Borgward B 2000 A/O
Der Borgward B 2000 A/O (Allrad mit Ottomotor) ist ein Lkw mit 0,75 t Nutzlast aus der Erstausstattung der Bundeswehr als Fahrzeug zum Personentransport mit neun Sitzen oder für den Transport von Lasten mit einem Pritschenaufbau und Plane. Er wurde ab 1955 gebaut und von 1956 bis zur Ausmusterung der letzten Fahrzeuge 1975 eingesetzt.[1]
Borgward B 2000 A/O
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Borgward B 2000 A/O | |
Basisinformation | |
Hersteller | Borgward, Büssing AG |
Modell | Borgward B 2000 A/O |
Produktionszeit | 1955–1968 |
Technische Daten | |
Eigengewicht | 2470 kg (Pritsche 2450 kg) |
Nutzlast | 750 kg im Gelände |
Gesamtgewicht | 3500 kg |
Länge | 5282 mm |
Breite | 1900 mm |
Höhe | 2150 mm |
Radstand | 3200 mm |
Spurweite | 1550 mm vorn, 1500 mm hinten |
Bodenfreiheit | 260 mm |
Watfähigkeit | 750 mm |
Motor | Vergasermotor Borgward 6 M 2,4 A |
Drehmoment | 162 Nm (16,5 mkp) bei 2400/min |
Leistung | 60 kW (82 PS) |
Geschwindigkeit | 95 km/h |
Verbrauch | 19 l/100 km |
Kraftstoffvorrat | 90 l |
Reichweite | 470 km |
Getriebe | 4-Gang (nicht synchronisiert) mit Vorgelege |
Bereifung | 9,00–16 extra M |
Entwicklung
BearbeitenMit Aufstellung der Bundeswehr ab 1955 wurde die militärische Forderung nach einem leichten geländegängigen Fahrzeug für den Personal- und Materialtransport in der Lastenklasse 0,75 t bis 1,5 t Nutzlast definiert. Es bewarben sich Opel, Hanomag und Borgward mit eigenen Konstruktionen, die sich stark an dem Erscheinungsbild des im Zweiten Weltkrieg genutzten Pkw schwer/Lkw leicht Mercedes-Benz L 1500 A bzw. Horch orientierten.
Sowohl der Borgward B 2000 A/O als auch der Opel Blitz A erzielten fast gleiche, gute technische Ergebnisse in der Erprobung. Das Verwindungsverhalten des Borgwards war im Gelände jedoch dank eines zweigeteilten Aufbaus besser. Den Zuschlag erhielt Borgward aufgrund des günstigeren Angebots. Auch die britische Rheinarmee beschaffte das Fahrzeug.[2][3][4][5]
Beschaffung
BearbeitenIn den Jahren 1955 bis 1961 wurden insgesamt ca. 6400 Fahrzeuge zum Stückpreis von ca. 15.000 DM beschafft. Gefertigt wurden vorwiegend 9-Sitzer-Kübelwagen und nur in sehr geringem Umfang Pritschenfahrzeuge der Lastenklasse 0,75 t, zusätzlich auch wenige Fahrzeuge in der Lastenklasse 1,5 t. Von 1962 bis 1968 fertigte auch Büssing als zeitweiliger Besitzer des ehemaligen Borgward-Lkw-Werks in Osterholz-Scharmbeck dort 168 baugleiche Fahrzeuge für den Bundesgrenzschutz.[2][3] Die von Büssing gebauten Fahrzeuge trugen jedoch nicht mehr den Borgward-Rhombus als Markenzeichen, sondern den Braunschweiger Löwen.[1]
Verwendung
BearbeitenDer Kübelwagen wurde als Fahrzeug für den Kompaniefeldwebeltrupp, Feuerleittrupp oder Fernmeldetrupp sowie bei der Feldjägertruppe und als Versorgungsfahrzeug genutzt, das Pritschenmodell in der Fernmeldetruppe oder auch bei den Instandsetzungsdiensten als Wartungstruppfahrzeug eingesetzt. Auch bei der Luftlandetruppe fand das Fahrzeug Verwendung. In den letzten Jahren vor Ausmusterung wurde es hauptsächlich als Fahrschulfahrzeug verwendet.
Mit Auslauf der letzten Fahrzeuge im Jahr 1975 fand dieses Baumuster keinen direkten Nachfolger. Mit der Kfz-Folgegeneration der Bundeswehr, der zweiten Generation, wurden neue Forderungen und Konzepte definiert. Die Aufgaben des Borgwards B 2000 A/O wurden bei dem Erfordernis geländegängiger Fahrzeuge durch den Lkw 1,5 t gl Unimog S 404, später LKW 2t tmil gl Unimog U 1300 L übernommen. War keine Geländegängigkeit erforderlich, kamen der VW-5- bzw. -8-Sitzer (VW-Doppelkabine bzw. -Bus) sowie der Lkw 2 t tmil Daimler Benz L 508 D zum Einsatz. Ausgemusterte Borgward B 2000 A/O fanden häufig in Organisationen des Katastrophenschutzes, beim Deutschen Roten Kreuz, Technischen Hilfswerk oder bei der Feuerwehr eine Folgeverwendung.[2][3]
Technik
BearbeitenMotor und Getriebe
BearbeitenDer B 2000 A/O hat den für den Borgward-Pkw Hansa 2400 konstruierten Viertakt-Ottomotor, einen über der Vorderachse eingebauten Reihen-Sechszylinder mit einem Hubraum von 2337 cm³ (Bohrung 78 mm, Hub 81,5 mm), Verdichtung 6,9 : 1. Hängende Ventile werden von einer untenliegenden Nockenwelle mit Stirnradantrieb über Stoßstangen und Kipphebel gesteuert. Der Motor leistet 82 PS (60 kW) bei 4000/min. Das maximale Drehmoment beträgt 16,5 mkp (162 Nm) bei 2400/min. Der Motor hat Druckumlaufschmierung und Wasserkühlung mit Pumpe. Der Vergaser ist ein Zenith-32-NDIX-Geländevergaser, der selbst auf extremen Steigungen oder in Schieflagen zuverlässig arbeitet. Er wurde außer im Borgward B 2000 A/O in verschiedenen NATO-Fahrzeugen eingesetzt.
Das Schaltgetriebe von ZF mit Mittelschalthebel hat vier nichtsynchronisierte Vorwärtsgänge, einen Rückwärtsgang und ein Vorgelege für den Einsatz im Gelände. Zwischen Motor und Getriebe sitzt eine Einscheiben-Trockenkupplung Typ K 16 KZ von Fichtel & Sachs. Vom Schaltgetriebe wird die Antriebskraft auf ein ZF-Verteilergetriebe übertragen, das genau in der Mitte zwischen den Achsen im Rahmen eingebaut ist. Durch diese Anordnung sind beide Kardanwellen gleich lang. Im Straßenbetrieb wird nur die Hinterachse angetrieben. Der Vorderradantrieb wird bei Bedarf zugeschaltet. Im Geländegang ist der Durchtrieb starr, das heißt ohne Mitteldifferenzial auf Vorder- und Hinterachse.[6]
Fahrwerk und Aufbau
BearbeitenDer Wagen hat einen genieteten Leiterrahmen aus U-Profilen, der als äußerst verwindungsfähig gilt und extreme Achsverschränkungen zulässt. Zwei Starrachsen werden an Halbelliptik-Blattfedern geführt. Trommelbremsen mit einem Durchmesser von 16 Zoll an allen vier Rädern sind in den meisten B 2000 A/O mechanisch zu betätigen; nur die zuletzt gebauten Fahrzeuge haben einen Bremskraftverstärker. Eine Servolenkung wie auch eine Hydraulische Kupplungsunterstützung gibt es nicht.[6]
Der Aufbau ist aus Stahlblech. Beim Kübelwagen sind Führerhaus und Raum für mitfahrende Personen getrennt, um Verwindungen des Fahrgestells im Gelände zu ermöglichen. Durch die Trennung auf dem gleichen Fahrgestell und mit gleichem Führerhaus waren andere Aufbauten möglich.
Die Mitfahrenden sitzen einander zugewandt auf zwei quer zur Fahrrichtung eingebauten Dreierbänken. Zwei weitere Personen finden neben dem Fahrer im Führerhaus Platz. Als Wetterschutz gibt es in der Standardausführung ein Segeltuchverdeck, das von Stahlrohrbügeln gehalten wird, und anknöpfbare Seitenscheiben aus Plexiglas. Fahrzeuge für den Bundesgrenzschutz, die Polizei und andere Dienststellen haben ein sogenanntes Scherenverdeck.[7]
Borgward B 2000 A/O in Museen
BearbeitenBaumuster des Fahrzeugs sind unter anderem im Deutschen Panzermuseum in Munster, der Wehrtechnischen Studiensammlung in Koblenz und im Automuseum in Melle ausgestellt.[8]
Literatur
Bearbeiten- Carl F.W. Borgward G.m.b.H. (Hrsg.), Betriebsanleitung für den Borgward Lastkraftwagen 0,75 t gl, 4. Ausg., Bremen 1958
- BMVg (Hrsg.), TDv 2320/8-40, Teil 4 Instandsetzungsanweisungen (Feld- und Depotinstandsetzung) für LKW 0,75 t Borgward, Bonn 1964
- Jürgen Plate: Fahrzeuge der Bundeswehr seit 1955. Motorbuchverlag, Stuttgart 2005.
- Werner Oswald: Kraftfahrzeuge und Panzer der Reichswehr, Wehrmacht und Bundeswehr. Motorbuchverlag, Stuttgart 1977.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Peter Kurze: Borgward Typenkunde. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-7688-2599-3, S. 115–117.
- ↑ a b c Jürgen Plate: Fahrzeuge der Bundeswehr seit 1955. Motorbuchverlag, Stuttgart 2005, S. 72 ff.
- ↑ a b c Werner Oswald: Kraftfahrzeuge und Panzer der Reichswehr, Wehrmacht und Bundeswehr. Motorbuchverlag, Stuttgart 1977, S. 355 ff.
- ↑ Peter Kauz in: Fahrzeugseiten.de, Nutzfahrzeuge, Borgward B2000, B2000 A und B2000 A/O 0,75 to Zivil, abgerufen am 29. Juni 2023
- ↑ Wehrtechnische Studiensammlung Koblenz, Exponatbeschreibung LKW 0,75tgl Borgward B 2000 A/O, Inv.Nr. 2453
- ↑ a b Borgward-Lkw.de ( des vom 1. April 2023 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Abgerufen am 28. August 2021.
- ↑ Klausmartin Friedrich: Die Haubenfahrzeuge der Nachkriegszeit. Abgerufen am 28. August 2021.
- ↑ Exponatbeschreibung des Automusems in Melle
Zeitleiste der Borgward-, Lloyd-, Goliath- und Hansa-Modelle von 1947 bis 1963 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Typ | Gründung von drei Einzelgesellschaften (Borgward, Lloyd, Goliath) | Bündelung in der Borgward Holding | Insolvenz | ||||||||||||||||||||||||||||||||
1940er | 1950er | 1960er | |||||||||||||||||||||||||||||||||
7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | |||||||||||||||||||
Kleinwagen | Lloyd 250 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Lloyd 300 | Lloyd 400 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Lloyd 600 / Lloyd Alexander | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Untere Mittelklasse | Lloyd Arabella | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Borgward Arabella de Luxe | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Goliath GP 700 | Goliath GP 900 | Goliath GP 1100 | Hansa 1100 | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Mittelklasse | Borgward Hansa 1500 | Borgward Hansa 1800 | Borgward Isabella | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Oberklasse | Borgward Hansa 2400 Sport | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Borgward Hansa 2400 Pullman | Borgward P 100 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sportwagen | Goliath GP 700 E | Borgward Isabella Coupé | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Geländewagen | Goliath Typ 31 | Goliath Jagdwagen Typ 34 | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Borgward B 2000 A/O Kübelwagen | von Büssing weitergebaut | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Lieferwagen / Kleintransporter | 3-rädrig | Goliath GD 750 | Goliath Goli | ||||||||||||||||||||||||||||||||
4-rädrig | Lloyd LT 500 | Lloyd LT 600 | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Goliath GV 800 | Goliath Express | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Lastwagen / Kleinbus | 1–2 t Nutzlast | Borgward B 1000 | Borgward B 1250 | Borgward B 1500 | Borgward B 1500 | Borgward B 511 | |||||||||||||||||||||||||||||
Borgward B 1500 F | Borgward B 611 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
2–3 t Nutzlast | Borgward B 2000 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Borgward B 2500 | Borgward B 522 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Borgward B 2500 F (Chassis für Busse) | Borgward B 622 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
3–6 t Nutzlast | Borgward B 3000 | Borgward B 4000 | Borgward B 533 | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Borgward B 544 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Borgward B 4500 | Borgward B 555 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Borgward B 655 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
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