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Zahn um Zahn in Österreich: Über die Zahnfee und das Zahngeschäft
Zahn um Zahn in Österreich: Über die Zahnfee und das Zahngeschäft
Zahn um Zahn in Österreich: Über die Zahnfee und das Zahngeschäft
eBook438 Seiten4 Stunden

Zahn um Zahn in Österreich: Über die Zahnfee und das Zahngeschäft

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Über dieses E-Book

Drei Zahnärzte reden offen über Mängel im System, Zahnmythen und die Zukunft der Zahnmedizin!

Drei engagierte Zahnärzte kämpfen für eine bessere zahnmedizinische Versorgung in Österreich und stellen sich hartnäckigen Zahnmythen, formulieren Wünsche und Forderungen an Patienten, Kollegen, aber auch ganz besonders an das teils veraltete Gesundheitssystem.
Es ist dies das zweite Buch, nachdem 4 Forderungen aus dem Buch "Österreich auf den Zahn gefühlt" politisch bereits umgesetzt wurden.

Information aus erster Hand für Patienten!

Im Vordergrund des Buches steht allerdings, Zahnwissen an Patienten weiterzugeben, Ganz nach dem Motto der 3 Zahnärzte: "Wir wünschen uns aufgeklärte und mündige Patienten!"

Daher versorgt dieses Buch seine Leser vor allem mit: Information zu allen Themen rund um Zahngesundheit!
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum26. Aug. 2019
ISBN9783749427321
Zahn um Zahn in Österreich: Über die Zahnfee und das Zahngeschäft
Autor

Jahl Gerald, DDr.

DDr. Gerald Jahl ist sowohl praktischer Arzt, als auch Zahnarzt und vor allem ein seltener Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Er hat sich zur Gänze auf den Bereich der Zahnimplantate spezialisiert, macht Vorträge und Kurse für Zahnärzte und hat langjährige Praxiserfahrung auf diesem Gebiet. Als einer von nur neun Spezialisten in Österreich wurde er in den Kreis der Leading Implant Centers aufgenommen und ist auch wissenschaftlicher Beirat. In seiner Praxis setzt er hochmoderne 3D-Technologien ein. DDr. Gerald Jahl: "Am wichtigsten ist immer noch der menschliche Kontakt, die chirurgische Erfahrung und Kompetenz. Und: Eine gute Beratung, ein Eingehen auf den Patienten. Wir investieren einfach viel Zeit, das ist der Punkt."

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    Buchvorschau

    Zahn um Zahn in Österreich - Jahl Gerald, DDr.

    INHALT

    Vorwort von Tanja Wolf: Bohren Sie als Patient richtig nach

    Vorwort des Herausgebers

    Zahnarzt Dr. Google – Fluch oder Segen?

    Das habe ich doch auch – oder doch nicht?

    Zahnwissen im Internet

    Wie verlässlich ist Dr. Google?

    Was kann Dr. Google nicht wissen?

    Zahnarztplattformen: Wer ist der beste Doc?

    Das beliebte Suchkriterium: Was kostet das?

    Mein Zahnarzt wird 3D und digital

    27 moderne Mythen beim Zahnarzt

    Mythos 1: Zucker – der Fluch für unsere Zähne

    Mythos 2: Fluor – ja oder nein?

    Mythos 3: Kann denn Amalgam wirklich Sünde sein?

    Mythos 4: Porzellan, Keramik, Titan – und Plastik im Mund

    Mythos 5: Zahnspange – brauch ich doch nicht!

    Mythos 6: Prothese – daran führt kein Weg vorbei

    Mythos 7: Dritte Zähne verbessern die Nahrungsaufnahme

    Mythos 8: Eine Minute Zähneputzen genügt

    Mythos 9: Fest schrubben bringt beim Zähneputzen am meisten

    Mythos 10: Nach dem Essen soll man sofort die Zähne putzen

    Mythos 11: Äpfel essen verhindert Karies

    Mythos 12: Alle Zahnpasten sind gleich

    Mythos 13: Alle aufhellenden Zahncremes sind schädlich

    Mythos 14: Die Wirkung der Zahnpaste zeigt sich erst nach Jahrzehnten

    Mythos 15: Rauchen und Kaffee trinken verfärbt die Zähne

    Mythos 16: Kaugummi kauen ersetzt das Zähneputzen

    Mythos 17: Schwarzer Tee schadet den Zähnen

    Mythos 18: Die häusliche Zahnpflege ersetzt die professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt

    Mythos 19: Implantate bedürfen keiner Pflege

    Mythos 20: Ich bin zu alt für Implantate!

    Mythos 21: Fläschchenkaries gibt es nicht

    Mythos 22: Milchzähne brauchen keine Pflege, weil sie sowieso ausfallen

    Mythos 23: Schlechte Zähne werden vererbt

    Mythos 24: Pro Kind verliert die Mutter einen Zahn

    Mythos 25: CMD – die unaussprechliche Gefahr

    Mythos 26: Wenn mir nichts weh tut, ist alles okay

    Mythos 27: Es tut doch immer weh – oder?

    Privat oder Kasse – welcher Zahnarzt ist besser?

    Zwei Systeme – zwei Probleme

    Der Staat ist kein guter Zahnarzt

    Gute Beratung und Behandlung kosten – Zeit

    Warum hat mein Zahnarzt keine Zeit für mich?

    Schöne Zähne – eine Klassen- und Kassenfrage?

    Die Krux mit den Heilkostenplänen

    Meine Zähne – meine Entscheidung

    Vorbereitung auf den Zahnarztbesuch

    Was will ich vom Zahnarzt?

    Was soll ich meinen Zahnarzt fragen?

    Wie oft ist oft genug – 1x oder 4x pro Jahr zum Zahnarzt?

    Ich habe Angst – was tun?

    Wieso redet mein Zahnarzt nicht mit mir?

    Was tut er denn da – mein Zahnarzt?

    Der Blick in den Mund

    Was tun Sie bei Karies?

    Bohren kann durch nichts ersetzt werden

    Zähne ziehen – muss das sein?

    Was tun Sie, wenn ein Zahn fehlt?

    Brücke oder Implantat?

    Festsitzender oder abnehmbarer Zahnersatz?

    Garantie und Gewährleistung

    Schöne Zähne auch im Alter – Implantate!

    Warum sind Zähne auch im Alter wichtig?

    Zu alt für Implantate und Genuss?

    Die große Frage: Prothese oder Implantat?

    Die unterschiedlichen Implantat-Methoden

    Entwicklung der Implantate

    Eine Frage des Materials: Titan oder Keramik?

    Die sicherste medizinische Methode – weltweit!

    Fragenkatalog Implantate

    Allgemeiner Implantate-Check

    Implantate-Check, wenn Sie bereits eine Zahnprothese haben

    Angst beim Zahnarzt – es gibt Lösungen!

    Hilfe – ich habe Angst vor dem Zahnarzt!

    Dentalphobie wird erlernt und vererbt

    Warum habe ich Angst vor dem Zahnarzt?

    Spezielle Zahnärzte gegen Angst!

    Was kann ich selbst für einen entspannten Zahnarztbesuch tun?

    Die Six-Senses-Methode für Ärzte und Patienten: Den Sinnen ein Schnippchen schlagen!

    Die angstfreie Zahnarztpraxis der Zukunft!

    Keine Schmerzen – wie geht das?

    Lokale Anästhesie

    Lachgas

    Vollnarkose

    Hypnose

    Alternative Methoden

    Fragenkatalog – Angst vor dem Zahnarzt

    Welcher Zahnarzt darf es denn sein?

    Welche Fachrichtungen gibt es in der Zahnmedizin?

    Der Zahnarzt in der Gemeinschaftspraxis – wirtschaftliche Notwendigkeit und / oder medizinischer Nutzen?

    Wie halte ich die Zähne sauber und gesund?

    Die richtige Zahnbürste – elektrisch oder normal?

    1x oder 2x oder öfter am Tag?

    Die richtige Zahnpaste

    Fluor oder ganz natur?

    Munddusche oder Mundspülung

    Zahnseide oder Zahnstocher

    Die Zukunft der Zahnmedizin

    Ein Blick auf Österreich

    Wünsche an die Patienten

    Wünsche an die Zahnarzt-Kollegen

    Wünsche an die Politik

    Kritisches Interview mit dem Weltrat der Weisen

    Schlusswort eines Gastautors: Über die Zahnfee und das Zahngeschäft

    Über die Autoren

    Dr. Gernot Österreicher

    DDr. Gerald Jahl

    Dr. Ulrich Guserl

    Der Begriff „der Zahnarzt" und ähnliche Bezeichnungen beziehen sich sowohl auf Männer als auch auf Frauen und werden hier nur deswegen geschlechtsneutral verwendet, um den Lesefluss zu optimieren.

    VORWORT VON TANJA WOLF:

    BOHREN SIE ALS PATIENT RICHTIG NACH

    Ein Buch für mehr Transparenz beim Zahnarzt

    von Tanja Wolf, 2019

    Mögen Sie Ihren Zahnarzt? Vertrauen Sie ihm? In Deutschland hielten bei einer Umfrage drei von vier Befragten (75,7 %) ihren eigenen Zahnarzt für vertrauenerweckend und fanden, dass er seinen Beruf versteht. Auf alle Zahnärzte bezogen fand das jedoch nur noch jeder Zweite (49,1 %). Und 41,7 Prozent stimmten der Aussage zu, dass Zahnärzte allgemein „öfter Behandlungen anbieten, „die nicht unbedingt notwendig sind. [1]

    Auch wenn die Umfrage nicht neu ist und weniger Befragte als früher „keine gute Meinung" äußerten, sind das interessante Zahlen. Denn es ist ein widersprüchliches Bild, das man sich von Zahnärzten machen kann. Obwohl die Menschen in Österreich und in Deutschland viel gesündere Zähne haben als etwa vor 30 Jahren, lässt sich mit dem Beruf des Zahnarztes weiterhin Negatives verbinden. Und damit sind nicht nur Zahnschmerzen gemeint.

    Die Erfolge in der Zahnmedizin zeigen sich vielerorts in Europa: Weniger Karies, weniger Füllungen, weniger gezogene Zähne, weniger Vollprothesen. Aber es gibt eben auch viele Fragezeichen, und deshalb ist dieses Buch wichtig. Denn vor allem in der Zahnmedizin bezahlen Patienten viel aus eigener Tasche. In Österreich ist die Summe mit 926 Millionen Euro besonders hoch. Fast eine Milliarde Euro gaben die Menschen 2014 hier für Zahnbehandlungen aus, fast genau die Hälfte der Gesamtsumme von gut 1,8 Milliarden Euro.

    In Deutschland sind die privaten Gesamtausgaben für Zahnmedizin nicht bekannt. Für Zahnersatz und Zahnreinigung kommt aber einiges zusammen. Vor allem gibt es starke regionale Unterschiede. Der private Versicherungskonzern Ergo hat errechnet, dass die durchschnittlichen Zahnarzt-Kosten in Deutschland in Schwerin mit 347 Euro am niedrigsten sind, in Salzgitter in Niedersachsen mit durchschnittlich 959 Euro dagegen am teuersten. [2] Insgesamt zahlen Patienten in Deutschland jeden vierten Euro privat für Gesundheitsleistungen – 26,8 Prozent von insgesamt 452 Milliarden Euro. [3] In Sachen Eigenanteil beim Zahnarzt ist jedoch die Schweiz Spitzenreiter. Dort müssen Patienten 85 bis 90 Prozent der zahnmedizinischen Behandlungskosten selbst bezahlen. Die obligatorische Krankenversicherung übernimmt zahnärztliche Behandlungskosten nur bei schweren, nicht vermeidbaren Erkrankungen. [4]

    Gesunde oder schöne Zähne können also ein teurer Spaß werden. Gerade in Deutschland dominiert die Werbung für Privatleistungen, trotz einer im internationalen Vergleich noch umfangreichen Versorgung durch die gesetzlichen Krankenkassen. Beim Zahnersatz zahlen die Krankenkassen seit 2005 nur noch die Hälfte der Basisversorgung. Eine gerade beschlossene Erhöhung auf 60 Prozent wird erst 2021 in Kraft treten. Und bei Implantaten, dem Kassenschlager der Zahnärzteschaft, wird der Patient komplett zum Privatkunden. Wenn der Heiler aber auch Verkäufer ist, kann einiges in Schieflage geraten. Zum Beispiel, wenn Zahnarztpraxen mehr private Behandlungen anbieten als Basisversorgungen, weil dies finanziell lohnenswerter ist.

    Das ist eine Entwicklung, die zu sozialen Ungerechtigkeiten führt. So war schon in der Haushaltsbefragung des deutschen Statistischen Bundesamtes von 2014 zu lesen, dass 48,3 Prozent der Befragten aus finanziellen Gründen auf einen notwendigen Zahnarztbesuch verzichten. Seltsamerweise regt sich darüber kaum jemand auf. Doch Zahnmedizin ist weiterhin Medizin. Niemand käme auf die Idee, Vorbehandlungen zu einer Knieoperation selbst bezahlen zu müssen. Bei einer Parodontitis aber ist das in Deutschland ganz normal.

    Es war im Sommer 2014, als ein deutscher Landesjustizminister den Porsche-Vergleich auskramte und unter Zahnärzten einen Sturm der Entrüstung auslöste. Thomas Kutschaty hatte in einem Zeitungsinterview über mögliche Strafen für Steuerhinterziehung gesagt: „Wenn der Zahnarzt sechs Monate seinen Porsche stehen lassen muss, trifft ihn das viel mehr als eine Geldstrafe. Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte kritisierte in einem offenen Brief, der SPD-Minister benutze „ein lange überholtes Klischee und „verunglimpfe einen ganzen Berufsstand". [5]

    Dabei hat das Klischee vom allzu einträglichen Bohren durchaus seine Berechtigung. 1980 lagen die deutschen Zahnärzte beim Einkommen direkt hinter den Radiologen, also ganz oben in der fachärztlichen Gehaltsliste. Damals erreichten sie im Vergleich zum Durchschnitt aller Fachärzte in Deutschland ein Einkommen von rund 150 Prozent. 1997 waren sie hinter die Urologen abgerutscht, lagen aber immer noch über dem Durchschnitt aller Ärzte, also über 100 Prozent. [6] Mit dieser Grafik, die regelmäßig im Jahrbuch der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung auftaucht, möchte die Spitzenorganisation der deutschen Zahnärzte den „langfristigen Schrumpfungsprozess der zahnärztlichen Einkommen" deutlich machen. Tatsächlich aber steigt der Umsatz, den ein deutscher Praxisinhaber macht, seit Jahrzehnten, auch der Umsatz minus Kosten. Letzterer lag 2016 bei 160.900 Euro.

    Und wie gut ist eigentlich die Qualität in den Zahnarztpraxen? Genaues weiß man nicht. Natürlich sprechen die zahnärztlichen Standesvertreter stets von einer guten Qualität. Doch systematisch geprüft wird sie nicht. Die Barmer GEK, eine der großen deutschen gesetzlichen Krankenkassen, untersuchte verschiedene Aspekte anhand der Daten ihrer Versicherten. 2015 ergab der sogenannte „Barmer Zahnreport, dass nach einer Füllung viele Zähne „nach kurzer Zeit wieder therapiert werden müssen. Die Zahnärzte müssten „fast jeden dritten Zahn nach einer Füllung innerhalb von vier Jahren erneut einer Behandlung unterziehen. Und im „Barmer Zahnreport 2017 hieß es, dass die Parodontitis-Therapie offenbar verbesserungswürdig ist: „Nach der Behandlung gehen bei etwa einem Drittel der Erkrankten und damit bei bundesweit 440.000 Personen innerhalb von vier Jahren Zähne verloren". Dabei ist gerade Zahnerhaltung das Ziel dieser Therapie. [7]

    Ohnehin gibt es viel zu wenige Fachzahnärzte für Parodontologie – nämlich nur gut 200 in ganz Deutschland, obwohl rund jeder zweite Erwachsene von dieser Krankheit betroffen ist. Dafür gibt es mehr als 3.000 Fachzahnärzte für Kieferorthopädie. [8]

    Hinzu kommt, dass die Patienten sich vermutlich nicht immer gut informiert für die richtige Behandlungslösung entscheiden können. Wie eine repräsentative Umfrage der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen 2017 zeigte, halten sich Zahnärzte nicht durchgängig an die vorhandenen Gesetze zur therapeutischen und wirtschaftlichen Aufklärung. Ein Viertel der Befragten gab an, nicht über die ihnen zustehende günstigere Kassenleistung informiert worden zu sein, 39 Prozent wurden vor Behandlungsbeginn nicht schriftlich über die Kosten informiert und mit 31,5 Prozent fühlte sich knapp ein Drittel nicht über mögliche Nachteile einer Privatleistung informiert. [9]

    Die Privatleistungen in der deutschen Zahnmedizin werden trotz jahrelanger Debatte nicht erfasst. Das bedeutet: Niemand kennt die genaue Zahl der gesetzten Implantate, der Zahnspangen, der Misserfolge. Die Möglichkeiten der Versorgung sind zahlreich, die Innovationen unübersichtlich, die Abrechnungen durch eine Mischung aus Sachleistungen, Zuschüssen und Eigenanteilen kompliziert. Die Folge: Viele Patienten können nicht beurteilen, ob sie gerade eine Behandlung bekommen haben, die für sie medizinisch und finanziell optimal ist oder für den Zahnarzt. Dabei sind gerade in einem weitgehend privatisierten Bereich der Medizin eine gute Aufklärung und Beratung besonders wichtig, um sich richtig entscheiden zu können.

    Die genannten Probleme ähneln sich im gesamten deutschsprachigen Raum Europas. Die deutschen Zahlen sind hier angeführt, da es aus Österreich kaum Untersuchungen gibt. Natürlich gibt es gute Zahnärzte. Aber dass Sie als Patient kaum eine Chance haben, diese zu finden, ist ein weiteres Problem.

    Hätten Sie gedacht, dass jeder Zahnarzt Implantate setzen darf, egal wie gut oder schlecht er diese chirurgische Tätigkeit beherrscht? Dass jeder Zahnarzt sich „Spezialist nennen darf, ohne dass daran eine Qualifikation gebunden sein muss? Beides gibt es sowohl in Österreich als auch in Deutschland, und beides kann für Patienten durchaus ein Nachteil sein. In Deutschland wird derzeit nur in kleinen Fachkreisen diskutiert, ob eine chirurgische Qualifikation Voraussetzung sein müsste für das Setzen von Implantaten. Gegner einer solchen Beschränkung sitzen in der Industrie und in der Standesvertretung. Für sie ist es lukrativer, dass alle alles dürfen. Auch „Implantologe darf sich jeder Zahnarzt einfach so aufs Schild schreiben. Daran ist keine geprüfte Fachkenntnis gebunden. Teilweise müssen Zahnärzte in Deutschland nicht einmal für die Genehmigung eines offiziellen Tätigkeitsschwerpunktes einer Landeszahnärztekammer besondere Kenntnisse nachweisen. Doch im Studium lernen normale Zahnärzte höchstens im Schweinekiefer, Implantate zu setzen. Und selbst wenn sie sich danach für eine der anspruchsvollsten Fortbildungen anmelden, etwa für das „Curriculum" der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (Kosten: rund 7.000 Euro), müssen sie nur bei fünf Patienten selbst durchgeführte Implantationen nachweisen.

    Ein Tipp: Bei komplizierten Operationen, sei es an verlagerten Weisheitszähnen oder bei schwierigen Implantationen, empfiehlt es sich, Zahnärzte mit chirurgischer Kompetenz aufzusuchen. Die kann man immerhin am Titel erkennen: Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen haben Medizin und Zahnmedizin studiert und eine fünfjährige Facharztausbildung absolviert. In Deutschland gibt es zusätzlich den Fachzahnarzt für Oralchirurgie. Für diesen Titel muss ein Zahnarzt eine dreijährige hauptberufliche Weiterbildung mit abschließender Prüfung absolvieren.

    Und dann ist da das Thema Fortbildung. Als Patient würde man sicher meinen (oder hoffen), dass die Fortbildungspflicht ebenso kontrolliert und sanktioniert wird wie Hygienevorschriften. Tatsächlich aber bedeutet „die Nichtteilnahme am zahnärztlichen Fortbildungsprogramm der Österreichischen Zahnärztekammer (...) keinerlei Einschränkung der Berufsbefugnis. Ein zahnloser Tiger ist in Österreich auch die Qualitätssicherungs-Verordnung. Zwar sind seit 2008 alle niedergelassenen österreichischen Zahnärzte gemäß § 22 Zahnärztegesetz verpflichtet, regelmäßig (alle fünf Jahre) eine umfassende Evaluierung der Qualität durchzuführen. Aber dies geht per Internet – als Selbstevaluierung. Ob man bei den 51 Fragen ehrlich antwortet oder flunkert, kontrolliert niemand – obwohl das Zertifikat eine „hohe Qualität bestätigt. [10] Ganz schön bequem.

    Fazit: Solange es keine Qualitätskontrollen gibt, undurchsichtige Spezialisierungen und kaum neutrale, gut geprüfte Gesundheitsinformationen zur Zahnmedizin, solange nur sehr wenige unabhängige Patientenberatungsstellen existieren und die Krankenkassen Privatleistungen nicht kritisch prüfen, müssen Sie als Patient die Sache leider selbst in die Hand nehmen. Sie müssen sich informieren, bevor Sie beim Zahnarzt einer Behandlung zustimmen. Dieses Buch leistet einen Beitrag zu mehr Transparenz. Je mehr Sie als Patient wissen, desto besser. Fragen Sie beim Zahnarzt immer kritisch nach. Ein guter Zahnarzt wird Ihnen das nicht übelnehmen.

    Tanja Wolf ist Medizinjournalistin aus Deutschland mit Schwerpunkt Zahnmedizin. Sie schreibt für Spiegel Online und arbeitet u.a. für den IGeL-Monitor, Medizin Transparent und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). 2017 leitete sie das Projekt „Kostenfalle-Zahn" bei der Verbraucherzentrale NRW.

    2014 erschien ihr Sachbuch „Murks im Mund. Missstände in der Zahnmedizin, 2016 ihr „Ratgeber Zähne: Was Patienten wissen müssen. Mehr unter www.lupetta.de

    Quellen:

    [1] „Einstellungen und Bewertungen der Bevölkerung zur zahnärztlichen Versorgung in Deutschland – Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage 2011". Repräsentative Imagestudie des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ). Link: https://www.idz.institute/publikationen/idz-information/einstellungen-und-bewertungen-der-bevoelkerung-zur-zahnaerztlichen-versorgung-in-deutschland.html

    [2] Ergo, Zahnarztkosten in Deutschland. Link: https://www.ergo.de/de/Ratgeber/zahngesundheit/zahnarztkosten_in_deutschland

    [3] Bundeswirtschaftsministerium, Gesundheitswirtschaft, Fakten & Zahlen 2017. Link: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Wirtschaft/gesundheitswirtschaft-fakten-zahlen-2017.pdf?__blob=publicationFile&v=18

    [4] Bundesgesetz über die Krankenversicherung KVG, Art. 31, https://www.sso.ch/fileadmin/upload_sso/1_SSO/8_Berufsbilder/SSO_Zahnmed_dt_GzA.pdf

    [5] Rheinische Post, Interview mit Landesjustizminister Thomas Kutschaty, 25. Juni 2014, https://www.dentalmagazin.de/news/kritik-an-porsche-zitat-von-nrw-justizminister/

    [6] Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, Jahrbuch 2018, S. 113

    [7] Barmer GEK, Zahnreporte. Link: https://www.barmer.de/presse/infothek/studien-und-reports/zahnreporte/zahnreport-70612

    [8] BZÄK Mitgliederstatistik 2017. Link: https://www.bzaek.de/ueber-uns/daten-und-zahlen/mitgliederstatistik/fachzahnaertze/

    [9] Repräsentative Umfrage des Projektes „Kostenfalle-Zahn" der Verbraucherzentrale NRW zu kostenpflichtigen Zusatzleistungen beim Zahnarzt (2017). Link: https://www.kostenfalle-zahn.de/projekt-kostenfalle-zahn/gut-zu-wissen/-marktcheck-kostenpflichtige-extras-beim-zahnarzt-13537 (siehe auch Positionspapier des Projektes, März 2018, https://www.kostenfalle-zahn.de/sites/default/files/2018-03/Positionspapier_Zahnmedizin_VZ_nrw_maerz2018_v2.pdf)

    [10] Qualitätssicherungs-Verordnung in Österreich. Link: http://wr.zahnaerztekammer.at/fileadmin/content/oezak/qualitaetssicherung/qualitaetssicherung_oezz.pdf

    VORWORT DES HERAUSGEBERS

    Ein Artikel in der österreichischen Tageszeitung „Der Standard ließ vor einiger Zeit aufhorchen: „Österreicher geben fast eine Milliarde Euro für Zahnmedizin aus stand dort als provokante Headline zu lesen. Und weiter: „Gesunde Zähne sind in Österreich ein teurer Spaß, denn mehr als die Hälfte der Leistungen muss privat bezahlt werden. Das Besondere der Meldung kam aber zum Schluss: „Rechnungshof übt Kritik an veraltetem Leistungskatalog.

    Das gab es noch nie! Der Rechnungshof selbst zeigt sich verwundert über den Uralt-Leistungskatalog aus dem Jahr 1956, der so gar nicht mehr in die heutige Zeit passt.

    Ob sich etwas ändern wird? Man darf gespannt sein.

    Hier der Standard-Artikel im Detail:

    Österreicher geben fast eine Milliarde Euro für Zahnmedizin aus

    20. April 2018, 10:22

    Mehr als die Hälfte muss privat bezahlt werden – Rechnungshof-Kritik an veraltetem Leistungskatalog

    Wien – Gesunde Zähne sind in Österreich ein teurer Spaß, das Ausmaß zeigt ein aktueller Bericht des Rechnungshofs: Mehr als die Hälfte der Leistungen im Lande muss aus eigener Tasche bezahlt werden, insgesamt fast eine Milliarde Euro. Nicht eingerechnet ist hier, was ohne Rechnung beglichen wurde oder ins benachbarte Ausland floss. Auch sonst sieht der Rechnungshof viel Raum für Kritik.

    Mit Stand 2014 sind es 926,1 Millionen von insgesamt 1,815 Milliarden Euro, die privat bezahlt wurden, basierend auf den Einkommensteuerdaten der Zahnärzte. 888,6 Millionen entfielen auf die öffentliche Hand. Welche Leistungen den Honoraren zugrunde liegen, ist offen, denn darüber gibt es laut Rechnungshof keine Aufzeichnungen.

    Leistungsfestlegung stammt von 1956

    Als veraltet bezeichnen die Prüfer die Gesamtverträge für Zahnmedizin, die regeln, welche Leistungen von den Krankenkassen bezahlt werden. Festgelegt hat der Hauptverband der Sozialversicherungsträger das im Jahr 1956; 1972 und 1992 gab es geringfügige Aktualisierungen. Beratung, Vorsorge und Prophylaxeleistungen sind nur in sehr geringem Ausmaß vorgesehen, neuere technische Entwicklungen bleiben unberücksichtigt, kritisiert der Rechnungshof.

    Der Hauptverband habe zwar 2005 ein neues Konzept für die Zahnmedizin vorgelegt, das den Ausgabenanteil für Vorsorge von einem auf 18 Prozent erhöhen sollte. Die Verhandlungen darüber scheiterten aber unter anderem an unterschiedlichen Interessenlagen. Ab 2013 setzten die Versicherungsträger auf die Stärkung der kasseneigenen Zahnambulatorien. Eine signifikante Verbesserung wurde dadurch aber nicht erreicht. Der Rechnungshof schätzt, dass der Marktanteil der Ambulatorien für Privatleistungen 2015 nur bei zwei Prozent lag.

    Gesundheitsziele für Zahnbereich fehlen

    Auch dass es trotz der Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation in Österreich keine Gesundheitsziele für den Zahnbereich gibt, stört den Rechnungshof. Außerdem mangle es an grundlegenden Daten zu den Krankheitsbildern und den erbrachten Leistungen. „Soweit Indikatoren gemessen werden konnten, zeigte sich, dass die Erreichung der WHO-Zielwerte für 2020 gefährdet erscheint", heißt es vom Rechnungshof.

    Dieser empfiehlt, Zahngesundheits- und Versorgungsziele zu definieren, die Ergebnisse systematisch zu messen und den Leistungskatalog zu aktualisieren und stärker auf Prophylaxe auszurichten. „Von essenzieller Bedeutung ist, ob zeitnah der Abschluss eines modernen Gesamtvertrags erfolgt beziehungsweise wie auf ein weiteres Scheitern reagiert werden kann", erklärt der Rechnungshof. Außerdem soll die Einführung einer Fachzahnarzt-Ausbildung für Kieferorthopädie geprüft werden. Gemeinsam mit Spanien sei Österreich das einzige europäische Land, in dem es diese nicht gibt. (APA, 20.4.2018)

    Quelle: https://derstandard.at/2000078311148/Oesterreicher-geben-fast-eine-Milliarde-Euro-fuer-Zahnmedizin-aus#anleitung

    In einem verbürokratisierten Land wie Österreich ist es gar nicht so einfach, Bewegung in ein politisches Thema zu bringen. Wenn dieses Thema auch noch Zahnheilkunde ist und Krankenkassen involviert sind, dann wirkt es oft, als würde man gegen Windmühlen kämpfen.

    3 engagierte Zahnärzte aus Niederösterreich haben dennoch den Kampf aufgenommen und ihre Tipps und Forderungen in einem Buch verpackt. Und oh Wunder, die Kritik scheint gehört worden zu sein, denn 4 Forderungen aus „Österreich auf den Zahn gefühlt" wurden seit Veröffentlichung Ende 2016 bereits umgesetzt.

    Die 3 Zahnärzte und Autoren des Buches „Österreich auf den Zahn gefühlt" Dr. Viviane Österreicher, Dr. Gernot Österreicher aus Hollabrunn und der Kiefer- und Implantatchirurg DDr. Gerald Jahl aus Eggenburg ruhen sich auf ihren Lorbeeren aber nicht aus, sondern kämpfen weiter für bessere Gesundheitspolitik – zum Wohle aller Patienten!

    4 Forderungen aus dem Buch „Österreich auf den Zahn gefühlt" wurden 2018 politisch bereits umgesetzt

    Es muss für die politisch Verantwortlichen wohl einer schmerzhaften Wurzelbehandlung geglichen haben, was da an Kritik und Forderungen im Buch der 3 Zahnärzte publiziert wurde, denn es erregte auch die Gemüter von Zahnärzten und Patienten. Tatsache ist, dass es seit Veröffentlichung des Buches zu folgenden Anpassungen und Änderungen in der Zahnmedizin kam:

    Amalgamverbot: Seit Juli 2018 darf quecksilberhaltiges Amalgam nicht mehr bei Jugendlichen unter 15 Jahren, ebenso wenig bei schwangeren oder stillenden Frauen als Zahnfüllung verwendet werden.

    Mundhygiene gratis für Kinder: Seit 1. Juli 2018 dürfen 10- bis 18-Jährige einmal pro Jahr eine gratis Mundhygiene beim Zahnarzt durchführen lassen, um die Zahngesundheit zu verbessern.

    Selbstbehalt bei herausnehmbaren Prothesen wurde halbiert: Zum abnehmbaren Zahnersatz gehören Prothesen aus Metall oder Kunststoff.

    Anpassung bei Krankenkassenleistungen für Zahnärzte in allen Bundesländern und Angleichung der Abrechnungen bei den unterschiedlichen Bundeslandkrankenkassen.

    Das Buch der 3 Zahnärzte trifft offensichtlich den Nerv von Verantwortlichen in der Politik.

    DDr. Gerald Jahl sieht sein Engagement für die Qualität der Zahnversorgung in Österreich als sinnvollen Beitrag: „Wir sind schon ein bisschen stolz, dass wir einen kleinen Anteil an diesen für unsere Patienten wichtigen Verbesserungen hatten. So darf es ruhig weiter gehen, es gibt noch viele Baustellen in unserem Gesundheitssystem."

    Dr. Gernot Österreicher meint dazu: „Wir haben schon Staub aufgewirbelt und bekamen seit Veröffentlichung des Buches viel Zustimmung meist von Patienten, aber auch von Zahnarztkollegen, aber natürlich auch einige böse Kommentare von Seiten der Verantwortlichen in Politik und Kammern. Es gab Radiointerviews, Zeitungsberichte und auch einen TV-Beitrag zu den von uns im Buch kritisierten Themen. Es freut uns besonders, wenn wir etwas ändern konnten und daher arbeiten wir schon an einem neuen Buch."

    Und hier ist es: Das neue Buch!

    Wieder sind es 3 Zahnärzte, die sich kritisch mit dem bestehenden Gesundheitssystem auseinandersetzen und viele Informationen rund um Zahngesundheit geben.

    Diesmal haben Dr. Gernot Österreicher aus Hollabrunn, der Kiefer- und Implantatchirurg DDr. Gerald Jahl aus Eggenburg und Dr. Ulrich Guserl aus Linz, Entwickler der „Six Senses Methode" gegen Dentalphobie und Angst beim Zahnarzt, ihre Erfahrungen und ihr fundiertes Expertenwissen in ein Buch gepackt.

    Als Kämpfer für eine bessere zahnmedizinische Gesundheitsversorgung in Österreich zeigen sie in diesem Buch Kritikpunkte auf und formulieren Wünsche an Patienten, Kollegen und insbesondere an das System.

    Im Vordergrund steht allerdings umfangreiches Wissen für Sie als Patient – ganz nach dem Motto der 3 Zahnärzte: „Wir wünschen uns aufgeklärte und mündige Patienten!" Daher versorgt Sie dieses Buch mit: Information, Information, Information!

    Zahn um Zahn in Österreich – die 3 Zahnärzte wollen einen Beitrag leisten, dass Ihre Zähne lange Zeit gesund bleiben. Denn eines soll möglichst nicht eintreten: dass Sie Zahn um Zahn verlieren!

    Als Kind ist es ganz natürlich, die ersten Zähne zu verlieren, damit die zweiten, bleibenden Zähne

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