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Jürgen Wohlrabe

deutscher Politiker, MdA, MdB, Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses 1989–1991

Jürgen Wohlrabe (* 12. August 1936 in Hanau; † 19. Oktober 1995 in Berlin) war ein deutscher Politiker der CDU und Filmproduzent.

Jürgen Wohlrabe auf einem Plakat der CDU zu den Berliner Abgeordnetenhauswahlen 1989.

Obwohl in Hanau geboren, wuchs Jürgen Wohlrabe im altmärkischen Gardelegen auf. Als ihm der weitere Besuch der Oberschule verwehrt wurde, floh er im Alter von 15 Jahren aus der DDR nach ´West-Berlin, wo er 1957 sein Abitur ablegte und anschließend ein Jurastudium an der Freien Universität aufnahm. Dort begann er auch seine politische Laufbahn, als er 1958 in die CDU und ihre Studentenorganisation RCDS eintrat und im Amtsjahr 1960/61 zum Vorsitzenden des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) und Berliner Landesvorsitzenden des Verbands Deutscher Studentenschaften (VDS) gewählt wurde.

 
Jürgen Wohlrabe (rechts) beim Empfang der alliierten Stadtkommandanten von Berlin im Rathaus Schöneberg am 2. Oktober 1990

Von 1963 bis 1967 gehörte er der Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Charlottenburg an und wurde anschließend ins Abgeordnetenhaus von Berlin gewählt, bevor er ab 1969 für zehn Jahre die Berliner CDU im Deutschen Bundestag vertrat. In dieser Zeit galt Wohlrabe, der auch Vorsitzender der Jungen Union in Berlin war, als einer der profiliertesten Gegenspieler der Studentenbewegung um Rudi Dutschke. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er jedoch vor allem durch seine Auseinandersetzung mit Herbert Wehner bekannt, der ihn 1970 in einer Bundestagsdebatte als Übelkrähe und vier Jahre später sogar als Schwein titulierte. Bereits 1968 hatte er das sogenannte Trockenpisser-Gerichtsverfahren gewonnen. 1972 wurde sein Sohn Marc Wohlrabe[1] geboren.

Im Jahr 1979 wurde Wohlrabe erneut Abgeordneter im Berliner Landesparlament, dem er bis zu seinem Tode angehören sollte. Von März 1989 bis Januar 1991 war Jürgen Wohlrabe schließlich Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses. In dieser Funktion erregte er noch einmal bundesweite Aufmerksamkeit dank einer Kundgebung am Schöneberger Rathaus am Tag nach dem Fall der Berliner Mauer am 10. November 1989, für die er als Parlamentspräsident formell Gastgeber und Veranstalter war.

 
Grab auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend

1996 wurde bekannt, dass Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR Wohlrabe (Kontaktperson „Taifun“) als Quelle genutzt und auch sein Telefon abgehört hatten.[2][3]

Neben seiner politischen Karriere war Jürgen Wohlrabe auch als Filmkaufmann und -produzent erfolgreich. 1978 übernahm er den von seinem Großvater Willy Wohlrabe[4] gegründeten und von seinem Onkel Karl Friedrich Wohlrabe fortgeführten familiären Jugendfilm-Verleih und entwickelte diesen zu einem kommerziell erfolgreichen Unternehmen[5], unter anderem durch Kassenschlager wie Sergio Leones Es war einmal in Amerika, Bernardo Bertoluccis Der letzte Kaiser oder Peter MacDonalds Rambo III. Als Produzent zeichnete er außerdem für Asterix in Amerika (1994) verantwortlich.

Jürgen Wohlrabe starb im Oktober 1995 im Alter von 59 Jahren in Berlin an einem Gehirntumor.[6] Seine letzte Ruhestätte ist ein Erbbegräbnis auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend (Grablage: I-Erb.-Mauer). Als Grabstein dient ein schlanker Obelisk.[7]

Ehrungen

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Der Wohlrabedamm in Berlin-Siemensstadt wurde nach Jürgen Wohlrabe benannt.

Literatur

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Commons: Jürgen Wohlrabe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Harriet Dreier: "Wir Wohlrabes sind wie eine Glühbirne". In: Spiegel.de vom 24. Oktober 2010
  2. Operation Sumpf. In: Der Spiegel. Nr. 51, 1996 (online).
  3. Dann wird es heiß. In: Der Spiegel. Nr. 14, 2000 (online).
  4. Peter Stolle: Ein Leben zwischen Lummer und Leone. Der Spiegel, 1987, abgerufen am 25. Juni 2018.
  5. Ein Leben zwischen Lummer und Leone. In: Der Spiegel. Nr. 30, 1987 (online).
  6. Manfred Agethen: Jürgen Wohlrabe. Unternehmer, Politiker. Biografie auf der Webseite der Konrad-Adenauer-Stiftung. Abgerufen am 13. November 2019.
  7. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 497.