Qualitätssicherung in stationären Pflegeeinrichtungen: Die Anwendung des Resident Assessment Instruments RAI 2,0 als Qualitätsinstrument
Von Kathrin Engel
()
Über dieses E-Book
Ähnlich wie Qualitätssicherung in stationären Pflegeeinrichtungen
Ähnliche E-Books
Pflegemanagement als Beruf: Anforderungen und Aufgaben leitender Pflegekräfte im Krankenhaus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPraxisleitfaden Patientenberatung: Planung, Umsetzung und Evaluation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPflegerisches Entlassungsmanagement im Krankenhaus: Konzepte, Methoden und Organisationsformen patientenorientierter Hilfen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNicht-invasive Beatmung - Grundlagen und moderne Praxis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStress in der Altenpflege: Supervision und Salutogenese als Mittel der Psychohygiene für Altenpflegekräfte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFehlerkultur in der professionellen Pflege: Implikationen für die Ausbildung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUNTERNEHMEN(S)GESUNDHEIT: Betriebliches Gesundheitsmanagement in der Praxis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDepressionen besiegen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPflege und Betreuung Bettlägeriger: Aktivierung mit dem Strukturmodell Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOrte zum Leben - Orte zum Sterben: Palliative Care in Organisationen umsetzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesundes Arbeiten in der Sozialwirtschaft gestalten: Antworten auf den demografischen Wandel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGewalt in der familialen Pflege: Prävention, Früherkennung, Intervention - Ein Manual für die ambulante Pflege Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPflegemodell für stationäre Hospize: Theorierahmen und pflegepraktische Aspekte der Modellumsetzung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAutonomie trotz Wachkoma: Ethische Entscheidungsfindung bei neurologisch schwerst erkrankten Menschen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesund arbeiten - für alle!: Wie Sie als Betriebsrat das betriebliche Gesundheitsmanagement voranbringen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesundheitsförderung für Lehrpersonen und Schulleitungen: Ein Praxishandbuch für eine gute Schulentwicklung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenProfessionelles Schmerzassessment bei Menschen mit Demenz: Ein Leitfaden für die Pflegepraxis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnterstützung pflegender Angehöriger durch ambulante Pflegekräfte: Professionelles und bedarfsgerechtes Handeln Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKooperation und Kommunikation im Krankenhaus: Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von stationärer Pflege und Medizin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPalliativpflege in der Gerontopsychiatrie: Leitfaden für Pflegende in der Altenhilfe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAltenhilfe braucht Spiritualität Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAge Management-Konzepte für das Personalwesen: Erfahrungen und Konsequenzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenQualifizierungskurs Palliative Care für Seelsorgende: Curriculum und Einführung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKontinenzförderung: Ein Leitfaden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeben im Koma: Interdisziplinäre Perspektiven auf das Problem des Wachkomas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDienstplanung leicht gemacht: Wege zu einer erfolgreichen Arbeitsorganisation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImplementierung einer Balanced Scorecard als modernes Controlling-Instrument Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Medizin für Sie
Sprachbausteine Deutsch B2-C1 Medizin Fachsprachprüfung (FSP): 10 Übungen zur FSP-Prüfungsvorbereitung mit Lösungen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Compendium Wortschatz Deutsch-Deutsch, erweiterte Neuausgabe: 2. erweiterte Neuausgabe Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Heilfasten für Anfänger: Grundlagen des Fastens zur Entgiftung und Entschlackung des Körpers Inkl. 7-Tage-Fastenkur. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHirnforschung - Eine Wissenschaft auf dem Weg, den Menschen zu enträtseln: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Geheimnisse der Visualisierung nutzen lernen Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Lexikon der Symbole und Archetypen für die Traumdeutung Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Lexikon medizinischer Fachbegriffe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Scham und Schuld bei traumatisierten Menschen: Beschämen und Beschuldigen als Machtmittel zwischenmenschlicher Gewalt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMama, erzähl mir vom Krieg: Traumabildung in der Nachkriegsgeneration Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Das indoktrinierte Gehirn: Wie wir den globalen Angriff auf unsere mentale Freiheit erfolgreich abwehren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEpigenetik für Anfänger. Wie die Epigenetik unser Verständnis von Struktur und Verhalten des biologischen Lebens auf der Erde revolutionieren kann Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPuls des Lebens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBewegung - Fit bleiben, Spaß haben, länger leben: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrundwortschatz für Pflegeberufe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1x1 der neurologischen Untersuchung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAngst frisst Seele: Wie wir uns von (ir)realen und geschürten Ängsten befreien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen...Als die Noten laufen lernten...Band 2: Kabarett-Operette-Revue-Film-Exil. Unterhaltungsmusik bis 1945 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMedizinische Abkürzungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas große Buch der EAV: Band 1 & 2 Grundlagen und praktischen Anwendungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIntensivmedizinische Basics: Eine Einführung für Studierende und Ärzte in der Weiterbildung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrundlagen und Praxis der Soziotherapie: Richtlinien, Begutachtung, Behandlungskonzepte, Fallbeispiele, Antragsformulare Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPflegekniffe von A - Z: Pflegefehler erfolgreich vermeiden Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Akupunktur: Ein Lehrbuch für Praktiker Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPsychiatrie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKognitionsforschung: Die Kraft der Meditation (GEO eBook Single) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Gynäkologie, Geburtshilfe und Neonatologie: Lehrbuch für Pflegeberufe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeilpraktikerprüfung 960 Multiple Choice Fragen und Lösungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTrauma verstehen - erkennen - behandeln: Diagnostik und Behandlung der Traumafolgestörungen - eine aktuelle Übersicht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Qualitätssicherung in stationären Pflegeeinrichtungen
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Qualitätssicherung in stationären Pflegeeinrichtungen - Kathrin Engel
Einführung
Pflege und deren Qualität sind zu bedeutenden gesellschaftlichen Themen geworden. Dabei kommt der vollstationären Langzeitversorgung innerhalb des deutschen Gesundheitssystems eine wichtige Rolle zu. Die fachgerechte Versorgung hochgradig abhängiger Klienten in stationären Pflegeeinrichtungen nimmt heute in der Öffentlichkeit einen breiten Raum ein und besetzt einen prominenten Platz in der politischen Diskussion. Diese Diskussion steht in Zusammenhang mit dem zunehmenden „Problemdruck" aufgrund des wachsenden Anteils alter Menschen in der Bevölkerung bei sich gleichzeitig verknappenden öffentlichen Mitteln. Steigende Anforderungen ergeben sich zudem aus veränderten Rahmenbedingungen, u. a. durch die Entwicklung im Krankenhausbereich. Die Relevanz des Themas Qualität ist aber auch der zunehmenden Verbrauchersouveränität und der marktwirtschaftlichen Situation in der bundesdeutschen Pflegelandschaft geschuldet.
Zusätzlich zu diesen Veränderungen, die die Qualitätsbemühungen der Einrichtungen forcieren, stellen vielfältige gesetzliche Vorgaben eine Herausforderung für die Einrichtungen dar. Im Mittelpunkt dieser Bestimmungen steht die „Weiterentwicklung eines internen Qualitätsmanagements, das auf eine stetige Verbesserung der Qualität gerichtet ist" (§ 80 SGB XI). Der Erfolg der Qualitätsaktivitäten wird u. a. durch die Qualitätskontrollen des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen (MDK) überprüft.
Um all diesen Anforderungen gerecht zu werden, zeigen viele Pflegeeinrichtungen umfangreiche Qualitätsbemühungen: Zertifizierungen und Qualitätssiegel werden erworben oder angestrebt, Qualitätsordner werden angelegt, Qualitätszirkel tagen, Expertenstandards und Dokumentationsbestandteile zur ihrer Umsetzung werden eingeführt, Pflegevisiten werden durchgeführt und immer neue Standards und Handlungsrichtlinien erstellt.
Ungeachtet dessen zeigt aber auch der jüngst veröffentlichte Bericht des Spitzenverbandes der Krankenversicherungen zu den Qualitätskontrollen in stationären Einrichtungen (MDS 2007), dass die Qualitätserbringung und/oder -darlegung für viele Einrichtungen mit Schwierigkeiten verbunden ist. Dies betrifft insbesondere den Bereich der Prozess- und Ergebnisqualität und damit den Nachweis einer qualitätsgerechten Berufsausübung.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie in diesen Bereichen eine dauerhafte Verbesserung der Pflegequalität und eine adäquate Darlegung der erzielten Ergebnisse erreicht werden kann. Notwendig scheinen Verfahren, die die Mitarbeiter als „Hauptakteure" der Pflege in die Lage versetzen, Qualität zu erbringen und direkt an der pflegerischen Leistungserbringung – als Kernstück der Qualität in Pflegeeinrichtungen – ansetzen. Ideal wäre ein internes Instrument, das im Pflegealltag zur Anwendung kommt und dessen Ergebnisse extern dargelegt und auch kontrolliert werden können.
Es muss jedoch konstatiert werden, dass die meisten derzeit in Deutschland zum Einsatz kommenden Instrumente diesen Forderungen nicht Rechnung tragen. Sie eignen sich vielmehr zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine gute Leistungserbringung, bilden Teilbereiche der Prozessqualität ab oder verbessern das professionelle Handeln für einzelne pflegerische Aspekte. Verfahren, die die pflegerische Realität umfassend abbilden, im Pflegealltag gehandhabt werden können und die Mitarbeiter dazu anhalten, die Ergebnisse ihrer Arbeit genau darzustellen, zu hinterfragen und zu kontrollieren, finden derzeit kaum Anwendung. Einen Beitrag zur Schließung dieser Lücke will dieses Buch leisten¹.
Dazu erfolgt zuerst eine Annäherung an das Thema Pflegequalität aus verschiedenen Perspektiven. Betrachtet werden insbesondere:
Die steigende Bedeutung der Pflegequalität (Kapitel 2). Erörtert wird zunächst der steigende Bedarf an stationären Pflegeleistungen als Folge der demographischen Entwicklung und der Veränderungen im Krankenhausbereich. In einem zweiten Schritt wird beleuchtet, wie diese Zunahme des Bedarfs mittelbar zu einem Bedeutungszuwachs des Themas „Qualität in der Pflege" geführt hat. Als Antriebsmomente für die steigende Relevanz von Qualität in der Pflege wurden neben gesetzlichen Vorgaben die zunehmende Konkurrenz zwischen Pflegeeinrichtungen und eine wachsende Verbrauchersouveränität identifiziert.
Die Merkmale von Dienstleistungen, insbesondere der Pflege als spezieller Dienstleistung (Kapitel 2). Die Betrachtung der Besonderheiten von Pflege erweist sich als bedeutsam für die Verwendung des Qualitätsbegriffes im pflegerischen Bereich sowie bei der Übertragung von Prinzipien aus Qualitätskonzepten anderer Bereiche.
Die Anforderungen an die Qualität in vollstationären Langzeitpflegeeinrichtungen (Kapitel 3). Ausgehend von den Prinzipien bewährter Qualitätskonzepte wurden Prämissen und Anhaltspunkte extrahiert, die für die Qualitätsverbesserung der pflegerischen Leistungserbringung bedeutsam sind.
Die Situation der Qualitätssicherung in der Praxis (Kapitel 4). Anhand der Darstellung der Wirkungsweise der gebräuchlichsten Instrumente wird erörtert, inwieweit diese sich im Prozess der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung als angemessen erweisen bzw. welche Bereiche der Qualität in der Pflege mit diesen Verfahren abgedeckt werden können.
Ausgehend von diesen Überlegungen wird im Rahmen einer Evaluation (Kapitel 5) empirisch untersucht, inwieweit die Pflegequalität in Einrichtungen der vollstationären Langzeitversorgung mit der Einführung eines umfassenden, standardisierten und strukturierten Assessmentverfahrens verbessert werden kann (Kapitel 6 und 7).
Fokussiert werden insbesondere Möglichkeiten der Qualitätsverbesserung, die auf einer verbesserten Befähigung der Mitarbeiter zur Qualitätserbringung auf der Grundlage einer genauen Zustandsfeststellung und damit eines veränderten Dokumentations- und Planungsverhaltens fußen.
Unter „Befähigung wird in diesem Buch aber weniger die formale Qualifikation der Mitarbeiter verstanden, auf die sich u. a. das SGB XI oder die Qualitätsgrundsätze der Leistungserbringer und Kostenträger beziehen. Vielmehr ist die tatsächliche Fähigkeit des Pflegepersonals gemeint, „professionelle
Qualität zu erbringen, diese Qualität auf der Grundlage von Ergebnissen, die sich auch nach außen darstellen lassen, eigenständig zu kontrollieren und so aktiv am Qualitätsprozess zu partizipieren.
Unter professioneller Qualitätserbringung durch das Pflegepersonal wird diagnostisches, geplantes, auf dem Stand der Kenntnis basierendes und auf die Erhaltung der Autonomie der Klienten gerichtetes Handeln verstanden (vgl. Kämmer/Sirsch 2005).
Im Rahmen einer Interventionsstudie unter den Bedingungen des pflegerischen Alltags wird aufgezeigt, inwieweit sich die Einführung des Resident Assessment Instrument RAI 2,0 auswirkt. Untersucht wurde insbesondere:
Handlungs- und Prozessorientierung, Befähigung der Mitarbeiter:
Steigert das Instrument eine qualitätsgerechte Berufsausübung? Bewirkt es einen Wissenszuwachs hinsichtlich pflegerelevanter Kenntnisse?
Fördert das Instrument die Zusammenarbeit der an der Pflege Beteiligten?
Verbessert sich die Zustandsfeststellung als Voraussetzung der Qualitätserbringung?
Beeinflusst der Einsatz des RAI das Pflegeplanungsverhalten als weiteren qualitätsrelevanten Schritt des Pflegeprozesses?
Bewohnerorientierung; Ergebnisdarstellung:
Eignen sich die Assessmentdaten für die Qualitätsdarstellung?
Können auf der Grundlage der genauen Zustandsfeststellung Hinweise für die weitere Qualitätsverbesserung gewonnen werden?
Erhalten die Mitarbeiter ein Feedback über ihre Tätigkeit und verfügen sie mit diesem Instrument über ein „Handwerkszeug" zur Selbstkontrolle?
Zur Beantwortung dieser Fragestellungen wurde das Instrument in vier Pflegeeinrichtungen im Verlauf eines Jahres implementiert und evaluiert.
1 In diesem Buch werden praxisrelevante Auszüge aus der Studie „Qualität in Einrichtungen der vollstationären Langzeitpflege" (Engel 2006) dargestellt. Die Studie ist vollständig unter http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=983439169&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=983439169.pdf einzusehen.
1 Ausgangssituation
1.1 Steigender Bedarf an stationären Pflegeangeboten
Die Anzahl von Einrichtungen der stationären Langzeitversorgung hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten stetig zugenommen. Sie stieg im Bundesmaßstab von Januar 1998 bis Oktober 2001 um ca. 9 %, das entspricht einer Zunahme um 681 Pflegeheime (BMFSFJ 2002, S. 259). Von 2001 bis 2006 ist eine erneute Zunahme um 11 % – das sind 929 Pflegeheime – zu verzeichnen (MDS 2007). Insgesamt existieren 2006 in der Bundesrepublik 10.129 nach SGB XI zugelassene Pflegeheime.
Die statistischen Daten von 2005 weisen für Deutschland ca. 2,08 Millionen Pflegebedürftige im Sinne des SGB XI aus (Statistisches Bundesamt 2007). Von dieser Gruppe nahmen bundesweit etwa 700.000 Personen vollstationäre Leistungen in Anspruch – dies sind 32,5 % (BMG 2007).
Aller Voraussicht nach wird der Bedarf auch in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Auf der Grundlage von Modellrechnungen wird prognostiziert, dass jährlich etwa 10.000 zusätzliche Pflegeheimplätze benötigt werden (KDA 2003a). Bedingt ist diese Entwicklung in erster Linie durch die demographische Entwicklung und die Veränderung der Bevölkerungsstruktur. Aber auch die Einführung der sog. Diagnosis Related Groups (DRGs) im Krankenhausbereich hat Auswirkungen auf den Bedarf an stationärer Pflege.
Freilich steht die Zunahme des Bedarfs an stationären pflegerischen Versorgungsleistungen nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Bedeutungszuwachs des Themas „Qualität in der Pflege, das Gegenstand dieses Buches ist. Mit steigendem Bedarf erhöht sich jedoch der Stellenwert der Pflege in der gesellschaftlichen Diskussion. Der so entstandene „Problemdruck
ist eine wesentliche Ursache für weit reichende Gesetzesänderungen, mit denen Pflegeeinrichtungen direkt oder indirekt zu einer Verbesserung der Pflegequalität verpflichtet werden.
Mit der veränderten Gesetzgebung gehen weitere Entwicklungen einher – das Entstehen einer marktwirtschaftlichen Situation in der bundesdeutschen Pflegelandschaft und die zunehmende Verbrauchersouveränität forcieren ebenfalls die steigende Relevanz von Qualität in Pflegeeinrichtungen.
Nachfolgend werden zunächst die Auswirkungen der demographischen Entwicklung und der Entwicklungen im Krankenhausbereich auf die Zunahme des Pflegebedarfs und des Bedarfs an stationären Einrichtungen beleuchtet.
1.1.1 Steigender Bedarf als Folge der demographischen Entwicklung
Im Folgenden wird erörtert, warum eine Zunahme des Bedarfs an stationärer Pflege zu erwarten ist.
Die Anzahl und der Anteil alter Menschen in der Bevölkerung nehmen zu
Die demographische Entwicklung in Deutschland ist gekennzeichnet durch eine zunehmende Zahl älterer und alter Menschen und durch eine Strukturverschiebung hinsichtlich des Alters der Bevölkerung zugunsten der höheren Altersgruppen (BMFSFJ 2002). Prognosen zeigen ein Anhalten dieser Tendenz auf; bis zum Jahr 2030 wird etwa jeder dritte Deutsche zu den 65-jährigen oder älteren gehören (Statistisches Bundesamt 2006). Insgesamt ist laut der Bevölkerungsprognose des Statistischen Bundesamtes bis zum Jahr 2050 mit einer Zunahme der über 65-jährigen um etwa sieben Millionen Menschen – auf über 20 Millionen – zu rechnen. Der Anteil der über 80-jährigen Personen wird von derzeit ca. 4 % auf über 11 % ansteigen: Die Gruppe der 80 bis 90-jährigen wächst dann um etwa vier Millionen Personen (Statistisches Bundesamt 2006).
Besonders hervorzuheben ist der überproportionale Anstieg des Anteils der sog. Hochaltrigen, dies ist die Gruppe der über 90-jährigen. Für diese Gruppe ist eine Zunahme um eine Million Personen prognostiziert. Gleichzeitig liegt die Zahl der Geburten unterhalb des Bestandserhaltungsniveaus, es muss von einer relativen Alterung der Bevölkerung gesprochen werden (ebd.). Zusammenfassend kann von einer „dreifachen Alterung unserer Gesellschaft gesprochen werden: Die absolute Zahl älterer Menschen nimmt zu, der relative Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung steigt und das Phänomen der „Hochaltrigkeit
weitet sich aus (vgl. Tews 1996).
Alte und hochaltrige Bevölkerungsgruppen haben einen erhöhten Versorgungsbedarf
Auch wenn die Morbidität der allgemeinen Bevölkerung und der „jüngeren Alten"² seit Jahren abnimmt (vgl. Schwartz/Walter 2000), ist die Zunahme der Lebenserwartung nicht mit einem gleichbleibenden Gesundheitszustand verbunden. Viele Krankheiten und Beeinträchtigungen bei alltäglichen Verrichtungen manifestieren sich erst im hohen und höchsten Alter (exempl.