</sub>-Fußabdrucks von Produkten veröffentlichte.<ref>International Organisation for Standardization,[http://www.iso.org/iso/catalogue_detail?csnumber=59521 www.iso.org] 7. Mai 2013. Auch beim Deutschen Institut für Normung als [https://www.din.de/de/wdc-beuth:din21:201458284 ''DIN CEN ISO/TS 14067; DIN SPEC 35801:2014-09: Treibhausgase – Carbon Footprint von Produkten – Anforderungen an und Leitlinien für Quantifizierung und Kommunikation.''] Abgerufen am 5. November 2017.</ref> Selbst ernannte Standards wie „Carbon Footprint Standard“ besagen wenig, da sie keiner unabhängigen Kontrolle unterliegen.<ref>Carbon Footprint Ltd, [http://www.carbonfootprint.com/cfpstandard.html www.carbonfootprint.com] 4. März 2011.</ref>
Der britische Standard PAS 2050:2008 unterliegt Kriterien, die von Carbon Trust geprüft werden. Er baut teilweise auf der Ökobilanznorm ISO 14040 ff. auf, weicht aber in wichtigen Punkten deutlich davon ab,<ref>BMU und BDI, Produktbezogene Klimaschutzstrategien, S. 10,
=== Berechnung ===
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=== Aussagekraft ===
Darüber hinaus wird das Konzept des individuellen CO<sub>2</sub>-Fußabdruckes dafür kritisiert, dass es als Mittel der Schuldverschiebung entworfen wurde.<ref name=":4">{{Internetquelle |autor=Simplicissimus |url=https://www.youtube.com/watch?v=svDGHu-bW8Q |titel=Wie der "CO2-Fußabdruck" dich manipuliert |hrsg=Funk |sprache=de-DE |abruf=2021-12-15}}</ref><ref name=":5">{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=yiw6_JakZFc |titel=Can YOU Fix Climate Change? |hrsg=Kurzgesagt – In a Nutshell |abruf=2021-12-15}}</ref> Der CO<sub>2</sub>-Fußabdruck wurde als Teil einer Marketingstrategie des Energiekonzerns [[BP]] in Kooperation mit [[Ogilvy & Mather]] entwickelt und ging 2004 als Kalkulator auf der Website von BP online.<ref name=":3" /> BP wird vorgeworfen, dies als Ablenkungsmanöver getan zu haben, um die Bemühungen bezüglich des Klimawandels auf das Verhalten des individuellen Endverbrauchers
== Trivia ==
Von 2016 bis 2018 entwickelte die finnische Industrieforschungseinrichtung [[VTT]] mit verschiedenen Partnerunternehmen Wege zur Bilanzierung eines sogenannten „CO<sub>2</sub>-Handabdrucks“ (''carbon handprint''). Damit sollten die positiven Effekte von Produkten gegenüber Mitbewerbererzeugnissen, genauer, auf deren Wirkungsaspekt fokussierend, positive Klimaeffekte abgebildet werden.<ref>{{Internetquelle |autor=Saija Vatanen |url=https://www.vttresearch.com/en/news-and-ideas/carbon-handprint-new-environmental-indicator-evaluating-positive-climate-impacts |titel=Carbon handprint - definition and examples |werk=VTT |datum=2018-12-18 |sprache=en |abruf=2023-04-02}}</ref> Neben Anreizen für [[Kleine und mittlere Unternehmen|kleine und mittelständische Unternehmen]] versprach sich das Projektkonsortium auch besseres [[Marketing]].<ref>{{Internetquelle |url=https://projectsites.vtt.fi/sites/handprint/www.vtt.fi/sites/handprint/objectives-and-methods.html |titel=Carbon handprint - a positive indicator! {{!}} Objectives and methods |abruf=2023-04-02}}</ref> 2023 veröffentlichten [[Brot für die Welt]] und [[Germanwatch]] die Webseite ''Dein Handabdruck'', die im Stile des [[Wahl-O-Mat]]s individuelle Möglichkeiten für sozialökologisches Engagement aufzeigt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.handabdruck.eu/ |titel=Home {{!}} Handabdruck |sprache=de-DE |abruf=2023-06-27}}</ref>
== Siehe auch ==
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* {{Literatur |Hrsg=Intergovernmental Panel on Climate Change |Titel=2006 Guidelines for National Greenhouse Gas Inventories |Datum=2006 |ISBN=4-88788-032-4 |>
* {{Internetquelle |url=https://www.test.de/Klimafreundlich-essen-So-geniessen-Sie-nachhaltig-5551460-0/ |titel=Klimafreundlich essen: So genießen Sie nachhaltig |werk= www.test.de |hrsg= [[test (Zeitschrift)]] |datum=2021-05-01 |abruf=2021-08-10 |abruf-verborgen=1 |kommentar= [https://www.test.de/filestore/5741693_Nachhaltig-essen-test-05-2021.pdf?path=/protected/88/b6/88846cab-83f0-43e7-95b2-2352f4a323b8-protectedfile.pdf&key=013F695C23C6CC0B654CDECB473AC5DACC45BF4C PDF-Version]}}
* {{Literatur |Autor=Jared Starr, Craig Nicolson, Michael Ash, Ezra M. Markowitz, Daniel Moran |Titel=Income-based U.S. household carbon footprints (1990–2019) offer new insights on emissions inequality and climate finance |Sammelwerk=PLOS Climate |Band=2 |Nummer=8 |Datum=2023-08-17 |ISSN=2767-3200 |DOI=10.1371/journal.pclm.0000190 |Seiten=e0000190 | |Abruf=2024-05-21}}
== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
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